1836 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Vorbegrtffe.
Ebenen und Flächen des Landes.
§. 29. Das Land besteht eben so wenig wie dev
Grund des Meeres, aus einer Ebene, sondern erhebt
sich an einigen Orten sehr wenig über das Meer und
steigt dagegen an andern hoch auf, so daß Ebenen, Er,
Höhungen und Vertiefungen mit einander abwechseln.
Zu den Ebenen gehören auch die Steppen und die
Wüsten, oder unfruchtbare und deswegen unangebaute
ausgedehnte Flächen mit Mangel an süßem Wasser und
mit einem sandigen, oft salzreichen Boden. Bekannt
ist besonders die große Wüste oder Sahara in Nord»
afrika, worin sich jedoch hier und da einzelne größere
oder kleinere wasserhaltige fruchtbare Plätze finden, die
man Oasen nennt. Die ungeheuren unangebauten Ebe-
nen in Südamerika werden Llanos oder auch Pam-
pas genannt, so wie in Nordamerika Savannen, die
vorzüglich zu Viehweiden dienen.
Erhöhungen des Landes.
§. 30. Eine Erhabenheit über die Landoberfläche
wird Anhöhe, Höhe genannt, ist sie gering, so heißt
sie ein Hügel, ist sie beträchtlicher, so heißt sie ein
Berg. Die Hügel und Berge liegen selten einzeln,
sondern gewöhnlich in näherer oder entfernterer Verbin,
düng mit einander, wodurch Hügel- und Bergreihen
entstehen. Mehrere Dergreihen, die sich unter verschie-
denen Richtungen an einander schließen und immer hö-
her und höher werden, heißen eine Bergkette, ein
Gebirge. Bei den einzelnen Bergen unterscheidet man
den Fuß oder den untersten Theil, den Abhang und
den Gipfel, oder den höchsten und obersten Theil der-
selben. Zuweilen ragen aus dem Gipfel hohe Klippen
oder Felsmassen hervor. Auf der Höhe eines Gebirges
läuft nach der ganzen Erstreckung desselben ein zusam-
menhängender, nur unmerklich unterbrochener und durch-
schnittener Gebirgsrücken, der gewöhnlich die höch-
sten Punkte des Gebirges enthält. Da wo sich das
Gebirge von dem Rücken nach den Ebenen herabsenkt,
sind die Abfälle des Gebirges, welche hie Breite des-
selben bestimmen, während der Gebirgsrücken die Länge
des Gebirges bezeichnet, die gewöhnlich weit beträchtu-
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1836 -
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Sechstes Kapitel.
59
den Chimborazo (spr. Tschimborasso), in der Nähe
des Aequators, für den höchsten Berg der Erde, allein
neuere Untersuchungen haben ergeben, daß der Sorata
und Zl lim ani, die sich in der Andenkelte, östlich vom
Titicacasee, erheben, den Chimborazo um einige tau-
send Fuß an Höhe übertreffen, ohne jedoch die höchsten
Berge der Erde zu seyn, da auch diese niedriger als
der Dhawalagiri oder Dholagir sind. (Siehe das Hi-
maleh-Gebirge im §. 2. dieses Kapitels.)
Auf der Ostseite Nordamerikas ist das Gebirge der
Apalachen oder Alleghanv zu bemerken, welches
südlich vom St. Lorenzstrom anfängt, und nach einem
südwestlichen Laufe, indem es im Osten den Atlanti-
schen Ozean und im Westen den Missisivpi hat, etwa
4 Grade nördlich vom Mexikanischen Busen stch endigt.
Zn Australien, dessen Gebirge noch sehr unbe»
kannr sind, bemerken wir die blauen Berge, die
auf der Südostküste von Neuholland in einer südlichen
Richtung laufen, und sich an der südlichsten Spitze die«
ses Kontinents, der Insel Van Diemens-Land gegen-
über, endigen.
Sechstes Kapitel.
Uebersicht der vornehmsten Vor-
gebirg e.
Vorgebirge in Europa.
§. 1. Daselbst sind folgende die bemerkenswer-
thesten Vorgebirge: 1) Emtn eh, am schwarzen Meere,
bildet das östlichste Ende des Balkans; 2) M ata pan,
am Mittelländischen Meere, nordwestlich vomjende der
Insel Candia, macht die südlichste Spitze der Griechi-
schen Halbinsel und einen der südlichsten Punkte des
Europäischen Festlandes; 3) Spart ivento, am Io-
nischen Meere, östlich vom südlichen Ende der Straße
von Messina, bildet den südlichsten Punkt der Italir
scheu Halbinsel; 4) Passaro, am Mittelländischen
Meere, macht die südlichste Spitze der Insel Sicilten;
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11. Mitteleuropa.
herer Berg ist in einem von dem Hauptlande getrenn-
ten und auf und am Thüringer Walde gelegenen Lan-
destheile, nämlich der Znselsberg. Auch vom Spes-
sart, und von Zweigen der Nhöngebirge und des
Vogelsberges werden einige Gegenden des Landes
durchzogen. Die Hauptflüsse sind: im südlichsten
Theile der Main, welcher hier die Kinzig aufnimmt,
und im nördlichsten die Weser, deren Quellenflüsse die
Werra und Fulda den mittleren Theü des Lande-
bewässern. Ungeachtet des vorherrschenden Gebirgsbo-
dens ist das Land, welches über 200 Qmeilen enthält,
gut angebaut, und die südlichen Gegenden ziehen auch
Mais, Spelz und Wein. Man hat vielen Flachs und
guten Tabak; und der Obstbau ist stark verbreitet. Einen
großen Schatz machen die beträchtlichen Waldungen aus,
worunter der große Reinhardswald nördlich von
Cassel, westlich von der Weser. Zn Hinsicht der Vieh-
zucht ist die Rindviehzucht am vorzüglichsten Von Mi,
neralien sind Eisen von ausgezeichneter Güte, Braun-
und Steinkohlen, Kobalt und Salz am meisten zu be-
merken. Die Einwohner, deren Zahl faßt 700,000
beträgt, bekennen sich größtentheils zur reformirten Kir-
che, doch ist auch die Anzahl der Lutheraner und Ka-
tholiken ziemlich stark. Fabriken von fast allen Arten
giebt es; vorzüglich zeichnet sich hierin die Stadt Ha-
nau aus; der Handel ist ziemlich bedeutend. Auch blü-
hen Künste und Wissenschaften. Landesherr ist ein
Kurfürst.
Cassel, Haupt- und Residenzstadt, nordöstlich von Frank-
furt, am linken Ufer der Fulda, zum Theil sehr schön gebaut,
hat ein an Kunstsachen reiches Museum, ein neu erbautes, aber
nicht vollendetes Schloß, überhaupt viele schöne Gebäude und
.26,000 Einwohner. Merkwürdig ist auch das marmorne Bad.
Westlich von Cassel liegt Wilhelmshöhe, ein schönes Lust-
schloß des Kurfürsten, mit einem vorzüglich schönen und großen
Englischen Park, worin die weltberühmte Cascade und die kupferne
Bildsäule des Herkules. — Allendorf, Stadt, südöstlich von
Cassel, an der Werra und am Fuße des Meißner, hat auf dem
jenseitigen Ufer der Werra ein ansehnliches Salzwerk. — Esch -
wege, Stadt, südlich von Allendorf, an der Werra, hat star-
ken Tabaksbau. — Rothenburg, Stadt, südwestlich von Esch-
wcge, an der Fulda, wo bisher die jetzt ausgestorbenen Landgra-
fen von Hessen-Rothenburg ihr Rcsidenzschloß hatten. — Hers-
selb, Sradt, südlich von Rothenburg, an der hier schiffbar wer-
denden Fulda. — Marburg, Stadt, nördlich von Gießen, an
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Fürstenthum Waldeck rc.
der Lahn, hat eine Universität. — Fulda, Stadt, südlich von
Hcrsfeld, am rechten Ufer der Fulda, hat ein Schloß und eine
schöne Domkirche. — Hanau, größte Stadt des Landes nach
Cassel, östlich von Frankfurt, am rechten Ufer des Mains, der
unweit die Kinzig aufnimmt, zum Theil schön gebaut, hat ein
Schloß und viele Fabriken. In der Nabe, nordwestlich von Ha-
nau, liegt das Wilhelmsbad, ein Bade- und Vcrgnügungs-
ort mit schönen Gebäuden und reizenden Gartenanlagen.
In den vom Haupttheile des Landes getrennten Landesstri-
chen liegen: Schmalkalden, Stadt, nordöstlich von Fulda, am
südlichen Fuße des Thüringer Waldes, macht viele Stahl- und
Eisenwaaren, und hat in der Nähe den eiscnrcichen Stahlberg.
— Rinteln, Stadt, nordwestlich von Cassel, in einer schönen
Gegend, an dem linken Ufer der Weser, hatte sonst eine Univer-
sität. — Nenndorf, Dorf, nordöstlich von Rinteln, mit einem
berühmten warmen Schwefelbade.
13. Das Fürstenthum Waldcck.
Der größte Theil dieses 22 Qmeilen großen Lanr
des ist von Kur» und Großherzoglich Hessischem und
Preußischem Gebiete; der kleinere, unweit der Weser ge,
legene Theil (das Fürstenthum Pyrmont) von Han»
növerischem, Braunschweigischem, Preußischem und Lip-
peschem Gebiete umgeben. Der hoch gelegene bergige
Boden ist nur von mäßiger Fruchtbarkeit, und wird
von kleinen Flüssen, worunter die Eder und Diemel,
zum Flußgebiete der Weser gehörig, am beträchtlichsten
sind, bewässert. Das Land hat, außer dem Getreide»
bau, gute Viehzucht, ansehnliche Waldungen, etwas
Eisen und einige bekannte Mineralwasser. Eigentliche
Fabriken fehlen fast ganz. Die Einwohner, an der Zahl
66,000, sind meistens Lutheraner. Landesherr ist ein Fürst.
Cord ach, kleine Hauptstadt, liegt westlich von Cassel und
hat 2200 Einwohner. — Arolsen, kleine Residenzstadt, nord-
östlich von Corbach.— Pyrmont, eigentlich Neustadt-Pyr-
mont, kleine Stadt, südöstlich von Rinteln, liegt an einem
kleinen Nebenflüsse der Weser, westlich von derselben, und hat
einen der berühmtesten Gesundbrunnen Deutschlands.
14. Die Fürstenthünier Schwarzburg.
Sie enthalten 36 Qmeilen und bestehen aus zwei
getrennten Stücken, wovon das nördliche, südlich vom
Harze, fast ganz von Preußischem Gebiete, das südliche
auf und am Thüringer Walde, von Großhcrzoglich und
Herzoglich Sächsischen Gebieten umschlossen, liegt. Der
(
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Ii. Mitteleuropa. Breme» re. Iss
fldcnzschloß und 8000 Einwohner. — Jever, Stadt, nordwest-
lich von Oldenburg und westlich vom Jadebusen, treibt einigen
Handel. — Wangerog, kleine Insel in der Nordsee, 1 Meile
vom Festlande, liegt nördlich von Jever und hat besuchte Seebä-
der. — Eutin, kleine Stadt, nordöstlich von Oldenburg und in
der Nähe der Ostsee, liegt an einem See, hat ein großherzogli«
chcs Schloß, und gehört zum Fürstenthum Lübeck.
26. Die freie Stadt Bremen.
Diese große Stadt, welche mit ihrem kleinen Gebiete eine
Republik bildet, liegt südöstlich von Oldenburg, in einer Ebene,
zu beiden Seiten der Weser, und hat 41,000 (mit dem Gebiete
56,000) theils lutherische, theils reformirte Einwohner, die viele
Fabriken und einen bedeutenden Handel unterhalten. Merkwürdig
ist die Domkirche mit dem Bleikcller, worin mehrere unverwes-
liche Leichname gezeigt werden. Bremerhafen, neu angelegter
Hafenort am Einflüsse der Geeste in die Weser, nordöstlich von
Oldenburg.
27. Die freie Stadt Hamburg.
Diese Stadt, eine der größten in Deutschland, und die wich-
tigste Deutsche Handelsstadt, zugleich eine der bedeutendsten
Handelsstädte in Europa, bildet mit ihrem nicht unbeträchtlichen
Gebiete eine Republik, und liegt nordöstlich von Bremen, in einer
ebenen, wohl angebauten Gegend, am rechten User der Elbe,
von welcher Kanäle durch die Stadt laufen, und die hier die Al-
ster aufnimmt, hat 2 Häfen, viele Fabriken, (besonders Zucker-
siedereien und Tabaksfabriken) und 120,000 Einwohner (mit dem
Gebiete 150,000) größtentheils Lutheraner. Auch wohnt eine
sehr beträchtliche Zahl von Juden in Hamburg. Die merkwür-
digsten öffentlichen Gebäude sind die schone Michaeliskirche und
das große neue allgemeine Krankenhaus. In dem Gebiete der
Stadt liegt am Ausflüsse der Elbe in die Nordsee der Flecken
Cuxhafen mit einem Hafen und einem Seebade. Die Bier-
lande, ein ungemein fruchtbarer und trefflich angebauter Land-
strich an der Elbe, dessen Einwohner sich durch ihre besondern
Sitten, Kleidung und Sprache auszeichnen, besitzt Hamburg ge-
meinschaftlich mit Lübeck.
28. Die freie Stadt Lübeck.
Diese große Stadt, welche mit ihrem Gebiete gleichfalls eine
Republik bildet, liegt nordöstlich von Hamburg und 2 Meilen von
der Ostsee, an der schiffbaren Trave, hat mehrere Fabriken und
treibt einen bedeutenden Handel. Die Einwohner sind Lutheraner
und ihre Zahl beträgt mit dem Gebiete 40,000, wovon 26,000
auf die Stadt kommen. Die Domkirche und die Marienkirche
zeichnen sich unter den Kirchen aus. Im Gebiete liegt das
Städtchen Travemünoe, an der Mündung der Trave in die
Ostsee, mit einem Hasen und einem Seebade.
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Provinz Westph alen.
gegen Norden an Hannover, gegen Osten an dasselbe,
Schaumburg, Lippe und Braunschweig; gegen Südosten
an Kurbessen, Waldeck und das Großherzogthum Hessen;
gegen Süden an Nassau und an die Preußische Rhein-
provinz, und gegen Südwesten gleichfalls an die letztere.
Der nordwestliche Theil, vorzüglich nördlich von der
Lippe, ist eine Ebene; hingegen der nordöstliche ist der-
gig und den südlichen Theil machen Gebirge, die zwar
keine ausgezeichnete Höhe haben, zu einem Gebirgslam
de; indem die Wesergebirge und die Egge oder der
Teutoburger Wald den nordöstlichen Theil und die
Sauerlän bischen Gebirge, nebst dem Western
tva lde, den südlichen Theil der Provinz bedecken. Der
größte Fluß ist die Weser, welche daselbst bloß kleine
Flüsse an sich zieht. Die Ems, hier noch nicht be,
trächtlich, entspringt an der Lippeschen Gränze, und be-
wässert das Flachland der Provinz. Der südliche Theil
des Landes wird von der Lippe und der Ruhr, zwei
bedeutenden Nebenflüssen des Rheins, durchflossen. Wcst-
phalen zerfällt in 3 Regierungsbezirke und enthält
368 O.meilen mit 1,300,000 Einwohnern, wovon die
Katholiken die Evangelischen an Zahl übersteigen.
1) der Regierungsbezirk Münster, welcher den
nordwestlichen Theil begreift. Münster, Hauptstadt der Pro-
vinz, südwestlich von Osnabrück, an der Aa, einem Nebenflüsse
der Ems, haf eine sehenswürdige Domkirche, eine Akademie, ein
Schloß, einen lebhaften Handel und 21,000 Einwohner. Hier
und in Osnabrück wurde 1648 der Friede geschlossen, wodurch
der 30jährige Krieg ein Ende nahm. — «Warendorf, gewerb-
fame Stadt, östlich von Münster, an der Ems, hat einen bedeu-
tenden Lcinwandhandel.— Rheina, gcwerbsame Stadt, nord-
westlich von Münster, an der Hannoverischen Gränze und an der
schiffbaren Ems, treibt Schifffahrt und hat in der Nahe ein Salz-
werk.— Ko esfeld (fpr. Khosfeld), Stadt, westlich pon Mün-
ster, an der Berkel.— Bocholt, gewerbsame Stadt, südwestlich
von Kocsfcld, und in der Nahe der Niederländischen Gränze.—
Dorsten, gewerbsame Stadt, südöstlich von Bocholt, an der Lip-
pe.— Recklinghausen, gewerbsame Stadt, südöstlich von
Porsten.
2) der Regierungsbezirk Minden, welcher den
nordöstlichem Theil begreift. Minden, Hauptstadt und Festung,
nordwestlich von Rinteln, am linken Ufer der Weser, hat eine
ansehnliche Domkirche, Fabriken, Schifffahrt und 8000 Einwoh-
ner.— Herford, gewerbsame Stadt, südwestlich von Minden,
an der Werra, eincin Nebenflüsse der Weser. — Bielefeld.
Vtadt, südwestlich von Herford, an der Westseite des Teutobur-
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Nhelnprov inz.
Die vorzüglichsten Gebirge sind auf der rechten Rhein-
seile der Westerwald und das Sieb en geb irge;
und auf der linken Rheinseite, das hohe Veen, eine
Fortsetzung der Ardennen, die Ei ffel und der Hunds-
rück. Der Hauptfluß ist der die Provinz in zwei un-
gleiche Hälften scheidende Rhein, welcher, nachdem er
die Nahe mit sich vereinigt hat, hieher gelangt und
daselbst vorzüglich aufnimmt: die Mosel mit der Saar;
die Sieg, Erft, Ruhr und Lippe. Auch die
Lahn, gleichfalls ein Nebenfluß des Rheins, berührt
ein getrenntes Stück dieser Provinz; und die Roer,
ein Nebenfluß der Maas, durchfließt einigein der Nähe
der Niederländischen Gränze gelegenen Gegenden. Fünf
Regierungsbezirke machen diese Provinz aus, welche 480
Qmeilen mit 2,400,000 Einwohnern, worunter die
Katholiken bei Weitem die Mehrzahl bilden, enthält.
1) der Regierungsbezirk Koblenz, welcher den süd-
östlichen Theil begreift. Koblenz, Hauptstadt der Provinz,
nordwestlich von Mainz, in einer der schönsten Rheingegcnden,
am linken Ufer des Rheins, welcher hier die Mosel aufnimmt, ist
befestigt, treibt Handel und Schifffahrt, und hat mit Ehrenbrcit-
stein 18,000 Einwohner. — Ehrenbreitftein, starke Festung,
Koblenz gegenüber, auf dem rechten Rheinufer, ist auf einem hohen
Felscnberae erbaut, an dessen Fuße die Stadt Thal-Ehren-
b reitstein liegt. — Andernach, gcwcrbsame Stadt, nord-
westlich von Koblenz, am linken Uter des Rheins, treibt Schiff-
fahrt und Handel mit den in der Gegend gewonnenen vorzüglichen
Mühlsteinen. In der Nahe sind die Mineralbrunncn von T ö -
nes stein und Heilbrunn, so wie auch der Laach er See,
der ausgebrannte Krater eines vormaligen feuerspeienden Berges.—•
Neuwied, regelmäßig gebaute Stadt, südöstlich von Andernach
am rechten Ufer des Rheins, mit dem Restdcnzschlosse des Fürsten
von Neuwied, einer Hcrrnbuterkolonie, vielen Fabriken, Handel
und Schifffahrt. In der Nahe ist Monrepos, ein fürstliches
Lustschloß. — Boppard, Stadt, südlich von Koblenz, am linken
Rhcinufcr, mit Schifffahrt. — St. Goar, Stadt südöstlich von
Boppard, in einer der schönsten Rheingegenden, am linken Ufer
des Rheins, in welchem'hier ein Strudel ist, treibt Schifffahrt.
Auf einem hohen Felsen über der Stadt stand sonst die Festung
Rheinfels. — Oberw esel und Bacharach, zwei Städte,
südöstlich von St. Goar, am linken Ufer des Rheins, wo guter
Wein wächst. — Kreuznach, gewerbsame Stadt, südlich von
Bingen, an der Nahe, treibt Handel und hat Salzwcrke. —
Kochem, Stadt, südwestlich von Koblenz, an der Mosel, wo
vortrefflicher Wein wächst. In de» Nähe, südwestlich davon, liegt
Bertrich, ein Dorf mit warmen Mineralquellen. —Maycn,
Stadt, westlich von Koblenz, in dem fruchtbaren Mayenselde, hat
vortreffliche Mühlsteindrüche. — Wetzlar, Stadt, ganz getrennt
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Dänemark.
5) der Regierungsbezirk Dü sscldorf, welcher den
nördlichsten Theil der Provinz in sich faßt. Düsseldorf, Haupt-
stadt, und eine der schönsten Städte am Rheine, am rechten Ufer
desselben, nordwestlich von Cöln, hat ein Schloß, einige Fabriken,
einen bedeutenden Handel und 24,000 Einwohner. In der Nähe
ist der Jägcrhof, ein königliches Lustschloß. — Neuß, Stadt,
südwestlich von Düsseldorf, unweit des Rheins, an der Erft, hat
Fabriken und Handel. Die St. Quirinskirche ist ein herrliches
Gebäude. — Gladbach, gcwerbsame Stadt westlich von Rcuß,
verfertigt vortreffliche Leinwand. — Krefeld, mistige Fabrik-
stadt, nordwestlich von Düsseldorf, hat besonders treffliche Seiden-
sabriken und 18,000 Einwohner. —Kempen, gewerbsame Stadt,
nordwestlich von Krefeld. — Geldern, gewerbsame Stadt, nord-
westlich von Krefeld, von der Niers umflossen. — Kleve, gewerb-
same Stadt, nordwestlich von Geldern, i Meile vom Rhein, hat
in der Nähe einen schönen Garten mit einem Gesundbrunnen. —
Emmerich, gewerbsame Stadt, nordöstlich von Kleve, am rech-
ten User des Rheins, treibt Schifffahrt. — Wesel, Stadt und
starke Festung, südöstlich von Emmerich, am rechten Ufer des
Rheins, welcher hier die schiffbare Lippe aufnimmt, hat Fabriken
und 13,000 Einwphner, und treibt Schifffahrt. — Duisburg,
gewerbsame Stadt, nordöstlich von Krefeld, in der Nähe der Ruhr,
mit Schifffahrt und Handel. — Mühlheim an der Ruhr,
gewerbsame Stadt, östlich von Duisburg, treibt Handel. —
Essen, Stadt, nordöstlich von Mühlheim, mit Fabriken und Stein-
kohlengruben in der Nähe. — Werden, gcwerbsame Stadt,
südöstlich von Mühlheim, liegt an der Ruhr. — Elberfeld,
eine der wichtigsten Fabrik- und Handelsstädte Preußens, östlich
von Düsseldorf an der Wupper, hat vortreffliche Garn- und Lcin-
wandbleichcn, vorzüglich wichtige Baumwollen-, Band- und Sci-
denfabriken und 27,000 Einwohner. — Barmen, wichtige Fa-
brik- und Handelsstadt, in der Nähe von Elberfeld, gleichfalls an
der Wupper, mit ähnlichen Fabriken wie in Düsseldorf, hat 24,000
Einwohner. Ucberhaupt ist die ganze Gegend von Elberfeld und
Barmen der industriereichste Strich Preußens, wo fast die ganze
zahlreiche Bevölkerung von den Fabriken lebt. — Ron sdorf,
Fabrikstadt, südlich von Barmen und in der Nähe von Elberfeld
und Barmen. — Lennep, Fabrikstadt, südöstlich von Elberfeld,
wo vorzüglich viel Tuch verfertigt wird. •— Rade vor dem
Walde, Fabrikstadt, nordöstlich von Lenney, verfertigt viele
Stahl- und Eiscnwaaren. — Hückeswagen, blühende Fabrik-
stadt, südlich von Rade vor dem Walde, wo ansehnliche Tuchfabri-
ken sind — Remscheidt, wichtiger Fabrikort, jetzt zur Siadt
erhoben, westlich von Lennep, Hauptsitz der Industrie in Eisen-
und Stahlwaaren, treibt bedeutenden Handel. — Solingen,
»nichtige Fabrikstadt, westlich von Hückeswagen, ist wegen ihrer
vortrefflichen Schwerdt- und Messerklingen berühmt.
Dänemark.
Es besteht aus einer nördlich von Deutschland, zwi-
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I. Nordamerika.
255
auf der Insel Sitka gelegen, die zu den König Georg Hi.
Sn ft ln gehört. Weiter gegen Norden ist der hohe Berg St.
Elias; westlich von da der Pei n z-Wilh elms - Sund mit
vielen Inseln; und zwischen diesem Lunde und der Eeoks-
E in fahrt ist die Halbinsel der T sch u ga t sch en. Süvlich von
dieser liegt die große Insel Kodiak, auf welcher die Russische
Niederlassung Alexandria oder St. Paul, der Sitz des Gou-
verneurs , mit einem Hafen ist. Westlich von da springt die lan-
ge schmale Halbinsel Alaschka oder Aliaschka vor; und west-
lich von derselben liegen in einem Bogen bis in die Nähe von
Kamtschatka die schon oben unter Asien angeführttn Aleuten,
eme Inseln-Gruppe. An der Beringsstraße ist das Prinz-
Wales-Kap, der westlichste Punkt Amerikas, auf einer zwi-
schen dem Nortons- und dem Kotzebu e-S unde befindlichen
Halbinsel, und am nördlichen Eismeere liegt das Eiskap, der
nördlichste Punkt der Nordwestküste Amerikas.
Da6 Brittische Nordamerika.
Außer den oben angeführten Ländern, in welchen
die Dritten einzelne Niederlassungen haben und sich als
Besitzer derselben ansehen, ohne daß jedoch daselbst eine
ordentliche Negiecungsversassung Statt findet, besitzen
die Dritten auch noch einen großen Landstrich von Nord-
amerika, wo eine förmliche Regierung mit Gouverneurs
eingerichtet ist, welchen wir unter den Brittischen Nord-
amerika verstehen.
Die Gränzen sind gegen Norden die Hudsons,
bai-Länder; gegen Osten das Atlantische Meer; gegen
Süden die vereinigten Nordamerikanischen Staaten und
gegen Westen die Binnenländer der feeien Indianer.
Die Größe beträgt an 16,000 Qmeilen. Der Bo-
den wechselt mit Bergen, dock nur von mittelmäßiger
Höhe, Thälern und Ebenen, und ist im Ganzen frucht-
bar, und am meisten an den Flüssen angebaut.
An der Gränze gegen die vereinigten Nordameri-
kanischen Staaten sind die großen Landfeen: der Ober-
see, der Huronfee, der Erie und der Ontario,
deren Abfluß den großen St. Lorenz, einen der Haupt-
ströme Nordamerikas, bildet, und von dem See Erie
bis in den Ontario die Straße Niagara heißt, unter
welchem Namen er lange bei dem Fort Niagara den
berühmten großen Wasserfall macht, wo der Fluß in
einer beträchtlichen Breite 150 bis 160 Fuß hoch her-
abstürzt, mit einem solchen Getöse, daß man es 4 Mei-
1836 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
500 Ii, Mittel, oder Hochastsn. Tibet.
Qmtilen. Es ist ein hohes Grbirgsland, gleichsam die
Asiatische Schweiz, wo die Gebirge ewigen Schnee und
Eis tragen und mit ausgedehnten Schneefeldern und
furchtbaren Gletschern bedeckt sind. Besonders ist dies
der Fall auf dem hohen Gränzgebirge gegen Vor, und
Hinter-Indien, welches H imale h heißt und das höch-
ste Gebirge nicht allein Asiens, sondern der Erde ist,
indem der Dholagir, der höchste Berg dieses Gebir,
ges, über 26,000 Fuß sich erhebt, und noch mehrere an«
dere Berge diesem an Höhe fast gleich kommen. Auch der
Kuen-lun oder Kulkun, welcher die Gränze gegen
die kleine Ducharei bildet, ist ein sehr hohes Gebirge,
das man aber noch fast gar nicht kennt, desgleichen er«
heben sich in dem Innern Tibets hohe Gebirgsketten,
worunter eine den Namen Kentaisse führt.
Tibet giebt den größten Flüssen Südasiens, als
dem Indus oder Sind, dem Ganges, Brama,
putra, Irawaddy, Maykaung oder Men am»
Kom, dem Vang , tse-Kiang und andern den Ur«
sprung. Unter den Seen sind der Pamruk-Vund«
so (Palte oder Iandro) und der Tengri,Nor
(unrichtig Terkiri genannt) die größten. Das Kli-
ma ist, wiewohl das Land in dem südlichen Theile der
nördlichen gemäßigten Zone liegt, mehr gemäßigt als
warm, und selbst in vielen Gebirgsgegenden kalt und
rauh, mit einem strengen Winter. In den Thälern
zieht man Getreide, Reiß und Obst; auch ist Tibet das
Vaterland der ächten Rhabarber. Die Gebirge enthal-
ten große Schätze von Mineralien, worunter auch edle
Metalle, die aber noch fast gar nicht benutzt werden.
Unter den Thieren sind besonders bemerkenswerth: der
Pak oder der grunzende Büffel mit seidenartigen Schwän,
zen, Schafe mit vortrefflicher Wolle, eine Art Bergzie-
ge, von deren seidenartigen Haaren die feinsten Shawls
verfertigt werden, das Moschusthier, wilde Pferde.
Die Einwohner, deren Zahl ganz unbekannt
ist, scheinen den Uebergang von den Hindus zu den
Mongolen zu machen, beschäftigen sich mehr mit der.
Viehzucht, als mildem Ackerbau, und unterhalten eini,
gen Kunstflriß und Karawanenhandel mit China, der
1-doch durch die beschwerlichen Gebirgspässe sehr erschwert
wird, sind ihrer Religion nach Heiden, und bekennen