der schlanken Stämme, pflücken die Tannäpfel und versetzen den erstiegenen Wipfel
in schwingende Bewegung, um zum nächsten Baum überzuspringen. Der ansge-
wachsene „Bestand" wird „geschlagen". Dieses Niederlegen des Waldes schafft
mannigfache Arbeit und reichen Lohn. Da krachen die Äxte und knirschen die
Sägen beim Fällen und Zerlegen der stolzen Stämme; da kommen die Fuhrleute
mit ihren schweren Wagen oder im Winter mit Schlitten und fahren und „rücken"
die „Blöcke" fort zu den nahen Sägemühlen oder zu den Bahnstationen, von
wo aus die geschätzten „Harzhölzer" in das weite Flachland versandt werden.
Der Harz ist metallreich. Die Metalle finden sich jedoch selten ge-
diegen, d. h. rein, vor, sondern sind meist mit anderen Stoffen vermischt;
in diesem Zustande heißen sie Erze. Die Erze des Harzes sind wesentlich
nur Kupfererze, silberhaltige Bleierze und Eisenerze. Sie finden sich im
allgemeinen entweder ans Gängen oder in Lagern. Gänge sind die tief
aus dem Erdinnern kommenden Spalten, deren Räume mit Erzen
ausgefüllt, aber auch meist von sehr hartem Gestein begleitet sind;
Lager sind die mehr horizontal angehäuften Erdmassen. Am metall-
reichsten ist der Oberharz.
Der Bergmann schafft unter Mühe und vielen Gefahren die Erze
ans dem dunklen Schoß der Erde heraus; der Hüttenmann schmilzt die
Erze, um das reine Metall zu gewinnen, die Kupfererze und die silber-
haltigen Bleierze in den sog. Silberhütten, die Eisensteine in den Eisen-
Hütten. Wo aber nicht der Bergmann seine Fäustel schwingt oder der
Hüttenmann Erze schmilzt, da begegnet man Waldarbeitern aller Art,
Köhlern und einsamen Hirten, welche die mit volltönenden Glocken ge-
schmückten Herden weit in die Wälder hineintreiben.
Nachdem die Bergleute ihr Grubenlicht augezündet haben und . von den
Zurückbleibenden mit dem Gruße: „Es gieh Euch wull" begrüßt find, fahren sie
vermittelst der Fahrkunst, einer Vorrichtung, welche die Anstrengung des Steigens
einer Maschine zuweist und vom Bergmann nur ein Hin- und Hertreten erfordert,
in den Schacht, der eine oft 4—5 mal größere Tiefe hat, als der Kölner Dom
hoch ist. An seiner Arbeitsstelle angekommen, beschäftigt sich der größte Teil der
Bergarbeiter mit der Herstellung von Sprenglöchern vermittelst der Bohrer und
Fäustel. Hat das Bohrloch die genügende Tiefe, so wird es mit dem Spreng-
Material (Pulver oder Dynamit) versehen, der Schweselsaden wird angezündet und
der Bergmann eilt in ein sicherndes Versteck. Ein mächtiger Donner hallt durch
die Tiefe, dichter Pulverdampf erfüllt die Gänge, und Erze und Gesteine prasseln
hernieder. Die gewonnenen Erze werden auf die Förderstrecke geschafft und von
hier in einrädrigen Schiebkarren oder in Förderwagen (Hunden) an den Treib-
schacht gebracht, wo sie in die Treibtonne geladen werden, die sie nach oben be-
fördert. In den Clausthaler Gruben wird das Erz in einer Tiefe von 400 m
unter Tage auf Schiffen transportiert. Um nämlich das Waffer aus den Gruben
abzuleiten, gehen große unterirdische Kanäle, Stollen, quer fast durch den ganzen
Oberharz. Der Georg-Stollen hat eine Länge von 19 km und mündet bei Grund;
der Ernst-August-Stollen hat eine Länge von 23 km und mündet ebenfalls am
westlichen Harzrande bei Gittelde/ Das in der Grube gewonnene Erz wird nun zu-
nächst aufbereitet, d. h. in besonderen Anstalten (Scheidehäusern, Wäschen, Poch-
werken usw.) wird das taube Gestern von dem nutzbaren Erze möglichst getrennt.
Endlich kommt es in die Silber- und Eisenhütten, wo das reine Metall gewonnen wird.
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Mittelschule, Volksschule
Regionen (OPAC): Hannover
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
18
Ebene die Berge des Harzes klar und dunstlos. Auf den höchsten Kuppen
des Gebirges verschwindet der Schnee in einzelnen Löchern oft das ganze
Jahr nicht; soweit das Tannenholz reicht, liegt er meist acht Wochen
des Jahres länger als da, wo das Laubholz beginnt. Die angenehmste
Jahreszeit ist ohne Zweifel der Herbst; milde und hell legt sich dann
die klare, beständige Luft um die Gipfel der Berge.
Der Harz ist sehr metallreich. Die Metalle befinden sich jedoch
selten gediegen, d. h. rein, sondern sind meist mit anderen Stoffen ver-
mischt; in diesem Zustande heißen sie Erze. Die Erze des Harzes sind
wesentlich nur Kupfererze, silberhaltige Bleierze und Eisensteine. Sie
finden sich im allgemeinen entweder auf Gängen oder in Lagern. Gänge
sind die tief aus dem Erdiunern kommenden Spalten, deren Räume
mit edlen Erzen ausgefüllt, aber auch meist von sehr hartem Gestein
begleitet sind; Lager sind die mehr horizontal angehäuften Erdmassen.
4. Die meisten Bewohner des Harzes treiben Bergbau. Der
Bergmann schafft unter Mühe und vielen Gefahren die Erze aus dem
dunklen Schoß der Erde heraus; der Hütteumauu schmilzt die Erze,
um das reine Metall zu gewinnen: die Kupfererze und die silberhaltigen
Bleierze in den sog. Silberhütten, die Eisensteine in den Eisenhütten.
Schon seit dem 13. Jahrhundert sind die Silberbergwerke des Oberharzes
im Bau, aber nicht erschöpft; noch immer gilt der Trinkspruch des
kräftigen und fröhlichen Oberharzers: „Es grüne die Tanne, es wachse
das Erz; Gott gebe uns allen ein fröhliches Herz." Wo aber nicht der
Bergmann seine Fäustel schwingt oder der Hüttenmann Erze schmelzt,
da begegnet man Wäldarbeitern aller Art und einsamen Hirten, welche
die mit volltönenden Glocken geschmückten Herden weit in die Wälder
hineintreiben. Andere Harzer nähren sich vom Ackerbau, vom Pflanzen-
und Beerensammeln, verkaufen in der Ebene Holzwaren, Vögel ?c.
Der Bewohner des Harzes ist kräftig, mutig und tapfer, gesund
und frisch wie die Natur seiner Heimat.
Der beständige Kampf, den er mit der ihn umgebenden Natur führt, schärft
feine Sinne und giebt ihm Geistesgegenwart und Entschlossenheit. Die reine,
stärkende Bergluft kräftigt seine Brust, fo daß er, der gleich allen Bergbewohnern
Musik und Gesang liebt, dieser Neigung nach Herzenslust sich hingeben kann. Die
Fröhlichkeit und Ausgelassenheit, deren der Harzer fähig ist, zeigt sich, wenn er an
Sonn- und Festtagen, den Staub und die Last der Wochenarbeit abschüttelnd, zu
seinen Festen eilt. Unermüdlichere und übermütigere Tänzer als auf den Festen
im Harze fucht man vergebens. Stählt die Arbeit des Berg- und Hüttenmanns
auf der einen Seite den Körper, fo untergräbt sie auf der anderen Seite nicht
selten die Gesundheit. Die Bergleute leiden infolge langjähriger Einatmung der
sauerstoffarmen Luft der Gruben an der Bergfucht, die sich besonders in Atmungs-
Beschwerden zeigt; die Silberhüttenleute werden oft von der sog. Hüttenkatze
(Bleikolik) gequält, einer eigentümlichen Krankheit, die den Körper durch Abzeh-
rung oder Lähmung zu Grunde richtet. Dieses und die fast täglichen Gefahren,
die den Bergmann umgeben, vermischen jene Fröhlichkeit mit einem ernsten,
religiösen Sinn.
Die Bewohner des Oberharzes sind Franken, die des Unterharzes
gehören dem niedersächsischen Stamme an. Die Sprache ist
hochdeutsch, fränkischer Dialekt, besonders auf dem Oberharz, während
die Sprache an den Abhängen nach und nach in die verschiedenen Mund-
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser]]
Autor: Renner, August, Jastram, Heinrich, Hüttmann, J. F., Feddeler, Gustav, Marten, Adolf
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
276
§78. Der Wiesenbau Ländereien, welche sich nicht zu
Ackerfeldern oder Gärten eignen, können als Wiesen benutzt werden. Die
meisten Wiesen liegen in den Küsten- und Flußniederungen, welche im
Winter gewöhnlich überflutet werden. Aber auch steile und unebene Berg-
abhänge, schmale Thalsohlen und feuchte Senken in Wald und Feld
können als Wiesen dienen. Darnach unterscheidet man Berg-, Thal-,
Niederungs-, Marsch-, Wald- und Feldwiesen. — Der Pflanzenbestand ist
je nach der Lage verschieden. Alle echten Wiesenpflanzen müssen jedoch
einen ausdauernden Wurzelstock besitzen, damit sie Abmähen und Abweiden
ertragen können. Auf Niederungswiesen sind solche Pflanzen am Platze,
denen eine wochenlange Überflutung nicht schadet. Berg- und Feldwiesen
dagegen haben oft unter großer Trockenheit zu leiden. Sie müssen also
mit Pflanzen bestanden sein, die Dürre vertragen können. — Soll eine
Wiese dauernd hohe Erträge liefern, so bedarf sie der Pflege. Diese besteht
1. in der Entwässerung durch Kanäle, Gräben und Schleusen (Siele),
2. in der Bewässerung durch Stauwerke, 3. in der Reinhaltung von Un-
kräutern, aufgeschwemmter Erde, Maulwurfshügeln, 4. in der Düngung.
1. Was sind einschürige, zweischürige und mehrschürige Wiesen? —
2. Warum werden die Wiesen eingefriedigt? — 3. Welche Heckenpflanze eignet
sich hierzu am besten? — 4. Was sind Rieselwiesen? — 5. Wann werden die
Wiesen gedüngt? — 5. Was sind „saure" Gräser?
§ 79. Naseneisenstein, Eisenerze, Eisen, Stahl.
Häufig findet man das Wasser auf sumpfigen Wiesen gelbrot gefärbt und
auf der Oberfläche bildet sich eine braune, schillernde Haut. Untersucht
man den Grund solcher sumpfigen Stellen, so trifft man auf eine gelbe
bis braunschwarze Bodenschicht, die bald mürbe und locker, bald fest und
sandsteinartig, bald knollig und schlackig ist. Es ist Rasen eisen- oder
Ortstein, der sich aus dem eisenhaltigen Sande, Lehme oder Thone
gebildet hat. Das über solchem Boden stehende Wasser wird durch Eisen-
oxyd gelbrot gefärbt. Reines Eisen kommt in der Natur höchst selten vor
(Meteoreisen!), weil das Eisen eine starke Neigung hat, sich mit anderen
Stoffen, besonders mit Sauerstoff, zu verbinden. Eisenoxyd ist eine Ver-
bindung von Eisen und Sauerstoff. Das im Ortstein enthaltene Eisenoxyd
ist noch mit Wasser verbunden und mit Sand, Thon, Lehm und anderen
Stoffen vermengt. Gesteine, in denen Eisen oder ein anderes Metall mit
mehr oder weniger Sauerstoff verbunden ist, heißen Erze. Raseneisenstein
ist also ein Eisenerz. — Die wichtigsten Eisenerze sind Brauneisenerz,
Roteisenerz und Magneteisenerz, s) Das Brauneisenerz
besteht aus Eisenoxyd und Wasser. Seine Farbe ist gelbbraun bis
schwärzlich, der Strich gelbbraun. Es läßt sich ziemlich leicht mit dem
Meffer ritzen, hat also eine mittlere Härte (5). Spez. Gewicht — 3,5.
Der Bruch ist uneben. Es kommt in unvollkommenen nadel- und haar-
förmigen Krystallen, derb und in tropfstein- oder nierenförmigen Massen
vor. (Raseneisenstein, brauner Glaskopf, Brauneisenocker.) — b) Das
Roteisenerz besteht aus Eisenoxyd, hat eine eisenschwarze, kirsch- oder
braunrote Farbe, einen kirschroten Strich, einen muscheligen Bruch, Metall-
glanz, eine Härte von 6,5 und ein spez. Gew. von 3 — 5. c) Das
Magneteisenerz besteht auch aus Eisenoxyd, hat einen schwarzen
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus]]