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1. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 84

1855 - Heidelberg : Winter
84 §. 86. Alleinherrschaft Constantin's. §. 87. Constantin's Nachfolger. die letzte Christenverfolgung aus. Nach seinem Tod entstand eine acht- zehnjährige Verwirrung, während welcher sechs, dann vier Imperatoren neben einander herrschten und sich untereinander bekriegten bis endlich 312constantin durch die Schlacht am rothen Stein bei Nom sich ii.chr.die Herrschaft über den Westtheil, und eilf Jahre nachher durch seine Siege bei Adrianopel und Chalcedou die Alleinherrschaft über das ganze Reich erkämpfte (323). 2. Wechselnde Ginigung und Th eilung der Reichs- gewalt von Constantin bis Theodosius. 1. Die Alleinherrschaft Constantin's und Sieg des Christenthnms. §. 86. Hun war auch für die Christen das Ende ihrer Leiden gekom- men; denn Constantin erhob das Christenthum zur herr- schenden Religion, gewährte zwar anfangs dem Heidenthum noch Duldung, verbot aber später dasselbe ganz. Trotz der Unlauterkeit seines Characters schützte er die Kirche auf jede Weise, wenn man auch sagen muß, daß die Verbindung derselben mit dem Staat ihr nicht blos Vor- theile, sondern auch entschiedene Nachtheile brachte. Um einen das ganze Reich erschütternden Kirchenstreit zu schlichten, veranlaßte er 325 das e rst e ökumenische Concilium, d.h. die erste allgemeine Kirchen- versammlung zu Nicäa, auf welcher der Arianismus oder die falsche Lehre des Presbyters Artus, welcher behauptete, Christus sei bloß ein Geschöpf, hauptsächlich durch die siegreiche Glaubenstrene des Athana- sius verworfen wurde. Constantin's Hauptthätigkeit aber war auf Einführung einer neuen Hof- und Staatsverfassung gerichtet, welche die Durchführung der völligen Selbstherrlichkeit zum Zweck und einen vorherrschend morgenländischen Character hatte. Er verlegte seine Residenz nach Byzanz, welches später nach ihm den Namen Co nstan- t i n o p e l erhielt. Nachdem er für das Wohl und die Sicherheit des Reiches nach Kräften gesorgt hatte, ließ er sich in seinem 65. Jahre taufen und starb 337 n. Chr. 2. Die Nachfolger Constantin's bis Theodosius. §.87. Aach langen Kämpfen zwischen seinen Söhnen vereinigte Con- sta ntius (353) wieder das ganze Reich, hatte aber alle Hände voll zu thun, um die im Osten und Westen eindriugenden Barbaren ab- zuhalten , was ihm in Gallien gegen die dort eindringenden Alemannen und Franken nur mit Hülfe seines tapfern Vetters Julianus gelang. Die christliche Kirche, in deren Inneres er herrschsüchtig ein- griff, verweltlichte unter ihm immer mehr; Glanz und Pracht, äußere

2. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 86

1855 - Heidelberg : Winter
86 §. 89. Theilung des römischen Reichs und Fortgang der Völkerwanderung. Der betrübende Anblick des in die Kirche immer mehr eindringenden Verderbens führte viele fromme Gemüther schon damals dem Mönch- thum oder Klosterleben zu. Das Einsiedler- und Klosterleben verdankt seine Entstehung dem Anto- nius, dem Sohne angesehener und reicher Eltern in Aegypten, der sich in eine Einöde zurückzog., nachdem er sein Vermögen unter die Armen vertheilt hatte. Viele folgten dem Beispiel dieses als Heiligen verehrten Mannes und widmeten sich aus seinen Antrieb dem Gebet und der Handarbeit, so daß sich bei seinem Tode (656) gegen 3000 Einsiedler in den Einöden Aegyptens befanden. Die berühmteste Vereinigung solcher Einsiedler war die, welche Pachomius auf der Nilinsel bei Thebals stiftete. Man nannte eine solche Vereinigung Cönobium oder Monasterium; Pachomius selbst hatte den Titel Abbas (Vater, Abt). Die Glieder einer solchen Vereinigung waren nach gewissen Ordnungen eingestellt, und trieben ihre Geschäfte und Andachtsübungen nach bestimmten Regeln. Dies war der Anfang des Klo- sterlcbens oder des Mönchthums, das zuerst nur im Morgenland sich ver- breitete, im nüchterneren Abendland aber erst später auskam und dort we- sentliche Verbesserungen erhielt, so daß die Klöster jener Zeit wohltbätige Pflegestätten für die leidende Menschheit wurden; doch verband sich mit ihnen auch bald eine gewisse Werkheiligkeit, die dem geistlichen Leben nachthcilig wurde. 4. Theilung des römischen Reichs und Fortgang der Völkerwanderung. §.89. Der Kaiser Theodosins theilte vor seinem Tode das Reich 393 förmlich unter seine beiden unmündigen Söhne, und von da an wurde n.cl'rhie Trennung des östlichen und westlichen Theils eine bleibende. Das oströmische Reich mit der Hauptstadt Constantinopel wurde von Ar cadrus, das weströmische mit dem Regierungssitz Ravenna von Honorius und seinem Reichsverweser Stilicho, einem Vandalen, be- herrscht. Dieser hielt die germanischen Völker mit starker Hand noch von der Gränze zurück; aber nach seinem Sturz und Tod überflutheten die Westgothen unter ihrem König A l a r i ch Italien, erstürmten und plünderten die Stadt Rom im Jahre 410. Nach Alarichs gewaltsamem Tod zogen sie unter seinem Nachfolger Athaulf nach Gallien und von dort nach Spanien, wo sie das westgt'thische Neich gründeten, 419das nachher von der Garonne bis Lusitanien reichte und Tolosa (Toulouse) zur Hauptstadt bekam. Zuvor schon hatten sich andere germanische Stämme, Sueven, Ala- nen, Vandalen, nach Spanien gewendet und dort sich niedergelassen. Die Vandalen wurden von dem Statthalter Bonifacius in Afrika gegen die Kaiserin Placidia zu Hilfe gerufen, zogen unter ihrem König Gei- ser ich in wilden Schaaren nach Afrika hinüber, setzten sich im Lande 429 fest und gründeten das vnndalische Neich.

3. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 145

1855 - Heidelberg : Winter
145 §. 141. Der schwedisch-deutsche Krieg. lians Rath, gegen die Protestanten das Restit.utionsedikt 1629 nach welchem sie alle seit 1552 eingezogenen Kirchengüter herausgeben sollten. Zur Durchführung desselben behielt der Kaiser seine Heere bei. Weil ans diese Weise der Kaiser seinem Ziel, die kaiserliche Hoheit im deutschen Reich wieder völlig herzustellen, immer näher rückte, so wandte sich Frankreich, darüber eifersüchtig, an Schweden, dessen König Gustav Adolf so eben glänzende Siege über Sigmund Iii. von Polen erfochten hatte, und versprach ihm geheime Unterstützung. Gustav Adolf selbst dachte bereits an einen Krieg mit dem Kaiser, weil dieser die Polen gegen ihn unterstützt hatte und den evangelischen Glauben unterdrückte. Auch die katholischen Fürsten sahen mit Sorge auf die aroße Macht des Kaisers und mit Unwillen auf die Bedrückungen und Anmaßungen Wallensteins und setzten auf dem Regensburger Reichstag 1650 die Entlassung desselben durch. Wallenstein gehorchte in stolzer Ruhe, wohl voraussehend, daß bald eine Zeit kommen werde, wo man seiner wie der bedürfen würde. 3. Der schwedisch-deutsche Krieg. §. 141. Da, als die Protestanten nirgends einen Ausweg aus ihrer gedrückten Lage sahen, erschien ihnen unversehens-der Retter. Gustav Adolf, König von Schweden, landete am 24. Januar 1630 mit 15,000 tapfern, unverdorbenen Schweden in Pommern und for- derte die protestantischen Fürsten zum Anschluß an ihn auf. Gustav Adolf war damals iu der Kraft seiner Jahre, ein Held nach Körper und Geist, ernst und freundlich, voll lebendigen Glaubens, tapfer und furchtlos, umsichtig thättg und von scharfem Verstand. Erhalte seine getreuen Stände versammelt, seiner 4jährigen einzigen Tochter Christine huldigen lassen, einen Reichshofrath unter dem Kanzler Arel Oren stier na zur Füh- rung der Reichsverwesung eingesetzt und war ausgczogen, um seinen evangeli- schen Brüdern zu helfen. Er vertrieb die Kaiserlichen aus Pommern, dessen Herzog sich ihm anschloß, befreite Mecklenburg und suchte das von Tilly hartbedrängte Magdeburg zu retten. Aber die Kurfürsten Georg Wilhelm von Brandenburg und Johann Georg von Sachs en, zwei unent- schlossene Männer, die ihm, als einem Fremden, nicht trauten, wei- gerten sich, ihm den Durchzug zu'gestatten. Unterdessen eroberte und zerstörte Tilly Magdeburg, von dessen Einwohnern wohl 20,000 das Leben verloren. Nun zwang Gustav Adolf den Kurfürsten von Brandenburg zum Bündniß mit ihm, und als sich Tilly gegen Sachsen wendete, bat auch der geängstete Johann Georg den König um Hilfe. Dieser entschloß sich am 7. September zur Schlacht bei Leipzig 1831 Leitfaden der Weltgeschichte. 10

4. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 147

1855 - Heidelberg : Winter
147 §. 142. Der westfalische Friede. m welcher die Schweden so völlig geschlagen wurden, daß Bernhard, der junge Eberhard von Württemberg und der Markgraf -Friedrich von Baden über den Rhein, flohen, und Kursachs.en sich bewogen fühlte, mit dem Kaiser den Prager Separatfrieden zu schließen, dem 1635 auch noch andere protestantische Fürsten beitraten: 4. Der schwcdisch-französisch-deutsche Kr.ieg. §.142. Da hierauf Frankreich offen auf Schwedens Seite trat, um Habsburgs Macht zu verringern und deutsche Lande am Rhein an sich zu reißen, so verwandelte sich der Religionskrieg in einen Krieg der poli- tischen Parteien 'und' Interessen. Der schwedische Feld-marschall Bauer fiel in Sachsen ein und schlug in der blutigen Schlacht bei Witt stock 'das sächsisch-öster- reichische Heer, worauf Sachsen, Thüringen, Brandenburg und Pom- mern wieder in schwedische Hände fielem Auch die beiden kaiserlichen Generale Gallas und Johann von Wxrth mußten vor den fran- zösischen Heeren zurückweichen. Der Tod des Kaisers Ferdinand Ii. (1637) machte dem ver- heerenden Kriege kein Ende; sein Sohn Ferdinand Iii. setzte ihn fort. Die Franzosen aber unterstützten Bernhard und versprachen ihm den Breisgau als erbliches Fürstenthum. Als er aber Breisach erobert hatte und behalten wollte, starb er plötzlich (1639) und die Franzosen nahmen sogleich das Elsaß und den Breisgan für sich in Besitz. Von da an war der Krieg fast nichts mehr als ein plünderndes Umher- ziehen raubsüchtiger Söldnerschaaren, so daß das Elend Deutschlands über die Maßen stieg und der Wunsch nach Frieden immer allgemeiner und dringen- der wurde. Von den schwedischen Anführern war es besonders noch der unermüdliche Torstenson, welcher den Kaiser in die größte Noth brachte und auch Sach- sen zu einem Ne u t ra litäts v er tr ag zwang. Auch sein Nachfolger Wrangel und der französische Fcldmarschall Turenne bedrängten Maxi- milian von Bayern aufs Härteste, und verwüsteten sein Land. Endlich gediehen die seit 1644 zu Münster und Osnabrück begon- nenen und durch Frankreichs List und Trug verzögerten Friedensnnter- handlungen zu ihrem Schluffe und eben als der schwedische General Königs m a r k Prag überrumpelt hatte, wurde am 24. Oktober 1648 der westfälische Friede verkündigt. Die Hauptbedingungen desselben waren: l) Frankreich erhielt das österreichische Elsaß, den Sundgau, Breisach und Philippöburg, die Reichsvogtei über 10 elsäßische Städte und die Ober- hoheit über Metz, Toul und Verdun; 10*

5. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 8

1855 - Heidelberg : Winter
8 §. 4. Die Entstehung des Heidenthums. Aber auch bei den Nachkommen Noah's war das Andenken an das gewaltige Strafgericht Gottes bald erloschen; die Sünde nahm auch bei ihnen wieder mehr und niehr überhand. Sie beschloßen, gegen den Willen des Herrn, nach welchem sie die ganze Erde bevölkern sollten, im Lande Sinear beisammen zu bleiben und einen hohen Thurm zu bauen, damit sie sich einen Namen machten und nicht so leicht zer- streut würden. Doch Gott vereitelte ihr Beginnen, indem er die Völker- und Sprach enscheidung eintreten liest, die sie zwang, anseinanderzu gehen. Jedes Volk-sollte seine eigenen Kräfte üben und ausbilden, bis die Zeit gekommen seyn würde, in der nach Gottes Rath Eine Heerde unter Einem Hirten werden sollte. So bildeten sich denn die verschiedenen Völkerstämme ans, die nach ihrem körperlichen Aussehen, nach ihren geistigen Eigenschaften und nach ihren Sprachen so sehr von einander abweichen. Doch ist ungeachtet dieser Abweichungen, ungeachtet dieser verschiedenen Menschenracen, deren man gewöhnlich fünf zählt, und ungeachtet der verschiedenen Sprachen ihre gemeinschaftliche Abstammung nicht zu verkennen. Nach den verschiedenen Woh nplätzen, welche sich die auseinander ziehenden Geschlechter wählten, bildeten sich auch die Lebensweisen und Schicksale der Völker verschieden ans. Die einen setzten sich in fruchtbaren Flußthälern und Ebenen fest, und wurden so zum Ackerbau, zur Gründung von Städten und Dörfern geführt, was sie wieder weiter zum Handel und Gewerbe, zur Kunst und Wissenschaft leitete. — An- dere ließen sich an Meeresküsten nieder, welche sie zur Schifffahrt und zum Handel einluden; wieder andere, die sich in Wüsten und Steppen verloren hatten, waren auf Viehzucht und das damit verbundene No- madenleben angewiesen; und solche, die in Gebirgen lebten, nährten sich von der Jagd, die sie zu Krieg und Raub leitete und in Rohheit und Wildheit versinken ließ. 4. Die Entstehung des Heidenthums. §. 4. De länger je mehr aber entfremdete sich das neue Menschen- geschlecht seinem Gott und Herrn und wurde immer unempfänglicher für seine Offenbarungen, so daß am Ende von seiner Gottes-Erkennt- niß nichts übrig blieb, als das allgemeine Gefühl der Abhängig- keit von einem höhern Wesen, die Erinnerung an einen früheren seligen Zustand, ein mehr oder weniger deutliches Schuldbewußt- s e y n und ein Sehnen nach Erlösung. Die Menschen suchten zwar das, was sie noch von Gott wußten, durch äußere Zeichen sestzuhalten,

6. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 90

1855 - Heidelberg : Winter
90 §. 93. Das Frankenreich und. d. Merovingern. §. 94. Muhammed. Garibald von Bayern, 'und deren zweitem Gemahl Agilulf vom Arianismus zum katholischem Christenthum über. 4. Das Frankenreich unter den Merovingern. §. 93. Das von Chlodwig gegründete Frankenreich, das sich nach sei- nem Tode in Neustrien und Anstrasien d. i. in Westfranken und Ostfranken theilte, erfuhr in der' Folge noch mehrmalige Theilungen, und wurde besonders durch den Haß zweier Königsweiber, Fredegunde und Brunhilde, in schreckliche Bruder- und Bürgerkriege gestürzt. Bei der zunehmenden Schwäche der Könige .bekam an jedem der fränkischen Höfe der Majordomus (Hausmayer), d. h. der Auf- seher über die Krongüter, allmählig. die Leitung des Staats in die Hand. Anfangs lebten diese Hausmay'er vielfach mit einander im Kampf, bis Pipin von Heristall, der Majordomus von Anstrasien sich unter dem Titel „Herzog und Fürst der Franken" zum alleini- 687 gen Hausmayer des ganzen Frankenlandes machte. Dabei war es aber mit dem Christenthum unter den Franken sehr schlimm bestellt; ja dasselbe wäre wohl ganz in Verfall gerathen, wenn nicht eifrige Glaubensboten von Irland und England nach Fran- ken und Deutschland gekommen wären, um den Samen des Evange- liums aufs Neue auszustreuen. Die wichtigsten dieser treuen, unermüdeten Missionare waren Columbai» (590—615) in Allcmannien, dessen Schüler Gallus das Kloster St. Gal- len stiftete, Kilian in Franken, Emmeran in Bayern, Willibrord mit cilf Gehilfen bei den Friesen. 2. Das Morgenland unter dem Einfluß des Islam. Dtttmar'ö htstor. Atlas. Taf. Ix. vergl. mit V. u. Vf. b. 1. Muhammed und die drei ersten Chalifen. §.94. Aaum war das oströniische Reich unter dem Kaiser Heraklius durch die Schlacht bei Ninive (627) der Noth und Gefahr ent- gangen, welche ihm die Neuperser unter Kosru 1!. bereitet hatten, als ein neuer noch schwererer Sturm über dasselbe hereinbrach. Die christ- liche Kirche des Morgenlandes war nämlich so ausgeartet, daß der Herr derselben in seinem Nathe beschloß, den Leuchter des Evangeliums da- selbst umzustoßen. Dies geschah durch die von Muhammed gestif- tete neue muhammedanische Religion. Muhammed wurde im Jahr 571 zu Mecca geboren und widmete sich dem Kausmannöstande. Er machte mehrere Handelsreisen und führte zuletzt

7. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 94

1855 - Heidelberg : Winter
94 §. 98. Verfall und Theilung des karolingischen Reichs. und so gieng durch ihn die alte Cäsarenwürde des römischen Reichs auch der Form nach auf die Germanen über. Doch wollte Karl keine Universalmonarchie gründen, was man daraus ersieht, daß er vorhatte, sein Reich unter seine drei Söhne zu theilen. Als aber die beiden älteren noch vor ihm starben, übergab er das Reich seinem Sohne Ludwig und schloß am 28. Jan. 814 sein thatenvolles Leben. 3. Verfall und Theilung des karolingischen Reichs. §. 98. Ludwig der Fromme war ein viel zu schwacher Mann, um das große Reich seines Vaters regieren und Zusammenhalten zu können. Schon 817 theilte er das Reich unter seine drei Söhne Lothar, P i p i n und Ludwig. Als ihm aber von seiner zweiten Gemahlin noch ein Sohn, Karl der Kahle, geboren wurde, schmälerte er die Theile seiner ältern Söhne, worauf diese die Waffen ergriffen und ihren Vater auf dem Lügenfelde bei Colmar gefangen nahmen. Ja Lothar sperrte ihn in ein Kloster und zwang ihn zur Kirchenbuße und Abdan- kung. Da trat der jüngere Ludwig mit seinen Deutschen dem Frevel seines Bruders entgegen, und setzte den Vater wieder auf den Thron. Dieser aber verkürzte bei einer neuen Theilung nach Pipins Tode eben seinen Sohn Ludwig, der ihn gerettet hatte, so daß dieser nun auch zu den Waffen griff und gegen den Vater auszog. Doch scheute er sich, denselben anzugreifen, und zog wieder nach Bayern zurück; Ludwig der Fromme aber starb auf bent Rückzug 840 auf einer Rheininsel bei In- gelheim. Lothar strebte nun nach der Oberherrschaft, weßhalb sich Ludwig und Karl der Kahle gegen ihn wendeten, und ihn 841 bei Fontanetu m (Fouteuay) schlugen. Nach noch einigen Kämpfen kam 843 der Theilungsvertrag mit Verdün zu Stande, wodurch Lothar nebst der Kaiserwürde Italien und Lotharingen, Karl der Kahle Westfranken, und Ludwig der Deutsche Ostfranken oder das eigentliche Deutschland erhielt. 4l Beginn des deutschen Reichs oder der Vorherr- schaft der Deutschen in Curopa. 1. Die Karolinger in Deutschland. §.99. So war nun Deutschland unter seinem Ludwig ein selbst- ständiges Reich geworden, das noch eine Zeit lang, und zwar von 843—911 unter karolingisch en Königen stand, sich aber gegen drei ge- fährliche Feinde zu wehren hatte, nämlich gegen die Normannen, die

8. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 100

1855 - Heidelberg : Winter
100 §. 102. Die Kreuzzüge. mit Ring und Stab, der Kaiser sie in Ansehung ihrer weltlichen (Graf- schafts-) Rechte mit der Lanze belehnen solle. Heinrich starb kinderlos und hinterließ seine Erblande dem Hohenstaufischen Hause. In dieser Zeit kam das Ritterwesen zu seiner völligen Ausbildung. Wer Ritter werden wollte, mußte aus adeligem Stande sein und einem Rit- ter 14 Jahre lang zuerst als Edelknabe, dann als Knappe dienen. Rach längerer Vorbereüung mit Beten, Fasten und dem Genuß des h. Abendmahls erhielt er den Ritterschlag, und mußte den Rittereid schwören, der ihn zu einem untadeligen Leben, zur Treue gegen die Kirche und deren Diener, zum Ge- horsam gegen den Oberherrn, zur Vertheidigung der Unschuldigen, der Wittwen und Waisen verpflichtete. Nun hatte er das Recht, an den Tur- nieren, d. h. ritterlichen Wettspielen, selbständig Theil zu nehmen. 2. Die Kreuzzüge. §.102. Iur Erhebung der geistlichen Macht über die weltliche trugen hauptsächlich die Kreuzzüge bei, d. h. die Kriege, welche die abend- ländischen Christen mit den Muhammedanern führten, um das heil. Land wieder zu erobern. Schon vor der Eroberung Jerusalems durch den Chalifen Omar (637) waren die Wallfahrten in das gelobte Land sehr häufig geworden, weil die- selben als ein großes Verdienst vor Gott galten. Sie nahmen auch unter der Herrschaft der Araber nicht ab, weil diese die Pilger ungestört ließen. Später wurden aber diese von den ägyptischen Chalifen vielfach bedrückt; doch nahmen die Wallfahrten besonders ums Jahr 1000 sehr zu, weil die Christen erwarteten, daß Christus nun zum jüngsten Gericht wieder kommen werte, und glaubten, daß es von großem Werth sey, wenn man alsdann schon im heiligen Lande sich befinde. Als aber 1070 Jerusalem unter die Herrschaft der Seldschu- cken (oder Sarazenen) kam, wurden die christlichen Pilger so sehr gedrückt und mißhandelt, daß ihre Klagen ganz Europa füllten. Das Mitleid und die Entrüstung der Christen wurde vollends durch den französischen Pilger Peter von Amiens und feine feurige Beredtfamkeit auf der Kirchenver- sammlung zu Clermont zur That getrieben. So begann nach dem Untergang mehrerer voransziehender zucht- loser Haufen i. I. ;der erste Krenzzug unter der Anführung des Herzogs von Niederlothringen, Gottfrieds von Bouillon. Ueber Constantino- pel, wo sie dem griechischen Kaiser Alexius den Lehenseid schwören mußten, zogen die Kreuzfahrer nach Kleinasien, eroberten daselbst Nicäa, dann Ed es sa, hierauf Antio chia. In letzterer Stadt kamen sie durch ein sie belagerndes Sarazenenheer in die größte Noth, aus der sie aber die „Auffindung der heil. Lanze", welche die Ermatteten zu einem letzten Ausfall begeisterte, rettete. Endlich erblickten sie nach unsäg-

9. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 106

1855 - Heidelberg : Winter
106 §. 105. Frankreich unter den Capetingern. Deshalb wandten sich viele von der Kirche ab, um ans das apostolische Christenthum zurückzugehen, wie die Waldenser; andere suchten der Kirche durch neue theologische Systeme zu helfen, wie die Mystiker und Scholastiker. Die Wissenschaft dagegen fand unter den Hohenstaufen rege Pflege. Die Dom- und Stiftsschulen, sowie die Universitäten (in Paris, Bologna, Salerno re.) waren sehr zahlreich besucht, und auch die Kunst blühte sowohl in der Volks-und Kunstpoesie, als auch in der sogenannten gothischcn Baukunst. Von den noch erhaltenen Dichtungen sind die vorzüglichsten das Nibelun- genlied und das Lied von Gudrun. Unter den Dichtern sind nennenswerth Wolfram von Eschcnbach, Gottfried von Straßburg, Hart- mann von der Aue, Walther von der Vogelweide. — Die schönsten Bauten aus jener Zeit sind der Dom zu Cöln, die Münster von Straßburg und Freiburg (im Breisgau). Besonders aber entwickelte sich in dieser Zeit das freie Städtewesen immer mehr, so daß die Städte mit ihrer auf Znnfteinrichtnng und Bürgerwehr gegründeten Macht eine Hauptstütze der Kaiser gegen die Fürsten wurden. 6. Die übrigen europäischen Staaten bis gegen das Ende des dreizehnten Jahrhunderts. (Dittmar's histor. Atlas. Tas. Iv. u. X.) 1. Frankreich unter den Capetingern. §.105. Aie letzten karolingischen Könige, welche bis 987 in Frankreich regierten, waren kaum im Stande, ihre widerspenstigen Vasallen zu zügeln. Nach dem Tode des letzten Königs, Ludwigs V. (Fainéant), 987 beginnt mit Hugo Capet die Reihe der capetingischen Könige. Auch unter ihm, besonders aber unter seinen drei nächsten Nachfol- gern, herrschte in Frankreich das Faustrecht und Hörige und Leibeigene seufzten unter schwerem Druck. Erst Ludwig Vl. (1108—1137) schuf durch strengere Rechtspsiege Mehr Ordnung und machte den Anfang zur Befreiung der Leibeigenen und zur Bildung eines dritten Stan- des (liers-e'tal). Die Verbindung eines großen Theils von Frankreich mit England verursachte den Königen große Noth und viele Kämpfe mit diesen mäch- tigen Vasallen, bis Philipp Ii. August (1180—1223) eiuen großen Theil der den Engländern zilgefallenen Provinzen wieder gewann, und so die Königsmacht stärkte. Das gleiche Ziel verfolgte sein Nachfolger Ludwig Viii., vorzüglich

10. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 112

1855 - Heidelberg : Winter
112 §. 112. Die Kirche in ihrer tiefsten Erniedrigung. Döffingen (1388) und von Ruprecht von der Pfalz bei Worms geschla- gen. Dagegen siegten die Schweizer 1386 in der Schlacht bei Sem- pach durch Arnold von Winkelried über Leopold von Oesterreich. Dem Nachfolger Wenzel's, Ruprecht von der Pfalz (1400—1410), einem sonst trefflichen Manne, gelang es auch nicht, Ordnung im Reiche wieder herzustellen, besonders da auch in der Kirche eine große Ver- wirrung eingetreten war. 3. Die Kirche in ihrer tiefsten Erniedrigung. §. 112. Immer lauter wurden die Klagen über den Mißbrauch der päpstlichen Gewalt, über die Verweltlichung der Geistlichen, über den allgemeinen Verfall der Sitten. Besonders gereichte das Leben der Päpste zu Avignon (1309 — 1377), sowie das eingetretene päpst- liche Schisma, d. h. die Spaltung der Kirche durch drei von verschie- denen Parteien gewählte Päpste, welche zu Avignon, Rimini und Rom saßen und sich gegenseitig verfluchten, zu großem Aergerniß. Um so dringender wurde deshalb das Verlangen nach einer Verbesserung der Kirche an Haupt und Gliedern. Diese Verbesserung sollte das Concilium zu Costnitz (oder Con- stanz) zu Stande bringen, das der Kaiser Sigismund durch den Papst Johann Xxiii veranlaßte. Dort wurden wohl die drei Päpste abgesetzt; aber da die Versammlung anstatt vor der neuen Papst- wahl an die Besserung der Kirche zu gehen, sogleich zur Wahl des Pap- stes Martin V. schritt, so wußte dieser alle Reformation zu hintertreiben, und zwar durch Concordate oder Verträge, die er mit jeder Nation besonders schloß. Dabei gab das Concilium selbst Veranlassung zu dem späteren Riß in der Kirche, dadurch daß es den Professor Johann Huß, der in Prag gegen die Gewalt des Papstes und verschiedene Kir- chenlehren aufgetreten war, durch ein leidenschaftliches Urtheil im Jahr 1415 zum Feuertod verdammte und als Ketzer verbrannte. Seinen Freund und Mitarbeiter Hieronymus traf im folgenden Jahre das nämliche Schicksal. An ihren Scheiterhaufen entzündete sich der Hussitenkrieg, 1420—1436 in welchem von beiden Theilen furchtbare Gräuel verübt und Böh- men mit seinen Nachbarländern auf's Schrecklichste verwüstet wurde, indem die Hussiten unter Ziska und den beiden Procopius alle gegen sie aufgebotenen Reichsheere schlugen. Erst als das Concilium zu Basel den Gemäßigten unter den Hussiten, den Calixtinern, in Betreff des Kelchgebrauchs beim Abend- mahl nachgab, und diese nun selbst gegen die fanatischen Taboriten sich
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