73 I. Westeuropa. Portugal.
I. Westeuropa.
Portugal.
Dies westlichste Land Europas liegt ln dem südli-
chen Theile der gemäßigten Zone, wird im Norden und
Westen vom Atlantischen Meere bespült, und stößt im
Norden und Osten an Spanien. Es erstreckt sich mehr
von Süden gegen Norden, als von Westen gegen Osten.
Das Vorgebirge San Vincent macht dessen südwest-
lichsten und das Vorgebirge la Roca den westlichsten
Punkt. Die Größe des Landes beträgt 1900 Qmeilen.
Gebirgsboden ist vorherrschend; und die Hauptab,
dachung geht nach Südwesten. Unter den vielen Ge*
birgen ist die Serra de Estrella (spr. Estrelja) das
vornehmste, das in dem zwischen den Flüssen Tajo und
Douro gelegenen Theile des Landes von Nordost gegen
Westen bis zum Meere, in der Nähe der Hauptstadt
sich hinzieht. Die Hauptflüsse die Guadiana, der
Tajo, hier Tejo (spr. Tedscho) und Duero, hier
Douro genannt, kommen sämmtlich aus Spanien und
gehen ins Atlantische Meer. Der Min ho, gleichfalls
in dies Meer gehend, ist als nördlicher Gränzfluß gegen
Spanien bemerkenswerth. Das Klima ist warm und
der zum Theil sehr fruchtbare, aber im Ganzen noch
zu wenig angebaute Boden giebt viele schätzbare Pro»
dukte, worunter vorzüglich gute Schafe, viele Fische,
trefflicher Wein, wovon viel ausgeführt wird, edle
Südfrüchte und aus dem Seewasser gewonnenes Salz.
Die Einwohner, deren Zahl 3,200 000 beträgt,
reden eine eigene Sprache, sind Katholiken, und un-
terhalten eine geringe Industrie, aber desto mehr Han-
del. Portugal ist ein Königreich, jetzt unter der Ne,
gierung einer Königin, welche Maria da Gloria
heißt, und besteht aus dem eigentlichen Königreiche
Portugal und dem Königreich Algarvien, das den
südlichsten Theil des Landes vom Vorgebirge San Bin»
cent bis zur Guadiana begreift. Auch hat Portugal
einige Besitzungen in Asien und Afrika.
Lissabon, die Hauptstadt des Landes und Residenz der
Königin, unweit der Mündung des Tajo, ist eine große Stadt
von 44,000 Häusern und 240,000 Einwohnern, mit einem Hafen
urch beträchtlichen» Seehandel. 1755 zerstörte «n Erdbeben den gröh-
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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Extrahierte Personennamen: Maria_da_Gloria Maria
Extrahierte Ortsnamen: Westeuropa Portugal Westeuropa Portugal Europas Spanien Nordost Spanien Atlantische Spanien Portugal Guadiana Portugal Asien Afrika Lissabon
86
Mitteleuropa.
liegen im nördlichen Theile der nördlichen gemäßigten
Zone und haben daher ein. gemäßigtes Klima; doch ist
in den niedrigen Gegenden die Luft feucht und dick.
Die vorzüglichsten Produkte dieses gut angebauten
Landes, das in den tiefen Gegenden mit den schönsten
Wiesen und Weiden versehen ist, und sich mehr zur Vieh-
zucht als zum Ackerbau eignet, sind: vortreffliches Rind-
vieh, daher viel Käse und Butter ausgeführt wird, auch
vieles zahmes und wildes Geflügel, ein Reichthum von
Fischen, der eine starke Fischerei veranlaßt. Getreide
giebt es nicht hinreichend. Gartenbau und Blumisterei
stehen auf einer hohen Stufe. Von vorzüglicher Güte
ist der hier gebaute Krapp. Der große Reichthum an
Torf muß den gänzlichen Mangel an Waldungen er-
setzen; letztere finden sich nur in dem Großherzogthum
Luxemburg, das auch die einzige an Mineralien, beson-
ders an Effen und Schiefer, reiche Provinz ist.
Die Zahl der Einwohner steigt mit Luxemburg auf
2,800.000, größtentheils Holländer mit einer eigenen Spra-
che. Deutsche leben vorzüglich im Luxemburgischen. Die
meisten Einwohner bekennen sich zur reformirten Kirche.
Kunstfleiß und Handel sind blühend; desgleichen wer-
den Künste und Wissenschaften mit glücklichem Erfolge
betrieben.
Die Niederlande bilden ein Königreich, wozu auch
noch das Deutsche Großherzogthum Luxemburg, beträcht-
liche Besitzungen in Asien, einige Inseln und ein klei-
ner Theil des Festlandes in Amerika und geringe Nie-
derlassungen in Afrika gehören. Der jetzige König heißt
Wilhelm I.
Amsterdam, nordöstlich von London, Hauptstadt und die
wichtigste Handelsstadt, an der Mündung der Amstel in das B
(spr. Ei), einen südwestlich tief ins Land eindringenden schmalen
Arm der Zuydersee, wird von vielen Kanälen durchschnitten und
hat einen Hafen, viele Fabriken, 26,000 Häuser, die wegen des
morastigen Bodens eingerammelte Pfähle zur Grundlage haben
und 200,000 Einwohner. Das vorzüglichste Gebäude ist das
Rathhaus, welches jetzt zu einem königlichen Pallaste dient. —
Haarlem, Stadt, östlich von der Nordsee, westlich von Am-
sterdam, liegt am Flusse Sparen, wodurch sie mit dem südlich
gelegenen Haarlemcr Meere in Verbindung steht, ist wegen ihrer
Lcinwandbleiche und vorzüglichen Blumenzucht berühmt. — Hel-
der, Dorf, nordöstlich von Amsterdam und an der äußersten
Nvrdwestfpitze des Landes, wo der große Nordhollandische Kanal
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Extrahierte Personennamen: Krapp Wilhelm_I.
Extrahierte Ortsnamen: Mitteleuropa Luxemburg Luxemburg Luxemburgischen Asien Amerika Afrika Amsterdam London Haarlem Nordsee Amsterdam
178
Ungarische Länder.
Heidestrecken antrifft, auf welchen meilenweit rohe Hir-
ten mit zahlreichen Heerden die einzigen Bewohner aus,
machen, wie z. D. in der großen Ketskemeler Heide.
Im Ganzen ist der Boden dieser Länder fruchtbar, und
in einigen Gegenden von einer außerordentlichen Er,
giebigkeit. Die Hauptabdachung geht gegen Südosten.
Das Adriatische Meer bespült den südwestlichen
Theil dieser Länder, nämlich Dalmatien und Kroatien,
bildet längs der Küste eine Menge Einschnitte und In-
seln, und nimmt nur Küstenflüsse auf. Die Gewässer
des übrigen Theiles aber gehören zum Flußgebiete der
Donau, die den Hauptstrom dieser Länder ausmacht,
wohin sie von Deutschland aus gelangt, hier durch ihre
vielen Arme die große Insel Schütt bildet, Anfangs
in einer südöstlichen, hernach südlichen und zuletzt wie,
der südöstlichen Richtung diese Länder durchstießt, in-
dem sie daselbst vorzüglich die aus Deutschland kommende
Drau (mit der Mur) und die in Ungarn selbst auf
den Karpathen entspringende äußerst fischreiche und durch
den Maros verstärkte Theiß mit sich vereinigt, wor-
auf sie die gleichfalls aus Deutschland kommende und
eine Strecke die Gränze gegen die Türkei machende
Sau empfängt, und nun selbst Gränzfluß gegen die
Türkei wird. Unter den Kanälen ist der F r a n z k a n a l,
welcher die Donau mit der Theiß vereinigt, und da-
durch die Schifffahrt um 40 Meilen verkürzt, und un,
rer den Seen sind die beiden großen: der Platten-
see und der Neusiedlersee, zwischen der Drau und
Donau, zu bemerken.
Diese Länder liegen in dem südlichen Theile der
nördlichen gemäßigten Zone, und haben, mit Ausnahme
der hohen Gebirgsstriche, ein warmes Klima, das in
den niedrigen Sumpfgegenden ungesund ist. Der Reich-
thum an Produkten ist, wiewohl die Kultur noch
auf einer niedern Stufe steht, ungemein groß. Die
vornehmsten darunter sind: Vieh aller Art und in
großer Menge, auch Büffel, vorzüglich gute Pferde,
und schönes Rindvieh, zahmes und wildes Geflügel,
gleichfalls in Menge, auch Naubthiere, besonders Bä-
ren und Wölfe, Fische (die Theiß ist der fischreichste
Fluß in Europa, daher man zu sagen pflegt; die Theiß
enthalte eben so viel Fische als Wasser), Wachs und Ho-
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Extrahierte Ortsnamen: Heide Dalmatien Kroatien Donau Deutschland Deutschland Ungarn Deutschland Donau Donau Europa
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
213
mittel für solche Kriegermassen in der Umgebung gar nicht auftreiben. Ein solches Heer müsse demnach verhungern. 1870 steigerte man diese Gewißheit der Aushungerung des Gegners noch dadurch, daß man die Umgebung tunlichst in eine „Wüste“ verwandelte. Alle Einwohner der Umgebung wurden eingeladen, mit ihren Vorräten und Haustieren in die uneinnehmbare Feste hineinzukommen. So brachte man in Paris an Tieren etwa 3000 Ochsen, 6000 Schweine und 180000 Hammel zusammen. Jeder Patriot sah auf den Wiesen von Longchamps und anderswo mit Stolz diese zahlreichen Herden. Für lange Zeit fühlte man sich geborgen, und Paris war ja uneinnehmbar.
Die Rechnungen wären nun wohl zutreffend gewesen, wenn alle Verhältnisse seit 1840 annähernd die gleichen geblieben wären. Aber das traf eben nicht zu, am wenigsten bei denen des Verkehrs. Vorzügliche Landstraßen hatte Frankreich schon länger besessen; sie hatten sich jedoch bedeutend gerade unter Napoleon Iii. vermehrt. Viel wichtiger aber war noch, daß in dem „Zeitalter des Verkehrs“ die vortrefflichsten Eisenbahnen im östlichen Frankreich die ganze Berechnung Thiers’ auf den Kopf stellten. Sie konnten völlig die Ernährung der deutschen Truppen ermöglichen und ließen nichts zu wünschen übrig, sobald — sie ganz in ihrer Hand waren.
Darum mußten die Deutschen jetzt alle Zeit auf die Einnahme der sperrenden Festungen verwenden; dieselbe Zeit hatten aber auch anderseits die Franzosen für die Neubildung ihrer Heere. Man vergegenwärtige sich aber auch, über welche Streitkrälte die Deutschen jetzt noch zu verfügen hatten. Die Zahlen waren doch viel kleiner geworden.
Zunächst waren die Verluste ganz bedeutend, welche die bisherigen Kämpfe gebracht hatten; der Abgang an Offizieren war kaum zu ersetzen.
\ on den Uebriggebliebenen lag die eine Hälfte vor Straßburg und Metz. Andere Truppen standen vor den Festungen, welche die Wege beherrschten, wie Verdun und Toul; noch andere hatten die Heeresstraße zu sichern, wieder andere leiteten und bewachten die zahlreichen Gefangenen. So blieben noch etwa 150000 Mann übrig, die nach Paris zogen, um dann hier ebenfalls für längere Zeit an die Einschließungslinien gebunden
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Extrahierte Personennamen: Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Paris Paris Frankreich Frankreich Paris
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
245
schwächer, und als deutscherseits Verstärkungen kamen und namentlich auch die Artillerie selbst im Ueberschwemmungs-gebiet zum Angriff gelangte, gab Trochu auch diesen Versuch wieder auf.
Inzwischen wuchs die Not in Paris mehr und mehr. Mit den stattlichen Schlachtherden war man am 22. November fertig geworden; auch der Zoologische gab nichts mehr her. Für die Menge war nur noch Pferdefleisch da. In Rationen von 30 Gramm wurde es ausgegeben, ebenso in Portionen von 300 Gramm das aus Roggen, Gerste und Reis hergestellte Brot. Kartoffeln wurden bereits zu Luxuspreisen verkauft, und Butter kostete das Pfund 50 Francs. Je größer die Kälte wurde, um so seltener auch Holz und Kohlen. Die Straßenbeleuchtung wurde knapper und hörte zuletzt ganz auf. Besonders erschreckend aber wirkte die schnelle Zunahme der Kindersterblichkeit, die auf den Mangel an frischer Milch zurückzuführen war.
So wurde die Stimmung in Paris mehr und mehr eine gedrückte. Es war dies der „psychologische Augenblick“, in dem, um die Ergebung zu beschleunigen, noch ein letztes Zwangsmittel deutscherseits angewendet wurde — die Beschießung. Gleich der Anfang schien wirksam. Am 27. Dezember beschossen die schweren Geschütze den Mont-Avron und bereits am 28. wurde er von den Franzosen geräumt. Dann wurde die Beschießung im Südwesten auf die Forts Issy, Vanves und Montrouge vorgenommen, desgleichen im Nordosten auf St. Denys. Man zertrümmerte dadurch die Befestigungen, erreichte aber sonst nicht viel. Das beste war, daß man dadurch die Geschosse des Gegners von den wehrlosen Vorposten ablenkte und sie nach den Batterien hinzog. Hier war der Schaden minder groß.
Einen letzten Versuch, den Ring zu durchbrechen, machten die Pariser am 19. Januar. Es ist dies der Ausfall, der dem Marsch Faidherbes auf St. Quentin entspricht. Er sollte unter dem Schutz des stärksten Forts, des Mont-Valerien, nach Westen gemacht werden und seine Richtung auf die Schanze Montretout und auf Garches nehmen. In weiterer Fortsetzung gings. also auf Versailles, das Hauptquartier des am 18. Januar zum Kaiser ausgerufenen Königs Wilhelm.
Auch sollten diesmal die Tapfersten der Tapferen, die Nationalgarden, selber mitstürmen. Ducrot, der sich scheute, die
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
220
land heranzogen, wie die 17. Division bezw. für diese eintretend neue Landwehrtruppen. Namentlich aber wuchs auch die Stärke ihrer Befestigungen.
Und doch war es zweifellos, daß auch die Einschließungsarmee ein Aufhören ihrer Arbeit dringend wünschen mußte. Die eintretenden Ersatztruppen ergänzten wohl der Zahl nach den Bestand, waren aber vielfach wirklich jung und den ungeheuren Anstrengungen nicht gewachsen. Ein Vierteil der Mannschaft mußte unter Kälte und Regen ohne ein schützendes Dach sich behelfen und Ruhr und Typhus rissen immer größere Lücken in dem Bestand. Ein Versuch, mit 50 schweren Geschützen die Kapitulation zu beschleunigen, mißglückte völlig, weil bei der Entfernung der starken Außenforts die Stadt selber auch jetzt nicht erreicht werden konnte.
So mußte man sich in Geduld fassen und die Wirkung des Hungers in Aletz abwarten^ kommen mußte sie ja in absehbarer Zeit. Deutscherseits aber blieb die Verpflegung ausreichend und wurde durch Liebesgaben oft noch ergänzt.
Im ganzen waren die Vorräte in Metz leidlich reichlich gewesen. Sie hätten für lange Zeit genügt, wenn die Zahl der 'S erteidiger nicht infolge der Einschließung so außerordentlich groß geworden wäre. Am 1. Oktober hatte die Garnison noch für fünf Monate, die Feldarmee aber nur noch für einen Monat die nötigen Mittel. Einige Gegenstände aber, die doch auch recht wichtig waren, fingen schon früher an auszugehen. Hafer wai noch für drei Wochen vorhanden. Um länger zu reichen, verkleinerte man die Zahl der Pferde, indem man sie verzehrte. Aber auch Brot und namentlich Salz wurden knapp und knapper. Peinlich war es auch, daß viele Soldaten des Hungers wegen beim Kartoffelsuchen sich weiter vorwagten und oft auch augenscheinlich freiwillig sich gefangen nehmen ließen. Ein neuer Ausfall wurde darum geplant. Er sollte wieder nordwärts gehen und am 7. Oktober ausgeführt werden. Aber er galt weniger einem wirklichen Abzug, denn dazu hatten die Pferde schon nicht mehr die Kräfte. Dieser dritte Ausfall hatte statt dessen zum Hauptzwecke nur ein recht nüchternes Ziel. Man wollte Lebensmittel einbringen.
Dritter und letzter Ausfall. Im Norden von Metz befand sich ein von Wassergräben umgebenes Schloßgehöft
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
hatte ihn, wenn es nach Gambetta gegangen wäre, auch dann noch weiter zu führen, wenn wirklich dem Falle von Metz der von Paris folgen sollte. Frankreich, das edle große Frankreich sollte eben unbesiegbar bleiben, auch wenn jeder einzelne darüber zugrunde ginge. Gewiß ein bis zum Starrsinn unbeugsamer Patriotismus!
Ebenso staunenerregend sind auch die Heeresmassen, die Gambetta aus dem Boden zu stampfen vermochte. Elf (!) Korps entstanden in kürzester Zeit auf seinen Befehl. Aus allerlei Restbeständen war schon zeitig in Orleans das bereits genannte 15. Korps gebildet, das Aurelle de Paladines befehligte. Da kam die Kunde, daß Metz gefallen, und statt zu verzagen, verordnete Gambetta schon am 2. November, daß nunmehr alle waffenfähigen Männer zwischen dem 21. und 40. Lebensjahre sich zu stellen hätten. Sie sammelten sich in 11 Lagern und dienten dann, auf das notdürftigste ausgestattet, als Krieger für das 1 6. bis 26. Korps. Von diesen 11 Korps, im ganzen 600 000 (!) Mann, wurden allerdings 19, 25 und 26 erst am Schlüsse des Krieges marschfähig. Die ändern aber führte man — es mochte gehen, wie es wollte — baldmöglichst vor den Feind. Man wollte mit den Massen erdrücken, wenn auch noch so viele zugrunde gingen und noch so viel in der Ausrüstung und Ausbildung unfertig oder schlecht war. Ueber kleine Unregelmäßigkeiten sah man weg. So hatten die Truppen Chanzys 15 verschiedene Arten von Gewehren. Waffen und Kleider kaufte man, wo und wie man sie nur bekommen konnte. Namentlich waren die Engländer und Amerikaner gegen gute Bezahlung gern gefällig. Aber zuweilen verkauften sie auch solche Sachen, die nicht hielten, was sie versprachen, z. B. Schuhe, deren Sohlen nur wie Leder aussahen, es aber nicht waren. Auch im kältesten Winter mußten viele Soldaten mit Leinwandhosen und Leinwandblusen zufrieden sein. Die Tuchmäntel mußten dann viel Elend zudecken.
Reichlich dagegen war die Versorgung mit Lebensmitteln und Munition. Auch in der Herstellung der Geschütze wurde Außerordentliches geleistet. Am 4. September waren nur noch 6 Batterien vorhanden; beim Abschluß des Waffenstillstandes dagegen 231 Batterien mit 1348 Geschützen!
Das alles war die Arbeit Gambettas und seiner Leute. Seine wesentlichste Hilfe war Frey einet, der aber ebenso
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126
gebens die Lutheraner und Reformirten 51t vereinigen
trachtete.
1546 1547 - Der schmalkaldische Krieg. Schlacht bei
M ü h l b e r g.
Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen, Landgraf
Philipp von Hessen und eine Anzabl Städte unter
Anführung des braven .Sebastian Schärtlin von
Burtenbach bildeten die ansehnliche Kriegsmacht der Pro-
testanten. Trotz ihrer Ueberlegenheit lassen sie den Kaiser
durch Hilfstruppen sich verstärken und ein festes Lager bei
Ingolstadt beziehen. Langsame und lässige Belagerung,
Karl erhält noch ein niederländisches Hilfsheer und zieht
nach Schwaben. Inzwischen war Herzog Moritz von
Sachsen (des Kaisers Freund, obwohl Protestant) in
das Kurfürstenthmn Sachsen eingefallen, Um sein Land
zu schützen trennt sich Johann Friedrich von den Verbün-
deten , und diese gehen auseinander. Die süddeutschen
Städte und Würtemberg unterwerfen sich dem Kaiser.
Unterdessen wurde Moritz aus Kursachsen vertrieben;
jedoch Karl V. erschien plötzlich selbst, siegte 1547 auf der
Loch au er Haide bei Mühlberg k) über Johann
Friedrich und nahm ihn gefangen.!) Bald aitcf) Witten-
berg genommen.in) Moritz wird Kurfürst von
Sachsen, muß aber Weimar, Jena, Eisenach und Go-
tha den Söhnen des Johann Friedrich > ernestinischer Linie)
überlassen.
Philipp von Hessen, treulos hcrbeigelockt, wurde
durch Alba in Halle gefangen genommenu), gegen den
Willen seines Schwiegersohnes Moritz und des Kurfürsten
Joachim ll.
1548 Das augsburger Interim.
Dieses' vom Kaiser vorgeschriebene Glaubensbekenntniß
(hauptsächlich vom Katholiken Pflug und dem Protestan-
ten Agricola von Eisleben versaßt! wurde von den mei-
sten Protestanten verworfen. 0) Ebenso war das von Me-
lanchthon aufgesetzte Leipziger Interim ein verfehlter
Vermittlungsversuch.
1552 Moritz erzwingt vom Kaiser den passaner Ver-
trag.
k) Der Bauer zeigt die Furt durch die Elbe. Kriegsgeschrei Hispania!
l) Die anfangs beabsichtigte Hinrichtung wird in Gefängniß verwandelt.
m) Karl an Luthers Grabe edelmüthig.
ti) Der Kaiser habe nur versprochen, ihn von ewiger, aber nicht
von einiger Gefängniß frei zu lassen.
0) Sprichwort: Das Jnterini — hat den Schalk hinter ihm.
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TM Hauptwörter (200): [T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land]]
Extrahierte Personennamen: Kurfürst_Johann_Friedrich_von_Sachsen Johann Friedrich Philipp_von_Hessen Philipp Karl Karl Moritz_von
Sachsen Johann_Friedrich Johann Friedrich Moritz Karl_V. Karl_V. Johann
Friedrich Johann Friedrich Moritz Johann_Friedrich_> Johann Friedrich Philipp_von_Hessen Philipp Moritz Joachim_ll Agricola Moritz Karl_an_Luthers Karl
127
Durch Karls Eigenmächtigkeit und fortgesetzte Gefangen-
haltung des Landgrafen Philipp erbittert, wird Moritz
des Kaisers Feind. Statt Magdeburg einzunehmen
wendet er sich (in Verbindung mit dem Markgrafen Al-
brecht von Brandenburg-Culmbach) nach Süd-
deutschland und überrascht den kranken Kaiser in Inns-
bruck; doch gelingt es diesem noch, über das Gebirge
nach Kärnthen zu entkonnnen. Die gefangenen Fürsten
frei, Gewissensfreiheit gewährt.
Leider aber hatte sich Moritz mit Frankreich verbündet
welches Metz, Toul und Verdun besetzte und für im-
mer behielt.
(1553) Moritz von Sachsen fällt bei Sievershausen
gegen den Markgrafen Albrecht.
Dieser hatte (gegen den passauer Vertrag» die Bisthümer
mit Krieg überzogen und wurde von Moritz und dem
Herzog Heinrich von Braunschweig bei S. geschlagen;
doch fiel ersterer, erst 33 Jahr alt.
1555 Der angsburger Religionsfriede
Er kam besonders durch die Bemühungen des Königs
Ferdinand zu Stande; doch waren Zwinglianer und
Calvinisten in: Frieden nicht mit einbegriffen, und der
„geistliche Vorbehalt" setzte fest, daß ein geistlicher katho-
lischer Landesherr, der protestantisch würde, Amt und
Land verlieren sollte.
1550 Karl V. legt bei Regierung nieder.
Lebensmüde zieht er sich in's spanische Kloster St. Juste
zurück p), wo er 1558 im 56. Lebensjahre stirbt.
Als Kaiser von Deutschland folgt sein Bruder
155 —1564 Ferdinand 1
Er war zugleich König von ll n g a r n u n d B ö h m e n.
Obwohl strenggläubiger Katholik erhielt er doch durch edle
Duldsamkeit dcu Frieden der Parteien. — Türkenkriege.
^ In Spanien, den Niederlanden, Neapel und
Sicilien und Amerika folgt auf Karl sein Sohn
Philipp ll., ein mistrauischer ' und unduldsamer Regent.
Unter ihm
1581 Abfall der vereinigten Niederlande
Politische und religiöse Unterdrückung (Jnquisitiou). An
die Spitze der Unzufriedenen k Geusen, d. i. Bettler) tre-
ten der kluge Wilhelm von Oranien und die Grafen
Egmont und Hoorn. Alba kommt mit einem Heere
p) Gartenbau. Uhren. Todtenmesse.
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Karls Philipp Philipp Moritz
des_Kaisers Moritz Moritz_von_Sachsen Albrecht Albrecht Moritz Heinrich_von_Braunschweig Heinrich Ferdinand Karl_V. Karl_V. Ferdinand Karl Karl Philipp_ll. Philipp Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Karls Magdeburg Brandenburg-Culmbach Inns- Frankreich Deutschland Spanien Niederlanden Neapel Sicilien Amerika
130
16<9—1637 Ferdinand 11.
Seine Wahl zum Kaiser wurde hauptsächlich dadurch be-
wirkt, daß der Kurfürst von Sachsen von der katho-
lischen Partei gewonnen wurde.
1619 Die Böhmen unter Matthias von Thurn vor
Wien. v). Ferdinand abgesetzt w) und Kurfürst
Friedrich V. von der Pfalz zum König von Böh-
men erwählt.
Friedrich tder Winterkönig) nimmt die Würde an, haupt-
sächlich durch seine stolze Gemahlin Elisabeth, eine englische
Prinzessin, bewogen.
Bon der evang. Union wurde er im Stiche gelassen, ja
der Kurfürst von Sachsen schloß sich sogar der Liga an!
Friedrichs Hanptvorkämpfer waren der Markgraf Frie-
drich von Baden, der Herzog Christian von
Braunschweig x) und der als Feldherr bedeutende
Gras Ernst von Mansfeld.
1620 Friedrich wird ans dem weißen Berge bei Prag
geschlagen.
Prag erobert. Grausamkeiten. Der Majestätsbrief zer-
schnitten und der Katholicismus gewaltsam eingeführt, y)
Der nach Holland geflohene Friedrich und seine Anhän-
' ger werden in die Acht erklärt, welche durch Til ly voll-
zogen wird. (Schlacht bei Wimpfen gegen Friedrich von
Baden gewonnen, Christian bei Höchst und Stadt-Lohn
besiegt.) Die pfälzische Kurwürde erhielt (í 623) Maxi-
milian. z)
(1625) Der durch Tilly bedrohte niedersächsische Kreisa)
wählt den König Christian kv. von Dänemark
zum Anführer.
Albrecht von Wallenstein, Herzog von Fried-
land, wirbt für den Kaiser unter der Bedingung
eines unbeschränkten Oberbefehles ein Heer von
50000 Mann.
1626 Wallenstein schlägt den Grafen von Mansfeld
an der dessaner Brücke, Tilly den König Chri-
stian bei Lutter am Barenberge.
v) Ferdinand durch Boucgnoi ans persönlicher Gefahr gerettet. <Um
terschrift.)
w) „Als Erbfeind der Gewissensfreiheit und Sklave der Jesuiten."
x) Kühn und ritterlich. „Gottes Freund, der Pfaffen Feind"
y) Der Jesuitenpaten Lamormain schürte den Eifer Ferdinands an.
7.) Die Heidelberger Bibliothek nach Rom.
a) Nach der Besiegung Christians blieb Tilly in Westphalen und suchte
das Land-zu katholisiren.
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
TM Hauptwörter (100): [T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht]]
TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm]]
Extrahierte Personennamen: Ferdinand Matthias_von_Thurn Ferdinand Friedrich_V. Friedrich_V. Friedrich Friedrich Elisabeth Friedrichs_Hanptvorkämpfer Friedrichs Christian_von
Braunschweig Ernst Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich_von
Baden Friedrich Christian_bei_Höchst Tilly Christian Albrecht_von_Wallenstein Albrecht Tilly Ferdinand Ferdinands Christians Tilly
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Wien Sachsen Baden Mansfeld Prag Prag Holland Mansfeld Lamormain Rom