1836 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Vorbegriffe.
29
Verschiedenheit der Menschen in der Lebensart
und Bildung.
§. 48. In Rücksicht der Lebensart theilen sich die
Menschen nach der Art, wie sie sich ihren Unterhalt
verschaffen, in solche die entweder von der Zagd und
Fischerei, oder von der Viehzucht, oder von dem Acker--
bau leben, — und nach der Art ihre Wohnung in
solche, die keine festen Wohnungen haben, sondern ge-
wöhnlich mir ihren Viehheerden herumziehen (Noma-
den), oder in solche, die feste Wohnungen besitzen (An-
sässige), mit dem Unterschiede, daß diese entweder in
bloßen Hütten oder Häusern bestehen. —
Zn Hinsicht der Kultur oder Bildung giebt es
Wilde, die bloßvonzagdundfischereileben,Halb-
kultuvirre oder Barbaren, die hauptsächlich Vieh,
zucht treiben, und Gebildete, Civilisirte, welche
nicht allein Ackerbau, sondern auch Handwerke, Fabri-
ken, Handel, Künste und Wissenschaften unterhalten.
Eine kleinere oder größere Anzahl von Wohnun,
gen oder Häusern nennt man entweder Weiler oder
Dorf (beide gewöhnlich von Bauern bewohnt), oder
Flecken, auch Marktflecken (wo nicht bloß Dauern,
sondern auch Handwerker und Kaufleute wohnen), oder
Städte, die oft mit Mauern und Thoren versehen
sind, und deren Einwohner Bürger heißen und sich
hauptsächlich von Handwerken, Fabriken und Handel
ernähren. Vorstadt ist eine Anzahl von Häusern,
die außerhalb der Stadtmauern oder Stadtthore liegen.
Hauptstädte heißen Städte, wo die höchsten obrig-
keitlichen Beamten ihren Sitz haben; Residenzstädte,
wo der Landesherr seinen gewöhnlichen Aufenthalt hat,
Bergstädte, deren Einwohner sich vornehmlich vom
Bergbau (Gewinnung der Mineralien) ernähren; Han-
delsstädte, wo das vorzüglichste Gewerbe der Handel
und Seestädte, wo, durch die Lage am Meere, das
vorzüglichste Gewerbe der Seehandel ist. Feste Städte
und Festungen nennt man Oerter, die mit Mauern,
Graben, Wällen und andern Festungswerken versehen sind.
Was die Gewerbe der Menschen betrifft: so giebt
es 3 Klassen, die erzeugende (producirende),
1836 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
54
Fünftes Kapi tel.
der Mackenzie; 2) in den westlichen oder Atlanti-
schen Ozean; der Nelson, St. Lorenz, Missisippt,
Rio del Norte, Magdalena, Orinoco, Amazonenstrom,
Rio Francisco, Rio de la Plata, Orange, Coanza,
Zaire, Joliba oder Quorra (Niger), Gambia, Sene-
gal, Guadalquivir, die Guadiana, der Tajo, Duero,
die Garonne, Loire, Seine, Schelde, Maas, der
Rhein, die Weser, Elbe, Oder, Weichsel, Düna, der
Don, Dnepr, Dniéster, die Donau, der Nil, Po,
Rhone, and Ebro; in den Indischen Ozean: der
Zambese, Schar el Arab, Indus, Ganges, Burram«
purer, Irawaddy, Menam, Maykaung, Pang tse
Kiang und Hoangho; und 4) in den großen Ozean:
der Amur, Anadyr und Columbia.
Fünftes Kapitel.
Uebersicht der vornehmsten Ge-
birge,
Lauf des Hauptgebirgszugs der Erde.
H. 1. Der Lauf des Hauptgebirgszugs der Eede
geht von der Beringsstraße unter dem nördlichen Polar-
kreise aus in einer doppelten Richtung, nämlich in einer
südwestlichen durch dir alte, wo er an der südlichsten
Spitze durch das Meer begränzt wird — und in einer
südöstlichen durch die neue Welt, wo er mit der süd-
lichsten Spitze Amerikas gleichfalls am Meere sich endigt.
Die vornehmsten Gebirge des nordöstlichen
Theiles der alten Welt.
§. 2. Dahin gehören vorzüglich:
1) Das Stannowoi Jablonnoi, das nord-
östlichste Gebirge der alten Welt, welches von der De,
ringsstraße anfängt, und auf seinem südwestlichen Lause
eine Wasserscheidung zwischen dem nördlichen Eismeere
im Nordwest und dem Kamtschatkischen und Ochetski-
schen Meere im Südost bildet, indem es den beiden
1836 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Ueber sicht der vornehm st e n Gebirge. 55
letztern sich mehr nähert als dem Eismeere, und da
endigt, wo die beiden Flüsse Amur und Lena sich ein.
ander am meisten nähern. Der Anadyr, die Kolnma und
Indigirka nehmen in diesem Gebirge ihren Ursprurig.
2) Das Altai-Gebirge, welches sich in den
großen und kleinen Altai theilt, fängt südwestlich vom
Baikalsee an, und geht in südwestlicher Richtung bis
zu den Quellen des Ob und seines Hauptnebenflusses,
des Ir tisch, indem es diesen Flüssen den Ursprung giebt.
3) Das Himmelsgebirge oder Thian-
Schau, auf Mus-tagh genannt, welches südlich noch
wenig bekannt ist, nordöstlich von den Quellen des Amu
beginnt, südlich von dem Altai und in einer östlichen
Richtung bis zu der großen in dem Innern Asiens
befindlichen Wüste läuft und jenseits dieser Wüste, nach
großer Unterbrechung, wieder fortsetzt und zuletzt im N.
der Halbinsel Korea, am Japanischen Meere sich endigt.
4) Der Kuen-lun, oder Kulkun, welcher öst-
lich vom Ursprünge des Amu anfängt, südlich vom Thian-
Schan und mit diesem parallel, in gleichfalls östlicher
Richtung bis zu den Quellengegenden des Hoangho und
Pang tse Kiang läuft.
5) Das H i m a l e h» oder Himalava-Gebirge,
das höchste, nicht allem der alten Welt, sondern auch
der ganzen Erde, dessen höchster Berg der Dhawa-
lagiri oder Dho lagtr (der weiße Berg) heißt
und über eine Meile senkrechte Höhe hat, fängt ohn-
gefähr da an, wo der Dramaputra aufhört westlich zu
laufen und einen südlichen Lauf nimmt, erstreckt sich
nördlich vom Ganges in einer nordwestlichen Richtung
bis zum obern Laufe des Zndns, von da das Gebirge unter
dem Namen Hindu-Cusch, südlich vom Flusse Amu,
for-tsetzt. Der Indus, Ganges und wahrscheinlich auch
der Irrawaddi verdanken diesem Gebirge den Ursprung.
6) Das Uralgebirge, welches im hohen Norden
an der südlichsten Spitze des Karischen Meeres beginnt,
im Allgemeinen einen südlichen Zug nimmt, bis zur
Quelle der Petschora die Gränze zwischen Asien und
Europa macht und da endigt, wo der Uralfluß seinen
westlichen Lauf aufgiebt und südlich nach dem Kaspi-
schen Meere zu sich wendet. In diesem Gebirge ent-
springen die Petschora und der Ural.
1836 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
216
Inseln bei Htnrerindien.
Von Europäern haben die Britten hier einige Be-
sitzungen, der größte Theil des Landes aber steht unter
eigenen Beherrschern, welche der Kaiser von Birma und
Anam und der König von Siam sind.
Ar a kan, Brittische Stadt, südöstlich von Calcutta, an der
Westküste, mit vielen Pagoden. — Ummerapura, Birmani-
sche große Stadt, nordöstlich von Arakan, am Jrawaddy, hat
viele reich verzierte Pagoden und war bisher die Residenz des
Kaisers, der aber jetzt in der nah gelegenen Stadt Ava seine
Residenz hat. — Ranguhn, Birmanische Stadt, südlich von
Ummerapura, an einem Mündungsarme des Jrawaddy, treibt
starken Handel. — P egu, Stadt, nordöstlich von Ranguhn, ge-
hört gleichfalls den Birmanen und ist wegen eines prächtigen
Tempels merkwürdig.— Bancasay, Bancock, jetzige Haupt-
stadt und Residenz des Königs von Siam, südöstlich von Pcgu,
an einem Mündungsarme des Menam, in einer von unzähligen
Kanälen durchschnittenen Gegend, hat 100,000 Einwohner und
treibt starken Scchandel.— Ayuthia, auch Uuthia genannt,
vormalige Hauptstadt von Siam, nordöstlich von Bancock, von
vielen Kanälen des Menam durchschnitten, daher die Häuser theils
auf Pfählen erbaut sind, theils auf Flößen ruhen, und man auf
Booten von einem Hause zum andern fährt, hat über 200 Tem-
pel, starken Handel und über 100,000 Einwohner. — Saigon,
große Handelsstadt im Reiche Anam, südöstlich von Bancock,
an der Südostküste, unweit des Chinesischen Meeres, soll 180,000
Einwohner haben. — Phuruan, auch Hue genannt, Haupt-
stadt von Anam und Residenz des Kaisers, nordöstlich von Sai-
gon und an der Ostküste, ist mit ungeheuren Festungswerken
umgeben.
Die bei Hinterindien gelegenen Inseln.
Sie liegen theils an der West-, theils an der Süd,
und theils an der Ostseite, sämmtlich in der heißen Zone,
und haben die dieser Zone eigenen Produkte. Einige die-
ser Inseln sind sehr groß, besonders die in der Nähe
des Aequators belegenen, und reich an Gold. Auf den
meisten wohnen Malayen.
1) der Archipel von Merguk, eine Gruppe von Inseln,
welche längs der Westküste Hinterindiens liegen und sehr men-
schenleer sind. Eßbare Vogelnester giebt es hier in großer Men-
ge. Die Britten sind die Herren dieser Inseln.
2) die Andamanen, westlich von der Mergui-Gruppe,
im Bengalischen Meerbusen.
3) die Ni ko baren, südlich von den Andamanen.
4) die Sunda-Inseln, welche ihren Namen von der
Meerenge Sunda zwischen Sumatra und Java haben, und sich
in die grdßern und kleinern Sunda-Inseln theilen. Zu den grö-
ßer» gehören:
1836 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Rußland. 167
Meerbusen und der Jmandra, tm hohen Norden,
südlich vom Eismeere.
Rußland, welches sowohl kn der nördlichen
mäßigten, als in der nördlichen kalten Zone liegt, läßt
sich, in Hinsicht seines Klimas, in drei sehr verschie»
dene Landstriche theilen, den warmen, wo sogar Wein
fortkommt, den gemäßigten, wo der Reichthum an Ge-
treibe sehr groß ist und den kalten, wo zuletzt nur der
Mensch und das Rennthier fortkommen, und der erstere
zwergartig wird. Die vorzüglichsten Produkte sind:
alle gewöhnlichen Hausthiere, auch Rennthiere und Ka,
meele, Speise- und Pelzwild, von Raubwild Wölfe und
Bären, Walisisch-Arten, Seehunde, zahmes und wil-
des Geflügel, auch Eidergänse, eine ungeheure Menge
von Fischen (worunter Störe, Hausen); Getreide, viel
Flachs und Hanf, etwas Tabak, Obst und Wein, große
Waldungen, Essen, Salz, Torf, Mineralquellen, Stein-
und Braunkohlen.
Die Anzahl der Einwohner beträgt an 40 bis
42 Millionen, wovon die Russen, wozu auch die Ko»
saken gehören, die bei Weitem größere Zahl ausmachen
und eine eigne Sprache reden. Ferner giebt es Polen,
Litthauer, Letten, Kuren, Finnen und Lappen, Tata-
ren rc. Der größte Theil der Einwohnner bekennt sich
zur Griechisch-katholischen Kirche. Außerdem findet man
Römisch-Katholische, Protestanten, Juden und Mu-
hamedaner. Die in dem nordöstlichsten Theile wohnen-
den wenigen Samojeden sind noch Heiden. Ackerbau
wird allenthalben getrieben, wo es das Klima und der
Boden erlauben; in den Steppen nährt Viehzucht und
in den nördlichsten Gegenden Jagd und Fischerei die
Bewohner. Sowohl die Landwirthschaft als die Fabri»
ken haben sehr große Fortschritte gemacht; und der Han»
del ist bedeutend und ausgebreitet. Für den gelehrten
und Volksunterricht geschieht immer mehr, so daß
in neuern Zeiten wissenschaftliche Bildung höher ge-
stiegen ist.
Sowohl das Europäische als Asiatische Rußland,
die beide zusammen 350,000 Qm eilen mit 54 Millio»
nen Menschen enthalten, bilden ein Kaiserthum, wozu
auch noch das Königreich Polen und ein beträchtlicher
Landstrich auf der Nordweftküstr von Amerika gehören,
1836 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
I. Nordamerika.
255
Menge von Flüssen, und überdies ist das Land mit Seen
reichlich versehen, die größtentheils durch Flüsse mitein-
ander in Verbindung stehen, und daher eine schissbare
Wasserstraße gewähren. Die größten unter diesen Seen
sind: der große Bärensee, im hohen Norden, gerade
unter dem nördlichen Polarkreise, zwischen dem Macken-
zie und Kupferminenflusse; der große Sklaven jee,
südöstlich vom vorigen und vom Sklavenflusse durchfloj-
sen, der bei seinem Ausflusse den Namen Mackenzie er-
hält; der schmale aber lange Athapeskowsee, südlich
vom Sklavensee und der Winipegsee, südöstlich vom
vorigen und vom Saskatschewin durchflossen, der nach
seinem Ausflusse Nelson heißt.
In den nördlichsten Gegenden, besonders in der
Nähe des Eismeeres, ist ein äußerst kaltes Klima, wo
aller Baumwuchs aufhört, in den südlichen Theilen,
vorzüglich je weiter man sich von der Hudsonsbai ent-
fernt, und gegen Westen vordringt, wird das Klima
milder und der Boden fruchtbar, wenigstens mit herrli-
chen Waldungen und einer Menge von wilden Stau-
dengewächsen und Gesträuchen bedeckt. Von Thieren
finden sich vornehmlich Musethiere (Elenthiere), Bisons,
Bisamochsen, Rennkhiere, Hirsche, Rehe, Bären, Wölfe,
Pelzwild, vielerlei Geflügel, Fische. Auch giebt es meh-
rere schätzbare Mineralien, worunter besonders Kupfer,
Eisen, Blei. Der Hauptreichthum jedoch besteht in dem
Pelzwerk, welches das in großem Ueberflusse verhandene
Pelzwild aller Art liefert, und die Britten veranlaßt,
von Canada und von der Hudsonsbai aus in das In-
nere dieser Länder einzudringen, zu welchem Zwecke sich
Pelzhandelsgesellschaften derselben gebildet haben, und
verschiedene Faktoreien oder Handels-Niederlassungen von
ihnen daselbst angelegt worden sind. Außer diesen Euro-
päern, die sich des Pelzhandels wegen hier aufhalten,
bestehen die Einwohner aus Indianern von vielerlei
Voiksstämmen und eine nomadische Lebensart führend,
deren Oberhäupter Kaziken heißen. Den nördlichsten
Strich, am Eismeere, bewohnen Eiskimos.
Die Länder an der Nordwestküste.
Man versteht darunter die an der Nordwestküste
Amerikas längs des großen Weltmeeres und der Berings-
1836 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
500 Ii, Mittel, oder Hochastsn. Tibet.
Qmtilen. Es ist ein hohes Grbirgsland, gleichsam die
Asiatische Schweiz, wo die Gebirge ewigen Schnee und
Eis tragen und mit ausgedehnten Schneefeldern und
furchtbaren Gletschern bedeckt sind. Besonders ist dies
der Fall auf dem hohen Gränzgebirge gegen Vor, und
Hinter-Indien, welches H imale h heißt und das höch-
ste Gebirge nicht allein Asiens, sondern der Erde ist,
indem der Dholagir, der höchste Berg dieses Gebir,
ges, über 26,000 Fuß sich erhebt, und noch mehrere an«
dere Berge diesem an Höhe fast gleich kommen. Auch der
Kuen-lun oder Kulkun, welcher die Gränze gegen
die kleine Ducharei bildet, ist ein sehr hohes Gebirge,
das man aber noch fast gar nicht kennt, desgleichen er«
heben sich in dem Innern Tibets hohe Gebirgsketten,
worunter eine den Namen Kentaisse führt.
Tibet giebt den größten Flüssen Südasiens, als
dem Indus oder Sind, dem Ganges, Brama,
putra, Irawaddy, Maykaung oder Men am»
Kom, dem Vang , tse-Kiang und andern den Ur«
sprung. Unter den Seen sind der Pamruk-Vund«
so (Palte oder Iandro) und der Tengri,Nor
(unrichtig Terkiri genannt) die größten. Das Kli-
ma ist, wiewohl das Land in dem südlichen Theile der
nördlichen gemäßigten Zone liegt, mehr gemäßigt als
warm, und selbst in vielen Gebirgsgegenden kalt und
rauh, mit einem strengen Winter. In den Thälern
zieht man Getreide, Reiß und Obst; auch ist Tibet das
Vaterland der ächten Rhabarber. Die Gebirge enthal-
ten große Schätze von Mineralien, worunter auch edle
Metalle, die aber noch fast gar nicht benutzt werden.
Unter den Thieren sind besonders bemerkenswerth: der
Pak oder der grunzende Büffel mit seidenartigen Schwän,
zen, Schafe mit vortrefflicher Wolle, eine Art Bergzie-
ge, von deren seidenartigen Haaren die feinsten Shawls
verfertigt werden, das Moschusthier, wilde Pferde.
Die Einwohner, deren Zahl ganz unbekannt
ist, scheinen den Uebergang von den Hindus zu den
Mongolen zu machen, beschäftigen sich mehr mit der.
Viehzucht, als mildem Ackerbau, und unterhalten eini,
gen Kunstflriß und Karawanenhandel mit China, der
1-doch durch die beschwerlichen Gebirgspässe sehr erschwert
wird, sind ihrer Religion nach Heiden, und bekennen
1836 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Südasien.
113
rcn, soll aber doch noch 100,000 Einwohner haben. — Amret-
sir, noch größere und heilige Stadt der Seiks, östlich von La-
hore. — Kaschmir, große Stadt nördlich von Lahore, in einer
der angenehmsten Gebirgsgegenden, mit vieler Industrie und Han-
del, sonst mit 200,000 Einwohner, von welchen die berühmtesten
Shawls verfertigt worden, ist jetzt sehr im Verfalle und entvöl-
kert und der Herrschaft der Seiks unterworfen. —■ Delhi,
Stadt, südöstlich von Lahore, an der Iumna, einem Nebenflüsse
des Ganges, sonst eine der größten Städte und die Residenz des
Großmoguls, hat noch 140,000 Einwohner und gehört den Brit-
ten. — Agra, Brittische Stadt, südöstlich von Delhi, an der
Iumna, sonst eine der ansehnlichsten Städte Hindostans, erhebt
sich jetzt immer mehr wieder aus ihren Trümmern. — Lucknow,
Stadt, südöstlich von Agra, Hauptstadt und Residenz eines Brit-
tischen Basallcnfürstcn, an einem Nebenflüsse des Ganges, mit
vielen Fabriken, lebhaftem Handel und 300,000 Einwohnern. —
Benares, eine der größten Indischen Städte, südöstlich von
Lukncw, am linken Ufer des Ganges, gehört den Britten, hat
eine Indische hohe Schule, wichtige Fabriken, 28,000 Häuser und
580.000 Einwohner und ist eine wichtige Handelsstadt und der
berühmteste Wallfahrtsort der Hindus, wohin jährlich Hundert-
tausende von Pilgrimen strömen. — Patna, Brittische große
Stadt, nordöstlich von Benares, am rechten Ufer des Ganges,
mit vieler Industrie, 30,000 Häusern und 312,000 Einwohnern.—
Murschedabad, Brittische Stadt, südöstlich von Patna, an
einem Arme des Ganges, mit vieler Industrie und 165,000 Ein-
wohnern. — Dakka, Brittische Stadt, südöstlich von Mursche-
dabad, zwischen dem Ganges und Bramaputra, wo die schönsten
und feinsten Musseline verfertigt werden, sonst mit 200,000 Ein-
wohnern, jetzt seit der Abnahme ihrer Industrie, kaum noch mit
70.000 Einwohnern. — Calcutta, Hauptstadt des ganzen
Brittischen Ostindiens, wichtigste Handelsstadt Ostindiens und
eine der größten Städte Asiens, südwestlich von Dakka und süd-
lich von Murschcdabad, an dem westlichsten Ganges-Arme, 6 Mei-
len vom Meere, hat zahlreiche Fabriken, eine starke Festung, viele
Palläste, aber auch elende Hütten und 7 bis 800,000 Einwohner.
5) auf der Halbinsel oder Decan; Iuggernauth*
Dschagrenakh, Brittische Stadt, südwestlich von Calcutta»
am Bengalischen Meerbusen, ein sehr berühmter Wallfahrtsort
der Hindus zu einer, aus 50 Tempeln gebildeten, 676 Fuß lan-
gen und 660 Fuß breiten Pagode, worin einer der drei Haupt-
götter der Hindus verehrt wird. Jährlich sollen über eine Mil-
lion Pilger hierher kommen.— Madras, Brittische Stadt, süd-
westlich von Calcutta, am Bengalischen Meerbusen und an der
Küste Koromandel, eine wichtige Handels - und Fabrikstadt, mit
einer starken Festung und 300,000 Einwohnern. — Po ndichery,
Französische Stadt, südwestlich von Madras, am Bengalischen
Meerbusen und an der Küste Koromandel.— Trankeb ar,ldä-
msche Stadt, südlich von Pondichery, am Bengalischen Meer-
busen und an der Küste Koromandel, mit einem Hafen. — Goa,
Portugiesische Stadt an der Westküste und am Arabischen Meere
1836 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
48
Viertes Kapitel.
entsteht östlich von der Jndigirka und nördlich vom
Ochotskischen Meere, und mündet sich, nach einem
nordöstlichen Laufe in das nördliche Eismeer; südöstlich
von der Mündung der Jndigirka. Mit Ausnahme von
Nr. 1 und 2, sind diese Flüsse alle Asiatische.
Die vornehmsten Flüsse auf der Ostseite des
nordöstlichen Theiles der alten Welt.
H. 3. Hieher gehören folgende sämmtliche Asiatin
sche Flüsse: 1) der Anadyr, entspringt östlich von
der Kolyrna, ohngefähr unter dem nördlichen Polarkreise,
läuft östlich, und geht in das Meer von Kamtschatka,
südwestlich von der Beringsstraße; 2) der Amur, ent-
steht aus der Vereinigung der Flüsse Argun und
Schilka, fließt nordöstlich und mündet sich der West-
seite der Insel oder Halbinsel Sachalin gegenüber, in
die Meerenge, welche zwischen dieser Insel und dein
Festlande Asiens aus dem Ochotskischen Meere in das
Japanische führt; 3) der Hoangho oder gelbe Fluß,
dessen unbekannte Quelle im Innern Asiens ist, geht
nach einem östlichen Laufe in das gelbe Meer, der süd-
westlichsten Spitze der Halbinsel Korea gegenüber; und
4) der Vang-tse-Kiang, dessen unbekannte Quelle
gleichfalls im Innern Asiens sich befindet, geht nach
einem östlichen Laufe in das gelbe Meer, nicht weit
südlich von der Mündung des Hoangho.
Die vornehmsten Flüsse auf der Südseite des
nordöstlichen Theiles der alten Welt.
§. 4. Es gehören dahin: 1) der Maykaung,
Menam Kom, auch Combodja genannt, dessen
Quelle im Innern Asiens ist, hat einen südöstlichen
Lauf, und ergießt sich in das Chinesische Meer, der
Nordwestküste der Insel Borneo gegenüber; 2) der
Menam, durch die Vereinigung der Flüsse Mäle und
Möprö n gebildet, westlich vom Maykaung, fällt nach
einem südlichen Laufe in einen Busen des Chinesischen
Meeres, da wo die Hinterindische Halbinsel anfängt
schmal zu wistden; 3) der Jrawaddy, welcher seinen
Ursprung nördlich von der Vorderindischen Halbinsel,
anfangs
1836 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
214 Inseln bei Vorderindien. Hinterindien.
liegt nordwestlich von Madras. — Hyderabad, Stadt, km
Innern der Halbinsel, nordöstlich von Goa, Residenz eines von
den Britten abhängigen Fürsten, der ein großes Gebiet besitzt,
hat 200,000 Einwohner. — Bombai, Britrische feste Stadt,
nordwestlich von Hyderabad, auf einer kleinen Insel im Arabi-
schen Meere, an der Westküste der Halbinsel Decan, hat einen
der besten Ostindischcn Häfen., zahlreiche Fabriken, einen beträcht-
lichen Handel und 160,000 Einwohner. Surate, große
Brittische See- und Handelsstadt, nördlich von Bombai, am
Lapty, 3 Meilen von seiner Mündung in einen Busen des Ara-
bischen Meeres, hat einen Hafen, ansehnliche Fabriken, 80,000
Häuser und 450,000, nach Andern nur 160,000 Einwohner.
Die bei Vorderindien gelegenen Inseln.
1) Die Lakediven, kleine Inseln, westlich von
der Küste Malabar, von Korallenfelsen umgeben, reich
an Kokospalmen, stehen unter eigenen Häuptlingen.
2) Die Malediven, ein Archipel von 12,000
kleinen in 17 Gruppen vertheilten Inseln, südlich von
den Lakediven, im Indischen Ozean gelegen, stehen un,
ter einem eigenen Sultan. Ihr merkwürdigstes Pro,
bukt sind die Kauris, eine Art Muscheln, die in einem
Theile Asiens und Afrika^ statt deö Geldes gebraucht
werden.
3) Ceylon, eine ohngefähr so große Insel wie die
beiden Königreiche Holland und Belgien zusammen, im
Indischen Ozean, östlich vom Vorgebirge Comorin, von
der Ostküste Ostindiens durch die Palksstraße getrennt,
mit dem hohen Adamsberge, zu dessen Spitze stark
gewallfahrtet wird, gehört den Britten. Unter ihren
Produkten ist besonders der Zimmet wichtig. Die Haupt-
stadt Colombo liegt an der Westküste dieser Insel.
Hinterindien.
Die Gränzen sind gegen Norden Tibet und Chi-
na, gegen Osten und Süden das Chinesische Meer; ge-
gen Westen der Indische Ozean, mit der Straße von
Malakka und dem Meerbusen von Bengalen, und Vor-
derindien.
Dieses Land bildet eine große Halbinsel, welche
man gewöhnlich die Halbinsel jenseits des Ganges nennt,
die je weiter nach Süden desto schmäler zu läuft, und
sich mit dem Vorgebirge Romania endigt. Die Größe
beträgt 38,000 bis 40,000 Qmeilrn.