1836 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
o
V
- -..— i —
Erstes Kapitel,
r b e g ri ffe.
Begriff der Erdbeschreibung.
§. 1. Kenntniß der Erde, welche Gott dem
Menschen zum Wohnplatz angewiesen hat, ist eben so
nützlich als angenehm. Die Geographie oder Erdbe-
schreibung führt zu einer nähern Kenntniß derselben.
Horizont oder Gesichtskreis.
§. 2. Die Erde ist zu groß, als daß wir sie ganz
übersehen könnten. Wir mögen auf einem noch so ho-
hen Orte derselben stehen, von da unsern Augen die
weiteste Aussicht sich darbietet: so erblicken wir doch
immer nur einen sehr kleinen Theil davon; und allent,
halben im Freien sehen wir den Himmel rund um uns
her einen Kreis auf der Erde bilden, in dessen Mittel-
punkte wir zu stehen scheinen, und welcher der Ge-
sichtskreis oder Horizont heißt. Er ist um desto
größer, je freier und ungehinderter die Aussicht und je
höher der Standpunkt des Beobachters ist. Ueberall
aber erstreckt er sich nur über einen geringen Theil der
Erde, und der übrige weit größere wird vom Horizont
abgeschnitten, und bleibt unsichtbar. Jeder Ort hat
seinen eignen Horizont.
Welt - oder Himmelsgegenden.
§. 3. An dem Horizonte werden die Welt- oder
Ihimmelsgegenden unterschieden, die sich in
Haupt- und Nebengegenden theilen. Hauptge-
genden sind: Ost oder Morgen, West oder Abend,
Süd oder Mittag und Nord oder Mitternacht.
Die Gegend, wo im Frühlinge und Herbste die Sonne
aufgeht, heißt Morgen oder Ost; die, wo sie in
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- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
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- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
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- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
1s. Mitteleu ropa. Anhalt.
129
Stammort der Herrnhuter oder der erneuerten evangelischen
Brüdergemeinde. —- Zittau, eine der wichtigsten Handelsstädte
des Königreichs und der Hauptsitz des Sächsischen Linncngewerbes,
liegt südöstlich von Bautzen, an einem Nebenflüsse der Neiße und
an der Böhmischen Gränze.
21. Anhalt.
Dieses^ 8x. Qmeilen große Land besteht aus zwei
getrennten Stücken, wovon das größere östliche ganz
vom Preußischen, das kleinere westliche vom Preußischen
und Braunschweigischen Gebiete umgeben wird. Jenes
ist eben und äußerst fruchtbar, dieses wird vom Harz-
gebirge durchzogen, und ist daher meistens gebirgig.
Der Hauptfluß ist die Elbe, welche hier die Mulde
aufnimmt. Auch die Saale, die auf Preußischem
Gebiete sich mit der Elbe vereinigt, durchfließt eine
Strecke dieses Land, das zu den fruchtbarsten und wohl
angebautesten Deutschen Ländern gehört, und viel Ge,
treibe, Obst, etwas Wein, treffliche Rindvieh- und
Schafzucht, beträchtliche Waldungen und von Metallen
Silber, Eisen und Blei hat. Die Industrie ist nicht
bedeutend. Die Einwohner, deren Zahl 138,000 be,
trägt, sind größtentheils Protestanten. Das Land ge-
hört 3 Herzogen.
3) im Antheile des Herzogs von Anhalt-Dessau;
Dessau, wohlgebaute Haupt- und Residenzstadt, nördlich von
Leipzig, an der Mulde, die nördlich davon in die Elbe gehr,
hat ein Residenzschloß und 11,000 Einwohner. — Wörlitz,
kleine Stadt, östlich von Dessau, Stunde südlich von der Elbe,
mit einem Lustschlosse und einem berühmten Englischen Garten. —>
Zerbst, größte Stadt Anhalts, nordwestlich von Dessau, liegt
an einem kleinen Nebenflüsse der Elbe.
b) im Antheile de s Herzogs von Anhalt-Bern-
burg; Bernburg, Hauptstadt, westlich von Dessau, an dev
Saale, hat ein Schloß und 6000 Einwohner. — Ballenftad t,
kleine Residenzstadt, am nördlichen Fuße des Harzes, und süd-
westlich von Bernburg, mit einem Schlosse. In der Nähe
ist das Eisenhüttenwerk unterm Mägdesprung und das
Alexis bad, ein Mineralbad.
c) im Antheile des Herzogs von Anhalt-Kö-
then; Köthen, Haupt-und Residenzstadt, südöstlich von Bern-
burg, einem kleinen Nebenflüsse der Saale, hat zwei Schlösset
und 60/)0 Einwohner«
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- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
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- Geschlecht (WdK): Jungen
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Provinz Sachsen.
die 460 Q.meilen und \\ Millionen Einwohner, größ-
tentheils Evangelische, enthält.
1) der Regierungsbezirk Magdeburg, welcher den
nördlichen Theil begreift. Magdeburg, Hauptstadt der Pro-
vinz und eine der stärksten Festungen des Preußischen Staates,
südwestlich von Brandenburg, an der Elbe, mit einer sehenswür-
digcn Domkirche, vielen Fabriken und einem wichtigen Handel,
hat mit der starken Besatzung 53,000 Einwohner. — Schöne-
beck, Stadt, südöstlich von Magdeburg, an der Elbe, hat das
wichtigste Salzwcrk im ganzen Staate. — Garby, Stadt,
östlich von Schönebeck, an der Elbe, die in dieser Gegend
die Saale aufnimmt. — Kalbe, Stadt, südlich von Schöne-
beck, am linken Ufer der Saale. — Aschersleben, Stadt,
westlich von Bernburg, mit Fabriken. — Quedlinburg, gc-
werbsame Stadt, westlich von Aschcrsleben, am nördlichen Fuße
des Harzes und an der Bode, hat eine große Runkelrüben-
Zuckerfabrik und über 12,000 Einwohner. Südwestlich von die-
ser Stadt ist im Harze, an der Bode, die bekgnnte Roß trap-
pe, die wildeste Felsenparthix des Harzes. — Wernigerode,
Stadt, nordwestlich von Quedlinburg, am nördlichen Fuße des
Harzes, und an der Holzemme, mit dem hochgelegenen Residenz-
schlosse des Grafen von Stolberg - Wernigerode. — Halber-
stadt, Stadt, nordöstlich von Wernigerode, an der Holzemme,
hat eine merkwürdige Domkirche und 17,000 Einwohner. —
Nwu - Haldensleben, Stadt, nordwestlich von Magdeburg,
an der Ohre. — Gardelegen, Stadt, nördlich von Neu-
Haldensleben, liegt an der Milde. — Salz wedel, ge-
werbsame Stadt, nordwestlich von Gardclegen, an der schiffbaren
Zeetze. — Stendal, gewerbsame Stadt, nordöstlich von Gar-
delegen, an der Uchte, bar Lqbaksbau. Tangermünde, gc-
wcrbsame Stadt, südöstlich von Stendgl, am Eipflusse der Tan-
ger in die Elbe, treibt Schifffahrt. — Burg, nordöstlich von
Magdeburg, an der Ihle, einem Nebenflüsse dcx Elbe, hat be-
deutende Tuchfabriken und 13,000 Einwohner.
2) der Regierungsbezirk Merseburg, welcher den
südöstlichen Theil umfaßt. Merseburg, Hauptstadt, westlich
von Leipzig, an der Saale, hat eine sehenswüldige Domkirche mit
einer der größten Orgeln, und über 8000 Einwohner. —• Lützen,
kleine Stadt, südöstlich von Merseburg, wo ein einfaches Denk-
mal die Stelle bezeichnet, auf welcher 1632 in einer Schlacht der
berühmte König von Schweden, Gustav Adolph blieb.— Lauch-
stadt, kleine Stadt, nordwestlich von Merseburg, bekannt durch
ihr Mincralbad. — Weißenfels, Stadt, südlich von Merse-
burg , am rechten Ufer der Saale. — Zeitz, Stadt, südöstlich
von Weißenfels, an der weißen Elster, hat ansehnliche Fabriken
und 10,000 Einwohner. — Naumburg, gewerbsame Stadt,
südwestlich von Weißenfels, am rechten Ufer der Saale, welche
in dieser Gegend die Unstrut aufnimmt, halt Messen und hat
ansehnlichen Handel und fast 11,000 Einwohner. Westlich von
Naumburg und in der Nähe liegen an der Saale Schulpfor-
ta oder Pforta, vormaliges Kloster und jetzt eine berühmte
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- Geschlecht (WdK): Jungen
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Preußen nebst Posen.
Inf er, welche von da an den schiffbarm Pregel machen. —
Tilsit, gut gebaute gewerbsame Stadt, nördlich von Inster-
burg, an der Memel, ist durch den Frieden bekannt, der hier
1807 zwischen Frankreich auf der einen und Preußen und Ruß-
land auf der andern-.Seite geschlossen wurde, und hat über
1t,000 Einwohner. Westlich von dieser Stadt fangt die äußerst
fruchtbare Tilsiter Niederung an.
1») in Wcstpreußcn: aa) im Regierungsbezirke Danzig,
welcher den nördlichen Theil dieser Provinz begreift: Danzig,
Hauptstadt und starke Festung, südwestlich von Pillau, an dem
westlichen Arme der Weichsel, 1 Meile von der Ostsee, mit vie-
len Fabriken, 5000 Hausern und 61,000 Einwohnern, welche
einen wichtigen Seehandcl treiben- Am Ausflusse dieses Armes
der Weichsel liegt Neul^Hrwasser, Flecken und Hafen der
Stadt, zu dessen Vertheidigung die Festung Mündel oder
Weichselmünde dienet. — Oliva, berühmtes, jetzt aufge-
hobenes Keofter und Flecken, nordwestlich von Danzig, mit einer
schönen Kirche. — Elbing, Stadt, in einer sehr fruchtbaren
Gegend, südöstlich von "Danzig, an der schiffbaren Elbing, wel-
che durch einen Kanal mit der Nogat verbunden ist, liegt unweit des
frischen Haffs, treibt ansehnlichen Seehandcl, und hat 20,000 Ein-
wohner. — Ma.ri.xlb urg, Stadt, südwestlich von Elbing, in einer fl
sehr fruchtbaren Gegend, an der Nogat/ mit dem sehenswerthen groß- (**-**• js.
ßen Schlosse der vormaligen Hochmeister des Deutschen Ordens. C?
bb) im Regierungsbezirke Marienwerder, welcher den
südlichen Theil von Westvreußen begreift: Marienwerder,
wohlgebaute Hauptstadt, südlich von Marienburg, Vi Meile von
der Weichsel, treibt starken Obstbau, und hat 5000 Einwohne»___
Grau^enz, Stadt und starke Festung, südwestlich von Marien-
werde», liegt am rechten Ufer der Weichsel. — Kulm, Stadt,
südwestlich von Graudenz, liegt unweit der Weichsel. — Thorn^
gewerbsame Stadt und Festung, südöstlich von Kulm, an der
Weichsel, mit bedeutendem Handel, ist der Geburtsort des be-
rühmten Astronomen Kopernikus, und hat 12,000 Einwohner. /Jf73rd:
c) in der Provinz Posen und zwar aa) im Regierungs-
bezirke Posen, welcher den südwestlichen Theil der Provinz be-
greift: Posen, befestigte Hauptstadt der Provinz, südwestlich von
Lhorn, an der Warthe, hat viele ansehnliche Gebäude, mehrere
Fabriken, einen beträchtlichen Handel und 33,000 Einwohner.—
Meseritz, Fabrikstadt, nördlich von Züllichau, unweit der Bran-
denburgischen Gränze, an der Obra, einem Nebenflüsse der Warthe.—
Fraustadt, gewerbsame Stadt, nordöstlich von Glogau, unweit
der Schlesischen Gränze, mit Fabriken. — Lissa, eine der vor-
züglichsten Fabrikstädte Posens, nordöstlich von Fraustadt, unweit
der Schlesischen Gränze, treibt einen lebhaften Handel. — Ra -
wicz (spr Rawitsch), gut gebaute und gewerbsame Stadt, nord-
östlich von Lissa, liegt unweit der Schlesischen Gränze, und treibt
einen lebhaften Handel. — Krotoszyn (sp. Krotoschin), gc-
wcrbsame Stadt, südöstlich von Rawicz, liegt unweit der Schle-
sischen Gränze. — Kempen, gewerbsame Stadt, südöstlich von
Krotoszyn, und nahe an der Schlesischen Gränze.
U.
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Brasilien.
277
zieht sich die Küste Brasiliens auffallend westlich, und
von dem Vorgebirge Frio in der Nähe des südlichen
Wendekreises an wird diese nach Westen gehende (Zinn
beugung der Küste noch weit stärker; so daß also Bra-
silien in der Mitte, ohngefähr zwischen den Mündun-
gen des Amazonenflusses und des San Francisco seine
größte Ausdehnung hat, und sowohl nördlich als süd-
lich schmäler zuläuft.
Brasilien ist eines der herrlichsten Länder der Erde,
wiewohl man das Innere noch zu wenig kennt. Der
weit größere Theil desselben ist Hoch- und Gebirgsland-.
zwar besteht das nördliche Brasilien an beiden Seiten
des Amazonenflusses aus großen tief gelegenen Flächen,
die mit dichten Urwäldern bedeckt sind, aber der übrige
Theil des Landes, etwa f des Ganzen, erhebt sich schon
in geringer Entfernung von der Küste, zu Gebirgeland,
in die Sierra do Mar oder das Küsten geb ir ge
den ersten Gebirgszug bildet, und sobald man das über,
stiegen hat, gelangt man in das innere Hochland, auf
welchem sich ein Labyrinth von Gebirgszügen mit den
Campos oder Hochflächen erhebt. Die Gebirge Bra,
siliens haben weder die Höhe der Cordilleren auf der
Westseite Amerikas, da ihre höchsten Gipfel nicht völ,
lig 6000 Fuß erreichen und also noch weit von der
Linie des ewigen Schnees entfernt bleiben, noch sind
sie auch, wie die Cordilleren, von vulkanischer Beschaf-
fenheit.
Der Atlantische Ozean, längs welchem Brasilien
eine Küstenstrecke von 900 Meilen einnimmt, empfängt
alle die unzähligen Gemäßer des Landes. Die Haupt-
flüsse sind: 1) der Maranhon oder Amazonen,
sluß, welcher von den Gränzen Colombiens und Perus
nach Brasilien gelangt, dasselbe von Westen gegen Osten
durchfließt, hier viele große Flüsse aufnimmt, darunter
von Norden her den Pupura und Rio Negro und
von Süden den mächtigen Madeira (aus der Verei,
nigung des Mamore und Guapore entstanden), To-
st ayo so und Xingu, und an seiner meerähnlichen
Mündung zwei große Inseln, wovon die größte San
Johannes heißt, bildet. Mit dem südlichen Mün,
dungsarme dieses Stromes vereinigt sich noch der To-
canlines, (aus der Vereinigung des To«antines
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V orbegriffe.
11
heißt Afr ika, und von dem nordöstlichen Theile heißt
das kleinere nördlich von dem breiten Meeresarme
gelegene Stück Europa, und das übrige größere
Stück, welches östlich von Europa und Afrika liegt,
und mit seiner östlichsten Spitze noch in die westliche
Halbkugel hineinreicht, heißt Asien.
Neueste Welt.
§. 21. Das kleinste gleichfalls auf der östlichen
Halbkugel gelegene Kontinent liegt südlich von Asien,
mit dem es durch eine Reihe von Inseln in naher Ver-
bindung steht, und wird durch eine weite Meeresstrecke
von dem ihm westlich gelegenen Afrika geschieden. Es
breitet sich bloß auf der Südseite des Aequators aus,
von dem es etwa 11 Grade entfernt ist, so daß der
kleinere Theil desselben auf der Nordseite und der grö-
ßere auf der Südseite des südlichen Wendekreises liegt.
Von dem südlichen Polarkreise bleibt dieses Kontinent
etwa 27-§ Grade entfernt, und wird Australien *),
oder auch die neue Welt genannt, weil es den Euro<
päern am spätesten bekannt geworden ist.
Neue Welt.
§. 22. Auf die westliche Halbkugel der Erde fällt
das dritte Kontinent, größer als Australien, aber klei-
ner als das Kontinent der alten Welt. Man nennt
es die neue Welt, weil es später als das letztere, aber
doch früher als Australien den Europäern bekannt ge-
worden ist; auch hat es den Namen Amerika. Es
hängt an seinem nordwestlichsten Punkte beinahe mit
dem östlichsten Punkte der alten Welt zusammen, und
wird an dieser Stelle nur durch einen schmalen
Meeresarm davon getrennt. Oestlich liegen ihm, doch
durch einen weiten Meeresraum geschieden, Europa und
Afrika. Das Kontinent der neuen Welt dehnt sich nörd-
lich und südlich vom Aequator aus, am meisten nörd-
lich, indem es noch jenseits des nördlichen Polarkreises
*) Daß bei dieser Angabe der Lage Australiens, unter Austra-
lien bloß das eigentliche Festland oder Kontinent, ohne die
dazu gerechneten zahlreichen Inseln, verstanden werde, darf
nicht vergessen werden.
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19
Vorbegriffe.
geblrgen, die auf eine beträchtliche Weite ins Meer
vorspringen — oder sehen auch oft noch auf den nahen
Inseln fort, indem das Meer zwischen dem festen Lan-
de und den Inseln nur eine durchbrochene Stelle über-
fließt. — Vulkane oder feuerspeiende Berge
heißen solche, welche von Zeit zu Zeit glühende Steine,
geschmolzene Massen (Lava), Feuer, Rauch, Asche rc.
mit Gewalt ausstoßen. Die Oeffnungen, aus welchen
diese Ausbrüche kommen, heißen Krater. Gegenden,
in deren Nähe Vulkane sind, werden öfters von Erd-
beben heimgesucht, worunter man gewaltsame Erschüt,
terungen und Bewegungen einer kleinern oder größer»
Strecke Landes versteht, wodurch zuweilen ganze Städte
zu Grunde gehen.
Thäler. Schluchten. Pässe.
§. 84. Die langgestreckten Vertiefungen, durch wel-
che nicht nur die einzelnen Berge, sondern auch ganze
Bergketten und Gebirge von einander abgesondert wer-
den, heißen Thäler, und enthalten gewöhnlich das
Berte der Ströme, Flüsse und Bäche. Man unter-
scheidet Haupt - und Nebenthäler. Jene laufen
vom hohen Gebirgsrücken bis zum Fuße des Gebirges
hinab; diese fangen meistens nicht an dem Hauptgebirgs-
rücken, sondern an niedrigern Theilen des Gebirges an,
und öffnen sich in die Hauptthäler. Sehr enge Thäler
nennt man Schluchten und wenn sie steil und tief
sind, Klüfte. Im Allgemeinen erweitert sich ein That
immer mehr, je tiefer es im Gebirge herunter steigt, und
je mehr Nebenthäler sich mit vereinigen. Jedoch ist oft
auch der Ausgang eines Thales schmäler und enger als
die Mitte, und bildet dann einen Paß oder ein Thor.
Erdrücken. Vergebenen.
§. 35. Die niedrigsten Theile des Landes sind die
Küsten oder Meeresufer, von wo es nach und nach im-
mer höher wird, so daß die Berge und Gegenden sich
meistens im Innern des Landes befinden, wiewohl es
auch hiervon Ausnahmen giebt. Die höchste Gegend
des Landes ist nicht immer ein wirkliches Gebirge, son-
dern auch zuweilen eine weniger merkliche Erhabenheit,
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Ii. Mitteleuropa. Luxemburg, re. 119
ven Wiesbaden, ander Lahn, mit bekannten warmen Bädern.—
Biederselters, Dorf, östlich von Eins und südlich von der
Labn, hat einen der berühmtesten Sauerbrunnen, dessen Wasser
weit und breit verschickt wird.
11. Das Großherzogthum Luxemburg.
Es Ist das westlichste Land Deutschlands, und wird
südlich vom Französischen und östlich vom Preußischen
Gebiete begränzt, und auf den beiden übrigen Seiten
stößt es mit den Niederlanden zusammen. Es enthält
118 Qmeilen, wird von den Ardennen, einem aus
Frankreich hieher kommenden waldigen und steinigen Ge-
birge durchzogen und ist daher gebirgig und waldig, wo
der Boden sich mehr zur Viehzucht als zum Ackerbau
eignet; doch ist der südlichste Theil fruchtbar und erzeugt
sogar Wein und vieles Obst. Von den vielen Minera»
lien sind das Eisen und die Schiefern am wichtigsten.
Der größte Fluß ist die Mosel, welche eine Strecke
die Gränze macht. Die übrigen Flüsse sind nicht be-
deutend. Die Einwohner, gegen 800,000, theils Deut-
sche, theils Wallonen, bekennen sich zur katholischen Kir-
che, betreiben wenige Fabriken und sind überhaupt noch
sehr in der Kultur zurück. Regent ist der König der
Niederlande, und das Großherzogthum bildet einen Theil
dieses Königreichs, doch soll nach den neuesten Bestim-
mungen, die indeß noch nicht zur Ausführung gekom«
men sind, ein Theil dieses Großherzoglhums zu Bel-
gien kommen.
Luxemburg, Hauptstadt und eine der stärksten Festungen
Deutschlands, nördlich von Metz, zwischen der Mosel und der
Maas, hat 10,000 Einwohner.
12. Das Kurfürstenthum Hessen.
Das weit größere zusammenhängende Stück erstreckt
sich im Norden von der Weser bis zum Main im Sü»
den, und wird vom Preußischen, Hannöverischen, Wei>
marischen, Baierischen, Grvßherzoglich Hessischen, Frank-
furtischen, Naussauischen und Waldeckschen Gebiete be-
gränzt. Der im Ganzen mehr bergige als ebene Bo-
den enthält viele Gebirge, die mit ihren Bergreihen
fast das ganze Land bedecken. Der höchste Berg ist der
Meißner, westlich von der Werra; doch ein noch hö-
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il. Mitteleuropa. Königreich Sachsen 127
ner Naturschönhcltsn und fehenswürdigen Felsenpartieen
von vielen Reisenden besucht wird, und das höhere
Erzgebirge, dessen höchster Berg Fichtelb erg heißt,
sich erheben. Der Hauptfluß ist die aus Böhmen kom-
mende Elbe, von deren Nebenflüssen die Mulde hieher
gehört. Auch die zum Flußgebiete der Elster gehörigen
weiße und schwarze Elster und Spree, welche,
jo wie die Mulde, hier entspringen, und die Neiße,
ein Nebenfluß der Oder, verdienen gemerkt zu werden.
Die Mulde entsteht aus der Vereinigung zweier Flüsse,
der Freiberger und Zwickauer Mulde.
Das bis auf die Gebirgsstriche fruchtbare und über-
haupt trefflich angebaute Land erzeugt die gewöhnlichen
Deutschen Produkte, worunter schönes Rindvieh, die
veredeltsten Schafe, nicht hinreichendes Getreide, Flachs
und verschiedene Handelsgewächse, Obst, sogar Kasta-
nien und etwas Wein, Küchengewächse aller Art, treff-
liche Waldungen und viele wichtige Mineralien, als: *-
Silber, Blei, Zinn, Eisen, Kobalt, Arsenik, Stein-
kohlen, Schwefel, Vitriol, berühmte Quadersteine, vor-
treffliche Porzellanerde, Edelsteine, Mineralquellen. Kein
Land in Deutschland liefert so viel Silber als Sachsen,
aber an Salz fehlt es gänzlich.
Die Einwohner, deren Zahl sich auf 1,600,000
beläuft, bekennen sich fast sämmtlich zur lutherischen
Kirche (doch ist der Landesherr katholisch), sind, mit
Ausnahme einer nicht beträchtlichen Zahl von Wenden,
lauter Deutsche, und zeichnen sich durch eine hochgestie-
gene Landeskultur, einsichtsvollen Bergbau, so wie durch
eine äußerst bedeutende Industrie aus, welche sich fast
auf alle Gegenstände der Fabrikation erstreckt und sich
nicht bloß auf die Städte beschränkt, sondern auch in
vielen Gegenden sich über das platte Land verbreitet
hat. Daher ist auch der Handel wichtig. In Hinsicht
der Künste und Wissenschaften gehören die Sachsen
gleichfalls zu den gebildetsten Deutschen. Der jetzige
König heißt Friedrich August.i7
Dresden, Haupt- und Residenzstadt, eine der schönsten
und merkwürdigsten, Städte Deutschlands, nordwestlich von Prag,
in einer reizenden Gegend, zu beiden Seiten der Elbe, über die
eine berühmte steinerne Brücke führt, hat mannigfaltige Fabriken,
3000 Häuser, 63,000 Einwohner und viele sehenswürdige Ge
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128 H. Mitteleuropa. K Snigreich Sachsen.
bände, worunter das königliche Schloß mit dem grünen Gewölbe,
der trefflichen Gcmäldegallerie und vielen andern Sammlungen, der
Zwinger und das Augusteum (sonst Japanischer Pallast genannt),
gleichfalls mit schätzbaren Kunst - und wissenschaftlichen Samm-
lungen, die katholische Hofkirche und die Frauenkirche, beides
herrliche Gebäude, sich vorzüglich auszeichnen. — Pillnitz, kö-
nigliches Lustschloß, südöstlich von Dresden, am rechten Ufer der
Elve. — Pirna, Stadt, südöstlich von Dresden, am linken
Elbufer, in deren Gegend berühmte Quadcrsteinbrüche sind. —
Königstein, eine durch ihre Lage auf einem 1100 Fuß hohen
und steilen Sandsteinfelsen merkwürdige Festung, südöstlich von
Pirna, am linken Ufer der Elbe, und nicht weit von der Böh«
mischen Gränze.— Meißen, Stadt, nordwestlich von Dresden,
am linken Elbufer, in einer reizenden Gegend, mit einer merk-
würdigen Domkirchc, einer Fürstenschule und einer berühmten
Porzellanfabrik. — Grimma, gewerbsame Stadt, nordwestlich
von Meißen, am linken Ufer der Mulde, hat gleichfalls eine
Fürstcnschule. — Leipzig, nach Dresden die größte Stadt des
Landes und eine der wichtigsten Handelsstädte Deutschlands, nord-
westlich von Grimma, in einer fruchtbaren, von der Pleiße und
Elster bewässerten Ebene, mit einer berühmten Universität, vielen
Jikpüv Sabrifen und stark besuchten Messen, hat -44/000 Einwohner.
~ V Leipzig ist zugleich der Mittelpunkt des ganzen Deutschen Buch-
handels. In der Gegend dieser Stadt siel 1813 die größte Schlacht
der neuesten Zeiten vor, welche Deutschland von der Französischen
Herrschaft befreite. — Wald heim, Stadt, südwestlich von
Meißen, an der Zschopau, mit einem großen Zuchthausc. —
Mitweyda, eine der besten Fabrikstädte, südlich von Waldheim,
an der Zschopau. — Waldenburg und Glauchau, zwei
Fabrikstädte, südlich von Leipzig, wovon die erstere am linken
und die letztere am rechten Ufer der Zwickauer Mulde liegt, ge-
hören zu den ansehnlichen Besitzungen der Fürsten und Grafen
von Schöndurg. — Zwickau, Fabrik- und Handelsstadt, südlich
von Altenburg, in einer reizenden Gegend, an der Mulde. —-
Plau^n, wichtige Fabrikstadt, südlich von Greiz, an der Elster.—
Oelsnitz, Stadt, südlich von Plauen, an der Elster, bekannt
wegen der Perlcnsischerei. — Neukirchen, kleine Stadt, süd-
östlich von Plauen, merkwürdig wegen der bedeutenden Verfertigung
musikalischer Instrumente.— Schneeberq, schön gebaute Berg-
und Fabrikstadt, südöstlich von Glauchau, unter deren Fabrikaten
die Spitzen und Schmo.e oben an stehen. — Annaberg,
wichtige Berg- und Fa ciksta. , südöstlich von Zwickau, unweit
der Böhmischen Gränze, wo die Band- und Spitzenfabrikation
am bedeutendsten ist. — Chemnitz, erste Fabrikstadt des Kö-
nigreichs, nordöstlich von Zwickau, verfertigt vorzüglich Baum-
wollenwaaren, und treibt auch einen bedeutenden Handel. —
Fxeiberg, vorzüglichste Bergstadt, südwestlich von Dresden,^an
der Freiberger Mulde, hat eine Bergakademie, ansehnliche Fa-
briken und wichtigen Silberbcrgbau. — Bautzen, wohlgeoaute
Fabrikstadt, nordöstlich von Dresden, in der Nähe der Spree.—
Herrn Hut, Dorf, südöstlich von Bautzen, ist dev Haupt- und
Stamm-