Autor: Renner, August, Jastram, Heinrich, Hüttmann, J. F., Feddeler, Gustav, Marten, Adolf
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
281
wir Blüten an den Algen. Sie vermehren sich entweder durch Teilung
der Zellen oder durch Bildung besonderer B r u t z e l l e n, die man Sporen
nennt. Diese sind entweder Schwärmsporen oder Dauersporen.
Erstere bewegen sich mittelst feiner Wimpern im Wasser, bis sie einen
geeigneten Ort zum Anwachsen finden. Die Dauersporen fallen auf den
Grund der Gewässer und behalten auch während des Winters oder bei
Dürre ihre Lebenskraft. Für das Tierleben im Wasser sind die Algen
von größter Wichtigkeit. Vermöge ihres Blattgrüns können sie Kohlensäure
aus dem Wasser aufnehmen und Sauerstoff abscheiden. Sie helfen dadurch
das Wasser für Tiere bewohnbar machen. Vielen Tieren sind sie außerdem
eine willkommene Nahrung. — Mehrere Arten der kleinsten Algen besitzen
zierliche Kieselschalen, die beim Absterben der Pflanzen erhalten bleiben.
Da diese Arten sich ungeheuer rasch vermehren, so findet man an ver-
schiedenen Stellen meterdicke Lager solcher Kieselpanzer. Man nennt sie
Kieselguhr (Oberohe bei Celle). — Die untergetauchten Blüten-
pstanzen sind entweder am Grunde festgewachsen, wie das Tausend-
blatt und die Wasserpest, oder sie schwimmen frei im Wasser, wie
das Hornblatt und der Wasserschlauch. Alle diese Pflanzen be-
ziehen sowohl ihre Nährsalze als auch Kohlensäure und Sauerstoff aus
dem Wasser, und zwar nehmen sie diese Stosse mit ihrer ganzen Oberfläche
auf und geben auch auf ihrer ganzen Oberfläche Sauerstoff ab. Da bei
dieser Arbeit eine große Berührungsfläche zwischen Wasser und Pflanze
von Vorteil ist, so sind die untergetauchten Blätter entweder borstenartig
zerschlitzt oder lang und schmal. Spaltöffnungen haben diese Blätter
natürlich nicht. Für das Tierleben haben die untergetauchten Blütenpflanzen
dieselbe Bedeutung wie die Algen.
1. Beobachte die Wände eines offenen Glasgesäßes, in welchem längere
Zeit Wasser gestanden hat! — 2. Untersuche den grünen Überzug von Bäumen,
Hotzwerk, Steinen! — 3. Welche Verwendung findet Kieselguhr? — 4. Suche
mittelst eines Glastrichters und einer Medizinflasche Sauerstoff aus unterge-
tauchten Pflanzen aufzufangen! — 5. Warum sterben Goldfische, wenn das
Wasser nicht öfter erneuert wird?
_ § 84. Der Wasserfrosch. In jedem Teiche lebt eine
große Gesellschaft von Wasserfröschen. Gern sitzen sie auf erhöhten
Stellen am Ufer oder aus dem Blatte einer Wasserpflanze, um
sich zu sonnen. Naht Gefahr, so springen sie ins Wasser und
verbergen sich am Grunde. Zum Springen und Schwimmen
leisten dem Frosche seine langen Hinterbeine, deren Zehen durch
Schwimmhäute verbunden sind, vorzügliche Dienste. Der stark
niedergedrückte, vorn zugespitzte Kopf'durchschneidet leicht das
Wasser. Die Nasenlöcher kann er schließen, damit kein Wasser
hineindringt. Er atmet durch Lungen und muß deshalb bald
wieder an die Oberfläche kommen. Freilich müssen wir scharf zu-
sehen, wenn wir ihn erblicken wollen; denn seine grün gefärbte
Oberseite mit gelben Streifen und schwarzen Punkten laßt ihn
kaum von demswasser und den Wasserpflanzen unterscheiden. Mit
den großen Augen erspäht er seine Beute: Fliegen, Mücken,
Bienen, Spinnen, Schnecken u. dergl. Plötzlich öffnet er sein
Autor: Renner, August, Jastram, Heinrich, Hüttmann, J. F., Feddeler, Gustav, Marten, Adolf
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
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mit einem Schöpfgefäße herauf. Vielleicht gelingt es uns auch,
eine Ringelnatter in der Nähe des Teiches zu entdecken oder
mit Semmelbrocken kleinere Fische ans Ufer zu locken. Als alte
Bekannte begrüßen wir Storch und Schwalbe, die hier reich-
lich Nahrung finden. Der Fischreiher lauert am Teiche eben-
falls auf Beute, und die Bachstelze hüpft mit zierlichen Sprüngen
am Ufer. Wilde Enten rauschen aus dem Schilfdickicht empor.
Der Teich vereinigt also eine reiche Fülle von Pflanzen und Tieren
in seinem Wasser und an seinen Ufern.
§ 81. Das Schilfdickicht. Es wird von Sumpfpflanzen
gebildet. Im feuchten Uferrande wachsen zunächst Segge, Vergißmeinnicht,
Minze, Schwertlilie und Wasserschierling. Etwas weiter vom Ufer entfernt
erheben sich Schilfrohr, Igel- und Rohrkolben. Im tiefern Wasser stehen
meterhohe Binsen. 1. Die scharfkantige Segge hat einen drei-
kantigen Stengel ohne Knoten. Stengel und Blätter sind scharf, da in
ihnen Kieselstückchen eingelagert sind. Die Tiere fressen die Seggen deshalb
nicht gern. Die Blüten bilden Ähren, die aus grünen weiblichen oder
schwarzbraunen männlichen Blüten bestehen. Sie sind wie die Gräser
Windblütler. Die Seggen oder Riedgräser wachsen auf sumpfigem, saurem
Boden und taugen als Viehfutter nicht viel. — 2. Das Sumpf-
vergißmeinnicht. Der Stengel desselben ist kahl, während alle anderen
Vergißmeinnichtarten behaarte Stengel und Blätter zum Schutze gegen
Verdunstung besitzen. Diese Schutzvorrichtung ist beim Sumpfvergißmein-
nicht überflüssig. Die Röhre der himmelblauen Blumenkrone ist durch
5 gelbe Schuppen verschlossen, damit kurzrüsselige Honigsucher abgehalten
werden. — 3. Die Wafserminze ist eine Verwandte des Bienensaugs
und Salbeis, obwohl die Blumenkrone nicht zweilippig, sondern trichter-
förmig ist. Sie liefert einen Beweis dafür, daß für eine Pflanze Fremd-
bestäubung vorteilhafter ist als Selbstbestäubung; denn neben den
Zwitterblüten kommen weibliche Blüten vor, die nur durch Insekten
befruchtet werden. Diese Blüten bringen regelmäßig die vollkommensten
Früchte. — Die Blätter der Krauseminze und Pfefferminze ver-
wendet man zu Thee, außerdem gewinnt man aus der Pfefferminze das
stark riechende flüchtige Pfefferminzöl. — 4. Die Schwertlilie.
Sie gehört zu den uns bekannten Liliengewächsen. Den Namen Schwert-
lilie hat sie von den schwertförmigen Wurzelblättern, die aus dem vielfach
verzweigten, knolligen Wurzelstocke kommen und sich scheidenartig umschließen.
Die gelbe Blütenhülle wird aus 3 ausrechten und 3 zurückgeschlagenen
Blättern gebildet. Auf dem 3-fächerigen Fruchtknoten stehen 3 blumen-
blattähnliche Narben. Sie wölben sich wie ein Dach über die 3 Staub-
blätter. Da sich diese nun nach unten öffnen, die Narben aber nur oben
belegungsfähig sind, so ist eine Selbstbestäubung ausgeschlossen. Die
Fremdbestäubung wird durch Hummeln vermittelt, welche zu den am
Grunde der Hüllblätter liegenden Honigbehältern gelangen wollen. Dabei
müßen sie mit ihrem Kopfe zunächst die Narbe und darauf den Staub-
beutel berühren. — Die deutsche Schwertlilie mit blauer Blüte wird
als Zierpflanze im Garten gezogen. — 5. Der Wasserschierling.
Autor: Renner, August, Jastram, Heinrich, Hüttmann, J. F., Feddeler, Gustav, Marten, Adolf
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als auch in schattigen Bergwaldungen wächst dies größte unserer Moose
in dichten Polstern. Der Stengel trägt keine Äste, sondern an seinem
oberen Teile grüne Blätter und darunter braune Haare, die der Pflanze
als Wurzeln dienen. Auf dem Stengel sitzt eine 4-seitige Kapsel, die
im Jugendzustande von einer filzigen Mütze geschützt wird. Bei der Reise
fällt die Mütze ab und von der Kapsel löst sich ein Deckel los. Damit
aber die Sporen nicht alle auf einmal ausgestreut werden, ist der Rand
der Kapsel mit Zähnen besetzt und durch eine Haut verschlossen. Die
Sporen können daher nur zwischen den Zahnlücken durch. — 3. Be-
deutung der Moose für den Haushalt der Natur, a) Die
Moose bilden auf unfruchtbarem Sand- und Steinboden die erste Humus-
schicht, in der dann andere Pflanzen wachsen können, d) Sie helfen die
Bewässerung der Erde regeln. Moosbewachsene Felsen hindern den schnellen
Sturz des Regenwassers, halten es fest und bewirken, daß es langsam in
die Risse und Spalten des Gesteins eindringt und diese erweitert. Moos-
reiche Waldgegenden, Wiesen und Bergrücken bilden die unerschöpflichen
Wasserkammern vieler Flüsse, e) Die Moose liefern den Tieren keine
Nahrungsstoffe: aber den größeren Tieren bieten sie ein weiches Lager:
Scharen von kleinen Tieren finden in ihnen ein Versteck gegen ihre Feinde
und Schutz gegen Sonnenbrand und Winterkälte.
1. Lege ein Moospolster auf eine geneigte Fläche und tröpfele Wasser
darauf! — 2. Vergleiche Moos von feuchten und trockenen Stellen! — 3. Suche
im Herbste oder Frühlinge im Moose Insekten und deren Larven und Puppen,
Spinneneier u. s. w.! — 4. Wie wird das Moos benutzt?
§ 83. Die Torfbildung. Die Moor- oder Torsbildung
beginnt stets mit der Wucherung des Torfmooses und anderer Moosarten
an feuchten Stellen oder an dem Ufer eines stehenden Gewässers. Indem
die Moosstengel nach oben stetig weiterwachsen, unten aber absterben, wird
die Moosschicht immer dicker. Zugleich breitet sie sich nach allen Seiten
aus und webt auch einen Moosüberzug über den Wasserspiegel. Bald
wachsen auf dieser Decke auch Ried- und Wollgräser, Glockenheide und selbst
Sträucher und Bäume. Da die untersten abgestorbenen Pflanzenschichten
fast ganz von der Luft abgeschlossen sind, so verwesen sie nicht vollständig.
Besonders der in den Pflanzen enthaltene Kohlenstoff bleibt unzersetzt und
bildet den Hauptbestandteil des Torfes. In Binnenseeen und Teichen kann
auch eine Vertorfung durch die halbverwesten Überreste von Wassergräsern,
Schilfrohren, Schwertlilien, Binsen und anderen Wasserpflanzen stattfinden.
— Man unterscheidet in der Regel drei Schichten von Torf: a) den
Stech- oder Moostorf, die oberste gelbbraune, lockere Decke, b) den
dunkelbraunen Moortorf, die mittlere Schicht, c) den Pech- oder
Baggertorf, die unterste schwarze Schicht. — Man macht das Moor-
nutzbar durch Abstechen der beiden obersten Torfschichten, durch Ausbaggern
und Formen der untersten Schicht, durch das Moorbrennen zur Gewinnung
einer fruchtbaren Ascheschicht, durch Moordammkulturen und durch Anlage
von Fehnen. l.
l. Wo sind in deiner Heimat Moore? — 2. Wie verfährt man bei der
Gewinnung des Stechtorses? — 3. Suche in dem Moostorfe einzelne Pflanzen-
Weltkunde. . „
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
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