Autor: Hüttmann, J. F., Jastram, Heinrich, Marten, Adolf
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
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mit starken Krallen (nach vorn drei, hinten eine). Der dicht be-
fiederte, dicke Kopf ist mit Federbüschen versehen. Die großen
Augen sind den Katzenaugen ähnlich, stehen nach vorn, leuchten
im Dunkeln und werden vom Sonnenlichte geblendet und sind
vorn mit einem Federkragen umgeben. Das weiche Gefieder ist
oben dunkel rothgelb mit schwarzen Kreuzflecken, unten Heller. Er
bewohnt in Europa dunkle Wälder, Felsen und Ruinen, fliegt
abends aus, um junge Hasen, Rehe, Ratten rc. zu fangen, und
schreit: hu, huhu, huhuhuhü, wodurch er die Sage vom wilden
Jäger veranlaßte. — 2. Die Raubvögel haben folgende Kenn-
zeichen : Schnabel kurz, stark hakig abwärts gekrümmt, mit Wachs-
baut am Grunde, Beine (Fänge) kräftig, mit großen gebogenen
Krallen; leben meist von Wirbelthieren, würgen Gewölle (Reste
von Haaren rc. der verzehrten Thiere) wieder aus, bauen kunst-
lose Nester und legen wenige Eier. — 3. Zu den Raubvögeln ge-
hören: a. Die Geier, welche sich durch einen schwach befiederten
Kopf und Hals, durch stumpfe Krallen und durch eine Hals-
kräuse auszeichnen und meistens Aas fressen. Außer dem im
Alterthume als heilig verehrten Aasgeier in Aegypten sind zu
merken: Condor und Lämmergeier. Der Condor ist blau-
schwarz mit weißem Halskragen, 1 */4 m. lang, klaftert (d. h.
die Flugweite der Flügel beträgt) 3,7 m., fliegt höher als der
Chimborasso, stürzt aber in wenigen Minuten von oben herab auf
seine Beute (Aas und lebende Thiere), ist der größte fliegende
Vogel und findet sich nur auf den Anden nahe an der Schnee-
grenze. Der Lämmergeier, Iv4 m. lang, klaftert 3,1 m.,
rothgelblich, ist der größte Raubvogel der alten Welt, wohnt in
den Pyrenäen und Alpen, lebt von Gemsen, Hasen, Rehen, hat
auch schon Kinder geraubt. — b. Die Falken sind muthige,
einzeln lebende, meistens sehr schädliche Räuber mit dicht befiedertem
Hals und Kops, scharfen Krallen und seitwärts stehenden Augen.
Sie leben von lebendigen Thieren. Zu merken sind: der Gold-
adler (Steinadler), dunkelbraun, Hinterkopf rostfarbig, Schwanz-
wurzel weiß, 94,2 cm. lang, lebt in Süddeutschland, Asien und
Nordamerika. Ihm fast ganz ähnlich ist der Königsadler.
Beide heißen die „Könige der Vögel" und fangen Thiere bis zur
Größe eines Hirschkalbes. Der isländische Talke wurde früher
zur Jagd abgerichtet. Zu den Falken gehören auch die bei uns
vorkommenden Habichte, Sperber rc. — c. Die Eulen, im
Gegensatz zu den Geiern und Adlern Nachtraubvögel, ausge-
zeichnet durch scharfe Krallen, nach vorn stehende Augen und lockeres
Gefieder, sind mit Ausnahme des Uhus nützliche Thiere. Bei
Autor: Renner, August, Jastram, Heinrich, Hüttmann, J. F., Feddeler, Gustav, Marten, Adolf
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
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Vorderkörper ist gegen den Hinterkörper auffallend klein. Die langen,
kräftigen Hinterbeine und der lange, dicke Schwanz befähigen es zu 5 m
langen und 3 m hohen Sprüngen. Die Vorderfüße werden nur beim
langsamen Gehen benutzt und dienen außerdem als Greiforgau. Am Bauche
befindet sich eine große Hauttasche, der Beutel. Die bei der Geburt noch
sehr unvollkommenen Jungen werden in dieser Tasche so lange getragen
und gesäugt, bis sie selbst ihr Futter suchen können. Das Känguruh lebt
einzeln oder in kleinen Herden in den Grasebenen und Gebüschen Austra-
liens und nährt sich von Gras und Blättern. Man jagt es mit Hunden
wegen seines Fleisches und seines Felles. — 2. Das Schnabeltier hat
seinen Namen von dem breiten, platten Schnabel, in welchem sich statt
der Zähne Hornplatten befinden. Es pflanzt sich durch pergamenthäutige
Eier fort, saugt aber die ausgebrüteten Jungen. Es lebt im Wasser und
hat deshalb Schwimmhäute zwischen den Zehen und einen Ruderschwanz.
I. Welche Ähnlichkeit hat das Känguruh mit den Wiederkäuern und den
Nagetieren? — 2. Wodurch erinnert das Schnabeltier an die Kriechtiere und
Vögel?
§ 157. Tiere des Nordens und des Hochgebirges.
1. Das Renntier ist mit dem Hirsche nahe verwandt, unterscheidet
sich aber merklich von ihm in der Lebensweise und darum auch
in vielen Körpereigentümlichkeiten. Die niedrigen, stämmigen
Beine eignen sich zu andauernder Wanderung; die breiten Hufe
passen für weichen Schneegrund oder morastigen Boden; das dichte
Haarkleid schützt gegen die Kalte der Polarlander und färbt sich
bald weiß wie der' Schnee, bald braun wie die Flechten der
Tundra. Männchen und Weibchen tragen ein schaufelförmiges
Geweih. Das Renntier ist der größte Reichtum der Nordländer.
Es dient als Zug-, Last- und Reittier, liefert Milch, Fett, Fleisch
und allerlei Material zu Geräten. Der Lappe wandert mit seiner
Renntierherde jährlich regelmäßig von Norden nach Süden und
zurück oder vom Meeresufer ins Gebirge. — 2. Der braune Bar
ist eins der größten Raubtiere. Der plumpe Körper ist mit
braunen, zottigen Haaren bedeckt; daher kann er sowohl im hohen
Norden als auch auf hohen Gebirgen leben. Die breiten Füße
berühren beim Gehen mit der ganzen Sohle den Boden (Sohlen-
gänger). Die langen Krallen der Zehen kommen ihm beim
Klettern gut zu statten. Die starken Schneidezäbne und die stumpf-
höckerigen Backenzähne zeigen, daß der Bär mehr Pflanzen- als
Fleischfresser ist. Aus Not oder Gelegenheit wird er aber auch
zum eigentlichen Raubtiere. Im nördlichen und mittleren Europa
und Asien bewohnt er die einsamsten Thäler der Hochgebirge. Den
Winter bringt er schlafend in Höhlen zu, die er sorgfältig aus-
polstert. Bei Tauwetter verläßt er sie, um zu trinken. — Der
Eisbär ist das gewaltigste Raubtier der nördlichen Polarländer.
3. Die Gemse ist kürzer, aber stämmiger und höher gebaut als
unser Reh. Die kräftigen Beine können den Körper 7 m weit fort-
schnellen, sodaß sie mit Leichtigkeit über Abgründe springt. Sie klettert