Schmalkaldischer Krieg. 96
Parteien die Unvereinbarkeit der Ansprüche beider Confessionen
dargethan. Nachdem aber Karl mit Frankreich Frieden, und mit
den Türken einen Waffenstillstand geschloffen hatte, suchte er auch
die Einigung in Deutschland herzustellen. Das allgemeine Con-
cilium, worauf man so oft hingewiesen hatte, war endlich kurz vor
Luther's Tode (ff 1546) zu Trient eröffnet worden. Allein da die
Protestanten im Voraus einsahen, daß die Majorität des Conciliums
aus Gegnern der neuen Lehre bestehen würde, so weigerten sie sich,
nach Luther's Rath, dasselbe zu besuchen und verlangten ein Conci-
lium deutscher Nation. Als der Kaiser nun aller Hoffnung entsagte,
den Religionsstreit in friedlichem Wege zu Ende zu bringen und des-
halb mit Krieg drohte, traten mehrere protestantische Fürsten vom
Schmalkaldischen Bunde zurück; aber die Häupter desselben, der Kur-
fürst (Johann Friedrich) von Sachsen und der Landgraf Philipp von
Hessen, rüsteten sich zur Gegenwehr, versäumten jedoch durch Unent-
schlossenheit und Uneinigkeit den günstigen Zeitpunkt, als Karl noch
wenig gerüstet war, so daß dieser sich ungehindert (aus Italien, Un-
garn und den Niederlanden) verstärken konnte. Karl, der den Her-
zog Moritz von Sachsen durch Zusicherung der Stifter Magdeburg
und Halberstadt und der sächsischen Kurwürde gewonnen hatte, er-
klärte, als er hinlänglich gerüstet war, die beiden Häupter des
Schmalkaldischen Bundes in die Acht und begann den Schmalkal-
dischen Krieg 1546 mit der Unterwerfung der Bundesglieder in
Süddeutschland und am Rhein, während zugleich der Herzog Moritz
von Sachsen tit die Länder des Kurfürsten von Sachsen einfiel.
Zwar eroberte der Kurfürst sein Land wieder, wurde aber von: Kai-
ser selbst bei Mühlberg (24. April) 1547 angegriffen, gefangen
und zur Abtretung der Kurwürde sammt den meisten Kurländern an
den Herzog Moritz gezwungen. So ging die Kurwürde für immer aus
der Ernestinischen Linie in die Albertinische *) über. Aus dem Reste
des Kurlandes, den Moritz den Kindern des gefangenen Kurfürsten lassen
mußte, siud nachher die jetzigen sächsischen Herzogthümer entstanden.
Auch der Landgraf unterwarf sich dem Kaiser, that zu Halle fuß-
*) Friedrich Ii. Kurf. 1428—1464.
Ernst, Kurf, t I486. Albert f 1510.
Friedrich d. Weise Johann Georg. Heinrich.
Kurs, i 1525. Kurf. 4 1532. ----—~
Moritz
Johann Friedrich Kurf. 1547—1553.
Kurf. b. 1547.
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Johann_Friedrich) Johann Friedrich Philipp_von
Hessen Philipp Karl Karl Karl Karl Moritz_von_Sachsen Moritz
von_Sachsen Moritz Moritz Friedrich_Ii Friedrich Ernst Friedrich_d Friedrich Johann_Georg Johann Heinrich Heinrich Moritz
Johann_Friedrich_Kurf Johann Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Deutschland Sachsen Italien Magdeburg Halberstadt Rhein Sachsen Mühlberg
102
Dänischer Krieg. Wallenstein.
Die Reichsacht ward von der Liga vollzogen, indem Maxi-
milian's Feldherr Tilly in Verbindung mit spanischen Truppen die
pfälzischen Länder des flüchtigen Kurfürsten an der Donau und am
Rhein eroberte, Maximilian erhielt die erledigte Kurwürde (und
somit der Katholicismus das llebergewicht im Rathe der Kurfürsten),
der Kurfürst von Sachsen die Lausitz. Die kostbare, von den pfälzi-
schen Kurfürsten gesammelte Heidelberger Bibliothek schenkte Maximi-
lian dem Papste.
B. Dänischer Krieg 1625 — 1629.
Der Krieg brach von Neuem aus, als Christian Iv., König
von Dänemark, den die Stände des von Tilly bedrohten niedersäch-
sischen Kreises zu ihrem Kreisobersten gewählt hatten, für seinen
Schwager Friedrich V. und für die Sache der Protestanten auftrat.
Inzwischen beschloß der Kaiser, um nicht mehr immer von der Liga
und Maximilian abhängig zu sein, ein eigenes Heer aufzustellen.
Dieses verschaffte ihm Albrecht von Waldstein oder Wallenstein,
Fürst, später Herzog von Friedland (in Böhmen), welcher mit einem
auf eigene Kosten schnell geworbenen Heere zur Unterstützung Tilly's
in Niedersachsen einrückte, den Grafen Mansfeld (bei der Dessauer
Brücke) schlug und (jedoch mit großem eigenen Verluste) durch
Schlesien bis nach Ungarn verfolgte (wo Mansfeld sich mit dem
Fürsten Bethlen Gabor von Siebenbürgen zu einem gemeinsamen
Angriffe auf Oesterreich vereinigen wollte). Eben so glücklich waren
die Waffen der Liga unter Tilly, welcher das dänische und nieder-
sächsische Heer unter Christian Iv. bei Lutter am Barenberge im
Braunschweigischen besiegte 1626 und sich mit dem aus Ungarn
zurückgekommenen Wallenstein zu einem gemeinschaftlichen Angriffe
auf die Länder des Königs von Dänemark vereinigte. Beide er-
oberten Holstein, und Wallenstein allein Schleswig und Jütland.
Eben so wurden die beiden Herzöge von Mecklenburg, weil sie den
Dänen einige Unterstützung gewährt hatten, aus ihren Ländern ver-
trieben und der Herzog von Pommern gezwungen, sein bisher fried-
liches Land den Wallensteinschen Schaaren preiszugeben, nur die
stark befestigte Hansestadt Stralsund., widersetzte sich der Aufnahme
einer kaiserlichen Besatzung und hielt, von Dänemark und Schweden
unterstützt, eine heftige Belagerung und die wiederholten Stürme
der Gegner glücklich aus. Um jedoch eine Vereinigung Schwedens
und Dänemarks zu hindern, wurde dem Könige Christian Iv. ein
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Extrahierte Personennamen: Tilly Maximilian Maximilian Christian_Iv. Tilly Friedrich_V. Friedrich_V. Maximilian Maximilian Albrecht_von_Waldstein Albrecht Gabor_von_Siebenbürgen Tilly Christian_Iv Dänemark Christian_Iv
104
Schwedischer Krieg.
wogen fand, deren Sache zu ergreifen. Im Sommer 1630 landete
er an der pommerschen Küste, vertrieb die Kaiserlichen aus Pommern
und drang in die Mark Brandenburg vor, aber seiner an die deut-
schen Reichsstände erlassenen Aufforderung, sich au ihn anzuschließen,
entsprach zunächst nur die (durch das Restitutiousedict bedrohte)
Reichsstadt Magdeburg. Diese ward daher von Tilly, der jetzt auch
den Oberbefehl über das kaiserliche Heer hatte, in Vereinigung mit
Pappenheim belagert. Zwar zog Gustav Adolf zum Entsatz der
Stadt heran, aber der Kurfürst von Sachsen, der sich neutral ver-
halten wollte, verweigerte ihm den Durchzug durch sein Land, und
während der Unterhandlungen darüber erfolgte die Erstürmung
und Plünderung Magdeburgs (20. Mai 1631); ein plötzlich
allenthalben ausbrechendes (wahrscheinlich von den Vertheidigern
angelegtes) Feuer verwandelte die Stadt größtentheils in Asche,
wodurch Tilly's Plan sie zuin Stützpunkte seiner Operationen zu
machen vereitelt wurde. Um nun die weitern Fortschritte der Schwe-
den zu hemmen, glaubte Tilly sich vor Allem Kursachsens versichern
zu müssen und begann dessen Unterwerfung; dies bewog aber den
bisher zögernden Kurfürsten, bei den Schweden Rettung zu suchen.
Daher erschien Gustav Adolf ebenfalls in Sachsen und schlug mit
dem vereinigten schwedisch-sächsischen Heere die Kaiserlichen unter
Tilly vor Leipzig bei Breitenseld 1631. Diese eine Niederlage
entriß dem Kaiser plötzlich alle Vortheile des ganzen Krieges. Der
siegende König verabredete mit dem Kurfürsten von Sachsen den
Plan, daß dieser die unmittelbare Bekämpfung des Kaisers in dessen
Erblanden (zunächst in Böhmen) übernahm, während er selbst West-
und Süddeutschland durchziehen und die Liga vollends vernichten
wollte. So drang er durch Thüringen und Frauken bis nach Mainz
vor und zog von da nach Baiern, seinen Feldherren, namentlich dem
Herzoge Bernhard von Weimar, die Fortsetzung der Eroberungen
am Rhein überlassend. An der Grenze Baierus machte Tilly ihm
den Uebergang über den Lech streitig, fiel aber selbst im Kampfe,
worauf Gustav Adolf ganz Baiern einnahm und somit das ganze
Reich bis auf die österreichischen Erblande in seiner Gewalt hatte.
Inzwischen hatte Wallenstein sich bewegen lassen, ein neues Heer
(von 40,000 Mann) zu werben, und hatte, mit dem unumschränkten
Oberbefehl über dasselbe versehen, bereits die Sachsen, beinahe ohne
Schwertstreich, aus.böhmen vertrieben. Dann vereinigte er sein
Heer mit dem des Kurfürsten von Baiern und traf den Schweden-
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Extrahierte Personennamen: Tilly Gustav_Adolf Gustav Adolf Tilly Gustav_Adolf Gustav Adolf Tilly Bernhard_von_Weimar Tilly Gustav_Adolf Gustav Adolf
Ferdinand Iii. Westphölischer Friede.
107
Ferdinand Hi. 1637—1657.
Als der neue Kaiser darauf auch den Gallas vom Rheine ab-
rief und gegen Bauer sandte, konnte Bernhard von Weimar wieder
über den Rhein gehen; aber bei seinem (schon 1639 plötzlich erfol-
genden) Tode bemächtigten sich die Franzosen (durch Bestechung der
Anführer) seiner Eroberungen und seiner Armee. Auf dem nörd-
lichen Schauplatze übernahm nach Baner's Tode der kranke aber
kühne Torsten so n den Oberbefehl, welcher 1612 in Schlesien und
Mähren einstel, und seinen Untcrfeldherrn Wränget sogar bis in die
Nähe von Wien Vordringen ließ, dann aber, um Verstärkungen an
sich zu ziehen, zurückkehrte und die ihm folgenden Kaiserlichen (unter
Piccolomini) bei Leipzig schlug, worauf er abermals Wien bedrohte.
Zwar ward er beim Ausbruche eines Krieges zwischen Schweden und
Dänemark auf kurze Zeit aus Deutschland abberufen, aber bald
kehrte er zum dritten Male in die kaiserlichen Erblande zurück, siegte
(bei Jankau) in Böhmen (1645), mußte jedoch wegen Krankheit den
Oberbefehl niederlegen, den nun Wrangel erhielt. Dieser vereinigte
sich mit den Franzosen zweimal zu einem Angriffe auf Baiern, sie
drangen zwar das zweite Mal bis zur Isar vor, mußten sich aber
auch wieder nach dem Lech zurückziehen. Der schwedische General
Königsmark trennte sich von dem Hauptheere, zog nach Böhmen und
hatte schon die sog. kleine Seite von Prag genommen, als nach fünf-
jährigen Unterhandlungen der durch die immer gesteigerten Forderun-
gen der Fremden verzögerte
E. westphä lische Friede,
abgeschlossen zu Münster (zwischen Deutschland und Frankreich) und
Osnabrück (zwischen den Schweden und Protestanten einerseits, dem
Kaiser und den Katholiken andererseits) 1648 (24. October) dem
Kriege ein Ende machte.
Friedensbedingungen:
a) Kirchliche Gegenstände. Der Passauer Vertrag und
der Augsburger Religionsfriede wurden bestätigt und auch auf die
Calvinisten oder „Reformirten" ausgedehnt; als Normaljahr für
die Beibehaltung der eingezogenen geistlichen Güter (so wie für das
ju8 reformandi der Landesherren in Deutschland) wurde das Jahr
1624 angenommen: in allen Reichsverhältnissen sollten beide Reli-
gionstheile einander gleich stehen.
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand Westphölischer Ferdinand_Hi Ferdinand Bernhard_von_Weimar General
Königsmark
Extrahierte Ortsnamen: Rheine Rhein Schlesien Wien Leipzig Wien Schweden Deutschland Baiern Prag Deutschland Frankreich Schweden Deutschland
Frieden zu Nimwegen.
111
Prinzen von Oranien ohne Entscheidung, das dritte (unter Turenne)
verhinderte in diesem und dem folgenden Jahre durch meist siegreiche
Kämpfe bald auf der rechten, bald auf der linkeu Seite des Ober-
rheius die Eroberung des Elsasses durch den kaiserlichen Feldherrn
Montecuculi und den Kurfürsten von Brandenburg, bis Turenne bei
dem Dorfe Sasbach beim Recognoscireu durch eine Kanonenkugel
getödtet wurde. Zugleich gelang es Ludwig seinen thätigsten Geg-
ner von der ferneren Theilnahme am Kriege gegen Frankreich abzu-
halten, indem er die Schweden zu einem Einfalle in Brandenburg
bewog; der Kurfürst wurde dadurch genöthigt mit seinem Heere in
sein eigenes Land zurückzukehren, aber die Schweden wurden bei
Fehrbellin 1675 geschlagen und verloren sogar Vorpommern. In
den beiden letzten Jahren wurde der Krieg noch in den spanischen
Niederlanden mit geringem Erfolge fortgesetzt und gleichzeitig Frie-
densunterhandlungen zu Nimwegen angeknüpft, bei welchen Lud-
wig Xiv. die kluge Politik befolgte, mit jedem Gegner besonders
Frieden zu schließen, so daß die Allianz gegen ihn immer mehr ab-
nahm und die zurückbleibenden sich immer härtere Bedingungen ge-
fallen lassen mußten. So verlor Holland, welches zuerst den Frie-
den abschloß, nichts, Spanien aber 14 zum Theil feste Plätze in den
Niederlanden und die Franche-Comte, die nun vom deutschen Reiche
(wozu sie als Bestandtheil des burgundischen Kreises gehört hatte)
getrennt wurde. Der Kurfürst von Brandenburg, jetzt von seinen
Bundesgenossen verlassen, mußte den Schweden im Frieden zu St.
Germain en Laye (1679) den größten Theil seiner Eroberungen
zurückgeben. Doch bald fand Ludwig ein Mittel, auch im Frieden
zu erobern, indem er drei Gerichtshöfe unter dem Namen Neunions-
kammern (zu Metz, Breisach und Besançon) einsetzte, um zu unter-
suchen, was jemals zu den ihm in den 4 letzten Friedensschlüssen ab-
getretenen Ländern und Plätzen gehört hätte. Dieses zog er sogleich
ein, besetzte auch die Festungen Straßburg und Luxemburg, und bot
dem Kaiser einen Waffenstillstand (auf 20 I.) an, den dieser (für
das Reich und für den König von Spanien) annahm, um den in-
zwischen ausgebrochenen Krieg mit den Türken fortsetzen zu können.
Zweiter Türkenkrieg 1683—1699. Während nämlich im W.
Ludwig Xiv. Elsaß abriß, wurden im O. die Türken noch einmal furcht-
bar. Sowohl der ungünstige Friede nach dem vorigen Türkenkriege,
als das Zurückbleiben deutscher Trruppen in Ungarn und die er-
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Germain Ludwig Ludwig Ludwig_Xiv Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Nimwegen Elsasses Brandenburg Dorfe_Sasbach Frankreich Schweden Brandenburg Fehrbellin Nimwegen Holland Spanien Niederlanden Brandenburg Schweden Breisach Luxemburg Spanien Ungarn
114
Kampf um die Erbfolge in Spanien.
letzter männlicher Nachkomme des spanisch-österreichischen Hauses,
dem Tode nahe und ohne Kinder war, so machten ans die spanische
Monarchie Ansprüche: 1) Ludwig Xiv. (als Gemahl der ältesten
Schwester des Erblassers) für seinen 2. Enkel Philipp, Herzog von
Anjou, wobei die Verzichtleistung seiner Gemahlin (s. S. 79) als
ungültig für ihre Nachkommen erklärt wurde. 2) Leopold I. (als
Gemahl der jüngsten Schwester des Erblassers, die nicht Verzicht
geleistet hatte) für seinen jüngern Sohn Karl. 3) Der Kurprinz
vor: Baiern. Karl Ii. setzte durch Testament den Kurprinzen von
Baiern, und als dieser unerwartet noch vor ihm starb, Philipp von
Anjou zun: Universalerben seiner Länder ein, der auch bald nach
Karl's Tode als Philipp V. in Spanien austrat. Die Seemächte
aber verpflichteten sich in einer Allianz mit dem Kaiser, dem Hause
Oesterreich die spanischen Besitzungen in den Niederlanden und in
Italien wieder zu verschaffen und nie die Vereinigung Spaniens und
Frankreichs zu Einem Reiche zuzugeben.
Um die Ansprüche des Kurfürsten von Baiern, welcher damals Statthalter
der spanischen Niederlande war, zu befriedigen, wurde ihm von Ludwig Xiv.
der Besitz dieser Niederlande zuerkannt, wofür er nebst seinem Bruder, dem Kur-
fürsten von Köln, sich mit Frankreich verbündete.
A. Kampf in Italien und Deutschland, vorzüglich um
Mailand (1701 — 1701).
1) In Italien. Der Kaiser, unterstützt von den beiden
deutschen Fürsten, die ihm ihre Standeserhöhung verdankten, dem
Könige von Preußen und dem Kurfürsten von Hannover, sandte ein
Heer unter dem Prinzen Eugen von Savoyen, welcher sich schon
bei dem Entsätze Wiens und in den folgenden Türkenkriegen, sowie
im 3. französischen Kriege ausgezeichnet hatte, nach Italien, wo
bereits ein französisches Heer ((unter Catinat) angelangt war. Eugen
eröffnete nach einem kühnen Zuge über die Tiroler Alpen den Krieg
mit zwei Siegen über die Franzosen, kämpfte aber dann gegen die
überlegene Truppenzahl des Herzogs von Vendöme ohne Enffcheidung.
2) In Deutschland. Die Engländer begannen den Krieg
in den spanischen Niederlanden unter dem Graser:, nachmaliger: Her-
zoge vor: Marlborough, welcher sich 1704 unerwartet mit Eugen
vereinigte, und beide besiegten die Baiern und Franzosen bei Höch-
st ädt an der Donau (und Blenheim) so entscheidend, daß kaum ein
Drittheil des französischer: Heeres den Rhein erreichte, ganz Baiern
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xiv Ludwig Philipp Philipp von
Anjou Leopold_I. Karl_Ii Karl Philipp_von
Anjou Philipp Philipp_V. Philipp_V. Ludwig_Xiv Ludwig Eugen_von_Savoyen Eugen Eugen Graser Marlborough Eugen Eugen
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Baiern Baiern Spanien Oesterreich Niederlanden Italien Spaniens Frankreichs Baiern Frankreich Italien Deutschland Mailand Italien Hannover Wiens Italien Deutschland Baiern Donau Blenheim Rhein
Joseph I. Kampf in Spanien, den Niederlanden und Italien. L16
wurde besetzt und zur Aufbringung der Rüstungen für der: nächsten
Feldzug angehalten, die Kurfürsten von Baiern und Köln abgesetzt
und vom Kaiser
Joseph I. (reg. 1705 — 1711)
mit Zustimmung des Kurfürstencollegiums in die Reichsacht erklärt.
B. Kampf in Spanien, den Niederlanden und Italien
wegen der gesammten spanischen Monarchie (1704—1711).
1) In Spanien selbst begann der Krieg erst 1704, als der
Erzherzog Karl mit Engländern und Holländern an der portugiesi-
schen Küste landete. Im ersten I. ward nur Gibraltar vor: beu
Engländern weggenommen, als aber 4 Provinzen (Catalonien, Va-
lencia, Aragonien und Navarra) sich für Karl Hi. erklärten, begann
ein greuelvoller Bürgerkrieg, welcher mit abwechselitdem Glücke
fortdauerte, bis Karl nach dem Tode seines Bruders, des Kaisers
Joseph I., nach Deutschland zurückkehrte 1711.
2) In den Niederlanden und Italien. Eugen und Marl-
borough hatten sich nach dem Siege bei Höchstädt wieder getrennt,
jener ging nach Italien, dieser nach den Niederlanden zurück; beide
kämpften mit unerwarteten: Glücke und eroberten die wichtigsten
Nebenländer Spaniens. Marlborough vereitelte den Plan der Fran-
zosen in Holland einzufallen durch den glänzenden Sieg bei Ra-
millies 1706, worauf er mehrere niederländische Provinzen unter-
warf und Karl Iii. huldigen ließ. Noch folgenreicher war Eugen's-
Feldzug in Italien. Die Franzosen wollten Turin erobern und da-
durch den Herzog von Savoyen bestimmen, die Allianz mit dem
Kaiser aufzugeben Eugen aber vernichtete mit Hülse der Preußen
unter Leopold von Dessau nach einem höchst verwegenen Zuge auf
dem rechten Poufer im Angesichte des Feindes das französische Heer,
welches Turin belagerte, vertrieb die Franzosen aus der ganzen
Lombardei und ließ auch hier Karl Iii. huldigen. Ein von ihm
nach Neapel gesandtes Heer ward mit dem größten Jubel ausge-
nommen, und den Spaniern blieb von allen ihren europäischen
Nebenländern nur Sicilien (da die Engländer auch Sardinien
eroberten).
Als der Krieg in Italien beendet war, vereinigte sich Eugen
wieder mit dem von einem neuen französischen Heere bedrängten
Marlborough, beide schlugen jenes Heer bei Oudenarde an der
Schelde 1708 und eroberten die für unüberwindlich gehaltene Festung
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl_Hi Karl Karl Karl Joseph_I. Eugen Marlborough Karl_Iii Karl Eugen Leopold_von_Dessau Leopold Karl_Iii Karl Eugen Eugen Marlborough
H6 Demüthigung Ludwig's Xlv. Friedensschlüsse.
Ryssel (Lille). Ludwig Xiv., nach so vielen Unfällen erschöpft und
durch beit darauf folgenden ungewöhnlich strengen Winter der Mittel
zu einem neuen Feldzuge beraubt, knüpfte Friedensunterhandlnngen
an und hatte sich schon bereit erklärt, auf die ganze spanische Mo-
narchie zu verzichten und den einzelnen Alliirten noch besondere Bor-
theile zu bewilligen. Als aber die durch seine Nachgiebigkeit immer
kühner gewordenen Verbündeten verlangten, daß er selbst Truppen
geben sollte, um seinen eigenen Enkel aus Spanien zu vertreiben,
brach er die Unterhandlungen ab und bot mit der äußersten Anstren-
gung ein neues Heer (unter Villars) auf. Nachdem auch dieses von
Eugen und Marlborough bei Malplaquet 1709 geschlagen war,
machte Ludwig neue Friedeusversuche und erklärte sich schon bereit,
bedeutende Hülfsgelder zur Vertreibung seines Enkels zahlen zu
wollen, als drei wichtige Ereignisse zusammentrafen, um ihn aus
dieser verzweifelten Lage zu retten.
6. Wendung des Glücks. Friedensschlüsse zu Utrecht,
Rastadt und Baden ((1711 — 1714)).
Der Sturz des Ministeriums Marlborough (des Oberhauptes
der Whigs) durch das Eintreten der Tories in das Cabinet der
Königin Anna von England, der Tod des Kaisers Joseph, dem der
Erzherzog Karl als Erbe der österreichischen Länder und als Kaiser
folgte, und die Siege des Herzogs von Vendóme in Spanien, ver-
schafften Ludwig Xiv. am Ende seines Lebens noch einen unerwartet
günstigen Frieden. Zuerst schloß er mit den Seemächten, welche die
Wiedervereinigung der österreichischen Länder mit der spanischen
Monarchie auch nicht wünschten, Frieden zu Utrecht 1713: Philipp
V. ward als König von Spanien und dessen außereuropäischen Be-
sitzungen anerkannt unter der Bedingung, daß die Kronen Frankreichs
und Spaniens nie vereinigt würden, England erhielt von Spanien
Gibraltar (und Minorka); Preußen gewann Obergeldern und die
allgemeine Anerkennung seiner neuen Königswürde, Savoyen bekam
Sicilien als Königreich, welches er bald darauf gegen Sardinien
vertauschte. Der Kaiser trat diesem Frieden zu Rastadt 1714 bei
und erhielt die spanischen Nebenländer: die Niederlande, Neapel,
Mailand und Sardinien; die Kurfürsten von Baiern und Köln wur-
den wieder in ihre Würden eingesetzt. Dieser von Eugen unterhan-
delte Friede wurde von demselben in Baden im Aargau auch für
das deutsche Reich vollzogen.
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xiv. Ludwig_Xiv. Eugen Eugen Marlborough Ludwig Ludwig Marlborough Anna_von_England Joseph Karl Karl Ludwig_Xiv Ludwig Philipp
V. Philipp
V. Eugen Eugen
Extrahierte Ortsnamen: Lille Spanien Baden Spanien Spanien Frankreichs Spaniens England Spanien Sardinien Niederlande Neapel Mailand Sardinien Baiern Baden
Vereinigung Brandenburgs mit Preußen. Der große Kurfürst. t6k
Spaltung zwischen den, eifrig lutherischen Volke und der reformirten
Regierung beunruhigt war, zu behaupten. Er wurde bald ganz ab-
hängig von seinem Minister, dem katholischen Grafen Adam von
Schwarzenberg, dessen Einfluß die Politik Brandenburgs beherrschte.
Dieses blieb nämlich so lange neutral, bis Gustav Adolf durch sein
Erscheinen vor Berlin den Kurfürsten zu einem Bündnisse zur Ver-
theidigung der gemeinsamen (protestantischen) Sache zwang (1631),
doch nahm er nur einen sehr unbedeutenden Antheil au dem Kriege,
und als Sachsen mit dem Kaiser den Prager Frieden schloß, setzte
Schwarzenberg es durch, daß Brandenburg diesen: Frieden beitrat
(1635). Zwei Jahre spater trat der.kurfürst sogar in enge Ver-
bindung mit dem Kaiser gegen die Schweden, weil diese Pornmern,
worauf er bei dem jetzt erfolgten Ausfterben der ponmierschen Her-
zoge (1637), gemäß eines frühern Erbvertrages, Ansprüche hatte,
nicht räumen wollten. Die erfolglosen Versuche Pornmern den
Schweden zu entreißen rächten diese durch die fürchterlichste Verhee-
rung der Mark. Sein Sohn
2. Friedrich W:lhelm, der große Kurfürst, 1640—88 schloß
mit Schweden Waffenstillstand und suchte durch Neutralität die Gei-
ßel des Krieges von seinem Lande abzuhalten. In dem westphä-
lischen Frieden 1648 mußte er Vorpommern nebst Rügen und
einen Theil Hinterponunerns den Schweder: lasser: und sich mit dem
Reste von Hinterpommern, den: Erzbisthun: Magdebrirg und den
Bisthümern Halberstadt, Minden, Kamin (in Pommern) begnügen.
Die Zeit des Friedens benutzte er zur Reorganisation des zer-
rütteten Staates: er legte den ersten Grund zum stehender: Heere,
dessen stets steigende Zahl und Vervollkommr:ur:g in jeder Waffen-
gattung seinem Staate eine höhere Bedeutung verschaffte, er machte
sich frei von dem Steuerbewilligungsrechte der Stände, suchte eine
feste Ordnung in die gesammte Verwaltung, bauptsächlich aber ir: die
der Finanzen zu bringen, die schweren Auflagen auf angemessene
Weise zu vertheilen und erträglich zu machen, das verwüstete Land
durch Colonisten (Aufnahme der aus Frankreich geflüchteten Huge-
notten) anzubauen, der: Ertrag der Domaiuen durch verbesserte Wirth-
schaft zu erhöhen, Gewerbe und Handel, Künste und Wissenschaften
zu beleben und allenthalben neue Erwerbsquellen (sogar durch Nie-
derlassungen an der Küste von Guinea) zu eröffnen. — Durch die
Einmischung in die politischen Verhältnisse des Ostens und zwar
durch Theilnahme an einem Kriege zwischen Schweden
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Extrahierte Personennamen: Adam_von
Schwarzenberg Gustav_Adolf Gustav Adolf Schwarzenberg Friedrich_W:lhelm Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Brandenburgs Brandenburgs Berlin Sachsen Brandenburg Schweden Schweden Schweden Hinterpommern Minden Pommern Frankreich Guinea
172
Friedrich I Friedrich Wilhelm I.
er den Titel eines Königs in Preußen an und setzte sich und
seiner Gemahlin am 18. Januar 1701 zu Königsberg die Krone auf,
nachdem er am Tage vorher den schwarzen Adlerorden — wahr-
scheinlich im Gegensätze zum polnischen weißen — gestiftet.
Eine Versammlung von gelehrten Männern in Berlin, die der König beru-
fen hatte, um über die vom Reichstage beschlossene Einführung des verbesserten
Kalenders zu berathen, gab Veranlassung zur Stiftung der Sorietät (später Aka-
demie der Wissenschaften (1700) nach einem Gutachten von Leibnitz.
Dritter Zeitraum.
Preußen ein Königreich seit 1701.
1) Friedrich I., als König 1701 —1713, unterstützte den Kaiser
und dessen Bundesgenossen im spanischen Erbfolgekriege mit Hülfs-
truppen, welche unter dem Fürsten Leopold von Dessau an den
Schlachten bei Höchstädt und Turin, so wie (unter Lottum) an den
Schlachten bei Ramillies, Ondenarde und Malplaquet ruhmvollen
Antheil nahmen. Er erhielt (als Sohn der altern Schwester Kö-
nigs Wilhelm Iii. von England) aus der Oranischen Erbschaft:
die Grafschaften Lingen und Meurs und die Fürstenthümer Neuen-
burg und Valendis (Neufchätel und Valengin). — Sein Sohn
2) Friedrich Wilhelm I., 1713—1740, führte sofort die
größte Einfachheit und Sparsamkeit in der Hofhaltung ein und ver-
wandte die dadurch erzielten Ersparnisse zur Vermehrung (von 30,000
auf 80,000 M.) und Vervoükomnmung des Heeres; er begründete ein
neues System der Finanz- und Justizverwaltung, sammelte einen bedeu-
tenden Schatz und kannte keinen andern Aufwand als für sein, zum
Theil gewaltsam aus allen Ländern Europas zusammengebrachtes Leibre-
giment der Riesen. Die Bevölkerung stieg (auf 2'/t Mill. Einw.) durch
Unterstützung fremder Ansiedler (die Salzburger), neue Städte wurden
erbaut, alte, namentlich Berlin und Potsdam, erweitert und ver-
schönert. Im Utrechter Frieden erhielt er Obergeldern; im nordi-
schen Kriege schloß er sich den Feinden Schwedens an und gewann
Stettin mit den wichtigen Odermündungen.
Friedrich des Großen Jugend. Wie Friedrich Wilhelm I. einen außer-
ordentlichen Gegensatz gegen seinen Vater bildete, so war der Contrast zwischen
ihm und seinem Sohne Friedrich nicht minder grell: alle Bemühungen des Va-
ters ihm Geschmack an dem Mechanismus der damaligen Kriegsübungen beizu-
bringen waren vergeblich, und der Vater verzweifelte eben so sehr aus ihm einen
tüchtigen Soldaten als einen frommen und sparsamen Regenten zu bilden. Des
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