137
1683 Belagerung Wiens durch die Türken.
Tapfere Vertheidigung durch Starre mb erg, Rettung
durch dm Polenköuig Johann Sobieskp und das
Reichsheer unter Karl von Lothringen. Die 'Liege des
Prinzen Engen von Savoyens) entrissen darauf den
Türken alles, was sie seit 150 Jahren in Ungarn erobert
hatten. Beginnender Verfall des osmanischen Reiches.
(1688—1697) Dritter Raubkrieg Ludwigs Xiv.
Die Veranlassung zu diesem mit unmenschlicher Grausam-
keit geführten Kriege gaben die Ansprüche, welche Ludwig
auf Pfalz -Snnmern erhob, obwohl Psalz-Muburg erbbe-
rechtigt war. 1689 Verwüstung der Pfalz. Melac
äschert 1200 Städte und Dörfer ein, darunter Heidel-
berg, Worms tmd Speier. a)
1097 Friede zu Ryswick.d)
Ludwig behielt den ganzen Elsaß nebst Straßburg,
seine Eroberungen auf dem rechten Rheinufer gab er her-
aus. Der Kurfürst von der Pfalz und der Herzog voit
Lothringen erhielten ihre Länder wieder; doch sollte in der
Pfalz die katholische Religion die herrschende bleiben.
1688—1713 Kurfürst Friedrich Ui. von Brandenbnrg
nachmals König Friedrich I von Preußen
Zwar prachtliebend und eitel, sorgt aber für das Mili-
tär und die Wissenschaft. 1694 Universität Halle ge-
gründet. 1700 Gründung der Akademie der Wissenschaften
auf des berühmten Philosophen Leibnitz Veranlassung, c)
1701 Friedrich setzt sich,und seiner Gemahlin Sophie
18. Jan. Charlotte zu .Königsberg die Königskrone auf.
Auch andere Fürsten hatten kurz zuvor die Königswürde
erlangt:
1688 wurde Wilhelm 111. von Oranien durch
Vertreibung der Stuarts (Jakobs 11.) König von Eng-
z) Klein und mager. Bewirbt sich bei Ludwig Xiv. vergebens um
Kriegsdienste, weil der Kriegsminister Louvois seine Familie
haßte. Darauf tritt er in den Dienst Oestreichs und wirkt für
dasselbe Großes mcht nur als Feldherr, sondern auch als
Staatsmann. — Sein Hauptsteg über die Türken bei Zentha
(1697wo 20000 Türken fielen.
a) Daselbst übermüthige Schändung der Kaisergräber.
b) Ein Dorf in der Nähe von Haag.
o) Dessen Verkehr mit der geistvollen Königin Sophie Charlotte (in
Charlottenburg).
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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Extrahierte Personennamen: Polenköuig_Johann_Sobieskp Johann Karl_von_Lothringen Karl Ludwigs Ludwig
auf_Pfalz Ludwig Melac Ludwig Friedrich_Ui Friedrich Friedrich_I Friedrich Leibnitz Friedrich Friedrich Sophie
18._Jan Charlotte Wilhelm Ludwig_Xiv Ludwig Louvois Sophie_Charlotte
28 Friedrich Iii. Kurfürst. §. 9.
Um so ernstlicher verfolgte der Kurfürst dje Absicht, die königliche Krone zu erwerben, welche angeblich schon seinem Vater versprochen war. Dazu bot sich damals eine günstige Gelegenheit, indem der Kaiser bei dem bevorstehenden Kriege über die spanische Erbfolge die mächtigsten Reichsfürsten auf seiner Seite zu sehen wünschte. Gegen das Versprechen des Kurfürsten bis zur völligen Durchführung der österreichischen Succession in Spanien 80000 M. Hülsstruppeu zu stellen, willigte Kaiser Leopold I. nach mannichfachen (auch religiösen) Bedenken ein in die Erhebung des Herzogthums Preußen zum Königreiche. Denn die Krone sollte sich nicht auf die Reichslande des Kurfürsten gründen (was bei den Reichsfürsten schwerlich durchzusetzen war), sondern zunächst auf sein von allem Lehnsverband unabhängiges Herzogthum Preußen; doch umfaßten Titel und Rang alle Provinzen. Am 18. Januar 1701 setzte Friedrich Iii. sich als Friedrich I. König in Preußen und seiner Gemahlin zu Königsberg die Krone auf, nachdem er am Tage vorher den schwarzen Adlerorden mit dem Wahlspruche suum cuique (als Symbol einer gerechten Regierung) — im Gegensatze zum polnischen weißen — gestiftet hatte.
Der Weltstellung des emporkommenden Staates entsprachen auch die Bestrebungen, Wissenschaft und Kunst zu fördern. So stiftete Friedrich schon als Kurfürst die Universität Halle (1694), zunächst um die Theologen einem feindlichen Einflüsse zu entziehen. Hier lehrten Samuel Pusendorf das Naturrecht und Christian Thomasius das Kirchenrecht, beide unabhängig von theologischen Systemen. Auf Anregung des Philosophen Leibnitz gründete Friedrich (1700), nach dem Vorbilde Englands und Frankreichs, eine ,, Societät der Wissenschaften", vorzugsweise zur Förderung der mathematisch-physikalischen Wissenschaften, und seine Vorliebe für die Baukunst veranlaßte ihn nicht nur seine Residenz (so wie Charlottenburg) mit Prachtbauten auszuschmücken, sondern auch eine Akademie der Künste,zu gründen, die bald eine Pflanzschule, besonders der Baukunst, sür ganz Deutschland wurde.
J
*
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Iii Friedrich Leopold_I. Friedrich_Iii Friedrich Friedrich_I. Friedrich Friedrich Samuel Christian_Thomasius Leibnitz Friedrich_( Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Englands Frankreichs Charlottenburg Deutschland
132
seine Eroberungen auf dem rechten Rheinufer gab er heraus. Der Kurfürst von der Pfalz und der Herzog von Loth-ringen erhielten ihre Lnder wieder; doch sollte in der Pfalz die katholische Religion die herrschende bleiben. 16881713 Kurfürst Friedrich Iii. von Brandenburg, nachmals König Friedrich I. von Preußen.
Zwar prachtliebend und eitel, sorgt aber fr das Militr und die Wissenschaft. 1694 die Universitt Halle ge-grndet. 1700 Grndung der Akademie der Wissenschaften auf des berhmten Philosophen Leibnitz Veranlassung ^). 1701 Friedrich setzt sich und seiner Gemahlin Sophie l8.Jan. Charlotte zu Knigsberg die Knigskrone auf.
Auch das Haus Wettin hatte kurz vorher die Knigswrde erlangt, indem 1697 August der Starke, Kurfürst von Sachsen^), zum König von Polen gewhlt worden war.
Der Kaiser war geneigt, Friedrich als König von Preußen anzuerkennen, weil er fr den spanischen Erbfolge krieg seiner Hilfe bedurfte, die ihm Friedrich auch treulich leistete. (Fürst Leopold von Dessau.) 17011714 Der spanische Ertifolgekrieg.
Karl Ii. von Spanien war kinderlos gestorben. Den spanischen Thron verlangte Ludwig Xiv. fr seinen Enkel Philipp, Kaiser Leopold fr feinen Sohn Karl3). Ersterer wird vom Kurfrsten von Bayern (dem Ludwig Aussicht auf die spanischen Niederlande gemacht hatte), letzterer von England, Holland und Preußen untersttzt.
1704 Marlborough und Eugen schlagen diefranzosen und Bayern bei Hchstdt.
Ruhmvoller Anteil der preuischen Infanterie unter Leopold von Dessau. Bayern eingenommen. 17051711 Kaiser Joseph 1.
1706 Eugen siegt bei Turin (Preußen nehmen wiederum in hervorragender Weise unter Leopold von Dessau teil), Marlborough bei Ratnill ies4).
Ludwig Xiv. auch in den folgenden Jahren durch schwere Niederlagen gedemtigt, erbot sich, Hilfsgelder zur Ver-treibung seines Enkels Philipp aus Spanien zu zahlen und den Elsa samt Straburg herauszugeben (1709). Als
*) Dessen Verkehr mit der geistvollen Knigin Sophie Charlotte (in Charlottenburg). Sie war eine hannoversche Prinzessin.
2) Verschwenderisch und sittenlos, wird katholisch Polens wegen.
3) Siehe die Stammtafel der Habsburger.
4) Eugen und Marlborough siegen noch 1708 bei Dubenatbe, 1709 in der blutigen Schlacht bei Malplaquet. Trotzbem fllt Marlborough bei der Knigin Anna in Ungnade.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Iii Friedrich Friedrich_I._von_Preußen Friedrich_I. Leibnitz Friedrich Friedrich Sophie_l8.Jan Charlotte August Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Leopold_von_Dessau Leopold Karl_Ii Karl Ludwig_Xiv Ludwig Philipp Philipp Leopold Leopold Ludwig_Aussicht Ludwig Marlborough Eugen Leopold_von_Dessau Leopold Joseph Eugen Leopold_von_Dessau Leopold Marlborough Ludwig_Xiv Ludwig Philipp Philipp Elsa Sophie_Charlotte Eugen Marlborough Marlborough
Extrahierte Ortsnamen: Brandenburg Haus_Wettin Sachsen^ Polen Spanien Bayern England Holland Bayern Turin Spanien Charlottenburg Polens Knigin_Anna
180
Universitt Bonn^), während die Universitten zu Wittenberg und Halle in Halle vereinigt wurden. In kirchlicher Beziehung erstrebte der König eine Ver-einigung der lutherischen mit der reformierten Kirche und 1817 stiftete 1817 die evangelische Union. Auch wute er die evangelische Kirche vor den bergriffen des Katholizismus krftig zu schtzen, ja er lie den ungehorsamen Erz-bischos von Kln gefangen setzen.
18401861 Friedrich Wilhelm Iv. Vgl. S. 158160.
Er war einer der geistreichsten Fürsten, dabei von deutscher und christlicher Gesinnung ^), jedoch in seinem Wollen unklar und unentschlossen, in der Politik vielfach ohne Verstndnis fr die Forderungen der Zeit.
1861-1888 Wilhelm I. Siehe S. 160-167.
1888 Vom 9. Mrz bis 15. Juni Friedrich Iillfiwu(K 1ft7 1888- Wilhelm Ii. jstehe. 167.
Theologen Schleiermacher und Neander, die Sprachforscher Bckh, Grimm und Lachmann.
*) Mitglied derselben E. M. Arndt.
2) Bei Erffnung des vereinigten Landtages legte er das Bekenntnis ab: Ich und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen!"
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Wilhelm_I. Friedrich_Iillfiwu( Friedrich Wilhelm Schleiermacher Grimm Lachmann Arndt
25
platz — das Schauspielhaus auf dem Gensd'armenmarkt —
— das königliche Münzgebäude und viele große, schöne Kasernen.
Um den Wilhelmsplatz stehen auf grünem, umbuschten Rasen die mar-
mornen Standbild er der alten Siegeshelden des siebenjährigen
Krieges: Schwerin, Seidlitz,' Winterfeld, Keith, Ziethen
und des Fürsten von Dessau, zur lauten Erinnerung an ihre Thaten.
Die Berliner Universität gehört zu den berühmtesten in Deutsch-
land; an 100 Professoren lehren an derselben, und die Zahl der Stu-
direnden steigt über 1500. Die Bibliothek der Universität zählt
600,000 Bände und 10,000 Handschriften, worunter Luthers eigen-
händige Bibel- und Psalmenübersetzung, sowie die erste von
Gutenberg, dem Erfinder der Buchdruckerkunst, (1450) auf Per-
gament gedruckte Bibel. Außer der Universität hat Berlin noch
viele andere höhere Bildungs-Anstalten: 6 Gymnasien, mehrere
Gewerbe-, Real- und höhere Bürgerschulen, ein Lehrer-
und ein Lehrerinnen-Seminar, eine Kriegsschule u. s. w.
Von den Wohlthätigkeits-Anstalten in Berlin verdient zuerst
genannt zu werden das evangelische Krankenhaus Bethanien, unter
der Leitung von Diaconissen. Das katholische Krankenhaus
wird von barmherzigen Schwestern geleitet. — In dem größern städtischen
Krankenhause, die Charite (spr. Scharite) genannt, werden jährlich
viele Tausend Kranke von jungen Aerzten unter Anleitung ihrer Lehrer
behandelt.— In dem Jnvalidenhaus wird für hülflose, im Kriege
verstümmelte Soldaten Sorge getragen. — Bemerkenswerth sind noch
das große Friedrichshospital, und viele andere Hospitäler
und Waisenhäuser — die in der Nähe von Berlin, zu Pankow
liegende Pestalozzi - Stiftung für Lehrerwaisenkinder u. s. w.
In der Nähe der Stadt Berlin , liegen eine große Anzahl von
Vergnügungsörtern. Der angenehmste und bekannteste dersel-
den ist der Thiergarten, ein über 800 Morgen großer, über 2 Stun-
den im Umfang haltender Park mit zahlreichen Fuß-, Reit- und
Fahrwegen, schönen Wiesenplätzen und Teichen, Blumen-
beeten und Gebüschgruppen zwischen den Baumparthieen, sowie
mit einer Menge Kaffeewirthschaften und andern Vergnügungs-
plätzen für die Berliner. Der Thiergarten liegt vor dem Bran-
denburger Thore und zieht zu Leiden Seiten der Chaussee, welche
Nachts mit Gas beleuchtet ist, nach Charlottenburg hin. Bei dem
königlichen Schloß in Charlottenburg ruhen in dem Mauso-
leum (Grabtempel) der am 7. Juni 1840 verstorbene König Fried-
rich Wilhelm Iii. und seine am 10. Juli 1810 verstorbene Gemah-
lin, die unvergeßliche Königin Louise. —
Die Betriebsamkeit (Industrie) der Berliner ist sehr bedeutend. In
den vielen Fabriken aller Art werden die ausgezeichnetsten Arbeiten in
Metall, Holz, Leder, Seide,. Wolle, Baumwolle u. s. w.
angefertigt. Die vorzüglichsten gewerblichen Anstalten sind aber die könig-
lich e Eisengießerei und die k ö n i g li ch e Porzellanfabrik. Von den
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
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Extrahierte Personennamen: Seidlitz Winterfeld Keith Gutenberg Pestalozzi Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Schwerin Dessau Berlin Berlin Jnvalidenhaus Berlin Pankow Berlin Charlottenburg Charlottenburg
225
40. Dr. Martin Luther.
Am 10. November 1483 wurde einem armen, Liedern Bergmann,
Hans Luther, aus dem Dorfe Möra bei Eisenach , zu Eis leb en
ein Söhnlein geboren, dem er am folgenden Martinstage in der h.
Taufe den Namen Martin gab. Er und feine Frau Margarethe,
geborne Lindemann, erzogen den Knaben nach ihrem Stande einfach,
dabei streng in der Zucht und Vermahnung zum Herrn. Hans Luther
zog später nach Mansfeld und daselbst erhielt der Knabe seinen ersten
Unterricht. Der Vater hielt ihn fleißig zur Schule, und brachte den
kleinen Martin bei schmutzigem Wetter auf seinen Armen dahin. Dieser
zeigte bald einen feinen Verstand und rechten Eifer zum Lernen, so daß
der Vater sich entschloß, einen Gelehrten aus ihm zu machen. Er
schickte ihn 1497 auf die lateinische Schule zu Magdeburg, und ein
Jahr darauf nach Eisenach, wo er sich seinen Unterhalt kümmerlich als
Currendeschüler durch Singen und Beten vor den Thüren ver-
mögender Leute erwerben mußte. Durch seine schöne Stimme, mehr noch
durch sein ernstes, frpmmes, bescheidenes Wesen, zog er die Aufmerk-
samkeit einer edeln Wittwe, Namens Cotta, auf sich, die ihn in ihr
Haus nahm. 1501 bezog er die Universität zu Erfurt, um nach
dem Willen seines Vaters ein Rechtsgelehrter zu werden. Der Herr
segnete seinen großen Fleiß; denn Luther betete und arbeitete, und
wie er selbst sagt: „Fleißig gebetet, ist über die Hälfte studirt."
Schon 1503 wurde er Magister der freien Künste, und durfte nun
selbst an der Universität Vorlesungen in der Philosophie halten. Ms
er eines Tages auf der Universitätsbibliothek eine große lateinische
Bibel fand, die an einer Kette befestigt war, eine ganze Bibel,
deren er noch niemals eine gesehen, fiel sein erster Blick auf 1. Sam.
1 und 2. Bald las er gar Vieles in der h. Schrift, von dem er
nie gehört, und sein mühsam unterdrücktes Verlangen, ein Geist-
licher zu werden, wurde wieder mit voller Stärke in ihm lebendig.
Dazu kam, daß auf einer Ferienreise nach der Heimath sein lieber
Freund Alexius neben ihm vom Blitze erschlagen wurde. Wo wäre
jetzt deine Seele, hätte dich der Strahl getroffen? Dieser Gedanke
faßte ihn und ließ ihn nicht los. Mit dem Wunsche, seine Seele zu
retten, der Welt sich zu entziehen, ganz dem Herrn zu leben, ging er
am 17. Juli 1505 als Mönch ins Augustiner-Kloster zu Erfurt.
Den darüber bekümmerten Vater tröstete er mit zarten, kindlichen Wor-
ten. Nun lag er mit der strengsten Gewiffenhaftigkeit den Pflichten des
neuen Standes ob; die niedrigsten Dienste: Reinigung des Klosters,
vor den Thüren hin- und herwandern mit dem Bettelsack u. dgl., ver-
richtete er eifrigst. Solche unangemesiene und harte Arbeiten, dazu
selbsterwählte Fasten und Kasteiungen, welche, wie er meinte, zur
Erwerbung göttlicher Heiligkeit und Seligkeit dienlich wären, weshalb er
sich oft mehrere Tage in seine Zelle einsperrte, und schier Hungers
gestorben wäre, wenn nicht ein Freund mit Gewalt die Thüre er-
brochen hätte, warfen ihn aufs Krankenlager. Da tröstete ihn ein alter
Ha est er 3' Leseb. f. Protest. Ober». Bayerns. 15
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
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Extrahierte Personennamen: Martin_Luther Bergmann Hans_Luther Martin Margarethe Lindemann Hans_Luther Martin Namens_Cotta Alexius
23-7
Wenige "Wochen nach dem Tode des Gottesmannes Luther brach der
schmalkaldische Krieg aus, in welchem nach der unglücklichen Schlacht
bei Mühlberg (1547) die Häupter des schmalkaldischen Bundes, Kurfürst
Johann Friedrich von Sachsen und Landgraf Philipp von Hessen
in die Gefangenschaft des Kaisers geriethen. Johann Friedrich musste so-
gar sein Land an seinen Vetter Moritz abtreten, der zu seinem Falle vieles
beigetragen hatte. Allein das Gotteswerk, die evangelische Kirche,
vermochte der Kaiser nicht zu überwältigen. Derselbe Moritz, der ihm zum
Siege verholten hatte, demüthigte ihn. Der Augsburger Religionsfrieden,
26. Sept. 1555, gab der evangelischen Kirche im deutschen Reiche gleiche
Rechte mit der römisch-katholischen. — Da Kaiser Karl fast alle Lieblings-
plane seines Lebens vereitelt sah, legte er die deutsche Kaiserkrone frei-
willig nieder (1556) und zog sich in ein Kloster zurück, wo er, fern vom
Getümmel der Welt, nach zwei Jahren das Ende seiner Tage beschloss.
47. Kaiser Karl V. am Grabe Luthers.
In Wittenberg, der starken Luthersfeste,
Ist Kaiser Karl, der Sieger, eingedrungen.
Wohl ist den Stamm zu fällen ihm gelungen,
Doch neue Wurzeln schlagen rings die Aeste.
In Luthers Feste Hausen fremde Gäste,
Doch Luthers Geist, der bleibet unbezwungen;
Da, wo des Geistes Schwert er hat geschwungen,
Da rührn billig auch des Leibes Reste.
Am Grabe steht der Kaiser, tief gerühret.
„Auf denn, und räche dich an den Gebeinen,
Den Flammen gieb sie Preis, wie sich's gebühret!"
So hört man aus der Diener Troß den einen.
Der Kaiser spricht: „Den Krieg hab ich geführet
Mit Lebenden; um Todte laßt uns weinen."
(Hagenlach.)
48. Melanchthon.
Der treue Gefährte und Helfer Luthers, Philipp Melanchthon,
war den 16. Februar 1497 zu Breiten in der Pfalz geboren, wo
sein Vater, ein geschickter Waffenschmied und ein gottesfürchtiger, ernst-
gesinnter Mann, ihn und seinen jüngeren Bruder Georg in guter
Zucht hielt.
Früh zeigte sich in dem jungen Philipp eine mächtige Lern-
begierde, vorzüglich eine große Anlage für Sprachen und Wissenschaften,
so daß er schon im Knabenalter zu einer Gelehrsamkeit gelangte, welche
Jedermann bewunderte. Die lateinische Sprache erlernte er im Hause
seines Großvaters bei einem Lehrer, welchen Melanchthon nachher
dankbar rühmte, obgleich er von demselben für jeden Fehler einen
Schlag erhalten hätte. Hierauf kam der Knabe in die gelehrte Schule
zu Pfortzheim, wo er einen vorzüglichen Lehrer der griechischen
Sprache fand. Schon in seinem 13. Jahre konnte er die Universität
Heidelberg beziehen, in seinem 14. Jahr wurde er Doktor der
Philosophie. Weil man ihm aber wegen seines allzu jugendlichen
Alters die Magisterwürde noch nicht ertheilen wollte, so ging er 1512
nach Tübingen und wurde hier 1514, also in seinem 17. Jahre,
Magister. Seinen wissenschaftlichen Ruf begründete er in Tübingen
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
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Extrahierte Personennamen: Luther Johann_Friedrich_von_Sachsen Johann Friedrich Philipp_von_Hessen Philipp Johann_Friedrich Johann Friedrich Moritz Moritz Karl Karl Karl_V. Karl_V. Karl Karl Luthers Melanchthon Philipp_Melanchthon Philipp Georg Philipp Philipp Melanchthon
233
40. Dr. Martin Luther.
Am 10. November 1483 wurde einem armen, biedern Bergmann,
Hans Luther, aus dem Dorfe Möra bei Eisenach, zu Eisleben
ein Söhnlein geboren, dem er am folgenden Martinstage in der h.
Taufe den Namen Martin gab. Er und feine Frau Margarethe,
geborne Lindemann, erzogen den Knaben nach ihrem Stande einfach,
dabei streng in der Zucht und Vermahnung zum Herrn. Hans Luther
zog später nach Mansfeld und daselbst erhielt der Knabe seinen ersten
Unterricht. Der Vater hielt ihn fleißig zur Schule, und brachte den
kleinen Martin bei schmutzigem Wetter auf seinen Armen dahin. Dieser
zeigte bald einen feinen Verstand und rechten Eifer zum Lernen, so daß
der Vater sich entschloß, einen Gelehrten aus ihm zu machen. Ec
schickte ihn 1497 auf die lateinische Schule zu Magdeburg, und ein
Jahr darauf nach Eisenach, wo er sich seinen Unterhalt kümmerlich als
Currendeschüler durch Singen und Beten vor den Thüren ver-
mögender Leute erwerben mußte. Durch seine schöne Stimme, mehr noch
durch sein ernstes, frommes, bescheidenes Wesen, zog er die Aufmerk-
samkeit einer edeln Wittwe, Namens Cotta, auf sich, die ihn in ihr
Haus nahm. 1501 bezog er die Universität zu Erfurt, um nach
dem Willen seines Vaters ein Rechtsgelehrter zu werden. Der Herr
segnete seinen großen Fleiß; denn Luther betete und arbeitete, und
wie er selbst sagt: „Fleißig gebetet, ist über die Hälfte studirt."
Schon 1503 wurde er Magister der freien Künste, und durfte nun
selbst an der Universität Vorlesungen in der Philosophie halten. Als
er eines Tages auf der Universitätsbibliothek eine große lateinische
Bibel fand, die an einer Kette befestigt war, eine ganze Bibel,
deren er noch niemals eine gesehen, fiel sein erster Blick auf 1. Sam.
1 und 2. Bald las er gar Vieles in der h. Schrift, von dem er
nie gehört, und sein mühsam unterdrücktes Verlangen, ein Geist-
licher zu werden, wurde wieder mit voller Stärke in ihm lebendig.
Dazu kam, daß auf einer Ferienreise nach der Heimath sein lieber
Freund Alexius neben ihm vom Blitze erschlagen wurde. Wo wäre
jetzt deine Seele, hätte dich der Strahl getroffen? Dieser Gedanke
faßte ihn und ließ ihn nicht los. Mit dem Wunsche, seine Seele zu
retten, der Welt sich zu entziehen, ganz dem Herrn zu leben, ging er
am 17. Juli 1505 als Mönch ins Augustiner-Kloster zu Erfurt.
Den darüber bekümmerten Vater tröstete er mit zarten, kindlichen Wor-
ten. Nun lag er mit der strengsten Gewissenhaftigkeit den Pflichten des
neuen Standes ob; die niedrigsten Dienste: Reinigung des Klosters,
vor den Thüren hin- und herwandern mit dem Bettelsack u. dgl., ver-
richtete er eifrigst. Solche unangemessene und harte Arbeiten, dazu
selbsterwählte Fasten und Kasteiungen, welche, wie er meinte, zur
Erwerbung göttlicher Heiligkeit und Seligkeit dienlich wären, weshalb er
sich oft mehrere Tage in seine Zelle einsperrte, und schier Hungers
gestorben wäre, wenn nicht ein Freund mit Gewalt die Thüre er-
brochen hätte, warfen ihn auf's Krankenlager. Da tröstete ihn ein alter
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Extrahierte Personennamen: Martin_Luther Bergmann Hans_Luther Martin Margarethe Lindemann Hans_Luther Martin Namens_Cotta Alexius
245
Wenige "Wochen nach dem Tode des Gottesmannes Lnther brach der
»■chmalkaldische Krieg aus, in welchem nach der unglücklichen Schiach;
bei Mühlberg (1547) die Häupter des schmalkaldischen Bundes, Kurfürst
Johann Friedrich von Sachsen und Landgraf Philipp von Hessen
in die Gefangenschaft des Kaisers geriethen. Johann Friedrich musste so-
gar sein Land an seinen Vetter Moritz abtreten, der zu seinem Falle vieles
beigetragen hatte. Allein das Gotteswerk, die evangelische Kirche,
vermochte der Kaiser nicht zu überwältigen. Derselbe Moritz, der ihm zum
Siege verholten hatte, demüthigte ihn. Der Aügsburger Religionsfrieden,
26. Sept. 1555, gab der evangelischen Kirche im deutschen Reiche gleiche
Rechte mit der römisch-katholischen. — Da Kaiser Karl fast alle Lieblings-
plane seines Lebens vereitelt sah, legte er die deutsche Kaiserkrone frei-
willig nieder (1556) und zog sich in ein Kloster zurück, wo er, fern vom
Getümmel der Welt, nach zwei Jahren das Ende seiner Tage beschloss.
L7. Kaiser Karl V. am Grabe Luthers.
In Wittenberg, der starken Luchersfeste,
Ist Kaiser Karl, der Sieger, eingedrungen.
Wohl ist den Stamm zu fällen ihm gelungen,
Doch neue Wurzeln schlagen rings die Äste.
In Luthers Feste hausen fremde Gäste,
Doch Luthers Geist, der bleibet unbezwungen;
Da, wo des Geistes Schwert er hat geschwungen,
Da ruhen billig achu des Leibes Neste.
Am Grabe steht der Kaiser, tief gerühret.
„Auf denn, und räche dich an den Gebeinen,
Den Flammen gieb sie Preis, wie sich's gebühret!"'
So hört man aus der Diener Troß den einen.
Der Kaiser spricht: „Den Krieg hab ich geführet
Mit Lebenden; um Todte laßt uns weinen."
(Hszenbach.)
Ä8. Melanchthon.
Der treue Gefährte und Helfer Luthers, Philipp Melanchthon,
war den 16. Februar 1497 zu Breiten in der Pfalz geboren, wo
fein Vater, ein geschickter Waffenschmied und ein gottesfürchtiger, ernst-
gesinnter Mann, ihn und seinen jüngeren Bruder Georg in guter
Zucht hielt.
Früh zeigte sich in dem jungen Philipp eine mächtige Lern-
begierde, vorzüglich eine große Anlage für Sprachen und Wissenschaften,
so daß er schon im Knabenalter zu einer Gelehrsamkeit gelangte, welche
Jedermann bewunderte. Die lateinische Sprache erlernte er im Hause
seines Großvaters bei einem Lehrer, welchen Melanchthon nachher
dankbar rühmte, obgleich er von demselben für jeden Fehler einen
Schlag erhalten hätte. Herauf kam der Knabe in die gelehrte Schule
zu Pfortzheim, wo er einen vorzüglichen Lehrer der griechischen
Sprache fand. Schon in seinem 13. Jahre konnte er die Universität
Heidelberg beziehen, in seinem 14. Jahr wurde er Doktor der
Philosophie. Weil man ihm aber wegen seines allzu jugendlichen
Alters die Magisterwürde noch nicht ertheilen wollte, so ging er 1512
nach Tübingen und wurde hier 1514, also in seinem 17. Jahre,
Magister. Seinen wissenschaftlichen Ruf begründete er in Tübingen
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Extrahierte Personennamen: Johann_Friedrich_von_Sachsen Johann Friedrich Philipp_von_Hessen Philipp Johann_Friedrich Johann Friedrich Moritz Moritz Karl Karl Karl_V. Karl_V. Karl Karl Luthers Melanchthon Philipp_Melanchthon Philipp Georg Philipp Philipp Melanchthon
Friedrich Iii. §. 9.
29
fördern (Anlage des Friedrich-Wilhelms-Canals zur Verbindung der Oder
mit der Spree, folglich auch mir der Havel und der Elbe), Künste und
Wissenschaften zu beleben (Einrichtung der reformirten Universität Duisburg
1655) und allenthalben neue Erwerbsquellen zu eröffnen, sogar durch
Niederlassungen an der Küste von Ober-Guinea (wo die Festung Groß-
friedrichsburg angelegt wurde) und auf zwei afrikanischen Inseln. Diese
Colonien verkaufte Friedrich Wilhelm I. an die Holländer.
12. Friedrich Iii., als Kurfürst 1688—1701, glaubte die
von ihm erstrebte Erhöhung feines Ansehens und Vermehrung seiner
Macht am besten durch gutes Vernehmen mit Oesterreich erlangen
zu können. Deshalb unterstützte er die Oesterreicher im erneuerten
Kriege mit Frankreich (er eroberte die von den Franzosen besetzten
Plätze Kaiserswerth und Bonn) und gegen die Türken (bei Salan-
kemen und bei Zentha). Er erweiterte (durch die Friedrichsstadt)
und verschönerte Berlin, stiftete die Universität Halle (1694) und die
Akademie der Künste. Der Wunsch, hinter seinem ruhmreichen Vater,
der den Hauptanstoß zum Vorwärtsstreben des Hauses Hohenzollern
gegeben hatte, nicht zurückzubleiben, in Verbindung mit seiner Liebe
zu äußerm Glanze, machte die Erwerbung der Königskrone zum Haupt-
gegenstande seines Strebens. Dadurch sollte die innige Verschmel-
zung der noch immer verschiedenartigen Bestandtheile zu einem
Staatskörper vollständiger bewirkt und die volle Souverainetät für
alle Theile des Staates geltend gemacht werden. Nachdem er den
Kaiser, welcher bei der eben erfolgten Erledigung des spanischen Thrones
die mächtigsten Reichsfürften auf seiner Seite zu sehen wünschte, durch
große Versprechungen (namentlich von 10,000 M. Hülfstruppen für
den bevorstehenden spanischen Erbfolgekrieg) gewonnen hatte, nahm
er den Titel eines Königs in Preußen an und setzte sich und seiner
Gemahlin am 18. Januar 1701 in der Schloßkirche zu Königsberg
die Krone auf, nachdem er am Tage vorher den schwarzen Adlerorden
— wahrscheinlich im Gegensatze zum polnischen weißen — gestiftet.
Eine Versammlung von gelehrten Männern in Berlin, die der König
berufen hatte (1700), um über die vom Reichstage beschlossene Einführung
des verbesserten Kalenders zu berathen, gab Veranlassung zur Stiftung
x der Societät der Wiffenschaften (nach einem Gutachten von Leibnitz), welche
unter dem veränderten Namen der „Akademie der Wiffenschaften" noch heute
für die Pflege und Verbreitung wissenschaftlicher Forschung in höchst ein-
flußreicher Weise wirkt.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Iii Friedrich Friedrich_Wilhelm_I. Friedrich Wilhelm_I. Friedrich_Iii Friedrich Leibnitz
Extrahierte Ortsnamen: Ober-Guinea Oesterreich Frankreich Bonn Zentha Berlin Königsberg Berlin