Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Weltgeschichte in Lebensbildern für Mittelschulen, höhere Mädchenschulen und verwandte Anstalten - S. 219

1897 - Leipzig : Baedeker
— 219 — Brandenburg auch zur See mächtig zu machen und den überseeischen Handel zu fördern, gereicht dem Kurfürsten zu hohem Ruhme. 6. Feldmarschall Dersflinger» Einer der tüchtigsten Generäle des Kurfürsten war der alte Dersflinger. Er hatte sich vom einfachen Soldaten zur Feldmarschallswürde emporgeschwungen. 1606 in Österreich geboren, wanderte er in seinem sechzehnten Lebensjahre als armer Schneidergeselle nach Norddeutschland. Bei Tangermünde wollte man ihn nicht über die Elbe setzen, weil er das Fährgeld nicht bezahlen konnte. Traurig stand er am User. Da kamen Soldaten, die sogleich übergesetzt wurden, ohne Zahlung zu leisten. Derff-linger befragte den Fährmann hierüber und erhielt zur Antwort: „Das sind Kriegsleute, die kommen überall frei durch in der Welt." Da warf Derfflinger sein Bündel in den Strom und ließ sich als Soldat anwerben. Unter dem sächsischen Kriegsvolk schwang er sich zum Offizier auf. 1631 stellte er sich unter die Fahne Gustav Adolfs; einige Jahre später war er schwedischer Oberstleutnant. Nach dem Kriege trat er 1655 als Generalwachtmeister in brandenburgische Dienste. 1670 ernannte ihn der Kurfürst zum Feldmarschall. Aber trotzdem er einen so hohen Rang erlangt hatte, schämte er sich doch nie seines früheren Standes. Ein unverschämter Franzose fragte einmal den Kurfürsten, ob es wahr fei, daß er einen General habe, der vordem Schneider gewesen. Dersflinger, der dabei war, trat mit zornfunkelnden Augen vor den Franzosen und rief: „Ich bin der Mann, und dies (auf feinen Degen zeigend) ist meine Elle, womit ich die Hundsfötter nach der Länge und Breite messe!" Verwirrt und beschämt wich der Franzose zurück. Dersflinger starb 1695, fast 90 Jahre alt. 7. Luise Henriette. Zur Gemahlin hatte sich der Kurfürst die schöne und fromme Prinzessin Luise Henriette von Dramen erkoren. Sie wurde ihm eine treue Beraterin, dem Volke eine sürsorgende Mutter. Gern besprach er mit ihr die wichtigsten Angelegenheiten, und oft folgte er ihrem klugen Rate und nie zu feinem Nachteile. Besonders unterstützte sie ihn in seinen Bestrebungen zur Hebung der Landwirtschaft. In dem Orte Bötzow, der ihr zu Ehren später den Namen Oranienburg erhielt, ließ sie eine Milchwirtschaft einrichten und Ge-müfe- und Blumengärten anlegen nach holländischer Art, um die Bewohner der Mark zur Nachahmung anzureizen. Auch war sie es, welche die Kartoffeln in der Mark anpflanzte. Ferner gründete sie das Bruchdorf Neu-Holland und führte die holländische Viehzucht ein. Dankbar erkannte das Volk diese treue Fürsorge der Fürstin und hing mit großer Liebe und Verehrung an ihr. Leider starb sie schon in der Blüte ihrer Jahre 1667, aufs tiefste vom Fürsten und dem ganzen Volke betrauert. Sie gilt als Dichterin des schönen Kirchenliedes: „Jesus, meine Zuversicht". 8. Bedeutung des großen Kurfürsten. Er war ein wahrhaft großer Fürst. Seinen Staat hat er nicht nur zu bedeutender Macht

2. Weltgeschichte in Lebensbildern für Mittelschulen, höhere Mädchenschulen und verwandte Anstalten - S. 173

1897 - Leipzig : Baedeker
— 173 — Von großartigstem Einfluß auf die Bilbung der weiblichen Jugenb war die Reformation. Seit Luther dem deutschen Volke die beutsche Bibel und das beutsche Gesangbuch in die Hand gegeben hatte, war eine planmäßige Unterweisung auch der weiblichen Jugenb eine Not-wenbigkeit geworben. Luther sorberte, „die allerbesten Schulen, beibe für Knaben und Mägblein, an allen Orten aufzurichten". „Ein Mägblein kann wohl soviel Zeit haben, daß sie des Tags eine Stuube zur Schule gehe und bennoch ihres Geschäfts im Hause wohl warte; verschlästs und vertanzt es und verspielet es boch wohl mehr Zeit," schrieb er. Sein Wunsch ist im Laufe der Jahrhunberte erfüllt worben; jetzt finben sich allerorten Schulen, in benen Knaben und Mägbelein gleichmäßig unterrichtet werben. 3. Rechtliche Stellung der Frauen. Obwohl die beutsche Frau nicht die Stellung einer Sklavin dem Manne gegenüber hatte, so galt sie boch nicht als gleichberechtigt. Der Mann war Herr und Gebieter, bessert Willen und Gebot sie unterworfen war. Die Jungfrau konnte nicht nach ihrer Herzenswahl die Ehe eingehen, fonbern der Vater bestimmte ihr bett Gatten. Auch in der christlichen Zeit blieben die Verhältnisse lange ähnlich geregelt. Das Bibelwort: „Er soll Dein Herr sein!" unterstellte die Frau der Oberhoheit des Mannes; er war ihr Vormunb in allen rechtlichen Angelegenheiten. Auch blieb es Sitte, daß der Vater die Hand der Tochter versprach. Nach dem jüngsten deutschen Rechte werben Jüngling und Jungfrau mit 21 Jahren müubig und bürfen, sobalb sie 25 Jahre alt sinb, ohne Zustimmung der Eltern die Ehe schließen. Diesem „Münbigwerben" entspricht es auch, daß jetzt viele Berufsarten dem weiblichen Geschlecht offen stehen, die früher nur von Männern verwaltet würden. Frauen sinb thätig im Lehrfache, im kaufmännischen Gewerbe (Buchhalterinnen), im Kunstgewerbe, selbst im mebizmischen Fache u. a. m. 4. Leben der deutschen Frauen. Der Grunbzug im deutschen Frauenleben war Stille und Zurückgezogenheit. Im Nibelungenliebe wirb uns berichtet, daß Siegsrieb, der mit vielen Mannen nach Worms zur Brautwerbung gekommen war, über ein Jahr am Königshofe verweilte, ohne die schöne Kriemhilbe nur einmal gesehen zu haben. Die Fürstinnen lebten in ihren Gemächern (Kemenaten), mit weiblichen Hanbarbeiten beschäftigt, und erschienen öffentlich nur bei feierlichen Gelegenheiten, z. B. bei einem Siegesfest, einem Turnier, einer fürstlichen Vermählung. Später zogen sie zuweilen auch wohl mit auf die Jagb und ließen ihren Ebelfalken steigen. Zur Zeit des Minnegesanges empfingen die Ebelfrauen und Burgfräulein auch fahrenbe Sänger urtb Spielleute in der Burg und ergötzten sich an den schönen Liebern und dem Saitenspiel. Von jeher betrachteten die deutschen Frauen es als ihren natürlichen Beruf, Kranke zu pflegen. Armen und Notleibenben Hilfe zu bringen. Frauen jeben Stanbes waren der Wnnbpflege knnbig und

3. Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 299

1912 - Essen Berlin : Bachmann Baedeker
Das mittelalterliche Kloster, eine Pflanzstätte der Kultur. 299 jagd Erholung. Auch Ratbert kam hinzu, der erprobte Lehrer der Schule, der sich nur schwer von seinen Geschichtsbüchern trennte. Aus dem Dunkel im Saalesgrund ragte Sintram hervor, der unermüdliche Schönschreiber, dessen Schristzüge alle Welt bewunderte. Da stand auch Notker, der Arzt, und Engel- bert, der den Tiergarten zur Kurzweil der Brüder eingerichtet hatte; auch Ger- hard, der Prediger, und Folkard, der Maler, waren da. Die Brüder schickten sich an, den hohen Gast zu empfangen. Das schwere Tor knarrte auf; heraus schritt der Abt und paarweise folgten die Brüder lang- samen Ganges und Hymnen singend. Zwei der Brüder trugen eine kunstvoll geschnitzte Truhe herbei; aus der zog der Abt eine neue Kutte hervor, warf sie der Herzogin um und sprach: „So ernenne ich unseres Klosters erlauchten Schirmvogt zum Mitglied und schmücke ihn zum Zeichen dessen mit des Ordens Gewandung." Auch das Gefolge mußte sich einkleiden lassen. Gerold, der Schaffner, eilte inzwischen zum Wächter und sprach: „Ihr sollt auf den nächsten Meierhöfen ansagen, daß sie noch heute abend die schul- digen Hühner zur Ausschmückung der Mahlzeit schicken und sollt einen guten Bissen Wildbret beschaffen!" Frau Hedwig, die Herzogin in Schwaben, begehrte nun einen Rundgang durch das Kloster zu machen. Der Abt geleitete seine Gäste zuerst in die Kirche. Nachdem Frau Hedwig am Grabe des hl. Gallus ihre Andacht verrichtet, wünschte sie den Klosterschatz zu sehen. Herr Cralo ließ die gebräunten Schreine in der Sakristei öffnen. Da war viel zu bewundern an purpurnen Meßgewändern mit Stickereien und gewirkten Darstellungen aus der heiligen Geschichte. Hiernach wurden die Truhen aufgeschlossen. Da leuchtete es vom Schein edler Metalle; silberne Ampeln glänzten hervor und Streifen getriebenen Goldes zur Einfassung der Evangelienbücher, köstliche Gefäße in seltsamen Formen, Leuchter, Schalen und Weihrauchbehälter; auch ein Kelch von Bernstein war dabei. Abt Cralo schlug nun einen Gang in den Klostergarten vor. Der trug Kraut und Gemüse nach Bedarf der Küche, zudem nützliches Arzneigewächs und heilbringende Wurzeln. Nahe beim Baumgarten war ein großer Raum abgeteilt für allerlei wild Getier, wie solches in den nahen Alpen hauste oder als Geschenk von fremden Gästen verehrt war. Auf einem Apfelbaume saß ein dienender Bruder und pflückte die edeln Früchte. — Jetzt ertönte der Gesang zarter Knaben- stimmen; die Zöglinge der inneren Klosterschule kamen herbei, der Herzogin ihre Huldigung zu bringen. Wie die rotwangigen Mönche und Äbte der Zukunft daherzogen, den ernsten Blick niedergeschlagen, stieß Frau Hedwig einen Korb um, so daß die Äpfel lustig unter den Zug der Schüler rollten. Aber unbeirrt zogen sie ihres Weges; nur der Kleinsten einer wollte sich bücken nach der lockenden Frucht; doch streng hielt ihn sein Nebenmann am Gürtel. „Sind alle Eure Schüler so wohl gezogen?" fragte die Herzogin gerührt. „Gute Zucht unterscheidet den Menschen vom Tier," erwiderte der Abt. „Wenn Ihr Euch überzeugen wollt, die Großen in der äußeren Schule wissen nicht minder, was Gehorsam ist." Frau Hedwig nickte. Da führte sie Cralo in die äußere Schule, wo vornehmer Laien Söhne erzogen wurden, die sich dem weltgeistlichen Stande widmen wollten. In der Klasse der Ältesten stand Ratbert, der Viel-

4. Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 299

1903 - Essen : Baedeker
Das mittelalterliche Kloster, eine Pflanzstätte der Kultur. 299 jagd Erholung. Auch Ratbert kam hinzu, der erprobte Lehrer der Schule, der sich nur schwer von seinen Geschichtsbüchern trennte. Ans dem Dunkel im Saalesgrund ragte Sintram hervor, der unermüdliche Schönschreiber, dessen Schristzüge alle Welt bewunderte. Da stand auch Notker, der Arzt, und Engel- bert, der den Tiergarten zur Kurzweil der Brüder eingerichtet hatte; auch Ger- hard, der Prediger, und Folkard, der Maler, waren da. Die Brüder schickten sich an, den hohen Gast zu empfangen. Das schwere Tor knarrte ans; heraus schritt der Abt und paarweise folgten die Brüder lang- samen Ganges und Hymnen singend. Zwei der Brüder trugen eine kunstvoll geschnitzte Truhe herbei; aus der zog der Abt eine neue Kutte hervor, warf sie der Herzogin um und sprach: „So ernenne ich unseres Klosters erlauchten Schirmvogt zum Mitglied und schmücke ihn znm Zeichen dessen mit des Ordens Gewandung." Auch das Gefolge mußte sich einkleiden lassen. Gerold, der Schaffner, eilte inzwischen zum Wachter und sprach: „Ihr sollt auf den nächsten Meierhöfen ansagen, daß sie noch heute abend die schul- digen Hühner zur Ausschmückung der Mahlzeit schicken und sollt einen guten Bissen Wildbret beschaffen!" Frau Hedwig, die Herzogin in Schwaben, begehrte nun einen Rnndgang durch das Kloster zu machen. Der Abt geleitete seine Gäste zuerst in die Kirche. Nachdem Frau Hedwig am Grabe des hl. Gallus ihre Andacht verrichtet, wünschte sie den Klosterschatz zu sehen. Herr Eralo ließ die gebräunten Schreine in der Sakristei öffnen. Da war viel zu bewundern an purpurnen Meßgewändern mit Stickereien und gewirkten Darstellungen aus der heiligen Geschichte. Hiernach wurden die Truhen aufgeschlossen. Da leuchtete es vom Schein edler Metalle; silberne Ampeln glänzten hervor und Streifen getriebenen Goldes zur Einfassung der Evangelienbücher, köstliche Gefäße in seltsamen Formen, Leuchter, Schalen und Weihrauchbehälter; auch ein Kelch von Bernstein war dabei. Abt Eralo schlug nun einen Gang in den Klostergarten vor. Der trug Kraut und Gemüse nach Bedarf der Küche, zudem uützliches Arzneigewächs und heilbringende Wurzeln. Nahe beim Baumgarten war ein großer Raum abgeteilt für allerlei wild Getier, wie solches iu den nahen Alpen hauste oder als Geschenk von fremden Gästen verehrt war. Auf einem Apfelbaume saß eiu dienender Bruder und pflückte die edeln Früchte. — Jetzt ertönte der Gesang zarter Knaben- stimmen; die Zöglinge der inneren Klosterschule kamen herbei, der Herzogin ihre Huldigung zu bringen. Wie die rotwangigen Mönche und Äbte der Zukunft daherzogen, den ernsten Blick niedergeschlagen, stieß Frau Hedwig einen Korb um, so daß die Äpfel lustig unter den Zug der Schüler rollten. Äber unbeirrt zogen sie ihres Weges; nur der Kleinsten einer wollte sich bücken nach der lockenden Frucht; doch streng hielt ihn sein Nebenmann am Gürtel. „Sind alle Eure Schüler so wohl gezogen?" fragte die Herzogin gerührt. „Gute Zucht unterscheidet den Menschen vom Tier," erwiderte der Abt. „Wenn Ihr Euch überzeugen wollt, die Großen in der äußeren Schule wissen nicht minder, was Gehorsam ist." Frau Hedwig nickte. Da führte sie Eralo in die äußere Schule, wo vornehmer Laien Söhne erzogen wurden, die sich dem wcltgeistlichen Stande widmen wollten. In der Klasse der Ältesten stand Ratbert, der Viel-

5. Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 305

1900 - Essen : Baedeker
305 Da selbst nach längerem Aufenthalt unter Wasser das Leben oft noch nicht vollständig erloschen ist, so haben Wiederbelebungs- versuche häufig Erfolg, wenn sie nur mit Ruhe und Ausdauer ange- stellt werden. Oft tritt erst nach stundenlangen Bemühungen durch sogenannte künstliche Atmung Erfolg ein. Sie besteht hauptsächlich darin, dass durch geeignete Bewegungen der Brustkorb des Verun- glückten zusammengedrückt und ausgedehnt wird, wodurch Luft in dessen Lungen eintritt, bis sich endlich wieder selbständige Atem- bewegungen einstellen. Die künstliche Atmung wird auch bei tiefer Bewusstlosigkeit und Scheintod oft mit Nutzen angewandt. Mehr als alle Anweisungen zur ersten Hilfeleistung ist es wert, wenn man an einem Lehrgang teilnimmt, wie ihn Samaritaner- vereine in grösseren Städten häufig veranstalten. Nach Aug. Gerber und Fried, von Esmarch. Aufg. Benenne die wichtigsten Teile des menschlichen Knochengerüsts! — Was weifst du über das spezifische Gewicht und von welchen Körpern ist es dir bekannt? *202. Ein berühmter Arzt. Unter.den hervorragenden Männern Berlins war zu Anfang des 19. Jahr- hunderts der „alte Heim" eine nicht minder bekannte und volkstümliche Persönlichkeit als der alte Blücher. In einem Trinkspruche nannte ihn einmal der greise Feld- marschall seinen lieben Kollegen, den Feldmarschall unter den Ärzten. Vom Kops bis zur Fußspitze war Heim Arzt, und sein sittlicher Charakter hatte sich gänzlich mit seiner Berufsarbeit verschmolzen. So war Heim in demselben Sinne Arzt wie Blücher Soldat. Selten hat ein Arzt so durch sein bloßes Erscheinen, durch seine Persönlichkeit gewirkt und dadurch zur leiblichen und geistigen Heilung des Kranken beigetragen, wie Heim; selten ist aber auch so viel Verstand und Gemüt in einer Person vereinigt gewesen wie bei ihm. Der königlich-preußische Geheimrat und Doktor der Arzneikunst, der von hoch und niedrig verehrte und geliebte Arzt Ernst Heim, dem alljährlich Tausende von Thalern zuflössen, war der Sohn eines armen Landpredigers im Meiningenschen, der seine liebe Not hatte, seine sechs Söhne ehrlich durch die Welt zu bringen. Ernst hatte in seiner Jugend allerlei Krankheiten zu überstehen, so daß er in seinem zwölften Jahre noch nicht sicher lesen konnte. Der Vater hielt seine Söhne streng, forderte von ihnen, daß sie alle häuslichen und ländlichen Arbeiten verrichteten, und bereitete sie selbst znm Gymnasium vor. Als sechsjähriger Knabe sah Ernst einen Arzt, der einen großen, mit goldenen Tressen eingefaßten Hut trug. „So ein Mann möchtest du werden!" dachte Ernst; aber der Vater wollte davon nichts wissen. „Wie kannst du Doktor werden! Du fürchtest dich ja vor jeder Spinne!„ sagte er, „ein richtiger Doktor muß Spinnen essen können." Bald nachher kam der Knabe eiligst zum Vater gelaufen; er hatte ein mit Spinnen belegtes Butterbrot in der Hand, biß wacker hinein und rief freudestrahlend: „Siehst du, Vater, jetzt kann ich Spinnen essen. Jetzt darf ich doch Doktor werden?" Als einst die Brüder ans eine fremde Katze den Verdacht geworfen hatten, sie hätte Küchlein ans dem Pfarrhofe geraubt, fingen sie das Tier mit Schlingen, töteten es und wollten es heimlich begraben. Dies gab aber Ernst nicht zu, bevor er nicht das Tier gründlich zerlegt hatte, um dessen Körperbau kennen zu lernen. Für einen Geistlichen und Gelehrten hielt der Pfarrer seinen Drittältesten für zu leicht und flüchtig; deswegen willigte er endlich ein, daß Ernst Medikus wurde. „Zn einem Quacksalber schickst du dich noch am besten," meinte er, „da kannst du den Hein ecke, Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen. 20

6. Weltkunde - S. 155

1896 - Hannover : Helwing
155 Deutsche Reforimitioiisgcschichte. a) Reformation der Kirche. § 68. Wir wissen, daß die Kirchenversammlung zu Konstanz (§ 62) die Kirche an Haupt und Gliedern reformieren wollte. Leider war diese ichwere Arbeit mißlungen. Anstatt besser, war es in der christlichen Kirche nur schlimmer geworden. Die Lehre der Kirche ruhte nicht mehr auf dem Evan- gelium allein Sie war verunreinigt durch Menschensatzungen, und feie)e Menschensatzungen für den Glauben und für das Leben der Christen wurden vielfach eindringlicher und eifriger gepredigt, als das Evangelium selbst. Vor allen Dingen mußte der Christ glauben, daß der Papst der Stellvertreter Christi aus Erden sei; er mußte glauben, daß der Priesterstand ein hübercr und besserer sei, als jeder andere Christenstand; daß die Seele nach dem Tode ins Fegfeuer komme, daß nur dem Priester auch der Kelch beim h. Abend- mahle gcbübre u. dgl. m. Christi Verdienst war nicht mehr der alleinige Grund der Seligkeit. Der Christ müsse und könne sich — so lehrte die Kirche — durch gute Werke (Fasten, Wallfahrten, Büßungen, Rosenkranzbeten, Anrufung und Verehrung Marias und der Heiligen) ein Verdienst vor Gott erwerben. — Das Leben der Christenheit wurde durch Laster und Verbrechen aller Art entheiligt. Die Quelle des Verderbens war der päpstliche Hos in Rom, wo maßlose Geldgier, Völlcrei und Unzucht im Schwange gingen. Bei der Geistlichkeit sah es vielfach ebenso scblimm aus. Sehr viele Geistliche kümmerten sich wenig um Predigt und Seelsorge; Pferde, Hunde und Jagdfalken interessierten sie mehr. In prunkenden Gastmählern verpraßten manche das Gut frommer Stiftungen. In den Klöstern waren Zucht und Sitte verloren gegangen, und die Mönche waren wegen ihrer Unwissenheit, Roheit und Lasterhaftigkeit tief verachtet. Der ein- fältige Christenmcnsch aber ärgerte sich an dem schamlosen Treiben, und nicht wenige ahmten ungescheut das böse Beispiel ihrer Priester nach. -In dieser Zeit tiefster Verderbnis erweckte Gott den Mann, welcher die Kirche reformieren sollte: Dr. Martin Luther. § 69 Lutbers Leben. 1. Luthers Jugendzeit. Luther wurde am 10. November 1483 in Eisleben am Unterbarze ge- boren. Sein Vater, Hans Luther, war ein armer Bergmann, ernst, streng und fromm. Er stammte aus Möhra in Thüringen. Hans Luther erzog seine Kinder sehr streng. Arbeit und pünkt- lichen Gehorsam gegen Gott und die Eltern mußten sie von früh auf lernen. In Mansfeld am Harze, wohin Luthers Eltern ge- zogen waren, besuchte Martin die Schule. Hier herrschte eine ebenfo harte Zucht, als im Elternhause. Spater kam er in die lateinische Schule zu Magdeburg und dann nach Eisenach, wo er Verwandte hatte. In Eisenach sang er mit anderen armen Schülern vor den Thüren reicher Leute ums Brot, bis ihn die Frau Cotta in ihr Haus aufnahm. Nun brauchte er wenigstens nicht mehr für das tägliche Brot zu sorgen, sondern konnte un- gestört lernen. Luthers Vater war inzwischen wohlhabender ge- worden. Er wollte, daß sein Sohn ein Nechtsgelehrter werden sollte. Deshalb zog Martin Luther 1501 nach Erfurt, um da auf der Universität die Rechte zu studieren. Hier hat er nach dem Spruche gearbeitet: „Fleißig gebetet ist über die Hälfte studiert."

7. Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 299

1907 - Essen Berlin : Bachmann Baedeker
Das mittelalterliche Kloster, eine Pflanzstätte der Kultur. 299 jagd Erholung. Auch Ratbert kam hinzu, der erprobte Lehrer der Schule, der sich nur schwer von seinen Geschichtsbüchern trennte. Aus dem Dunkel im Saalesgrund ragte Sintram hervor, der unermüdliche Schönschreiber, dessen Schriftzüge alle Welt bewunderte. Da stand auch Notker, der Arzt, und Engel- bert, der den Tiergarten zur Kurziveil der Brüder eingerichtet hatte; auch Ger- hard, der Prediger, und Folkard, der Maler, waren da. Die Brüder schickten sich an, den hohen Gast zu empfangen. Das schwere Tor knarrte auf; heraus schritt der Abt und paarweise folgten die Brüder lang- samen Ganges und Hymnen singend. Zwei der Brüder trugen eine kunstvoll geschnitzte Truhe herbei; aus der zog der Abt eine neue Kutte hervor, warf sie der Herzogin um und sprach: „So ernenne ich unseres Klosters erlauchten Schirmvogt zum Mitglied und schmücke ihn zum Zeichen dessen mit des Ordens Gewandung." Auch das Gefolge mußte sich einkleiden lassen. Gerold, der Schaffner, eilte inzwischen zum Wächter und sprach: „Ihr sollt auf den nächsten Meierhöfen ansagen, daß sie noch heute abend die schul- digen Hühner zur Ausschmückung der Mahlzeit schicken und sollt einen guten Bissen Wildbret beschaffen!" Frau Hedwig, die Herzogin in Schwaben, begehrte nun einen Rundgang durch das Kloster zu machen. Der Abt geleitete seine Gäste zuerst in die Kirche. Nachdem Frau Hedwig am Grabe des hl. Gallus ihre Andacht verrichtet, wünschte sie den Klosterschatz zu sehen. Herr Cralo ließ die gebräunten Schreine in der Sakristei öffnen. Da war viel zu bewundern an purpurnen Meßgewändern mit Stickereien und gewirkten Darstellungen aus der heiligen Geschichte. Hiernach wurden die Truhen aufgeschlossen. Da leuchtete es vom Schein edler Metalle; silberne Ampeln glänzten hervor und Streifen getriebenen Goldes zur Einfassung der Evaugelienbücher, köstliche Gefäße in seltsamen Formen, Leuchter, Schalen und Weihrauchbehälter; auch ein Kelch von Bernstein war dabei. Abt Cralo schlug nun einen Gang in den Klostergarten vor. Der trug Kraut und Gemüse nach Bedarf der Küche, zudem nützliches Arzueigewächs und heilbringende Wurzeln. Nahe beim Baumgarten war ein großer Raum abgeteilt für allerlei wild Getier, wie solches in den nahen Alpen hauste oder als Gescheut von fremden Gästen verehrt war. Auf einem Apfelbaume saß ein dienender Bruder und pflückte die edeln Früchte. — Jetzt ertönte der Gesang zarter Knaben- stimmen; die Zöglinge der inneren Klosterschule kamen herbei, der Herzogin ihre Huldigung zu bringen. Wie die rotwangigen Mönche und Äbte der Zukunft daherzogen, den ernsten Blick niedergeschlagen, stieß Frau Hedwig einen Korb um, so daß die Äpfel lustig unter den Zug der Schüler rollten. Aber unbeirrt zogen sie ihres Weges; nur der Kleinsten einer wollte sich bücken nach der lockenden Frucht; doch streng hielt ihn sein Nebenmann am Gürtel. „Sind alle Eure Schüler so wohl gezogen?" fragte die Herzogin gerührt. „Gute Zucht unterscheidet den Menschen vom Tier," erwiderte der Abt. „Wenn Ihr Euch überzeugen wollt, die Großen in der äußeren Schule wissen nicht minder, was Gehorsam ist." Frau Hedwig nickte. Da führte sie Cralo in die äußere Schule, wo vornehmer Laien Söhne erzogen wurden, die sich dem weltgeistlichen Stande widmen wollten. In der Klaffe der Ältesten stand Ratbert, der Biel-
   bis 7 von 7
7 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 7 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 6
2 73
3 7
4 9
5 23
6 0
7 1
8 3
9 2
10 11
11 3
12 4
13 2
14 0
15 0
16 9
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 1
24 0
25 20
26 14
27 41
28 4
29 2
30 0
31 28
32 0
33 7
34 26
35 10
36 6
37 42
38 0
39 16
40 7
41 0
42 6
43 5
44 0
45 9
46 44
47 46
48 11
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 1
2 0
3 0
4 0
5 0
6 0
7 0
8 0
9 0
10 0
11 0
12 0
13 0
14 0
15 0
16 0
17 2
18 0
19 1
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 0
26 0
27 0
28 0
29 0
30 0
31 0
32 0
33 0
34 0
35 0
36 0
37 0
38 1
39 3
40 0
41 0
42 1
43 1
44 0
45 4
46 1
47 0
48 0
49 0
50 0
51 0
52 0
53 0
54 0
55 0
56 0
57 0
58 3
59 0
60 0
61 0
62 0
63 0
64 0
65 0
66 0
67 0
68 0
69 1
70 0
71 3
72 0
73 0
74 0
75 0
76 0
77 3
78 0
79 0
80 0
81 0
82 0
83 0
84 0
85 0
86 0
87 3
88 0
89 0
90 1
91 0
92 4
93 0
94 2
95 0
96 0
97 0
98 0
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 0
1 2
2 1
3 1
4 2
5 3
6 2
7 0
8 1
9 0
10 0
11 0
12 8
13 2
14 0
15 0
16 0
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 4
23 0
24 0
25 0
26 0
27 0
28 0
29 0
30 1
31 0
32 1
33 26
34 0
35 2
36 0
37 1
38 1
39 3
40 0
41 3
42 0
43 25
44 3
45 0
46 2
47 0
48 0
49 0
50 11
51 17
52 13
53 0
54 3
55 0
56 3
57 0
58 1
59 26
60 0
61 20
62 2
63 0
64 9
65 17
66 0
67 1
68 0
69 0
70 0
71 2
72 0
73 0
74 0
75 4
76 0
77 0
78 0
79 0
80 0
81 55
82 3
83 0
84 0
85 1
86 1
87 0
88 0
89 2
90 0
91 3
92 0
93 0
94 2
95 0
96 0
97 4
98 0
99 2
100 33
101 0
102 16
103 0
104 0
105 0
106 6
107 0
108 2
109 0
110 3
111 54
112 0
113 0
114 4
115 0
116 40
117 0
118 0
119 0
120 19
121 0
122 0
123 4
124 1
125 5
126 0
127 4
128 0
129 3
130 0
131 3
132 0
133 0
134 0
135 0
136 7
137 1
138 2
139 0
140 0
141 0
142 1
143 0
144 0
145 4
146 0
147 0
148 1
149 0
150 1
151 5
152 8
153 0
154 38
155 3
156 1
157 5
158 0
159 0
160 0
161 3
162 0
163 0
164 0
165 8
166 7
167 0
168 3
169 0
170 0
171 0
172 0
173 3
174 0
175 13
176 0
177 6
178 0
179 1
180 0
181 3
182 4
183 36
184 0
185 1
186 0
187 0
188 0
189 1
190 1
191 0
192 2
193 1
194 0
195 0
196 28
197 1
198 0
199 9