206
Iii. Westasien. Arabien.
Produkte sind vorzüglich: die edelsten Pferde, fett,
schwänzige Schafe, Kameele (das unentbehrlichste Haus,
thier), viele Raublhrere (worunter Hyänen, Löwen,
Panther), Fische, deren Fang für die Küstenbewohner
wichtig ist, Zugheuschrecken, die hier gegessen werden,
Perlenmuscheln, Kaffee von der besten Sorte, Datteln,
ein Hauptnahrungsmittel der Einwohner, da nicht viel
Getreide gezogen wird, Manna, Senesblatter, Süd-
früchte, Balsam, Baumwolle, Salz. Metalle sind
vorhanden, es wird aber wenig darauf gebaut.
Die Einwohner, 10 bis 12 Millionen an der
Zahl, sind meistens Araber, welche eine eigene in Asien
weit verbreitete Sprache reden, und sich in viele Stäm-
me theilen. Ein Theil der Araber lebt ansässig, ein
Theil nomadisch, jene heißen Fellahs, diese Beduinen.
Ackerbau und Industrie sind unbedeutend, wichtiger die
Viehzucht und der Kaffeebau. Der Handel ist bedeutend,
aber größtentheils in den Händen der Banianen (Indi,
schen Kaufleute). Die Einwohner bekennen sich zur
Muhamedanischen Religion; doch hat ein Theil sich
von derselben getrennt, und erkennt die göttliche Sen-
dung Muhameds nicht an, welche Parthei sehr zahl-
reich ist und den Namen der Wahabiten oder Wechabi,
ren führt. Außer den in patriarchalischer Unabhängig-
keit lebenden Nomaden-Stämmen, giebt es verschiedene
Staaten, besonders in den Küstenländern, unter eige,
neu Fürsten, auch steht jetzt ein Theil Arabiens, vor-
züglich die Küste längs des rothen Meeres, unter der
Herrschaft des Pascha von Aegypten.
Mekka, heilige Stadt der Muhamedaner, südwestlich von
Wassora, östlich vom rothen Meere, in einer unfruchtbaren Ge-
gend, ist der Geburtsort des Muhamcd und enthalt die heilige
Kaaba oder das Gotteshaus, welches von Abraham erbaut seyn
soll, daher Mekka von vielen Pilgrimmen besucht wird, indem
§eder Muhamedaner verpflichtet ist, wenigstens einmal in seinem
Leben hierher zu wallfahrten. — Medina, heilige Stadt der
Muhamedaner, nordwestlich von Mekka, mit dem Grabe Muha-
rncds, und daher aucb ein besuchter Wallfahrtsort. — Mas tä-
te, Hauptstadt des Imam von Maskatc, eines der mächtigsten
Arabischen Fürsten, südöstlich von Basra, am Arabischen Meere,
ist ein wichtiger Sechandelsplatz und hat einen Hafen. — Die
südöstlich von Maskate, unweit des Afrikanischen Vorgebirges
Gardafui gelegene und daher richtiger zu Afrika gerechnete In-
sel Socotorah, gehört auch dem Imam von Maskate, ist aber
jetzt von den Britten besetzt.
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TM Hauptwörter (200): [T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land]]
Extrahierte Personennamen: Abraham
Extrahierte Ortsnamen: Westasien Asien Arabiens Mekka Mekka Medina Mekka Basra Afrika
90
Kaaba, nimmt sich seiner an. Handelsreisen. Wittwe
Kadidscha. Neue Religion Islam, d. i. gläubige Erge-
bung; die Anhänger Moslemin, d. i. Gläubige. „Es
gibt nur Einen Gott, und Muhamed ist sein Prophetbo)
Am 15. Juli 622 Flucht von Mecka nach Medina
(Hedschra, mohamedanische Zeitrechnung«. 66lj Erobe-
rung von Mecka, 63! Angriff gegen das byzantini-
sche Reich, 632 Tod Muhameds, sein Grab in Medina.
Der Koran, d. i. Schrift. Sekten der Schiiten (Aliten)
und Snuiten.
Die ersten Kalifen (d. i. Statthalter) waren A-bu
Be kr (Schwiegervater des Propheten) und Omar. Die-
ser eroberte Palästina, Syrien und Persien, wäh-
rend sein Feldherr A m r u A e g y p t e n unterwarf, ä)
Bald wurde auch Afrika's Nordküste erobert.
711 Tarik setzt nach Spanien über,,wo ein maurisches
Reich gegründet wird.
Gibraltar — Gebet al Tarik, d. i. Fels des Tarik. Der
Westgothenkönig Roderich verliert die «L-chlacht bei
Lerez de la Frontera, Mnsa vollendet die Erobe-
rung Spaniens. Nur in den astliri scheu Gebirgen be-
hauptet sich ein kleines westgothisches Reich. Lon hier ans
kämpften die Christen fortwährend gegen die Mauren und
entrissen ihnen eine Provinz nach der andern e); aber erst
1492 ging die letzte maurische Besitzung, Granada, an
Ferdinand den Katholischen verloren.
732 Karl Martell schlägt die Araber bei Poitierö.
Dagobert 1. beherrschte eine Zeit lang das ganze fränkische
Reich, überließ aber die Regierung (622) dem Major
dornus Pipin von Landen. Nach ihm theilte sich
wieder das Reich in Austrasien, Neustrien und Burgund.
Sein Enkel Pi Pin von Heristal ward (687) durch
den Sieg bei Testri Major dornus über das ganze Reich.
Dessen Sohn Karl Martell (d. i. Hammer) befestigte
und erweiterte diese Herrschaft, nannte sich dux et prin-
ceps Francorum und kämpfte glücklich gegen Friesen, Ale-
inannen und Baiern.
Als die Araber unter Abderrahman mit 400000 Mann
von Spanien aus in Frankreich einsielen, schlug er sie iw
c Moses und Jesus betrachtete M. als seine Vorgänger.
d) Die angeblich auf Omars Befehl erfolgte Verbrennung der großen
Bibliothek zu Alexandria beruht wahrscheinlich auf Sage.
e) In diesen Kämpfen zeichnete sich im 11. Jahrhundert Don Rodrigo
von Vivar (genannt der Cid) aus.
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Extrahierte Personennamen: Kadidscha Mecka Mecka Palästina Gibraltar Roderich Mnsa Ferdinand Karl_Martell Karl Karl_Martell Karl Jesus M. Rodrigo
von_Vivar
84
555 Italien wird Provinz des griechischen Kaiser-tums. Erarchatzuravenna. Narses ersterexarch. 568 Albuin grndet das langobardischc Reich in Italien. Die Langobarden hatten mit Hilfe der Avaren das Reich der Gepiden an der Donau erobert, muten es jenen aber bald berlassen. Darauf zogen sie im Bunde mit 20000 Sachsen nach Italien'), welches sie den Griechen fast ganz entrissen. Pavia, erst nach dreijhriger Belagerung erobert, wurde Hauptstadt des neuen Reiches.
Alboins Gemahlin, Rosamunde. Tochter des Gepiden-knigs Knnimund. Auf einem Gastmahl der Schdel des Vaters als Trinkgef; Ermordung Alboins2).
Das Langobardenreich bestand etwa 200 Jahre lang (bis 774).
622 Mohammeds Flucht von Mekka nach Medma (Hedschra).
Begrndung des Islam.
Mohammed in Mekka in Arabien geboren, aus dem Stamme Koreifch. Sein Oheim Abu Taleb. Aufseher der Kaaba, nimmt sich seiner an. Handelsreisen. Witwe Kadidscha. Neue Religion Islam, d.i. glubige Ergebung; die Anhnger Moslemin, d.i. Glubige. Es giebt nur einen Gott und Mohammed ist sein Prophet"^).
622 Flucht von Mekka nach Medina (Hedschra, mohammedanische Zeitrechnung). 630 Eroberung von Mekka, 631 Angriff gegen das byzantinische Reich, 632 Tod Mohammeds, sein Grab in Medina. Der Koran, d.i. Schrift. Sekten der Schiiten und Sunniten.
Die ersten Kalifen (d. i. Statthalter) waren Abu Bekr, Omar, Othman und Ali. Omar eroberte Pal-stina, S.yrien und Persien, während sein Feldherr Amru gypten unterwarft). Bald wurde auch Afrikas Nordkste erobert.
711 Tank setzt nach Spanien der; Schlacht bei Xerez
de la Frontera.
Gibraltar Gebel al Tarik, d. i. Fels des Tarik. Der letzte Westgotenknig Roderich verliert die Schlacht bei Xerez de la Frontera, Musa vollendet die Eroberung Spaniens. Nur in den asturischen Gebirgen behauptet sich ein kleines westgotisches Reich. Von hier aus kmpften die Christen fortwhrend gegen die Mauren
1) Angeblich durch den von der Kaiserin Sophia beleidigten Narses gerufen. ,
2) Tod der Rosamunde und des Helmichis durch Gift.
3) Moses und Jesus betrachtete M. als seine Vorgnger.
*) Die angeblich auf Omars Befehl erfolgte Verbrennung der groen Bibliothek zu Alexandria beruht wahrscheinlich auf Sage.
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TM Hauptwörter (200): [T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König]]
Extrahierte Personennamen: Erarchatzuravenna Alboins Mohammeds Mohammed Abu_Taleb Kadidscha Mohammed Hedschra Mohammeds Abu_Bekr Omar Omar Gibraltar__Gebel Roderich Musa Sophia Jesus M.
305
Die asiatische Türkei.
von Jerusalem, ist jetzt ein wüstes Dorf; in einer Grotte zeiget
man Reisenden noch das Grab des Lazarus. — Nordöstlich vom
Oelberg liegt der Berg Q u a r a n t a n i a , d. h. der vierzig-
tagige, ein sehr hoher, steiler, beinahe nackter Felsen, der kaum
ohne Lebensgefahr bestiegen wird, aber eine entzückende Aussicht
über ganz Palästina gewahrt. Auf dem Gipfel steht eine Ka-
pelle, weil hier der Teufel dem Heilande alle Reiche der Welt
gezeigt haben soll, und in der Mitte des Abhanges ist eine an-
dere Kapelle, weil hier der Heiland 40 Tage gefastet haben soll,
und man weiset den Pilgern noch die Steine, die er in Brod
verwandeln sollte.
Bethlehem, d. h. Brodhaus, liegt 2 Stunden südlich von
Jerusalem, auf einem Felsenberge, der über lachende Hügel und
Thaler her sieht, jetzt ein großes volkreiches Dorf, von Christen
und Muhammedanern bewohnt. Etwa 200 Schritts östlich vom
Orte ist ein feftungsähnliches Kloster mit einer prächtigen Kir-
che, von der h. Helena erbauet; unter dem Chore ist die Ge-
burtsstätte des Heilandes, eine Felsengrotte, 37 Fuß lang, 12
Fuß breit, 9 Fuß hoch, mit schönem Marmor bekleidet, von 32
silbernen Lampen erhellt. Auch zeigt man die Grabkapelle der
unschuldigen Kinder. Franciscaner sind im Besitze der Kirche,
in dem Kloster sind aber auch griechische und armenische Mönche.
Eine halbe Stunde von der Kirche, auf den Fluren Bethlehems,
steht eine Kirche, wo ein Engel den Hirten die Geburt des Hei-
landes verkündigte.
Hebron, 7 Stunden südlich von Jerusalem, wird fast nur
von Muhammedanern bewohnt. In einem Derwischkloster spen-
det man Reisenden täglich Linsenmus, zum Andenken einer be-
kannten Begebenheit in Jacobs Geschichte.
Jericho, d. h. Palmenstadt, 6 Stunden nordöstlich von
Jerusalem, 2 Stunden vom Jordan, in'einer an. Rosen, Bal-
sam und Palmen ausgezeichneten Gegend, ist jetzt ein elendes
Dorf, in welchem Araber Hausen.
Joppe, d. h. Schönheit, jetzt Jaffa, am mittelländi-
schen Meere, hat 1200 Jnw. und einen Hafen. Hier landen
die Pilger, welche aus Europa kommen, die heiligen Orte zu
besuchen.
Samaria, liegt ganz in Schutt, Sichem aber heißt jetzt
Naplu sa, und wird von Samaritanern bewohnt. Der Ja-
kobsbrunnen ist noch zu sehen, 105 Fuß tief, 5 Fuß breit, und
hat 15 Fuß hoch das trefflichste Wasser; eine Kirche, welche die
heil. Helena über diesem Brunnen erbaut hatte, ist gänzlich
zerstört.
Ca na in Galiläa ist ein Flecken mit 500 Familien, und
Nazareth, jetzt Nasra, d. h. die Blume, in einer anmu-
thigen Berggegend, hat 400 Jnw., Muhammedaner und Chri-
sten. An der Stätte, wo der Erzengel Gabriel Maria begrüßte,
steht eine schöne katholische Kirche, Maria Verkündigung ge-
nannt, und bei der Kirche ist ein spanisches Franciscanerkloster.
Nazareth liegt 24 Stunden nördlich von Jerusalem.
U
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Extrahierte Personennamen: Helena Jordan Helena Gabriel_Maria Maria Maria_Verkündigung Maria
Ostindien. 331
a. Freie Jndierstaaten.
a) Staat der Seiks.
Dieser Staat, der nördlichste in Vorderindien, stößt an Casch-
mir, und wurde durch die Seiks gegründet, welche anfangs
nur eine besondere Religionssecte der Hindu waren, die nur e>-
nen einzigen unsichtbaren Gott verehren, alle anderen Lehren
der Brahminen verwerfen, und also eigentlich Deisten sind. Ihr
Stifter ist Nan ec Schah aus der Cafte der Schettries, ge-
boren 1469. Er verkehrte früh mit Fakirs und Muhammeda-
nern, reifete pilgernd nach Mecca und Medina, und widmete
sich endlich bloß der Andacht: Sein Plan war, Muhammeda-
ner und Hindu durch eine einfache Religion zu vereinigen, und
deswegen pflegte er zu sagen: „Hunderttausend Muhammeds,
eine Million Brahmas und Wischnus stehen am Throne des
Allerhöchsten, sie sterben alle: Gott allein ist unsterblich. Der
allein ist ein guter Hindu, der gerecht, und der ein guter Mu-
hammedaner, dessen Leben rein ist." Nanec starb 1540 zu Kir-
taipur, welches deswegen den Seiks eine heilige Stadt ist;
man zeigt in seinem Dermensale (Tempel) dort den Pilgern noch
ein Stück von seiner Kleidung. Wahrend seines Lebens übte er
als Priester und Fürst die geistliche und weltliche Herrschaft über
seine Anhänger, die demüthig sich seine Seiks (Schüler) nann-
ten. Als die Jogis *) von ihm Zeichen und Wunder forder-
ten, antwortete er ihnen: „Ich besitze nichts, was des Zeigens
werth wäre; ein Lehrer des Heiligen hat nichts zu seiner Ver-
theidigung, als die Reinheit seiner Lehre. Die Welt kann sich
andern, aber der Schöpfer ist unwandelbar." Sterbend setzte er
zum Erben seiner Herrsaaft nicht einen seiner Söhne ein, son-
dern einen geliebten Schüler, Litzen a. Eine heilige Sage un-
ter^ den Seiks bestimmte nur zehn Nachfolger Nanec's in seiner
Würde. Unter diesen war Erdschun, der die Schriften Na-
nec's^sammelte, und den Adi Granth, das erste heilige Buch
der Seiks, herausgab. Nun erregte die neue Secte die Aufmerk-
samkeit des muhammedanischen Großmoguls, die Seiks wurden
verfolgt, und Erdschun starb des Martyrertodes. Da trat dessen
Sohn und Rachsolg/r, Har Gowind, als sein Racher auf,
rief die Seiks zu den Waffen für die Religion, und ein Kampf
der Verzweiflung entstand, in welchem die Seiks immer siegreich
hervorgingen, wenn auch zuweilen ihre Heere geschlagen wurden,
ihre Häupter auf dem Blutgerüste sterben mußten. Als Tag
B e h e d u n s hingerichtet war, ergriff sein Sohn Guru G o-
wind die Zügel der Herrschaft über die Seiks. Er vernichtete
die Absonderung der Hindu nach Casten, räumte dem untersten
Schudra gleiche Rechte mit dem ersten Brahminen ein, und zog
dadurch nicht bloß Hunderttausende von Hindu zu seiner Partei
über, sondern da er die Vernichtung der sie grausam versolgen-
') So nennt man die Fakirs, welche vorgeben
dis Wundergabe errungen ju haben.
durch Selbstpeinigungen
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Arabien. 311
d. h. Mangel an Eßluff bewirkend, auch Cahue, d. h.
Magenstärkung, und man erzählt, daß ein arabischer
Abt ihn zuerst angewendet habe, seine Mönche des Nachts
beim Ehorgesange wach zu erhalten, weil er von einem
Hirten gehört hatte, daß seine Heerden des Nachts gar
nicht ruhig waren, wenn sie Tages Theile vom Kaffee-
baume gefressen hatten. — Mais und Reis wird stark
gebauet. Unter den Mineralien findet man Gold, Sil-
der, Edelsteine und Salz, aber niemand beschäftigt sich
mit dem Bergbau.
Arabien bildet keinen einzigen Staat, sondern besteht
aus vielen kleinen Staaten, die man nicht einmal dem
Namen nach alle kennt. Viele Araber leben nicht ein-
mal in Staatenveceinen. Wir führen daher nur einige
Ortschaften Arabiens an:
1) Im wüsten Arabien: Ana und Lachsa, schlecht-
gebaute "Orte, T a d m o r mit den herrlichen Ruinen des
ehemaligen Palmyra. Die meisten Bewohner dieser Land-
schaft leben als Nomaden unter Zelten, und verabscheuen Städte
und Dörfer.
2) Im steinigen Arabien ist berühmt das Gebirge Si-
nai, d. h Fels, zwischen beiden nördlichen Armen des arabi-
schen Meerbusens. Der höchste Punkt des Gebirges sind zwei
Spitzen, die nördliche H o r e b und die südliche S i n a i selbst.
Auf dem Horeb, d. h. Trockniß, steht ein griechisches Mönchs-
kloster, zur h. Catharina benannt, deren Körper, nachdem sie
zu Alexandria in Aegypten den Martertod erduldet, hier begra-
den seyn soll. Der umherstreifenden Räuber wegen sind die
Thore des Klosters immer geschlossen, oft sogar zugemauert,
und Reisende werden in einem Korbe hinaufgewunden, und eben
so wieder herausgelassen, aber niemand wird der Eintritt ge-
stattet , der nicht vom Bischöfe des Sinai, der zu Cairo in
Aegypten restdirt, eine schriftliche Erlaubniß vorzeigt. Auf dem
Sinai steht ebenfalls eine Kirche, und an dessen Fuße. ein grie-
chisches Kloster zur Verklarung Christi. In dem Klostergarten
wird das schönste Obst jeder Art, Orangen, Citronen, Man-
deln^, Pfirsiche, Weintrauben, Melonen und andere edele Küchen-
gewächse und die wohlriechendsten Kräuter, mit denen auch das
ganze Gebirge üppig pranget, in der größten Fülle gezogen.
Der Sinai ist 6000 Fuß hoch, und der Gipfel, wo die Kirche
steht, hat etwa 600 Fuß im Umfange, die reinste Luft und eine
herrliche Aussicht. _ Und an dieser entzückenden Statte ereignete
sich eine der wichtigsten Begebenheiten in der Menschengeschichte,
die Offenbarung des alten Bundes. Die Araber zeigen den Rci,
senden genau noch alle Stellen, welche hier biblisch merkwürdig
sind, z. B. wo derbrennende Dornbusch war, wo Aaron das
goldene Kalb goß, wo Moyses den Haderfelsen schlug, wo Core
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Extrahierte Personennamen: Catharina Aaron
Extrahierte Ortsnamen: Arabiens Palmyra Alexandria Christi Dornbusch
374 Aegypten.
europäische Einrichtungen in seinem Staate. — Die Ara-
der in Aegypten sind theils Fellahs (Ackersleute), theils
Beduinen (Nomaden), und leben in Lehmhütten, Höh-
len, Schutthaufen, mit Lumpen bedeckt, immer jammernd,
um Mitleiden zu erwecken, daß Türken und Mameluken
ihr verstecktes Geld nicht vermuthen mögen, denn oft
sind sie nicht arm.
Die Mameluken im Lande waren ursprünglich
Sclaven aus der Gegend des Caucasus, aus denen ein
Sultan von Aegypten im 13. Jahrhundert ein besonderes
Truppencorps errichtete. Sie wurden bald rebellisch, misch-
ten sich in Regierungsangelegenheiten, ermordeten den
Sultan, und riefen 1254 einen Mameluken zum Sultan
von Aegypten aus. Erst 1517 wurde durch die Türken
die Mamelukenherrfchaft vernichtet, aber noch immer sind
die Beis (Fürsten) in Oberägypten Mameluken, die
dem Pascha nur gehorchen, so viel ihnen beliebt. In
ganz Aegypten sollen nur 12,000 Mameluken seyn; sie
ergänzen sich noch immer durch gekaufte Sclaven, und
sind zu stolz, um sich mit den Aegyptern zu verheirathen.
Die Kopten werden für Abkömmlinge der Urinwoh-
ner Aegyptens gehalten, und machen noch immer den
größten Theil der Bevölkerung aus. Sie haben eine
schwarzgelbe räucherige Haut, ein aufgedunsenes Gesicht,
dicke hervorstehende Augen, runde Wurstlippen, eine platte
Nase. Sie sind Christen von der Secte der Monophy-
siten, d. h. sie glauben nur an eine Natur in Christo,
und gehören daher weder zu den Katholiken, noch zu den
Griechen. Sie halten ihren besondern Patriarchen zu
Cairo, haben den Gottesdienst des Nachts vom Sonn-
abend auf den Sonntag, und zwar in der koptischen
Sprache, die eine todte Sprache ist, (mit der griechischen
verwandt) , und die Muttersprache Aegyptens unter den
Ptolomäern gewesen seyn soll. Ihr Gottesdienst besteht
in Gesang und Messe; Predigt ist selten, der Patriarch
predigt nur einmal im Jahr. Zur Communion wird ge-
säuertes Brod verwendet, und der Wein mit einem Löffel-
chen gereicht. Im Uebrigen stimmen sie mit den Griechen
überein. Die Kopten leben in tiefem Drucke, wissen sich
aber doch den Muhammedanern als Schreiber, Mäkler
und Handwerker unentbehrlich zu machen.
Ueber die Sitten der herrschenden Völker Aegyptens,
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278.
Die europäische Türkei.
vorgeschrieben, besonders im Monate Ramadan. Die
Kirchen der Muhammedaner heissen M o sch een, die Haupt-
kirchen D schäm ien; sie haben Kuppeln und viele hohe
schmale Thürmchen, Minarets genannt, von denen
herab man täglich die 5 Zeiten des Gebets durch Rufen
verkündigt. Viele Moscheen haben einen Fußboden von
Marmor, mit kostbaren Teppichen belegt, und nach der
Gegend von Mekka hin steht ein Stuhl für den großen
Propheten, und dahin muß man beim Gebet sein Gesicht
richten, selbst auf der Straße. An den Mauern der
Moschee flimmern des Nachts viele Lampen. Ehe der
Muselmann die Moschee betritt, wascht er sich an der
Thür in einem Becken. Der Gottesdienst besteht aus
Vorlesungen des Korans und aus Gebeten. Die Mu-
hammedaner glauben an ein ewiges Leben, dichten sich
aber einen Himmel voll irdischer Vergnügen.
Der Türke als Morgenlander ist in vielen Stücken
das Gegentheil des Abendlanders. Wenn er grüßt, so bleibt
er aufrecht stehen, legt die linke Hand auf's Herz, und
sagt: Salam aleikom! (Friede sey mit dir!) Mit
Du wird auch der Fürst angeredet. Er sitzt beim Essen
u. s. w. mit untergeschlagenen Beinen auf dem Boden;
er entblößet nie sein Haupt — solches halt er für Narr-
heit — er scherzet und lacht nie, weil er es für eine Un-
anständigkeit betrachtet, und spricht immer ohne Affect,
ohne Gebahrde. Immer tragt er seine Religiösität zur
Shhau: selbst wer Brod und Wasser in den Straßen
feil bietet, rufet nicht: Kaufet Brod, kaufet Wasser!
sondern: ,,Allah ist freigebig, Allah ist barmherzig!" Ue-
berall hört man Seufzen und Stöhnen, wenn einer der
99 Beinamen Gottes ausgesprochen wird.
Die Gesellschaften der Tücken sind steif und stumm.
Dem Gaste reicht der Sclave Wasser zum Waschen, man be-
dient seinen Bart gehörig mit Weihrauch und Salben;
man raucht zusammen Tabak aus 2 Ellen langen Röh-
ren , trinkt Kaffee ohne Milch und Zucker zusammen,
sieht sich stumm an, und scheidet stumm. In den öffent-
lichen Kaffeehäusern, die sehr schmutzig sind, findet
man Gaukler, Mährchenerzähler und Tänzerinnen, aber
die Gäste verziehen keine Miene, geben keinen Laut von
sich. Die Bäder versäumt ein Türke wohl keinen Tag,
und in ihnen herrschet große Reinlichkeit und Pracht.
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281
Die europäische Türkei.
und schreiben. Die Vornehmen lernen wenigstens drei
Sprachen gründlich, die arabische, türkische und persische.
Die arabische ist die Hof - und Schriftsprache. Buchdru-
ckereien der Türken sind nur wenige vorhanden. Die vor-
nehmen Türken studiren noch wohl Mathematik, Astro-
nomie, Naturlehre, Erdbeschreibung, aber was sind ihre
Wissenheiten? Die Erde hangt an einer Kette, welche
durch die sieben Himmel geht; die Sonne ist so groß,
wie eine osmanische Provinz; die Sterne hangen am
Himmel auch an Ketten. So urtheilt der Großwesir, wie
der Sclave.
Die Christen in der Türkei, besonders die Griechen,
seufzen unter einem harten Joche. Zwar sind die Türken
nicht so intolerant, daß sie die Ausübung einer Religion,
welche nicht die ihrige ist, in ihrem Lande untersagen,
aber namentlich müssen die Griechen solche theuer bezah-
len. Jeder Grieche muß jährlich ein Kopfgeld bezahlen,
für die Erlaubniß, im Lande der Gläubigen seinen Kopf
behalten zu dürfen. Der Patriarch der Griechen zu Con-
stantinopel (unter welchem die 12 griechischen Bischöfe
stehen) ist Pascha von 2 Roßschweifen, aber die Erlaub-
niß, einen Patriarchen haben zu dürfen, müssen.sie jähr-
lich mit 400 Beuteln (100,000 Rthlr.) erkaufen. -Die
Christen werden nicht anders benannt, als Schweine.
Schlagt ein Christ einen Türken, so muß er es mit dem
Leben büßen; der Türke aber, der einen Christen schlagt,
kommt mit einer kleinen Geldbuße los. Die Christen
dürfen keine grüne Farbe am Leibe tragen, selbst ihre
Pantoffeln müssen schwarz seyn, und ihre Hauser müssen
sie schwarz anstreichen. Glocken dürfen die christlichen
Kirchen in der Türkei nicht halten, denn Glockengeläute
ist türkischen Ohren ein Gräuel. Nur an einem Orte
der Türkei haben die Christen Kirchen mit Glocken, und
eben dadurch ist der Ort schon hoch berühmt. Wie gräß-
lich die Christen bei Volksaufständen in der Türkei leiden
mußten, lehrt die neueste Tagesgeschichte.
Eintheilung. Das türkische Gebiet in Europa
besteht aus unmittelbaren und mittelbaren Landschaften.
Die mittelbaren Landschaften sind die Fürstenthümer
Moldau und Wall ach ei, welche von griechischen Für-
sten unter türkischer Oberhoheit regiert werden. Die un-
mittelbaren Landschaften theilt die türkische Regierung in
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Arabien.
mit seiner Rotte von der klaffenden Erde verschlungen ward, wo
Elias sich auf der Flucht verbarg. An vielen solchen Stellen sind
Kapellen erbauet.
Im steinigen Arabien liegen auch die beiden heiligsten
Städte der Muhammedaner, Mecca und Medina.
Mecca, 3 Tagreisen vom arabischen Meerbusen, liegt schon
in der heissen Zone, in einer gebirgigen, rauhen, wasserarmen,
im Sommer unerträglich heissen Gegend. Da die Brunnen
Salzwasscr geben, so muß man sich mit Eisternenwasser behel-
fen. Mecca ist Muhammeds Geburtsstadt, hat 18,000 Jnw- und
hier ist die Kaaba, d. h. Bethaus, nach welcher alle Musel-
männer der Erde betend ihr Gesicht wenden, und nach welcher
sie einmal in ihrem Leben wallfahrten müssen. Auch wer von
einer Berbrechensstrafe frei werden will, muß die Wallfahrt ma-
chen. Doch kann der Muselmann auch einen andern statt seiner
senden. Wer in Mecca gewesen ist, gilt für einen Heiligen, doch
sagt man selbst in der Türkei, wer dreimal in Mecca gewesen,
sey als der ärgste Schelm zu fliehen. Die Kaaba ist ein kleines
viereckiges Gebäude, 34 Fuß hoch, mit goldenen Dachrinnen,
umgeben von einer großen Moschee. Die Kaaba wird jährlich
nur einmal geöffnet, und liegt so hoch, daß man mit einer Leiter
hinaufsteigen muß. Um die Kaaba her, an den metallenen Pfei-
lern der Moschee, hangen viele silberne und goldene Lampen, und
in der Kaaba ist eine Seltenheit, ein Brunnen mit süßem Was-
ser. Die Kaaba, fabelt der Muselmann, hat Adam gebauet,
und da die Sündfluth sie zerstört hatte, Abraham wieder her-
gestellt, wozu der Engel Gabriel ihm von Himmel einen weissen
Stein brachte, der aber aus Trauer über die Sünden der Men-
schen endlich schwarz geworden ist. > Er ist in Silber einge-
faßt , und jeder Pilgersmann küßt ihn. Wer nach Eröffnung
der Kaaba ihn zuerst küßt, ist ein Heiliger, und wird von der
Menge derer, die ihm aus Andacht die Füße küssen wollen, wohl
todt gedrückt. Die Kaaba wird jährlich mit neuen Stoffen be-
hängt, die der Sultan und andere Große schenken; Sprüche aus
dem Koran sind mit Golddraht eingenähet. Die alten Stoffe
bekommt der Sultan zurück, wenn der kleine Beiram auf einen
Freitag fallt, sonst aber behalt der Scherif von Mecca sie, zieht
den Golddraht heraus, und verkauft die Stücken als hochheilige
Reliquien für schweres Geld. Die Karawanen richten es so ein,
daß sie gegen den Ramadan zu Mecca ankommen, und den Bei-
ram (Abrahams Opferfest) dort feiern, wo sie denn für den
Scherif von Mecca ein guter Fang sind. Die letzten 8 Tage
der Reise sind die Pilger^ am andächtigsten, gehen in Sohlen,
dürfen die Haare nicht scheeren, kein Ungeziefer tobten, nicht das
Mindeste kaufen und verkaufen, kein böses Wort sprechen, son-
dern müßen unter Weges immer singen, beten und Almosen ge-
den. Zwei Tagreisen vor Mecca, beim Orte Radack, entkleidet
man sich, und setzt in einem Bußhemd die Reise fort. Kommt
man an, so schlachtet man einen Hammel, und gibt ihn den
Armen. Ist der Beiram da, so schert man sich wieder, und
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Extrahierte Personennamen: Mecca Mecca Muhammeds Adam Abraham Engel_Gabriel Mecca Abrahams Mecca