schwollenen Flüsse brausen in Jugendkraft dahin. An den Bergen, auf den Hügeln,
in den Gründen keimt und sprießt und grünt es mit unglaublicher Schnelligkeit;
die Wiesei: werden ein bunter Teppich, die Anhöhen bis ans die kahlen Felsen
kleiden sich mit zahllosen Blumen.
Der Sommer bringt viel Regen aber auch heiße Tage, und im
Oktober beginnt mit Frost und Eis der Winter; ein angenehmer, klarer
Herbst, der den Winter einleitet, tritt nicht ein. Der Wetterumschlag
vollzieht sich sehr schnell; mitten im Sommer kann derselbe Tag eine
Mittagswärme von 25° C bringen, und der Abend zeigt eine Kühle,
die bis 5 0 herabgeht. Wenn man aus der Kürze und Kühle des Som-
mers nun aber ans eine außerordentliche Winterkälte schließen wollte, so
wäre dieser Schluß ein Irrtum. Die Läuge des Wiuters uicht seine
Härte bringt die geringe mittlere Jahreswärme auf der Harzfläche zu-
wege. Dazu fiud die Niederschläge (Regen, Schnee, Hagel, Reif) auf
dem Harze sehr stark. Stoßen die dahinziehenden Luftschichten gegen ein
Gebirge, so müssen sie aufwärts steigeu. In der Höhe erfolgt dann
eine Abkühlung der Luftmassen und dadurch eine Verdichtung des mit-
geführten Wafferdunftes. Der Wafferdampf bewölkt den Himmel und
verdichtet sich weiter zu Regen und Schnee. Die Zahl der Regen- und
Schneetage ist erheblich größer als in unserem Flachlande. Im Flach-
laude rechnet man jährlich ans durchschnittlich 140 Niederschlagstage;
in Klausthal dagegen ans 199. Würden die gesamten Niederschlags-
Massen des Jahres auf der Oberharzfläche stehen bleiben, fo würden sie
den Boden 1 m hoch bedecken, während diese Höhe in unserem Flach-
lande nur .65 cm betragen würde. (Welche Bedeutung haben diese
beträchtlichen Waffermaffen für unfer Land?)
3, Bewohner und Städte des Harzes.
Bewohner. Die Bewohner des Harzes ernähren sich noch vor-
wiegend, wenn mich der Fremdenverkehr und das Badeleben mancher
Familie Brot schaffen, durch die Metallfchätze in den Bergen und durch
die über Tal und Höhen hinziehenden Wälder. Sie find Bergleute oder
Waldleute. Hierauf beutet ja der alte Harzspruch hin:
„Es grüne die Tanne, es wachse das Erz,
Gott schenke uns allen ein fröhliches Herz!"
Vorzugsweise ist es die Fichte, dort Tanne genannt, die die Wälder bildet;
denn sie erträgt rauhes Wetter und dürftigen Boden und schafft den größten
Nutzen. Schon das Aussäeu des Fichtensamens und die Pflege der jungen
Pflanzen bringt hundert Hände in Bewegung. Singend und lachend ziehen die
großen Scharen von Frauen und Mädchen in die Haine, um deu zarteu Pflänz-
lingen den Boden zu bereiten. Die Kinder durcheilen derweilen den Wald und
sammeln Holzreisig oder, wenn es Zeit dazu ist, auch Heidel-, Krons-, Erd- und
Himbeeren. Ist der Busch, der kleiue Wald, maunshoch geworden, dann beginnt
die Männerarbeit. In den jungen Anpflanzungen beginnt das Aukhauen der
überflüssigen und das Ausästen der bleibenden Stämmchen. In älteren Waldungen
wird dieses Durchforste» fortgesetzt. Die Hochtannen geben anch Fruchternte.
Mit Haken und Seilen arbeiten sich im Herbst die Waldarbeiter bis in die Wipfel
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
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— 11 —
südliche Stück wird nach Norden durch die Talfurche abgeschieden, die
von Herzberg a. H. bis Holzminden a. W. reicht. Dieses Gebiet ist
die süd hannoversche Hoch platte, die aus Muschelkalk und Bunt-
sandstein besteht und darum tiese Talriuueu ausweist. Das zweite Stück
muß als das Bergland der mittleren Leine bezeichnet werden.
Es hat von Holzminden bis Hameln die Weser als Westgrenze, im
Osten stößt es an den Harz; die südliche Grenzlinie zieht von Herzberg
bis Holzminden, wie sie schon vorhin genannt war, und die Nordgrenze
läuft von Hameln auf Hauuover und von dort weiter uach Peine und
Goslar hin.
Westlich der Linie Hameln-Hannover beginnt dann das dritte Stück
des hannoverschen Berg- und Hügellandes; wir nennen es das Kohlen-
bergland der Weser, die bei Minden durch diese Züge bricht.
1. Die südhannoversche Hochplatte.
Aus der südhannoverschen Hochplatte heben sich drei Landschaften
deutlich gegeneinander ab. Da liegt zunächst unmittelbar am Harzfuße
das Eichsfeld, von dem nur das untere Eichsfeld zur Provinz Hannover
gehört. Weiterhin von den Randhöhen am rechten Leineufer bis westlich
zur Weser zieht sich das wechselvolle Göttinger-Grub en Hägen er
Bergland hin, und eudlich steht am nordwestlichen Zipfel der uuge-
gliederte Sandsteinblock des Sollings.
a) Eichsfeld. Das untere Eichsfeld, uufer hannoversches Stück,
deckt sast genau die Fläche, aus der die Rhume bis zur Mündung der
vereinigten Harzflüffe Oder und Sieber ihr Waffer bezieht. Das Eichs-
feld ist überall als arm und unwirtlich verschrieen. Doch ist dieses Nr-
teil nur teilweise für das sächsische Obereichsfeld richtig, weil dort auf
dem lockeren Kalkboden das Regenwaffer gleich tief einsickert und die
oberen Bodenschichten sehr trocken und unfruchtbar sind. Das Hannover-
fche Eichsfeld ist von der Natur kaum fchlechter bedacht als die umlie-
genden Gegenden. Der Grund dafür, daß auch die Bewohner unseres
Eichsfeldes arm sind, liegt darin, daß dort auf einem qkm fast doppelt
fo viele Menschen wohnen, als im Durchschnitt sonst in der Provinz;
dazu verteilte von altersher jeder Bauer seinen Besitz gleichmäßig
unter alle seine Kinder. Da die Felder aber von ungleicher Güte wareu,
so mußte jedes Kiud von jedem Feldstück seinen Teil erhalten, und die
Landstücke sind allmählich sehr schmal und klein geworden; eine große
Fläche liegt auch brach da in Furchen und Rainen. Dadurch sind bei den
vielen Kindern in den Familien bei den Teilungen durch drei, vier und
mehr Geschlechter hindurch die Felder des Einzelnen so klein geworden,
daß sich keine Familie mehr daraus ernähren kann. So treffen wir im
Sommer die Männer des Eichsfeldes als Maurer, Zimmerleute, Musiker,
Wollkämmer und Hausierer überall im Lande, und die Frauen und
Mädchen ziehen in Scharen nach den großen Gütern des Flachlandes,
um sich ebenfalls als Feldarbeiterinnen Geld für den Winter zu ver-
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— 36 —
Bewohner. Die Bewohner im Gebiet der Elbe gehören auch zu
den Niedersachseu. Ihre Mundart zeichnet sich dnrch gedehnte Vokale
und volle Doppellaute aus.
Als Sprachprobe mögen folgende Sprichwörter dienen: Vel Snak^) füllt
keinen Sack. — Dat verget2) bei Soup3) denn, bat sei ok mal Kalw inen4) is.
— „Wei wöllt'n woll kriegen", fegt de Avokat, har 'n Geldbühl^) meint. —
„Kehr di rein an nicks", is ok en Trost. — Dei annern is schüllig, mot wen 6)
gedüllig.
Ein Heidhof.
„Wir schreiten über die pfadlose, graue Heide dahin. 'Da sehen wir in einer
Senke einen Eichenhain, in dessen Schutze einige stattliche niedersächsische Bauern-
Häuser stehen. Ein Erdwall oder ein geflochtener Holzzauu grenzt das ganze gegen
die wuchernde Heide ab. Hinter der Schutzgrenze grünen die Roggenfelder und
Kartoffeläcker, blühen Buchweizen und Lupinen; an einem Bächlein ziehen sich sorg-
fältig gepflegte Rieselwiesen dahiu — das ist eilt Hos des so viel aus Unkenntnis
beklagten Heidbauern. Links und rechts von jedem großen Bauernhause im Eichen-
kampe stehen Scheunen, Backhaus, Schafstall und Schweineställe und weiter hinab
am Buchweizenacker das Bieueugehege und eiu Heidspeicher. Auf jedem Hofe vor
dem Hause ragt der lauge Hebel des Brunnens aus, in dessen Nähe unter schattigem
Hollnnder das Hühuervolk Mittagsruhe hält. Eine friedliche Stille liegt über dem
Ganzen. Man gewinnt das Gefühl, das hier zufriedene Menschen auf dem kargen
Boden doch ihr reichliches Auskommen haben. Wirkliche Armut hat es in der
Heide eigentlich nie gegeben und gibt es jetzt, wo man von Wiesen und Feldern
seine Erträge gewinnt wie anderswo, erst recht nicht.
Noch vor fünfzig Jahren war die ganze Lebenshaltung der Heidebauern auf
die rechte Ausnutzung des Heidekrautes gegründet und dadurch das Auskommen
sehr erschwert. Auf der Heide mußte das vornehmste Nutztier, die Heidschuucke,
im Sommer und auch au guten Wintertagen das kümmerliche grüne Heidekraut
abnagen. Von dem Verkauf der Wolle, von der jedes der zwerghasten Schafe nur
etwa 1 Pfund lieferte, und dem Ertrage der Bienenwirlfchaft wurden der Lohn
für Knecht und Magd und die soust nötigen Ausgaben bestritten. Großer Vorrat
an Heide mußte als Streu und als Wiutersutter für die Schnucken geerntet werden;
aus Heide bestand auch nachher der ungenügende Düuger der mageren Sandäcker.
Die Hälfte aller Jahresarbeit anf solch einem Hofe war das Ernten der Heide-
plaggen (Heidestücke). Man hat ausgerechnet, daß ein nüttelgroßer Hof täglich
2 Fuder Heide zu Streu und Futter gebrauchte. Jetzt wirtschaftet man leichter
und gewinnbringender. Die gnte Heuernte der Rieselwiesen gestattet die Ernährung
von Rindvieh. Ein guter Viehstand schafft Dünger, der die Felder ertragfähig
inacht für Koru, Hafer, Kartoffelu und sogar für Weizen. Außerdem hat heute
fast jeder Hof feine Holzanpflanznng, durch die eiu Stück Heideland wertvoller
Besitz werden kann. So sind die Einnahmen der Heidebanern gewachsen; aber die
alte Genügsamkeit und Einfachheit ist geblieben, wenn auch manche alte Sitten und
die alteu Zipfelmützen der Heidebewohner mit dem echten Haustiere, der Schnucke,
dahinschwinden. Noch immer fühlen und tragen Herr, .Tagelöhner und Knecht
Freude und Leid zusammen, essen an einem Tische und wandern am Tage des
Herrn, wenn die Sonntagsglocke über die weite Flur ruft, iu Gemeinschaft
stundenweit zum alten Gotteshause". (Beuermann, Provinz Hannover.)
i) Gerede. — 2) vergißt. — 3) Kuh. — 4) gewesen. — r>) Geldbentel. — (i) sein
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her; 500 Gäste sind nichts Seltenes an solchem Ehrenfeste, dessen Feier sich
8 Tage ausdehnt.
Kehdingen und Hadeln. Die Marschen Kehdingen und
Hadeln sehen einander sehr ähnlich. Aber der Boden von Hadeln ist
sandiger und kalkhaltiger, darnm heller und leichter als der Kehdingens.
Das hat eine Verschiedenheit in der Ausnutzung zur Folge; Kehdiugeu
zeigt fette Wiesen und fruchtbare Äcker, Hadelu hat mehr Ackerfeld.
„Diese Marschgebiete sind unmittelbar hinter den mächtigen Elbdeichen erheblich
höher als nahe der Geest. Kehdingen wie Hadeln sind ausgeschlämmte Buchten.
Die Abschließnng von der Elbseite aus ist so geschehen, daß an der Geestseite
große Wassertümpel blieben, die allmählich trocken geworden sind und sich mit
Moor überzogen haben. Diese Marschen haben darum breite Moorgürtel hiuter
sich, deren Torfschichten auf fetter Schlammerde ruhen. Am deutlichsten zeigt sich
das in Hadeln. Im Osten und Westen springen zwei hohe Geestrücken vor, in
die Hadelu hineingreift. Der südliche, der Geest anliegende Marschstrich in der
Bncht heißt das Sietland (sieht — niedrig). An seinem Rande liegen noch mehrere
kleine Seeen, die als Reste eines früher größeren Wassers anzusehen sind. Sie
sammelten im Winter so viel Waffer, daß das ganze Sietland im Frühlinge
gewöhnlich überschwemmt war und so nicht nutzbar gemacht werden konnte. Erst
in der Mitte unseres Jahrhunderts hat mau den Hadeler Kanal gegraben, der
das überflüssige Wasser zur Elbe und zur Geeste (Weser) ableitet und so einen
Anbau des Landes gestattet und reiche Ernte ermöglicht. Kehdingen und Hadeln
gelten für die reichsten Marschen unseres Landes. Wer in sonnigen Sommertagen
durch diese Gegend zieht und in Kehdingen zwischen unabsehbaren Feldern die
blumigeu, saftigeu Wiesen, auf denen hunderte von buuten Kühen und dunkel-
braunen Pferdeu kuiehoch im Grase weiden, und in Hadeln die ununterbrochen sich
hinziehenden, wogenden Weizen- und fruchtbaren Rapsäcker sieht, der wird diese
Annahme für richtig halten. Beide Marschen sind vornehmlich von Niedersachsen
bewohnt; die Bauernhöfe liegen zwischen den wogenden Saaten. In den Dörfern
wohnen die Tagelöhner, Krämer und Handwerker um die Kirche und Schule herum.
Die großen Bauernhöfe sind mit tiefen Gräben (Graffen) umzogen. Die Häuser
stehen im Schatten starker Eichen, Buchen und Birken; in Hadeln umziehen viele
Gehöfte wahre Parkaulagen. Die niedersächsische Banart prägt sich in aller Schärfe
aus, wenn wir auch in Hadeln nur noch selten ans den Giebeln die gekreuzten
Pferdeköpfe finden. Das Holzwerk des mit Schilf oder Stroh gedeckten Wohnhauses
ist hell gestrichen, während Scheuneu und Ställe und fast alle Ackergeräte eiu an-
genehmes Braunrot zeigen." (Beuermann, Provinz Hannover.)
Die Alesermarschen. Das Laud Wursten hat seinen Namen
von seiner sriesischen Bevölkerung, die im Mittelalter den Namen der
Wortsaten oder Wurtsateu führten, weil sie in der Zeit, als noch keine
oder ungenügende Deiche vorhanden waren, ihre Häuser auf künstlichen
Hügeln, sog. Warften oder Wurteu, erbauten. Läuger als alle anderen
Weseranwohner haben die Wurster ihre alte Freiheit bewahrt; deuu erst
gegen Mitte des 16. Jahrhunderts unterwarfen sie sich den Erzbischöfen
von Bremen. Der Boden des Landes ist im allgemeinen leicht, weshalb
hier der Ackerbau überwiegt. Osterstade ist wesentlich eine große Weide-
flur mit verhältnismäßig geringem Ackerbau, durch zahlreiche Herden des
schönsten Viehes belebt.
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— 56 —
die Kämpfe zwischen Welsen und Staufen wieder, bis 1235 auf dem
Reichstage zu Mainz eine Einigung zu stände kam. Mit großer Pracht
erschien hier der Welfe vor Friedrich Ii., beugte feine Knie vor dem
Kaiser und übergab diefem feine sämtlichen Erblande. Der Kaiser
überreichte ihm eine Reichsfahne und überwies ihm feierlichst die Eigen-
besitznngen als Reichslehen und neues Herzogtum. In diesem Herzog-
tum „ Braun schweig-Lüneburg ", welches das Land zwischen
Deister und Leine, Göttingen, - Grnbenhagen, den Harz, Braunschweig,
Celle und Lüneburg umfaßte, liegt der Kern der heutigen Provinz
Hannover und des Herzogtums Brauufchweig eingeschlossen.
Noch unter Otto wuchs das Herzogtum und begann aufzublühen.
Aber man folgte dem Brauche vieler Fürsteu damaliger Zeit; man
teilte das Land und machte es durch Zersplitterung ohnmächtig.
Schon die beiden Söhne Ottos begannen 1269 diese Teilungen. Albrecht
erhielt den südlichen Teil unter dem Namen eines Herzogs von Brmm-
schweig; Johann nahm den nördlichen Teil unter dem Titel eiues
Herzogs von Lüneburg. Noch zwölsmal ist dieser Landbesitz geteilt
worden, und eine Reihe von Ländchen bildete sich, in denen einmal
sogar gleichzeitig 7 Herzöge regierten. Doch das Schicksal führte
diese Herzogsländchen, in deffen Bewohnern wie Fürsten das Gefühl
der Zusammengehörigkeit zum Glück erhalten blieb, immer wieder
zusammen. Durch die Teilung von 1635 wurde dann der Grnnd gelegt
zu den beiden Ländern Hannover und Braun schweig.
Wir beschränken uns nun darauf, das Wachstum des Landes
Hannover zu verfolgen. Diesem Hause Lüneburg (Hannover) gehörten
die Herzogtümer Lüneburg, Celle, Calenberg, Göttingen, Grnbenhagen
und die Grafschaften Hoya (1582), Diepholz (1585) und Stücke von
Schaumburg und Lauenburg. Durch Teilung entstanden 1641 die beiden
Linien Lüueburg-Celle und Lüneburg-Hannover, die 1705 wieder vereinigt
wurden. Inzwischen hatte der Hannoversche Zweig unter Ernst August
(1679—98) im Jahre 1692 die Kurwürde erhalten. Als Kurfür st eu-
tum Hannover war es unteilbar und darum iu Zukunft vor Zer-
fplitternng geschützt. Georg, der Sohn Ernst Augusts, der durch Heirat
mit der Erbtochter vou Lüneburg - Celle (Prinzessin von Ahlden) auch
diese Läuder erhielt, vergrößerte im Jahre 1715 das Land durch Ankauf
der Herzogtümer Bremen und Verden von den Schweden, und fein
Sohn Georg Ii. erwarb 1731 das Land Hadeln.
Kurfürst Georg wurde dann im Jahre 1714 als nächster Ver-
wandter der Königin Anna König von England; Hannover wurde
Nebenland und hat bis zum Jahre 1837 (bis zu diesem Jahre war es
mit England verbunden) von dieser Verbindung manchen Nachteil _ er-
fahren. Nicht nur haben während des 7 jährigen Krieges Frankreichs
Heere es im Kampfe gegen England ausgeplündert und haben hunderte
von braven Hannoveranern für England in Amerika bluten müssen,
auch Napoleon I. hat seinen Haß gegen England an dem Nebenlande
Hannover ausgelassen und hat in der Zeit von 1863—1805 aus dem
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich Otto Ottos Albrecht Johann Ernst August Georg Ernst_Augusts Ernst Augusts Georg_Ii Georg Anna_König Napoleon_I.
Extrahierte Ortsnamen: Staufen Mainz Göttingen Braunschweig Celle Lüneburg Ottos Lüneburg Hannover Celle Calenberg Diepholz Schaumburg Lauenburg Lüneburg Bremen Schweden England England Frankreichs England England Amerika England Hannover
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dann nach Nordwesten und mündet bei Müden in die Aller. Ans den nördlichen
Vorbergen entstammt die Fnse, die bei Peine aus dem Hügellande tritt, durch
ölhaltiges sumpfiges Geläude (Ölheim) hinzieht und bei Celle mündet. Der be-
dentendste der der Aller zuströmenden Flüsse ist die Leine.. Ihren Lauf, der
unterhalb Rethem sein Ende findet, lernten wir schon kennen.
Etwa auf der Mitte des Laufes der Leine im Flachlande streift der Flnß fast
die Ostseite des Steinhnder Meeres.
Das Steinhuder Meer.
Das 40 qkm große Wasserbecken des Steinhuder Meeres ist der größte
und auch wohl der bekannteste See des nordwestlichen Flachlandes. Man erreicht
denselben hente am bequemsten von Wunstorf aus uach ^ stündiger Fahrt mit der
Steinhnder-Meerbahn. Der Ort Steinhude, in dem wir aussteigen, ist der einzige,
dessen Häuser sich beim Sounenschein im Wasser des Sees spiegeln können. Daher kann
es uns nicht wunder nehmen, wenn er dem See den Namen gab. Dieser 2000 Ein-
wohner zählende freundliche Weber- und Fischerflecken hat durch die Dauerhaftigkeit
und Feinheit seiner Leinengewebe einen guten Ruf weit über die engen Grenzen
des Bückeburger Landes hinaus, zu dem er gehört. Von Steinhude aus fahren im
Sommer taufende vou Meufcheu auf deu leichteu Kähnen der Schiffer anf das
Meer hinaus. Ihr Ziel ist der Wilhelmstein, jene künstliche Insel, die grün mitten
aus der spiegelklaren Flut hervorschimmert. Auf Veranlassung des Fürsten
Wilhelm vou Schaumburg-Lippe ist dieses „Meerauge" in der Zeit von 17(il—1767
im südwestlichen Teile des länglich runden Sees künstlich aufgeschüttet. Hier hat
der kluge Kriegsmann eine Mnsterfestnng erbant, nm deren weißgraues Gemäuer
der grüne Wein heute seine Ranken zieht und herrliche Rosenanlagen das Auge
erfreuen. In der Kriegsschule, die Fürst Wilhelm dort in der Festung errichtete,
hat der Schöpser des preußischen Heeres, Scharnhorst, seine erste Ausbildung erhalten.
Von dem platten Dache des Wilhelmsteins haben wir eine herrliche Übersicht über
den See und seine Umgebung; darum wollen wir von dort aus Umschan halten.
Die Wasserfläche des Sees ist von West nach Ost fast doppelt so lang als
von Süd nach Nord. Sie deckt eine flache Mulde, deren tiefsten Stellen kaum 6 m
unter dem Wasserspiegel liegen. Als durchschnittliche Seetiefe mögen 2—3 in gelten.
Die zwei Meilen lange Strecke des Süd- und Westufers baut sich als grünes
Wiesenmoor immer weiter in den See hinein, und dahinter erhebt sich die schön
bewaldete Hügelkette der Rehburger Berge. Nur da, wo Steiuhnde steht, springt
ein lehmiger Sandhügel, in welchem man viele Granitsteine findet, bis an das
Ufer vor. Namentlich an dem Westnfer überzieht im Sommer ein dichtes Schilf-
und Moosgewebe in einer Breite von mehreren hundert Metern den Rand des
Sees. Im Wiuter taucht diese silzige Pflanzendecke unter. Im Frühjahr erscheint
neues Grüu auf dem Spiegel des Wassers, das in der vermoderten, vorjährigen
Pflanzenschicht Wurzel fiudet. So grünt und blüht im Sommer ein saftiger
Wiesenteppich auf dem Waffer des Seeufers, den dasselbe auf- und abschaukelt.
Das sind die' „Fledderwiesen" oder schwimmenden Wiesen, deren dünne Deckschicht
der Anwohner mit breiten Brettern au den Füßen betritt, um das Gras zu ernten.
Bei Mardorf am Nordufer schimmert eine nackte, weiße Düne hervor, hinter der der
Ort liegt; vou da ab ist die Nord- und Ostseite graues Moor- und Heideland,
über dessen traurige Ode in der Ferne die Schornsteine der Neustädter Torfstreu-
werke hervorragen.
Die Lesum, die bei Vegesack unterhalb Bremen in die Weser mündet, fließt
einige Stunden aufwärts von ihrer Mündung zusammen aus der W ü m in e und
Hamme, von denen die Wümme (Blockland) aus der Lüneburger Heide, die
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Peine Celle Wunstorf Steinhude Steinhude Wilhelmstein Ost Nord Westufers Mardorf Lesum Vegesack Lüneburger_Heide
der schlanken Stämme, pflücken die Tannäpfel und versetzen den erstiegenen Wipfel
in schwingende Bewegung, um zum nächsten Baum überzuspringen. Der ansge-
wachsene „Bestand" wird „geschlagen". Dieses Niederlegen des Waldes schafft
mannigfache Arbeit und reichen Lohn. Da krachen die Äxte und knirschen die
Sägen beim Fällen und Zerlegen der stolzen Stämme; da kommen die Fuhrleute
mit ihren schweren Wagen oder im Winter mit Schlitten und fahren und „rücken"
die „Blöcke" fort zu den nahen Sägemühlen oder zu den Bahnstationen, von
wo aus die geschätzten „Harzhölzer" in das weite Flachland versandt werden.
Der Harz ist metallreich. Die Metalle finden sich jedoch selten ge-
diegen, d. h. rein, vor, sondern sind meist mit anderen Stoffen vermischt;
in diesem Zustande heißen sie Erze. Die Erze des Harzes sind wesentlich
nur Kupfererze, silberhaltige Bleierze und Eisenerze. Sie finden sich im
allgemeinen entweder ans Gängen oder in Lagern. Gänge sind die tief
aus dem Erdinnern kommenden Spalten, deren Räume mit Erzen
ausgefüllt, aber auch meist von sehr hartem Gestein begleitet sind;
Lager sind die mehr horizontal angehäuften Erdmassen. Am metall-
reichsten ist der Oberharz.
Der Bergmann schafft unter Mühe und vielen Gefahren die Erze
ans dem dunklen Schoß der Erde heraus; der Hüttenmann schmilzt die
Erze, um das reine Metall zu gewinnen, die Kupfererze und die silber-
haltigen Bleierze in den sog. Silberhütten, die Eisensteine in den Eisen-
Hütten. Wo aber nicht der Bergmann seine Fäustel schwingt oder der
Hüttenmann Erze schmilzt, da begegnet man Waldarbeitern aller Art,
Köhlern und einsamen Hirten, welche die mit volltönenden Glocken ge-
schmückten Herden weit in die Wälder hineintreiben.
Nachdem die Bergleute ihr Grubenlicht augezündet haben und . von den
Zurückbleibenden mit dem Gruße: „Es gieh Euch wull" begrüßt find, fahren sie
vermittelst der Fahrkunst, einer Vorrichtung, welche die Anstrengung des Steigens
einer Maschine zuweist und vom Bergmann nur ein Hin- und Hertreten erfordert,
in den Schacht, der eine oft 4—5 mal größere Tiefe hat, als der Kölner Dom
hoch ist. An seiner Arbeitsstelle angekommen, beschäftigt sich der größte Teil der
Bergarbeiter mit der Herstellung von Sprenglöchern vermittelst der Bohrer und
Fäustel. Hat das Bohrloch die genügende Tiefe, so wird es mit dem Spreng-
Material (Pulver oder Dynamit) versehen, der Schweselsaden wird angezündet und
der Bergmann eilt in ein sicherndes Versteck. Ein mächtiger Donner hallt durch
die Tiefe, dichter Pulverdampf erfüllt die Gänge, und Erze und Gesteine prasseln
hernieder. Die gewonnenen Erze werden auf die Förderstrecke geschafft und von
hier in einrädrigen Schiebkarren oder in Förderwagen (Hunden) an den Treib-
schacht gebracht, wo sie in die Treibtonne geladen werden, die sie nach oben be-
fördert. In den Clausthaler Gruben wird das Erz in einer Tiefe von 400 m
unter Tage auf Schiffen transportiert. Um nämlich das Waffer aus den Gruben
abzuleiten, gehen große unterirdische Kanäle, Stollen, quer fast durch den ganzen
Oberharz. Der Georg-Stollen hat eine Länge von 19 km und mündet bei Grund;
der Ernst-August-Stollen hat eine Länge von 23 km und mündet ebenfalls am
westlichen Harzrande bei Gittelde/ Das in der Grube gewonnene Erz wird nun zu-
nächst aufbereitet, d. h. in besonderen Anstalten (Scheidehäusern, Wäschen, Poch-
werken usw.) wird das taube Gestern von dem nutzbaren Erze möglichst getrennt.
Endlich kommt es in die Silber- und Eisenhütten, wo das reine Metall gewonnen wird.
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil]]
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vor uns eifriges Regen und buntes Leben. Rechts und links am Ufer des mit
Schilf bedeckten Kanales, der sich stundenweit hinzieht, stehen in unabsehbarer Reihe
die Häuser der Kolonisten. Diese Wohnungen sind mit ihren kleinen Gärtchen in
Einschnitte gebettet, wie man sie durch deu Torfabstich gewonnen hat. Die ersten
Häuser und Gärten sind noch klein. Aber je weiter wir den Kanal hinabschreiten,
desto mehr weicht der Rand des braunen Moores zurück. Saftige Wiesen, frucht-
bare Kornfelder umziehen die immer größer werdenden Gärten und Hänser. Bald
zeigen sich Mühlen, Fabriken und Werkstätten zum Bau und zur Ausbesserung der
Kähne und Schiffe. Man ist plötzlich mitten in dem Getriebe einer lebhaften
Stadt, die ihr Dasein dem Moorkanale verdankt.
Gewässer. Der Hauptfluß dieses Landgebietes ist die Ems; von
dem eigentümlich gewundenen 440 km langen Lause der Ems liegen
330 km in der Provinz Hannover. Sie entspringt am Südwestabhange
des Teutoburger Waldes und wendet ihre nordwestliche Lausrichtung bei
Rheine in eine nördliche um, bis sie unmittelbar vor ihrer Mündung
in den Dollart sich wieder nach Nw. wendet. Der durch Sanddünen
gehemmte Flußlaus hat durch den Dortmnnd-Emskanal eine wesentliche
Verbesserung erfahren, so daß sich eine lebhafte Flußschiffahrt entwickelt.
An bemerkenswerten Nebenflüssen empfängt die Ems nur von rechts
die Hase und die Leda.
Die Hase haben wir schon bis dahin verfolgt, wo sie bei Bramsche in die
Ebene tritt. Von diesem Orte fließt sie weiter nach N. bis Quakenbrück, wendet
sich dann nach W, bis sie bei Meppen die Ems erreicht. Die Leda entsteht aus
einer Vereinigung zahlreicher Moorgewässer und erhält ihren Namen erst knrz vor
ihrer Mündung bei Leerort. Bei ihrem Eintritt in die Provinz Hannover bildet sie
zwei Arme, von denen der nördliche die Jümme oder die Basseler Ems, der südliche
die Leda oder die Sagelter Ems heißt; diese vereinigen sich oberhalb Leer.
Klima und Erzeugnisse. Das Klima des Emsgebietes ist
infolge der Ausdunstungen der großen Moore und der Nähe des Meeres
feucht und wenig freundlich: Regen, Schnee, Hagel, Nebel je nachdem,
hat man fast mährend der Hälfte des Jahres; dazu ist der Himmel
trübe und häufig bewölkt. Kalte, anhaltende Nordwinde oder heftige
Winde aus Nw. treten auf; erstickender Moorrauch trübt die warmen
Frühlingstage, nach denen ein kurzer, von Gewittern und Regenschauern
begleiteter Sommer eintritt.
Die verschiedenen Bodenarten des Emsgebietes bedingen auch ver-
schiedene Erzeugnisse. In den Moorgegenden gewinnt man entweder
^.ors, oder man säet Buchweizen. Das kultivierte Moor und der Heide-
boden liefern Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Buchweizen, Bohnen,
Kartoffeln, Erbsen und Flachs.
Bewohner. Die Bewohner im Gebiete der Ems gehören bis
Papenburg dem niedersächsifchen Volksstamme an, von dem wir schon im
vorigen Abschnitt geredet haben. Unterhalb Papenburgs treten wir
jedoch in Ostfriesland ein und lernen nun einen dem niederfächfifchen
nahe verwandten Stamm, die Friefen, kennen.
In Sitte und Leben seit Jahrhunderten von seinen sächsischen Nachbarn ge-
schieden, stellt der Ostfriese, wenn auch ein ähnliches, so doch in vieler Hinsicht
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
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Wege, Kanäle und Gräben durchschneiden nach allen Richtungen das
Land. Die Ortschaften liegen vielfach an der Grenze des Marschlandes
auf der höher gelegenen sandigen Geest. Einstöckige Häuser werden
wohl einzeln innerhalb der Marsch aus natürlichen oder künstlichen Boden-
erhöhnngen (Warften, Wurten) errichtet.
In unserer Provinz liegen die folgenden Marschlandschaften und
zwar im Gebiete der Elbe: das Alte Land von Harburg bis zur Schwinge,
das Land Kehdingen (Kaje-Deichland) von der Schwinge bis zur Oste,
das Land Hadeln «wahrscheinlich Hadu-loha - Hain des Kriegsgottes)
westlich von der Oste an der meerbusenartigen Mündung der Elbe; am
Unterlauf der Weser: das Land Wursten (Wurtsateu die auf Wurten
Wohnenden) und Osterstade; in Ostfriesland, von O. nach W. folgend:
an der Nordfee das Hardingerland, das Norderland und teilweife das
Emsinger Land, an der Ems hinauf das Ledinger Land und das
Rheiderland.
Das Alte Land. Das Alte Land liegt sehr tief und dazu fast
100 km weitab von der See; dadurch ist es vor den scharfen Nordwest-
winden hinter seinen hohen Deichen gänzlich geschützt. So konnte hier
in dem für Marschen außerordentlich milden Klima der sette Boden eine
besondere Ausnutzung ersahren. Diese Marsch ist das nördlichste Obst-
land in ganz Europa.
Alle Ackerränder, alle Wege und Dämme, dazu ganze Feldflächen sind mit
Kirschen-, Pflaumen- und Apfelbäumen bestanden {lj2 Millionen Obstbäume). „Zur
Zeit der Blüte, wenn das ganze Land wie in einen weißen und rosigen Schleier
gehüllt erscheint und ein tausendfältiges wohliges Leben darin summt, schwärmt
und jnbelt, bietet es einen Anblick dar, dessen eigentümlicher Zauber mit nichts
vergleichbar ist. Doch anch zur Zeit der Reife, wenn die Kirschbäume glühen und
funkeln von all den scharlachenen Früchten, oder wenn die Tauseude rotbackiger
Äpfel aus dem Grün hervorlachen, während unter ihnen schöne gelbe Kornfelder
glänzen, oder bunte Viehherden im hohen Klee ruhen, berührt der Anblick der
Fülle unendlich wohltuend." (Allmers). Solche Pracht lockt dann auch alt und
juug zu taufenden aus dein nahen Hamburg zum Sehen und Kosten iu das
wunderbare „Kirschenland".
In den Obsthainen versteckt, ziehen sich in langen Reihen die freundlichen
Häuser der Altländer an den Wegen oder den Kanaldämmen dahin; so reiht sich
oft ein Dorf an das andere, ohne daß die Grenze bemerkbar wäre. Die Hänser
stehen alle niit dem Wohnhausgiebel uach der Straße, während Tenne und Ställe,
die sich mit der großen Einfahrt in dem niedersächsischen Hause nach der Straße
wenden, hier von derselben abgekehrt liegen. Das Haus ist aus Fachwerk aus-
geführt, und die Steine der Fächer find in den buntesten Farben gehalten; hier
sieht man zierliche Dreiecke, da Kreuze und dort Sterne oder sonstige Figuren bis
oben in den Giebel hinauf.
Der Altländer ist verschlossen und dabei schlau; der stetige Verkehr mit
Hamburg und der Handel haben ihm aber die Steifheit und Langsamkeit ge-
nommen, die man den Bewohnern anderer Marschen wohl nicht mit Unrecht nach-
sagt. Seine Bewegungen sind lebhaft, sein Gesicht ist schmal, der ganze Körper
schlank und nicht gerade besonders groß. Der Altländer lebt einfach, obwohl ihm
fein Reichtum wohl ein wenig prunken gestattete. Nur bei Hochzeiten geht es hoch
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden]]
TM Hauptwörter (200): [T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Mittelschule, Volksschule
Regionen (OPAC): Hannover
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
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nahm mit andern Herren eine Kirchenvisitation. Mit weiser Mäßigung
ließ man manche an sich gleichgültige katholische Ceremonieen bestehen;
die Mißbräuche aber, die vorhanden waren, wurden abgestellt. Es
währte auch nicht lange, da bekannte sich sast das ganze Land zur
lutherischen Lehre.
2. Ein zweites wölfisches Herzogtum bildete zur Zeit der Resorma-
tion die jetzige Lauddrostei Lüneburg. Hier herrschte zu jener Zeit
Herzog Ernst, einer der wenigen deutschen Fürsten, die sich zuerst und
mit voller Inbrunst der Lehre Luthers zuwandten. Herzog Ernst, „der
Bekenner" genannt, war 1497 geboren und als zarter Knabe an den
Hof seines Oheims, des Kurfürsten Friedrich des Weisen, gesandt
worden. Von hier begab er sich auf die Hochschule zu Wittenberg,
erlebte daselbst den kühnen Ansang der Reformation und lauschte mit
Hingebung den Worten und der Lehre Luthers. Nach kurzem Anfent-
halte am Hofe des ritterlichen Königs Franz I. in Frankreich wurde
der junge Fürst bereits 1520 zur Regierung berufen. — Die lutherische
Lehre hatte sich im Lüneburgischen bereits an einigen Orten Eingang
verschafft; man weiß nicht, ob durch die unwiderstehliche Gewalt eines
Lutherliedes, welches Wanderer nach dem Norden trugen, oder ob durch
jene fliegenden Blätter, die von den Vorgängen in Wittenberg Kunde
durch die Welt trugen. Den vielfachen Anfeindungen gegenüber, denen
die neue Lehre seitens der Geistlichkeit, der Stadtbehörden und des Adels
begegnete, duldete Herzog Ernst bereits 1524 eine junge kirchliche
Genossenschaft in Celle; ja, er that noch mehr, er bemühte sich selber
rastlos um die weitere Verbreitung und den Ausbau der Kirchen-
reformation in seinem Lande. — Auf dem Reichstage zu Augsburg 1530
unterschrieb Herzog Ernst mit den andern evangelischen Fürsten das
Augsburgische Glaubensbekenntnis, und er ist demselben in guten und
bösen Tagen treu geblieben. So erwarb er sich den schönen Beinamen des
Bekenners. — Von Augsburg brachte er sich einen trefflichen Gehülfen
in der Person des Urbanus Rhegius mit, den er zum General-
Superintendenten ernannte. Ernst hatte ihn herzlich lieb. Als Rhegius
nach zwei Jahren wieder einen Ruf nach Augsburg erhielt, da hörte
Ernst dies mit tiefer Bewegung, hob seine Finger zu den Augen empor
und sprach: „Weiß ich doch nicht, ob ich lieber ein Auge missen wollte
oder meinen Doctor; denn der Augen habe ich zwei, aber nur einen
Rhegius." Dann zu diesem sich wendend, bat er: „Lieber Urban, bleibt
bei uns! Ihr könnt wohl jemand finden, der euch mehr Geld giebt als
ich, aber keinen, der eurem Predigen lieber zuhört." Rhegius blieb und
hat in Gemeinschaft mit Herzog Ernst noch viel Gutes gewirkt, bis
er 1541 die Augen schloß. Herzog Ernst der Bekenner starb 1546,
den 11. Januar, also kurz vor dem Tode seines Lehrers und Freundes
Luther.
3. So hat in den alt-welsischen Herzogtümern Kalenberg,
Lüneburg, Braun schweig, Göttinge u, Grubenhagen das
lutherische Bekenntnis von Anfang an vorgeherrscht. Aber auch diejenigen
Landesteile, die erst später an Hannover gefallen sind, bekennen sich vor-
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T161: [Luther Wittenberg Jahr Martin Freund Wartburg Universität Melanchthon Kurfürst Worms], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Ernst Ernst Friedrich Friedrich Franz_I. Franz_I. Ernst Ernst Ernst Ernst Ernst Urban Rhegius Ernst Ernst
Extrahierte Ortsnamen: Lüneburg Wittenberg Luthers Frankreich Wittenberg Celle Urbanus_Rhegius Kalenberg Lüneburg