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und Norddeutschland heimkehren. Napoleon rechnete wohl, daß der Eindruck auf alle Schwankenden zunächst wenigstens ein gewaltiger sein werde. Was sonst Tollkühnheit erscheine, werde bei ihm, dem Sieggewohnten, der so oft neue Wege eingeschlagen, anders beurteilt werden und neue Erfolge bringen.
Und war seine Kriegsführung nicht auch darin eine ganz neue, daß der Raum für ihn nicht mehr die Bedeutung hatte wie für alle ändern Feldherren? Die weitesten Entfernungen wurden mit Sicherheit überwunden, und wenn er Truppen, die am Kanal, an der Nordsee oder gar in Spanien standen, etwa an der obern Donau brauchte, so konnte er darauf rechnen, sie zur bestimmten Zeit auch hier zu finden. Seinen Kriegern konnte er jede Anstrengung und jede Entbehrung zumuten. Sein bloßer Wille genügte, das Menschenmögliche auch zu erreichen. Und diese Disziplin zeigte sich selbst noch in den Unglückstagen an der Beresina und beim Abzug von Wilna, als keine Abteilung durch Ergebung dem Elend zu entgehen versuchte; bei ihm wußte jeder einzelne die eigenen Interessen am sichersten geborgen.
Allerdings traf Napoleon auch für die Marschfähigkeit seiner Krieger die besten Maßregeln. In den Beinen stecke die Gewähr des Erfolges. Darum veranlaßte er allerorten im westlichen Deutschland den Bau fester Straßen. Und diese Chausseen, die man bis dahin in Deutschland noch kaum kannte, wurden rasch und nach großen Gesichtspunkten unter dem Zwange der zunächst Beteiligten ausgeführt. Aber im östlichen Deutschland kannte man sie 1813 doch noch nicht und nun wußte Napoleon auch da sich zu helfen, ja seine Marschtechnik gestattete, an einem Tage so viel zu leisten, wie heute bei den viel besseren Wegen an dreien geleistet wird. Seine Kolonnen waren, wenn man dem Feinde nahe war, viel breiter als heutzutage, aber auch viel weniger tief. Nur die Artillerie und der notwendigste Troß benutzte die Wege. Infanterie konnte und mußte nebenher auf den ebenen Flächen sich bewegen. Der einzelne mochte sehen, wie er über die Hindernisse hinwegkam. Natürlich fehlten auch alle die humanen Einrichtungen der Neuzeit, wie Kranken-, Arzneiwagen und dergleichen, und wenn jetzt mancher Kranke und Verwundete dem Leben zurückgegeben werden kann, so überließ man sie damals hauptsächlich der eigenen Fürsorge. Sie mochten sehen, wie sie auch ohne Hilfe fertig würden.
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bat dieses, wenigstens zur Erleichterung Dänemarks eine kriegerische Demonstration am Rhein zu machen, worauf Napoleon sehr treffend bemerkte, für England sei ein solcher Krieg sehr leicht, ja selbst vorteilhaft. Aber der Boden Frankreichs und Deutschlands berührten sich, und ein Krieg zwischen Deutschland und Frankreich wäre der unheilvollste und gewagteste, den das Kaiserreich unternehmen könne.
So blieben die politischen Verhältnisse für Preußen nicht ungünstig. England drohte freilich noch oft, u. a. als die österreichische Flotte in die Nordsee fuhr; es wurde vorgeschlagen, sie im Kanal abzufangen. Bezeichnend ist es aber, wie wenig Eindruck alle diese Drohungen auf Bismarck machten. Er war seiner Sache so sicher, daß er England fast zum Kampfe reizte. Er verglich in seiner Sternzeitung das von geschäftlichen Interessen beherrschte Inselreich sogar einer Bulldogge, die wohl knurre, aber doch an der Kette bleibe und nicht los könne. Anders aber war der Eindruck in Kopenhagen, und das verschuldete schließlich wesentlich den unbegreiflichen Widerstand: die Hoffnung auf andere! Immer die alte törichte Hoffnung!
Jedenfalls war Dänemark zu Lande auf die Verteidigung angewiesen. Das Heer zählte, wenn alle mitgerechnet wurden, etwa 54 000 Mann, die der Mehrzahl nach nur ein Jahr unter der Fahne gedient hatten. Sie hatten keine Hinterlader und keine gezogenen Geschütze. Ein erheblicher Teil der Krieger bestand aus Schleswig-Holsteinern, die man nicht wohl in den vordersten Reihen verwenden konnte. Der Führer war der alte de Meza.
Natürlich hatte man, als der Krieg ausbrach, Holstein sofort aufgeben müssen. Auch die Eiderlinie war zu lang, um sie gegen die Uebermacht der deutschen Heere zu behaupten. Das Dannevirke aber war zur Verteidigung sehr geeignet und durch mancherlei Anlagen „uneinnehmbar“ gemacht. Die Hauptbefestigungen waren Erdwerke, die in einer Länge von 15 km zwischen Schleswig und Hollingstedt sich hinzogen. Sie waren vorn durch Schanzpfähle und Gräben geschützt und mit schwerem Geschütz versehen. Oestlich wurde die Verteidigung Schleswigs durch die Schlei erleichtert, welche bei Missunde und an ändern engeren Stellen noch besonders befestigt war. Westlich
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In diesem Gedanken, die Erhebung gegen Napoleon zur Sache des ganzen Volkes zu machen, begegneten sich an einflußreicher Stelle zwei Männer, die beide dem deutschen, reichsunmittelbaren Adel angehörten: Stein und Stadion. Der letztere, aus Schwaben stammend, war in Oesterreich an die Stelle Cobenzls getreten, und zwar in der Zeit, als man schon sehr geneigt war, den eben erst abgeschlossenen Preßburger Vertrag wieder aufzugeben und zu einem neuen Kriege überzugehen. Der Abschluß des Tilsiter Friedens hinderte die rasche Tat. Es war aber auch wohl besser, daß die Wiederaufnahme des Kampfes verschoben wurde, denn die Reformen, welche der Presse, der Erziehung und der Entfesselung der Stände galten, verlangten viel Zeit. Das gleiche galt aber erst recht von der Umgestaltung des Kriegswesens. Man strebte auch hier wie in Frankreich eine Bewaffnung der Massen an und wollte zum stehenden Heere eine Landmiliz von 500 000 Mann fügen; das war aber schneller beschlossen als ausgeführt. Graf Stadion und Erzherzog Karl besorgten die dahin zielende Arbeit, die gleiche wie Stein und Scharnhorst in Preußen. Die Unfälle der Franzosen in Spanien 1808 veranlaßten Oesterreich aber, es früher zum Kriege zu treiben, als wie die Durchbildung der Krieger es empfohlen hätte. Und eine Beteiligung Preußens, das aus allen Wunden blutete, war sobald billigerweise nicht zu erwarten.
Der Krieg kam überraschend schnell schon am 9. April 1809. Erzherzog Karl kündigte ihn einfach durch ein kurzes Billett dem feindlichen Obergeneral an. Seine Hoffnung stellte Oesterreich diesmal auf die Menge seiner Krieger, die Volkstümlichkeit der Sache, die, abgesehen von Tirol, auch in Deutschland vielem guten Willen begegnete (Dörnberg, Schill, Friedrich Wilhelm von Braunschweig usw.) und auf die Geschwindigkeit des Angriffs. Und da jetzt der bewährte Erzherzog Karl selber dem Kaiser Napoleon entgegentreten sollte, durfte man auch von der Leitung das Beste hoffen. Ueberraschend angreifen war die Losung. Wenn der Angriff nur auch wirklich schnell gewesen wäre!
Sehr gut glückte gleich anfangs die Erhebung in Tirol. Das Land mit seinen engen Tälern, seinen steilen Bergen und seiner schießgewohnten, kräftigen Bevölkerung war dafür um so leichter zu gewinnen, als die französisch-bayrischen Neuerungen
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stellen für kriegsuntüchtig gewordene Offiziere gewesen, jetzt wurden grade die brauchbarsten Leute für diesen verantwortlichen Posten genommen.
Aehnlich grundsätzlich umgestaltet wurde durch Scharnhorst das Heerwesen. Den nächsten Anlaß dazu gaben die harten Bestimmungen des Tilsiter Friedens, und so bewährte sich auch hier, daß das böse Gemeinte gerade die entgegengesetzte Wirkung hatte. Die Schwere der Kriegskontributionen und die Begrenzung der zulässigen Stärke der Armee brachte Scharnhorst auf den Gedanken des „Krümpersystems“. Das stehende Heer durfte hinfort nur 42 000 Mann unter den Fahnen haben. An diese Zahl hielt man sich nun. Indem man aber die ausgebildeten Leute immer baldigst zur Reserve entließ und zu ihrem Ersatz Neuausgehobene (Krümper) heranzog, wuchs die Zahl der verwendbaren Krieger rasch auf das Drei- und Vierfache, ohne daß die Staatskasse zu schwer dadurch belastet wurde. Um dabei die größtmögliche Zahl zu erreichen, mußte freilich das ganze Volk in Anspruch genommen werden, nicht mehr bloß die Armen und Geringen. So kam man auf den Grundsatz der allgemeinen Wehrpflicht. Daraus ergab sich fast von selber die Aufhebung der entehrenden Strafen. Aber auch der Offiziersstand wurde jetzt ein anderer. Auch die Bürgerlichen sollten hinfort Zutritt zu ihm erhalten und hierfür nicht mehr die Geburt, sondern allein die Befähigung entscheidend sein. Dies sicherte die Möglichkeit, die große Zahl von Vorgesetzten zu verschaffen. Vor allem aber wurde die Armee eine Schule für das ganze Volk, das so zur Disziplin, Ordnung, Pünktlichkeit und Vaterlandsliebe erzogen wurde.
Die großen Reserven der stehenden Armee wurden später in ihren älteren Jahrgängen die Grundlage der Landwehr. Nur durch diese ward es möglich, in den Freiheitskriegen mit so überraschend großen Mengen ins Feld zu ziehen. (Jeder 18. ! Einwohner ein Krieger.) Und daß die geistigen und sittlichen Kräfte der Armee die Wucht der allgemeinen Bewegung noch besonders steigerten, ist auch wieder eine Wirkung der allgemeinen Wehrpflicht.
Auch das wissenschaftliche und das gesellige Leben, ja sogar die körperliche Ausbildung war von vaterländischen Bestrebungen beherrscht.
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so schwach an Zahl und wurden im Kampfe auch noch oft so in sich zerrissen (Heyde), daß der Ring nicht zu schließen war. Mit Weibern, Kindern, ja mit den Herden konnten die Hereros deshalb ostwärts abziehen, und erst die energische Verfolgung Deimlings, der sie in das Sandfeld der Omaheke trieb, führte ihren vollen Untergang herbei. Aehnlich ging es mit der Umschließung Hendrik Witbois, der nach diesen Kämpfen losschlug. Er sollte bei Gr. Nabas umstellt werden. Die Angriffe der Abteilung Meisters waren anstrengend bis zum Wahnsinnigwerden, und als diese Schar endlich zurückweichen mußte, wurde auch das Vorgehen Deimlings und Lengerkes zwecklos. Witboi entkam zwar, wurde aber später nochmals im Westen bei den Achab-bergen gestellt und starb endlich an einer hier erhaltenen Wunde.
In ähnlicher Weise entwischte zuletzt auch Morenga, als er in den Karras bergen umringt wurde, die Abteilung Kirchners aber zurückschlug. Später wurde der unermüdliche Morenga, der im Kaplande einen neuen Einfall vorbereitete, von den Engländern erschossen.
So wurde der Widerstand nach und nach gebrochen. Der Krieg hatte außerordentlich viel an Gut und Blut gekostet, zeitigte aber auch Erscheinungen erfreulicher Art. Nicht genug, daß die deutschen Krieger in ganz ungewohnten Verhältnissen sich so kriegstüchtig erwiesen, wie nur je zuvor, hatten sie auch das fremde, angeblich wertlose Land schätzen und lieben gelernt. Drum wollten sie in überraschend großer Zahl es gar nicht wieder verlassen. Viele blieben und halfen nun es wirklich erschließen.
Und auch auf die Heimat wirkten die Ereignisse gewinnend. Man fand, daß das Land, in welches die vertriebenen und so hart geprüften Farmer fast alle wieder zurückkehren wollten, doch seinen Wert haben müsse. Man prüfte unbefangener die Möglichkeiten der Nutzbarmachung und fand mancherlei Arbeitsfelder. Hier werden jetzt Herden für Liebigsche Unternehmungen gezüchtet, dort wird in schnell wachsendem Maße Kupfer gewonnen und an dritter Stelle finden sich sogar in ansehnlicher Zahl wirkliche Diamanten. Der Ertrag ist so bedeutend, daß er bereits den 6. Teil der Diamantförderung der Welt ausmacht und der Verwaltung in diesem Jahre (1909) den 3. Teil von 20 Millionen Mark einbrachte. Eisenbahnen durchqueren
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22\S
Nichtfachmann war wie sein Gebieter. Bis dahin war er Betriebsdirektor der Südbahn gewesen.
Vielleicht steigern diese Tatsachen das Gefühl der persönlichen Wertschätzung. Es mag eine größere Leistung sein, wenn man auch ohne Vorkenntnisse doch nicht ganz Unbrauchbares leistet. Das ist aber ein schlechter Trost, wenn die Sache nicht glückt. Anzuerkennen ist, daß Gambetta und Freycinet durch keine Nebenrücksichten geleitet wurden, auch dann nicht, wenn sie Feldherren ein- und absetzten. Ihr gutes Urteil ließ sie auch oft die richtigen Männer für die Leitung finden, wie Chanzy und Faidherbe.
Aber bei aller Bewunderung bleibt es doch dabei, daß die furchtbare Kraftanstrengung dem Vaterlande für den letzten Erfolg gar nichts genutzt hat. Der Widerstand dauerte genau so lange, wie die Lebensmittel in den eingeschlossenen Plätzen reichten. Als sie erschöpft waren, mußte Frankreich doch um den Frieden bitten, den es schon so lange, aber billiger hätte haben können. Jetzt war die Erschöpfung nur um soviel größer geworden. Und verantwortlich für diesen letzten Ausgang sind Gambetta und Freycinet um so mehr, als sie durch ihr unmittelbares und gebietendes Eingreifen die besser unterrichteten Generale oft geradezu zu unvernünftigen Entschließungen genötigt haben.
Beigetragen zu der Selbsttäuschung Gambettas hat die Erinnerung an die Tage der großen Revolution. Das Königtum hatte, so behauptete man, Frankreich damals so tief heruntergebracht, daß es kriegerisch nichts mehr leistete, die Republik aber hatte es dann so glänzend gerettet und über alle Völker groß gemacht. So sollte es jetzt wieder werden. Darum wiederholte man auch die Erhebung in Massen.
Aber die im Felde sich gegenüberstehenden Scharen waren jetzt ganz andere, als wie 1792 und 1793. Nicht bloß die Deutschen, die damals in grenzenloser Uneinigkeit und Schwäche kaum über die Grenzen zu treten wagten und die jetzt geeinigt und siegreich um Paris und an der Loire standen, waren andere geworden, auch die Franzosen waren nicht mehr dieselben. Damals waren sie getrieben von den begeisternden Ideen der neuen Zeit, jetzt kämpften sie besten Falles für die Befreiung des vaterländischen Bodens. Die Empfindungen darüber aber
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bleiben in dem verödeten Moskau unmöglich wurde, da ward ein Rückzug angetreten, der an Elend kaum seinesgleichen gesehen.
Man will den trostlosen Hinweg nicht wiederholen; man will unbedingt einen ändern Weg und zwar über Kaluga gehen. Als aber die Schlacht bei Malo Jaroslawicz zeigt, daß Kutusow noch lange nicht überwunden, kehrt die Armee doch zur alten, näheren Straße zurück und genießt so noch einmal die Eindrücke des entsetzlichen Schlachtfeldes von Borodino. Schon bei Wiasma beginnt die Auflösung der Armee. Im ödesten Lande, ohne Lebensmittel, vom Feinde stets bedrängt, ziehen sie dahin, verdrossen und mutlos. Da stellen sich die eisigen Winde bei einer Temperatur von 18 Grad Reaumur ein. Fast noch schlimmer werden darnach die Schneestürme. Die Pferde, die keine Weide mehr finden, sterben zu Tausenden. Wagen und Geschütze müssen stehengelassen werden. Die Krieger werfen vor Kälte ihre Waffen von sich und Napoleon, der sonst für seine Befehle nur zu winken pflegte, legt sich jetzt vergebens aufs Bitten; er will wenigstens die äußerste Ordnung aufrecht erhalten. Als man an die Beresina kommt, besteht die Armee noch aus „12 000 Bewaffneten und 50 000 Isolierten“. Dazu die westlich gebliebenen Korps von Oudinot und Viktor, das heißt 18 000 Mann. Diese decken den Uebergang über den Fluß bei Studianka; als aber hinter den noch leidlich geordneten Scharen immer noch weitere Nachzügler und Versprengte über die zwei Brücken sich drängen und diese dann von den Russen zusammengeschossen werden, steigert sich in den Eismassen des Flusses das Elend bis zum Uebermaße. Unter noch zunehmender Kälte (Anfang Dezember 25 Grad Reaumur) schleppt sich der Rest der großen Armee nach Wilna weiter. Auch solche Truppen, die jetzt erst frisch aus dem Westen kommen, werden nun in die Auflösung mit hineingezogen. Zuletzt sind es noch etwa 5000 Mann, meist Offiziere und Unteroffiziere, mit denen Murat in leidlicher Ordnung aus Wilna abzieht.
Im ganzen entkamen ungefähr 20 000 Mann, dazu noch etwa 100! Pferde. Die Kanonen und Wagen waren alle verloren.
Das war die „Große, glänzende Armee“, die vor einigen Monaten zu 600 000 Mann ausgezogen!
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zeigten sie sich in der Verteidigung sehr zähe und 12 000 Mann kostete den Franzosen das endliche Eindringen in die hartnäckig verteidigte Stadt. Als die Russen dann zurückgingen, wußte sich Napoleon zwischen ihnen und den Preußen hineinzuschieben und sie darauf, als er sie bei Friedland am 14. Juni noch einmal und entscheidend besiegt, mit den aus Königsberg nordwärts flüchtenden Preußen bis über den Niemen zu drängen.
So war Friedrich Wilhelm Iii. bis in die äußerste Ecke seines Landes vertrieben! Den Krieg fortsetzen konnte er nicht mehr, er hatte ja nichts mehr zu verteidigen, und mußte deshalb am 9. Juli den so überaus harten Frieden von Tilsit unterschreiben. Was der Friede ihm ließ, erhielt den Charakter eines Gnadengeschenkes und doch belastete er das Land mit 134 Millionen Franken Kriegskosten, einer Summe, die das verkleinerte und verarmte Land gar nicht aufbringen konnte.
Der Vertrag verbot ferner, die Armee je wieder über einen Bestand von 42 000 Mann zu bringen; sie sollte ja den Franzosen niemals wtieder gefährlich werden können. Endlich verkleinerte der Friedensabschluß Preußen um all den Besitz westlich der Elbe, sowie um die zuletzt erworbenen polnischen Landesteile, damit in dem Herzogtume Warschau ein natürlicher und dauernder Gegner Preußens wieder erstehe. Eine ähnliche Aufgabe hatte im Süden das vergrößerte Sachsen und im Westen das neugebildete Westfalen.
Es ist eine eigentümliche Erscheinung in der Geschichte Preußens, daß oft gerade das, was zu seinem Verderben ersonnen war, zuletzt gerade zu seinem Besten dienen mußte.
Nr. 8. Oesterreichs Erhebung 1809.
Die Kontinentalsperre, durch welche England bezwungen werden sollte, hatte Napoleon dahin geführt, auch Portugal und Spanien zu unterwerfen. Hier aber entwickelte sich ein Widerstand, den der gewaltige Kriegsmann mit den gewohnten strategischen Künsten nicht bewältigen konnte. Es war das Volk selber, vielfach auch der Einzelne nur, der hier ihm entgegentrat. Und das wurde ein Fingerzeig für Deutschland, wo der Hebel anzusetzen sei.
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König mit vollstem Vertrauen jetzt auf die Armee schauen, der er vielleicht noch schwerere Leistungen zuzumuten hatte.
Daß diese Achtung sich aber auch im ganzen deutschen Volke geltend gemacht hätte, kann man doch nicht sagen. Am wenigsten hatte die preußische Staatskunst an Bewunderung gewonnen, obwohl doch schon ganz greifbare Erfolge erreicht waren. Bismarck zumal galt durchweg noch immer für einen Staatsmann, wie er nicht sein soll. Es war kaum zu entscheiden, ob man seiner mit mehr Erbitterung oder mit mehr Geringschätzung gedachte. Der Masse galt er als „reaktionär, freiheitsfeindlich, undeutsch und verblendet“. Und dies Urteil blieb noch lange bestehen; seine großen Ziele erkannten die wenigsten; auch jetzt nicht, nachdem die Waffen niedergelegt waren und seine Tätigkeit deutlicher in den Vordergrund trat.
Sein lautester Gegner war sein Kollege in Dresden, der Ministerpräsident v. Beust. Er übernahm gegen Preußen die Führung der Mittel- und Kleinstaaten. Im besonderen aber vertrat er den Gedanken, daß Schleswig-Holstein ein neuer deutscher Mittelstaat werden müsse, der am zweckmäßigsten dem Augustenburger als dem „Bestberechtigten“ gegeben werde. Daß Preußen an den Ländern, die seinen Osten und Westen trennten, nicht viel Freude erlebte, stand ja freilich fest. Selbst in wirtschaftlichen Fragen hatten sie stets Schwierigkeiten gemacht. Trotzdem sollte Preußen nun wieder selbstlos ein neues derartiges Mittelreich errichten helfen. Das wäre schön gewesen, nach treu erfüllter Pflicht vom Kampfplatz zurückzutreten und sich an dem Bewußtsein einer braven Tat genügen zu lassen! Die freilich schwere Heereslast mochte es dann immerhin allein weiter tragen. So hatte es auf dem Wiener Kongreß sich doch auch behandeln lassen. Damals war es edel und bescheiden. Warum denn jetzt nicht wieder?
Aber nicht ganz so dachte Bismarck. Er hielt auf greifbare Ergebnisse. In diesem Sinne waren zum Verdrusse Sachsens schon am 21. Juli Preußen in Rendsburg eingerückt, um sich an der Besetzung dieser beherrschenden Festung zu beteiligen. Dann wurde nach dem Abschluß des Friedens von Preußen und Oesterreich — das noch, wenn auch halb widerwillig, im Schlepptau Bismarcks mitging — an Sachsen und Hannover die Aufforderung gestellt, ihre Truppen aus Holstein heraus-
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erfolgreich in weitere Kreise gebracht; ja, schon am 10. Oktober 1847 hatte eine vertrauliche Versammlung in Heppenheim erörtert, wie man die Wünsche zur Tat werden lasse. Man hoffte aber noch vertrauensselig, durch die Gewinnung der Mehrheiten in den Einzelkammern an das Ziel zu gelangen. Auch praktische Männer, wie Hansemann und Me wissen, die vom Vereinigten Preußischen Landtage herübergekommen waren, gaben sich dieser schönen Hoffnung hin, und wirklich hielt sich eine solche Anschauung bis in die sechziger Jahre, in denen zuerst Bismarck es unverhüllt aussprach, daß dazu „Blut und Eisen“ gehöre. Damals aber hielten auch praktische Männer Reden und mannhafte Beschlüsse für ausreichend.
Von den Heppenheimern ging die Zusammenkunft aus, die am 5. März in Heidelberg tagte und das Vorparlament vorbereitete. Alle Männer, die Mitglieder gesetzgebender Versammlungen jetzt waren oder vordem es gewesen, sollten berufen werden. Versammlungsort am 30. März sollte die alte Krönungsstadt Frankfurt sein. In diesem Vorparlament war Oesterreich fast gar nicht vertreten, Preußen mäßig; die Masse kam aus dem südwestlichen Deutschland und stand deshalb stark unter dem Einfluß des benachbarten Frankreich. Die Revolution, welche am 13. März auch in Wien und am 18. März in Berlin siegreich gewesen, hatte in dem Südwesten Deutschlands fast gar keinen Widerstand gefunden. Ueberall waren „Märzministerien“ eingerichtet, die die „Märzerrungenschaften“ (Preßfreiheit, Versammlungsrecht, Volksbewaffnung usw.) zu wahren und zu mehren hatten; selbst das größere Bayern hatte der Stimmung nachgeben müssen; ja, der sonst um das Land hochverdiente König Ludwig I., der in seiner Begeisterung für eine schöne Tänzerin (Lola Montez) sein ganzes Ansehen verscherzt hatte, hatte sich schon am 20. März zum Niederlegen der Krone genötigt gesehen. Am stärksten aber war Baden von revolutionären Ideen ergriffen, und schon in dem Vorparlament machten Hecker und Struwe aus Mannheim den Versuch, eine deutsche Republik einzurichten. Als dies mißglückte, zogen sie nach der Schweiz und machten dann von Konstanz aus mit einigen hundert Freischärlern einen Einfall in Baden, der geradezu kindisch geleitet war. Vor dem möglichen Erscheinen von Soldaten zogen sie, die Schweizer Grenze immer im Auge
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