Autor: Hüttmann, J. F., Jastram, Heinrich, Marten, Adolf
Auflagennummer (WdK): 6
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
109
c. Die Franken.
§. 29. Das Heranwachsen derselben. Wo wohnten zur
Zeit der Völkerbündnisse die Franken? Chlodwig stiftete um 500
das Frankenreich. Er herrschte zuerst nur über einen Theil der
Franken (zwischen Maas und Schelde), besiegte 486 die letzten
Römer (Soissons), 496 die Alemannen, 507 die Westgothen, unter-
warf mit Gewalt und List die übrigen Franken und beherrschte
so ganz Gallien und die Rheinlande. An der Donau hatte
sich aus Vermischung ein neuer Stamm gebildet, die Bayern, die
um 550 in Abhängigkeit von den Franken kamen. Seine Söhne
theilten das Reich und eroberten Thüringen (dessen nörd-
licher Theil an Sachsen fällt) und Burgund. Noch ver-
schiedene Theilungen und Wiedervereinigungen haben kein besonderes
Interesse. Unter den letzten schwachen Königen (Merowingern)
kam die ganze Macht allmählich in die Hände der Haus-
hofmeister. Der major domus Karl Martell schlug 732
bei Poitiers (wo liegt das?) die Mauren. Pipin der Kleine
stieß mit Zustimmung des Papstes den letzten Merowinger vom
Thron und wurde selbst König. Er zog gegen die Longobarden,
schenkte das eroberte Land dem Papste und gründete so den
Kirchenstaat. So gründen die Franken eine feste Herr-
schaft über die gesammten deutschen Stämme, mit Ausnahme der
Sachsen und Friesen. An die Stelle der römischen Macht ist die
germanische getreten.
§. 30. Lehenswesen. In dem Frankenreiche verschwindet der
letzte Rest altgermanischer Gemeinfreiheit, und durch Eroberungen rc.
bildet sich die Lehensversassung, die nun dem deutschen
Leben ein ganz anderes Gepräge gab. Die Könige beschenkten
ihre Dienstmannen mit erobertem Lande für die geleisteten Kriegs-
dienste (Eigenthum, Allod). Von dem, was der König für sich
behielt, gingen manche Stücke wieder auf die Dienstleute als
Lehen über. Dieses Verhältnis dehnte sich schon früh auch auf
Aemter aus; aber erst nach und nach wurde die Erblichkeit fest-
gestellt. Die Vasallen waren dem Lehensherrn in allen Dingen
zu Dienste und Treue verpflichtet. Da die Lehensmannen von
ihrem Lehen wieder kleine Stücke an andere als Lehen abgaben,
so wurden sie dadurch wieder zu Lehensherren, und es enstand
eine vielfach verzweigte Gliederung. Das ärmere Landvolk gerieth in
Leibeigenschaft. Mancher Freie trat auch sein Allod ab, um es
als Lehen gegen Schutz rc. wieder zu empfangen. Hofämter:
Kämmerer (der den Schatz bewahrte), Marschall (der die Pferde
unter Aufsicht hatte), Truchseß (der die Tafel besorgte), Schenk
(der den Wein herbeischaffte und darreichte), major domus (der
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Extrahierte Personennamen: Chlodwig Maas Karl_Martell Karl Hofämter Schenk
Autor: Hüttmann, J. F., Jastram, Heinrich, Marten, Adolf
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
145
Brandenburg irrt westfälischen Frieden erlangt? Was nicht?
(§. 65). — In einem Kriege, den der König Karl Gustav von
Schweden mit Polen führte, schlug Friedrich Wilhelm die Polen
bei Warschau. Dieser Krieg wurde durch den Frieden zu Oliva
(bei Danzig) beendet, und der große Kurfürst erlangte die voll-
ständige Unabhängigkeit Preußens (Aufhebung der pol-
nischen Oberhoheit). — Als Ludwig Uv. den zweiten Raubkrieg
führte (8. 69), stand der große Kurfürst treu zu Deutschland.
Während er mit seinem Heere sich am Rhein befand, fielen die
Schweden in Pommern und Brandenburg ein (von Frankreich
aufgehetzt) und hausten hier schrecklich. Die Erhebung des Volkes
half nichts; da eilte Friedrich Wilhelm mit eütem Theile seines
Heeres herbei und schlug am 18. Juni 1675 ein doppelt so
großes schwedisches Heer bei Jehrbellin (Stallmeister Froben.
Gedicht von Mindiug: „Herr Kurfürst Friedrich Wilhelm, der
große Kriegesheld" rc.). Durch diese Schlacht legte er den
Grund zu Brandenburgs Macht und Ansehen. In den
nächsten Jahren verjagte er die Schweden aus Pommern und
Ostpreußen. Als ihn aber der Kaiser verließ und die Franzosen
ihn bedrohten, mußte er im Frieden von St. Germain (bei Paris)
1677 Vorpommern wieder an die Schweden zurückgeben. Auch
die erledigten schlesischen Fürstenthümer (s. vor. §.) erlangte er
nicht. Der Kaiser nahm sie an sich. Später hat er diesen
dennoch gegen die Türken unterstützt. — 3. Der große Kurfürst
regierte unumschränkt und suchte namentlich eine größere Einheit
der bis dahin nur lose zusammenhängenden Landestheile zu be-
gründen. Den Widerstand der ostpreußischen Stände brach er
mit Gewalt. Er sorgte mit Weisheit und Kraft für die Wohl-
fahrt des Landes. Er beförderte den Garten- und Ackerbau (kein
Bauer sollte eher heiraten, als bis er 6 Obstbäume gepfropft
und 6 Eichbäume gepflanzt hätte); er sorgte für Handel und Ge-
werbe (Chausseen, Post, Friedrich-Wilhelm-Canal — wo?), ver-
größerte die Kriegsmacht (Dersflinger), vertheilte die Steuern
gerechter, wollte eine Flotte gründen und in Afrika eine Colonie
anlegen (was nicht gelang), und nahm 20 000 aus Frankreich
vertriebene Reformierte auf, die die Gewerbe bedeutend verbesserten.
Mit Genehmigung des Kaisers erlangte er Emden in Ostfries-
land. Lutheraner und Reformierte wollte er einen. (Paul
Gerhard.)
8. 75. Friedrich I. Friedrich Wilhelm I. —
1. Friedrich (1688-1701) trat als Kurfürst Friedrich Iii.
die Regierung an. Er war prachtliebend; deshalb legte er in
stkltfuiihc. 7
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Extrahierte Personennamen: Karl_Gustav_von
Schweden Karl Gustav Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Ludwig_Uv Ludwig Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Paul
Gerhard Friedrich_I. Friedrich Wilhelm_I. Friedrich_( Friedrich Friedrich_Iii Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Brandenburg Polen Warschau Danzig Deutschland Rhein Schweden Pommern Brandenburg Frankreich Brandenburgs Pommern Germain Paris Schweden Friedrich-Wilhelm-Canal Afrika Frankreich Emden Ostfries-
Autor: Hüttmann, J. F., Jastram, Heinrich, Marten, Adolf
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
]
148
hoben sich ferner Spanien, Frankreich, Sachsen rc. Franzosen
Baiern und Sachsen besetzten Obcrösterreich und Böhmen, wo sich
Karl Albrecht huldigen ließ. Karl Albrecht wurde unter dein Namen
Karl Vii. in Frankfurt zum deutschen Kaiser gewählt. Maria
Theresia suchte Hülse bei den Ungarn; das österreichische Heer ge-
wann alle Länder wieder und besetzte sogar Baiern; die prag-
matische Armee (Engländer, Hessen, Hannoveraner) schlug die
Franzosen bei Detlingen unweit Hanau (1743). Später er-
oberten die Franzosen und Baiern München wieder. Als im
Januar 1745 Karl Vii. starb, schloß sein Sohn Maximilian
Joseph mit Oesterreich Frieden, in welchem man gegenseitig aus
alle Eroberungen verzichtete. Franz, Maria Theresia's Gemahl,
wurde deutscher Kaiser (Habsburg-Lothringer Kaiser). Die Fran-
zosen setzten den Krieg noch bis 1748 fort. — Bemerkung: 1744
fiel Ostfriesland an Preußen.
§• 77a- Der siebenjährige Krieg. Maria Theresia
konnte Schlesien nicht vergessen und verbündete sich mit Rußland
(Elisabeth), Frankreich und Sachsen gegen Friedrich Ii. Dieser
erlangte Kenntniß von dem heimlichen Vertrage und begann im
Bunde mit England, das damals gerade wegen Grenzstreitigkeiten
mit Frankreich in Nordamerika kämpfte, den dritten schlesischen
oder den siebenjährigen Krieg (1756—63). — 1755 im
August rückte Friedrich in Sachsen ein, um seinen Feinden zuvor-
zukommen. Er besetzte Dresden und schloß das sächsische Heer bei
Pirna ein. Als die Oesterreicher zur Befreiung desselben heran-
rückten, schlug sie Friedrich bei Lowositz (1. October). Das
sächsische Heer capitulierte, und die Soldaten wurden dem preu-
ßischen Heere einverleibt. Friedrich nahm sein Winterquartier in
Dresden. — 1757. Mt Preußen waren verbunden: England
(Hannover), Hessen, Braunschweig und Gotha; mit Oesterreich
schlossen ein Bündnis (behuf Führung des Krieges und zur
Theilung Preußens): Rußland, Frankreich und Schweden.
Friedrich rückte zunächst in Böhmen ein, besiegte die Oesterreicher
bei Prag (6. Mai) und belagerte dann Prag. Als die Oester-
reicher Prag entsetzen (befreien) wollten, griff sie Friedrich an,
wurde aber bei Collin (18. Juni) geschlagen und mußte nach
Sachsen zurückgehen. — Die Franzosen waren mit zwei Heeren
vorgerückt. Das nördliche drang bis zur Weser vor und schlug
das englisch-hannoversche Heer bei Hastenbeck unweit Hameln
(26. Juli), nachdem anfangs schon der Sieg auf unsrer Seite ge-
wesen war. Sie besetzten nun fast ganz Hannover, und in der
Convention von Kloster Zeven wurde die ganze westliche Seite
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Extrahierte Personennamen: Karl_Albrecht Karl Albrecht Karl_Albrecht Karl Albrecht Karl_Vii Karl Maria
Theresia Maria Theresia Karl_Vii Karl Maximilian
Joseph Maximilian Franz Franz Maria_Theresia's Maria Maria_Theresia Maria Theresia Friedrich_Ii Friedrich August Friedrich Friedrich Friedrich_bei_Lowositz Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Frankreich Sachsen Sachsen Frankfurt Ungarn Hessen Hanau Baiern_München Oesterreich Frankreich Sachsen England Frankreich Nordamerika Sachsen Dresden Pirna Dresden England Hannover Hessen Gotha Oesterreich Frankreich Schweden Prag Oester- Sachsen Hameln Hannover Zeven
Karl der Groe.
69
nieder, erhob sich wieder und legte seinem Sohne in einer ergreifenden Rede die Pflichten eines Kaisers ans Herz. Willst du, mein Sohn," so fuhr er fort, alle diese Pflichten gewissenhaft erfllen?" Ja, mit Gottes Hlfe!" war die Antwort. Wohlan denn, setze dir selbst die Krone auf, und stets mge sie dich an dein Versprechen erinnern!" Darauf befahl er allen Anwesenden, seinen Sohn von jetzt an Kaiser zu nennen. Bald nachher ward der alte Kaiser krank und starb mit den Worten! Vater, in deine Hnde befehle ich meinen Geist!" Noch 814 an demselben Tage ward er in der Marienkirche zu Aachen begraben. Man setzte den Leichnam auf einen goldenen Thron in vollem Kaiser-schmuck, auf dem Haupte die goldene Krone und ein Stck vom heiligen Kreuze; in der Hand hielt er einen Kelch, an der Seite hing das Schwert, um die Hfte die goldene Pilgertasche^ zu den Fen lagen Scepter und Schild, auf den Knieen ein Evangelienbuch. Noch jetzt ist die Grabsttte an einer einfachen Marmorplatte kenntlich, welche die kurze Inschrift trgt: Carolus Magnus.
e. Karls nchste Nachfolger. Karls Sohn und Nachfolger L u d w i g der Fromme war sehr gutherzig, besa aber zu wenig Willenskraft, das groe Reich zu regieren. Fr die Mission nach dem skandinavischen Norden hat er viel gewirkt; zur Sttze derselben ward das Erzbistum Hamburg gegrndet. Von hier aus brachte Ansgarius (Anschar), der Apostel des Nordens, das Christentum nach Dnemark und Schweden. Schon frh teilte Ludwig das Reich unter seine drei Shne Lothar, Pipin und Ludwig. Als ihm spter noch ein Sohn geboren wurde, Karl, der Kahle genannt, hob er die erste Verteilung wieder auf, um auch diesem einen Teil geben zu knnen. Da ergriffen die Shne die Waffen gegen ihren eigenen Vater, und als diesen der Tod erlste, kehrten die Brder die Schwerter gegen einander, bis der Vertrag zu Verdun 843 (fpr. Wrdng!) endlich dem Lande Frieden gab. Lothar erhielt Italien nebst der Kaiserwrde, Karl Frankreich, Ludwig bekam Deutschland und heit deswegen Ludwig der Deutsche. Er war der beste Herrscher Deutschlands unter den Nachkommen Karls des Groen, den Karolingern. Nach ihm herrschte Unordnung im Reiche. Die Magyaren (spr. Maddjaren!) oder Ungarn machten hufig ruberische Einflle, und die Normannen plnderten auf ihren kleinen Schiffen die Ksten der Nordsee, fuhren die Flsse hinauf und beraubten und verwsteten die an denselben liegenden Städte.
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Extrahierte Personennamen: Karl Carolus_Magnus Magnus Karls Karls Apostel Ludwig Ludwig Lothar Ludwig Ludwig Karl Karl Lothar Karl_Frankreich Karl Ludwig_bekam_Deutschland Ludwig Ludwig_der_Deutsche Ludwig Karls
Autor: Renner, August, Jastram, Heinrich, Hüttmann, J. F., Feddeler, Gustav, Marten, Adolf
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
164
sich einen eigenen König. Das war der Kurfürst Friedrich
von der Pfa lz, das Haupt der Union. Er nahm die böhmische
Krone an und ging nach Prag. Der Kaiser war auf seiner
Heimfahrt nach Wien bei dem Herzoge Maximilian von Bayern
eingekehrt und hatte dessen Hülfe gewonnen. Maximilian war
das Haupt eines katholischen Fürstenbundes (der "Liga). Er
sandte jetzt sein Heer und die Truppen der Liga nach Böhmen.
Am weißen Berge vor Prag kam es zur Schlacht, und die
Böhmen wurden gänzlich geschlagen (1620). Der König Friedrich
floh. Der Kaiser zerriß den Majestätsbrief, ließ viele der prote-
stantischen Häupter der Böhmen hinrichten, und die katholische
Kirche wurde in ganz Böhmen mit Gewalt wieder hergestellt. —
Aber der Feldherr des flüchtigen Böhmenkönigs, Ernst von
Mansfeld, führte den Krieg in Süddeutschland weiter. In
Norddeutschland dagegen trat Christian von Braunschweig
für die Protestanten auf. Der Feldherr der Liga, Tilly, besiegte
beide nacheinander. Zum Danke für seine Hülfe wurde Maximilian
von Bayern Kurfürst.
Der niedersächsisch-dänische Krieg (1624—1629) bildet den
zweiten Abschnitt des 30jährigen Krieges. Ernst von Mansseld und Christian
von Braunschweig hatten neue Kriegerscharen geworben und brandschatzten im
nordwestlichen Deutschland. Tilly zog nun nach Westfalen und besiegte
Christian bei Stadtlohn im Bistume Münster. Dann besetzte er Westfalen
und Niedersachsen. Die Protestanten fürchteten das Schicksal Böhmens und
erwählten den König Christian Iv. von Dänemark zu ihrem Obersten und
vereinigten ihre Streitmacht mit der seinigen. Während dieser Zeit aber war
ein kaiserliches Heer unter Wallen st ein auf den Kriegsschauplatz getreten.
Wallenstein schlug Ernst von Mansfeld bei Dessau. Auf der Flucht ereilte
letzteren der Tod. Unterdes hatte Tilly den König Christian von Dänemark
bei Lutter am Barenberge besiegt und in fein Land zurückgetrieben (1626).
Wallenstein eroberte Mecklenburg und Pommern, aber das feste Stralsund
konnte er nicht überwinden, trotzdem er geschworen hatte: „Und wenn die
Stadt mit Ketten an den Himmel gebunden wäre, so müßte sie doch herunter!"
— Der Kaiser schloß endlich Frieden mit dem Dänenkönige und kam nun mit
seinem Plane gegen das besiegte Deutschland heraus. Er erließ ein Gesetz
(Edikt), welches befahl, daß alle seit dem Paffauer Vertrage eingezogenen
Klöster und geistlichen Güter den Katholiken zurückgegeben werden sollten, die
alten katholischen Bistümer sollten wieder hergestellt und mit katholischen
Kirchenfürsten besetzt werden. Alle katholischen Landesherren aber sollten das
Recht haben, ihre protestantischen Unterthanen wieder katholisch zu machen
(dieses Gesetz heißt das Restitutionsedikt [1629]). Jetzt zogen kaiserliche Beamte
durch Deutschland, welche mit Hülse der wilden Söldnerscharen Tillys und
Wallcnsteins das Edikt ausführen sollten. Der Kaiser hielt 1630 einen
Reichstag zu Regensburg und setzte hier den Wallenstein ab, weil er ebenso
gewaltthätig gegen Katholiken wie gegen Protestanten gehandelt hatte.
Der schwedische Krieg. König Gustav Adolf von
Schweden und sein Volk waren Protestanten. Sie wollten es
nicht dulden, daß ihre Glaubensbrüder in Deutschland mit Gewalt
wieder katholisch gemacht werden sollten. Dazu hatte der tapfere
Schwedenkönig den Plan gefaßt, sein Reich zu vergrößern. Vor
allem wollte er die Länder um die Ostsee herum besitzen. Des-
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Maximilian_von_Bayern Maximilian Maximilian Maximilian Friedrich Friedrich Ernst_von
Mansfeld Ernst Christian_von_Braunschweig Tilly Maximilian
von_Bayern_Kurfürst Maximilian Ernst_von_Mansseld Ernst Christian
von_Braunschweig Tilly Christian Christian_Iv Ernst_von_Mansfeld Ernst Tilly Christian_von_Dänemark Gustav_Adolf Gustav Adolf
Extrahierte Ortsnamen: Prag Wien Norddeutschland Deutschland Westfalen Stadtlohn Westfalen Niedersachsen Dessau Pommern Deutschland Deutschland Tillys Schweden Deutschland
Autor: Renner, August, Jastram, Heinrich, Hüttmann, J. F., Feddeler, Gustav, Marten, Adolf
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
294
Bruch. Weil er sich leicht in scharfkantige Stücke sprengen läßt, so be-
nutzte man ihn in der Steinzeit zu Messern, Pfeil- und Speerspitzen,
Äxten und Hämmern. Bis zum Anfange des 10. Jahrhunderts war er
Hauptbestandteil des Feuerzeuges. Heute wird noch eine besondere Art
Glas, das Flintglas, daraus gemacht. 4. Schön gefärbte Quarze nennt man
Halbedelsteine. Solche sind Amethyst (violett), Jaspis (verschieden-
farbig, oft geadert und gestreift), Onyx (schwarz und weiß), Achat
(streifenweise verschieden gefärbt). Zu Oberstein und Idar im Nahethale
werden diese Steine von Hunderten von Arbeitern zu den mannigfachsten
Gegenständen verarbeitet. — Glimmer, der dritte Bestandteil des
Granits, führt seinen Namen von dem starken Glanze. Er kommt in
Sibirien in sechsseitigen Tafeln oder Säulen vor. Er läßt sich leicht in
dünne Blätter spalten, die durchsichtig wie Glas sind. Solche Blätter
benutzt man in Sibirien als Fensterscheiben, bei uns als Feuerscheiben bei
irischen Öfen.
1. Wo lagert in deiner Heimat weißer, grauer, gelber Sand? — 2. Gieb
noch weitere Verwendungen des Sandes an! — 3. Welche Eigenschaften des
Sandes machen ihn zum Polieren und Scheuern tauglich? — 4. Suche aus
Quarz oder Feuerstein mit Stahl Funken zu schlagen und lege dabei Zunder
auf den Feuerstein! — 5. Beschreibe ein Stahlfeuerzeug! — 6. Beschreibe die
Glasbereitung! — 7. Sieh dir im Museum Feuersteiuwaffcn an!
Iii. Herbst. A. J»i Walde.
§ 99. Einleitung. Im Herbste finden wir uns dem
Waldesgrunde keine blühenden Blumen mehr. Aber an manchen
Stellen'steht Farnkraut im frischesten Grün. Weiche Mo as-
po lster bedecken weithin den Boden. Daneben wachsen die sonder-
baren Gestalten der Pilze empor und überraschen uns durch ihre
verschiedenartigen Formen und Farben. An den Bäumen bemerken
wir gelb, braun und grau gefärbte Flechten und grüne Algen.
An sumpfigen Stellen des Waldes beobachten wir eine Art des
Schachtelhalmes, an sonnigen eine Eidechse, eine Blind-
schleiche oder wohl gar die giftige Kreuzotter. — Das Laub
der Bäume färbt sich allmählich gelb. rot und braun und bald
wird es abfallen. — Untersuchen wir den Boden des Waldes im
Gebirge, so werden wir nach Wegräumung der obersten Erdschicht
auf festes Gestein stoßen, das wir in der Regel als Kalk- oder
Sandstein erkennen.
§ Ivv. Der Tüpfelfarn oder das Engelfüß. Sein
Wurzelstock liegt wagerecht in der Erde und ist mit zahlreichen, braunen
Schuppen besetzt. Aus dem Erdstocke entspringen die Wedel. Sie
sind in der Jugend spiralig eingerollt, später 30—40 cm hoch, gestielt
und fiederig geteilt. Auf der Unterseite der Fiederblättchen stehen zu
beiden Seiten der Mittelrippe braune Tüpfel, die Fruchthäufchen. Sie
bestehen aus vielen kleinen, gestielten Kapseln, den Sporenträgern,
welche in ihrem Innern eine Menge Sporen enthalten. Die Sporen
Autor: Renner, August, Jastram, Heinrich, Hüttmann, J. F., Feddeler, Gustav, Marten, Adolf
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
275
sähen durchwuchert ist. Die Beete müssen feucht und 10—12° C. warm
gehalten werden.
1. Lege den Hut eines Champignons einige Stunden auf weißes Papier!
— 2. Warum soll man die Champignons beim Einsammeln nicht ausreißen?
— 3. Wie bereitet man den Champignon zu?
§ 77. Die Kreuzspinne. Zwischen den hohen Stengeln der
Wiesenkräuter oder den Zweigen der Gebüsche hat die Kreuzspinne ihr
Netz ausgespannt. Ihr Körper läßt deutlich zwei Abschnitte unterscheiden:
den dicken, eiförmigen Hinterleib und einen kleinern Vorderleib (Kopf-
bruststück) , beide sind durch ein dünnes Stielchen verbunden. 8 lange
Beine tragen den großen Körper. Dadurch unterscheidet sie sich von den
6-beinigen Insekten. Ihre Farbe ist ein Gelbbraun, das je nach dem
Aufenthaltsorte bald heller, bald dunkler erscheint. Auf dem Hinterleibe
stehen weiße Punkte. Sie bilden eine kreuzähnliche Zeichnung und ver-
schafften der Spinne den Namen. — Zur Anfertigung ihres Netzes ist
die Kreuzspinne mit besondern Werkzeugen ausgestattet. An ihrem Hinter-
leibe befinden sich 6 Spinnwarzen; jede ist wie ein Gießkannenkopf mit
vielen Löchern versehen. Aus ihnen kann die Spinne einen zähen Schleim
herauspreffen, der an der Lust sehr bald erhärtet. Da sie beliebig eine
oder mehrere Warzen in Thätigkeit setzen kann, so vermag sie dickere und
dünnere Fäden zu spinnen. Aus den stärksten Fäden bildet sie zunächst
an einer geeigneten Stelle ein Dreieck; darauf legt sie aus schwächeren
Fäden die nach dem Mittelpunkte des Dreiecks laufenden Strahlen an;
endlich verbindet sie diese durch kreisförmige, sehr dünne Zwischenfäden,
von denen die äußern mit klebrigem Knoten bedeckt sind. Bei dieser Arbeit
bringt sie mit den kammartigen Fußklauen die Fäden an die richtige
Stelle und versetzt sie in die nötige Spannung. — Die Kreuzspinne ist
eine blutgierige Räuberin. Wenn sie an einem sonnigen Tage in der
Mitte ihres Netzes sitzt, so bemerkt sie durch ihre strahlenförmig aus-
gebreiteten Beine die geringste Erschütterung des Netzes. Zur Erspähung
der Beute dienen ihr 8 Augen, die nach verschiedenen Richtungen stehen.
Pfeilschnell stürzt sie sich auf das Insekt, welches sich im Netze gefangen
hat, schnürt es mit mehreren Fäden ein, nähert sich ihm vorsichtig und
versetzt ihm rasch einen Biß mit den Oberkiefern. Diese bestehen aus
2 Gliedern, die wie ein Taschenmesser zusammengeklappt werden können.
Das vordere Glied ist sebr spitz und von einem Kanal durchzogen, der
mit einer Giftdrüse in Verbindung steht. Beim Biß spritzt sie Gift in
die Wunde und tötet dadurch das Tier. — Jede Spinne lebt für sich.
Untereinander leben sie in beständiger Feindschaft (spinnefeind), und das
Männchen wird nicht selten von dem stärkeren Weibchen getötet. Im Herbste
legt das Weibchen Eier, umhüllt sie mit einem dichten Gespinst, um sie
gegen Kälte und Näffe zu schützen, und legt sie in eine sichere Ritze. Im
Oktober sterben die alten Spinnen. Aus den Eiern kommen im nächsten
Frühjahr die jungen.
1. Suche bei Regenwetter die Kreuzspinne in der Nähe des Netzes! —
2. Beobachte die Hausjpinne: a) Körperbeschaffenheit, b) Netz, c) Lebensweise!
3. Was ist „Mädchcnsommcr" ? — 4. Die Spinne in Fabeln, Märchen.
Gedichten und Erzählungen!
18*
Autor: Renner, August, Jastram, Heinrich, Hüttmann, J. F., Feddeler, Gustav, Marten, Adolf
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
277
Metallglanz und schwarzen Strich, ist noch härter und schwerer als Rot-
eisenerz und zeigt sich oft magnetisch. — Aus den Eisenerzen gewinnt
man im Hochofen das Roh- oder Gußeisen. Die Eisenerze werden
zerkleinert („gepocht") und mit einem Zuschlage von Kalk, Gips,
Quarz u. s. w. vermischt. Darauf bringt man sie von oben schichtweise
mit Kohlen in den 15 — 20 m hohen Ofen. Dieser wird „angeblasen",
und nun beginnt zunächst der Zuschlag und darauf das Eisen zu schmelzen.
Das Eisen, welches schwerer als die Schlacke ist, sammelt sich unten im
Ofen und wird in Rinnen von Sand abgelassen, wo es erkaltet. Das
Roh- oder Gußeisen hat beim Schmelzen 3—6 °/0 Kohle aufgenommen.
Dadurch ist es leicht schmelzbar, aber auch sehr spröde geworden. Man
kann es wohl feilen und bohren, aber nicht schmieden. Das Schmiede-
eisen erhält man durch Entkohlung des Gußeisens. Es ist grau gefärbt,
besitzt nur 0,2 °/0 Kohle, ist daher weich, dehnbar, von sehnigem, faserigem
Bruch und hat die wichtige Eigenschaft, daß es sich schmieden' und
„schweißen" läßt. Es ist schwer schmelzbar. Der Stahl vereinigt die
Eigenschaften des Guß- und des Schmiedeeisens; denn er läßt sich schmelzen
wie das Gußeisen und schmieden und schweißen wie das Schmiedeeisen.
Sein Gehalt an Kohle hält die Mitte zwischen den andern beiden Eisen-
sorten. Er ist sehr elastisch und hat die äußerst wertvolle Eigenschaft,
daß er sich weich machen und härten läßt. Alles Eisen rostet im
Wasser und an der feuchten Luft, d. h. es verbindet sich mit Sauerstoff
zu wasierhaltigem Eisenoxyd. Die Verwendung des Eisens ist uralt.
Unsere Vorfahren in der Norddeutschen Tiefebene benutzten den Rasen-
eisenstein zur Gewinnung desselben. Es ist unser nützlichstes und unent-
behrlichstes Metall.
1. Glühe etwas Ortstein, Brauneisenstein oder Eisenrost in einem Probier-
cylinder und beobachte die Glasröhre während des Glühens und den Rückstand
nach demselben! — 2. Lege ein angefeuchtetes und ein trockenes Stück Eisen
(Nagel) einige Tage hin und untersuche sie dann! — 3. Was ist Hammer-
schlag? — 4. Gieb Gegenstände an, welche aus Gußeisen, Schmiedeeisen, Stahl
angefertigt werden!
D. Am Teiche.
§ 80. Einleitung Der Teich ist rings von einem
Schilfdickicht umgeben, aus welchem die Rohrkolben sich
emporheben und die gelben Blüten der Schwertlilie hervor-
leuchten. Am feuchten Uferrande finden wir die lilafarbene Minze
und das blaue Vergißmeinnicht. Das Wasser ist dicht von
der grünen Wasserlinse und den großen Blättern der Teich-
rose bedeckt. Die Blätter des weißblühenden Wasserhahnen-
fußes sind teils untergetaucht, teils auf der Oberfläche schwimmend.
Auch Hornblatt und Wasserpest haben untergetauchte Blätter.
Über dem Teiche spielen Mückenschwärme und schwirren
schimmernde Libellen. Frösche springen bei unserm Nahen
ins Wasser. Egel, Kaulquappen und Molche schlängeln
sich durch das Wasser. Teich muscheln, Schnecken und
mancherlei anderes kleines Getier ziehen wir in unserem Netze oder
Autor: Renner, August, Jastram, Heinrich, Hüttmann, J. F., Feddeler, Gustav, Marten, Adolf
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
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mäßig ansammelt und höheren Teilen entzogen wird, so kränkeln und ver-
trocknen diese. Durch ihre massenhafte Vermehrung können sie kleine Bäume
ganz vernichten: größere werden empfindlich in ihren Lebensthätigkeiten
gestört. Die Blutlaus ist in manchen Gegenden zu einer Plage der
Obstgärten geworden. Schutzmittel gegen die Blutlaus: 1) Abreiben
der befallenen Stellen mit einer in Kalkmilch getauchten, scharfen Bürste.
2) Abschneiden der befallenen Zweige und 3) Klebringe zur Frühjahrszeit,
um die aus den Wintereiern gekommenen, am Stamme empor kriechenden
Blutläuse zu fangen.
tz il. Fortsetzung Der Maikäfer, a) Sein A u s-
fehen. Die Kinder freuen sich, wenn nach einem warmen Regen
im Mai des Abends die ersten Maikäfer um die Bäume summen.
Sie suchen sie zu erhaschen, setzen sie auf die Hand und singen:
„Maikäfer flieg, dein Vater ist im Krieg." Eine Weile spaziert
er auf der Hand unbeholfen hin und her und verursacht mit seinen
6 Beinen, die zum schnellen Laufen zu kurz sind, ein Kitzeln und
Krabbeln. Sein Körper läßt deutlich drei Teile erkennen: Kopf,
Brust und Hinterleib. Der kleine Kopf trägt jederseits ein
kugeliges, unbewegliges, glänzendschwarzes Auge. Durch ein
Vergrößerungsglas sehen wir, daß die Augen aus vielen kleinen
Äuglein bestehen. Jedes bildet ein regelmäßiges Rechteck. Es
sind zusammengesetzte oder Netz au gen. Dicht vor den
Augen sitzen die beiden langen Fühler, die aus mehreren Gliedern
und einem Fächer bestehen. Der Fächer hat beim Männchen 6
und beim Weibchen 7 Blätter und wird während des Fliegens
ausgebreitet. Beim Aufsuchen der Nahrung scheint sich der Mai-
käfer mehr auf die Fühler als auf die Augen zu verlassen. Unter
dem Kopfschilde liegen die Freßwerkzeuge. Ober- und Unterkiefer
stellen zwei Freßzangen dar, die Bissen abschneiden und zerkleinern,
während die Taster sie zurecht legen und in die Mundhöhle be-
fördern. Die Brust ist aus drei Ringen zusammengesetzt; jeder
trägt ein Paar Beine, die beiden letzten außerdem je een Paar
Flügel. Der Hinterleib läßt mehrere Ringe erkennen, die oben
weich, unten hornig sind. Der letzte bildet eine nach unten ge-
bogene Spitze. Stacheln an den Schienbeinen und Klauen an
den letzten Fußgliedern unterstützen den Käfer beim Kriechen,
Klettern und Festhalten. Die Vorderflügel sind hornig, mulden-
förmig, braun. Sie legen sich schützend auf den weichen Hinter-
leib und die häutigen Hinterflügel. Beim Fliegen dienen sie als
Fallschirm. Die Hinterflügel können längs- und quergefaltet unter
den Flügeldecken geborgen'werden, b) Lebensweise. Will der
Maikäfer fliegen, so breitet er zunächst die Fächer der Fühler aus,
schiebt den Kopf mehrere Male vor- und rückwärts und lüftet
dabei die Flügeldecken. Die Kinder sagen: „Er zählt." Der Käfer
pumpt dadurch Luft in die vielen Kanäle seines Körpers und
seiner Flügel. Die Luft macht ihn leichter und deshalb zum Fliegen
geschickter.' Schwerfällig zwar, aber doch mit Ausdauer summt
Autor: Renner, August, Jastram, Heinrich, Hüttmann, J. F., Feddeler, Gustav, Marten, Adolf
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
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Fremdbestäubung statt. Nach dem Verblühen schließt sich der
Blütenkorb, bis alle Früchte reif sind. Dann öffnet er sich wieder
bei heiterem Wetter; der Blütenboden wölbt sich, und die Früchte
bilden mit ihren ausgebreiteten Federkronen eine Kugel. Sie
warten auf einen kräftigen Luftzug, der sie an weit entfernten
Stellen aussät. Das Marienbl'ümchen blüht bei frost- und
schneefreiem Wetter selbst im Winter. Es ist auch ein Korb-
blütler. Bei ihm sind jedoch nur die äußeren weißen Blüten
zungenförmig, die inneren gelben dagegen röhrenförmig. Jene
bilden den Strahl, diese die Scheibe des Blütenkorbes. Die
spatelförmigen Blätter bilden wie beim Löwenzahn eine Rosette.
Í. Welche anderen Namen führen Löwenzahn und Marienblümchen?
Erkläre sie! — 2. Welche Spiele treiben Kinder mit dem Löwenzahn? —
3. Koste den weißen Saft, der aus Blättern und Stengeln des Löwenzahns
quillt! — 4. Welchen Nutzen hat die Vereinigung vieler Blüten zu einem
Korbe für die Pflanze? — 5. Inwiefern paßt sich der Löwenzahn seinem Stand-
orte an? — 6. Nenne andere Pflanzenfrüchte, die durch den Wind verbreitet
werden (s. § 21, 1 und § 24)!
§ 38. Das Knabenkraut. Es ist eine unserer merk-
würdigsten Pflanzen. Auffallend sind zunächst die beiden haselnuß-
großen Knollen, die wir in der Erde finden. Eine davon ist runzelig.
Sie hat den Stengel getrieben und stirbt bald ab. Die andere, größere
hat die von der Pflanze bereiteten Nahrungsstoffe aufgenommen und erzeugt
im nächsten Sommer eine Pflanze. Merkwürdig ist ferner die Einrichtung
der Blüte. Die purpurfarbene Blütenhülle ist sechsteilig und lippig, die
Unterlippe ist in einen Sporn verlängert. Fährt man mit einem spitzen
Bleistifte in die Blumenrohre, so sieht man beim Herausziehen auf der
Spitze zwei kleine Kölbchen kleben, die sich allmählich nach vorn neigen.
Diese Kölbchen bilden den klebrigen Blütenstaub. Steckt man nun den
Bleistift in eine zweite Blüte, so treffen die Staubkolben genau die eben-
falls klebrige Narbe und bleiben hier haften. Was wir mit dem Bleistifte
gethan haben, wird in ähnlicher Weise von dem Rüssel der Insekten aus-
geführt. Dieselben werden von der weithin leuchtenden Blütenähre
und dem Honig im Sporn angelockt. Das Knabenkraut ist allein auf
Fremdbestäubung durch Insekten angewiesen und würde ohne Jn-
sektenbesuch keine Früchte bringen.
1. Suche auch Knabenkraut mit handförmigen Knollen! — 2. Beschreibe
die Blätter des Knabenkrauts! — 3. Wie ist der Fruchtknoten beschaffen? —
4. Welchen Nutzen hat die Unterlippe für die Insekten?
§ 39. Speicherorgane der Pflanzen. In der gemäßigten
und der kalten Zone wird das Wachstum der Pflanzen durch den Winter
unterbrochen, in der heißen Zone bei manchen Pflanzen durch die trockene
Jahreszeit. Die Pflanzen müßten zugrunde gehen, wenn sie nicht Organe aus-
bildeten, welche die ungünstige Jahreszeit ohne Schaden überstehen könnten.
In erster Linie sind dies bei allen Pflanzen die Früchte mit den darin ent-
haltenen Samen. Wenn die Mutterpflanze im Herbste abstirbt, so sorgt der
Samen für ihr Fortbestehen im nächsten Jahre. Pflanzen, die alljährlich ab-
sterben, heißen einjährige. Viele Pflanzen bilden aber neben dem Samen
Wurzelstöcke, Knollen, Zwiebeln und Holzstämme aus, die ihnen eine zwei- und