1836 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
120
11. Mitteleuropa.
herer Berg ist in einem von dem Hauptlande getrenn-
ten und auf und am Thüringer Walde gelegenen Lan-
destheile, nämlich der Znselsberg. Auch vom Spes-
sart, und von Zweigen der Nhöngebirge und des
Vogelsberges werden einige Gegenden des Landes
durchzogen. Die Hauptflüsse sind: im südlichsten
Theile der Main, welcher hier die Kinzig aufnimmt,
und im nördlichsten die Weser, deren Quellenflüsse die
Werra und Fulda den mittleren Theü des Lande-
bewässern. Ungeachtet des vorherrschenden Gebirgsbo-
dens ist das Land, welches über 200 Qmeilen enthält,
gut angebaut, und die südlichen Gegenden ziehen auch
Mais, Spelz und Wein. Man hat vielen Flachs und
guten Tabak; und der Obstbau ist stark verbreitet. Einen
großen Schatz machen die beträchtlichen Waldungen aus,
worunter der große Reinhardswald nördlich von
Cassel, westlich von der Weser. Zn Hinsicht der Vieh-
zucht ist die Rindviehzucht am vorzüglichsten Von Mi,
neralien sind Eisen von ausgezeichneter Güte, Braun-
und Steinkohlen, Kobalt und Salz am meisten zu be-
merken. Die Einwohner, deren Zahl faßt 700,000
beträgt, bekennen sich größtentheils zur reformirten Kir-
che, doch ist auch die Anzahl der Lutheraner und Ka-
tholiken ziemlich stark. Fabriken von fast allen Arten
giebt es; vorzüglich zeichnet sich hierin die Stadt Ha-
nau aus; der Handel ist ziemlich bedeutend. Auch blü-
hen Künste und Wissenschaften. Landesherr ist ein
Kurfürst.
Cassel, Haupt- und Residenzstadt, nordöstlich von Frank-
furt, am linken Ufer der Fulda, zum Theil sehr schön gebaut,
hat ein an Kunstsachen reiches Museum, ein neu erbautes, aber
nicht vollendetes Schloß, überhaupt viele schöne Gebäude und
.26,000 Einwohner. Merkwürdig ist auch das marmorne Bad.
Westlich von Cassel liegt Wilhelmshöhe, ein schönes Lust-
schloß des Kurfürsten, mit einem vorzüglich schönen und großen
Englischen Park, worin die weltberühmte Cascade und die kupferne
Bildsäule des Herkules. — Allendorf, Stadt, südöstlich von
Cassel, an der Werra und am Fuße des Meißner, hat auf dem
jenseitigen Ufer der Werra ein ansehnliches Salzwerk. — Esch -
wege, Stadt, südlich von Allendorf, an der Werra, hat star-
ken Tabaksbau. — Rothenburg, Stadt, südwestlich von Esch-
wcge, an der Fulda, wo bisher die jetzt ausgestorbenen Landgra-
fen von Hessen-Rothenburg ihr Rcsidenzschloß hatten. — Hers-
selb, Sradt, südlich von Rothenburg, an der hier schiffbar wer-
denden Fulda. — Marburg, Stadt, nördlich von Gießen, an
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- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
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- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
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- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
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- Geschlecht (WdK): Jungen
121
Fürstenthum Waldeck rc.
der Lahn, hat eine Universität. — Fulda, Stadt, südlich von
Hcrsfeld, am rechten Ufer der Fulda, hat ein Schloß und eine
schöne Domkirche. — Hanau, größte Stadt des Landes nach
Cassel, östlich von Frankfurt, am rechten Ufer des Mains, der
unweit die Kinzig aufnimmt, zum Theil schön gebaut, hat ein
Schloß und viele Fabriken. In der Nabe, nordwestlich von Ha-
nau, liegt das Wilhelmsbad, ein Bade- und Vcrgnügungs-
ort mit schönen Gebäuden und reizenden Gartenanlagen.
In den vom Haupttheile des Landes getrennten Landesstri-
chen liegen: Schmalkalden, Stadt, nordöstlich von Fulda, am
südlichen Fuße des Thüringer Waldes, macht viele Stahl- und
Eisenwaaren, und hat in der Nähe den eiscnrcichen Stahlberg.
— Rinteln, Stadt, nordwestlich von Cassel, in einer schönen
Gegend, an dem linken Ufer der Weser, hatte sonst eine Univer-
sität. — Nenndorf, Dorf, nordöstlich von Rinteln, mit einem
berühmten warmen Schwefelbade.
13. Das Fürstenthum Waldcck.
Der größte Theil dieses 22 Qmeilen großen Lanr
des ist von Kur» und Großherzoglich Hessischem und
Preußischem Gebiete; der kleinere, unweit der Weser ge,
legene Theil (das Fürstenthum Pyrmont) von Han»
növerischem, Braunschweigischem, Preußischem und Lip-
peschem Gebiete umgeben. Der hoch gelegene bergige
Boden ist nur von mäßiger Fruchtbarkeit, und wird
von kleinen Flüssen, worunter die Eder und Diemel,
zum Flußgebiete der Weser gehörig, am beträchtlichsten
sind, bewässert. Das Land hat, außer dem Getreide»
bau, gute Viehzucht, ansehnliche Waldungen, etwas
Eisen und einige bekannte Mineralwasser. Eigentliche
Fabriken fehlen fast ganz. Die Einwohner, an der Zahl
66,000, sind meistens Lutheraner. Landesherr ist ein Fürst.
Cord ach, kleine Hauptstadt, liegt westlich von Cassel und
hat 2200 Einwohner. — Arolsen, kleine Residenzstadt, nord-
östlich von Corbach.— Pyrmont, eigentlich Neustadt-Pyr-
mont, kleine Stadt, südöstlich von Rinteln, liegt an einem
kleinen Nebenflüsse der Weser, westlich von derselben, und hat
einen der berühmtesten Gesundbrunnen Deutschlands.
14. Die Fürstenthünier Schwarzburg.
Sie enthalten 36 Qmeilen und bestehen aus zwei
getrennten Stücken, wovon das nördliche, südlich vom
Harze, fast ganz von Preußischem Gebiete, das südliche
auf und am Thüringer Walde, von Großhcrzoglich und
Herzoglich Sächsischen Gebieten umschlossen, liegt. Der
(
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Ii. Mitteleuropa. Breme» re. Iss
fldcnzschloß und 8000 Einwohner. — Jever, Stadt, nordwest-
lich von Oldenburg und westlich vom Jadebusen, treibt einigen
Handel. — Wangerog, kleine Insel in der Nordsee, 1 Meile
vom Festlande, liegt nördlich von Jever und hat besuchte Seebä-
der. — Eutin, kleine Stadt, nordöstlich von Oldenburg und in
der Nähe der Ostsee, liegt an einem See, hat ein großherzogli«
chcs Schloß, und gehört zum Fürstenthum Lübeck.
26. Die freie Stadt Bremen.
Diese große Stadt, welche mit ihrem kleinen Gebiete eine
Republik bildet, liegt südöstlich von Oldenburg, in einer Ebene,
zu beiden Seiten der Weser, und hat 41,000 (mit dem Gebiete
56,000) theils lutherische, theils reformirte Einwohner, die viele
Fabriken und einen bedeutenden Handel unterhalten. Merkwürdig
ist die Domkirche mit dem Bleikcller, worin mehrere unverwes-
liche Leichname gezeigt werden. Bremerhafen, neu angelegter
Hafenort am Einflüsse der Geeste in die Weser, nordöstlich von
Oldenburg.
27. Die freie Stadt Hamburg.
Diese Stadt, eine der größten in Deutschland, und die wich-
tigste Deutsche Handelsstadt, zugleich eine der bedeutendsten
Handelsstädte in Europa, bildet mit ihrem nicht unbeträchtlichen
Gebiete eine Republik, und liegt nordöstlich von Bremen, in einer
ebenen, wohl angebauten Gegend, am rechten User der Elbe,
von welcher Kanäle durch die Stadt laufen, und die hier die Al-
ster aufnimmt, hat 2 Häfen, viele Fabriken, (besonders Zucker-
siedereien und Tabaksfabriken) und 120,000 Einwohner (mit dem
Gebiete 150,000) größtentheils Lutheraner. Auch wohnt eine
sehr beträchtliche Zahl von Juden in Hamburg. Die merkwür-
digsten öffentlichen Gebäude sind die schone Michaeliskirche und
das große neue allgemeine Krankenhaus. In dem Gebiete der
Stadt liegt am Ausflüsse der Elbe in die Nordsee der Flecken
Cuxhafen mit einem Hafen und einem Seebade. Die Bier-
lande, ein ungemein fruchtbarer und trefflich angebauter Land-
strich an der Elbe, dessen Einwohner sich durch ihre besondern
Sitten, Kleidung und Sprache auszeichnen, besitzt Hamburg ge-
meinschaftlich mit Lübeck.
28. Die freie Stadt Lübeck.
Diese große Stadt, welche mit ihrem Gebiete gleichfalls eine
Republik bildet, liegt nordöstlich von Hamburg und 2 Meilen von
der Ostsee, an der schiffbaren Trave, hat mehrere Fabriken und
treibt einen bedeutenden Handel. Die Einwohner sind Lutheraner
und ihre Zahl beträgt mit dem Gebiete 40,000, wovon 26,000
auf die Stadt kommen. Die Domkirche und die Marienkirche
zeichnen sich unter den Kirchen aus. Im Gebiete liegt das
Städtchen Travemünoe, an der Mündung der Trave in die
Ostsee, mit einem Hasen und einem Seebade.
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152
Provinz Westph alen.
gegen Norden an Hannover, gegen Osten an dasselbe,
Schaumburg, Lippe und Braunschweig; gegen Südosten
an Kurbessen, Waldeck und das Großherzogthum Hessen;
gegen Süden an Nassau und an die Preußische Rhein-
provinz, und gegen Südwesten gleichfalls an die letztere.
Der nordwestliche Theil, vorzüglich nördlich von der
Lippe, ist eine Ebene; hingegen der nordöstliche ist der-
gig und den südlichen Theil machen Gebirge, die zwar
keine ausgezeichnete Höhe haben, zu einem Gebirgslam
de; indem die Wesergebirge und die Egge oder der
Teutoburger Wald den nordöstlichen Theil und die
Sauerlän bischen Gebirge, nebst dem Western
tva lde, den südlichen Theil der Provinz bedecken. Der
größte Fluß ist die Weser, welche daselbst bloß kleine
Flüsse an sich zieht. Die Ems, hier noch nicht be,
trächtlich, entspringt an der Lippeschen Gränze, und be-
wässert das Flachland der Provinz. Der südliche Theil
des Landes wird von der Lippe und der Ruhr, zwei
bedeutenden Nebenflüssen des Rheins, durchflossen. Wcst-
phalen zerfällt in 3 Regierungsbezirke und enthält
368 O.meilen mit 1,300,000 Einwohnern, wovon die
Katholiken die Evangelischen an Zahl übersteigen.
1) der Regierungsbezirk Münster, welcher den
nordwestlichen Theil begreift. Münster, Hauptstadt der Pro-
vinz, südwestlich von Osnabrück, an der Aa, einem Nebenflüsse
der Ems, haf eine sehenswürdige Domkirche, eine Akademie, ein
Schloß, einen lebhaften Handel und 21,000 Einwohner. Hier
und in Osnabrück wurde 1648 der Friede geschlossen, wodurch
der 30jährige Krieg ein Ende nahm. — «Warendorf, gewerb-
fame Stadt, östlich von Münster, an der Ems, hat einen bedeu-
tenden Lcinwandhandel.— Rheina, gcwerbsame Stadt, nord-
westlich von Münster, an der Hannoverischen Gränze und an der
schiffbaren Ems, treibt Schifffahrt und hat in der Nahe ein Salz-
werk.— Ko esfeld (fpr. Khosfeld), Stadt, westlich pon Mün-
ster, an der Berkel.— Bocholt, gewerbsame Stadt, südwestlich
von Kocsfcld, und in der Nahe der Niederländischen Gränze.—
Dorsten, gewerbsame Stadt, südöstlich von Bocholt, an der Lip-
pe.— Recklinghausen, gewerbsame Stadt, südöstlich von
Porsten.
2) der Regierungsbezirk Minden, welcher den
nordöstlichem Theil begreift. Minden, Hauptstadt und Festung,
nordwestlich von Rinteln, am linken Ufer der Weser, hat eine
ansehnliche Domkirche, Fabriken, Schifffahrt und 8000 Einwoh-
ner.— Herford, gewerbsame Stadt, südwestlich von Minden,
an der Werra, eincin Nebenflüsse der Weser. — Bielefeld.
Vtadt, südwestlich von Herford, an der Westseite des Teutobur-
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Nhelnprov inz.
Die vorzüglichsten Gebirge sind auf der rechten Rhein-
seile der Westerwald und das Sieb en geb irge;
und auf der linken Rheinseite, das hohe Veen, eine
Fortsetzung der Ardennen, die Ei ffel und der Hunds-
rück. Der Hauptfluß ist der die Provinz in zwei un-
gleiche Hälften scheidende Rhein, welcher, nachdem er
die Nahe mit sich vereinigt hat, hieher gelangt und
daselbst vorzüglich aufnimmt: die Mosel mit der Saar;
die Sieg, Erft, Ruhr und Lippe. Auch die
Lahn, gleichfalls ein Nebenfluß des Rheins, berührt
ein getrenntes Stück dieser Provinz; und die Roer,
ein Nebenfluß der Maas, durchfließt einigein der Nähe
der Niederländischen Gränze gelegenen Gegenden. Fünf
Regierungsbezirke machen diese Provinz aus, welche 480
Qmeilen mit 2,400,000 Einwohnern, worunter die
Katholiken bei Weitem die Mehrzahl bilden, enthält.
1) der Regierungsbezirk Koblenz, welcher den süd-
östlichen Theil begreift. Koblenz, Hauptstadt der Provinz,
nordwestlich von Mainz, in einer der schönsten Rheingegcnden,
am linken Ufer des Rheins, welcher hier die Mosel aufnimmt, ist
befestigt, treibt Handel und Schifffahrt, und hat mit Ehrenbrcit-
stein 18,000 Einwohner. — Ehrenbreitftein, starke Festung,
Koblenz gegenüber, auf dem rechten Rheinufer, ist auf einem hohen
Felscnberae erbaut, an dessen Fuße die Stadt Thal-Ehren-
b reitstein liegt. — Andernach, gcwcrbsame Stadt, nord-
westlich von Koblenz, am linken Uter des Rheins, treibt Schiff-
fahrt und Handel mit den in der Gegend gewonnenen vorzüglichen
Mühlsteinen. In der Nahe sind die Mineralbrunncn von T ö -
nes stein und Heilbrunn, so wie auch der Laach er See,
der ausgebrannte Krater eines vormaligen feuerspeienden Berges.—•
Neuwied, regelmäßig gebaute Stadt, südöstlich von Andernach
am rechten Ufer des Rheins, mit dem Restdcnzschlosse des Fürsten
von Neuwied, einer Hcrrnbuterkolonie, vielen Fabriken, Handel
und Schifffahrt. In der Nahe ist Monrepos, ein fürstliches
Lustschloß. — Boppard, Stadt, südlich von Koblenz, am linken
Rhcinufcr, mit Schifffahrt. — St. Goar, Stadt südöstlich von
Boppard, in einer der schönsten Rheingegenden, am linken Ufer
des Rheins, in welchem'hier ein Strudel ist, treibt Schifffahrt.
Auf einem hohen Felsen über der Stadt stand sonst die Festung
Rheinfels. — Oberw esel und Bacharach, zwei Städte,
südöstlich von St. Goar, am linken Ufer des Rheins, wo guter
Wein wächst. — Kreuznach, gewerbsame Stadt, südlich von
Bingen, an der Nahe, treibt Handel und hat Salzwcrke. —
Kochem, Stadt, südwestlich von Koblenz, an der Mosel, wo
vortrefflicher Wein wächst. In de» Nähe, südwestlich davon, liegt
Bertrich, ein Dorf mit warmen Mineralquellen. —Maycn,
Stadt, westlich von Koblenz, in dem fruchtbaren Mayenselde, hat
vortreffliche Mühlsteindrüche. — Wetzlar, Stadt, ganz getrennt
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156
Dänemark.
5) der Regierungsbezirk Dü sscldorf, welcher den
nördlichsten Theil der Provinz in sich faßt. Düsseldorf, Haupt-
stadt, und eine der schönsten Städte am Rheine, am rechten Ufer
desselben, nordwestlich von Cöln, hat ein Schloß, einige Fabriken,
einen bedeutenden Handel und 24,000 Einwohner. In der Nähe
ist der Jägcrhof, ein königliches Lustschloß. — Neuß, Stadt,
südwestlich von Düsseldorf, unweit des Rheins, an der Erft, hat
Fabriken und Handel. Die St. Quirinskirche ist ein herrliches
Gebäude. — Gladbach, gcwerbsame Stadt westlich von Rcuß,
verfertigt vortreffliche Leinwand. — Krefeld, mistige Fabrik-
stadt, nordwestlich von Düsseldorf, hat besonders treffliche Seiden-
sabriken und 18,000 Einwohner. —Kempen, gewerbsame Stadt,
nordwestlich von Krefeld. — Geldern, gewerbsame Stadt, nord-
westlich von Krefeld, von der Niers umflossen. — Kleve, gewerb-
same Stadt, nordwestlich von Geldern, i Meile vom Rhein, hat
in der Nähe einen schönen Garten mit einem Gesundbrunnen. —
Emmerich, gewerbsame Stadt, nordöstlich von Kleve, am rech-
ten User des Rheins, treibt Schifffahrt. — Wesel, Stadt und
starke Festung, südöstlich von Emmerich, am rechten Ufer des
Rheins, welcher hier die schiffbare Lippe aufnimmt, hat Fabriken
und 13,000 Einwphner, und treibt Schifffahrt. — Duisburg,
gewerbsame Stadt, nordöstlich von Krefeld, in der Nähe der Ruhr,
mit Schifffahrt und Handel. — Mühlheim an der Ruhr,
gewerbsame Stadt, östlich von Duisburg, treibt Handel. —
Essen, Stadt, nordöstlich von Mühlheim, mit Fabriken und Stein-
kohlengruben in der Nähe. — Werden, gcwerbsame Stadt,
südöstlich von Mühlheim, liegt an der Ruhr. — Elberfeld,
eine der wichtigsten Fabrik- und Handelsstädte Preußens, östlich
von Düsseldorf an der Wupper, hat vortreffliche Garn- und Lcin-
wandbleichcn, vorzüglich wichtige Baumwollen-, Band- und Sci-
denfabriken und 27,000 Einwohner. — Barmen, wichtige Fa-
brik- und Handelsstadt, in der Nähe von Elberfeld, gleichfalls an
der Wupper, mit ähnlichen Fabriken wie in Düsseldorf, hat 24,000
Einwohner. Ucberhaupt ist die ganze Gegend von Elberfeld und
Barmen der industriereichste Strich Preußens, wo fast die ganze
zahlreiche Bevölkerung von den Fabriken lebt. — Ron sdorf,
Fabrikstadt, südlich von Barmen und in der Nähe von Elberfeld
und Barmen. — Lennep, Fabrikstadt, südöstlich von Elberfeld,
wo vorzüglich viel Tuch verfertigt wird. •— Rade vor dem
Walde, Fabrikstadt, nordöstlich von Lenney, verfertigt viele
Stahl- und Eiscnwaaren. — Hückeswagen, blühende Fabrik-
stadt, südlich von Rade vor dem Walde, wo ansehnliche Tuchfabri-
ken sind — Remscheidt, wichtiger Fabrikort, jetzt zur Siadt
erhoben, westlich von Lennep, Hauptsitz der Industrie in Eisen-
und Stahlwaaren, treibt bedeutenden Handel. — Solingen,
»nichtige Fabrikstadt, westlich von Hückeswagen, ist wegen ihrer
vortrefflichen Schwerdt- und Messerklingen berühmt.
Dänemark.
Es besteht aus einer nördlich von Deutschland, zwi-
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Mitteleuropa. Könige. Sardinien. 93
der Produkts des Landes von Bedeutung, aber mehr
in den Händen der Ausländer. Zn den schönen Kün>
sten hat Italien sich von jeher ausgezeichnet und Mei-
ster darin hervorgebracht. Auch die Wissenschaften wer-
den mit Erfolg betrieben, wiewohl im Ganzen hierin
die Italiener mehrere andere Europäische Völker nicht
erreichen.
Italien steht nicht unter einem einzigen Fürsten,
und bildet also nicht Einen Staat, sondern besteht aus
3 Königreichen, einem geistlichen Staate, einem Groß-
herzogthum, 3 Herzogthümern und einer kleinen Re-
publik. Auch gehören einige Theile des Landes zu andern
nicht Ztalienischen Staaten. Die einzelnen Theile sind:
1. Das Königreich Sardinien.
Es gehören dazu die Insel Sardinien, und vom
Festlande der westlichste Theil des nördlichen Italien.
Die Gränzen dieses letzkern sind gegen Westen Frank-
reich, gegen Norden die Schweiz, gegen Osten das
Lombardisch-Venezianische Königreich und das Herzog-
thum Parma, und gegen Süden das Mittelländische
Meer, welches hier den Meerbusen von Genua
macht. Die Größe beträgt über 1300 Qmeilen, wor,
auf 44 Millionen Menschen leben. Der Boden ist
theils gebirgig, theils eben. Von Gebirgen gehören
die Lepontischen, Penninischen, grauen, Cot-
tischen und die See- Alpen und die Apenninen
hieher. Der höchste Berg der Alpen, der Montblanc,
erhebt sich im Umfange desselben, und zwar südlich vom
Genfersee und in der Nähe der Schweizerischen Gränze.
Der Po nimmt hier seinen Ursprung, und ist der
Hauptfluß. Von dem Genfersee gehört der süd-
liche und vom. Lago maggioro der westliche Theil
hieher. Aus diesem letzten See fließt der Ticino (spr.
Tikschino) und geht in den Po. Sardinien hat einen
eigenen König, jetzt Karl Emanuel V. (Albert).
Turin, die Hauptstadt des ganzen Staates und Residenz
des Königs, östlich von den Cottischen und nördlich von den Meer-
alpen, südöstlich von Genf, am linken Ufer des Po, in einer
schönen Ebene, eine der schönsten und regelmäßigsten Städte, hat
ein großes königliches Schloß, eine Universität und 120,000 E n-
wohner. — Alessandria, große Stadt südöstlich von Turin,
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94 Mitteleuropa. Lomb. Venez. Könige.
wo berühmte Messen gehalten werden. — Genua, die vornehm-
ste Handelsstadt des Staates, südöstlich von Turin, am südlichen
Abhange der Apenninen und am Meerbusen von Genua, ist groß
und befestigt, und hat einen Hafen, eine Universität, viele Pal-
läste, bedeutende Fabriken und 80,000 Einwohner. -— Nizz a,
Seestadt am Mittelländischen Meere, südwestlich von Genua, ist
wegen ihres milden Klimas berühmt, und treibt lebhaften Han-
dels— Die Insel Sardinien, südlich von Corsica, im Mit-
telländischen Meere gelegen, mit der Hauptstadt Cagliari,
(spr. Kaljiaro, an der Südküste der Insel und an einem Meer-
busen, hat einen Hafen und eine Universität.
2. Das lombardisch-Venezianische Königreich.
Es begreift den nordöstlichen Theil des Festlands
von Italien, und gränzt gegen Westen an das König-
reich Sardinien, gegen Norden an die Schweiz und
Deutschland; gegen Osten an Deutschland und das Adria-
tische Meer, welches hier den Meerbusen von Venedig
bildet und gegen Süden an den Kirchenstaat, Modena
und Parma. Der kleinere nördliche Theil ist gebirgig,
der größere südliche Theil eine sehr fruchtbare und wohl
angebaute Ebene. Die Hauptflüsse sind der Po, wel-
cher die südliche Gränze des Landes macht, und sich
hier in das Adriatische Meer mündet, und die Etsch,
welche in dasselbe Meer ihre Mündung hat. Der Ti-
cino, ein Nebenfluß des Po, ist als Gränzfluß ge-
gen Sardinien zu bemerken. Von großen Landseen ge-
hören der östliche Theil des Lago maggiore, der
Comersee und der Gardasee hieher; dessen südliche
Spitze aber zu Deutschland gerechnet wird. Dieses Kö-
nigreich. welches 850 Qmeilen mit 4s- Millionen Ein-
wohnern enthält, gehört dem Kaiser von Oesterreich,
der es durch einen Vicekönig regieren läßt.
Mailand, Hauptstadt und Residenz des Viceköm'gs, nörd-
lich von Genua und südlich vom Comersee, an einem kleinen Ne-
benflüsse des Po, in einer großen herrlichen Ebene, hat eine
prachtvolle Domkirchc und 140,000 Einwohner. — Brescia,
Stadt, westlich vom Gardasee und nordöstlich von Mailand, mit
berühmten Metallwaarcnfabriken und starkem Handel. ■— P avia,
(spr. Pawia), Stadt, südlich von Mailand, am Ticino, unweit
seiner Mündung in den Po, hat eine berühmte Universität. —
Mantua, Stadt und starke Festung, südlich vom Gardasee
und östlich von Pavia, liegt in einem See. — Verona, große
Stadt, nordöstlich von Mantua und östlich von der Südspitze des
Gardasees, zu beiden Seiten der Etsch, hat ein merkwürdiges
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Ii. Mitteleuropa. Frankfurt a. M. rc. 117
ches auch nebft Mainz ziemlich lebhaften Handel unter-
hält. Regent ist ein Großherzog.
Darmstadt, Haupt« und Residenzstadt, westlich von Würz-
burg, südlich vom Main und östlich vom Rhein, mit dem Rc-
sidcnzschlcsse, einem prächtigen Opernhause und großem Zeug-
hause, hat sich in neuern Zeiten sehr vergrößert und verschönert
und hat jetzt 22,060 Einwohner. — Worms, alte Stadt, süd-
westlich von Darmstadt, auf der linken Seite des Rheins, unweit
von demselben, mit einer merkwürdigen Domkirche. — Bingen,
Stadt, nordwestlich von Worms und südwestlich von Mainz, am
linken Ufer des Rheins, wo derselbe die Nahe aufnimmt. Im
Rhein ist hier das bekannte Binger - Loch und der Mäuse-
thurm. — Mainz, größte Stadt des Landes und eine der
stärksten Festungen Deutschlands, nordwestlich von Darmstadt,
am linken Ufer des Rheins, mit welchem sich hier der Main
vereinigt, hat eine sehenswürdige Domkirche, treibt Rheinschiff-
fahrt und Handel und hat 30,000 Einwohner. — Offenb ach,
Stadt, nordöstlich von Darmstadt, am linken Ufer des Mains,
hübsch gebaut, hat ein schönes Schloß, des Fürsten von Isen-
burg - Birstein, viele Fabriken, 2 Messen und einen lebhaften
Handel. — Gießen, Stadt, nördlich von Offcnbach, an der
Lahn, einem Nebenflüsse des Rheins, hat eine Universität. —
Alsfeld, gewerbsame Stadt, nordöstlich von Gießen, und am
nördlichen Fuße des Vogelsbergcs.
8. Die freie Stadt Frankfurt am Main.
Diese große und ansehnliche Stadt, welche mit ihrem kleinen
aber fruchtbaren und wohl angebauten Gebiete eine Republik,
deren Bewohner größtentheils Lutheraner sind, bildet, liegt nörd-
lich von Darmstadt, in einer schönen Gegend, zu beiden Seiten
des Mains, über welchen eine lange steinerne Brücke führt, ist
der Sitz der Deutschen Bundesversammlung, enthält viele schöne
Gebäude, treibt einen sehr wichtigen Handel, und hält jährlich
2 berühmte Messen. In der Domkirche wurden sonst die Deut-
schen Kaiser gewählt und gekrönt. Die Stadt allein hat 47,000
und mit ihrem Gebiete 54,000 Einwohner.
9. Die Landgrafschaft Hessen - Homburg.
Ein kleines, 5 Qmeilen großes Land, das nicht
einmal zusammenliegt, sondern aus 2 getrennten Stücken
besteht, wovon das größere auf der linken Seite des
Rheins, südwestlich von Bingen, und das kleinere auf
der rechten Seite des Mains, nordwestlich von Frank-
furt, und in der Nähe des Taunus oder der Ham-
burger Höhe, eines zum Theil hiehec gehörigen Ge
birges, liegt. Es ist im Ganzen fruchtbar und wohl
angebaut, und hat auch ansehnliche Waldungen, Elsen
1836 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
144 Ii. Mitteleuropa. Pros. Brandenburg.
ten, und hat 2* Meile im Umfange, eine Universität, eine große
Bibliothek, wichtige Fabriken, bedeutenden Handel, 7500 Hauser
und 252,000 Einwohner. Vorzüglich merkwürdig sind das präch-
tige Brandenburger Thor, das königliche Schloß, das neue Schau-
spielhaus, das Opernhaus, das Zeughaus, das neue Museum,
der Wilhelmsplatz mit den Statuen mehrerer Preußischen Gene-
rale, die prächtige Straße unter den Linden rc. Vor den Tho-
ren ist der sogenannte Thiergarten, der zu einem der besuchte-
sten öffentlichen Spaziergange und Vergnügungsorte dient. —
Charlottenburg, Stadt, nahe bei Berlin, westlich davon,
an der Spree, mit einem königlichen Lustschlosse. — Span-
dau, Stadt und Festung, westlich von Berlin, liegt am Ein-
flüsse der Spree in die Havel. — Potsdam, schön gebaute
zweite königliche Residenzstadt, südwestlich von Berlin, an der
schiffbaren Havel, mit einem königlichen Schlosse, der großen Ge-
wehrfabrik, dem großen Militairwaisenhause und 33,000 Ein-
wohnern. In der Nähe sind die königlichen Lustschlösser: Sans
Souci, das neue Schloß und das Schloß am Heiligen'-
see oder das Marmorpalais. — Luckenwalde, Stadt,
südlich von Potsdam, an einem kleinen Nebenflüsse der Havel,
hat eine der größten Tuchfabriken im Staate. — Branden-
burg, gewcrbsame Stadt, westlich von.potsdam, an der Ha-
vel, hat 15,000 Einwohner. — Nathcnau, gcwerbsame Stadt,
nordwestlich von Brandenburg, am rechten Ufer der Havel. —
Havelberg, Stadt, nordwestlich von Rathcnau, an der Ha-
vel, die unweit davon in die Elbe geht, treibt Schifffahrt. —
P erlcberg, Stadt, nordwestlich von Havelberg, liegt an einem
kleinen Nebenflüsse der Elbe. —■ Neu-Ruppin, schön und re-
gelmäßig gebaute Stadt, nordöstlich von Havclberg, am Ruppi-
ner See, hat Fabriken. — Rheinsberg, Stadt, nördlich
von Neu-Ruppin, mir einem Schlosse, an einem See gelegen.
— Vrenxlau. gcwerbsame Stadt, nordöstlich von Rheins-
berg, am Flusse und See Uecker, treibt starken Tabaksbau. —
Schwedt, regelmäßig gebaute Stadt, südöstlich von Prenzlau,
am linken Ufer der Oder, mit einem schönen Schlosse. — Frcien-
walde, Stadt, südlich von Schwedt, an einem Arme der
Oder, hat einen Gesundbrunnen und ein großes Alaunwerk. —
Wcietzen, Stadt, südlich von Freienwalde, an einem Arme der
Oder, treibt starken Fischhandel. — Neustadt-Eberswal dje,
Stadt, nordwestlich von Freicnwalde, am Finowkanale, mit ei-
nem Gesundbrunnen, einer königlichen Forstakadcmie und mit
Fabriken. — Oranienburg, Stadt, nördlich von Spandau,
an der Havel, mit einem vormals königlichen Schlosse.
2) der Regierungsbezirk Frankfurt, welcher den
östlichen Theil begreift. Frankfurt an der Oder, wohl ge-
baute Hauptstadt, südöstlich von Berlin, am linken Ufer der Oder,
mit Fabriken, ansehnlichem Handel, besuchten Messen und 22,000
Einwohnern. Ein Denkmal erinnert an den Herzog Leopold von
Braunschweig, der 1785 in der Oder ertrank, indem er einige,
durch eine Ueberschwcmmung dieses Flusses in Gefahr sich befin-
dende Menschen, retten wollte. — Küstrin, Stadt und starke
Festung,