1836 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
1s. Mitteleu ropa. Anhalt.
129
Stammort der Herrnhuter oder der erneuerten evangelischen
Brüdergemeinde. —- Zittau, eine der wichtigsten Handelsstädte
des Königreichs und der Hauptsitz des Sächsischen Linncngewerbes,
liegt südöstlich von Bautzen, an einem Nebenflüsse der Neiße und
an der Böhmischen Gränze.
21. Anhalt.
Dieses^ 8x. Qmeilen große Land besteht aus zwei
getrennten Stücken, wovon das größere östliche ganz
vom Preußischen, das kleinere westliche vom Preußischen
und Braunschweigischen Gebiete umgeben wird. Jenes
ist eben und äußerst fruchtbar, dieses wird vom Harz-
gebirge durchzogen, und ist daher meistens gebirgig.
Der Hauptfluß ist die Elbe, welche hier die Mulde
aufnimmt. Auch die Saale, die auf Preußischem
Gebiete sich mit der Elbe vereinigt, durchfließt eine
Strecke dieses Land, das zu den fruchtbarsten und wohl
angebautesten Deutschen Ländern gehört, und viel Ge,
treibe, Obst, etwas Wein, treffliche Rindvieh- und
Schafzucht, beträchtliche Waldungen und von Metallen
Silber, Eisen und Blei hat. Die Industrie ist nicht
bedeutend. Die Einwohner, deren Zahl 138,000 be,
trägt, sind größtentheils Protestanten. Das Land ge-
hört 3 Herzogen.
3) im Antheile des Herzogs von Anhalt-Dessau;
Dessau, wohlgebaute Haupt- und Residenzstadt, nördlich von
Leipzig, an der Mulde, die nördlich davon in die Elbe gehr,
hat ein Residenzschloß und 11,000 Einwohner. — Wörlitz,
kleine Stadt, östlich von Dessau, Stunde südlich von der Elbe,
mit einem Lustschlosse und einem berühmten Englischen Garten. —>
Zerbst, größte Stadt Anhalts, nordwestlich von Dessau, liegt
an einem kleinen Nebenflüsse der Elbe.
b) im Antheile de s Herzogs von Anhalt-Bern-
burg; Bernburg, Hauptstadt, westlich von Dessau, an dev
Saale, hat ein Schloß und 6000 Einwohner. — Ballenftad t,
kleine Residenzstadt, am nördlichen Fuße des Harzes, und süd-
westlich von Bernburg, mit einem Schlosse. In der Nähe
ist das Eisenhüttenwerk unterm Mägdesprung und das
Alexis bad, ein Mineralbad.
c) im Antheile des Herzogs von Anhalt-Kö-
then; Köthen, Haupt-und Residenzstadt, südöstlich von Bern-
burg, einem kleinen Nebenflüsse der Saale, hat zwei Schlösset
und 60/)0 Einwohner«
9
1836 -
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- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
150
Provinz Sachsen.
die 460 Q.meilen und \\ Millionen Einwohner, größ-
tentheils Evangelische, enthält.
1) der Regierungsbezirk Magdeburg, welcher den
nördlichen Theil begreift. Magdeburg, Hauptstadt der Pro-
vinz und eine der stärksten Festungen des Preußischen Staates,
südwestlich von Brandenburg, an der Elbe, mit einer sehenswür-
digcn Domkirche, vielen Fabriken und einem wichtigen Handel,
hat mit der starken Besatzung 53,000 Einwohner. — Schöne-
beck, Stadt, südöstlich von Magdeburg, an der Elbe, hat das
wichtigste Salzwcrk im ganzen Staate. — Garby, Stadt,
östlich von Schönebeck, an der Elbe, die in dieser Gegend
die Saale aufnimmt. — Kalbe, Stadt, südlich von Schöne-
beck, am linken Ufer der Saale. — Aschersleben, Stadt,
westlich von Bernburg, mit Fabriken. — Quedlinburg, gc-
werbsame Stadt, westlich von Aschcrsleben, am nördlichen Fuße
des Harzes und an der Bode, hat eine große Runkelrüben-
Zuckerfabrik und über 12,000 Einwohner. Südwestlich von die-
ser Stadt ist im Harze, an der Bode, die bekgnnte Roß trap-
pe, die wildeste Felsenparthix des Harzes. — Wernigerode,
Stadt, nordwestlich von Quedlinburg, am nördlichen Fuße des
Harzes, und an der Holzemme, mit dem hochgelegenen Residenz-
schlosse des Grafen von Stolberg - Wernigerode. — Halber-
stadt, Stadt, nordöstlich von Wernigerode, an der Holzemme,
hat eine merkwürdige Domkirche und 17,000 Einwohner. —
Nwu - Haldensleben, Stadt, nordwestlich von Magdeburg,
an der Ohre. — Gardelegen, Stadt, nördlich von Neu-
Haldensleben, liegt an der Milde. — Salz wedel, ge-
werbsame Stadt, nordwestlich von Gardclegen, an der schiffbaren
Zeetze. — Stendal, gewerbsame Stadt, nordöstlich von Gar-
delegen, an der Uchte, bar Lqbaksbau. Tangermünde, gc-
wcrbsame Stadt, südöstlich von Stendgl, am Eipflusse der Tan-
ger in die Elbe, treibt Schifffahrt. — Burg, nordöstlich von
Magdeburg, an der Ihle, einem Nebenflüsse dcx Elbe, hat be-
deutende Tuchfabriken und 13,000 Einwohner.
2) der Regierungsbezirk Merseburg, welcher den
südöstlichen Theil umfaßt. Merseburg, Hauptstadt, westlich
von Leipzig, an der Saale, hat eine sehenswüldige Domkirche mit
einer der größten Orgeln, und über 8000 Einwohner. —• Lützen,
kleine Stadt, südöstlich von Merseburg, wo ein einfaches Denk-
mal die Stelle bezeichnet, auf welcher 1632 in einer Schlacht der
berühmte König von Schweden, Gustav Adolph blieb.— Lauch-
stadt, kleine Stadt, nordwestlich von Merseburg, bekannt durch
ihr Mincralbad. — Weißenfels, Stadt, südlich von Merse-
burg , am rechten Ufer der Saale. — Zeitz, Stadt, südöstlich
von Weißenfels, an der weißen Elster, hat ansehnliche Fabriken
und 10,000 Einwohner. — Naumburg, gewerbsame Stadt,
südwestlich von Weißenfels, am rechten Ufer der Saale, welche
in dieser Gegend die Unstrut aufnimmt, halt Messen und hat
ansehnlichen Handel und fast 11,000 Einwohner. Westlich von
Naumburg und in der Nähe liegen an der Saale Schulpfor-
ta oder Pforta, vormaliges Kloster und jetzt eine berühmte
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- Geschlecht (WdK): Jungen
173
Preußen nebst Posen.
Inf er, welche von da an den schiffbarm Pregel machen. —
Tilsit, gut gebaute gewerbsame Stadt, nördlich von Inster-
burg, an der Memel, ist durch den Frieden bekannt, der hier
1807 zwischen Frankreich auf der einen und Preußen und Ruß-
land auf der andern-.Seite geschlossen wurde, und hat über
1t,000 Einwohner. Westlich von dieser Stadt fangt die äußerst
fruchtbare Tilsiter Niederung an.
1») in Wcstpreußcn: aa) im Regierungsbezirke Danzig,
welcher den nördlichen Theil dieser Provinz begreift: Danzig,
Hauptstadt und starke Festung, südwestlich von Pillau, an dem
westlichen Arme der Weichsel, 1 Meile von der Ostsee, mit vie-
len Fabriken, 5000 Hausern und 61,000 Einwohnern, welche
einen wichtigen Seehandcl treiben- Am Ausflusse dieses Armes
der Weichsel liegt Neul^Hrwasser, Flecken und Hafen der
Stadt, zu dessen Vertheidigung die Festung Mündel oder
Weichselmünde dienet. — Oliva, berühmtes, jetzt aufge-
hobenes Keofter und Flecken, nordwestlich von Danzig, mit einer
schönen Kirche. — Elbing, Stadt, in einer sehr fruchtbaren
Gegend, südöstlich von "Danzig, an der schiffbaren Elbing, wel-
che durch einen Kanal mit der Nogat verbunden ist, liegt unweit des
frischen Haffs, treibt ansehnlichen Seehandcl, und hat 20,000 Ein-
wohner. — Ma.ri.xlb urg, Stadt, südwestlich von Elbing, in einer fl
sehr fruchtbaren Gegend, an der Nogat/ mit dem sehenswerthen groß- (**-**• js.
ßen Schlosse der vormaligen Hochmeister des Deutschen Ordens. C?
bb) im Regierungsbezirke Marienwerder, welcher den
südlichen Theil von Westvreußen begreift: Marienwerder,
wohlgebaute Hauptstadt, südlich von Marienburg, Vi Meile von
der Weichsel, treibt starken Obstbau, und hat 5000 Einwohne»___
Grau^enz, Stadt und starke Festung, südwestlich von Marien-
werde», liegt am rechten Ufer der Weichsel. — Kulm, Stadt,
südwestlich von Graudenz, liegt unweit der Weichsel. — Thorn^
gewerbsame Stadt und Festung, südöstlich von Kulm, an der
Weichsel, mit bedeutendem Handel, ist der Geburtsort des be-
rühmten Astronomen Kopernikus, und hat 12,000 Einwohner. /Jf73rd:
c) in der Provinz Posen und zwar aa) im Regierungs-
bezirke Posen, welcher den südwestlichen Theil der Provinz be-
greift: Posen, befestigte Hauptstadt der Provinz, südwestlich von
Lhorn, an der Warthe, hat viele ansehnliche Gebäude, mehrere
Fabriken, einen beträchtlichen Handel und 33,000 Einwohner.—
Meseritz, Fabrikstadt, nördlich von Züllichau, unweit der Bran-
denburgischen Gränze, an der Obra, einem Nebenflüsse der Warthe.—
Fraustadt, gewerbsame Stadt, nordöstlich von Glogau, unweit
der Schlesischen Gränze, mit Fabriken. — Lissa, eine der vor-
züglichsten Fabrikstädte Posens, nordöstlich von Fraustadt, unweit
der Schlesischen Gränze, treibt einen lebhaften Handel. — Ra -
wicz (spr Rawitsch), gut gebaute und gewerbsame Stadt, nord-
östlich von Lissa, liegt unweit der Schlesischen Gränze, und treibt
einen lebhaften Handel. — Krotoszyn (sp. Krotoschin), gc-
wcrbsame Stadt, südöstlich von Rawicz, liegt unweit der Schle-
sischen Gränze. — Kempen, gewerbsame Stadt, südöstlich von
Krotoszyn, und nahe an der Schlesischen Gränze.
U.
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- Geschlecht (WdK): Jungen
Vorbegrtffe.
25
Menge, und man bringt sie unter drei große Abthei-
lungen, die man Naturreiche nennt; das Stein,
oder Mineral-, das Pflanzen, und das Tdi er-
reich. Einige Produkte finden sich in allen Zonen,
andere sind nur gewissen Zonen eigenthümlich, oder ge,
deihen wenigstens anderswo nicht so vollkommen, noch
ohne künstliche Pflege und Wartung.
Zn Ansehung der Mineralien überhaupt läßt sich
nicht sagen, daß gewisse Acten nur der einen oder an-
dern Zone eigenthümlich sind. Von den Metallen ins-
besondere ist das Eisen, das nützlichste Metall, am all-
gemeinsten auf der Erde verbreitet. Edle Metalle und
Edelsteine finden sich in den heißen und gemäßigten Zonen,
doch erreichen sie in der beißen Zone eine größere Voll-
kommenheit, und sind häufiger daselbst anzutreffen.
Von den Produkten des Pflanzenreichs haben:
1) die kalten Zonen; Moose und Farrenkräuter,
Gräser, gewisse als Gemüse eßbare Pflanzen, z. D.
Sellerie, Petersilie und Löffelkraut, kleineres Gesträuch
mit eßbaren Beeren, krüppelhafte, zwergartige Bäume.
2) die gemäßigten Zonen: die gewöhnlichen Ge-
treide- und Obstarten, Hülsenfrüchte, Küchen- und
Gartengewächse, Kartoffeln, Rübsaamen, Modn, Flachs,
Hanf, Hopfen, Tabak, Cichorien, Rhabarber, aller-
hand Gewürzkräuter, Waid und Krapp, mancherlei
Waldbäume; und in den wärmern Gegenden dieser Zo-
nen auch Reiß, Mais, Dinkel, Senf, Melonen, Saf,
ran, Saflor, feinere Obstsorten, z. D. Mandeln, Pfir-
sichen, Aprikosen, Maulbeerbäume, Kastanien, edlere
Baum r oder Südfrüchte, z. B. Oliven, Pomeranzen,
Apfelsinen, Citronen, Feigen. Granatäpfel, Kapern,
Manna, Wein, Korinthen, Pistacien, Süßholz, Jo-
hannisbrod, Lorbeeren, Zuckerahornbäume, Maftixbäu«
me, Tamarinden, Senessträuche, Sumachbäume, Erd,
beerbäume, Cedern, Cypressen, Korkeichen, Terpentin,
bäume, auch in den südlichsten Strichen Baumwolle,
Datteln, Zockerrohr. 3) Die heiße Zone har nicht
nur die meisten Gewächse des wärmern Erdstrichs
der gemäßigten Zonen, sondern noch viele andere, die
ihr ausschließend angehören, als einige Getreidearten
(Durra oder Hirseart, Guineakorn), Zuckerrohr, Kaffee,
Thee, verschiedene Nahrungsgewächse, welche die Stelle
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Deutschland.
103
die fast alle im nördlichen Theile desselben sind. Es
giebt eine Menge von Landseen, vorzüglich im nord-
östlichen Theile Deutschlands, worunter der Müritz,
See, südlich von der Ostsee, und zwischen der Elbe
und der Oder der größte ist. Unter den Landseen des
südlichen Deutschlands, die sämmtlich südlich von der
Donau sind, ist der vom Rhein durchflossene Boden-
see, dessen südlicher Theil jedoch zur Schweiz gehört,
der größte See Deutschlands.
Süddeutschland liegt noch in dem südlichen und
Norddeutschland in dem nördlichen Theile der nördlichen
gemäßigten Zone, daher hat jenes, mit Ausnahme der
rauhen Gebirgsstriche, ein mildes warmes, dieses ein ge,
mäßigtes Klima; dort erlaubt das milde Klima noch
den Anbau des Weins, der Mandeln und Kastanien, ja
in einigen geschützten Thälern wachsen Citronen; doch
auch in Norddeutschland findet sich einiger Weinbau.
In den Küstengegenden an der Nord. und Ostsee ist die
Luft feucht und schwer. Die Produkte sind besonders
gutes Hausvieh, vorzüglich sehr veredelte Schafe, in
den Heidegegenden Heidschnucken und starke Bienenzucht,
Wildpret, etwas Seide im Süden, zahmes und wildes
Geflügel in Menge, zahlreiche Fische; überflüssiges Ge-
treide von allen Arten, im Norden viel Buchweizen, im
Süden viel Mais und Spelz, Oel- und Gartenge-
wächse, nützliche Handelskräuter, vorzüglich Flachs,
Hanf und Tabak, Wein zum Theil von vorzüglicher
Güte, Obst im Ueberflusse, ansehnliche Waldungen; alle
Metalle und Halbmetalle, Stein- und Braunkohlen,
Torf, Salz und Mineralquellen sehr häufig.
Die Zahl der Einwohner beträgt fast 36 Millio-
nen, wovon der größte Theil Deutsche, und der kleinere
Slaven, beide mit eigner Sprache sind. Die größere
Hälfte der Einwohner bekennt sich zur katholischen, die
kleinere zur evangelischen und zwar vorzüglich zur luthe,
rischen Kirche. Auch giebt es Juden. Die Deutschen
gehören zu den gebildetsten Völkern Europas, betreiben
alle Zweige der Landwirthschaft und den Bergbau mit
Einsicht und Fleiß, unterhalten einen lebhaften Kunst-
fleiß in zahlreichen und mannichfaltigen Fabriken, einen
wichtigen Handel mit ihren Produkten und Fabrikaten
und zeichnen sich in allen Künsten und Wissenschaften aus.
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il. Mitteleuropa. Königreich Sachsen 127
ner Naturschönhcltsn und fehenswürdigen Felsenpartieen
von vielen Reisenden besucht wird, und das höhere
Erzgebirge, dessen höchster Berg Fichtelb erg heißt,
sich erheben. Der Hauptfluß ist die aus Böhmen kom-
mende Elbe, von deren Nebenflüssen die Mulde hieher
gehört. Auch die zum Flußgebiete der Elster gehörigen
weiße und schwarze Elster und Spree, welche,
jo wie die Mulde, hier entspringen, und die Neiße,
ein Nebenfluß der Oder, verdienen gemerkt zu werden.
Die Mulde entsteht aus der Vereinigung zweier Flüsse,
der Freiberger und Zwickauer Mulde.
Das bis auf die Gebirgsstriche fruchtbare und über-
haupt trefflich angebaute Land erzeugt die gewöhnlichen
Deutschen Produkte, worunter schönes Rindvieh, die
veredeltsten Schafe, nicht hinreichendes Getreide, Flachs
und verschiedene Handelsgewächse, Obst, sogar Kasta-
nien und etwas Wein, Küchengewächse aller Art, treff-
liche Waldungen und viele wichtige Mineralien, als: *-
Silber, Blei, Zinn, Eisen, Kobalt, Arsenik, Stein-
kohlen, Schwefel, Vitriol, berühmte Quadersteine, vor-
treffliche Porzellanerde, Edelsteine, Mineralquellen. Kein
Land in Deutschland liefert so viel Silber als Sachsen,
aber an Salz fehlt es gänzlich.
Die Einwohner, deren Zahl sich auf 1,600,000
beläuft, bekennen sich fast sämmtlich zur lutherischen
Kirche (doch ist der Landesherr katholisch), sind, mit
Ausnahme einer nicht beträchtlichen Zahl von Wenden,
lauter Deutsche, und zeichnen sich durch eine hochgestie-
gene Landeskultur, einsichtsvollen Bergbau, so wie durch
eine äußerst bedeutende Industrie aus, welche sich fast
auf alle Gegenstände der Fabrikation erstreckt und sich
nicht bloß auf die Städte beschränkt, sondern auch in
vielen Gegenden sich über das platte Land verbreitet
hat. Daher ist auch der Handel wichtig. In Hinsicht
der Künste und Wissenschaften gehören die Sachsen
gleichfalls zu den gebildetsten Deutschen. Der jetzige
König heißt Friedrich August.i7
Dresden, Haupt- und Residenzstadt, eine der schönsten
und merkwürdigsten, Städte Deutschlands, nordwestlich von Prag,
in einer reizenden Gegend, zu beiden Seiten der Elbe, über die
eine berühmte steinerne Brücke führt, hat mannigfaltige Fabriken,
3000 Häuser, 63,000 Einwohner und viele sehenswürdige Ge
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128 H. Mitteleuropa. K Snigreich Sachsen.
bände, worunter das königliche Schloß mit dem grünen Gewölbe,
der trefflichen Gcmäldegallerie und vielen andern Sammlungen, der
Zwinger und das Augusteum (sonst Japanischer Pallast genannt),
gleichfalls mit schätzbaren Kunst - und wissenschaftlichen Samm-
lungen, die katholische Hofkirche und die Frauenkirche, beides
herrliche Gebäude, sich vorzüglich auszeichnen. — Pillnitz, kö-
nigliches Lustschloß, südöstlich von Dresden, am rechten Ufer der
Elve. — Pirna, Stadt, südöstlich von Dresden, am linken
Elbufer, in deren Gegend berühmte Quadcrsteinbrüche sind. —
Königstein, eine durch ihre Lage auf einem 1100 Fuß hohen
und steilen Sandsteinfelsen merkwürdige Festung, südöstlich von
Pirna, am linken Ufer der Elbe, und nicht weit von der Böh«
mischen Gränze.— Meißen, Stadt, nordwestlich von Dresden,
am linken Elbufer, in einer reizenden Gegend, mit einer merk-
würdigen Domkirchc, einer Fürstenschule und einer berühmten
Porzellanfabrik. — Grimma, gewerbsame Stadt, nordwestlich
von Meißen, am linken Ufer der Mulde, hat gleichfalls eine
Fürstcnschule. — Leipzig, nach Dresden die größte Stadt des
Landes und eine der wichtigsten Handelsstädte Deutschlands, nord-
westlich von Grimma, in einer fruchtbaren, von der Pleiße und
Elster bewässerten Ebene, mit einer berühmten Universität, vielen
Jikpüv Sabrifen und stark besuchten Messen, hat -44/000 Einwohner.
~ V Leipzig ist zugleich der Mittelpunkt des ganzen Deutschen Buch-
handels. In der Gegend dieser Stadt siel 1813 die größte Schlacht
der neuesten Zeiten vor, welche Deutschland von der Französischen
Herrschaft befreite. — Wald heim, Stadt, südwestlich von
Meißen, an der Zschopau, mit einem großen Zuchthausc. —
Mitweyda, eine der besten Fabrikstädte, südlich von Waldheim,
an der Zschopau. — Waldenburg und Glauchau, zwei
Fabrikstädte, südlich von Leipzig, wovon die erstere am linken
und die letztere am rechten Ufer der Zwickauer Mulde liegt, ge-
hören zu den ansehnlichen Besitzungen der Fürsten und Grafen
von Schöndurg. — Zwickau, Fabrik- und Handelsstadt, südlich
von Altenburg, in einer reizenden Gegend, an der Mulde. —-
Plau^n, wichtige Fabrikstadt, südlich von Greiz, an der Elster.—
Oelsnitz, Stadt, südlich von Plauen, an der Elster, bekannt
wegen der Perlcnsischerei. — Neukirchen, kleine Stadt, süd-
östlich von Plauen, merkwürdig wegen der bedeutenden Verfertigung
musikalischer Instrumente.— Schneeberq, schön gebaute Berg-
und Fabrikstadt, südöstlich von Glauchau, unter deren Fabrikaten
die Spitzen und Schmo.e oben an stehen. — Annaberg,
wichtige Berg- und Fa ciksta. , südöstlich von Zwickau, unweit
der Böhmischen Gränze, wo die Band- und Spitzenfabrikation
am bedeutendsten ist. — Chemnitz, erste Fabrikstadt des Kö-
nigreichs, nordöstlich von Zwickau, verfertigt vorzüglich Baum-
wollenwaaren, und treibt auch einen bedeutenden Handel. —
Fxeiberg, vorzüglichste Bergstadt, südwestlich von Dresden,^an
der Freiberger Mulde, hat eine Bergakademie, ansehnliche Fa-
briken und wichtigen Silberbcrgbau. — Bautzen, wohlgeoaute
Fabrikstadt, nordöstlich von Dresden, in der Nähe der Spree.—
Herrn Hut, Dorf, südöstlich von Bautzen, ist dev Haupt- und
Stamm-
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Ii. Mitteleuropa.
141
Peene die beträchtlichsten stnd, empfängt die Ostsee den
»Hauptstuß dieser Länder, die Oder, welche mit ihrem
100 Meilen langen schiffbaren Laufe ganz hieher gehört,
dieselben von Südost gegen Nordwest durchfließt, hier
vorzüglich auf der linken Seite die Schlesische Nei-
ße, den Bober und die Lausitzer Neiße und auf
der rechten Seite die Bartsch und die Warthe, den
größten Nebenfluß derselben, welche vornehmlich durch
die Netze verstärkt wird, empfängt, und vor ihrem
Ausflusse in die Ostsee sich zu einem See, dem Damm-
scher See und weiter gegen Norden zu dem großen
Binnensee, das Stettiner Haff erweitert, welches
sich in das große und kleine Haff theilt, und durch
3 Ausflüsse, die Divenow, Swine und Peene
mit der Ostsee in Verbindung steht. Der zweite Haupt-
fluß ist die Elbe, welche aus dem Königreiche Sach-
sen hieher gelangt, gleichfalls in einer nordwestlichen
Richtung dieselben durchläuft und deren Hauptnebenflüsse
hier auf der linken Seite die Mulde und die Saale
mit der Unstrut, der weißen Elster und der Do«
de und auf der rechten Seile die schwarze Elster
und die Havel (der Hauptnebenfiuß) mit der Spree
sind. Nachdem die Elbe das Preußische Gebiet verlas-
sen hat, geht sie in das Königreich Hannover. — Auch
der westliche Theil dieser Länder hat 2 Hauplflüsse, näm-
lich die Weser, welche zum Theil nur die Gränzen
berührt und hernach in das Hannöverische Gebiet tritt
und den Rhein, welcher nach seiner Aufnahme der
Nahe in das Preußische gelangt, dasselbe gleichfalls in
einer nordwestlichen Richtung durchfließt, daselbst die
schönsten Gegenden Preußens bildet, auf der rechten
Seite die Lahn, Ruhr und Lippe und auf der lin-
ken Seite die Mosel (den Hauptnebenfiuß des Rheins
im Preußischen) mit der Saar empfängt, und zuletzt
in die Niederlande geht. Noch sind auch die Ems,
zwischen der Weser und dem Rhein und die Roer, ein
Nebenfluß der Maas, zu bemerken. Es giebt mehrere
schiffbare Kanäle, als den Friedrich-Wilhelm- oder
Müllroser Kanal zur Verbindung der Spree mit
der Oder, den Finowkanal zur Verbindung der Ha-
vel mit der Oder, den Pl au eschen Kanal zur Ver-
bindung der Havel mit der Elbe und den Münster-
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142 Deutsche Länder des Königr. Preußen.
schen Kanal im westlichen Theile. Von den zahlrei-
chen Seen sind, außer den Strand - oder Binnenseen,
welche mit der Ostsee in Verbindung stehen, worunter
das Stettiner Haff und das Binnenwasser die
größte Ausdehnung haben, der Damm sch e See, der
Neuwarpsche See, die Madüe, der Draziger-
see rc. am bedeutendsten.
Das Klima dieser im nördlichen Theile der ge-
mäßigten Zone gelegenen Ländern ist im Ganzen gemä«
ßigt und gesund, nur rauher in den Gebirgsgegenden;
veränderlicher und feuchter in den Küstenländern der Ost,
see; am mildesten und angenehmsten in den Rheingegen,
den, wo auch der Wein vortrefflich fortkommt. Wiewohl
diese Länder in einem großen Theile einen von der Na-
tur nicht begünstigten Sandboden haben, so fehlt es
doch auch nicht an sehr ergiebigen Landstrichen; auch
sind sie im Ganzen gut angebaut, so daß sie die ge-
wöhnlichen Deutschen Produkte hinreichend und zum
Theil in Ueberfluß erzeugen. Sie haben besonders viel
Getreide von aller Art, Oelr und Gartengewächse, viel
und guten Flachs, Tabak, Cichorien, Obst, Wein, an,
sehnliche Waldungen, gute Viehzucht, besonders aus«
gezeichnete Schafzucht, und in einigen Gegenden
starke Rindvieh-, Schwein- und Geflügelzucht, Wild«
pret, ansehnliche Fischerei und Bienenzucht, an Metal-
len, Silber, Blei, Kupfer, Eisen in großer Menge und
von vorzüglicher Güte, Galmei und Zink, woran Preu-
ßen reicher ist, als jedes Europäische Land, Arsenik,
Kobalt und von andern Mineralien vorzüglich Stein-
und Braunkohlen, Torf, Schwefel, Salz, Alaun, Vi-
triol, Schiefer, vortreffliche Mühl- und Quadersteine,
auch Edelsteine, mancherlei nutzbare Erden und viele
Mineralquellen, deren mehrere im großen Rufe stehen.
Die Zahl der Einwohner beträgt 10,300,000,
größteniheils Deutsche, denn die Polen auf der rechten
Oderseite, die Wenden, Kassuben und Juden machen
keine sehr beträchtliche Zahl gegen das Ganze aus. Die
Evangelischen sind zahlreicher, als die Katholiken, de-
ren Zahl doch auch ziemlich bedeutend ist. Die Ein-
wohner dieser Länder gehören zu den gebildetsten Deutsch-
lands, und betreiben nicht allein die Landwirthschaft
mit allen ihren Zweigen und den Bergbau mit großer
1836 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Ii. Mitteleuropa. Prov. Brandenburg. 143
Einsicht, sondern unterhalten auch eine äußerst blühende
Industrie fast in allen Arien von Fabriken, so daß eini-
ge Gegenden in dieser Hinsicht von keinen andern Deut-
schen Ländern übertroffen werden. Auch ist der Handel
sehr lebhaft und wichtig. In wissenschaftlicher Bildung
stehen die Einwohner unter allen Deutschen oben an,
und in keinem Lande geschieht von Seiten der Negier
rung so viel für Beförderung der Künste und Wissen-
schaften und für die Volksbildung, als in diesem.
Regent ist ein König, jetzt Friedrich Wil-
helm 111., welcher außerhalb Deutschland auch noch
andere Länder besitzt, nämlich das eigentliche Königreich
Preußen, nebst dem Großherzogthum Posen, und ein
kleines Fürstenthum in der Schweiz, das Neufchatel oder
Neuenburg heißt. Diese Deutschen Länder des Preu-
ßischen Staates werden gegenwärtig in 6 folgende Pro-
vinzen eingetheilt.
a) Die Provinz Brandenburg.
Sie hat gegen Norden Mecklenburg und Pommern,
gegen Osten Westpreußen, Posen und Schlesien: geqen
Süden Schlesien, Sachsen und Anhalt und gegen We-
sten Sachsen und Hannover zu Gränzen, besteht aus
Ebenen, mit einem meistens sandigen Boden, und wird
vorzüglich von der Oder durchflossen, welche hier den
Bober, die Lausitzer Neiße und die Wavthe mit
der Netze empfängt. Die Elbe berührt nur einen
kleinen nordwestlichen Theil derselben und nimmt hier
die Havel auf. Die in Mecklenburg entsprungene
Havel erhält hier die Spree, welche ihren Ursprung
im Königreiche Sachsen hat. Auch die schwarze El-
ster, ein Nebenfluß der Elbe, durchfließt den südlichsten
Theil der Provinz. Landseen giebt es in großer Zahl,
als die Templiner Seen, den Nupprnrr See.
Die Provinz enthält über 730 Qmeilen und 1,600,000
fast sämmtlich evangelische Einwohner, und wird in
folgende 2 Regierungsbezirke eingetheilt:
1) der Regierungsbezirk Potsdam, welcher den west-
lichen Theil begreift. Berlin, Haupt - und erste Residenzstadt
des Königs und Ane -drr schönsten Städte in Europa, nordöstlich
von Leipzig, in einer sandigen Ebene, zu beiden Seiten der schiff-
baren Spree, besteht aus 5 Städten und eben so vielen Borstäd-