1836 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
106 Ii. Mitteleuropa. Heczth. © t ei;er ma rf.
lersee, an der Donau, besteht aus der Stadt und 34 Borstädten,
und hat 3% Meilen im Umfange, 8000 Häuser und (ohne
Militär und Fremde) 320,000 Einwohner. Handel und Fabriken
sind bedeutend. Vorzüglich merkwürdig sind die kaiserliche Burg,
die Stephanskirche, das Schloß Belvedere, die große kaiser-
liche Bibliothek und die Universität. Bekannt ist auf einer Do-
nau-Insel der Prater, als der besuchteste Spaziergang und
Vergnügungsort. — In der Stahe sind die kaiserlichen Lust-
schlösier Schönbrunn westlich und Laxenburg, südlich von
Wien. — Baden, Stadt, südlich von Wien, an einem kleinen
Nebenflüsse der Donau, mit berühmten warmen Bädern. —
Linz, Stadt, westlich von Wien, am rechten Ufer der Donau,
rnit einer großen kaiserlichen Wollenzeugfabrik. — Salzburg,
Stadt, südwestlich von Linz, an der Salzach, einem Nebenflüsse
des Inn, mit vielen schönen Gebäuden und der Festung Hohen-
Salzburg. — Hall ein, Stadt, südlich von Salzburg, an
der Salzach, hat ein berühmtes Salzwerk.
b) Das Hergogthum Steyermark,
südlich von Oesterreich, gränzt westlich und nördlich an
Oesterreich, östlich an die Ungarischen Länder, südlich an
Illyrien, ist ein von den N ori sch e n und Karnischen
Alpen gebildetes Gebirgsland und wird von der Mur,
Drau und ©au durchstossen, von welchen die erstere
sich mit der Donau vereinigt, und diese nebst der Sau
Nebenflüsse der Donau sind.
Gr atz, große Hauptstadt, südwestlich von Wien und südöst-
lich von Salzburg, an der schiffbaren Mur, hat eine Universität
und 36,000 Einwohner. — Nordwestlich von Grätz, zwischen
der Mur und der Oesterreichischen Gränze liegt der merkwürdige
Erzberg, der schon über 1000 Jahre bearbeitet wird und noch
immer eine der reichsten Eisen gruben in Europa bleibt.
c) Das Königreich Illyrien.
Es liegt südlicher als Steyermark, und gränzt ge-
gen Norden an dieses und Oesterreich, im Westen an
Tyrol, im Südwesten an Italien, im Süden an das
Adriatischr Meer, das hier zwei Meerbusen und eine
Halbinsel bildet, die der südlichste Theil Deutschlands
ist. Die Norischen, Karnischen und Jütischen
A/pen machen Illyrien zu einem Gebirgslande, dessen
Hauptflüsse die Drau und die hier entspringende Sau
sind. Hier ist auch der merkwürdige Cirknitzersee.
Klagen fürt, Hauptstadt des vormaligen Herzogthums
Karnthen, südwestlich von Grätz, an einem Nebenflüsse der Dran.
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- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
108 Ii. Mitteleuropa. Markgv. Mähren rc.
das Riesengebkrge auf der Nordost, und das Mäh,
rische Gebirge auf der Südostseite. Die hier ent,
springenden Elbe und Moldau/von welchen die letz,
tere sich mit der erstern vereinigt, sind die Hauptflüsse.
P rag, feste Hauptstadt und eine der größten Städte Deutsch-
lands, nördlich von Linz und nordwestlich von Wien, an der
Moldau, hat eine schöne steinerne Brücke über die Moldau, eine
Universität, ein großes kaiscrl. Schloß, eine prachtvolle Domkirche
und 104,000 Einwohner. — Reich enbcrg, wichtigste Fabrik-
stadt und nach Prag größte Stadt in Böhmen, nordöstlich von
Prag, liegt unweit der Sächsischen Gränze, an der Neiße, einem
Nebenflüsse der Oder. — Töplitz, Stadt, nordwestlich von
Prag, 'westlich von dar Elbe und südlich vom Erzgebirge, hat
berühmte warme Bader. — Karlsbad, Stadt, südwestlich von
Töplitz, unweit der Eger, eines Nebenflusses der Elbe, auf der
- Südseite des Erzgebirges, hat die berühmtesten warmen Bäder
Deutschlands. — Eger, Stadt, südwestlich von Karlsbad und
westlich von Prag, liegt unweit der Baierischen Gränze und des
Fichtelgebirges, an der Eger, und hat in der Nähe cinp berühmte
Mineralquelle, der Franzensbrunn genannt.
I) Die Markgrafschaft Mähren.
Sie gränzt gegen Nordwest an Böhmen, gegen
Nordost an Preußisch - und Oesterreichisch - Schlesien , ge,
gen Südost an Ungarn und gegen Süden an Oester-
reich, ist nur im Süden eben, wird aber auf den übri-
gen Seiten von Gebirgen, nämlich vom Mährischen
Gebirge, den Sudeten und einem Zweige der Kar-
pathen eingefaßt. Der größte Fluß ist die March
oder Morawa, die nach einem südlichen Laufe in die
Donau geht. Die Oder entspringt zwar hier in der
Nähe der Sudeten, ist aber noch unbedeutend.
Brünn, Hauptstadt, südöstlich von Prag und nördlich von
Wien, liegt auf einer von zwei Flüssen gebildeten Halbinsel, und
hat bedeutende Fabriken und 37,000 Einwohner. — Olmütz,
Stadt und starke Festung, nordöstlich von Brünn, westlich von
der Quelle der Oder, liegt an der March.
g) Das Oefterrcichische Schlesien.
Es gränzt gegen Westen und Norden an Preu-
ßisch - Schlesien, gegen Osten an Galizien und gegen Sü-
den an Ungarn und Mähren, und ist meistens gebirgig,
da auf der West- und Südwestseite die Sudeten und
auf der Ost- und Südostseite Zweige der Karpathen
dasselbe berühren. Der Hauptfluß ist die hier noch ge-
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110
11. Mitteleuropa.
entsteht, und vorzüglich durch die Negnitz verstärkt wird.
In dem getrennten, jenseits des Rheins gelegenen Theile
ist der Rhein östlicher Gränzfluß. Außer dem Bo-
densee, wovon jedoch nur ein kleiner nordöstlicher
Theil hieher gehört, giebt es mehrere Seen am Fuße
der Norischen Alpen, worunter der Chiemsee, zwischen
der Salzach und dem Inn, und der Würm- und der
Ammersee, zwischen der Isar und dem Lech am größ-
ten sind.
Das Land ist größtentheils wohl angebaut und
reich an den gewöhnlichen Deutschen Produkten.
Ackerbau, Viehzucht (bedeutend ist die Rindvieh, und
Schweinezucht), Obst,, Garten- und Weinbau sind
sehr verbreitet; desgleichen giebt es große Waldungen.
Von Mineralien hat man besonders viel Eisen, Stein-
kohlen, Marmor, Salz und Mineralwasser.
Die Zahl der E i n w o h n e r beträgt über 4,200,000,
lauter Deutsche, wovon der größere Theil Katholiken,
der kleinere Protestanten sind. Die Industrie ist in
dem zwischen dem Main und der Donau gelegenen Theile
sehr blühend, und am wenigsten bedeutend in den süd-
lich von der Donau liegenden Gegenden. Mehrere von
den großen Städten treiben einen ansehnlichen Handel.
Künste und Wissenschaften, worin sonst Baiern gegen
andere Länder zurückstand, haben sich in neuern Zeiten
sehr gehoben. Der jetzige König heißt Ludwig 1.
a) in dem großern östlichen Theile: München, Haupt-
und Residenzstadt, nördlich von Innsbruck, an der Isar, groß
und schön gebaut, hat ein königliches Residenzschloß mit'vielen
Sehenswürdigkeiten, viele herrliche Gebäude, eine Universität/ eine
der größtenzbibliotheken, eint reiche Gemäldegalerie und 80,000
Einwohner. Rechnet man die Aue dazu, welche als eine Dor-
stadt betrachtet wird, so kommen 90,000 heraus. — Nymphen-
burg, eine Stunde nordwestlich von München/ mit einem sehr
großen Garten und Schleißhcim, nördlich von München, mit
einer reichen Gemälde-Gallerie, sind königliche Lustschlösser.- —
Traunstein, Stadt, südöstlich von München,, und östlich vom
Chiemsee, und Rei che »hall, südwestlich von Salzburg, an der
Saale, einem Nebenflüsse der Salzach, haben beide wichtige Salz-
vrcrte, — Landshut, Stadt, nordöstlich von München, am
rechten Ufer der Isar, hatte bis 1826 eine Universität, die nun
nach München verlegt ist, Passau, Stadt, östlich von Lands-
hut und nordwestlich von Linz, an dem Einflüsse des Inn und
der Jlz in die Donau, treibt Handel und Schifffahrt. — R e-
gcnsburg, Stadl, nordwestlich von Passau und nördlich von
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84
Ii. Mitteleuropa.
eist Reichthum von Fischen; die Erzeugnisse des Acker-
baues, der hier, so wie auch der Gartenbau auf einer
hohen Stufe steht, schöner Flachs und Hanf, Hopfen,
Oeigewächse, Torf, ein wichtiger Gegenstand in den nörd-
lichen Gegenden, wo er den gänzlichen Mangel der
Waldungen ersetzt, während die südöstlichen Gegenden
große Waldungen und von Mineralien auch verschiedene
Metalle und viele Steinkohlen besitzen.
Die Zahl der Einwohner steigt auf 4 Millio-
nen, theils Belgier oder Flamänder, theils Wallonen
mit eigenen Dialekten und mit starker Verbreitung der
französischen Sprache in den südlich gelegenen Städten.
Sie bekennen sich zur katholischen Kirche, lieben Kün-
ste und Wissenschaften und unterhalten einen sehr hoch-
gestiegenen Kunstfleiß und einen bedeutenden Handel.
Belgien, welches sich seit 1830 von den Nieder-
landen, mit weichen es bis dahin einen Staat bildete,
getrennt und zu einem eigenen Staate erhoben hat,
macht seit 1831 ein Königreich, dessen jetziger und er-
ster König Leopold I. heißt.
Brüssel, Hauptstadt und Residenz des Königs, nordöstlich
von (Sitte, schönste Stadt des Landes, liegt an der Senne, und
hat eine Universität, ein schönes Rathhauö, einen geschmackvollen
königl. Pallast, viele Fabriken und 100,000 Einwohner. In
der Nähe ist das königl. Lustschloß Lacken.— Löwen, Stadt
nordöstlich von Brüssel, an der Dyle, hat eine Universität. —
Gent, große Fabrikstadt, nordwestlich von Brüssel, an der
Schelde, mit einer Universität und 84,000 Einwohnern. Ant-
werpen, feste Stadt und wichtigste Handelsstadt Belgiens,
nordöstlich von Gent, am rechten Ufer der Schelde, hat einen
vortrefflichen Hafen, eine prächtige Domkirche, bedeutende Fabrik
kcn und 70,000 Einwohnern. — Lüttich, große Stadt, süd-
östlich von Löwen und unweit der Gränze Deutschlands, wozu sie
sonst gehörte, an der Maas, hat eine Universität und 58,000
Einwohner, welche viele Metallwaaren und vorzüglich Gewehre
verfertigen. •— Spaa, kleine Stadt, südöstlich von Lüttich und
noch näher an der Gränze Deutschlands, wozu auch sie sonst ge-
hörte, ist wegen ihrer warmen und stark besuchten Mineralquel-
len berühmt.
Die Niederlande.
Sie liegen östlich von England, von dem sie durch
die Nordsee, welche sie im Wessen und Norden bespült,
getrennt werden, und gränzen gegen Ossen an Deutsch-
land und gegen Süden an Belgien. Sie haben ihre
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111
Königreich Daiern.
Landshut, am Einflüsse dcs Regen in die Donau, mit einer be-
rübmtcn Brücke über dieselbe, treibt Handel und Schifffahrt.—
Amberg, Stadt, an der Bits, nordwestlich von Regensburg,
mit einer Gewehrfabrik. — Eichstädt, Stadt, südwestlich von
Regensburg, an der Altmühl, einem Nebenflüsse der Donau, mit
einem Schlosse. — Augsburg, große Stadt, nordwestlich von
München, in dem Winkel, welchen der Einfluß der Wertach in
den Lech bildet, hat das schönste Rathhaus in Deutschland, an-
sehnlichen Handel, bedeutende Fabriken und 30,000 Einwohner.
Memmingen, Stadt, südwestlich von Augsburg, unweit der
Würtembergischen Gränze und Iller, eines Nebenflusses der Do-
nau, treibt ansehnlichen Handel. — Lindau, befestigte Stadt,
südwestlich von Memmingen, auf 3 Inseln des Bodensees, und
durch eine Brücke mit dem Lande verbunden, hat einen Hafen
und Handel. — Anspach, Stadt, nordwestlich von Eichstädt,
an der Rcgat, hat ein schönes Schloß.— Schwabach, Fabrik-
stadt , östlich von Anspach und südlich von Nürnberg. — Nürn-
berg, die größte Stadt dcs Königreichs nach München, nordöst-
l ch von Anspach und nordwestlich von Regensburg, an der Pegnitz,
mit mancherlei Sehenswürdigkeiten, zahlreichen und mannichfaltigcn
Fabriken, einem ansehnlichen Handel und 40,000 Einwohnern. —
Erlangen, schön gebaute Stadt, nördlich von Nürnberg, an der
Rcgnitz, mit vieler Industrie und einer Universität. — Fürth,
lebhafte Fabrikftadt, ganz nahe bei Nürnberg, an der Rednitz,
mit einer gelehrten Schule der Juden, die hier sehr zahlreich
sind, — Barreuth, schön gebaute Stadt, nordöstlich von Er-
langen, und in der Nähe des Fichtelgebirges, am rothen Main,
mit zwei Schlössern, einem großen Opernhause und mehreren Fa-
briken.— Hof, Fabrikstadt, nordöstlich von Baircuth und nörd-
lich vom Fichtelgebirge, an der Sächsischen Saale und unweit
der Sächsischen Gränze. — Bamberg, ansehnliche Stadt, west-
lich von Baireuth und nördlich von Erlangen, in einer reizenden
Gegend, an der schiffbaren Regnitz, die unweit davon in den Main
geht, mit einem großen Schlosse, einer sehenswürdigcn Domkirchc
und starker Gärtnerei. — Schwein fürt, Stadt, nordwestlich von
Bamberg, am rechten Ufer des Mains, der hier seine westliche
Richtung verläßt und sich nach Süden wendet, treibt Schifffahrt
und Handel. — Würzburg, ansehnliche und feste Stadt, süd-
westlich von Schweinfurt, an beiden Seiten des Mains, hat ein
schönes Schloß, das-große Iuliushospital, eine Universität, be-
trächtlichen Weinbau und Handel. Gleich bei der Stadt wächst
der berühmte Leistenwein, und etwas weiter davon der gleichfalls
berühmte Steinwcin. — Asch a ffen b ur g , nordwestlich von
Würzburg und am westlichen Fuße des Spessart, am rechten
Ufer des Mains, hat ein schönes Schloß.
t>) in dem kleinern westlichen Theile: Speyer,
Stadt, nordöstlich von Straßburg, an dem linken Ufer dcs Rheins,
nüt einer sehenswürdigen Domkirche. — Frankenthal, regel-
mässig gebaute Fabrikstadt, nördlich von Speyer, an einem in
den Rhein gehenden Kanäle. — Landau, Stadt und Festung,
südwestlich von Speyer, an einem Nebenflüsse des Rheins utio
lucht weit von der Französischen Gränze.
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112 Ii. Mitteleuropa. Könige. Würtemberg.
4, Das Königreich Würtemberg.
Es ist weit kleiner als Baiern und gränzt gegen
Osten an Baiern, gegen Süden an dasselbe, den Bo,
densee, Hohenzollern und Baden; gegen Westen an Ba-
den und gegen Norden an Baden und Baiern. Die
Größe beträgt 360 Qmeiien.
Der Boden ist mehr bergig als eben. Zwei Ge«
birge durchziehen vorzüglich das Land, nämlich der
Schwarzwalv, an der Westseite, von Süden gegen
Norden laufend und die Alp, nördlich von der Donau,
von Südwest gegen Nordost ziehend, und bilden beide
viele reizende Thäler. Die vornehmsten Flüsse sind die
Donau, welche südlich von der Alp, das Land durch-
fließt, und erst da, wo sie aus Würtemberg nach Baiern
übergeht, schiffbar wird; und der Neckar, welcher auf
der äußersten südwestlichen Gränze, am Fuße des Schwarz-
Waldes, in der Nähe der Quellen der Donau entspringt,
das Land in seiner ganzen Länge bewässert, und dessen
Hauptnebenfluß die Enz ist. Außer dem Boden see,
wovon ein Theil hierher gehört, ist der Federsee, zwi,
schen den Flüssen Donau und 2^, zu bemerken.
Das vortrefflich angebaute Land gehört zu den
fruchtbarsten Deutschlands, wo die gewöhnlichen Deut,
schen Produkte vortrefflich gedeihen. Der Acker-, Wein-,
Obst- und Gartenbau sind in großem Flor. Von den
Zweigen derviehzucht ist verhältnißmäßig die Rindvieh-,ucht
am stärksten. Auch giebt es große und schöne Waldun-
gen, und aus dem Mineralreiche vornehmlich Eisen,
viele Sorten schönen Marmors, reichliches Salz und
viele Mineralwasser.
Die Zahl der Einwohner steigt auf mehr als
\\ Millionen, lauter Deutsche und größtentheils Luthe-
raner; doch ist auch die Zahl der Katholiken beträchtlich.
Fabriken, Künste und Wissenschaften werden mit Fleiß
und glücklichem Erfolg getrieben; auch der Handel ist
nicht unbedeutend. Der jetzige König heißt Wilhelm I.
Stuttgart, Haupt- und Residenzstadt, südwestlich von
'Anspach, östlich vom Schwarzwalde, 1 Stunde westlich vom Ne-
ckar, hat ein schönes königliches Residcnzschloß, überhaupt viele
schöne Gebäude, und eine große königliche Bibliothek. In der
Nahe ist das neu erbaute schöne königliche Lustschloß Noscn-
stcin. — Tübingen, Stadt, südlich von Stuttgart, am lin-
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Ii. Mitteleuropa. Hohenzollern. 113
kcn Ufer des Neckar, mit einer Universität. — Reutlingen,
gewcrbsame Stadt, südöstlich von Tübingen, an einem Neben-
flüßchcn des Neckar, liegt am nördlichen Fuße der Mp. —
Calw , Fabrik - und -Handelsstadt, südwestlich von Stuttgart,
an der Nagold, einem Nebenflüsse der Enz, liegt auf dem
Schwarzwalde. — Cannstadt, gewcrbsame Stadt, nordöstlich
von Stuttgart, und nabe bei demselben, liegt am rechten Ufer
des Neckar, der hier schiffbar wird, und hat eine Menge von
Mineralquellen.— Ludwigsburg, die zweite königliche Re-
sidenzstadt, in der Nahe von Stuttgart, nördlich davon und
westlich vom Neckar, ist regelmäßig angelegt, hat ein schönes
Schloß. — Heilbronn, Stadt, nördlich von Ludwigsburg, am
rechten Ufer des Neckar, in einer reizenden Gegend, treibt star-
ken Weinbau und Neckarschifffahrt. — Hall, Schwäbisch-
H all, Stadt, östlich von Heübronn, in einer sehr schönen Ge-
gend, am Kocher, einem Nebenflüsse des Neckar, hat ein Salz-
werk. — Gmünd, Stadt, südlich von Hall, an der Ncms,
einem Nebenflüsse des Neckar, unterhielt sonst eine blühendere
Industrie als jetzt. — Ulm, größte Stadt des Landes nach
Stuttgart, südöstlich von Gmünd, am linken Ufer der hier schiff-
bar werdenden Donau, mit der größten und höchsten Kirche
Deutschlands, der Münster genannt, treibt lebhafte Dampfschiff-
fahrt und Handel. — Friedrichshafen, südlichste Stadt des
Landes, nordwestlich von Lindau, an der Nordseite des Bodensces,
hat einen Hafen und ein königl. Lustschloß, und treibt Schifffahrt.
5. Die Fürstenthümer Hohenzollern.
Sie liegen vom Würtembergischen und Badischen
Gebiete umschlossen, enthalten 25 Qmerlen, sind mei,
stens gebirgig, indem hier die Alp durchzieht, und wer»
den am nordwestlichen Ende von dem Neckar und im
südlichen Theile von der Donau durchflossen. Getrei-
de, Vieh und Waldungen sind die Hauptprodukte. Die
Einwohner, deren Zahl 55,000 beträgt, sind katholisch
und stehen unter zwei. Fürsten, Hohenzollern-Hechingen
und Hohenzollern »Sigmaringen, wovon der letztere das
Meiste besitzt.
Hechingen, kleine Stadt mit 23c0 Einwohnern, südwest-
lich von Tübingen, an einem kleinen Nebenflüsse des Neckar, ist
die Residenz des einen Fürsten. V2 Stunde südlich davon liegt
das alte Schloß Hohenzollern, das Stammhaus dieser fürst-
lichen Häuser und des königlich Preußischen Hauses. — Sig-
ln a rin gen, kleine Stadt mit 1400 Einwohnern, südlich von
Reutlingen, an 3 Seiten von der Donau umflossen, ist die Re-
sidenz des andern Fürsten.
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96 Mitteleuropa. Herzogth. Lucca.
5. Das Herzogthum Lucca.
Noch kleiner als die Herzogthümer Modena und
Parma, indem es nur 20 Qmeilen mit 150,000 Ein-
wohner enthält, gränzt nördlich an Modena, und wird
auf den übrigen Seiten von Toscana und vom Mit-'
telländischen Meere umgeben. Es ist fruchtbar und
wohlangebaut, hat nur an der Nordseite, wo die Apen-
ninen durchstreichen, einen bergigen Boden, und steht
unter einem eignen Herzog.
Lucca, Haupt- und Residenzstadt, an einem kleinen Flusse,
östlich vom Meere und südöstlich von Carrara, hat eine Universität,
bedeutende Fabriken, in der Nähe besuchte warme Bäder und
22,000 Einwohner.
6. Das Herzogthum Toskana.
Es liegt am Mittelländischen Meere, das hier das
Tyrrhenische oder Toscanische heißt, gränzt an Lucca und
Modena und an den Kirchenstaat, der es auf der gan-
zen Ost- und zum Theil auf der Nordseite umgiebt, ent-
hält 400 Qmeilen mit 1,400,000 Einwohnern, und hat
im Ganzen einen fruchtbaren wohlangebauten Boden;,
nur die Sumpfgegend längs der Küste macht davon eine
Ausnahme. Der nördliche und östliche Theil des Lan-
des ist ein von den Apenninen gebildetes Gebirgöland,
wo die Tiber und der Arno entspringen, von wel-
chen der letztere der Hauptfiuß ist, und nach einem west-
lichen Laufe, südwestlich von Lucca, in das Toscanische
Meer sich mündet. Toscana wird von einem eigenen
Großherzoge regiert.
Florenz, Haupt- und Residenzstadt, südlich von Modena
und östlich von Lucca, eine große und berühmte Stadt, in einer
schönen Gegend, am schiffbaren Zlrno, hat eine Universität, eine
prachtvolle Domkirche, ein großes Residcnzschloß, eine der merk-
würdigsten Kunstsammlungen und 93,000 Einwohner. — Pisa,
Stadt, westlich von Florenz und südlich von Lucca, am Arno,
mit dem bekannten hängenden Thurme, einer Universität und
berühmten warmen Bädern, die aber 3 Stunden von der Stadt
liegen. — Livorno, große, blühende und zum Theil regelmäßig
gebaute Handelsstadt, südwestlich von Pisa, am Toscanische»
Meere, hat einen Hafen und unter ihren 70,000 Einwohnern
viele Juden, die sehr reich sind. — Elba, kleine an Eisen reiche
Insel, südlich von Livorno, zwischen der Westküste von Toscana
und der Insel Corsica, wo Napoleon, nachdein er dem Französi-
schen Throne entsagt hatte, sich von 1814 bis 1815 aufhielt.
1836 -
Eisleben
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- Geschlecht (WdK): Jungen
187
Iii. Osteuropa. Türkei.
bei den Osmanen und auch bei den übrigen Volksstäm-
men äußerst gering.
Die Türkei bildet mit der Asiatischen Türkei und
Aegypten eine unumschränkte Monarchie, an deren Spitze
ein Sultan, jetzt Mahmud Ii. steht, der mit despo-
tischer Gewalt über seine Unterthanen herrscht. Nach
ihm hat der Groß-Vezier die höchste Macht, und
ist der Stellvertreter des Sultans.
a) in der eigentlichen Türkei, welche auf der Südseite der
Donau liegt: Constantinopel, Hauptstadt und Residenz des
Sultans, eine der größten Städte Europas, südwestlich von
Odessa, in einer herrlichen Lage am Meere von Marmora und
an der Meerenge von Constantinopel (Bosporus'!, Asien gegen-
über, auf 7 Hügeln, mit weitläuftigen Vorstädten, worunter
Galata und Pera vorzüglich von Christen bewohnt werden,
ist schlecht gebaut und hat ohne die Vorstädte, von welchen einige
auf der Asiatischen Küste liegen, 3 Meilen im Umfange, einen
vortrefflichen Hafen, einen starken Handel, viele Moscheen, 88,000
Häuser und gegen eine halbe Million Einwohner. Zu den merk-
würdigsten Gebäuden gehören das Serail, die Residenz des Sul-
tans, von einem großen Umfange, aus vielen Gebäuden und
Gärten bestehend und die Sophien - Moschee, die vornehmste und
berühmteste unter allen, einst eine christliche Kirche. —• Die
Dardanellen, 4 feste Schlösser, südwestlich von Constantino-
pel, welche den Hcllespont und also den südlichen Zugang von
der Sceseite zur Hauptstadt vertheidigen, und von welchen 2 auf
der Europäischen und 2 auf der Asiatischen Küste liegen. —
Adrianopel, nach Constantinopel die größte Stadt in der Euro-
päischen Türkei, und nordwestlich von dieser Stadt gelegen, an
der schiffbaren Maritza, mit Fabriken, wichtigem Handel, vielen
Moscheen, worunter die Moschee Selim Ii. von den Türken für
die erste und schönste in der Welt gehalten wird, einem Pallaste
des Sultans und 130,000 Einwohner.— Philippopel, gleich-
falls große Stadt, nordwestlich von Adrianopel, an der Maritza,
wo viel Reiß gebaut wird, hat viele Fabriken, ansehnlichen Han-
del und 120,000 Einwohner (nach Andern nur 30,000), worunter
die Hälfte Griechen sind. — Sophia, große Stadt, nordwest-
lich von Philippopel, mit Fabriken und Handel, hat 50,000 Ein-
wohner. — Seres, Stadt, südlich von Sophia, in einer durch
ihre Baumwollenkultur berühmten Ebene, treibt beträchtlichen
Handel mit Baumwolle. •— Saloniki oder Tessalonich,
eine der wichtigsten Handelsstädte der Türkei, südwestlich von
Seres, an einem Meerbusen des Aegeischen Meeres, hat einen
Hafen, vielerlei Fabriken und unter ihren 70,000 Einwohnern
viele Juden, die hier eine hohe Schule haben. — Ianina, be-
festigte Stadt, südwestlich von Tessalonich, ,an einem großen See,
ist jetzt sehr verödet. ■— Bosna Serai oder Serajewo,
große Stadt, nordöstlich von Ragusa, wo viele Mctallwaaren
verfertigt werden, soll 65,000 Einwohner haben. — Belgrad,
1836 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Iii. Westasien. Arabien.
Produkte sind vorzüglich: die edelsten Pferde, fett,
schwänzige Schafe, Kameele (das unentbehrlichste Haus,
thier), viele Raublhrere (worunter Hyänen, Löwen,
Panther), Fische, deren Fang für die Küstenbewohner
wichtig ist, Zugheuschrecken, die hier gegessen werden,
Perlenmuscheln, Kaffee von der besten Sorte, Datteln,
ein Hauptnahrungsmittel der Einwohner, da nicht viel
Getreide gezogen wird, Manna, Senesblatter, Süd-
früchte, Balsam, Baumwolle, Salz. Metalle sind
vorhanden, es wird aber wenig darauf gebaut.
Die Einwohner, 10 bis 12 Millionen an der
Zahl, sind meistens Araber, welche eine eigene in Asien
weit verbreitete Sprache reden, und sich in viele Stäm-
me theilen. Ein Theil der Araber lebt ansässig, ein
Theil nomadisch, jene heißen Fellahs, diese Beduinen.
Ackerbau und Industrie sind unbedeutend, wichtiger die
Viehzucht und der Kaffeebau. Der Handel ist bedeutend,
aber größtentheils in den Händen der Banianen (Indi,
schen Kaufleute). Die Einwohner bekennen sich zur
Muhamedanischen Religion; doch hat ein Theil sich
von derselben getrennt, und erkennt die göttliche Sen-
dung Muhameds nicht an, welche Parthei sehr zahl-
reich ist und den Namen der Wahabiten oder Wechabi,
ren führt. Außer den in patriarchalischer Unabhängig-
keit lebenden Nomaden-Stämmen, giebt es verschiedene
Staaten, besonders in den Küstenländern, unter eige,
neu Fürsten, auch steht jetzt ein Theil Arabiens, vor-
züglich die Küste längs des rothen Meeres, unter der
Herrschaft des Pascha von Aegypten.
Mekka, heilige Stadt der Muhamedaner, südwestlich von
Wassora, östlich vom rothen Meere, in einer unfruchtbaren Ge-
gend, ist der Geburtsort des Muhamcd und enthalt die heilige
Kaaba oder das Gotteshaus, welches von Abraham erbaut seyn
soll, daher Mekka von vielen Pilgrimmen besucht wird, indem
§eder Muhamedaner verpflichtet ist, wenigstens einmal in seinem
Leben hierher zu wallfahrten. — Medina, heilige Stadt der
Muhamedaner, nordwestlich von Mekka, mit dem Grabe Muha-
rncds, und daher aucb ein besuchter Wallfahrtsort. — Mas tä-
te, Hauptstadt des Imam von Maskatc, eines der mächtigsten
Arabischen Fürsten, südöstlich von Basra, am Arabischen Meere,
ist ein wichtiger Sechandelsplatz und hat einen Hafen. — Die
südöstlich von Maskate, unweit des Afrikanischen Vorgebirges
Gardafui gelegene und daher richtiger zu Afrika gerechnete In-
sel Socotorah, gehört auch dem Imam von Maskate, ist aber
jetzt von den Britten besetzt.