1836 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Ueber sicht der vornehm st e n Gebirge. 55
letztern sich mehr nähert als dem Eismeere, und da
endigt, wo die beiden Flüsse Amur und Lena sich ein.
ander am meisten nähern. Der Anadyr, die Kolnma und
Indigirka nehmen in diesem Gebirge ihren Ursprurig.
2) Das Altai-Gebirge, welches sich in den
großen und kleinen Altai theilt, fängt südwestlich vom
Baikalsee an, und geht in südwestlicher Richtung bis
zu den Quellen des Ob und seines Hauptnebenflusses,
des Ir tisch, indem es diesen Flüssen den Ursprung giebt.
3) Das Himmelsgebirge oder Thian-
Schau, auf Mus-tagh genannt, welches südlich noch
wenig bekannt ist, nordöstlich von den Quellen des Amu
beginnt, südlich von dem Altai und in einer östlichen
Richtung bis zu der großen in dem Innern Asiens
befindlichen Wüste läuft und jenseits dieser Wüste, nach
großer Unterbrechung, wieder fortsetzt und zuletzt im N.
der Halbinsel Korea, am Japanischen Meere sich endigt.
4) Der Kuen-lun, oder Kulkun, welcher öst-
lich vom Ursprünge des Amu anfängt, südlich vom Thian-
Schan und mit diesem parallel, in gleichfalls östlicher
Richtung bis zu den Quellengegenden des Hoangho und
Pang tse Kiang läuft.
5) Das H i m a l e h» oder Himalava-Gebirge,
das höchste, nicht allem der alten Welt, sondern auch
der ganzen Erde, dessen höchster Berg der Dhawa-
lagiri oder Dho lagtr (der weiße Berg) heißt
und über eine Meile senkrechte Höhe hat, fängt ohn-
gefähr da an, wo der Dramaputra aufhört westlich zu
laufen und einen südlichen Lauf nimmt, erstreckt sich
nördlich vom Ganges in einer nordwestlichen Richtung
bis zum obern Laufe des Zndns, von da das Gebirge unter
dem Namen Hindu-Cusch, südlich vom Flusse Amu,
for-tsetzt. Der Indus, Ganges und wahrscheinlich auch
der Irrawaddi verdanken diesem Gebirge den Ursprung.
6) Das Uralgebirge, welches im hohen Norden
an der südlichsten Spitze des Karischen Meeres beginnt,
im Allgemeinen einen südlichen Zug nimmt, bis zur
Quelle der Petschora die Gränze zwischen Asien und
Europa macht und da endigt, wo der Uralfluß seinen
westlichen Lauf aufgiebt und südlich nach dem Kaspi-
schen Meere zu sich wendet. In diesem Gebirge ent-
springen die Petschora und der Ural.
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- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
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- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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n. Mitteleuropa. Schau mburg-Lipps. 131
auch Teutoburger Wald genannt, durchzieht den
westlichen Theil desselben. Außer der Weser, welche
die Nordgränze berührt, hat das Land nur kleine Flüsse.
Die Ems entspringt hier an der Westseite des Osning,
und geht bald darauf rn das Preußische Gebiet über.
Getreide, Flachs, Waldungen, Vieh, besonders gutes
Rindvieh und Pferde, Salz, find die 'Hauptprodukte
des wohlangebauten Landes, dessen Einwohner, an der
Zahl 77,000, größtentheils reformirl sind, und zwar
wenige eigentliche Fabriken, doch ein starkes Linnenge«
werbe betreiben. Landesherr ist ein Fürst.
Detmold, kleine Haupt- und Residenzstadt, südwestlich von
Pyrmont, an einem Nebenflüsse der Weser, hat 2460 Einwohner.
An dem benachbarten Osning, ^ Stünde' von dem Städtchen
Horn, sind die Externsteine, eine merkwürdige Gruppe von
einzelnen, freistehenden Sandsteinfelsen. — Lemgö, die größte
Stadt des Landes, nördlich von Detmold, bekannt wegen der gu-
ten mecrschaumcncn Labakspfeifenköpfe, die dasclhst fabrikmäßig
verfertigt werden.
24. Das Fürsteuthum Schaumburg- Lippe.
Dieses kleine, 8 Qmeilen große Land wird von
Hannöverischem, Kurhessischem und Preußischem Gebiete
umschlossen, ist meistens eben und fruchtbar, nur im
Südosten von einer waldigen Bergkette durchzogen und
hat keine Flüsse, sondern bloße Bäche. Auf der Nord«
feite des Landes ist der Steinhudersee, wovon der
größere Theil hieher gehört. Das wohlangebaute Land
hat besonders Getreide, Viehzucht, Waldungen, Flachs,
Steinkohlen und vortreffliche Quadersteine. Eigentliche
Fabriken fehlen, doch sind die Einwohner, welche sich
zur lutherischen Kirche bekennen und deren Zahl 24,000
beträgt, gewerbsam. Landesherr ist ein Fürst.
Bückeburg, gut gebaute, kleine Haupt- und Residenzstadt,
nordwestlich von Rinteln, hat ein Residenzschloß und 2000 Ein-
wohner. — Eilsen, Dorf, und besuchter Badeort, östlich von
Bückeburg. — W i lh,c 4m st e in, kleine Festung auf einer durch
Kunst gemachten Insel im Steinhudersee.
25. Das Großherzogthum Oldenburg.
Der größere Theil dieses 116 Qmeilen großen,
aus 3 getrennten Stücken bestehenden Landes, nämlich
das eigentliche Oldenburg, liegt an der Nordsee und
9 *
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Ii. Mitteleuropa. Breme» re. Iss
fldcnzschloß und 8000 Einwohner. — Jever, Stadt, nordwest-
lich von Oldenburg und westlich vom Jadebusen, treibt einigen
Handel. — Wangerog, kleine Insel in der Nordsee, 1 Meile
vom Festlande, liegt nördlich von Jever und hat besuchte Seebä-
der. — Eutin, kleine Stadt, nordöstlich von Oldenburg und in
der Nähe der Ostsee, liegt an einem See, hat ein großherzogli«
chcs Schloß, und gehört zum Fürstenthum Lübeck.
26. Die freie Stadt Bremen.
Diese große Stadt, welche mit ihrem kleinen Gebiete eine
Republik bildet, liegt südöstlich von Oldenburg, in einer Ebene,
zu beiden Seiten der Weser, und hat 41,000 (mit dem Gebiete
56,000) theils lutherische, theils reformirte Einwohner, die viele
Fabriken und einen bedeutenden Handel unterhalten. Merkwürdig
ist die Domkirche mit dem Bleikcller, worin mehrere unverwes-
liche Leichname gezeigt werden. Bremerhafen, neu angelegter
Hafenort am Einflüsse der Geeste in die Weser, nordöstlich von
Oldenburg.
27. Die freie Stadt Hamburg.
Diese Stadt, eine der größten in Deutschland, und die wich-
tigste Deutsche Handelsstadt, zugleich eine der bedeutendsten
Handelsstädte in Europa, bildet mit ihrem nicht unbeträchtlichen
Gebiete eine Republik, und liegt nordöstlich von Bremen, in einer
ebenen, wohl angebauten Gegend, am rechten User der Elbe,
von welcher Kanäle durch die Stadt laufen, und die hier die Al-
ster aufnimmt, hat 2 Häfen, viele Fabriken, (besonders Zucker-
siedereien und Tabaksfabriken) und 120,000 Einwohner (mit dem
Gebiete 150,000) größtentheils Lutheraner. Auch wohnt eine
sehr beträchtliche Zahl von Juden in Hamburg. Die merkwür-
digsten öffentlichen Gebäude sind die schone Michaeliskirche und
das große neue allgemeine Krankenhaus. In dem Gebiete der
Stadt liegt am Ausflüsse der Elbe in die Nordsee der Flecken
Cuxhafen mit einem Hafen und einem Seebade. Die Bier-
lande, ein ungemein fruchtbarer und trefflich angebauter Land-
strich an der Elbe, dessen Einwohner sich durch ihre besondern
Sitten, Kleidung und Sprache auszeichnen, besitzt Hamburg ge-
meinschaftlich mit Lübeck.
28. Die freie Stadt Lübeck.
Diese große Stadt, welche mit ihrem Gebiete gleichfalls eine
Republik bildet, liegt nordöstlich von Hamburg und 2 Meilen von
der Ostsee, an der schiffbaren Trave, hat mehrere Fabriken und
treibt einen bedeutenden Handel. Die Einwohner sind Lutheraner
und ihre Zahl beträgt mit dem Gebiete 40,000, wovon 26,000
auf die Stadt kommen. Die Domkirche und die Marienkirche
zeichnen sich unter den Kirchen aus. Im Gebiete liegt das
Städtchen Travemünoe, an der Mündung der Trave in die
Ostsee, mit einem Hasen und einem Seebade.
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138
Königreich Hannover.
Die Zahl der Einwohner beträgt fast 1,700,000,
größtentheils Lutheraner, doch ist auch die Zahl der Re-
formirten und Katholiken beträchtlich, Zn Hinsicht der
Industrie sieht Hannover gegen andere Länder Deutsch-
lands sehr zurück, und eigentliche Fabriken finden sich
fast nur in den größer« Städten, doch ist das Linnen-
gewerbe sehr verbreitet. Der Handel ist bedeutend,
und für Beförderung der Künste und Wissenschaften ge-
schieht viel, so daß die Einwohner in wissenschaftlicher
Bildung andern Deutschen nichts nachgeben. Regent
ist ein König, welcher jetzt zugleich König von Groß;
Britannien ist und W ilhelm Iv. heißt.
Hannover, wohl gebaute Hauptstadt, nordwestlich von
Braunschweig, in einer Ebene, an der schiffbaren Leine, mit
einem königlichen Schlosse, Fabriken und Handel, hat 28,000
Einwohner. Dabei liegen die Lustschlösser Montbrillant und
Herrenhausen mit schönen Garten ^ Anlagen und Wasser-
künsten. —• Nienburg, Stadt, nordwestlich von Hannover,
am rechten Ufer der Weser, treibt Schifffahrt. — Werden,
Stadt, nördlich von Nienburg, an der schiffbaren Aller, treibt
Schifffahrt. — Hameln, Stadt und vormalige Festung, süd-
westlich von Hannover, am rechten Ufer der Wesir, treibt Schiff-
fahrt. — Hildesheim, Stadt, südöstlich von Hannover, an
der Innerste, einem Nebenflüsse der Leine, mit einer sehenswür-
digen Domkirche. — Goslar, Stadt, südöstlich von Hildcsheim
und am nördlichen Fuße des Harzes, mit merkwürdigem Bergbau
im nahen Rammelsberge. — Clausthal, wichtigste unter den
7 Bergstädten, auf dem Harze, südwestlich von Goslar, bei
welcher starker Silber- und Blcibergbau ist. Dicht an Clausthal
liegt die Bergstadt Cellerfeld. — Andreasberg, Berg-
stadt, südöstlich von Clausthal, auf dem Harze, mit Silberberg-
bau. — Osterode, Stadt, südöstlich von Clausthal, am südli-
chen Fuße des Harzes, mit bedeutenden Fabriken. — Duder-
stadt, Stadt, südlich von Osterode, mit starkem Hopfen- und
Tabaksbau. — Eimbeck, gewerbsame Stadt, nordwestlich von
Osterode. — Nord heim, Stadt, südöstlich von Eimbcck, mit
Tabaksbau. — Göttingcn, wohl gebaute Stadt, südlich von
Nordheim, mit einer berühmten Universität, großen Bibliothek
und mchrern Fabriken. — Münden, gewerbsame Stadt, süd-
westlich von Göttingen, in einem reizenden Thale, an der Ber-
einigung der Werra und Fulda, welche hierauf die Weser bilden,
treibt beträchtlichen Handel und Schifffahrt. — Celle, Stadt,
nordöstlich von Hannover, in einer sandigen Ebene, in deren Ge-
gend die bekannte Lüneburger Heide anfangt, an der Aller, die
hier die Fuse aufnimmt, treibt Handel und Schifffahrt, und hat
ein Schloß und großes Zuchthaus. — Uelzen, Stadt, nordöst-
lich von Celle, an der Ilmenau, einem Nebenflüsse der Elbe, ist
bekannt durch ihren vortrefflichen Flachs. — Lüneburg, Stadt,
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Ii. Mitteleuropa.
nördlich von Uelzen, an der schiffbaren Ilmenau, mit einem wich-
tigen Salzwerke und starkem Handel. — Haarburg, Stadt,
nordwestlich von Lüneburg, an der Elbe, Hamburg gegenüber,
treibt Handel. — Stade, Stadt und Festung, nordwestlich
von Haarburg, an der Schwinge, die £ Meile von der Stadt
in die Elbe geht, treibt Schifffahrt. — Norden, gcwerdsame
Stadt, nordwestlich von Jever, an einem Kanäle, der zu einem
Meerbusen der Nordsee führt, hat einen Hafen und Handel. —
Norderney, kleine Insel in der Nordsee, unweit des Fest-
landes, liegt nördlich von Norden und ist durch ihr Seebad be-
rühmt. — Äurich, regelmäßig gebaute Stadt, südöstlich von
Norden, an einem schiffbaren Kanäle, hat ein Schloß. — Em-
den, Stadt, südlich von Norden, am Einflüsse der Ems in den
Meerbusen Dollart, hat einen Hafen und bedeutenden Scehan-
del. — Leer, gcwerdsame Stadt, südlich von Aurich, an 'der
schiffbaren Leda, welche £ Meile von hier in die Ems geht, treibt
ansehnlichen Handel. —• Papenburg, gcwerdsame Kolonie mit-
ten in Mooren und schiffbaren Kanälen, südlich von Leer und
östlich von der Ems, . treibt starke Schifffahrt und Handel. —
Osnabrück, gewerbsame Stadt, südwestlich von Nienburg, an
der Hase, einem Nebenflüsse der Ems, mit starkem Leinwand-
handel. Hier wurde lölh ein Frieden geschlossen, wodurch der
dreißigjährige Krieg sein Ende nahm.
32. Die Deutschen Länder des Königreichs
Preußen,
Sie bestehen aus zwei getrennten Stücken von un-
gleicher Größe, wovon das östliche, als das bei Wei-
tem größere gegen Norden an die Ostsee, gegen Osten
an Preußen nebst Posen , Polen und den Freistaat Kra-
kau ; gegen Süden an die Oesterreichisch - Deutschen Län-
der, das Königreich Sachsen, Neuß, die großherzog-
ltch und herzoglich Sächsischen Lande und an den süd-
lichen Theil von Schwarzburg; gegen Westen an Kur-
hessen, Hannover, Braunschweig, Anhalt-Bernburgund
Mecklenburg gränzt und in seinem Umfange fast ganz
Anhalt und den nördlichen Theil der Schwarzburgischen
Fürstenthümer einschließt. Das kleinere westliche Stück
wird von Nassauischem, Großherzoglich und Kurhessi-
schem, Braunschweigischem, Waldeckischem, Lippeschem,
Hannöverischem, Niederländischem und Französischem Ge»
biete und von den Rheinischen Besitzungen deö Groß-
herzogthums Hessen, Oldenburgs, Hessen-Homburgs
und Baierns begränzt. Die Größe beträgt über 5300
Qmeilen.
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Provinz Westph alen.
gegen Norden an Hannover, gegen Osten an dasselbe,
Schaumburg, Lippe und Braunschweig; gegen Südosten
an Kurbessen, Waldeck und das Großherzogthum Hessen;
gegen Süden an Nassau und an die Preußische Rhein-
provinz, und gegen Südwesten gleichfalls an die letztere.
Der nordwestliche Theil, vorzüglich nördlich von der
Lippe, ist eine Ebene; hingegen der nordöstliche ist der-
gig und den südlichen Theil machen Gebirge, die zwar
keine ausgezeichnete Höhe haben, zu einem Gebirgslam
de; indem die Wesergebirge und die Egge oder der
Teutoburger Wald den nordöstlichen Theil und die
Sauerlän bischen Gebirge, nebst dem Western
tva lde, den südlichen Theil der Provinz bedecken. Der
größte Fluß ist die Weser, welche daselbst bloß kleine
Flüsse an sich zieht. Die Ems, hier noch nicht be,
trächtlich, entspringt an der Lippeschen Gränze, und be-
wässert das Flachland der Provinz. Der südliche Theil
des Landes wird von der Lippe und der Ruhr, zwei
bedeutenden Nebenflüssen des Rheins, durchflossen. Wcst-
phalen zerfällt in 3 Regierungsbezirke und enthält
368 O.meilen mit 1,300,000 Einwohnern, wovon die
Katholiken die Evangelischen an Zahl übersteigen.
1) der Regierungsbezirk Münster, welcher den
nordwestlichen Theil begreift. Münster, Hauptstadt der Pro-
vinz, südwestlich von Osnabrück, an der Aa, einem Nebenflüsse
der Ems, haf eine sehenswürdige Domkirche, eine Akademie, ein
Schloß, einen lebhaften Handel und 21,000 Einwohner. Hier
und in Osnabrück wurde 1648 der Friede geschlossen, wodurch
der 30jährige Krieg ein Ende nahm. — «Warendorf, gewerb-
fame Stadt, östlich von Münster, an der Ems, hat einen bedeu-
tenden Lcinwandhandel.— Rheina, gcwerbsame Stadt, nord-
westlich von Münster, an der Hannoverischen Gränze und an der
schiffbaren Ems, treibt Schifffahrt und hat in der Nahe ein Salz-
werk.— Ko esfeld (fpr. Khosfeld), Stadt, westlich pon Mün-
ster, an der Berkel.— Bocholt, gewerbsame Stadt, südwestlich
von Kocsfcld, und in der Nahe der Niederländischen Gränze.—
Dorsten, gewerbsame Stadt, südöstlich von Bocholt, an der Lip-
pe.— Recklinghausen, gewerbsame Stadt, südöstlich von
Porsten.
2) der Regierungsbezirk Minden, welcher den
nordöstlichem Theil begreift. Minden, Hauptstadt und Festung,
nordwestlich von Rinteln, am linken Ufer der Weser, hat eine
ansehnliche Domkirche, Fabriken, Schifffahrt und 8000 Einwoh-
ner.— Herford, gewerbsame Stadt, südwestlich von Minden,
an der Werra, eincin Nebenflüsse der Weser. — Bielefeld.
Vtadt, südwestlich von Herford, an der Westseite des Teutobur-
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China.
Chinesen gehören zu den gebildetsten Völkern Asiens,
und treiben Ackerbau mit musterhafter Sorgfalt, Kunst-
fleiß, der in manchen Gegenständen ausgezeichnet ist,
mehrere Künste und Wissenschaften; nur steht ihrem
Fortschreiten der Hauptzug des Chinesischen National-
charakters, nämlich ihre hartnäckige Anhänglichkeit an
das einmal eingeführte Herkommen sehr entgegen. Der
Landhandel ist weit blühender als der Seehandel, wel,
cher letztere fast ganz in den Händen der Ausländer ist,
da die Chinesen mit ihren der Verbesserung noch sehr
bedürftigen Schiffen, Zanken genannt, sich nicht weit
in das Meer wagen.
China steht unter der Herrschaft eines Kaisers,
welcher auch die oben angeführten Länder, die Mand-
schurei, Mongolei und die kleine Bucharei beherrscht,
und unter dessen Schutze Tibet, Korea und dielieukieu-
Inseln stehen, so daß nach dem Russischen Reiche, das
Chinesische das größte, und in Hinsicht der Volksmenge,
das erste auf der Erde ist. Zn der Chinesischen Spra,
che wird der Kaiser Chuandi, (d. i. Höchstweiser Kai-
ser) und in der Mongolischen Sprache Bogdochan
td. i. geheiligter König) genannt. China enthält eine
Menge großer Städte, von welchen hier nur einige folgen.
Peking, Haupt-- und Residenzstadt im nördlichen Tbeile
des Landes und 28 Meilen von der großen Mauer, die größte
Stadt auf der Erde, mit vielen Tempeln, vielen Pallasten der
Großen, der kaiserlichen Hofburg von einem großen Umfange,
einer kaiserlichen Universität und 2 Millionen Einwohner. —
Nanking, Stadt, südöstlich von Peking, am Pang-tse-Kiang,
mit dem bekannten Porzcllanthurme, wichtigen Fabriken und 1
Million Einwohner. — Sutscheu- fu, eine der größten und
schönsten Städte in China, südöstlich von Nanking, am Kaiser-
oder großen Kanäle, mit wichtigen Fabriken und von den reich-
sten Kaufleuten bewohnt. — Hang-tscheu-fu, große Stadt,
südwestlich von Nanking, hat viele Fabriken und soll 1 Million
Einwohner haben. — Canton, wichtige Handelsstadt an der
Südküste, unweit der Mündung des schiffbaren Flusses Pckiang,
hat 800,000 Einwohner, wovon ein großer Theil auf Schiffen
lebt, und ist der Mittelpunkt des Europäisch-Chinesischen Han-
dels , indem die Europäer bei dieser Stadt allein landen und
Handels-Niederlassungen unterhalten dürfen. —
Don den hieher gehörigen Inseln sind zu bemerken: Ma-
cao, südlich von Canron, im Meerbusen von Eanton, gehört
nebst der Stadt gleiches Namens den Portugiesen, unter Chine-
sischer Oberherrschaft; Hai na n, große Insel, südwestlich von
Macao, durch eine Meerenge von der südlichsten Spitze des Chi-
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V, Ostasten. Lieukieu- Inseln rc. 221
nesischen Festlandes getrennt, mit mehreren großen Städten;
und Formosa, oder Taiwan, große Insel, durch die breite
Straße von Formosa von der Ostküste des Festlandes getrennt,
liegt nordöstlich von Macao, gerade unter dem nördlichen Wen-
dekreise. Nur die Westseite gehört den Chinesen, die Ostseit^
aber wird von unabhängigen Eingebornen bewohnt.
Die Lieukieu - oder Liqueos- Inseln.
Diese Inseln liegen nordöstlich von Formosa, sind
fruchtbar, haben ein schönes Klima und sehr gutartige
Einwohner, die zu den gebildetsten Asiens gehören, sich
zur Religion des Fo bekennen, und unter einem eige-
nen Fürsten stehen, welcher dem Chinesischen Kaiser
zinsbar seyn soll.
Korea.
Dieses Land, welches eine 6 bis 7000 Qmeilen
große Halbinsel zwischen dem gelben und dem Japani-
schen Meere bildet, und nördlich durch ein hohes Gebir«
ge von der angränzenden Mandschurei geschieden wird,
ist größtentheils gebirgig, vorzüglich in dem nördlichen
Theile, wo auch ein kaltes Klima herrscht; fruchtbarer
und milder ist der südliche Theil. Die Einwohner sind
eine Vermischung von Chinesen und Mandschu, beken-
nen sich zur Religion des Fo, und stehen unter einem
Regenten, der an China und Japan Tribut giebt. Ue-
brigens ist dies Land den Europäern noch fester verschlos-
sen als China, und daher ihnen noch unbekannter.
Japan.
Es besteht aus 4 großen und mehreren kleinen In«
seln, die im Japanischen Meere, östlich von Korea und
der Mandschurei liegen, und deren Größe zusammen
auf 9 bis 12,000 Q.meilen geschätzt wird.
Die Oberfläche ist gebirgig und sehr vulkanisch,
so daß Erdbeben häufig sind. Große Flüsse fehlen.
Nach der Lage der Inseln in dem südlichen Theile der
nördlichen gemäßigten Zone sollte man ein warmes Kli-
ma erwarten, aber die Gebirge, deren höchste Spitzen
ewigen Schnee tragen, machen es sehr gemäßigt; ja
die Winter sind mit strenger Kälte begleitet. Der Fleiß
der Einwohner hat den von Natur wenig begünstigten
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Asien.
Dardanellen, dem Meere von Marmora, der Meerenge
von Constantinopel, dem schwarzen und Asowschen Meere)
die Scheidung Asiens und Europas; aber von dem Asow-
schen Meere an bis zum Eismeere gränzt Asien mit
Europa zusammen.
Die Größe beträgt mit den Inseln über 800,000
Qmeilen, so das Asien der größte Erdtheil ist.
Die einzelnen Theile der Meere, welche Asien be-
gränzen, sind 1) vom nördlichen Eismeere: der
Kar isch e und Obische Meerbusen; letzterer süd-
östlich vom erster»; 2) vom großen Weltmeere: das
Kamt sch attische Meer, aus welchem die Berings-
straße in das nördliche Eismeer führt; das Ochors-
kische Meer; das Japanische Meer mit der
Straße von Korea und das gelbe Meer; 3) vom
Indischen Ozean: die Celebes-, Banda- und
Sunda-See; das C hin e sische Meer, der M e e r-
busen von Bengalen mit der Straße von Ma,
lacca; und das Arabische Meer mit dem Persi-
schen, nebst der Straße von Ormus und Arabi-
schen Meerbusen oder dem rothen Meere mit
der Straße Babel Mandeb; 4) vom westlichen
Ozeane das Mittelländische Meer, wozu gehö-
ren: der Archipelagus oder das Aegeische, auch
Griechische Meer, der Hellespo nt oder die Meer,
enge der Dardanellen,^ das Meer von Marmo-
ra, der Bosporus oder die Straße von Constan,
tinopel, das schwarze Meer und das Asowsche
Meer mit der Straße von Feodosia oder von
I e n i k a l e.
Asien ist mehr gebirgig als eben und bildet in
seiner Mitte ein ungeheures Hochland, das -f von dem
ganzen Erdtheile einnimmt, und sich in das Hinter-
asiatische und Vorderasiatische Hochland eintheilen läßt.
Jenes ist das bei Weitem größere und hat sowohl an sei-
nen Rändern als in seinem Innern zahlreiche Gebirge, die
zu den höchsten der Erde gehören. Die vorzüglichsten un-
ter den Gebirgen im Innern dieses Hinterasiatischen Hoch,
landes sind das Himmelsgebirge oder der Thian-
Schan, auch wohl Mus-Tagh genannt, der auf
der Ostseite sich nach der großen Wüste S chamo ver-
flacht und jenseits derselben wieder unter andern Namen
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- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Asien.
6) in den Meerbusen von Bengalen: der Zrawaddy,
Burremputer oder Bramaputra und der Gan-
ges; 7) in das Arabische Meer: der Sind oder In-
dus; 8) in den Persischen Meerbusen: der Schar el
Arab, der aus der Vereinigung des Euphrat oder
Frat und des Tigris oder Tigr entsteht; 9) in den
Kaspischen See: der Kur, die Wolga und der Ural,
und 10) in den Aralsee: der Amu. Von den Land-
seen sind die größten der Kaspische See, gewöhn-
lich das Kaspische Meer genannt, größer als der
ganze Preußische Staat und der größte auf der ganzen
Erde; der Aralsee, fast so groß wie das Königreich
der Niederlande, und der Daikalsee.
Das Klima Asiens ist sehr verschieden, weil der
nördlichste Theil desselben in der nördlichen kalten Zone,
der bei weiten größere mittlere Theil in der nördlichen
gemäßigten und der südlichste Theil in der heißen Zone
liegt; daher ist in Nordasien das Klima äußerst kalt;
in Mittelasien warm und angenehm, aber wegen seiner
hohen Lage gemäßigter, als in Europäischen Länder un-
ter gleicher Breite, und in Südasien sehr warm und
heiß, vorzüglich in Indien und in den noch südlicher
gelegenen Inseln
Sehr groß ist der Reichthum und die Mannigfal-
tigkeit der Naturprodukte, da Asien sich über alle
Zonen verbreitet, und daher, außer dem Europäischen,
auch viele ihm eigenthümliche Produkte erzeugt. Aus
dem Thierreich sind die merkwürdigstem: die edelsten
Pferde, auch wilde Pferde, Kameele und Büffel in den
wärmeren und Nennthrere in den kalten Gegenden, wil-
de Esel, wilde Ziegen, Schafe mlt Fettschwänzen, An-
tilopen und Gazellen, das schönste Pelzwerk vorzüglich
von Zobeln, Hermelinen und schwarzen Füchsen, die
größten Landthiere, z. B. Elephanten und Rhinozerosse,
die grimmigsten Raubthiere, dergleichen die Löwen, Tiger,
Hyänen, Leoparden, Pantherthiere und Schakals sind,
die größte und dem Menschen an Gestalt ähnlichste Af-
fenart, nämlich Orang-Utangs, Moschus - und Bisam-
thiere, die größten Vögel (Strauße und Kasuare), Papa-
geien, Gold.und Silberfasane, Schwalben mit eßbaren
Nestern, die größten (die Riesenschlange) und giftigsten
Schlangen (Brillenschlangen), Krokodille, Schildkröten,
vier