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1. Bilder aus der vaterländischen Geschichte für Mädchenschulen - S. 18

1885 - Aachen : Barth
— 18 — Kleinodien die Stadt verlassen. Und welches Schauspiel! Die Frauen kamen aus der Stadt und trugen ihren Gemahl oder sonst einen lieben Anverwandten auf dem Rücken. Die Soldaten wollten das nicht gelten lassen. Der Kaiser aber sprach: „Eines Königs Wort soll man nicht deuteln!" Die Frauen wurden durchgelassen, und auch die Stadt blieb verschont. Von dieser Zeit heißt die Burg bei Weinsberg „Weibertreue". 18. Pie Hl. Ktisaöeth, Landgräfin von Thüringen. Die Hl. Elisabeth wurde 1207 zu Presburg geboren. Sie war die Tochter des Königs von Ungarn. Am Hose des Landgrafen von Thüringen erhielt Elisabeth ihre Erziehung. Die frühe Trennung vom Elternhause mochte ihr wohl recht hart sein. Dazu kam der Schmerz des frühen Todes ihrer guten Mutter. Der Kummer machte sie still und ernst, und schon früh empfand sie die Nichtigkeit aller Erdengüter. Elisabeth wandte ihren Sinn deshalb höheren Dingen zu. Am liebsten verweilte sie im andächtigen Gebete, in dem sie Trost und Stärke sand. Von ihrem Vermögen gab sie reichlich unter die Armen. Das gute Herz und die edle Gesinnung erwarben ihr gar bald das besondere Wohlwollen des Landgrafen. Leider brachte der Tod desselben für Elisabeth eine Störung in die bisherigen guten Verhältnisse am Hofe. Die Witwe übernahm nun die Regierung des Landes. Sie war eine Feindin des einfachen und kindlichen Wesens Elisabeths. Das junge Mädchen mußte oft manche Kränkung erfahren, die sie in Geduld ertrug. Elisabeth be-harrte in dem stillen frommen Wesen. Der junge Landgraf erzeigte ihr aber die größte Hochachtung. Später vermählte er sich mit ihr (1220), und beide lebten in glücklicher, musterhafter Ehe. Die Armen fanden an dem Fürstenpaare Helfer und Beschützer. Am Fuße des Berges, auf welchem das Schloß Wartburg noch heute steht, errichtete Elisabeth ein Armenhaus und in Eisenach ein Hospital. Sehr oft besuchte sie diese Anstalten, um den Armen Hilfe und den Kranken Trost zu bringen. Die Jugendzeit hatte Elisabeth schon manches Herzenleid gebracht, und ihr jetziger Stand sollte auch nicht frei davon bleiben. Ihr teurer Gemahl Ludwig schloß sich einem vom deutschen Kaiser Friedrich Ii. veranstalteten Kreuzzuge an. In Neapel ereilte Ludwig aber ein hitziges Fiber, das seinen Tod herbeiführte. Die Todesnachricht war für Elisabeth eine furchtbare Schreckenskunde. Hart war ihr schon die Trennung von ihrem Gemahl gewesen, unendlich schmerz-

2. Bilder aus der vaterländischen Geschichte für Mädchenschulen - S. 19

1885 - Aachen : Barth
— 19 — licher nun aber der Tod des geliebten Gatten. Ihr Schmerz wurde noch durch die harte Behandlung von Heinrich, dem Bruder ihres verstorbenen Gemahls, verschärft. Unter dem Vorwande, sie verschwende das Vermögen an die Armen, vertrieb er die edle Frau mit ihren Kindern mitten im Winter von der Wartburg. Lange irrte sie obdachlos umher, bis sie freundliche Aufnahme bei ihrem Oheim, dem Bischof von Bamberg fand. Als die Ritter, die mit Ludwig ausgezogen waren, vom Kreuzzuge zurückkehrten und von der harten Behandlung erfuhren, machten sie Heinrich die bittersten Vorwürfe. Er erkannte das begangene Unrecht und bat die Landgräfin um Verzeihung. Diese kehrte nun nach der Wartburg zurück und wohnte der feierlichen Beisetzung ihres Gemahls bei. Bald hierauf nahm sie ihren Wohnsitz in der Stadt Marburg, die ihr mit allen Einkünften gegeben war. Ihr Vermögen teilte sie unter die Amen und ernährte sich und ihre Kinder durch Spinnen. Ein armes, frommes, zurückgezogenes Leben führte Elisabeth bis zu ihrem Tode (1231). Ihre Grabstätte ist im Dome zu Marburg. 1235 wurde sie vom Papste heilig gesprochen. 19. Die Heilige Kedrvig, Kerzogin von Schlesien. Hedwig war eine Zeitgenossin der hl. Elisabeth in Thüringen. So wohlthätig und segensreich diese in Thüringen wirkte, so die hl. Hedwig in Schlesien. Sie war die Tochter des Herzogs Berthold von Meran und vermählt mit dem Herzoge Heinrich I. von Schlesien. Als Kind zeigte Hedwig schon ein einfaches, bescheidenes und frommes Wesen. Das behielt sie auch später in ihrem ehelichen Stande bei. Ihr Grundsatz war: „Je höher man über anderen sieht, desto mehr soll man ihnen in der Tugend voranleuchten." Nach dem Grundsatz richtete sie auch ihr Leben ein. Die Pflichten als Hausfrau, Gattin und Mutter erfüllte Hedwig sehr genau. Ihre sechs Kinder erzog sie selbst und pflegte eifrig Gottesfurcht, Sanftmut und Wohlthätigkeitssinn in ihnen. Gegen die Dienstboten war sie liebreich und herablassend. In Krankheit pflegte sie dieselben, wie eine Mutter ihre Kinder. Bei der Güte gegen die Untergebenen ließ sie aber auch Strenge in der Beaufsichtigung derselben walten. Auch für die Armen des Landes war Hedwig eine gute Mutter. Ihre Ersparnisse verteilte sie unter dieselben. Besondere Fürsorge wandte Hedwig dem Kloster Trebnitz zu. Hier speiste sie selbst zum Andenken an den Heiland und seine zwölf Apostel dreizehn Arme. Die Gefangenen tröstete sie und suchte dieselben durch Ermahnungen zur Besserung zu bewegen. 2*

3. Bilder aus der vaterländischen Geschichte für Mädchenschulen - S. 9

1885 - Aachen : Barth
— 9 — 8. Kikdegard, die Gemahlin Karts des Großen. Die Gemahlin Karls hieß Hildegard. Das Ehepaar war mit drei Söhnen und vier Töchtern gesegnet. Die Töchter hießen: Gisela, Rotrudis, Emma und Bertha. Die Mutter unterstützte nach Kräften die Fürsorge ihres Gemahls für eine gute Kindererziehung. Das gute Beispiel des Vaters blieb auch für die Kinder nicht ohne Wirkung. Mit Fleiß besuchten sie die von dem frommen und gelehrten Alkuin geleitete Hofschule. In derselben wurde Unterricht in Religion, in der deutschen Sprachlehre und Dichtkunst, im Latein, Rechnen und der Musik erteilt. Die Kinder liebten ihren Lehrer sehr, was recht bentlich aus dem Briefwechsel hervorgeht, den sie später mit Alkuin unterhielten, als er Abt in Tours war. Die Mutter sorgte, daß die Kinder auch in Ausübung der religiösen Pflichten dem guten Beispiel des Vaters folgten und wie biefer, jeben Morgen zuerst die Kirche besuchten. Neben der geistigen Pflege würde auch die gesunde Entwickelung des Körpers beachtet. Zu diesem Zwecke mußten die Kinder reiten und schwimmen lernen. Die Stadt Aachen, in welcher sich die kaiserliche Familie häufig aufhielt, bot wegen der warmen Quellen die beste Gelegenheit zum Baden. Auf Reisen war die Familie gewöhnlich zusammen, und Söhne wie Töchter faßen zu Pferde. Das Familienleben war recht einfach, fowohl im Essen und Trinken, als in der Kleibung. Die Töchter wurden zu Hause zur Arbeit angehalten. Sie saßen entweber am Webstuhl ober beschäftigten sich mit Rocken und Spindel. Die Kleibung mußten sich die Mäbchen selbst anfertigen, und auch der Vater wollte nur Hembeu tragen, die von den Töchtern verfertigt waren. Was sie über Bebarf herstellten, wnrbe an die Armen ober Kirchen verschenkt. Die Töchter gaben durch ihr frommes Wesen, ihren Fleiß und ihre Häuslichkeit allen Frauen des Landes ein nachahmnngswürbiges Beispiel. Der Nachfolger des mächtigen Kaisers Karl war Ludwig der Fromme, der dem großen Reiche nicht gewachsen war. Die Großen des Reiches und die drei Söhne Ludwigs bemächtigten sich der Regierung des Landes. Unter den Söhnen selbst entstand Uneinigkeit, die zu einem Bruderkriege führte. Durch den Vertrag zu Verdun 848 wurde eine Teilung des Reiches vorgenommen. Ludwig bekam Deutschland, Karl der Kahle Frankreich und Lothar-Italien mit der Kaiserwürbe. Durch den Vertrag zu Marsen 870 kam es zu einer zweiten Teilung. Durch diese Teilungen war die Einigkeit und die Macht des einst so starken Reiches gebrochen.

4. Bilder aus der vaterländischen Geschichte für Mädchenschulen - S. 16

1885 - Aachen : Barth
durch Wachen, Fasten, Beten und Empfang der Hl. Sakramente vorbereiten. Am Altare hatte der Jüngling zu geloben, ein tapferer und ehrenhafter Ritter zu fein, die Religion und ihre Diener zu beschützen, das Recht zu verteidigen und Witwen und Waisen zu beschirmen. Nach dem Gelöbnis legte man ihm die Rüstung an, und vou einem Fürsten oder Ritter erhielt er drei leichte Schläge mit dem flachen Schwerte in den Nacken. Jetzt bestieg der junge Ritter das Roß. Gewöhnlich wurde dieser Tag auch durch Ritterspiele oder Turniere geehrt. Zwei oder mehrere Ritter sümpften mit Lanze oder Schwert gegen einander, bis der eine aus dem Sattel gehoben wurde. Als Anerkennung erhielt der Sieger eine goldene Kette, oder Sporen und Waffen. Als größtes Lob galt, wenn der Siegespreis von Frauenhand überreicht wurde. Zur Zeit der Kreuzzüge entstanden drei Ritterorden, welche mit dem Mönchtum eng verbunden waren. Der Johanniter-orden hatte sich Johannes den Täufer zum Schutzpatron gewählt. Die Aufgabe dieses Ordens bestand in der Pflege kranker und hilfloser Pilger. Das Hospital der Johanniter stand in der Nähe des hl. Grabes. Später verlegte der Orden seinen Sitz nach Rhodos (Rhodiser) und von hier nach Malta (Malteserritter). Der Orden der Tempelherren wurde von neun französischen Rittern gegründet. Auf der Stätte, wo der salomonische Tempel gestanden, gründeten sie ihr Ordenshaus. Diese Ritter trugen weiße Mäntel mit rotem Kreuz. Die Aufgabe des Ordens bestand im Waffenschutz, den sie den Pilgern gewährten. Der wichtigste Orden für unser Vaterland war der deutsche. Dieser eroberte später das heidnische Preußen und machte es zu einem christlichen und deutschen Lande. Die Tracht der Ritter war ein weißer Mantel mit schwarzem Kreuz. So sorgfältig die Erziehung und Ausbildung der Edelknaben war, so anpassend war auch die Heranbildung der Edeldamen. Bis zum siebenten Jahre verblieb das Mädchen der körperlichen und geistigen Pflege der Mutter. Nach dieser Zeit übernahmen das Erziehungsgeschäft meistens Hofmeister und Hofmeisterinnen. In vornehmen Familien wuchs das Kind in Gesellschaft von Gespielinnen aus dem befreundeten Adel auf. Der erste Unterricht beschränkte sich ans Schreiben und Lesen. Im Winter mußten die jungen Mädchen der Familie oder Gesellschaft Geschichten, Sagen und Lieder vorlesen. Besondere Aufmerksamkeit schenkte man dem Religionsunterrichte und der Übung religiöser Pflichten. Neben der Erlernung des Gesanges und Harsenspiels betrieb man auch das Studium der lateinischen und französischen Sprache. Die Tugenden, zu welchen man die Edeldamen erzog, waren Gottesfurcht, Demut und

5. Bilder aus der vaterländischen Geschichte für Mädchenschulen - S. 54

1885 - Aachen : Barth
— 54 — Für die glorreichen Erfolge dieses Krieges müssen wir unserm Heldenkaiser, den deutschen Fürsten und der tapfern deutschen Armee dauernd ein dankbares Andenken bewahren. Auch die deutschen Frauen sind daheim und auf dem Kriegsschauplätze mit Begeisterung und Aufopferung in der Pflege für verwundete Krieger thätig gewesen, was dem Frauengeschlechte zur Ehre und zum Ruhme gereicht. 9. Unsere Kaiserin und Königin Augusta. Unsere Königin und Kaiserin ist eine Tochter des verstorbenen Großherzogs von Sachsen-Weimar. Am 30. September 1811 wurde sie zu Weimar geboren. Unter einer sorgsamen Erziehung wuchs sie zu einer edlen und blühenden Jungfrau heran. In ihrer Jugend verkehrte sie viel mit den Dichterfürsten Goethe und Schiller. Goethe sagte von ihr, „sie sei ebenso bedeutend als liebenswürdig." Am 11. Juni 1829 vermählte sich Prinz Wilhelm mit ihr. Ihren Wohnsitz nahmen sie in Berlin. Aus der glücklichen Ehe entstammen zwei Kinder: unser Kronprinz Friedrich Wilhelm, und Luise Maria, jetzige Gemahlin des Großherzogs von Baden. Königin Augusta wandte alle Sorgsalt der Erziehung ihrer Kinder zu. Sie ist aber auch eine gute Landesmutter. Das hat sie in guten und bösen Tagen gezeigt. In den Kriegsjahren 1864, 1866 und 1870—1871 stand sie an der Spitze wohlthätiger deutscher Frauen-vereine und war unaufhörlich thätig in der Sorge für verwundete und notleidende Krieger. In dem von ihr gestifteten Angnsta-Hospital in Berlin fanden viele Verwundete die liebevollste Aufnahme und Behandlung. Bei allen Werken der christlichen Nächstenliebe ist die hohe Frau von einer wahren Frömmigkeit durchdrungen. Mit besonderer Vorliebe besucht sie auch jetzt noch trotz ihres hohen Alters die Krankenhäuser und großen Hospitäler, um den Leidenden Trost und Erquickuug zu bringen. Allen, die treu dem Dienste ihres Nächsten die Kräfte widmen, spendet sie gern die höchste Anerkennung. Sie selbst giebt den mit irdischen Gütern Gesegneten das schönste Beispiel, wie man mit Reichtum der Not der Mitmenschen begegnen soll. Bei allen großen Unglücksfällen, so noch zuletzt bei der großen Überschwemmung am Rhein, zeigt sie sich schnell und freudig bereit, alle Mittel zur Linderung des Unglücks aufzubieten. Sie hat ein warmes Herz für das Wohl und Wehe ihrer Unterthanen. Darum wird sie auch von allen geliebt und hochgeachtet. Der liebe Gott hat die edle Königin aber auch schon hienieden für

6. Die Geschichte von Sachsen zum Unterricht in den vaterländischen Schulen - S. 44

1902 - Leipzig : Barth
44 ---- eigentum; eine köstliche Erwerbung, denn man sagte, daß für 20000 Gülden Stecknadeln, eine in jeden Baum gesteckt, noch lange nicht für alle Bäume dieses Waldes ausgereicht haben würden. Welch eine vielseitige Umsicht und Fürsorge! — Denkt ferner an seine unvergeßlichen Stiftungen, die er zum Heile der Nachwelt hinterlassen. Die Universität bekam durch ihn neue und besser besoldete Lehrer, die Studenten in Leipzig und Wittenberg viele Freitische und Geldunterstützungen, die armen Predigerwitwen ein jährliches Witwengeld, wozu der treue Landesvater 10000 Thaler niederlegte. — Auch als Baumeister und Verschönerer müßt ihr ihn ehren. — Die ersten Festungswerke des König-l ™.bte @c^Iöffer Augustusburg, Annaberg, Freudenstein in Freiberg, die Münze, das Zeughaus und viele andere Gebäude in Dresden sind sein Werk. — Und blickt ihr endlich in sein häusliches Leben, seht ihr ihn als Gemahl seiner trefflichen Anna, oder als Vater von 15 Kindern auch da steht er musterhaft und bewunderungswürdig vor euren Augen. Vater August und Mutter Anna wirtschasteten selbst auf dem Ostravorwerk, in Korbitz und Annaberg; sie waren Muster der Wirtlichkeit und Sparsamkeit; sie erzogen ihre Kinder so streng und gottessürchtig, daß die Prinzessin Anna noch als Braut das gewöhnliche Tischgebet beten mußte, wenn die Reihe an sie kam; sie versorgten Arme und Kranke mit Speisen und Arzneien und hielten am Hose auf stille Sittsamkeit. - Sehr zu bedauern ist, daß solch ein Fürst doch auch seine schwachen Seiten hatte und sein unvergeßliches Andenken durch einzelne Beweise von Härte und Ungerechtigkeit befleckte. August war ein strenger Lutheraner und mochte mit den Reformierten oder Calvinisten durchaus nichts zu schaffen haben. Wer darum nur einigermaßen in Verdacht kam, daß er sich zu einzelnen Lehren des Zwingli oder Calvin bekenne, und ein sogenannter heimlicher (Krypto-)Cal-vmlst sei, der ward schwer gestraft und verfolgt. In einem Monate ließ daher August einst 111 Prediger, die verdächtig waren, ohne weiteres aus Amt und Brot jagen. — Auch gegen die armen Söhne des abgesetzten Kurfürsten, Johann Friedrich des Großmütigen, war er gar hart, ja grausam. Denn an dem ältesten Sohne des verstorbenen Vetters, dem Herzog Johann Friedrich dem Mittleren, der sich durch den wilden Ritter Wilhelm von Grumbach zu Widersetzlichkeiten gegen den Kaiser hatte verleiten lassen, vollstreckte er die Reichsacht mit unerbittlicher Strenge. Der unglückliche Herzog mußte seine Schuld mit lebenslänglicher, 28 jähriger Gefangenschaft büßen, die seine fromme, großherzige Gemahlin Elisabeth bis an ihren Tod freiwillig mit ihm teilte. Doch über den großen und glänzenden Verdiensten dieses seltenen Fürsten muß man wohl einzelne Fehler und Härten vergessen, und das um so mehr, da nach ihm 200 Jahre hindurch kein sächsischer Regent ihm ähnlich war. — Vater August starb, nachdem ihm seine Anna ein halbes Jahr vorangegangen war, am 11. Februar 1586.

7. Weltkunde - S. 155

1896 - Hannover : Helwing
155 Deutsche Reforimitioiisgcschichte. a) Reformation der Kirche. § 68. Wir wissen, daß die Kirchenversammlung zu Konstanz (§ 62) die Kirche an Haupt und Gliedern reformieren wollte. Leider war diese ichwere Arbeit mißlungen. Anstatt besser, war es in der christlichen Kirche nur schlimmer geworden. Die Lehre der Kirche ruhte nicht mehr auf dem Evan- gelium allein Sie war verunreinigt durch Menschensatzungen, und feie)e Menschensatzungen für den Glauben und für das Leben der Christen wurden vielfach eindringlicher und eifriger gepredigt, als das Evangelium selbst. Vor allen Dingen mußte der Christ glauben, daß der Papst der Stellvertreter Christi aus Erden sei; er mußte glauben, daß der Priesterstand ein hübercr und besserer sei, als jeder andere Christenstand; daß die Seele nach dem Tode ins Fegfeuer komme, daß nur dem Priester auch der Kelch beim h. Abend- mahle gcbübre u. dgl. m. Christi Verdienst war nicht mehr der alleinige Grund der Seligkeit. Der Christ müsse und könne sich — so lehrte die Kirche — durch gute Werke (Fasten, Wallfahrten, Büßungen, Rosenkranzbeten, Anrufung und Verehrung Marias und der Heiligen) ein Verdienst vor Gott erwerben. — Das Leben der Christenheit wurde durch Laster und Verbrechen aller Art entheiligt. Die Quelle des Verderbens war der päpstliche Hos in Rom, wo maßlose Geldgier, Völlcrei und Unzucht im Schwange gingen. Bei der Geistlichkeit sah es vielfach ebenso scblimm aus. Sehr viele Geistliche kümmerten sich wenig um Predigt und Seelsorge; Pferde, Hunde und Jagdfalken interessierten sie mehr. In prunkenden Gastmählern verpraßten manche das Gut frommer Stiftungen. In den Klöstern waren Zucht und Sitte verloren gegangen, und die Mönche waren wegen ihrer Unwissenheit, Roheit und Lasterhaftigkeit tief verachtet. Der ein- fältige Christenmcnsch aber ärgerte sich an dem schamlosen Treiben, und nicht wenige ahmten ungescheut das böse Beispiel ihrer Priester nach. -In dieser Zeit tiefster Verderbnis erweckte Gott den Mann, welcher die Kirche reformieren sollte: Dr. Martin Luther. § 69 Lutbers Leben. 1. Luthers Jugendzeit. Luther wurde am 10. November 1483 in Eisleben am Unterbarze ge- boren. Sein Vater, Hans Luther, war ein armer Bergmann, ernst, streng und fromm. Er stammte aus Möhra in Thüringen. Hans Luther erzog seine Kinder sehr streng. Arbeit und pünkt- lichen Gehorsam gegen Gott und die Eltern mußten sie von früh auf lernen. In Mansfeld am Harze, wohin Luthers Eltern ge- zogen waren, besuchte Martin die Schule. Hier herrschte eine ebenfo harte Zucht, als im Elternhause. Spater kam er in die lateinische Schule zu Magdeburg und dann nach Eisenach, wo er Verwandte hatte. In Eisenach sang er mit anderen armen Schülern vor den Thüren reicher Leute ums Brot, bis ihn die Frau Cotta in ihr Haus aufnahm. Nun brauchte er wenigstens nicht mehr für das tägliche Brot zu sorgen, sondern konnte un- gestört lernen. Luthers Vater war inzwischen wohlhabender ge- worden. Er wollte, daß sein Sohn ein Nechtsgelehrter werden sollte. Deshalb zog Martin Luther 1501 nach Erfurt, um da auf der Universität die Rechte zu studieren. Hier hat er nach dem Spruche gearbeitet: „Fleißig gebetet ist über die Hälfte studiert."

8. Vaterlandskunde für Schule und Haus im Königreiche Sachsen - S. 152

1833 - Leipzig : Barth
152 (nämlich nach dem Kirchhofe) eine Kanzel hat, wo bei gutem Wetter die Kirchweihpredkgt gehalten wird, indeß die Zuhörer großenteils auf den Gräbern sitzen. Diese äussere Kanzel ist mit der innern so in Verbin- dung gesetzt, daß. bei schnell einfallendem schlechtem Wetter der Prediger sich nur umdrehen darf, um in der Kirche, wohin sich dann alles schnell begiebt, die Pre- digt zu vollenden. Auf dem Kirchhofe der Spitalkirche steht eine der sonderbarsten Linden; denn sie ist, vor langer Zeit vom Sturme gestürzt, wieder mit den Aesten eingewurzelt, welche, durch Pfeiler gestützt, eine Art von Nische bilden. Unfern dieser Linde schlummert, unter eiserner Platte, die, dem Erzgebirge ewig unver- geßliche, aus Brabant gebürtige Barbara Uttmann, einst Gattin eines reichen Bergherrn, welche das Spi- tzenklöppeln 1561 zuerst in Annaberg lehrtt, wo sie auch, betrauert von 64 Kindern und Enkeln, 1575 starb. Vorher kannte man nur genahte und ge, stickte Spitzen. Eine nahe Ursizaunung enthalt die so- genannte heilige Erde, welche 1519 vom Papste ge- weiht, mit Erde aus Palästina vermischt, durch eine Deputation von Rittern in Rom abgeholt und vom Meisner Bischöfe, in Gegenwart Herzogs Georg, über Annabergs gemeine Erde feierlich gestreut ward. Eine Ruhestätte dort war deshalb sonst nur für schweres Geld zu haben und kostet noch jetzt mehr, als ander- wärts auf dem Kirchhofe. — Zu Annaberg lebte im 16. Iahrh. als Bergschreibcr Adam Riese, zu seiner Zeit als Verfasser eines Rechnenbuchs so berühmt, daß man noch jetzt scherz- weise die Richtigkeit einer Rechnung nicht bester zu be- wahren weiß, als wenn man sagt, daß sie nach Adam Riese ns Rechnenbuche zutreffe. Er starb 1559 und hinterließ 3 Söhne, die eben so tüchtige Rechner waren. — Zu Annaberg ward auch 1726 der Kinder- freund Weisse geboren, zu dessen Andenken dort den 28sten Januar 1826 — am Tage seiner Geburt vor 100 Jahren — durch Beitrage aus allen Gegenden Deutschlands, eine Stiftung zu Erziehung armer, ver-

9. Vaterlandskunde für Schule und Haus im Königreiche Sachsen - S. 62

1833 - Leipzig : Barth
einfachere, kirchliche Gebräuche ab, wodurch man den religiösen Vereinigungen in den ersten Zeiten nach Stif- tung des Christenthums ähnlich zu werden strebt. Da- her zeichnet Einfachheit und Vermeidung alles Aufsehens und Prunks den Ort, wie die Bewohner aus. Die Kleidung der letztern ist ziemlich gleichförmig und der Mode nicht unterworfen. Wittwen tragen weisses, Frauen blaues, Jungfrauen rosenfarbnes, Kinder dunkelroth es Band. Spiel, Tanz und dergleichen rauschende Vergnügungen werden nicht geduldet. Statt prachtvoller^ Kirchen giebt es nur einfache Betsale, wo ein erhöhter, mit grünem Tuch beschlag- ner Tisch die Stelle der Kanzel vertritt und die Kla- viatur der Orgel so eingerichtet ist, daß der Spielende die Gemeine sieht. Dem Prediger zur Rechten sitzen die Aeltesten, zur Linken die Aeltestinnen, vor ihm rechts die weiblichen, links die männlichen Glieder der Ge- meine. Nächst den lutherischen Festen feiert die Brü- dergemeine auch Gedenktage, zur Erinnerung an ge- wisse, nur ihr denkwürdige Begebenheiten. Ihr feier- lichster Tag ist der Oster morgen, wo bei Sonnen- aufgang dem Auferstandenen auf eine ausserst er- habne Art gehuldigt und dabei der in ihm Entschlafe- nen gedacht wird. Ihre Prediger tragen keine besondere Amtskleidung. Die Vorsteher der wichtigsten Kirchen, ämter, auch alte verdiente Prediger, heissen Bischöfe; die Regeln ihrer kirchlichen Verfassung, Gemeinde- Ordnungen. Die Leitung aller Angelegenheiten der Gemeine steht unter einem besondern, aus den ältesten und einsichtsvollsten Gliedern derselben gebildeten Ver- eine, oder der Unitäts-Aeltesten-Conferenz, welche in dem nahen Berthelsdorf ihren Sitz hat, wo 1722 jene Mährischen Familien einfprachen, welchen Gr. Zinzendorf Grund und Boden zum Anbau eines Hauses bewilligte, das die Entstehung Herrnhuts ver- anlagte. Von Zeit zu Zeit werden zu Herrnhut, von den ältesten und vornehmsten Gliedern aller Brüderge- meinen der Welt, über das Beste derselben berathende Versammlungen gehalten, welche man Syn öden nennt.
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