136
(1672—1678) Zweiter Raubkrieg Ludwigs Xiv.
Gegen Holland gerichtet, dessen Statthalter Wilhelm
Iii. v on Oranten war. Hollands Bundesgenossen: Oest-
reich, Spanien, Brandenburg, später auch das deutsche
Reich, t) Auf Ludwigs -Leite stand England und Schwe-
den. Letzteres reizt er zu einem Einfall in Branden-
burg;^ jedoch
1675 Schlacht bei Febrbellin.
Des Kurfürsten schnelles Erscheinen mit 5600 Reitern
und ^000 Mann Fnßvolk (auf Wagen). Er überfällt
die Schweden bei Rathenow und schlägt sie am 18. Juni
bei Fehrbellin. (Landgraf Friedrich von Hessen-Hom-
burg, Derfflinger, Froben's Aufopferung.)
Darauf griff Friedrich Wilhelm die Schweden in Pom-
mern ^selbst an, erobert 1677stettinv), <678rügen
und Stralsund. Im folgenden Jahre Einfall der
Lchweden in Preußen. Der Kurfürst setzt über das
gefrorne Hass und jagt sie aus dem Lande.
Trotzdem muß er, von seinen Bundesgenossen, nament-
lich vom Kaiser Leopolde) verlassen und von Frankreich
bedroht, im Frieden von St. Germain 1679 seine
Eroberungen wieder herausgeben.
1678 Friede zu Nimwegen.
Ludwig gewann in demselben die Franche-Comte, x)
Lothringen und >2 niederländische Grenzplätze, auch
Freiburg im Breisgau.
1681 Ludwig raubt Straßburgzh und andere Städte
mitten im Frieden.
Durch die sogen. Reuni o nskämmern ließ Ludwig un-
tersuchen, welche Gebiete früher zu den ihm zugefallenen
Städten gehört hatten. Hierauf gründete er sein Raub-
system. Der von den Ungarn und den mit denselben
verbündeten Türken bedrängte Kaiser konnte nichts dage-
gen thun.
t) Leopold 1. stand anfangs mit Frankreich in geheimem Bündnisse und
suchte die Bewegungen des großen Kurfürsten (am Rhein) zu
lähmen.
u) Greuliche Verwüstung. Die Bauern wehren sich. Welche Inschrift
trugen ihre Fahnen? ,
v) Karrikatur von Derfflinger am Kirchthurm.
w) Dessen Benehmen bei der schlesischen Erbschaft. Statt derselben der
Kreis Schwibus, welcher unter Friedrich auch wieder an Oest-
reich zurücksällt.
x) Spanisch, aber zum deutschen Reiche gehörig. Hauptstadt Besan<.on
am Doubs.
y) Verrätherei des Bischofs Grafen v. Fürstenberg.
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs Wilhelm Ludwigs Ludwigs Friedrich_von_Hessen-Hom- Friedrich Derfflinger Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig_un- Ludwig Leopold Leopold Derfflinger Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Ludwigs_Xiv Holland Hollands Spanien Brandenburg England Rathenow Fehrbellin Schweden Stralsund Frankreich Germain Nimwegen Lothringen Freiburg Ungarn Frankreich Rhein Kirchthurm Schwibus Fürstenberg
Westfälischer Friede. 47.5
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fern als Sklaven. Wie uns ein Blatt von einem Weibe, bier
aus Stockholm, dort aus Paris,*) zugeworfen wird, freuen
oder ängstigen wir uns. Schon rathschlagen sie in Deutschland
über Deutschland, was sie uns nehmen, was lassen, welche Fe-
dern sie dem römischen Adler entreißen und dem Hahne (Gallo)
einsetzen wollen. Und wir, bis auf den letzten Athemzug uneinig
mit uns selbst, verlassen über den Götzen fremder Völker unsere
eigene schützende Gottheit, und opfern jenen Leben, Freiheit und
Ehre auf."
Würdig benahmen sich die kaiserlichen Gesandten, der Graf
von Trautmansdorf und der Doktor Volmar, welche mit
Kraft und Gründlichkeit die Anmaßung der Fremden, und mit
Milde und Geduld die Uneinigkeit der deutschen Stände zu be-
kämpfen suchten; allein sie fanden nicht den rechten Beistand bei
den übrigen Gliedern des Reiches, besonders als Baiern in den
letzten Jahren des Krieges wankend wurde; und ferner vereitelte
jede Botschaft von dem Kriegsglück der Feinde die Vortheile
wieder, die sie vielleicht durch Unterhandlung gewonnen hatten.
So mußten sie es geschehen lassen, daß:
1) Frankreich im Frieden die Bisthümer Metz, Tonl
und Verdün, ganz Elsaß, so weit es Oestreichs gewesen, den
Sundgau und die wichtigen Festungen Breisach und Pbi-
lippsburg erhielt, und außerdem die Deutschen zwang, meh-
rere Festungen am Oberrhcin niederzureißen, damit seine Heere
immer den freien Weg in das deutsche Land fänden. Durch die-
sen Frieden fielen die Vormauern des südlichen Deutschlands
größtentbeils in des Erbfeindes Hand. Die französischen Gesand-
ten jubelten laut, daß Frankreich noch nie einen so vortheilhaf-
ten Frieden geschlossen habe.
2) Schweden, welches auch große Forderungen gemacht
batte, aber an dem stolzen und wenig gewandten Johann
Oren stier na, des großen Reichskanzlers Sohne, und dem
bestechlichen Ratbe Adler Salvius, nicht die besten Vertreter
fand, begnügte sich mit Vorpommern und Stettin, nebst
der Insel Rügen, der Stadt Wismar in Mecklenburg, und
den Bistbümern Bremen und Verden an der Weser; Län-
dern, die zum Theil arm waren und zerstreut lagen. Auch bat
Schweden von ihrem Besitze keinen Mißbrauch gegen unser Va-
terland gemacht. Zum Ersatz der Kriegskosten wurden den Schwe-
den noch 5 Millionen Tbaler zugesagt, die das ausgesogene Reich
aufbringen sollte.
3) Der Churfürst von Brandenburg, welcher auf
das ganze pommersche Land gegründete Ansprüche hatte, erhielt
) In Stockholm regierte Gustav Adolfs Tochter Christi na, und kn
Frankreich führte die Königin Anna, als Vormünderin des noch unmün-
digen Ludwig Xiv., die Legierung.
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Extrahierte Personennamen: Gallo Oestreichs Johann
Oren Johann Gustav_Adolfs Gustav Adolfs Christi Anna Ludwig_Xiv. Ludwig_Xiv.
Extrahierte Ortsnamen: Stockholm Paris Deutschland Deutschland Frankreich Breisach Oberrhcin Deutschlands Frankreich Schweden Stettin Wismar Mecklenburg Bremen Brandenburg Stockholm Frankreich
162 Hi. Ztr. Karl der Große bis Heinrich I. 768 — 919.
\'Ww%'Vv%'W1jw/\ Xwixxwwxwiw/Wantwna/X/Wix/Wx/ltw/w/Xftwfwxn^A/x vv%W
mußte seine großen Forderungen fahren lassen; und nach zwei
Jahren kam ein wichtiger Vertrag zu Stande, welcher das große
fränkische Reich theilte, und Deutschland auf immer von Frank-
reich getrennt hat. Dieser heißt der Vertrag von Verdun,
geschlossen am 11. Aug. 843.
1) Ludwig erhielt das eigentliche Deutschland bis an den
Rhein, und über dem Rheine, des Weinwuchses wegen, wie es
in der Urkunde heißt, Mainz, Speier und Worms. Dadurch
waren die Lander, in welchen reiner deutscher Stamm, uuvermischt
mit den Römern, geblieben war, alle vereinigt, und wir Deutschen
müssen die Theilung zu Verdün als ein großes Heil für uns
ansehen. Denn wäre unser Vaterland mit Frankreich vereinigt
geblieben, und hätten die Könige vielleicht ihren Sitz in Paris
genommen, oder auch nur mit ihren Hauptstädten gewechselt; so
möchte doch mit der Zeit eine verderbliche Mischung der deutschen
und französischen Sprache, Sitten, Lebensweise und des Volks-
Charakters entstanden seyn. /
2) Lothar behielt die Kaiserwürde und Italien, und bekam
ferner einen schmalen, langen Landstrich zwischen Deutschland und
Frankreich, von den Alpen bis in die Niederlande; nemlich das
Land Wallis und Wadt von der Schweiz, dann das südöstliche
Frankreich bis zum Rhonefluß, und am linken Ufer des Rheines
das Elsaß und die Gegenden der Mosel, Maas und Schelde.
Dieser lange, schmale Landstrich zwischen den. beiden andern Brü-
dern wurde wahrscheinlich deshalb für den Kaiser bestimmt, damit
er beiden nahe sey, und damit, nach dem Willen des Vaters
und Großvaters, durch das kaiserliche Ansehen die Einheit des
Ganzen möglichst erhalten werde. Auch schien von der Kaiser-
würde sowohl Italien mit der alten Hauptstadt Rom, als auch
das alte Austrasien, nemlich die Gegenden des Rheins,^ die Karl
der Große zu seinem Sitze gewählt hatte, mit der Hauptstadt
Aachen, unzertrennlich. Aber, obgleich Lothar sehr schöne und
fruchtbare Provinzen erhielt, so war sein Theil doch der schwächste;
denn sein Reich diesseits der Alpen hatte keine natürlichen Gränzen,
weder durch Gebirge, noch durch den Volksstamm; die Bewohner
seiner Länder an der Rhone und dem Rheine hinunter waren aus
sehr verschiedenen Stämmen zusammengesetzt. Es war keine Na-
tur- Nothwendigkeit in dieser Theilung der Länder, sondern bloße
menschliche Willkühr, und darum war auch kein Bestand darin.
Vielmehr ist sie die Quelle von sehr vielem Unglück geworden.
Nachdem der Kaiser Lothar, wie verfolgt von dem Schatten sei-
nes Vaters, gegen den er am meisten gesündigt, die Regierung
niedergelegt hatte und in einem Kloster gestorben war, stritten
seine drei Söhne wiederum mit den Waffen um das Land und
tbeilten es unter sich; aber keiner von ihnen brachte es auf Nach-
kommen. Die Länder Burgund, Elsaß und die eigentliche Provinz
Lothringen, welche Lothar H. erhalten hatte, und die eben von
ihm den Namen Lotharingien bekam, theilten nach dessen
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Extrahierte Personennamen: Karl Heinrich_I. Ludwig Ludwig Lothar Maas Karl
der_Große Karl Lothar Lothar Lothar_H.
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Frank- Verdun Deutschland Rhein Rheine Mainz Worms Frankreich Paris Italien Deutschland Frankreich Niederlande Schweiz Frankreich Italien Rom Rheins Rhone Rheine Burgund Lothringen
Die Karolinger. 163
i\\'\ \\'\>\W\/Ww'\ V\%W ^ \ ^ V Vi
frühem Tode schon seine beiden Oheime, Ludwig der Deutsche
und der französische König Karl, unter einander, so daß das
Land im Osten der Maas mit den Städten Utrecht, Aachen,
Lüttich, Metz, Trier, Köln, Straßbnrg u. a. an Deutschland
kam. Diese Theilung beendigte aber den Streit um die Lothring,
schc Erbschaft nicht, sondern dieselbe ist durch alle Jahrhunderte
hindurch ein Zankapfel zwischen den Deutschen und Franzosen
gewesen, und viele blutige Kriege sind ihrenthalben geführt worden.
3) Karl der Kahle endlich erhielt den westlichen Theil des
ganzen Reichs der Franken, und bei diesem Theile ist der Name
Frankreich geblieben. Wir aber sind wohl zufrieden, daß wir
ihn nicht behalten, sondern den uralten Volksnamen wieder her-
gestellt haben, der alle Stämme umfaßt.
30. Die deutschen Könige ans dem Geschlechte der
Karolinger. 843 — 911.
r 1. Ludwig der Deutsche, 840 — 876, der ein kräftiger
Fürst, von hohem Wüchse und schöner Bildung, von blitzendem
Auge und Hellem Geiste war, auch lebendigen Sinn für Bildung
und Wissenschaft besaß, und dieses durch Redeschulen, die er in
Frankfurt und Regensbnrg erbaute, bewies, hatte viel für die
Ruhe seines Reiches zu kämpfen, indem von den östlichen Grän-
zen her die slavi sehen Völker Einfälle machten, von Nor-
den und Nordwesten aber die No rmän n er. Diese kühnen See-
fahrer, von altdeutschem Stamme, wild, wie ihr Meer und ibre
nordischen Küsten, erschienen, aus den norwegischen, schwedischen
und dänischen Gewässern kommend, mit der Schnelligkeit des
Wnldes und mit allgewaltiger Tapferkeit^ an den Mündungen der
Flüsse, und drangen oft tief in die Länder ein. Sie sind auf
der Seine bis Paris, auf der Garonne bis Toulouse, und
auf dem Rheine bis Köln und Bonn vorgedrungen. Und nicht
allein die Ufer dieser Flüsse litten von ihren Verheerungen, son-
dern sie verstanden sogar ihre Schiffe viele tausend Schritte weit
über Land fortzuschaffen und in andere Flüsse zu bringen, so daß
nirgend Sicherheit vor ihnen war. So groß war der Schrecken
ihres Namens, daß der bloße Ruf vor ihnen der schon die Men-
schen zur Flucht aufregte. Ihre Zahl war meistentheils klein, wie
denn ein Schiffsgeschwader überhaupt nicht große Heere fortbrin-
gen kann; aber ihr Muth, wie ihre Körper und ihre Waffen,
zeugten von guter nordischer Kraft, und im Schwingen der ge-
waltigen Speere kam ihnen niemand gleich. Einige Schiffe, nebst
einigen tapfern Leuten, waren oftmals die Aussteuer königlicher
Prinzen; und wie im alten Deutschland ein edler Anführer mit
seinem Gefolge auf kühnen Zügen Ehre und Beute erwarb, ja
wie er sogar sich und den Seinen den Besitz eines Landes er-
kämpfte ; so war dem verwegenen Seehelden sein Geschwader, mit
11 *
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_der_Deutsche Ludwig Karl Karl Metz Karl_der_Kahle Karl Ludwig_der_Deutsche Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Aachen Trier Straßbnrg Deutschland Frankreich Frankfurt Paris Toulouse Rheine Bonn Deutschland
Autor: Marten, Adolf, Jastram, Heinrich, Hüttmann, J. F.
Hrsg.: ,
Auflagennummer (WdK): 11
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
142
der Hugenotten. Zur Abwehr seiner maßlosen Übergriffe ver-
banden sich endlich Brandenburg, Schweden und Holland. Nach
beseitigter Türkengefahr schloß der deutsche Kaiser zu gleichem
Zwecke mit dem Könige von Spanien, dem Kurfürsten von
Bayern und Sachsen und den oberrheinischen Städten „das
große Augsburger Bündnis". Demselben trat nachher auch noch
der zum Könige von England erhobene Wilhelm Iii. von Oranien
bei. Als Ludwig von den Rüstungen der Verbündungen hörte,
brach er zuerst los, 1688. Zur Sicherung der Grenze ließ
Ludwig die Pfalz auf eine Strecke von vielen Meilen furchtbar
verheeren. Die blühenden Städte Heidelberg, Mannheim, Baden,
Rastatt, Worms, Speyer, Oppenheim re. gingen in Flammen auf,
die Einwohner wurden auf die schneebedeckten Felder gejagt und
dem Hungertode preisgegeben, alle Kunstwerke auf bübische Art
zerschlagen und selbst die Königsgräber in Speyer umgewühlt.
Durch seine großen Feldherrn blieb Ludwig nach 10 jährigem
Kampfe Sieger und behielt im Frieden zu Ryswick (1697)
den ganzen Elsaß. „In allen drei Raubkriegen hatte Deutsch-
land sich völlig ohnmächtig nach außen hin bewiesen und hatte
gezeigt, wie leicht die Beute da ist, wo Gemeinsinn und nationale
Ehre erloschen sind."
§ 70. Der spanische Erbsolgekrieg. In Spanien starb das
von den Habsburgern stammende Königshaus aus. Da verlangte Ludwig Xiv.
die Krone für seinen Enkel Philipp, der deutsche Kaiser für seinen Sohn
Karl; beide waren Seitenverwandte. Die meiste Berechtigung hatte Leopold;
da aber Frankreich nicht nachgeben wollte, entstand der sog. spanische Erb-
folgekrieg (1701—1714). Mit Österreich waren England, Holland, Preußen
und das deutsche Reich verbunden. Leider stellten sich zwei deutsche Fürsten,
die Kurfürsten von Bayern und Köln, aus die Seite Frankreichs. Philipp
ließ sich in Spanien huldigen, aber Karl konnte hier nur wenig Erfolge
erringen. Die Hanptschauplätze des Krieges waren Italien, Deutschland
und die Niederlande. Der kaiserliche Feldherr Eugen und der englische
Führer Marlborough Mahlböro) warfen die Bayern und Franzosen ganz
nieder, so daß Ludwig gern Frieden machen, ja selbst den Elsaß wieder
herausgeben wollte. Als man aber verlangte, er solle seinen Enkel aus
Spanien vertreiben, ging der Krieg weiter. Da starb Leopolds Nach-
folger, Joseph I., und sein Bruder Karl wurde nun deutscher Kaiser, er
mußte also Spanien verlassen. Auch der englische Feldherr wurde von
seiner Königin plötzlich entlassen. Da erlahmte der Krieg. 1713 wurde
zu Utrecht und 1714 zu Rastatt Frieden geschlossen unter folgenden Be-
dingungen: Philipp erhielt von der spanischen Erbschaft das Königreich
Spanien und die außereuropäischen Besitzungen; doch sollten die Kronen
Spanien und Frankreich aus ewig getrennt bleiben. Englands behielt
Gibraltar und empfing außerdem von Frankreich die Hudsonsbai, Nen-
schottland und Ncufoundland in Amerika. Savoyen bekam eine Reihe
von Festungen an der französischen Grenze und die spanische Insel Sizilien
samt dem Königstitel. Holland erlangte auch einige Grenzfestungen und
Handelsvorteile, Preußen ein Stück Land am Rhein (Geldern). Der
Kaiser, der rechtmäßige Erbe, erlangte noch ziemlich viel davon: die
spanischen Niederlande, Neapel, Mailand und die Insel Sardinien. Die
Kurfürsten von Bayern und Köln wurden wieder eingesetzt. Der Kaiser
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Ludwig_von Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig_Xiv Ludwig Philipp Philipp Leopold Leopold Philipp Karl Karl Eugen Eugen Marlborough_Mahlböro Ludwig Ludwig Leopolds Leopolds Joseph_I. Karl Karl Philipp Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Brandenburg Schweden Holland Spanien Bayern Sachsen England Heidelberg Mannheim Baden Rastatt Worms Speyer Oppenheim Speyer Spanien Frankreich England Holland Frankreichs Spanien Italien Deutschland Niederlande Elsaß Spanien Spanien Spanien Spanien Frankreich Frankreich Amerika Sizilien Holland Rhein Neapel Mailand Sardinien Bayern
182 m.zlr. Die neuere Zeit, vender Reformation bis jetzt.
zu machen, und aufseinen Betrieb wurden wirklich dih--Gc-
sandten der kriegführenden Theile nach zwei Städten West-
phalens, Münster und Osnabrück, die von dem Kriegs-
schauplätze ziemlich entfernt waren, zur Friedensnnterhand-
luug beschießen. In Münster sollte mit den Franzosen, in
Osnabrück mit den Schweden unterbandelt werden. Aber
so langsam ging es schon mit der Versammlung der Gesand-
ten, daß, da die kaiserlichen sich schon im Sommer 1643 ein-
fanden, die schwedischen erst am Ende des Jabres und die
französischen gar erst im folgenden Jahre kamen. Eben so
langsam ging es mit den Verhandlungen selbst. Die Frem-
den trachteten nur danach, so viel als möglich von Deutsch-
land abzureißen und warteten deßhalb immer, ob nicht neue
Siegesuachrichten von ihren Generalen eingingen, um ihre
Forderungen noch höher spannen zu können; denn der Krieg
wurde unterdeß unaufhörlich fortgesetzt. Mit dem unerträg-
lichsten Uebermuthe schrieben die französischen Gesandten Ge-
setze vor und erlangten auch am Ende die größten Vortheile
ans diesem, von Frankreichs Seite wahrhaft schändlichen,
Kriege.
74. Der> westphälische Friede. 24. Oct. 1648.
Nach vierjährigen Unterhandlungen kam man endlich da-
hin überein, daß:
1. Frankreich die Bisthümcr Metz, Tont und Perduri,
ganz Elsaß, so weit cs östreichisch gewesen- dem Sund-
gau, und die wichtigen Festungen Breisach undphilipps-
acrhiclt, wodurch es sich den freien Eingang in das
e Deutschland eröffnete.
L. Schweden begnügte sich mit Vorpommern und Stet-
tin, der meklenöurgischen Stadt Wismar und den Bis-
thümern Bremen und Verden, nebst 5 Millionen Thaler
für aufgewandte Kriegskosten.
3. Der Churfürst von Brandenburg erhielt für die Ab-
tretung von Vorpommern, ganz Hinterpommern, das
Erzbisthnm Magdeburg und die Bisthümer Halberstadt,
Minden und Kamin als weltliche Fürstenthümer.
4. Meklenburg und Hessenkasset erhielten kleine Ent-
schädigungen. , .
5. Vraunschweig Lünehurg, welches Ansprüche auf
das Bisthi-m Osnabrück hatte, bekam das Recht, daß
abwechselnd mit einem katholischen Bischöfe ein braun-
schweigischer Prinz das ^and besitzen sollte,
ß. Der älteste Sohn des unglücklichen Friedrichs V. von
der Pfalz erhielt seine Erbländer wieder bis auf die
Pberpfalz, hie Baiern, 'nebst der siebenten Churwürde,
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Extrahierte Personennamen: Metz L. Vraunschweig_Lünehurg Friedrichs_V.
Extrahierte Ortsnamen: Osnabrück Schweden Frankreichs Frankreich Breisach Deutschland Wismar Brandenburg Hinterpommern Magdeburg Minden Friedrichs Baiern
Autor: Hüttmann, J. F., Jastram, Heinrich, Marten, Adolf
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
141
stimmung des Reichstages gebunden. Es wurde nämlich von
1663 — 1806 beständig in Regensburg Reichstag gehalten, also
143 Jahre lang. Fast kein Kaiser hat seitdem mehr persönlich den
Reichstag besucht, und die Fürsten thaten es in der Regel auch
nicht. Der Reichstag, von den Reichsständen also durch Gesandte
beschickt, konnte vor lauter inneren Streitigkeiten, oft über unbe-
deutende Dinge (Sitze der Gesandten rc.), zu keinem wichtigen
Beschlusse kommen. Nur wenn es sich um noch größere Be-
schränkung der kaiserlichen Macht handelte, war man einig. Kein
Wunder, daß Deutschland noch mehr die Beute fremder Mächte
wurde!
69. Die Raubkriege. Ludwigs Sucht nach Vergröße-
rung führte zu mehrfachen sog. Raubkriegen: 1. Nach dem Tode
seines Schwiegervaters Philipps Iv. von Spanien wollte Ludwig
die südlichen oder spanischen Niederlande erobern (1666 — 68),
wurde aber hieran durch Holland (im Verein mit England und Schwe-
den) behindert. — 2. Daraus führte er einen Rachekrieg gegen Hol-
land (1672 — 78), dessen Statthalter, Wilhelm von Oranien, jedoch
kräftigen Widerstand leistete. Er wurde von dem großen Kur-
fürsten, später auch vom Reiche und von Spanien unterstützt. Im
Frieden von Nymwegen erhielt Ludwig die Franche-Comtd
(Burgund), eine Reihe belgischer Grenzsestungen und 10 Städte
im Elsaß (8-65), auch die Festung Freiburg. — 3. Mitten im
Frieden besetzte Ludwig eine Reihe deutscher Orte, die er sich durch
die sog. Reunionskammern hatte zusprechen lassen. Dies waren
nämlich Gerichte, die untersuchen sollten, welche deutsche Besitzungen
einst auf irgend eine Weise mit seinen, durch Gewaltthat neu-
erworbenen Ländern in Verbindung gewesen waren, um sich der-
selben bemächtigen zu können. So siel auch, vom deutschen Reiche
schmachvoll verlassen, die wichtige Grenzfestung Straßburg ohne
Schwertstreich 1681 in seine Hände. Er reizte auch die Türken
zum Kriege, die 1633 Wien hart bedrängten; dock> wurde dieses
durch Staremberg tapfer vertheidigt und durch den Polenköuig
Joh. Sobiesky gerettet. (Später wurden die Türken durch
Prinz Eugen zum Frieden gezwungen. Lied: „Prinz Eugen, der
edle Ritter rc." — Eugen gehört zu den 8 größten Feldherren
früherer Zeiten (Alexander, Cäsar, Karl der Große, Gustav Adolf,
Türenne, Eugen, Friedrich der Große, Napoleons). 1684 wurde zu
Negensburg ein 20jähriger Waffenstillstand abgeschlossen, in welchem
Ludwig alles Weggenommene verblieb. — 4. Allgemein herrschte
gegen Ludwig große Erbitterung, sowohl wegen seiner Eroberungs-
sucht, als auch wegen der Vertreibung der Hugenotten. Zur Ab-
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs Ludwigs Philipps Philipps Ludwig Ludwig Wilhelm_von_Oranien Wilhelm Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Sobiesky Eugen Eugen Eugen Eugen Eugen Alexander Alexander Cäsar Karl_der_Große Karl Gustav_Adolf Gustav Adolf Eugen Eugen Friedrich_der_Große Friedrich Napoleons Ludwig_alles_Weggenommene Ludwig Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Regensburg Deutschland Spanien Holland England Spanien Burgund Elsaß Wien Staremberg Polenköuig
Joh Napoleons Negensburg
160 11l, Jeitr. Die neuere Zeit, von der Reformation bis jetzt.
lagert, weil keine Hand sie bebauete, und daß viele Städte und
Dörfer nur noch Schutthaufen waren. Durch so viel Jammer
und Elend mußten auch die Gemüther der Menschen ganz ver-
wildern, und eine traurigere Zeit hat unser Vaterland überhaupt
wohl niemals erlebt.
Noch mancher tapfere Anführer hat in den letzten 12 Jahren
des Krieges kühne Thaten verrichtet: Bernhard von Weimar,
die schwedischen Generale Banner, Torstensohn und Wrangel,
und von kaiserlicher Seite Johann de Werth, Piccolomini
und andere. Allein es wurde durch alles vergossene Blut nichts
Großes entschieden und die Erzählung solcher nutzloser Kriegsthaten
kann nicht erfreuen.
Der Kaiser Ferdinand Ii. sah auch das Ende dieses unglück-
lichen Kampfes nicht; er starb im I. 1637, im 59. Jahre seines
Alters, und sein Sohn:
Ferdinand Iii. (1637 — 1657.) wurde sein Nachfolger.
Dieser gab sich alle Mühe, dem langen Kriege ein Ende zu machen,
und auf seinen Betrieb wurden wirklich die Gesandten der kriegfüh-
. renden Theile nach zwei Städten Westphalens, Münster und Os-
j nabrück, die von dem Kriegsschauplätze ziemlich entfernt waren,
' zur Friedensunterhandlung beschieden. In Münster sollte mit den
Franzosen, in Osnabrück mit den Schweden unterhandelt werden.
Aber so langsam ging es schon mit der Versammlung der Gesandten,
daß, da die kaiserlichen sich schon im Sommer i 643 c einfanden,
die schwedischen erst am Ende des Jahres und die französischen gar
erst im folgenden Jahre kamen. Eben so langsam ging es mit den
\ Verhandlungen selbst. Die Fremden trachteten nur danach, so viel
als möglich von Deutschland abzureißen, und warteten deßhalb immer,
ob nicht neue Siegesnachrichten von ihren Generalen eingingen, um
ihre Forderungen noch höher spannen zu können; denn der Krieg
wurde unterdeß unaufhörlich fortgesetzt. Mit dem unerträglichsten
Uebermuthe schrieben die französischen Gesandten Gesetze vor und er-
langten auch am Ende die größten Vortheile aus diesem, von Frank-
reichs Seite, wahrhaft schändlichen. Kriege, £ -C v ^
{¡io . , ^ f - ;
74. Der westphälisch'e Friede. 24. Dct. L648.
Nach vierjährigen Unterhandlungen kam man endlich dahin
überein, daß:
1. Frankreich die Bisthümer Metz, Toul und Verdün, ganz
Elsaß, so weit es östreichisch gewesen, den Sundgau, und die
wichtigen Festungen Breisach und Philippsburg erhielt, wodurch
es sich den freien Eingängen das südliche Deutschland eröffnete.
2. Schweden begnügte sich mit Vorpommern und Stettin, der
meklenburgischen Stadt Wismar und den Bisthümern Bremen
und Verden, nebst 5 Mil. Thaler für aufgewandte Kriegskosten.
3. Der Churfürst von Brandenburg erhielt, für die Abtretung
von Vorpommern, ganz Hinterpommern, das Erzbisthum Mag-
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Extrahierte Personennamen: Bernhard_von_Weimar Johann_de_Werth Johann Piccolomini Ferdinand_Ii Ferdinand Ferdinand_Iii Ferdinand Frankreich_die_Bisthümer_Metz
Extrahierte Ortsnamen: Osnabrück Schweden Deutschland Breisach Philippsburg Deutschland Stettin Wismar Bremen Brandenburg Hinterpommern
Die Zeiten der letzten Karolinger in Deutschland.
57
langen schmalen Landstrich an der linken Seite des Rheines hinun-
ter, bis nach Holland.
Ludwig der Deutsche bekam unser Deutschland bis an den
Rhein, und jenseits desselben noch die Städte Speier, Worms und
Maynz.
Karl, mit dem Beinamen der Kahle, bekam den westlichen
Theil des Reiches von da an, wo Lothars Antheil aufhörte, bis an
den atlantischen Ozean, und bei diesem Theile ist der Name der Fran-
ken geblieben; es heißt bis auf den heutigen Tag Frankreich.
Wir aber haben den alten, ursprünglichen Volksnamen^ mit
Recht beibehalten, da in unserm Antheile alle die deutschen Völker-
schaften vereinigt wurden, welche sich weder mit den Römern noch
mit andern Fremden vermischt hatten. Das ist unser Stolz, daß das
ächte deutsche Blut in unfern Adern stießt und daß die unverfälschte
deutsche Sprache unser Erbtheil geblieben ist. ?
Von dem Vertrage zu Verdun fängt die eigentliche
Geschichte des deutschen Reiches an.
29. Die Zeiten der letzten Karolinger in Deutschland.
843 — 911.
Die Nachkommen Karls des Großen, oder die Karolinger,
herrschten in Deutschland noch 68 Jahre, bis 911. Sie waren:
Ludwig der Deutsche, Karl der Dicke, Arnulph und Lud-
wig das Kind. Der erste Ludwig hielt im ganzen noch gute
Ordnung und wußte sein Erbtheil auch gegen die auswärtigen Feinde
wohl zu vertheidigen; aber die Zeit der drei letzten Regierungen
gehört zu den unglücklichsten Zeiträumen, die unser Vaterland je
betroffen haben. Deutschland war fast von allen Seiten von Fein-
den bedrängt. Von Osten her, aus Mecklenburg, Pommern, Bran-
denburg, der Lausitz und Böhmen, machten die slavischen Völ-
ker fortwährend verheerende Raubzüge in Deutschland. Von Nor-
den kamen auf zahlreichen Raubgeschwadern die Normänner aus
Dänemark, Schweden und Norwegen, fuhren auf den großen Flüssen
bis tief in die Länder ein, und verheerten und plünderten Alles
umher aus. Auf dem Rheine sind sie bis nach Köln und Bonn
vorgedrungen.
Zu diesen Feinden kamen zuletzt auch noch die Ungarn, eigent-
lich Madscharen, ein wildes Räubervolk aus Asien, welches sich im
jetzigen Ungarn festgesetzt und die Avaren unterjocht hatte. Auf
ihren leichten Pferden kamen die Schaaren dieses wilden Volkes wie
ein verwüstender Sturmwind bald über die eine, bald über die andere
deutsche Provinz, wütheten mit Feuer und Schwerdt, und führten
meistentheils Tausende von Gefangenen jedes Standes und Alters
als Sclaven mit sich fort. Ehe noch an eine kräftige Vertheidigung
gegen sie gedacht werden konnte, waren sie schon wieder verschwun-
den und das Unglück war geschehen. Es war auch nicht gut mit
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_der_Deutsche Ludwig Karl Karl Karls Ludwig_der_Deutsche Ludwig Karl_der_Dicke Karl Ludwig Ludwig Schwerdt
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Rheines Holland Deutschland Rhein Worms Fran- Frankreich Deutschland Deutschland Deutschland Mecklenburg Pommern Deutschland Schweden Norwegen Rheine Bonn Ungarn Asien
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104 i!l. Zeitr. Die neuere Zeit, von der Reformation bis jetzt.
mordet oder als Sklaven fortgeschleppt seyn würden, wenn die Türken
die große Hauptstadt mit Sturm erobert hatten.
Neuer Krieg mit Ludwig Xiv. 1688 — 1697. — Kaum
war diese Gefahr vorüber, so sing der franz. König wieder einen
Krieg an. Sein Uebermuth brachte jedoch den größten Theil Euro-
pas gegen ihn in Waffen: außer Deutschland auch England, Hol-
land, Spanien und Savoyen. Um gegen so viele Gegner nicht alle
Theile der Granze bewachen zu müssen, gebrauchte Ludwig ein sehr
grausames Mittel. Damit nämlich die feindlichen Heere in einigen
Gegenden keinen Unterhalt fanden, ließ er durch seine Raubhorden
die blühenden deutschen Länder am Oberrhein, die Pfalz mit ihren
Städten: Heidelberg, Manheim, Baden, Rastadt u. s. w. in Ein-
öden verwandeln, die Städte an allen vier Enden in Brand stecken
und die Einwohner nackt und hülflos in die Fremde treiben. Die
Reichsstädte Speier und Wornis und die ganze umliegende Gegend
hatten dasselbe Schicksal. „Der König will's", war die einzige Ant-
wort der Anführer, wenn die Unglücklichen mit herzzerreißenden Kla-
gen um Schonung flehten. Il)r Verzeichnis; enthielt nicht weniger
als 1200 Städte und Dörfer, die alle in Aschenhaufen verwandelt
werden sollten. Mit kälterer, schändlicher Grausamkeit haben nie-
mals die rohesten Barbaren an ihren Feinden gehandelt; und dieß
war ein König und ein Volk, die sich die gebildetsten und die fein-
sten in ganz Europa nannten und leider auch von Tausenden unter
uns dafür gehalten wurden! — Diese Grausamkeit half indeß dem
Könige doch nicht zum Ziele. Im zwölften Jahre des Krieges 1697
mußte er, aus Entkräftung seines Landes, zu Ryswick Frieden
machen und mehrere Festungen, die er früher erhalten hatte, heraus-
geben. Straßburg aber gab er nicht heraus.
Der spanische Erbfolgekrieg. 1701 — 1715. — Eine
Hauptursache, weshalb Ludwig Frieden schloß, war auch die, daß
er einen neuen, wichtigen Krieg voraussah, zu welchem er sich rüsten
wollte. Der alte König von Spanien, Karl Ii., war dem Tode
nahe, und da er keine Kinder hatte, so machten sich mehrere Seiten-
verwandte Hoffnung zum spanischen Throne, namentlich die Häuser
Oestreich, Frankreich und Baiern. Der baierische Prinz Joseph
Ferdinand, der eigentlich zum Nachfolger bestimmt war, starb
indeß früher als der König, und als dieser nun 1701 gleichfalls
. starb, ergriffen der Kaiser Leopold und der König Ludwig die Waf-
fen, jener um seinen Sohn Karl, dieser um seinen Enkel Philipp
von Anjou auf den Thron von Spanien zu heben. Auf Leopolds
Seite waren die Seeftaaten England und Holland, welche die gar
zu große Macht Frankreichs fürchteten, und besonders war der König
von England und zugleich Statthalter der Niederlande, Wilhelm Iii.
von Oranien, der eifrigste Gegner des stolzen französischen Königs.
Deutschland war leider in sich selbst getheilt; der größte^ Theil der
Fürsten stand zwar auf Oestreichs Seite, allein der Churfürst Maxi-
milian Emanuel von Baiern und sein Bruder, der Erzbischof von
Köln, hielten es mit Frankreich; denn Ludwig hatte dem Ehur-
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xiv Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig_Frieden Ludwig Karl_Ii Karl Häuser
Oestreich Joseph
Ferdinand Ferdinand Leopold Leopold Ludwig Ludwig Karl Karl Philipp
von_Anjou Philipp Leopolds Wilhelm Emanuel_von_Baiern Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland England Spanien Heidelberg Manheim Baden Europa Spanien Frankreich Baiern Spanien Leopolds England Holland Frankreichs England Niederlande Deutschland Frankreich