1836 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Ueber sicht der vornehm st e n Gebirge. 55
letztern sich mehr nähert als dem Eismeere, und da
endigt, wo die beiden Flüsse Amur und Lena sich ein.
ander am meisten nähern. Der Anadyr, die Kolnma und
Indigirka nehmen in diesem Gebirge ihren Ursprurig.
2) Das Altai-Gebirge, welches sich in den
großen und kleinen Altai theilt, fängt südwestlich vom
Baikalsee an, und geht in südwestlicher Richtung bis
zu den Quellen des Ob und seines Hauptnebenflusses,
des Ir tisch, indem es diesen Flüssen den Ursprung giebt.
3) Das Himmelsgebirge oder Thian-
Schau, auf Mus-tagh genannt, welches südlich noch
wenig bekannt ist, nordöstlich von den Quellen des Amu
beginnt, südlich von dem Altai und in einer östlichen
Richtung bis zu der großen in dem Innern Asiens
befindlichen Wüste läuft und jenseits dieser Wüste, nach
großer Unterbrechung, wieder fortsetzt und zuletzt im N.
der Halbinsel Korea, am Japanischen Meere sich endigt.
4) Der Kuen-lun, oder Kulkun, welcher öst-
lich vom Ursprünge des Amu anfängt, südlich vom Thian-
Schan und mit diesem parallel, in gleichfalls östlicher
Richtung bis zu den Quellengegenden des Hoangho und
Pang tse Kiang läuft.
5) Das H i m a l e h» oder Himalava-Gebirge,
das höchste, nicht allem der alten Welt, sondern auch
der ganzen Erde, dessen höchster Berg der Dhawa-
lagiri oder Dho lagtr (der weiße Berg) heißt
und über eine Meile senkrechte Höhe hat, fängt ohn-
gefähr da an, wo der Dramaputra aufhört westlich zu
laufen und einen südlichen Lauf nimmt, erstreckt sich
nördlich vom Ganges in einer nordwestlichen Richtung
bis zum obern Laufe des Zndns, von da das Gebirge unter
dem Namen Hindu-Cusch, südlich vom Flusse Amu,
for-tsetzt. Der Indus, Ganges und wahrscheinlich auch
der Irrawaddi verdanken diesem Gebirge den Ursprung.
6) Das Uralgebirge, welches im hohen Norden
an der südlichsten Spitze des Karischen Meeres beginnt,
im Allgemeinen einen südlichen Zug nimmt, bis zur
Quelle der Petschora die Gränze zwischen Asien und
Europa macht und da endigt, wo der Uralfluß seinen
westlichen Lauf aufgiebt und südlich nach dem Kaspi-
schen Meere zu sich wendet. In diesem Gebirge ent-
springen die Petschora und der Ural.
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- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
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- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
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- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
138
Königreich Hannover.
Die Zahl der Einwohner beträgt fast 1,700,000,
größtentheils Lutheraner, doch ist auch die Zahl der Re-
formirten und Katholiken beträchtlich, Zn Hinsicht der
Industrie sieht Hannover gegen andere Länder Deutsch-
lands sehr zurück, und eigentliche Fabriken finden sich
fast nur in den größer« Städten, doch ist das Linnen-
gewerbe sehr verbreitet. Der Handel ist bedeutend,
und für Beförderung der Künste und Wissenschaften ge-
schieht viel, so daß die Einwohner in wissenschaftlicher
Bildung andern Deutschen nichts nachgeben. Regent
ist ein König, welcher jetzt zugleich König von Groß;
Britannien ist und W ilhelm Iv. heißt.
Hannover, wohl gebaute Hauptstadt, nordwestlich von
Braunschweig, in einer Ebene, an der schiffbaren Leine, mit
einem königlichen Schlosse, Fabriken und Handel, hat 28,000
Einwohner. Dabei liegen die Lustschlösser Montbrillant und
Herrenhausen mit schönen Garten ^ Anlagen und Wasser-
künsten. —• Nienburg, Stadt, nordwestlich von Hannover,
am rechten Ufer der Weser, treibt Schifffahrt. — Werden,
Stadt, nördlich von Nienburg, an der schiffbaren Aller, treibt
Schifffahrt. — Hameln, Stadt und vormalige Festung, süd-
westlich von Hannover, am rechten Ufer der Wesir, treibt Schiff-
fahrt. — Hildesheim, Stadt, südöstlich von Hannover, an
der Innerste, einem Nebenflüsse der Leine, mit einer sehenswür-
digen Domkirche. — Goslar, Stadt, südöstlich von Hildcsheim
und am nördlichen Fuße des Harzes, mit merkwürdigem Bergbau
im nahen Rammelsberge. — Clausthal, wichtigste unter den
7 Bergstädten, auf dem Harze, südwestlich von Goslar, bei
welcher starker Silber- und Blcibergbau ist. Dicht an Clausthal
liegt die Bergstadt Cellerfeld. — Andreasberg, Berg-
stadt, südöstlich von Clausthal, auf dem Harze, mit Silberberg-
bau. — Osterode, Stadt, südöstlich von Clausthal, am südli-
chen Fuße des Harzes, mit bedeutenden Fabriken. — Duder-
stadt, Stadt, südlich von Osterode, mit starkem Hopfen- und
Tabaksbau. — Eimbeck, gewerbsame Stadt, nordwestlich von
Osterode. — Nord heim, Stadt, südöstlich von Eimbcck, mit
Tabaksbau. — Göttingcn, wohl gebaute Stadt, südlich von
Nordheim, mit einer berühmten Universität, großen Bibliothek
und mchrern Fabriken. — Münden, gewerbsame Stadt, süd-
westlich von Göttingen, in einem reizenden Thale, an der Ber-
einigung der Werra und Fulda, welche hierauf die Weser bilden,
treibt beträchtlichen Handel und Schifffahrt. — Celle, Stadt,
nordöstlich von Hannover, in einer sandigen Ebene, in deren Ge-
gend die bekannte Lüneburger Heide anfangt, an der Aller, die
hier die Fuse aufnimmt, treibt Handel und Schifffahrt, und hat
ein Schloß und großes Zuchthaus. — Uelzen, Stadt, nordöst-
lich von Celle, an der Ilmenau, einem Nebenflüsse der Elbe, ist
bekannt durch ihren vortrefflichen Flachs. — Lüneburg, Stadt,
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84
Ii. Mitteleuropa.
eist Reichthum von Fischen; die Erzeugnisse des Acker-
baues, der hier, so wie auch der Gartenbau auf einer
hohen Stufe steht, schöner Flachs und Hanf, Hopfen,
Oeigewächse, Torf, ein wichtiger Gegenstand in den nörd-
lichen Gegenden, wo er den gänzlichen Mangel der
Waldungen ersetzt, während die südöstlichen Gegenden
große Waldungen und von Mineralien auch verschiedene
Metalle und viele Steinkohlen besitzen.
Die Zahl der Einwohner steigt auf 4 Millio-
nen, theils Belgier oder Flamänder, theils Wallonen
mit eigenen Dialekten und mit starker Verbreitung der
französischen Sprache in den südlich gelegenen Städten.
Sie bekennen sich zur katholischen Kirche, lieben Kün-
ste und Wissenschaften und unterhalten einen sehr hoch-
gestiegenen Kunstfleiß und einen bedeutenden Handel.
Belgien, welches sich seit 1830 von den Nieder-
landen, mit weichen es bis dahin einen Staat bildete,
getrennt und zu einem eigenen Staate erhoben hat,
macht seit 1831 ein Königreich, dessen jetziger und er-
ster König Leopold I. heißt.
Brüssel, Hauptstadt und Residenz des Königs, nordöstlich
von (Sitte, schönste Stadt des Landes, liegt an der Senne, und
hat eine Universität, ein schönes Rathhauö, einen geschmackvollen
königl. Pallast, viele Fabriken und 100,000 Einwohner. In
der Nähe ist das königl. Lustschloß Lacken.— Löwen, Stadt
nordöstlich von Brüssel, an der Dyle, hat eine Universität. —
Gent, große Fabrikstadt, nordwestlich von Brüssel, an der
Schelde, mit einer Universität und 84,000 Einwohnern. Ant-
werpen, feste Stadt und wichtigste Handelsstadt Belgiens,
nordöstlich von Gent, am rechten Ufer der Schelde, hat einen
vortrefflichen Hafen, eine prächtige Domkirche, bedeutende Fabrik
kcn und 70,000 Einwohnern. — Lüttich, große Stadt, süd-
östlich von Löwen und unweit der Gränze Deutschlands, wozu sie
sonst gehörte, an der Maas, hat eine Universität und 58,000
Einwohner, welche viele Metallwaaren und vorzüglich Gewehre
verfertigen. •— Spaa, kleine Stadt, südöstlich von Lüttich und
noch näher an der Gränze Deutschlands, wozu auch sie sonst ge-
hörte, ist wegen ihrer warmen und stark besuchten Mineralquel-
len berühmt.
Die Niederlande.
Sie liegen östlich von England, von dem sie durch
die Nordsee, welche sie im Wessen und Norden bespült,
getrennt werden, und gränzen gegen Ossen an Deutsch-
land und gegen Süden an Belgien. Sie haben ihre
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156
Dänemark.
5) der Regierungsbezirk Dü sscldorf, welcher den
nördlichsten Theil der Provinz in sich faßt. Düsseldorf, Haupt-
stadt, und eine der schönsten Städte am Rheine, am rechten Ufer
desselben, nordwestlich von Cöln, hat ein Schloß, einige Fabriken,
einen bedeutenden Handel und 24,000 Einwohner. In der Nähe
ist der Jägcrhof, ein königliches Lustschloß. — Neuß, Stadt,
südwestlich von Düsseldorf, unweit des Rheins, an der Erft, hat
Fabriken und Handel. Die St. Quirinskirche ist ein herrliches
Gebäude. — Gladbach, gcwerbsame Stadt westlich von Rcuß,
verfertigt vortreffliche Leinwand. — Krefeld, mistige Fabrik-
stadt, nordwestlich von Düsseldorf, hat besonders treffliche Seiden-
sabriken und 18,000 Einwohner. —Kempen, gewerbsame Stadt,
nordwestlich von Krefeld. — Geldern, gewerbsame Stadt, nord-
westlich von Krefeld, von der Niers umflossen. — Kleve, gewerb-
same Stadt, nordwestlich von Geldern, i Meile vom Rhein, hat
in der Nähe einen schönen Garten mit einem Gesundbrunnen. —
Emmerich, gewerbsame Stadt, nordöstlich von Kleve, am rech-
ten User des Rheins, treibt Schifffahrt. — Wesel, Stadt und
starke Festung, südöstlich von Emmerich, am rechten Ufer des
Rheins, welcher hier die schiffbare Lippe aufnimmt, hat Fabriken
und 13,000 Einwphner, und treibt Schifffahrt. — Duisburg,
gewerbsame Stadt, nordöstlich von Krefeld, in der Nähe der Ruhr,
mit Schifffahrt und Handel. — Mühlheim an der Ruhr,
gewerbsame Stadt, östlich von Duisburg, treibt Handel. —
Essen, Stadt, nordöstlich von Mühlheim, mit Fabriken und Stein-
kohlengruben in der Nähe. — Werden, gcwerbsame Stadt,
südöstlich von Mühlheim, liegt an der Ruhr. — Elberfeld,
eine der wichtigsten Fabrik- und Handelsstädte Preußens, östlich
von Düsseldorf an der Wupper, hat vortreffliche Garn- und Lcin-
wandbleichcn, vorzüglich wichtige Baumwollen-, Band- und Sci-
denfabriken und 27,000 Einwohner. — Barmen, wichtige Fa-
brik- und Handelsstadt, in der Nähe von Elberfeld, gleichfalls an
der Wupper, mit ähnlichen Fabriken wie in Düsseldorf, hat 24,000
Einwohner. Ucberhaupt ist die ganze Gegend von Elberfeld und
Barmen der industriereichste Strich Preußens, wo fast die ganze
zahlreiche Bevölkerung von den Fabriken lebt. — Ron sdorf,
Fabrikstadt, südlich von Barmen und in der Nähe von Elberfeld
und Barmen. — Lennep, Fabrikstadt, südöstlich von Elberfeld,
wo vorzüglich viel Tuch verfertigt wird. •— Rade vor dem
Walde, Fabrikstadt, nordöstlich von Lenney, verfertigt viele
Stahl- und Eiscnwaaren. — Hückeswagen, blühende Fabrik-
stadt, südlich von Rade vor dem Walde, wo ansehnliche Tuchfabri-
ken sind — Remscheidt, wichtiger Fabrikort, jetzt zur Siadt
erhoben, westlich von Lennep, Hauptsitz der Industrie in Eisen-
und Stahlwaaren, treibt bedeutenden Handel. — Solingen,
»nichtige Fabrikstadt, westlich von Hückeswagen, ist wegen ihrer
vortrefflichen Schwerdt- und Messerklingen berühmt.
Dänemark.
Es besteht aus einer nördlich von Deutschland, zwi-
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94 Mitteleuropa. Lomb. Venez. Könige.
wo berühmte Messen gehalten werden. — Genua, die vornehm-
ste Handelsstadt des Staates, südöstlich von Turin, am südlichen
Abhange der Apenninen und am Meerbusen von Genua, ist groß
und befestigt, und hat einen Hafen, eine Universität, viele Pal-
läste, bedeutende Fabriken und 80,000 Einwohner. -— Nizz a,
Seestadt am Mittelländischen Meere, südwestlich von Genua, ist
wegen ihres milden Klimas berühmt, und treibt lebhaften Han-
dels— Die Insel Sardinien, südlich von Corsica, im Mit-
telländischen Meere gelegen, mit der Hauptstadt Cagliari,
(spr. Kaljiaro, an der Südküste der Insel und an einem Meer-
busen, hat einen Hafen und eine Universität.
2. Das lombardisch-Venezianische Königreich.
Es begreift den nordöstlichen Theil des Festlands
von Italien, und gränzt gegen Westen an das König-
reich Sardinien, gegen Norden an die Schweiz und
Deutschland; gegen Osten an Deutschland und das Adria-
tische Meer, welches hier den Meerbusen von Venedig
bildet und gegen Süden an den Kirchenstaat, Modena
und Parma. Der kleinere nördliche Theil ist gebirgig,
der größere südliche Theil eine sehr fruchtbare und wohl
angebaute Ebene. Die Hauptflüsse sind der Po, wel-
cher die südliche Gränze des Landes macht, und sich
hier in das Adriatische Meer mündet, und die Etsch,
welche in dasselbe Meer ihre Mündung hat. Der Ti-
cino, ein Nebenfluß des Po, ist als Gränzfluß ge-
gen Sardinien zu bemerken. Von großen Landseen ge-
hören der östliche Theil des Lago maggiore, der
Comersee und der Gardasee hieher; dessen südliche
Spitze aber zu Deutschland gerechnet wird. Dieses Kö-
nigreich. welches 850 Qmeilen mit 4s- Millionen Ein-
wohnern enthält, gehört dem Kaiser von Oesterreich,
der es durch einen Vicekönig regieren läßt.
Mailand, Hauptstadt und Residenz des Viceköm'gs, nörd-
lich von Genua und südlich vom Comersee, an einem kleinen Ne-
benflüsse des Po, in einer großen herrlichen Ebene, hat eine
prachtvolle Domkirchc und 140,000 Einwohner. — Brescia,
Stadt, westlich vom Gardasee und nordöstlich von Mailand, mit
berühmten Metallwaarcnfabriken und starkem Handel. ■— P avia,
(spr. Pawia), Stadt, südlich von Mailand, am Ticino, unweit
seiner Mündung in den Po, hat eine berühmte Universität. —
Mantua, Stadt und starke Festung, südlich vom Gardasee
und östlich von Pavia, liegt in einem See. — Verona, große
Stadt, nordöstlich von Mantua und östlich von der Südspitze des
Gardasees, zu beiden Seiten der Etsch, hat ein merkwürdiges
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220
China.
Chinesen gehören zu den gebildetsten Völkern Asiens,
und treiben Ackerbau mit musterhafter Sorgfalt, Kunst-
fleiß, der in manchen Gegenständen ausgezeichnet ist,
mehrere Künste und Wissenschaften; nur steht ihrem
Fortschreiten der Hauptzug des Chinesischen National-
charakters, nämlich ihre hartnäckige Anhänglichkeit an
das einmal eingeführte Herkommen sehr entgegen. Der
Landhandel ist weit blühender als der Seehandel, wel,
cher letztere fast ganz in den Händen der Ausländer ist,
da die Chinesen mit ihren der Verbesserung noch sehr
bedürftigen Schiffen, Zanken genannt, sich nicht weit
in das Meer wagen.
China steht unter der Herrschaft eines Kaisers,
welcher auch die oben angeführten Länder, die Mand-
schurei, Mongolei und die kleine Bucharei beherrscht,
und unter dessen Schutze Tibet, Korea und dielieukieu-
Inseln stehen, so daß nach dem Russischen Reiche, das
Chinesische das größte, und in Hinsicht der Volksmenge,
das erste auf der Erde ist. Zn der Chinesischen Spra,
che wird der Kaiser Chuandi, (d. i. Höchstweiser Kai-
ser) und in der Mongolischen Sprache Bogdochan
td. i. geheiligter König) genannt. China enthält eine
Menge großer Städte, von welchen hier nur einige folgen.
Peking, Haupt-- und Residenzstadt im nördlichen Tbeile
des Landes und 28 Meilen von der großen Mauer, die größte
Stadt auf der Erde, mit vielen Tempeln, vielen Pallasten der
Großen, der kaiserlichen Hofburg von einem großen Umfange,
einer kaiserlichen Universität und 2 Millionen Einwohner. —
Nanking, Stadt, südöstlich von Peking, am Pang-tse-Kiang,
mit dem bekannten Porzcllanthurme, wichtigen Fabriken und 1
Million Einwohner. — Sutscheu- fu, eine der größten und
schönsten Städte in China, südöstlich von Nanking, am Kaiser-
oder großen Kanäle, mit wichtigen Fabriken und von den reich-
sten Kaufleuten bewohnt. — Hang-tscheu-fu, große Stadt,
südwestlich von Nanking, hat viele Fabriken und soll 1 Million
Einwohner haben. — Canton, wichtige Handelsstadt an der
Südküste, unweit der Mündung des schiffbaren Flusses Pckiang,
hat 800,000 Einwohner, wovon ein großer Theil auf Schiffen
lebt, und ist der Mittelpunkt des Europäisch-Chinesischen Han-
dels , indem die Europäer bei dieser Stadt allein landen und
Handels-Niederlassungen unterhalten dürfen. —
Don den hieher gehörigen Inseln sind zu bemerken: Ma-
cao, südlich von Canron, im Meerbusen von Eanton, gehört
nebst der Stadt gleiches Namens den Portugiesen, unter Chine-
sischer Oberherrschaft; Hai na n, große Insel, südwestlich von
Macao, durch eine Meerenge von der südlichsten Spitze des Chi-
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V, Ostasten. Lieukieu- Inseln rc. 221
nesischen Festlandes getrennt, mit mehreren großen Städten;
und Formosa, oder Taiwan, große Insel, durch die breite
Straße von Formosa von der Ostküste des Festlandes getrennt,
liegt nordöstlich von Macao, gerade unter dem nördlichen Wen-
dekreise. Nur die Westseite gehört den Chinesen, die Ostseit^
aber wird von unabhängigen Eingebornen bewohnt.
Die Lieukieu - oder Liqueos- Inseln.
Diese Inseln liegen nordöstlich von Formosa, sind
fruchtbar, haben ein schönes Klima und sehr gutartige
Einwohner, die zu den gebildetsten Asiens gehören, sich
zur Religion des Fo bekennen, und unter einem eige-
nen Fürsten stehen, welcher dem Chinesischen Kaiser
zinsbar seyn soll.
Korea.
Dieses Land, welches eine 6 bis 7000 Qmeilen
große Halbinsel zwischen dem gelben und dem Japani-
schen Meere bildet, und nördlich durch ein hohes Gebir«
ge von der angränzenden Mandschurei geschieden wird,
ist größtentheils gebirgig, vorzüglich in dem nördlichen
Theile, wo auch ein kaltes Klima herrscht; fruchtbarer
und milder ist der südliche Theil. Die Einwohner sind
eine Vermischung von Chinesen und Mandschu, beken-
nen sich zur Religion des Fo, und stehen unter einem
Regenten, der an China und Japan Tribut giebt. Ue-
brigens ist dies Land den Europäern noch fester verschlos-
sen als China, und daher ihnen noch unbekannter.
Japan.
Es besteht aus 4 großen und mehreren kleinen In«
seln, die im Japanischen Meere, östlich von Korea und
der Mandschurei liegen, und deren Größe zusammen
auf 9 bis 12,000 Q.meilen geschätzt wird.
Die Oberfläche ist gebirgig und sehr vulkanisch,
so daß Erdbeben häufig sind. Große Flüsse fehlen.
Nach der Lage der Inseln in dem südlichen Theile der
nördlichen gemäßigten Zone sollte man ein warmes Kli-
ma erwarten, aber die Gebirge, deren höchste Spitzen
ewigen Schnee tragen, machen es sehr gemäßigt; ja
die Winter sind mit strenger Kälte begleitet. Der Fleiß
der Einwohner hat den von Natur wenig begünstigten
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190
Asien.
Dardanellen, dem Meere von Marmora, der Meerenge
von Constantinopel, dem schwarzen und Asowschen Meere)
die Scheidung Asiens und Europas; aber von dem Asow-
schen Meere an bis zum Eismeere gränzt Asien mit
Europa zusammen.
Die Größe beträgt mit den Inseln über 800,000
Qmeilen, so das Asien der größte Erdtheil ist.
Die einzelnen Theile der Meere, welche Asien be-
gränzen, sind 1) vom nördlichen Eismeere: der
Kar isch e und Obische Meerbusen; letzterer süd-
östlich vom erster»; 2) vom großen Weltmeere: das
Kamt sch attische Meer, aus welchem die Berings-
straße in das nördliche Eismeer führt; das Ochors-
kische Meer; das Japanische Meer mit der
Straße von Korea und das gelbe Meer; 3) vom
Indischen Ozean: die Celebes-, Banda- und
Sunda-See; das C hin e sische Meer, der M e e r-
busen von Bengalen mit der Straße von Ma,
lacca; und das Arabische Meer mit dem Persi-
schen, nebst der Straße von Ormus und Arabi-
schen Meerbusen oder dem rothen Meere mit
der Straße Babel Mandeb; 4) vom westlichen
Ozeane das Mittelländische Meer, wozu gehö-
ren: der Archipelagus oder das Aegeische, auch
Griechische Meer, der Hellespo nt oder die Meer,
enge der Dardanellen,^ das Meer von Marmo-
ra, der Bosporus oder die Straße von Constan,
tinopel, das schwarze Meer und das Asowsche
Meer mit der Straße von Feodosia oder von
I e n i k a l e.
Asien ist mehr gebirgig als eben und bildet in
seiner Mitte ein ungeheures Hochland, das -f von dem
ganzen Erdtheile einnimmt, und sich in das Hinter-
asiatische und Vorderasiatische Hochland eintheilen läßt.
Jenes ist das bei Weitem größere und hat sowohl an sei-
nen Rändern als in seinem Innern zahlreiche Gebirge, die
zu den höchsten der Erde gehören. Die vorzüglichsten un-
ter den Gebirgen im Innern dieses Hinterasiatischen Hoch,
landes sind das Himmelsgebirge oder der Thian-
Schan, auch wohl Mus-Tagh genannt, der auf
der Ostseite sich nach der großen Wüste S chamo ver-
flacht und jenseits derselben wieder unter andern Namen
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192
Asien.
6) in den Meerbusen von Bengalen: der Zrawaddy,
Burremputer oder Bramaputra und der Gan-
ges; 7) in das Arabische Meer: der Sind oder In-
dus; 8) in den Persischen Meerbusen: der Schar el
Arab, der aus der Vereinigung des Euphrat oder
Frat und des Tigris oder Tigr entsteht; 9) in den
Kaspischen See: der Kur, die Wolga und der Ural,
und 10) in den Aralsee: der Amu. Von den Land-
seen sind die größten der Kaspische See, gewöhn-
lich das Kaspische Meer genannt, größer als der
ganze Preußische Staat und der größte auf der ganzen
Erde; der Aralsee, fast so groß wie das Königreich
der Niederlande, und der Daikalsee.
Das Klima Asiens ist sehr verschieden, weil der
nördlichste Theil desselben in der nördlichen kalten Zone,
der bei weiten größere mittlere Theil in der nördlichen
gemäßigten und der südlichste Theil in der heißen Zone
liegt; daher ist in Nordasien das Klima äußerst kalt;
in Mittelasien warm und angenehm, aber wegen seiner
hohen Lage gemäßigter, als in Europäischen Länder un-
ter gleicher Breite, und in Südasien sehr warm und
heiß, vorzüglich in Indien und in den noch südlicher
gelegenen Inseln
Sehr groß ist der Reichthum und die Mannigfal-
tigkeit der Naturprodukte, da Asien sich über alle
Zonen verbreitet, und daher, außer dem Europäischen,
auch viele ihm eigenthümliche Produkte erzeugt. Aus
dem Thierreich sind die merkwürdigstem: die edelsten
Pferde, auch wilde Pferde, Kameele und Büffel in den
wärmeren und Nennthrere in den kalten Gegenden, wil-
de Esel, wilde Ziegen, Schafe mlt Fettschwänzen, An-
tilopen und Gazellen, das schönste Pelzwerk vorzüglich
von Zobeln, Hermelinen und schwarzen Füchsen, die
größten Landthiere, z. B. Elephanten und Rhinozerosse,
die grimmigsten Raubthiere, dergleichen die Löwen, Tiger,
Hyänen, Leoparden, Pantherthiere und Schakals sind,
die größte und dem Menschen an Gestalt ähnlichste Af-
fenart, nämlich Orang-Utangs, Moschus - und Bisam-
thiere, die größten Vögel (Strauße und Kasuare), Papa-
geien, Gold.und Silberfasane, Schwalben mit eßbaren
Nestern, die größten (die Riesenschlange) und giftigsten
Schlangen (Brillenschlangen), Krokodille, Schildkröten,
vier
1836 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
194 I. Nordasien. Astatisches Rußland.
sten, und am schwächsten ist die Zahl der Juden. Künste
und Wissenschaften sind zwar unter einigen Asiatischen
Nationen nicht ganz unbekannt, aber im Ganzen stehen
die Asiaten an Bildung weit hinter den Europäern.
Ackerbau wird in vielen Gegenden mit außerordentlichem
Fleiße betrieben; in den nördlichsten Gegenden der kal-
ten Zone erlaubt das Klima keinen Landbau; dagegen
Jagd, Fischerei und die Viehzucht den Bewohnern die-
ser kalten Landstriche Unterhalt gewähren. In Mittel-
asien leben gleichfalls viele Einwohner von der Vieh-
zucht, als Nomaden. In einigen Zweigen der Jndu,
strie haben verschiedene Völker Asiens es weit gebracht,
bei andern ist sie fast ganz unbekannt. Der Handel ist
beträchtlich, doch beschäftigen sich die Eingebornen mehr
mit dem Landhandel, der vermittelst Karawanen getrie-
den wird; der Seehandel hingegen ist größtentheils in
den Händen der Europäer.
Am natürlichstentheilt man Asten in Nordasien
(das Asiatische Rußland), Mittel- oder Hochasien
(die Kaukasischen Länder, Turkestan, die kleine Bucharei,
Mongolei, Mandschurei und Tibet), Westasien (die
Asiatische Türkei, Arabien, Persien, Afghanistan und
Deludschistan), Südasien (Vorder- und Hinter-Jn-
dien, nebst den dazu gehörigen>Jnseln) und Ostasien
(China, Korea und Japan).
I. Nord asien.
Das Asiatische Rußland.
Die Gränzen dieses großen Landes sind gegen
Norden das nördliche Eismeer; gegen Osten das große
Weltmeer, welches hier die Beringsstraße, das Meer
von Kamtschatka und das Ochotskische Meer bildet; ge-
gen Süden die Mandschurei, Mongolei, Tatarei oder
Turkestan, das Kaspische Meer, Persien, die Asiatische
Türkei und das schwarze Meer, und gegen Westen das
Europäische Rußland. Die Größe beträgt an 277,000
Qmeilen.
Die Oberfläche ist theils eben, theils gebirgig.
Die vornehmsten Gebirge sind: der Kaukasus, zwi-
schen dem schwarzen und Kaspischen Meere, dessen höch,