Autor: Renner, August, Jastram, Heinrich, Hüttmann, J. F., Feddeler, Gustav, Marten, Adolf
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
172
Brandenburg, den Polenkönig zu bewegen, ihm die Mitbelehnung in
Preußen zu gewähren. Seine Bemühungen glückten, und Joachim empfing
1569 die Mitbelehnung in Preußen. Wenn also früher oder später Albrechts
Haus dort ousstarb, so erhielten die Kurfürsten von Brandenburg Preußen
als Leben von Polen. Das ereignete sich bereits unter der Regierung des
Kurfürsten Johann Siegismund (1608—1619). Dieser hatte die älteste
Tochter Herzog Albrechts Ii. von Preußen geheiratet. Sein Schwiegervater
starb 1618 und nun wurde Johann Siegismund Herzog von Preußen. Seine
Gemahlin aber war zugleich die Erbin der Herzogtümer Kleve, Jülich, Berg
nebst Mark und Ravensberg im Rheinlande und Westfalen. Diese reiche Erb-
schaft freilich bekam Johann Siegismund nicht ganz, sondern nur das Herzog-
tum Kleve und die gewerbreichen Grafschaften Mark und Ravensberg.
Der Gedanke, die zahlreiche reformierte Bevölkerung der neuen Länder
leichter für sich zu gewinnen, veranlaßte vielleicht den Kurfürsten Johann
Siegismund mit, zur reformierten Kirche überzutreten. Dadurch ver-
scherzte er sich freilich die Liebe seiner lutherischen Unterthanen. Er starb, als
eben der 30jährige Krieg ausgebrochen war. — Sein Sohn und Nachfolger
Georg Wilhelm (1619—1640) war zum Unheil für seine Länder nicht der
Mann. welcher klug und kräftig genug gewesen wäre, um den Stürmen des
schrecklichen Krieges die Stirn zu bieten. Er wollte anfangs neutral bleiben.
Die Folge davon war, daß protestantische wie katholische Söldnerscharen die
Marken plünderten. Nun stellte er sich aus die Seite des Kaisers, dennoch
traf das Restitutionsedikt (s. § 76) auch ihn mit ganzer Wucht. Als jetzt
Gustav Adolf, welcher sein Schwager war. gegen den Kaiser austrat, weigerte
sich Georg Wilhelm hartnäckig, mit jenem ein Bündnis zu schließen.
Endlich zwang der Schwedenkönig ihn mit Gewalt dazu. Doch kaum war
Gustav Adolf gefallen, da schloß der Kurfürst seinen (Prager) Frieden mit
dem Kaiser. Von da an wüteten bald die siegenden Schweden, bald die vor-
dringenden Kaiserlichen mit Raub und Brand in den Marken. Kein anderes
deutsches Land vielleicht hat in jener Zeit so schreckliche Verwüstungen erlitten,
als Brandenburg. Endlich verließ Georg Wilhelm sein grausam zertretenes
Brandenburg und ging nach Preußen. Dort ist er 1640 gestorben.
§ Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst wurde
1620 in Berlin geboren. Seine Mutter erzog ihn vortrefflich
und prägte ihm frühzeitig in die Seele, „Gott vor allem und
seine Unterthanen zu lieben, das Laster zu hassen; dann werde
Gott seinen Stuhl bestätigen." Dazu mußte er fremde Sprachen
und andere Wissenschaften eifrig lernen und sich im Gebrauche der
Waffen üben. Als Friedrich Wilhelm 14 Jahre alt war. schickten
die Eltern ihn mit seinem tüchtigen Erzieher nach Holland. Dort
sollte er auf der Universität Leyden noch weiter studieren und
dazu bei den berühmten holländischen Feldherren lernen, wie man
Krieg führen müsse. Beides hat er mit gleichem Eifer gethan.
Aber Holland bot dem wißbegierigen Prinzen noch viel mehr.
Bald stand er auf der Werft und schaute zu, wie Schiffe gebaut
wurden, dann am Hafen und staunte die gewaltigen Lastschiffe an,
welche Güter und Schätze aus aller Welt heimbrachten; bald eilte
er dorthin, wo man einen Kanal baute, dann wieder besuchte er
Rittergüter und Bauernhöfe, um zu lernen, wie man den Ackerbau
und die Viehwirtschaft betreiben müsse. Daneben gewann er noch
immer Zeit, um mit jungen Fürsten und Adligen im Haag zu
verkehren. Als diese aber einst versuchten, ihn zu einem leicht-
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Siegismund Johann Georg_Wilhelm Wilhelm Gustav_Adolf Gustav Adolf Georg_Wilhelm Wilhelm Gustav_Adolf Gustav Adolf Georg_Wilhelm Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
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Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
174
Wir wissen bereits (s. § 79), daß König Ludwig Xiv. seine gierige
Hand nach den reichen Niederlanden und dem linken Rhei'n-
ufer ausstreckte. ^Darüber kam es zum Kriege zwischen Frankreich
und Holland. Friedrich Wilhelm schloß nun ein Bündnis mit
Holland und zog mit seinem Heere an den Rhein. Da verband
sich der Franzosenkönig mit Schweden. Bon Pommern aus fielen nun
schwedische Truppen in Brandenburg ein und hausten dort entsetzlich.
Die unglücklichen Märker Bauern schlossen sich zusammen, um sich
gegen die Schweden zu verteidigen. Die Inschrift ihrer Fahne
lautete: „Wir sind Bauern von geringem Gut und dienen unserm
gnädigsten Kurfürsten mit Leib und Blut." Endlich eilte Friedrich
Wilhelm herbei, hieb in Rathenow ein schwedisches Reiterregiment
in Stücke und besiegte das schwedische Heer in der ruhmreichen
Schlacht bei Fehrbellin (1675). Der wackere General
Derfflinger trug nicht wenig zu diesem Siege bei. Die
Schweden wurden nicht nur aus der Mark, sondern auch aus
Pommern und Preußen hinausgeworfen. Inzwischen aber hatte
der Kaiser mit Frankreich Frieden gemacht und ließ nun den
Kurfürsten im Stiche. Deshalb mußte dieser in dem Frieden
zu St. Germain Vorpommern wieder an Schweden herausgeben.
Voll Ingrimm rief er aus: „Aus meinen Gebeinen wird ein
Rächer erstehen!"
Die Friedensarbeit des Kurfürsten brachte reichen Segen über
seine Lande. Er zog (besonders holländische) Ansiedler in die Marken, welche
verstanden, Sümpfe und Moore zu entwästern und sie in sruchrbare Äcker und
Wiesen umzuwandeln. Er legte Musterwirtschaften an, an welchen seine Bauern
lernen konnten, wie man den Acker- und Gartenbau treiben müsse. Auch
verdankt die Mark ihm die Einführung der Kartoffel. Des Kurfürsten treffliche
Gattin, Luise Henriette von Oranien, ging ihm dabei mit Rat und That
zur Seite. Gewerbfleiß und Handel suchte er aufs eifrigste zu fördern durch
Anlegung von Fabriken, durch den Bau des Friedrich-Wilhelmskanals bei
Müllrose, auf welchem die Schiffe unter Benutzung der Havel und Spree aus
der Elbe in die Oder segeln konnten. Er erwarb sogar ein Stück Landes an
der Goldküste Afrikas und gründete dort die Kolonie Groß-Friedrichsburg. Sie
ging später wieder verloren. — Friedrich Wilhelm war ein gottessurcktiger
Fürst. Er konnte König von Polen werden, wenn er nur katholisch hätte
werden wollen. Das aber lehnte er entschieden ab mit den Worten: „Meine
Religion, darin ich meirrer Seligkeit versichert bin, unr einer
Krone willen zu verlassen, werde ich in Ewigkeit nicht thun."
Mit Schmerz sah er, daß die Geistlichen der lutherischen und reformierten Kirche
sich heftig zankten. Er erließ ein strenges Verbot gegen alle Lehrzänkereien auf
der Kanzel. Die Geistlichen sollten sich schriftlich verpflichten, dem Befehle zu
gehorchen. Alle, die sich weigerten, wurden abgesetzt. Unter diesen war auch
der fromme Liederdichter Paul Gerhardt. — Im Jahre 1688 schied Friedrich
Wilhelm aus diesem Leben. Er hat den Grund zu Brandenburgs späterer Größe
und Macht gelegt.
§ 84. Friedrich Iii. (1688—1713) hatte zwar nicht die
Kraft und den Heldenmut des Vaters geerbt, wohl aber den hoch-
strebenden Geist desselben. Er liebte und führte eine üppige und
glänzende Hofhaltung und war unablässig darauf bedacht, das
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Wilhelm Friedrich Wilhelm Derfflinger Germain Luise_Henriette_von_Oranien Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Paul_Gerhardt Friedrich
Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Iii Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Rhei'n- Frankreich Holland Holland Rhein Schweden Brandenburg Rathenow Fehrbellin Pommern Frankreich Schweden Afrikas Brandenburgs
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Geschlecht (WdK): koedukativ
155
Deutsche Reforimitioiisgcschichte.
a) Reformation der Kirche.
§ 68. Wir wissen, daß die Kirchenversammlung zu Konstanz (§ 62)
die Kirche an Haupt und Gliedern reformieren wollte. Leider war diese ichwere
Arbeit mißlungen. Anstatt besser, war es in der christlichen Kirche nur schlimmer
geworden. Die Lehre der Kirche ruhte nicht mehr auf dem Evan-
gelium allein Sie war verunreinigt durch Menschensatzungen, und feie)e
Menschensatzungen für den Glauben und für das Leben der Christen wurden
vielfach eindringlicher und eifriger gepredigt, als das Evangelium selbst. Vor
allen Dingen mußte der Christ glauben, daß der Papst der Stellvertreter
Christi aus Erden sei; er mußte glauben, daß der Priesterstand ein hübercr
und besserer sei, als jeder andere Christenstand; daß die Seele nach dem Tode
ins Fegfeuer komme, daß nur dem Priester auch der Kelch beim h. Abend-
mahle gcbübre u. dgl. m. Christi Verdienst war nicht mehr der
alleinige Grund der Seligkeit. Der Christ müsse und könne sich —
so lehrte die Kirche — durch gute Werke (Fasten, Wallfahrten, Büßungen,
Rosenkranzbeten, Anrufung und Verehrung Marias und der Heiligen) ein
Verdienst vor Gott erwerben. — Das Leben der Christenheit wurde
durch Laster und Verbrechen aller Art entheiligt. Die Quelle des
Verderbens war der päpstliche Hos in Rom, wo maßlose Geldgier, Völlcrei und
Unzucht im Schwange gingen. Bei der Geistlichkeit sah es vielfach ebenso
scblimm aus. Sehr viele Geistliche kümmerten sich wenig um Predigt und
Seelsorge; Pferde, Hunde und Jagdfalken interessierten sie mehr. In prunkenden
Gastmählern verpraßten manche das Gut frommer Stiftungen. In den
Klöstern waren Zucht und Sitte verloren gegangen, und die Mönche waren
wegen ihrer Unwissenheit, Roheit und Lasterhaftigkeit tief verachtet. Der ein-
fältige Christenmcnsch aber ärgerte sich an dem schamlosen Treiben, und nicht
wenige ahmten ungescheut das böse Beispiel ihrer Priester nach. -In dieser
Zeit tiefster Verderbnis erweckte Gott den Mann, welcher die Kirche reformieren
sollte: Dr. Martin Luther.
§ 69 Lutbers Leben. 1. Luthers Jugendzeit. Luther
wurde am 10. November 1483 in Eisleben am Unterbarze ge-
boren. Sein Vater, Hans Luther, war ein armer Bergmann,
ernst, streng und fromm. Er stammte aus Möhra in Thüringen.
Hans Luther erzog seine Kinder sehr streng. Arbeit und pünkt-
lichen Gehorsam gegen Gott und die Eltern mußten sie von früh
auf lernen. In Mansfeld am Harze, wohin Luthers Eltern ge-
zogen waren, besuchte Martin die Schule. Hier herrschte eine
ebenfo harte Zucht, als im Elternhause. Spater kam er in die
lateinische Schule zu Magdeburg und dann nach Eisenach, wo er
Verwandte hatte. In Eisenach sang er mit anderen armen
Schülern vor den Thüren reicher Leute ums Brot, bis ihn die
Frau Cotta in ihr Haus aufnahm. Nun brauchte er wenigstens
nicht mehr für das tägliche Brot zu sorgen, sondern konnte un-
gestört lernen. Luthers Vater war inzwischen wohlhabender ge-
worden. Er wollte, daß sein Sohn ein Nechtsgelehrter werden
sollte. Deshalb zog Martin Luther 1501 nach Erfurt, um da
auf der Universität die Rechte zu studieren. Hier hat er nach dem
Spruche gearbeitet: „Fleißig gebetet ist über die Hälfte studiert."
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Extrahierte Ortsnamen: Christi Marias Rom Eisleben Möhra Thüringen Mansfeld Luthers Magdeburg Eisenach Eisenach Erfurt
Autor: Renner, August, Jastram, Heinrich, Hüttmann, J. F., Feddeler, Gustav, Marten, Adolf
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
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Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
156
Besonders eifrig lernte er hier auch lateinisch und griechisch. Eines
Tages fand er in dem Büchersaale der Universität 'eine Bibel. Das
war der beste Fund seines Lebens. Mit Eifer und Ernst las er
und las sich immer tiefer hinein. Je mehr er las, desto mehr
erkaltete in ihm die Lust, ein Rechtsgelehrter zu werden. Dazu
wurde er todeskrank. Die Krankheit stimmte ihn sehr ernst. Er
gedachte an seine Sünde und fragte sich, ob er vor Gott, dem
strengen Richter der Sünder, bestehen und selig werden könne.
Dieser Gedanke machte ihn sehr unruhig. Als er genesen war,
reiste er zu seinen Eltern. Auf der Heimkehr überraschte ihn nahe
bei Erfurt ein heftiges Gewitter. Ein vor ihm einschlagender
Blitzstrahl schmetterte ihn zu Bodem Voll Entsetzens rief er aus:
„Hilf, liebe St. Anna, ich will ein Mönch werden!"
2. Luthers Klosterleben. Ohne seine Eltern zu fragen, ging
Luther 1505 in das Augustinerkloster zu Erfurt und wurde ein
Mönch. Zunächst mußte er die niedrigsten Dienste verrichten im
Kloster, dann mit dem Bettelsack auf dem Rücken Gaben für das
Kloster sammeln. Dazu quälte er sich ab mit Beten, Fasten,
Wachen, daß er sich fast zu Tode marterte. Er konnte später mit
Recht sagen: „Wahr ist's, ein frommer Mönch bin ich gewesen.
Ist je ein Mönch in den Himmel kommen mit Möncherei, so
wollte ich auch hineingekommen sein." Seine einzige Freude war,
daß er im Kloster auch die Bibel lesen und lernen konnte. Aber
je mehr er sich abquälte, je mehr er in der Bibel studierte, desto
unruhiger wurde er in seinem Gemüte. Er konnte keinen Frieden
für seine Seele finden in aller Möncherei, bis ein alter Kloster-
bruder ihm das Wort in die Seele rief: „Ich glaube an eine
Vergebung der Sünden". Dazu wies ihn der Vorsteher
der Äugustinerklöster in Deutschland, Dr. Staupitz, auf das Wort
der Römerbriefes: „Wer nicht mit Werken umgehet,
g l a u b e t a b e r a n d e n, der d i e G o t t l o s e n gerecht macht,
dem wird sein Glaube gerechnet zur Gerechtigkeit."
Da wurde es allmählich Licht in Luthers geängstigter Seele. Er
hatte endlich den Weg gefunden, der zum Frieden führt: daß der
Sünder gerecht werde ohne des Gesetzes Werke, allein durch
den Glauben.
3. Luther als Professor und Prediger in Wittenberg. —
Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen hatte in Wittenberg
eine Universität gegründet und suchte noch einen tüchtigen Lehrer
für diese hohe Schule. Da schlug Dr. Staupitz ihm Martin
Luther vor. Der Kurfürst berief nun den Augustiner-
mönch Luther als Professor an die Universität
Wittenberg. Hier hat er gelehrt, daß die Menschen sich nicht mit
ihren Werken' Vergebung der Sünden verdienen können, sondern
zu dem Sohne Gottes kommen müssen, welcher als das Lamm
Gottes der Welt Sünde getragen hat. — Auf Staupitzens Befehl
mußte Luther auch predigen. Seine Predigten waren so gewaltig,
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Extrahierte Personennamen: Ernst Anna Luthers Friedrich Friedrich Martin
Luther
Autor: Renner, August, Jastram, Heinrich, Hüttmann, J. F., Feddeler, Gustav, Marten, Adolf
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249
§ 44 Lehm und Thon. Die Maulwurfshügel lassen uns
erkennen, daß der Wiesenboden (in der Marsch) aus Lehm besteht. Quirlt
man ein wenig Lehm in Master, so wird dieses gelb gefärbt. Nach
einiger Zeit wird es aber wieder klar, und es hat sich auf dem Boden
des Gefäßes ein Niederschlag gebildet. Die unterste Schicht desselben
besteht aus Sandkörnern, die oberste aus feinem Schlamm oder Thon.
Lehm besteht also aus Sand und Thon und wird von Eisenrost gelb
gefärbt. Nach starken Regengüsien ist das Master des angeschwollenen
Flusses vom Lehm oft dunkelgelb gefärbt. Überschwemmt nun das Wasser
die Wiesen und bleibt einige Zeit auf denselben stehen, so setzt sich der
Lehm als Niederschlag auf dem Wiesenboden ab. Da dies sich bei jeder
Überschwemmung wiederholt, so hat sich seit Jahrhunderten eine dicke Lehm-
schicht gebildet. Lehmboden saugt das Master begierig auf, läßt es aber
schwer durch und trocknet nur langsam aus; er ist daher für das Gedeihen
der meisten Pflanzen günstiger als Sandboden. Man benutzt den Lehm
zum Ziegelbrennen. — Enthält der Thon nur wenig Sand und Eisen,
so bildet er den Töpferthon. Derselbe ist für Master undurchlässig.
Im trockenen Zustande saugt er das Wasser noch begieriger auf als Lehm.
Reiner Thonboden ist für den Pflanzenwuchs ungeeignet, weil er zu naß
und zu arm an Pflanzennahrungsstoffen ist. Aus Töpferthon wird
irdenes Geschirr oder Steingut gebrannt. — Ist dem Thone zur
Hälfte Kalk beigemengt, so heißt er Mergel; er wird zur Verbesserung
der Ackererde benutzt. — Der reinste Thon ist die Porzellanerde.
Sie ist kreideweiß, während alle andern Thonarten mehr oder weniger
gefärbt sind. Sie wird fein gemahlen, mit Master geschlemmt und ist
dann wie alle Thone knetbar. Die aus der Maste geformten Gegenstände
werden in feuerfeste „Kapseln" eingeschlosten und in den Ofen gebracht,
so daß die Flamme mit ihnen nicht in Berührung kommt. Vor Beendigung
des Brennens versieht man sie mit einer Glasur. — Der Haupt-
bestandteil aller Thonarten ist kieselsaure Thonerde. Diese ist durch Ver-
witterung feldspathaltiger Gesteine, wie Granit, Gneis, entstanden (s. Ver-
witterung).
1. Gieße auf trockenen Lehm und Tbon tropfenweise Woster! — 2. Fülle
Blumentöpfe nnt Sand, Lehm und Thon und gieße Wasser darauf! —
3. Bringe unglasiertes Thongeschirr (irdene Pfeife) an die nasse Lippe! —
4. Wo sind in deiner Heimat Lehm-, Thon- und Mergellager? — 4. Warum
herrscht in Norddeutschland der Ziegelbau, in Süddeutschland der Sandsteinbau
vor? — 5. Wo sind berühmte Porzellanfabriken?
Ii. Sommer. A. Im Garten.
§ 43. Einleitung-. Im Sommer bringt uns der
Garten eine reiche Fülle von Gaben. Hier reifen saftige
Erdbeeren, dort Johannis- und Stachelbeeren in allen
Sorten. Der Himbeerstrauch spendet täglich seine Früchte.
Rote und schwarze Kirschen, gelbe und braune Pflaumen
winken aus dem Laube. Die Küche versorgt der Garten mit
allerlei jungem Gemüse: Erbsen, Bohnen, Spinat, Spargel,
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Autor: Renner, August, Jastram, Heinrich, Hüttmann, J. F., Feddeler, Gustav, Marten, Adolf
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289
als auch in schattigen Bergwaldungen wächst dies größte unserer Moose
in dichten Polstern. Der Stengel trägt keine Äste, sondern an seinem
oberen Teile grüne Blätter und darunter braune Haare, die der Pflanze
als Wurzeln dienen. Auf dem Stengel sitzt eine 4-seitige Kapsel, die
im Jugendzustande von einer filzigen Mütze geschützt wird. Bei der Reise
fällt die Mütze ab und von der Kapsel löst sich ein Deckel los. Damit
aber die Sporen nicht alle auf einmal ausgestreut werden, ist der Rand
der Kapsel mit Zähnen besetzt und durch eine Haut verschlossen. Die
Sporen können daher nur zwischen den Zahnlücken durch. — 3. Be-
deutung der Moose für den Haushalt der Natur, a) Die
Moose bilden auf unfruchtbarem Sand- und Steinboden die erste Humus-
schicht, in der dann andere Pflanzen wachsen können, d) Sie helfen die
Bewässerung der Erde regeln. Moosbewachsene Felsen hindern den schnellen
Sturz des Regenwassers, halten es fest und bewirken, daß es langsam in
die Risse und Spalten des Gesteins eindringt und diese erweitert. Moos-
reiche Waldgegenden, Wiesen und Bergrücken bilden die unerschöpflichen
Wasserkammern vieler Flüsse, e) Die Moose liefern den Tieren keine
Nahrungsstoffe: aber den größeren Tieren bieten sie ein weiches Lager:
Scharen von kleinen Tieren finden in ihnen ein Versteck gegen ihre Feinde
und Schutz gegen Sonnenbrand und Winterkälte.
1. Lege ein Moospolster auf eine geneigte Fläche und tröpfele Wasser
darauf! — 2. Vergleiche Moos von feuchten und trockenen Stellen! — 3. Suche
im Herbste oder Frühlinge im Moose Insekten und deren Larven und Puppen,
Spinneneier u. s. w.! — 4. Wie wird das Moos benutzt?
§ 83. Die Torfbildung. Die Moor- oder Torsbildung
beginnt stets mit der Wucherung des Torfmooses und anderer Moosarten
an feuchten Stellen oder an dem Ufer eines stehenden Gewässers. Indem
die Moosstengel nach oben stetig weiterwachsen, unten aber absterben, wird
die Moosschicht immer dicker. Zugleich breitet sie sich nach allen Seiten
aus und webt auch einen Moosüberzug über den Wasserspiegel. Bald
wachsen auf dieser Decke auch Ried- und Wollgräser, Glockenheide und selbst
Sträucher und Bäume. Da die untersten abgestorbenen Pflanzenschichten
fast ganz von der Luft abgeschlossen sind, so verwesen sie nicht vollständig.
Besonders der in den Pflanzen enthaltene Kohlenstoff bleibt unzersetzt und
bildet den Hauptbestandteil des Torfes. In Binnenseeen und Teichen kann
auch eine Vertorfung durch die halbverwesten Überreste von Wassergräsern,
Schilfrohren, Schwertlilien, Binsen und anderen Wasserpflanzen stattfinden.
— Man unterscheidet in der Regel drei Schichten von Torf: a) den
Stech- oder Moostorf, die oberste gelbbraune, lockere Decke, b) den
dunkelbraunen Moortorf, die mittlere Schicht, c) den Pech- oder
Baggertorf, die unterste schwarze Schicht. — Man macht das Moor-
nutzbar durch Abstechen der beiden obersten Torfschichten, durch Ausbaggern
und Formen der untersten Schicht, durch das Moorbrennen zur Gewinnung
einer fruchtbaren Ascheschicht, durch Moordammkulturen und durch Anlage
von Fehnen. l.
l. Wo sind in deiner Heimat Moore? — 2. Wie verfährt man bei der
Gewinnung des Stechtorses? — 3. Suche in dem Moostorfe einzelne Pflanzen-
Weltkunde. . „
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315 n
jedoch an den Seiten silberig, hat zinnoberrote Augen und Flosien und
keine Bartfäden. Er läßt sich leicht angeln. — 3. Der Hecht ist ein
äußerst gefräßiger Raubfisch. Sein langgestreckter Körper und die große
Schwanzflosse befähigen ihn zu ungemein raschem Schwimmen. Das große
Maul ist ganz mit rückwärts gerichteten starken Zähnen besetzt, so daß er
seine einmal gefaßte Beute nicht wieder losläßt. Er wird über 100 Jahre
alt, bis 2,40 m lang und 13 kg schwer. In Teichen, Seeen und
Flüssen verfolgt er alle Fische, die kleiner sind als er, und selbst Geflügel
und Säugetiere. Sein Fleisch ist vorzüglich. — 4. Die Forelle findet
sich am häufigsten in kalten Gebirgsbächen und ist durch rote, blau ein-
gefaßte Flecke gekennzeichnet. Sie ist auch ein Raubfisch, der beständig
Jagd macht auf Würmer, Schnecken, kleine Fische, Insekten u. s. w. Wegen
ihres wohlschmeckenden Fleisches wird sie viel gefangen und auch in Teichen
gezüchtet. — Der verwandte Lachs ist eigentlich ein Seefisch, geht aber,
um zu laichen, die Flüsse hinauf. Bei diesen Wanderungen wird er ge-
fangen. — 4. Der Aal. Der schlangenförmige Körper ist mit sehr
kleinen Schuppen bedeckt, die in der schleimigen Haut liegen. Rücken-,
Schwanz- und Afterflosse sind verwachsen und sehr weich. Da die Kiemen
unter der Haut liegen, so kann er längere Zeit außer Wasser leben. An
schlammigen Stellen des Wasiers sucht er Sckup und Nahrung, die in
Würmern und kleineren Fischen besteht. Doch macht er nachts auch wohl
weitere Streifzüge. Zum Laichen geht der Aal ins Meer; die jungen
Aale wandern im Frühjahre wieder in den Flüssen empor. Wegen seines
fetten, grätenlosen Fleisches ist er unser teuerster Flußfisch. Man fängt
ihn in Reusen (Korben) und mit Angelschnüren.
1. Welchen Fischen dient die Rückenflosse als Waffe? — 2. Beobachte
die Lebensweise des Karpfen im Teiche! — 3. Warum setzt man einen Hecht
in den Karpfenteich? — 4. Wo sind in deiner Heimat Karpfen- oder Forellen-
teiche? — 5. Beschreibe den Lachsfang! — 6. Warum laßt sich der Aal mit
der Hand schwer festhalten? — 7. Wie wird der Aal zubereitet? — 8. Woran
erkannt man die Lebenszähigkeit des Aals?
§ 140. Der Fischotter. Er stimmt im Körperbau mit
Marder und Iltis überein, unterscheidet sich aber von ihnen durch seine
Ausrüstung für den Wasserausenthalt. Der langgestreckte Leib mit dem
kleinen, plattgedrückten Kopfe ist zum Durchschneiden des Wasiers geschickt.
Die Füße haben eine Schwimmhaut; sie dienen als Ruder, während der
kräftige Schwanz ein gutes Steuer abgiebt. Ohren und Nasenlöcher können
verschlossen werden. Der Pelz besteht aus starren Grannen und sehr
feinem, dichtem Wollhaar, welches kein Wasser bis aus die Haut dringen
läßt. — Der Fischotter lebt in und an unseren Flüssen. Im Ufer legt
er sich einen geräumigen, mit Gras ausgepolsterten Kessel an. Von diesem
führt eine Röhre ins Wasser und eine an die Oberfläche des Ufers. Alle
Wassertiere, Fische wie Geflügel, fallen ihm bei seiner Geschicklichkeit im
Schwimmen und Tauchen leicht zur Beute. Er wird wegen seiner Schäd-
lichkeit für die Fischzucht und wegen seines Pelzes eifrig verfolgt. Junge
Fischotter lassen sich zähmen und zum Fischfänge abrichten.
I. Suche an Sommerabenden den Fischotter am Ufer des Flusses oder in
einem nahe beim Flusse liegenden Teiche zu bcoachten! — 2. Vergleiche Fisch-
otter und Marder!