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1. Geschichts-Kursus für die oberen und mittleren Klassen höherer Lehranstalten und zum Selbstunterricht - S. 111

1890 - Leipzig : Reichardt
- 111 Gutenberg 1401 in Mainz geboren. Dann nach Stra-brg, 1444 wieder nach Mainz. Verbindung mit dem Goldschmied Johann Faust und dem Schnschreiber Peter Schsser. Die Buchstaben ansangs aus Holz-stbchen ausgeschnitten, spter von Metall. Gutenberg, dem Faust verschuldet, stirbt in Armut (1468). Das erste gedruckte Buch der lat. Psalter von 1457. 1453 Eroberung Konstantinopels durch Mohammed Ii. Ende des ostrmischen Kaisertums. Der letzte Kaiser Konstantin Xi. Palologus fallt nach tapferer Gegenwehr. Schon vorher flchten viele griechische Gelehrte vor den Trken nach Italien, was zum Wiederausblhen der Wissenschaften im Abendlande mit beitragt (Hof der Medici in Florenz.) 1476 Karl der Khne, Herzog von Burgund (Herzog-tum und Freigrafschaft Burgund, Niederlande), von den Schweizern bei Granfon und Mutten gefchlagen. Karl hatte Nancy, die Hauptstadt des Herzogs Renatus von Lothringen, erobert. Dieser stand mit den Schweizern in Bndnis. Die Besatzung von Granson verrterisch gettet. Daraus siegten die Schweizer bei Granson und Mnrten. 1477 Karl der Khne fllt bei Nancy gegen Schwerzer und Lothringer. Von dem Besitze Karls fiel das Herzogtum Burgund an den schlauen König Ludwig Xi.1) von Frankreich; die Freigrasschast Burgund und die Niederlande erbte Karls Tochter Maria, die sich mit Friedrichs Sohn, dem rittet-lichen Maximilian, verheiratetes). So wurden diese Lnder mit sterreich vereinigt. 1492 Entdeckung Amerikas. v. Der Genuese Christoph Kolumbus hatte die ^dee, Indien aus einem westlichen Wege zu erreichen, statt aus dem weiten Wege um Afrika herum. In Portugal ab-gewiesen, wendet er sich nach Spanien. Jsabella, die Gemahlin Ferdinands des Katholischen3), gewhrt ihm endlich 3 Schiffe. Abfahrt von Palos den 3. August. Nach muhseliger Fahrt*) wird am 12. Oktober die Insel Guanaham (St. Salvador) entdeckt, sodann Euba und Haiti. 1) Sein Vater Karl Vii., hart bedrngt durch die Englnder, wird durch die Jungfrau von Orleans, Jeanne d'arc aus Dom Remy tn Lothringen, gerettet, (1431 in Rouen verbrannt). 2) Ihre Kinder Philipp und Margarete. ^ _ .. . 3) Durch die Vermhlung der Jsabella von Castll,en mit Ferdinand von Aragonien wurde aus Spanien ein Reich. Die Mauren 1492 au. Granada vertrieben. . m . 4) Unzufriedenheit der Schiffsmannschaft, aber kem Aufstand.

2. Weltkunde - S. 114

1886 - Hannover : Helwing
114 Großen; Reichsverordnungen oder Kapitularien. Die alten Herzog- tümer mit ihren Volksherzögen an der Spitze, die zu sehr au die Selbständigkeit der einzelnen Stämme erinnerten, waren aufgelöst. Dafür traten die Gaugrafen als kaiserliche Ver- walter, Richter und Heerführer auf. Zn den Grenzländern waren Markgrafen, in den Pfalzen Pfalzgrafen, auf Domänen Kammerboten. Die Sendgrafen revidierten. — Alle Freien mußten dem Kriegsaufgebote folgen; sie bildeten den Heerbann. Karl sorgte für das Wohl seines Reiches. Um den Handel zu fördern, wollte er schon den Rhein-Donau-Kanal anlegen. Er verbesserte den Acker- und Obstbau, richtete gute Schulen ein (Klosterschulen, Hof- schulen), berief tüchtige Lehrer, ließ gute Bücher abschreiben und eine deutsche Grammatik verfassen, sammelte deutsche Lieder und gab den Monaten deutsche Namen. Er stiftete eine Reihe von Bistümern: Münster, Minden, Osnabrück, Verden, Bremen, Paderborn, Halberstadt und Elze, welches später nach Hildesheim verlegt ist. Er sorgte für Ansehen und Unterhalt der Geistlichen, hielt aber auch strenge auf Pflichterfüllung. Die Zahl der Kirchen wuchs. In ihrer Nähe siedelten sich Kaufleute an. Auch nahmen die Jahrmärkte ihren Anfang. 3. Karls Persönlichkeit. Karl war groß (7 seiner eigenen Fußlängen) und kräftig. Zn seiner Lebensweise war er schlicht. Gewöhnlich trug er nur Kleidung von Leinen und Tuch; bei feierlichen Gelegenheiten erschien er jedoch in vollem Kaiser- schmucke. Das Schwert hatte er stets an der Seite. Er war der beste Fechter, Schwimmer und Reiter unter den Franken. Sein Auge leuchtete den Dürftigen mild, den Schuldigen furchtbar. Er war den ganzen Tag thätig, schlief wenig, lernte im Alter noch schreiben und ging täglich zweimal zur Kirche. Eine feste Residenz hatte er nicht, sondern zog im Lande umher und wohnte auf seinen Pfalzen. Am liebsten weilte er jedoch in Aachen. Hier starb er auch 814 im Alter von 72 Jahren und fand im Dome seine Ruhestätte. § 33. Karls Nachfolger. Karls Sohn Ludwig (814 bis 840) erhielt den Beinamen „der Fromme", weil er der Kirche besonders zugethan (nochmalige Salbung, mönchisches Leben am Hofe, Mission nach Norden von Corvey und Hamburg aus, Ansgarius rc.), und weil er schwach und gutmütig war (schwache Reichsleitung, Weggeben von Zollfreiheiten und freien Gerichtsbarkeiten, übertriebene Nachsicht gegen die Lehensträger, die ihre Lehen bereits als erblich ansahen, mehrmalige Teilung des Reichs unter seine Söhne, deren Empörungen rc.) — Nach seinem Tode kriegten die Söhne um die Erbschaft und teilten sie im Vertrage zu Verdun 843. l. Lothar erhielt als Kaiser Italien, Lothringen, Burgund und Fries- land; 2. Ludwig der Deutsche Deutschland bis an den Rhein und jenseit noch Mainz, Speyer, Worms; 3. Karl der Kahle das jetzige Frankreich und Spanien bis zum Ebro. — Es ist nun folgendes zu merken: 1. Frankreich und Deutschland waren von nun an geschieden. Diejenigen Franken, welche sich in Gallien festgesetzt hatten, vermischten sich mit den Galliern oder Kelten, deren Nationalität die deutsche verdrängte. Aus der fränkischen, keltischen und lateinischen Sprache bildete sich die französische. — 2. Die Kaiserkrone war zuerst in Italien (Lothar), dann in Frankreich (Karl der Kahle), daraus kam sie

3. Realienbuch für Taubstummen-Anstalten - S. 1

1908 - Schleswig : Bergas
Anhang. 1. Die Taubstummen in ihrer Verlassenheit. In früheren Zeiten glaubte man, es sei unmöglich, Taubstumme zu unterrichten und zu erziehen. Die taubstummen Kinder wuchsen darum ohne Unterricht und ohne Erziehung auf. Sie lernten weder lesen, noch schreiben, noch rechnen; sie erfuhren nichts von unsrem schönen Vaterland und seinen Fürsten, nichts von Gott und seinem Sohne Jesus Christus. Ihr Geist blieb mit Finsternis umhüllt und ihr Körper meist schwach und ungeschickt. Infolgedessen konnten die Taubstummen häufig kein Handwerk erlernen und sich oft nicht selbst ernähren; bis zu ihrem Tode waren sie meist auf das Mitleid ihrer hörenden Mitmenschen angewiesen. Das war höchst betrlibend, und manche Mutter weinte bittere Tränen über ihr verlassenes taubstummes Kind. Im achtzehnten Jahrhundert lebten jedoch zwei Männer, die der Welt zeigten, daß es möglich sei, die Taubstummen zu unterrichten und sie zu nützlichen Gliedern der menschlichen Gesellschaft und zu Himmelsbürgern heranzubilden. Diese Männer waren der Franzose Abbé de l’Epée und der Deutsche Samuel Heinicke. Sie sind die größten Wohltäter der Tanbstummen geworden. 2. Abbé de l’Epée, der Gründer der ersten Taubstummen-Anstalt. (1770) 1. Oe l'epée wurde im Jahre 1712 zu Versailles geboren. Seine Eltern waren begüterte Leute. Weil er ein frommes Herz hatte, wurde er ein katholischer Priester oder ein Abbé. Später legte er sein Amt nieder und lebte in Paris von den Zinsen seines Vermögens. Daselbst kam er einmal zufällig in das Haus einer Frau, die zwei taubstumme Töchter hatte. Die Mutter klagte de l'epée, daß ihren Kindern niemand helfen könne. Als dieser darüber nachdachte, wie traurig es sei, ohne Religion leben und sterben zu müssen, wurde sein mitleidiges Herz aufs tiefste bewegt. Er entschloß sich deshalb, sein Leben den verlassenen Taub- stummen zu widmen. Mit Hilfe der Gebärde versuchte er, die beiden taubstummen Mädchen zu unterrichten, und siehe da, der Unterricht gelang! Die Kinder lernten nicht nur schreiben, lesen und rechnen, sondern auch Gottes Wort. Über diesen Erfolg war der edle Mann hoch erfreut. 2. Abbé de l’Epée wünschte aber, daß nicht nur einzelnen, sondern möglichst vielen Taubstummen geholfen werde. Deshalb gründete er im Jahre 17 70 eine Anstalt für Taubstumme zu Paris. Da eine solche vorher nirgends bestand, war dies die allererste Taubstummen-Anstalt. De l'epée unterhielt sie anfangs fast ganz auf seine eigenen Kosten; erst später bekam er vom König von Frankreich eine Unterstützung. 3. Abbé de l'epée hing mit großer Liebe an seinen taubstummen Zöglingen und sorgte wie ein Vater für sie. Unermüdlich unterrichtete er Geschichte.

4. Realienbuch für Taubstummen-Anstalten - S. 3

1908 - Schleswig : Bergas
3 Wenn et auf dem Felde war, nahm er oftmals ein Buch aus der Tasche und las eifrig darin. Darüber ärgerte sich sein Vater und schalt ihn tüchtig aus. Deshalb entfloh Heinicke in seinem 21.Lebensjahre nach Dresden und wurde Soldat. In seinen Freistunden bildete er sich im Schreiben und Rechnen weiter aus; auch erlernte er die französische und lateinische Sprache. Um seine geringe Einnahme zu erhöhen, erteilte er Privatstuudeu. In diese wurde ihm ein taubstummer Knabe gebracht, den er zuerst nur im Schreiben unter- wies. Später versuchte er, ihn auch im Sprechen zu unterrichten, und siehe da, der Versuch gelang! Als bald darauf der siebenjährige Krieg ausbrach, mußte Heinicke seine unterrichtliche Tätigkeit aufgeben und mit ins Feld ziehen. Bei Pirna wurde er von den Preußen gefangen genommen. Es gelang ihm jedoch, nach Hamburg zu entfliehen. Hier wurde er Vorleser bei einer Gräsin und später Lehrer in dem benachbarten Eppendorf. 3. In Eppendorf bei Hamburg unterrichtete Heinicke neben seinen hörenden Schülern auch einige taubstumme. Er wiederholte den Ver- such, letztere sprechen und absehen zu lehren, und er gelang zu Heiuickes Freude zum zweitenmal. Der Pastor zu Eppendorf aber war hierüber sehr erzürnt; er verkündigte von der Kanzel herab, man dürfe Taubstumme nicht im Sprechen unterrichten, Gott selbst wünsche es, daß sie stumm blieben. Heinicke ließ sich jedoch dadurch nicht beirren, sondern arbeitete ruhig weiter. Als daun mit einem seiner taubstummen Zöglinge eine Prüfung abgehalten wurde, siel diese so gut aus, daß der Eppeudorfer Pastor von nun an Heinicke in Ruhe ließ, ja sich bereit erklärte, den Taubstummen zu konfirmieren. Dies erregte in den Nachbarstädten Hamburg und Altona großes Aufsehen. Auch der Kurfürst von Sachsen hörte von Heiuickes gesegneter Wirksamkeit und berief ihn in seine Heimat zurück. Heinicke folgte dem Rufe und gründete im Jahre 1778 zu Leipzig eine Anstalt mit neun taubstummen Schülern. Diese Taubstummen-Austalt war die erste in Deutschland. 4. Heinicke war seinen Schülern von Herzen zugetan und unterrichtete sie mit großem Fleiße. Er wünschte vor allem, daß sie leicht und rasch mit ihren hörenden Mitmenschen verkehren lernten. Deshab war er eifrig bemüht, den Taubstummen die Lautsprache zu geben und sie gut absehen zu lehren. Seine Arbeit wurde weit und breit bewundert; denn jahrtausendelang hatte der Mund der Taubstummen geschwiegen; nun aber redete er. 5; Heinicke starb im Jahre 1790 zu Leipzig. Seinem Vorbild folgten allmählich immer mehr Taubstummenlehrer nach. Gegenwärtig werden nicht nur die Taubstummen Deutschlands, sondern auch die meisten Frankreichs und andrer Länder in der Lautsprache unterrichtet. Es bestehen zurzeit in Deutschland etwa 100, auf der ganzen Erde etwa 400 Taubstummen-Anstalten. Dankbare Taubstumme haben dem Gründer der ersten deutschen Taubstummen- Austalt nicht nur in Leipzig, sondern auch in Eppendorf ein schönes Denkmal setzen lassen.

5. Weltkunde - S. 156

1896 - Hannover : Helwing
156 Besonders eifrig lernte er hier auch lateinisch und griechisch. Eines Tages fand er in dem Büchersaale der Universität 'eine Bibel. Das war der beste Fund seines Lebens. Mit Eifer und Ernst las er und las sich immer tiefer hinein. Je mehr er las, desto mehr erkaltete in ihm die Lust, ein Rechtsgelehrter zu werden. Dazu wurde er todeskrank. Die Krankheit stimmte ihn sehr ernst. Er gedachte an seine Sünde und fragte sich, ob er vor Gott, dem strengen Richter der Sünder, bestehen und selig werden könne. Dieser Gedanke machte ihn sehr unruhig. Als er genesen war, reiste er zu seinen Eltern. Auf der Heimkehr überraschte ihn nahe bei Erfurt ein heftiges Gewitter. Ein vor ihm einschlagender Blitzstrahl schmetterte ihn zu Bodem Voll Entsetzens rief er aus: „Hilf, liebe St. Anna, ich will ein Mönch werden!" 2. Luthers Klosterleben. Ohne seine Eltern zu fragen, ging Luther 1505 in das Augustinerkloster zu Erfurt und wurde ein Mönch. Zunächst mußte er die niedrigsten Dienste verrichten im Kloster, dann mit dem Bettelsack auf dem Rücken Gaben für das Kloster sammeln. Dazu quälte er sich ab mit Beten, Fasten, Wachen, daß er sich fast zu Tode marterte. Er konnte später mit Recht sagen: „Wahr ist's, ein frommer Mönch bin ich gewesen. Ist je ein Mönch in den Himmel kommen mit Möncherei, so wollte ich auch hineingekommen sein." Seine einzige Freude war, daß er im Kloster auch die Bibel lesen und lernen konnte. Aber je mehr er sich abquälte, je mehr er in der Bibel studierte, desto unruhiger wurde er in seinem Gemüte. Er konnte keinen Frieden für seine Seele finden in aller Möncherei, bis ein alter Kloster- bruder ihm das Wort in die Seele rief: „Ich glaube an eine Vergebung der Sünden". Dazu wies ihn der Vorsteher der Äugustinerklöster in Deutschland, Dr. Staupitz, auf das Wort der Römerbriefes: „Wer nicht mit Werken umgehet, g l a u b e t a b e r a n d e n, der d i e G o t t l o s e n gerecht macht, dem wird sein Glaube gerechnet zur Gerechtigkeit." Da wurde es allmählich Licht in Luthers geängstigter Seele. Er hatte endlich den Weg gefunden, der zum Frieden führt: daß der Sünder gerecht werde ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben. 3. Luther als Professor und Prediger in Wittenberg. — Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen hatte in Wittenberg eine Universität gegründet und suchte noch einen tüchtigen Lehrer für diese hohe Schule. Da schlug Dr. Staupitz ihm Martin Luther vor. Der Kurfürst berief nun den Augustiner- mönch Luther als Professor an die Universität Wittenberg. Hier hat er gelehrt, daß die Menschen sich nicht mit ihren Werken' Vergebung der Sünden verdienen können, sondern zu dem Sohne Gottes kommen müssen, welcher als das Lamm Gottes der Welt Sünde getragen hat. — Auf Staupitzens Befehl mußte Luther auch predigen. Seine Predigten waren so gewaltig,

6. Realienbuch für Taubstummen-Anstalten - S. 45

1899 - Schleswig : Bergas
45 sie auch noch im Bette, wenn sie es wünschten. Er führte den wechselseitigen Unterricht ein; wußte eines der Kinder mehr als die anderen, so setzte es sich zwischen diese und unterwies sie. Alles, was den Kindern cut Leib und Seele Gutes geschah, kam von Pestalozzi; er war ihnen Vater und Mutter, Aufseher und Krankenwärter, Lehrer und Erzieher. 3. Pestalozzis Bemühungen hatten guten Erfolg. Nach einigen Monaten kannte man die Kinder kaum wieder; ihre Gesichtsfarbe war blühend geworden und fröhliche Lebenslust strahlte aus ihren Augen. Im Unterrichte lernten sie so eifrig, daß Pestalozzi selbst sich Wundern mußte. Die Kinder hingen mit großer Liebe an ihrem Pflegevater; alles, was sie ihm an den Augen absehen konnten, thaten sie mit Freuden. Sie liebten aber anch wie Geschwister einander und halfen sich gegenseitig, wo sie nur konnten; von Zank und Streit war nichts zu hören. Als einmal in der Nähe von Stanz ein ganzes Dorf abbrannte, sagte Pestalozzi zu seinen Pflegekiuderu: „Wie wäre es, wenn wir 20 der armen, obdachlos gewordenen Kinder zu uns nähmen? Ihr müßtet dann allerdings euer Brot mit ihnen teilen." Da riefen alle: „Laß sie kommen!" und jubelten vor Freude. Sie hatten in Pestalozzis Schule gelernt, daß Geben seliger ist als Nehmen. 4. Doch, es fehlte Pestalozzi auch uicht an Enttäuschungen. Unter seinen Zöglingen gab es auch solche, die nicht gehorchen wollten und die wegliefen, wenn sie bestraft wurden, Auch nicht alle Eltern waren ihm dankbar. Einige scheuten sich uicht, von Pestalozzi Vergütung zu fordern; sie sagten: „Wir haben viel Schaden, wenn wir unsere Kinder beim Betteln nicht bei lins haben." Andere warteteil ab, bis ihre Kinder mit neiien Kleidern ausgestattet waren; dann aber nahmen sie sie ohne weiteres aus der Anstalt weg und hielten sie wieder zum Betteln au. 5. Leider wurde das ehemalige Kloster, in welchem Pestalozzis Armen- anstalt war, scholl nach fünf Monaten zu einem Lazarette eingerichtet. Da kein anderes Gebäude zur Verfügung stand, war Vater Pestalozzi gezwungen, seine Anstalt aufzulösen. Mit schwerem Herzen und Thränen tu den Augen nahm er im Jahre 1799 Abschied von den Kindern, die er so lieb gewonnen hatte, uild die er nun wieder verlassen mußte. Schon vor seiner Wirksamkeit in Stanz hatte er durch seine Fürsorge für Bettelkiuder sein gailzes Vermögen verloren; er war selbst bettelarm geworden und hatte oft weder Brot noch Holz gehabt, um sich vor Hunger lind Kälte zu schützen. Nun hatte ihn von neuem ein schwerer Schicksalsschlag getroffen. Doch nichts konnte ihm seine unerschöpfliche Liebe rauben. Mit unermüdlichem Eifer gründete Pestalozzi später noch mehrere Anstalten in der Schweiz und widmete sein ganzes Leben der Erziehung der Jugend. Eine der Anstalten war zu Iverdon, woselbst jetzt (wie uuser Bild zeigt) ein schöiles Pestalozzi- Denkmal steht. 6. Der große Kinderfreund wurde vou vielen seiner Zeitgenossen hoch geehrt. Die Königin Luise schrieb in ihr Tagebuch: „Wäre ich mein eigener Herr, so setzte ich mich in einen Wagen und rollte zu Pestalozzi in die Schweiz, um dem edlen Manne mit Thränen in den Angen uild mit einem Händedruck zu danken. Wie gut meint er es mit der Menschheit! Ja, in der Menschheit Namen danke ich ihm."

7. Realienbuch für Taubstummen-Anstalten - S. 1

1899 - Schleswig : Bergas
Anhcrng 1. Die Taubstummen in ihrer Verlassenheit. In früheren Zeiten glaubte man, es sei unmöglich, Taubstumme zu unterrichten und zu erziehen. Die taubstummen Kinder wuchsen darum ohne Unterricht und ohne Erziehung auf. Sie lernten weder lesen, noch schreiben, noch rechnen; sie erfuhren nichts von unserem schönen Vaterlande und seinen Fürsten, nichts von Gott und seinem Sohne Jesus Christus. Ihr Geist blieb mit Finsternis umhüllet und ihr Körper meist schwach und ungeschickt. Infolgedessen konnten die Taubstummen häufig kein Handwerk erlernen und sich oft nicht selbst ernähren; bis zu ihrem Tode waren sie meist auf das Mitleid ihrer hörenden Mitmenschen angewiesen. Das war höchst betrübend, und manche Mutter weinte bittere Thränen über ihr verlassenes taubstummes Kind. Im vorigen Jahrhunderte lebten jedoch zwei Männer, welche der Welt zeigten, daß es möglich sei, die Taubstummen zu unterrichten und sie zu nützlichen Gliedern der menschlichen Gesellschaft und zu Himmelsbürgern heranzubilden. Diese Männer waren der Franzose Abbé de l’Epée und der Deutsche Samuel Heinicke. Sie sind die größten Wohlthäter der Taubstummen geworden. 2. Abbé de l’Epée, der Gründer der ersten Taubstummen-Anstalt. (1770) 1. De l’Epée wurde im Jahre 1712 zu Versailles geboren. Seine Eltern waren begüterte Leute. Weil er ein frommes Herz hatte, wurde er ein katholischer Priester oder ein Abbé. Später legte er sein Amt nieder und lebte in Paris von den Zinsen seines Vermögens. Daselbst kam er einmal zufällig in das Haus einer Frau, welche zwei taubstumme Töchter hatte. Die Mutter klagte de l’Epée, daß ihren Kindern niemand helfen könne. Als dieser darüber nachdachte, wie traurig es sei, ohne Religion leben und sterben zu müssen, wurde sein mitleidiges Herz aufs tiefste bewegt. Er entschloß sich deshalb, sein Leben den verlassenen Taub- stummen zu widmen. Mit Hülfe der Gebärde versuchte er, die beiden taubstummen Mädchen zu unterrichten, und siehe da, der Unterricht gelang! Die Kinder lernten nicht nur schreiben, lesen und rechnen, sondern auch Gottes Wort verstehen. Über diesen Erfolg war der edle Mann hoch erfreut. 2. Abbé de l’Epée wünschte aber, daß nicht nur einzelnen, sondern möglichst vielen Taubstummen geholfen werde. Deshalb gründete er im Jahre 17 70 eine Anstalt für Taubstumme zu Paris. Da eine solche vorher nirgends bestand, war dies die allererste Taubstummen-Anstalt. De l’Epée unterhielt diese anfangs fast ganz auf seine eigenen Kosten; erst später bekam er vom Könige von Frankreich eine Unterstützung. 3. Abbé de l’Epée hing mit großer Liebe an seinen taubstummen Zöglingen und sorgte wie ein Vater für sie. Unermüdlich unterrichtete er Geschichte. *r' ! ' V-tut Si". re-'.iar.sla Ga. A Aaocbuno i; ;'ß'jr;3cbv.i£'.ij -Scliuiluchblidiothek -

8. Realienbuch für Taubstummen-Anstalten - S. 3

1899 - Schleswig : Bergas
3 Wenn er auf dem Felde war, nahm er oftmals ein Buch aus der Tasche und las eifrig darin. Darüber ärgerte sich sein Vater und schalt ihn tüchtig aus. Deshalb entfloh Heinicke in seinem 21. Lebensjahre nach Dresden und wurde Soldat. In seinen Freistunden bildete er sich im Schreiben und Rechnen weiter aus; auch erlernte er die französische und lateinische Sprache. Um seine geringe Einnahme zu erhöhen, erteilte er Privatstunden. In diese wurde ihm ein taubstummer Knabe gebracht, welchen er zuerst nur im Schreiben unterwies. Spater versuchte er, ihn auch im Sprechen zu unterrichten, und siehe da, der Versuch gelang! Als bald darauf der siebenjährige Krieg ausbrach, mußte Heinicke seine unterrichtliche Thätigkeit aufgeben und mit ins Feld ziehen. Bei Pirna wurde er von den Preußen gefangen genommen. Es gelang ihm jedoch, nach Hamburg zu entfliehen. Hier wurde er Vorleser bei einer Gräfin und später Lehrer in dem benachbarten Eppendorf. 3. In Eppendorf bei Hamburg unterrichtete Heinicke neben seinen hörenden Schülern auch einige taubstumme. Er wiederholte den Ver- such, letztere sprechen und absehen zu lehren, und derselbe gelang zu Heinickes Freude zum zweitenmale. Der Pastor zu Eppendorf aber war hierüber sehr erzürnt; er verkündigte von der Kanzel herab, man dürfe Taubstumme nicht im Sprechen unterrichten, Gott selbst wünsche es, daß sie stumm blieben. Heinicke ließ sich jedoch dadurch nicht beirren, sondern arbeitete ruhig weiter. Als dann mit einem seiner taubstummen Zöglinge eine Prüfung abgehalten wurde, siel diese so gut aus, daß der Eppendorfer Pastor von nun an Heinicke in Ruhe ließ, ja sich bereit erklärte, den Taubstummen zu konfirmieren. Dies erregte in den Nachbarstädten Hamburg und Altona großes Aufsehen. Auch der Kurfürst von Sachsen hörte von Heinickes gesegneter Wirksamkeit und berief ihn deshalb in seine Heimat zurück. Heinicke folgte dem Rufe und gründete im Jahre 1 7 78 zu Leipzig eine Anstalt mit neun taubstummen Schülern. Diese Tanbstnmmen-Anstalt war die erste in Deutschland. 4. Heinicke war seinen Schülern von Herzen zugethan und unterrichtete sie mit großem Fleiße. Er wünschte vor allem, daß sie leicht und rasch mit ihren hörenden Mitmenschen verkehren lernten. Deshalb war er eifrig bemüht, den Taubstummen die Lautsprache zu geben und sie gut absehen zu lehren. Seine Arbeit wurde weit und breit bewundert. Denn Jahrtausende lang hatte der Mund der Taubstummen geschwiegen; nun aber redete derselbe. 5. Heinicke starb im Jahre 1790 zu Leipzig. Seinem Vorbilde folgten allmählich immer mehr Taubstummenlehrer nach. Gegenwärtig werden nicht nur die Taubstummen Deutschlands, sondern auch die meisten Frankreichs und anderer Länder in der Lautsprache unterrichtet. Es bestehen zur Zeit iu Deutschland etwa 100, auf der ganzen Erde etwa 400 Taubstummen-Anstalten. Dankbare Taubstumme haben dem Gründer der ersten deutschen Taubstummen- Anstalt nicht nur in Leipzig, sondern auch in Eppendorf ein schönes Denkmal setzen lassen.
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