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Wenn die Kreuzzüge von einer Seite manche traurige
Folgen hatten, wenn sie unzähligen Menschen das Leben
kosteten und viele angesehene Familien in Armut stürzten, so
hatten sie von der anderen Seite auch höchst wohlthätige Fol-
gen. Außerdem, daß sie dem Muhamedauismus einen Damm
entgegensetzten, gaben sie auch dein frommen Sinne Nahrung,
erweckten Teilnahme an den kirchlichen Angelegenheiten und
regten gewaltig die schlummernden Kräfte des menschlichen
Geistes auf, sie beförderten das Emporkommen des Bürger-
standes, die Macht der Städte und die Blüte des Handels; sie
vermehrten durch eineu Reichtum von Erfahrungen in der
Natur- und Erdkunde die gemeinnützigen Kenntnisse und ver-
anlaßten, daß viele bisher noch unbekannte Arten von Obst-
bäumen und Gemüsen ins Abendland kamen. Zu dem
schönsten aber, was die Kreuzzüge förderten, gehört das Ritter-
tum, das zwar schon lange zuvor sich gestaltet hatte, damals
aber erst seine Ausbildung erhielt. Es machte nun den
Adeligen Tapferkeit, Treue, sanftes Gefühl und Frömmigkeit
zur angelegemlichen Pflicht. Die Einweihung zum Rittertume
hieß der Ritterschlag.
15, Rudolf von Habsburg.
Rudolf vou Habsburg war, ehe er zum Kaiser von
Deutschland gewählt wurde (1273), nur ein Graf, dessen
Güter im Elsaß und in der Schweiz lagen, aber wegen
seiner Biederkeit und Frömmigkeit wurde er allgemein ge-
achtet. Einst, als er aus der Jagd war, begegnete ihm ein
Priester, der mit der heiligen Wegzehrung zu einem Kraulen
eilte. Wege/, des angeschwollenen Waldwassers war der
Weg schlüpfrig und unsicher geworden. Da sprang Rudolf
von seinem Rosse, ließ den Priester aufsteigen und führte
demutsvoll selbst das Tier am Zügel bis vor das Haus des
Kranken. Hier wartete er, bis die heilige Handlung voll-
bracht war, und begleitete dann den Priester zurück. Das
Pferd aber widmete er vou nun an dem Dienste der Kirche;
denn er hielt sich unwürdig, je wieder das Tier zu besteigen,
das seinen Schöpfer getragen hatte. — Erzbischof Werner
von Mainz reis te einst nach Rom; und da ihm der Weg
durch das Gebiet des Grafen Rudolf nicht ganz sicher
dünkte, so bat er sich von demselben ein sicheres Geleite aus.
Der ritterliche Graf begleitete den Erzbischof selbst und zeigw
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TM Hauptwörter (200): [T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T148: [Kirche Macht Staat Deutschland Kampf Frankreich Reich Reformation Zeit Gewalt]]
Extrahierte Personennamen: Rudolf_von_Habsburg Rudolf Rudolf_vou_Habsburg Rudolf Rudolf Rudolf Werner
von_Mainz Rudolf Rudolf
410
würdigste Sakrament mit Füßen getreten." Tilly folgte Mans-
feld über den Rhein, trieb ihn weiter nach Westen in das
'Elsaß und zog sich donn in die Pfalz zurück.
Unterdes zogen zwei andere Feinde gegen ihn heran. Der
-eine war Christian von Braun schweig. Er hatte luthe-
rischer Bischof von Halberstadt werden wollen, aber der Kaiser
hatte ihm das Bistum nicht gegeben. Erbittert darüber wandte
er sich nach Westfalen und plünderte Kirchen und Klöster.
Mit dem Raube bezahlte er seine 13 000 Söldner, mit welchen
er gegen Tilly zog. Der andre Feind war Friedrich von
Baden, der sich mit 15 000 Mann ebenfalls gegen Tilly.
wandte.
Mansfeld, Christian von Braunschweig und Friedrich von
Baden wollten ihre Heere vereinigen und über Tilly her-
fallen. Aber Tilly kam ihnen zuvor und schlug zunächst
Friedrich von Baden. Dann wandte er sich gegen Christian
von Braunschweig und überraschte denselben bei Höchst:
12 000 Mann aus Christians Heer wurden erschlagen, im
Main ertränkt, gefangen oder gesprengt. Da fand es Mans-
feld nicht geraten, auch den Kampf mit Tilly aufzunehmen; er
floh nach Holland und traf dort mit Christian von Braunschweig
zusammen.
Mit dem Schlüsse des Jahres 1623 hatte das Schwert des
Feldherrn Tilly den deutschen Boden von den Räubern ge-
säubert, und es schien der Friede wiederzukehren. Aber er
kam nicht. Holland, England und Frankreich wollten Deutsch-
land nicht zur Ruhe kommen lassen und unterstützten Mans-
feld und Christian von Braunschweig mit Geld und ließen in
ihren Gebieten Söldner werben. Auch Christian Iv. von
Dänemark stand gegen den Kaiser aus, indem er hoffte, einige
Bistümer in Norddeutschland für sich zu gewinnen. Gegen
diese Macht war Tilly zu schwach. Zudem stand er nur in
bayerischen Diensten; der Kaiser hatte kein Heer und auch
kein Geld.
3. Wallenstein. In dieser Verlegenheit half dem Kaiser
-ein Osfizür, Albrecht von Wallenstein. Mit neidischen Augen
hatte er bisher den Feldherrnstab in den Händen Tillys ge-
sehen. Er freute sich, daß die Geldnot des Kaisers ihm Ge-
legenheit gab, sich selbst an die Spitze eines Heeres zu stellen.
Unentgeltlich wollte er dem Kaiser ein Heer von 50 000 Mann
anwerben, wenn er selbst alle Stellen bei demselben besetzen
dürfe. Es wurde ihm bewilligt.
Nun ließ er die Trommel rühren, und von allen weiten
strömten die Leute unter seine Fahne, denn in jener Zeit, wo
l>er Soldat flotter lebte als der Bürger und Handwerker, griff
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Extrahierte Personennamen: Tilly Christian_von_Braun Tilly Friedrich_von
Baden Friedrich Tilly Christian_von_Braunschweig Friedrich_von
Baden Friedrich Tilly Tilly Friedrich_von_Baden Friedrich Christian
von_Braunschweig Christians Christian_von_Braunschweig Christian_von_Braunschweig Christian_Iv Dänemark Tilly Albrecht_von_Wallenstein Albrecht
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Halberstadt Westfalen Mansfeld Main Holland Holland England Frankreich Norddeutschland Tillys
411
jeder gern zur Muskete. In kurzer Zeit hatte Wallenstein
ein Heer von 50 000 Mann zusammen. Mit diesem brach er
nach ^Niedersachsen aus. Bei Dessau stellte sich ihn: Mansseld
entgegen, der so von ihm geschlagen wurde, daß er eiligst
nach Ungarn floh. Dort entließ er seine wenigen Truppen,
verkaufte sein ganzes Heergerät und zog mit wenigen Ge-
treuen gegen Venedig. In Bosnien erkrankte er und starb.
Kurz vor ihm war auch sein Waffengefährte Christian von
Braunschweig, erst 29 Jahre alt, aus diesem Leben ge-
schieden.
Während Wallenstein Mansfeld verfolgte, hatte Tillp den
Dänenkönig vor sich hergetrieben und bei Lutter am Baren-
berge in Hannover eingeholt. Hier kam es zu einer blutigen
Schlacht, die mit der völligen Niederlage des Königs endete.
Wallenstein verstärkte sein Heer mittlerweile auf 100 000
Mann und forderte vom Kaiser eine ungeheure Summe, die
er aus seinem eigenen Vermögen zum Unterhalte der Truppen
zugesetzt zu haben behauptete. Da der Kaiser kein Geld hatte,
so setzte er die beiden Herzöge von Mecklenburg wegen ihres
Bündnisses mit dem Dänenkönige ab und vergab ihre Länder
an Wallenstein.
Schrecklich hausten die Wallensteiner in Deutschland. Wohin
sie kamen, gingen Städte und Dörfer in Rauch auf. Die
Menschen wurden ausgehungert oder zu Tode gemartert. Fast
eis Jahre hatte der Krieg gedauert, der Wohlstand vieler
deutschen Länder war vernichtet und manche Gegenden völlig
verödet. Immer lauter wurden die Klagen der Fürsten und
Völker.
Da berief der Kaiser auf den 3. Juni 1630 die Kurfürsten
nach Regensburg. Alle erhoben hier ihre schmerzliche Klage
über Wallenstein und sein Heer; alle verlangten die Entlassung
Wallensteins und seiner Scharen. Der Kaiser willigte ein,
und Tillp wurde zum alleinigen Feldherrn des Heeres
ernannt.
4. Gustav Adolf von Schweden. Noch waren die
Fürsten in Regensberg, als die Kunde erscholl, ein neuer
Feind habe den deutschen Boden betreten. Es war Gustav
Adolf, der Schwedenkönig. Am 4. Juli 1630 landete er mit
15oo0 Mann aus der Jusel Rügen. Durch Zureden und
Drohungen brachte er die Herzöge von Pommern und Meck-
lenburg und den Kurfürsten von Brandenburg dahin, ein
Bündnis mit ihm zu schließen. Ebenso verband sich die Stadt
Magdeburg mit ihm. Tillp zog im Frühjahre 1631 mit seinem
Heere vor Magdeburg und ließ die Stadt bestürmen. Kaum
hatten seine Leute die Mauern erstiegen, da loderte Feuer aus
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Extrahierte Personennamen: Christian_von
Braunschweig Gustav_Adolf_von_Schweden Gustav Adolf Gustav
Adolf Gustav Adolf
439
des Gymnasiums bekämen viele Schläge und würden überhaupt
sehr hart behandelt; er glaubte dies, wollte sich aber gerne alles
gefallen lassen, um nur zu seinem Ziele zu gelangen. Bei der
ersten monatlichen Prüfung erhielt er den vorletzten Platz in
seiner Klasse; diese Demütigung nahm ihm aber den Mul nicht,
er glaubte, wohl gar den letzten Platz verdient zu haben und
aus Schonung um einen Platz höher gestellt zu sein. Er stu-
dierte mit solchem Eifer, daß er am Schlüsse des ersten Schul-
jahres (1771) schon alle seine Mitschüler in der Religionslehre
und in der lateinischen Stilübnng übertraf, und in allen übrigen
Fächern den besten gleich stand. Seine Fortschritte in den fol-
genden Jahren waren nicht minder glänzend.
Overberg benutzte sorgfältig die Zeit. Um des Morgens
früh aufzustehen, hatte er eine Schlafglocke auf seinem Schlaf-
zimmer angebracht und mit einem Tagelöhner, der um 5 Uhr-
morgens zur Arbeit ging, die Absprache getroffen, daß er ver-
mittelst eines Fadens, welcher nach außen an der Wand herab-
hing, die Schelle ziehen und ihn wecken solle. Mutwillige Mit-
schüler zogen dieselbe wohl mitten in der Nacht, aber er ließ sich
diese Neckerei gefallen. Wenn er spazieren ging, hatte er ein
Buch in der Tasche und legte sich gerne hinter einer Wallhecke
hin, um ungestört zu lesen. Er beschränkte sich nicht ans die
Schulbücher, sondern suchte auch andere sich zu verschaffen, die
von den Lehrern als nützlich empfohlen wurden.
Im vorletzten Jahre seines Gymnasialkursus wiederholte er
sein Gelttbde, in dem geistlichen Stande sein Leben dem Dienste
der Religion zu weihen.
31. Friedrich Wilhelm Iv.
Am 15. Oktober 1795 wurde Friedrich Wilhelm Iv. ge-
boren. Zweinndsiebenzig Kanonenschüsse verkündeten dies Er-
eignis der Residenz Berlin. Unter der sorgfältigsten Leitung
seiner Eltern wurde der junge Prinz erzogen. Schon in früher
Jugend hat er traurige Tage erlebt, als das Vaterland in den
Unglücksjahren von 1806 an unter der Zwangsherrschaft Napo-
leons stand. Da mußte seine Mutter mit ihm und seinen jt??i-
gern Geschwistern von Berlin fliehen, weit, weit weg bis an die
äußerste Grenze des Reiches. Und als er ein frischer Jüngling
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Extrahierte Personennamen: Overberg Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Handel. Zu Geseke, nahe bei Lippstadt, ist eine Provinzial-
Pflegeanstalt für unheilbare Kranke iinb zu Benning-
hausen eine Besserungs-Anstalt für Erwachsene. Rütherr
hat ein katholisches Lehrerseminar.
Soest mit 15,000einwohnern, in der fruchtbaren Soester
Börde gelegen, hat ein evangelisches Schullehrer-Seminar,
eine Taubstummen-Anstalt, ein Blindeninstitut, ein Gymna-
sium und 0 Kirchen, worunter sich die im edelsten gotischen
Stile erbaute Kirche Maria zur Wiese, gewöhnlich Wiesen-
kirche genannt, auszeichnet. Z>t der alten Stadt Werl
wallfahrten noch jährlich viele'pilger und verrichten ihre
Andacht in der dortigen Franziskaiter-Kirche. Der Ort ist
auch wichtig wegen seines Kornmarktes und seiner Salinen.
Hamm an der Lippe mit 27,000 Einwohnern hat ein Ober-
landesgericht, ein Gymnasium und eine Lehrerinnen-Bil-
dungs-Anstatt. Seine gewerblichen Anlagen, namentlich die
Drahtziehereien, sind bemerkenswert. Seit einigen Jahren
besitzt es ein vortreffliches Solbad. Hamm bildet einen wich-
tigen Knotenpunkt verschiedener Eisenbahnen. Das geiverb-
reiche Unna ist bekannt durch die Saline Königsborn mit
viel besuchtevl Solbad. Dortmitnd, früher freie Reichs-
stadt, ist mit seinen 115,000 Einwohnern die volkreichste
Stadt Westfalens. Es hat ein Oberbergamt, Gymnasium
und Realgymnasium und außer berühmten Bierbrauereien
eitle reiche Metallindustrie. Die Eisenhiitte „Union" be-
schäftigt alleiit über 500 Arbeiter. Jit der Nähe der Stadt
liegen zahlreiche Kohlengruben. Auch Hörde (19,0' 0 Ein-
wohner) beschäftigt auf der Hermattnshütte an die 4 000
Arbeiter. In Aplerbeck befinbet sich eine Provinzial-Jrren-
anstalt. Bochum, 55,000 Einwohner, besitzt zahlreiche Ei-
senbahnverbindungen und eine blühende Industrie. Die
Aochumer Gußstahlfabrik ist nächst der Kruppschen in Essen
die berühmteste im Deutschen Reiche. In der Umgegend be-
sindeit sich viele ergiebige Kohlenbergwerke. Witten, 50,000
Einwohner, hat rege Eisenwaren- und Glasfabrikation.
Die benachbarten Kreise Gelsenkirchen, Hattingen, Ha-
gen, Schwelm verdanken ihr rasches Emporblühen größten-
teils den reichen Kohlenvorräten, welche der Boden birgt.
Eine Anzahl von Schornsteinen erhebt sich in dieser Gegend,
wo früher angesehene Ritter auf stolzen Burgen hauseten.
Bei Hagen, welches 40,000 Einwohner zählt und zu den
fabrikreichsten Plätzen des Regierungsbezirkes gehört, beginnt
die sogenannte Enneper-Straße, die 12 Kilometer weit
an dem Flüßchen Ennepe bis Gevelsberg sich hinzieht. Sie
ist eine tlnunterbrochene Reihe von Fabrikanlagen, welche
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567 —
V. Das Amt Brake liegt an der Weser. Brake an
der Weser, eine Stadt mit etwa 4500 Einwohnern, einem
Hafen und Seeamte, hat den bedeutendsten Schiffsverkehr
des Herzogtums. In Brake ist eine katholische Kapelle,
eine katholische Privatschule und ein katholisches Krankenhaus.
Ovelgönne hat einen sehr besuchten Pferdemarkt. Am rechten
Weserufer liegt Dedesdorf im Land Wührden.
Vi. Das Amt Butjadingen liegt an der Nordsee
zwischen der Weser und dem Jadebusen. Ellwürden ist der
Sitz des Amtes. Bei Nordenham, einem neuen, sehr günstig
gelegenen Hafenplatze an der Weser, ist in jüngster Zeit ein
Fischereihafen angelegt worden. In Blexen, welches Bremer-
hasen gegenüber liegt, starb 790 der hl. Willehadus, der
Apostel der Friesen.
Vii. Die Stadt Jever. Jever ist eine Stadt erster
Klasse mit 5300 Einwohnern. Es hat ein Gymnasium und
ein altertümliches Schloß, in welchem eine kunstvoll geschnitzte
Eichenholzdecke den Hauptsaal schmückt. In Jever ist eine
katholische Kirche und Schule. Die Stadt ist mit Hooksiel
am Meere durch eine Wasserstraße verbunden.
Viii. Das Amt Jever bildet den nördlichsten Teil des
Herzogtums Oldenburg. Es liegt an der Nordsee und grenzt
im Westen an Ostfriesland. Vom Amte Jever ist auf der
Landseite der preußische Kriegshafen Wilhelmshaven begrenzt.
Bor Wilhelmshaven liegen auf oldenburgischem Gebiete die
Ortschaften Bant. Belfort, Neubremen, Heppens mit etwa 20,000
Einwohnern. Hier wohnen viele Arbeiter der Kaiserlichen
Werft in Wilhelmshaven. Bant hat eine katholische Kirche
und Schule. Im Süden des Amtes ist der Ems-Jade-
Kanal.
Zum Amte Jever gehört die Insel Wangeroog.
Ix. Die Stad t Varel, eine Stadt erster Klasse, mit etwa
4900 Einwohnern, liegt in der Nähe des Jadebusens. Varel
hat eine Landwirtschastsschule, eine katholische Kirche und
Schule und ein katholisches Krankenhaus. Von Bedeutung
ist die Maschinenfabrikation. Südwestlich von der Stadt, in
unmittelbarer Nähe derselben, liegt das Vareler Holz. Am
Jadebusen ist der Vareler Hafen.
X. Das Amt Varel liegt am Jadebusen; im Westen
berührt es Ostfriesland. Zetel ist ein großes, gewerbfleißiges
Dorf mit Leinen- und Baumwollwebereien. Bei Neuenburg
liegt der sogenannte Urwald. In der Umgegend von Varel,
auf der friestschen Wede, sind viele Ziegeleien, welche außer
gewöhnlichen Ziegelsteinen auch Klinker, hartgebrannte Steine
für Straßenbauten, liefern.
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568 —
Dangast, ein Dorf am Jadebusen, ist durch den Granat-
fang und durch sein Seebad bekannt.
Xi. Das Amt Westerstede, welches das Ammerland
genannt wird, stößt im Westen an Ostfriesland. Westerstede,
eine Ortschaft mit etwa 1200 Einwohnern, ist bei Ocholt durch
eine schmalspurige Eisenbahn mit der Strecke Oldenburg-
Leer verbunden. Zwischenahn, am Südufer des Zwischen-
ahner Meeres gelegen, ist ein beliebter Ausflugsort. Dampfer
und Kähne vermitteln den Verkehr mit dem an der Nord-
seite des Seees gelegenen Dreibergen. Augustfehn mit etwa
1080 Einwohnern, in der Gemeinde Apen, hat ein bedeu-
tendes Eisen- und Stahlwerk. Hier befindet sich eine katho-
lische Kapelle und Schule.
Xii. Das Amt Friesopthe berührt im Westen Ost-
friesland und den Hümling. Friesoythe, eine Stadt an der
Soeste mit etwa 1000 Einwohnern, ist durch einen Zweig-
kanal mit dem Hunte-Ems-Kanal verbunden. Friesoythe
hat ein Krankenhaus. Der Flecken Barßel am Barßeler
Tief mit etwa 900 Einwohnern treibt Schiffahrt. Barßel hat
ein Krankenhaus. Zum Kirchspiel Barßel gehört die Kapellen-
gemeinde Harkebrügge. In Elisabethfehn ist eine evangelische
Kapelle und Schule. Die vier Gemeinden Strücklingen,
Ramsloh, Scharrel und Neuscharrel bilden das durch große
Moore abgeschlossene Saterland, bei dessen Bewohnern sich
noch die altfriestsche Sprache erhalten hat. Die Kolonie
Idafehn in der Gemeinde Strücklingen hat eine evangelische
Kapelle und Schule. Zum Amte Friesoythe gehören ferner
die Gemeinden: Altenoythe, Bösel und Markhausen.
Barßel, Neuscharrel und Harkebrügge haben neue Kirchen.
Xiii. Das Amt Cloppenburg grenzt im Westen an
den Hümling. Zum Amte Cloppenburg gehören folgende
Gemeinden: i. Stadtgemeinde Cloppenburg, 2. Landgemeinde
Krapendorf, 3. Cappeln, 4. Emstek, 5. Garrel, 6. Molbergen,
7. Lindern, 8. Lastrup, 9. Essen, 10. Löningen. Die vier
letzten Gemeinden bilden den Amtsgerichtsbezirk Löningen.
Cloppenburg an der Soeste ist mit dem unmittelbar daran
liegenden Flecken Krapendorf eine Stadt von etwa 2375 Ein-
wohnern. In der Stadt sind zwei katholische Kirchen, eine
lutherische Kirche, ein Krankenliaus, eine vereinigte Ackerbau-
und höhere Bürgerschule, die St. Vincenz-Jdiotenanstalt und
ein Pensionat zur Ausbildung von Lehrerinnen. Zur Pfarre
Cloppenburg gehört die in der Landgemeinde Krapendorf
liegende Kapellengemeinde Kneheim.
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— 570 —
Bris landwirtschaftlicher Maschinen. Lahne hat ein Kranken-
haus und eine höhere Bürgerschule. Daselbst ist eine evan-
gelische Kapelle.
Dinklage mit etwa 800 Einwohnern besitzt ein Kranken-
haus, eine landwirtschaftliche Winterschule und eine höhere
Bürgerschule. Die Industrie besteht in einer Baumwoll-
weberei und in einer Fabrik landwirtschaftlicher Maschinen.
In der Nähe des Ortes Dinklage liegt die Gräflich Galen-
sche Burg Dinklage, mit schöner Kapelle, einem Tiergarten
und herrlichen Waldungen.
Damme mit etwa 900 Einwohnern ist ein hübsch am
Fuße der Berge gelegener Ort, hat ein Krankenhaus, ein
Waisenhaus und eine höhere Bürgerschule.
Kapellengemeinden sind: Osterfeine (Damme), Rechterseld
(Visbeck), Carum (Bakum) und Lüsche (Vestrup). In Oster-
feine, Holdorf, Dinklage, Steinfeld, Carum, Lüsche, Lutten
und Visbeck sind neue Gotteshäuser erbaut. Die Kirche zu
Lohne ist erweitert und verschönert, die zu Vechta ist restauriert.
In Goldenstedt, Vechta, Wulfenau (Dinklage), Fladderlohausen
(Holdors) und in Neuenkirchen sind evangelische Kirchen-
gemeinden.
In der Nähe von Lutten befinden sich das Herrenholz
und die Arkeburg.
Die drei zuletzt genannten Ämter werden Münsterland
genannt, weil sie früher zum Fürstbistum Münster gehörten.
Die Einwohner sind größtenteils katholisch.
Xv. Das Amt Wildeshausen liegt an der mittleren
Hunte.
Wildeshausen, an der Hunte, ist die älteste Stadt des
Herzogtums, mit etwa 2200 Einwohnern. Die Bewohner
treiben außer Ackerbau vielfach Gerberei und Schuhmacherei.
Die Stiftskirche zum hl. Alexander, welche jetzt der luthe-
rischen Gemeinde gehört, ist ein schönes und großartiges
Baudenkmal des Mittelalters. Mit dieser Kirche war früher
ein von Walbert, dem Enkel Widukinds, gegründetes Chor-
herrenstift verbunden. Wildeshausen hat auch eine katholische
Kirche; es befinden sich dort zwei Krankenhäuser, eine Taub-
stummenanstalt und eine landwirtschaftliche Winterschule.
Von Dötlingen ab bis in die Nähe der Stadt Oldenburg
sind an der Hunte große Rieselwiesen angelegt.
In den Ämtern Vechta und Wildeshausen befinden sich
uralte Steindenkmäler. Die berühmtesten derselben, die
Visbecker Braut, der Visbecker Bräutigam und der Opfer-
stein, liegen ungefähr eine Stunde nördlich von Visbeck.
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Extrahierte Personennamen: Dinklage Steinfeld Dinklage Alexander Alexander
— 372 —
rasche Ausbreitung gefunden, und seine Wirksamkeit ist jetzt
schon eine sehr bedeutende.
8. Karl der Grafte.
Kart der Große folgte im Jahre 768 seinem Vater Pipin
in der Regierung. Man nannte ihn den Großen, weit er im
Frieden und im Kriege sich als einen Mann von hohen
Geistesfähigkeiten bewies und seine Völker zu bessern, ver-
ständigern und glücklichern Menschen zu machen suchte. Rohe,
unwissende Menschen waren ihm zuwider. Er ließ daher eine
Menge Schulen anlegen, vor allem eine Hosschule für die
Kinder seiner Edelleute und Hosbedieuten, erschien auch mehr-
mals unvermutet selbst mitten unter den Schülern, um mit
eigenen Augen zu sehen, wie es bei dem Unterrichte herging.
Einst fand er bei einem solchen Schulbesuch, daß die Söhne
der Edelleute und Vornehmen den Bürgerkinderu an Fleiß
und Fortschritten weit nachstanden. Diese mußten sich zu
seiner Rechten, jene aber zu seiner Linken stellen. Dann sagte
er zu den armen, aber fleißigen Kindern: „Ich danke euch,
meine Kinder, ihr habet ganz meinen Wünschen entsprochen,
euch zur Ehre und zum bleibenden Gewinn." Zürnend
wandte er sich darauf an die vornehmen, aber trägen Kinder
mit den drohenden Worten: „Ihr aber, ihr Söhne der Edelen,
die ihr euch der Trägheit und den: Müßiggänge überließet
und meinen Befehlen ungehorsam wäret, trotzet nicht aus
Stand und Reichtum eurer Eltern, denn wisset, Nichtswürdige
haben vor mir weder Rang noch Ehre. Und werbet ihr nicht
fleißige Schüler, so soll keiner von euch mir wieder vor die
Augen kommen. Beim Könige des Himmels, ich werde euch
bestrafen, wie ihr es verdient."
Karl der Große war ein eifriger Beförderer des Christen-
tums. Neue Bistümer, Kirchen und Klöster ließ er
gründen. Die Klöster förderten innerhalb ihrer stillen Mauern
nicht nur den Unterricht der Jugend, sondern sorgten auch
für Arme und Kranke und nahmen Reisende gastfreundlich
auf; denn Gasthöfe gab es in damaliger Zeit nur wenige.
Auch beschäftigten sich die Mönche damit, die guten, alten
Schriften der Griechen und Römer abzuschreiben, denn damals
war die Kunst, Bücher zu drucken, noch nicht erfunden;
— sie schrieben die Geschichten der Länder und Völker und
die Thaten der Heiligen auf, oder sie rodeten die Wälder aus
und machten den Boden urbar — kurz, die Klöster wurden
auf mancherlei Weise nützlich und waren ein wahrer Segen
des Landes. Dem Könige Karl war sehr daran gelegen, das
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche]]
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Ss. Der dreißigjährige Krieg.
1. Ausbruch des Krieges. Der Augsburger Reli-
giousfriede halte die Eintracht zwischen Katholiken und Pro-
testanten nicht herzustellen vermocht. Im stillen dauerte die
Spannung fort, die endlich zu einem unheilvollen Kriege
führte, der 30 Jahre dauerte. Derselbe nahm seinen Ansang
in Böhmen. Dort wollten protestantische Unterthanen Kirchen
erbauen. Allein der Kaiser hinderte sie daran. Hierüber
wurden die Böhmen entrüstet. Sie stürmten im Jahre 161 s
bewaffnet auf das Schloß in Prag und stürzten die kaiserlichen
Beamten zum Fenster hinaus. Damit begann der dreißig-
jährige Krieg.
Der Kaiser war alt und kränklich und starb im Mürz des-
folgenden Jahres. Ihm folgte sein Neffe Ferdinand. Aber
die Böhmen wollten Ferdinand nicht als ihren König an-
erkennen und wählten statt seiner den zweiundzwanzigjährigen
Friedrich von der Pfalz. Und der junge Friedrich ließ sich
durch den Glanz der Königskrone blenden, zog nach Prag und-
setzte sich die gefährliche Krone aufs Haupt. Dadurch lehnte
er sich gegen den Kaiser auf. Aber der Herzog von Bayern
zog dem Kaiser mit einem Heere zu Hülfe, besiegte Friedrich
am weißen Berge bei Prag und jagte ihn aus dem Lande.
Durch die einzige Schlacht schien der Krieg beendet. Wer
hätte denken sollen, daß er noch so lange dauern würde.
2. Tilly. An der Spitze des bayerischen Heeres stand"
Tilly, der erste Feldherr seiner Zeit. Während des dreißig-
jährigen Krieges hat er dem Kaiser und Deutschland große
Dienste geleistet.
Daß nach der Schlacht bei Prag Friede eintreten sollte^
war vielen Männern, die nur vom Kriegshandwerk lebten,
nicht recht; sie setzten den Krieg auf eigene Hand fort und
lebten von Raub und Plünderung. In unsern Tagen würde
man sie Anführer von Räuberbanden nennen.
Ernst von Mansfeld war ein solcher Mann. Er hatte
einen Teil der geschlagenen böhmischen Armee um sich ge-
sammelt und fiel nun mit Feuer und Schwert raubend und
plündernd über Städte und Dörfer her. Tilly verfolgte ihn
im Frühjahr 1621 über Bamberg und Würzburg und drängte
ihn über den Rhein. Mansfeld zog in das Bistum Speier.
In drei Tagen flammten dreißig Dörfer auf. „Die Mans-
felder haben," so lauten die Klagen, „die Bauern haufenweise
in die brennenden Häuser geworfen und diejenigen, die sich.
retten wollten, niedergestochen. Sie haben die Kirchen aus-
gebrochen, beraubt, die Altäre abgerissen, das heiligste hoch-
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe]]
TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni]]
Extrahierte Personennamen: Ferdinand Ferdinand Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Tilly Tilly Ernst Tilly