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Gutenberg 1401 in Mainz geboren. Dann nach Stra-brg, 1444 wieder nach Mainz. Verbindung mit dem Goldschmied Johann Faust und dem Schnschreiber Peter Schsser. Die Buchstaben ansangs aus Holz-stbchen ausgeschnitten, spter von Metall. Gutenberg, dem Faust verschuldet, stirbt in Armut (1468). Das erste gedruckte Buch der lat. Psalter von 1457. 1453 Eroberung Konstantinopels durch Mohammed Ii. Ende des ostrmischen Kaisertums.
Der letzte Kaiser Konstantin Xi. Palologus fallt nach tapferer Gegenwehr. Schon vorher flchten viele griechische Gelehrte vor den Trken nach Italien, was zum Wiederausblhen der Wissenschaften im Abendlande mit beitragt (Hof der Medici in Florenz.)
1476 Karl der Khne, Herzog von Burgund (Herzog-tum und Freigrafschaft Burgund, Niederlande), von den Schweizern bei Granfon und Mutten gefchlagen.
Karl hatte Nancy, die Hauptstadt des Herzogs Renatus von Lothringen, erobert. Dieser stand mit den Schweizern in Bndnis. Die Besatzung von Granson verrterisch gettet. Daraus siegten die Schweizer bei Granson und Mnrten.
1477 Karl der Khne fllt bei Nancy gegen Schwerzer und Lothringer.
Von dem Besitze Karls fiel das Herzogtum Burgund an den schlauen König Ludwig Xi.1) von Frankreich; die Freigrasschast Burgund und die Niederlande erbte Karls Tochter Maria, die sich mit Friedrichs Sohn, dem rittet-lichen Maximilian, verheiratetes). So wurden diese Lnder mit sterreich vereinigt.
1492 Entdeckung Amerikas. v.
Der Genuese Christoph Kolumbus hatte die ^dee, Indien aus einem westlichen Wege zu erreichen, statt aus dem weiten Wege um Afrika herum. In Portugal ab-gewiesen, wendet er sich nach Spanien. Jsabella, die Gemahlin Ferdinands des Katholischen3), gewhrt ihm endlich 3 Schiffe.
Abfahrt von Palos den 3. August. Nach muhseliger Fahrt*) wird am 12. Oktober die Insel Guanaham (St. Salvador) entdeckt, sodann Euba und Haiti.
1) Sein Vater Karl Vii., hart bedrngt durch die Englnder, wird durch die Jungfrau von Orleans, Jeanne d'arc aus Dom Remy tn Lothringen, gerettet, (1431 in Rouen verbrannt).
2) Ihre Kinder Philipp und Margarete. ^ _ .. .
3) Durch die Vermhlung der Jsabella von Castll,en mit Ferdinand von Aragonien wurde aus Spanien ein Reich. Die Mauren 1492 au. Granada vertrieben. . m .
4) Unzufriedenheit der Schiffsmannschaft, aber kem Aufstand.
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Extrahierte Personennamen: Johann Johann Peter_Schsser Gutenberg Mohammed Konstantin_Xi Palologus Karl_der_Khne Karl Karl Karl Nancy Renatus_von_Lothringen Karl Nancy Karls Ludwig_Xi.1 Ludwig Karls_Tochter_Maria Karls Maria Friedrichs Maximilian Maximilian Christoph_Kolumbus Jsabella Ferdinands August Karl_Vii Karl Jeanne_d'arc Remy_tn Philipp Philipp Margarete Jsabella_von_Castll Ferdinand_von_Aragonien Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: Gutenberg Mainz Mainz Italien Burgund Burgund Niederlande Bndnis Karls Burgund Frankreich Burgund Niederlande Amerikas Indien Afrika Portugal Spanien Haiti Lothringen Rouen Spanien Granada
Autor: Marten, Adolf, Jastram, Heinrich, Hüttmann, J. F.
Hrsg.: ,
Auflagennummer (WdK): 11
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
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Großen; Reichsverordnungen oder Kapitularien. Die alten Herzog-
tümer mit ihren Volksherzögen an der Spitze, die zu sehr au
die Selbständigkeit der einzelnen Stämme erinnerten, waren
aufgelöst. Dafür traten die Gaugrafen als kaiserliche Ver-
walter, Richter und Heerführer auf. Zn den Grenzländern waren
Markgrafen, in den Pfalzen Pfalzgrafen, auf Domänen
Kammerboten. Die Sendgrafen revidierten. —
Alle Freien mußten dem Kriegsaufgebote folgen; sie bildeten den
Heerbann. Karl sorgte für das Wohl seines Reiches. Um den Handel
zu fördern, wollte er schon den Rhein-Donau-Kanal anlegen. Er verbesserte
den Acker- und Obstbau, richtete gute Schulen ein (Klosterschulen, Hof-
schulen), berief tüchtige Lehrer, ließ gute Bücher abschreiben und eine deutsche
Grammatik verfassen, sammelte deutsche Lieder und gab den Monaten
deutsche Namen. Er stiftete eine Reihe von Bistümern: Münster, Minden,
Osnabrück, Verden, Bremen, Paderborn, Halberstadt und Elze, welches
später nach Hildesheim verlegt ist. Er sorgte für Ansehen und Unterhalt
der Geistlichen, hielt aber auch strenge auf Pflichterfüllung. Die Zahl der
Kirchen wuchs. In ihrer Nähe siedelten sich Kaufleute an. Auch nahmen
die Jahrmärkte ihren Anfang.
3. Karls Persönlichkeit. Karl war groß (7 seiner
eigenen Fußlängen) und kräftig. Zn seiner Lebensweise war er
schlicht. Gewöhnlich trug er nur Kleidung von Leinen und Tuch;
bei feierlichen Gelegenheiten erschien er jedoch in vollem Kaiser-
schmucke. Das Schwert hatte er stets an der Seite. Er war
der beste Fechter, Schwimmer und Reiter unter den Franken.
Sein Auge leuchtete den Dürftigen mild, den Schuldigen furchtbar.
Er war den ganzen Tag thätig, schlief wenig, lernte im Alter
noch schreiben und ging täglich zweimal zur Kirche. Eine feste
Residenz hatte er nicht, sondern zog im Lande umher und wohnte
auf seinen Pfalzen. Am liebsten weilte er jedoch in Aachen.
Hier starb er auch 814 im Alter von 72 Jahren und fand im
Dome seine Ruhestätte.
§ 33. Karls Nachfolger. Karls Sohn Ludwig (814
bis 840) erhielt den Beinamen „der Fromme", weil er der Kirche besonders
zugethan (nochmalige Salbung, mönchisches Leben am Hofe, Mission nach
Norden von Corvey und Hamburg aus, Ansgarius rc.), und weil er schwach
und gutmütig war (schwache Reichsleitung, Weggeben von Zollfreiheiten
und freien Gerichtsbarkeiten, übertriebene Nachsicht gegen die Lehensträger,
die ihre Lehen bereits als erblich ansahen, mehrmalige Teilung des Reichs
unter seine Söhne, deren Empörungen rc.) — Nach seinem Tode kriegten die
Söhne um die Erbschaft und teilten sie im Vertrage zu Verdun 843.
l. Lothar erhielt als Kaiser Italien, Lothringen, Burgund und Fries-
land; 2. Ludwig der Deutsche Deutschland bis an den Rhein und
jenseit noch Mainz, Speyer, Worms; 3. Karl der Kahle das jetzige
Frankreich und Spanien bis zum Ebro. — Es ist nun folgendes zu
merken: 1. Frankreich und Deutschland waren von nun an
geschieden. Diejenigen Franken, welche sich in Gallien festgesetzt hatten,
vermischten sich mit den Galliern oder Kelten, deren Nationalität die
deutsche verdrängte. Aus der fränkischen, keltischen und lateinischen Sprache
bildete sich die französische. — 2. Die Kaiserkrone war zuerst in
Italien (Lothar), dann in Frankreich (Karl der Kahle), daraus kam sie
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Extrahierte Personennamen: Karl Karls_Persönlichkeit Karls Karl Karls Karls Ludwig_( Ludwig Lothar Ludwig_der Ludwig Karl_der_Kahle Karl Lothar) Karl_der_Kahle Karl
Extrahierte Ortsnamen: Rhein-Donau-Kanal Minden Bremen Paderborn Halberstadt Hildesheim Aachen Karls Karls Corvey Hamburg Italien Lothringen Burgund Deutsche_Deutschland Rhein Mainz Speyer Worms Frankreich Spanien Frankreich Deutschland Gallien Italien Frankreich
Hrsg.: Warnecke, Johannes, Debus, Gustav, Kruse, Otto, Finckh, Karl
Auflagennummer (WdK): 3
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Taubstummenschule
Schultypen Allgemein (WdK): Taubstummenschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
Anhang.
1. Die Taubstummen in ihrer Verlassenheit.
In früheren Zeiten glaubte man, es sei unmöglich, Taubstumme zu
unterrichten und zu erziehen. Die taubstummen Kinder wuchsen darum ohne
Unterricht und ohne Erziehung auf. Sie lernten weder lesen, noch schreiben,
noch rechnen; sie erfuhren nichts von unsrem schönen Vaterland und seinen
Fürsten, nichts von Gott und seinem Sohne Jesus Christus. Ihr Geist
blieb mit Finsternis umhüllt und ihr Körper meist schwach und ungeschickt.
Infolgedessen konnten die Taubstummen häufig kein Handwerk erlernen und
sich oft nicht selbst ernähren; bis zu ihrem Tode waren sie meist auf das Mitleid
ihrer hörenden Mitmenschen angewiesen. Das war höchst betrlibend, und
manche Mutter weinte bittere Tränen über ihr verlassenes taubstummes Kind.
Im achtzehnten Jahrhundert lebten jedoch zwei Männer, die der Welt zeigten,
daß es möglich sei, die Taubstummen zu unterrichten und sie zu nützlichen
Gliedern der menschlichen Gesellschaft und zu Himmelsbürgern heranzubilden.
Diese Männer waren der Franzose Abbé de l’Epée und der Deutsche Samuel
Heinicke. Sie sind die größten Wohltäter der Tanbstummen geworden.
2. Abbé de l’Epée,
der Gründer der ersten Taubstummen-Anstalt. (1770)
1. Oe l'epée wurde im Jahre 1712 zu Versailles geboren. Seine
Eltern waren begüterte Leute. Weil er ein frommes Herz hatte, wurde er
ein katholischer Priester oder ein Abbé. Später legte er sein Amt nieder
und lebte in Paris von den Zinsen seines Vermögens. Daselbst kam er
einmal zufällig in das Haus einer Frau, die zwei taubstumme Töchter
hatte. Die Mutter klagte de l'epée, daß ihren Kindern niemand helfen
könne. Als dieser darüber nachdachte, wie traurig es sei, ohne Religion
leben und sterben zu müssen, wurde sein mitleidiges Herz aufs tiefste bewegt.
Er entschloß sich deshalb, sein Leben den verlassenen Taub-
stummen zu widmen. Mit Hilfe der Gebärde versuchte er, die beiden
taubstummen Mädchen zu unterrichten, und siehe da, der Unterricht gelang!
Die Kinder lernten nicht nur schreiben, lesen und rechnen, sondern auch Gottes
Wort. Über diesen Erfolg war der edle Mann hoch erfreut.
2. Abbé de l’Epée wünschte aber, daß nicht nur einzelnen, sondern
möglichst vielen Taubstummen geholfen werde. Deshalb gründete er im
Jahre 17 70 eine Anstalt für Taubstumme zu Paris. Da eine
solche vorher nirgends bestand, war dies die allererste Taubstummen-Anstalt.
De l'epée unterhielt sie anfangs fast ganz auf seine eigenen Kosten; erst
später bekam er vom König von Frankreich eine Unterstützung.
3. Abbé de l'epée hing mit großer Liebe an seinen taubstummen
Zöglingen und sorgte wie ein Vater für sie. Unermüdlich unterrichtete er
Geschichte.
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Extrahierte Personennamen: Gott Jesus_Christus Samuel
Extrahierte Ortsnamen: Versailles Paris Gottes Paris Frankreich
Hrsg.: Warnecke, Johannes, Debus, Gustav, Kruse, Otto, Finckh, Karl
Auflagennummer (WdK): 3
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Taubstummenschule
Schultypen Allgemein (WdK): Taubstummenschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
3
Wenn et auf dem Felde war, nahm er oftmals ein Buch aus der Tasche und
las eifrig darin. Darüber ärgerte sich sein Vater und schalt ihn tüchtig aus.
Deshalb entfloh Heinicke in seinem 21.Lebensjahre nach Dresden und wurde
Soldat. In seinen Freistunden bildete er sich im Schreiben und Rechnen
weiter aus; auch erlernte er die französische und lateinische Sprache. Um seine
geringe Einnahme zu erhöhen, erteilte er Privatstuudeu. In diese wurde
ihm ein taubstummer Knabe gebracht, den er zuerst nur im Schreiben unter-
wies. Später versuchte er, ihn auch im Sprechen zu unterrichten, und siehe
da, der Versuch gelang! Als bald darauf der siebenjährige Krieg ausbrach,
mußte Heinicke seine unterrichtliche Tätigkeit aufgeben und mit ins Feld
ziehen. Bei Pirna wurde er von den Preußen gefangen genommen. Es
gelang ihm jedoch, nach Hamburg zu entfliehen. Hier wurde er Vorleser
bei einer Gräsin und später Lehrer in dem benachbarten Eppendorf.
3. In Eppendorf bei Hamburg unterrichtete Heinicke neben seinen
hörenden Schülern auch einige taubstumme. Er wiederholte den Ver-
such, letztere sprechen und absehen zu lehren, und er gelang zu Heiuickes
Freude zum zweitenmal. Der Pastor zu Eppendorf aber war hierüber sehr
erzürnt; er verkündigte von der Kanzel herab, man dürfe Taubstumme nicht
im Sprechen unterrichten, Gott selbst wünsche es, daß sie stumm blieben.
Heinicke ließ sich jedoch dadurch nicht beirren, sondern arbeitete ruhig weiter.
Als daun mit einem seiner taubstummen Zöglinge eine Prüfung abgehalten
wurde, siel diese so gut aus, daß der Eppeudorfer Pastor von nun an Heinicke
in Ruhe ließ, ja sich bereit erklärte, den Taubstummen zu konfirmieren. Dies
erregte in den Nachbarstädten Hamburg und Altona großes Aufsehen. Auch
der Kurfürst von Sachsen hörte von Heiuickes gesegneter Wirksamkeit und
berief ihn in seine Heimat zurück. Heinicke folgte dem Rufe und gründete
im Jahre 1778 zu Leipzig eine Anstalt mit neun taubstummen
Schülern. Diese Taubstummen-Austalt war die erste in Deutschland.
4. Heinicke war seinen Schülern von Herzen zugetan und unterrichtete
sie mit großem Fleiße. Er wünschte vor allem, daß sie leicht und rasch mit
ihren hörenden Mitmenschen verkehren lernten. Deshab war er eifrig bemüht,
den Taubstummen die Lautsprache zu geben und sie gut absehen zu lehren.
Seine Arbeit wurde weit und breit bewundert; denn jahrtausendelang hatte
der Mund der Taubstummen geschwiegen; nun aber redete er.
5; Heinicke starb im Jahre 1790 zu Leipzig. Seinem Vorbild folgten
allmählich immer mehr Taubstummenlehrer nach. Gegenwärtig werden nicht
nur die Taubstummen Deutschlands, sondern auch die meisten Frankreichs
und andrer Länder in der Lautsprache unterrichtet. Es bestehen zurzeit in
Deutschland etwa 100, auf der ganzen Erde etwa 400 Taubstummen-Anstalten.
Dankbare Taubstumme haben dem Gründer der ersten deutschen Taubstummen-
Austalt nicht nur in Leipzig, sondern auch in Eppendorf ein schönes Denkmal
setzen lassen.
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Autor: Renner, August, Jastram, Heinrich, Hüttmann, J. F., Feddeler, Gustav, Marten, Adolf
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
156
Besonders eifrig lernte er hier auch lateinisch und griechisch. Eines
Tages fand er in dem Büchersaale der Universität 'eine Bibel. Das
war der beste Fund seines Lebens. Mit Eifer und Ernst las er
und las sich immer tiefer hinein. Je mehr er las, desto mehr
erkaltete in ihm die Lust, ein Rechtsgelehrter zu werden. Dazu
wurde er todeskrank. Die Krankheit stimmte ihn sehr ernst. Er
gedachte an seine Sünde und fragte sich, ob er vor Gott, dem
strengen Richter der Sünder, bestehen und selig werden könne.
Dieser Gedanke machte ihn sehr unruhig. Als er genesen war,
reiste er zu seinen Eltern. Auf der Heimkehr überraschte ihn nahe
bei Erfurt ein heftiges Gewitter. Ein vor ihm einschlagender
Blitzstrahl schmetterte ihn zu Bodem Voll Entsetzens rief er aus:
„Hilf, liebe St. Anna, ich will ein Mönch werden!"
2. Luthers Klosterleben. Ohne seine Eltern zu fragen, ging
Luther 1505 in das Augustinerkloster zu Erfurt und wurde ein
Mönch. Zunächst mußte er die niedrigsten Dienste verrichten im
Kloster, dann mit dem Bettelsack auf dem Rücken Gaben für das
Kloster sammeln. Dazu quälte er sich ab mit Beten, Fasten,
Wachen, daß er sich fast zu Tode marterte. Er konnte später mit
Recht sagen: „Wahr ist's, ein frommer Mönch bin ich gewesen.
Ist je ein Mönch in den Himmel kommen mit Möncherei, so
wollte ich auch hineingekommen sein." Seine einzige Freude war,
daß er im Kloster auch die Bibel lesen und lernen konnte. Aber
je mehr er sich abquälte, je mehr er in der Bibel studierte, desto
unruhiger wurde er in seinem Gemüte. Er konnte keinen Frieden
für seine Seele finden in aller Möncherei, bis ein alter Kloster-
bruder ihm das Wort in die Seele rief: „Ich glaube an eine
Vergebung der Sünden". Dazu wies ihn der Vorsteher
der Äugustinerklöster in Deutschland, Dr. Staupitz, auf das Wort
der Römerbriefes: „Wer nicht mit Werken umgehet,
g l a u b e t a b e r a n d e n, der d i e G o t t l o s e n gerecht macht,
dem wird sein Glaube gerechnet zur Gerechtigkeit."
Da wurde es allmählich Licht in Luthers geängstigter Seele. Er
hatte endlich den Weg gefunden, der zum Frieden führt: daß der
Sünder gerecht werde ohne des Gesetzes Werke, allein durch
den Glauben.
3. Luther als Professor und Prediger in Wittenberg. —
Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen hatte in Wittenberg
eine Universität gegründet und suchte noch einen tüchtigen Lehrer
für diese hohe Schule. Da schlug Dr. Staupitz ihm Martin
Luther vor. Der Kurfürst berief nun den Augustiner-
mönch Luther als Professor an die Universität
Wittenberg. Hier hat er gelehrt, daß die Menschen sich nicht mit
ihren Werken' Vergebung der Sünden verdienen können, sondern
zu dem Sohne Gottes kommen müssen, welcher als das Lamm
Gottes der Welt Sünde getragen hat. — Auf Staupitzens Befehl
mußte Luther auch predigen. Seine Predigten waren so gewaltig,
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Extrahierte Personennamen: Ernst Anna Luthers Friedrich Friedrich Martin
Luther
Hrsg.: Warnecke, Johannes, Debus, Gustav, Kruse, Otto, Finckh, Karl
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Taubstummenschule
Schultypen Allgemein (WdK): Taubstummenschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
45
sie auch noch im Bette, wenn sie es wünschten. Er führte den wechselseitigen
Unterricht ein; wußte eines der Kinder mehr als die anderen, so setzte es
sich zwischen diese und unterwies sie. Alles, was den Kindern cut Leib und
Seele Gutes geschah, kam von Pestalozzi; er war ihnen Vater und Mutter,
Aufseher und Krankenwärter, Lehrer und Erzieher.
3. Pestalozzis Bemühungen hatten guten Erfolg. Nach einigen
Monaten kannte man die Kinder kaum wieder; ihre Gesichtsfarbe war blühend
geworden und fröhliche Lebenslust strahlte aus ihren Augen. Im Unterrichte
lernten sie so eifrig, daß Pestalozzi selbst sich Wundern mußte. Die Kinder
hingen mit großer Liebe an ihrem Pflegevater; alles, was sie ihm an den
Augen absehen konnten, thaten sie mit Freuden. Sie liebten aber anch wie
Geschwister einander und halfen sich gegenseitig, wo sie nur konnten; von
Zank und Streit war nichts zu hören. Als einmal in der Nähe von Stanz
ein ganzes Dorf abbrannte, sagte Pestalozzi zu seinen Pflegekiuderu: „Wie
wäre es, wenn wir 20 der armen, obdachlos gewordenen Kinder zu uns
nähmen? Ihr müßtet dann allerdings euer Brot mit ihnen teilen." Da
riefen alle: „Laß sie kommen!" und jubelten vor Freude. Sie hatten in
Pestalozzis Schule gelernt, daß Geben seliger ist als Nehmen.
4. Doch, es fehlte Pestalozzi auch uicht an Enttäuschungen. Unter
seinen Zöglingen gab es auch solche, die nicht gehorchen wollten und die
wegliefen, wenn sie bestraft wurden, Auch nicht alle Eltern waren ihm dankbar.
Einige scheuten sich uicht, von Pestalozzi Vergütung zu fordern; sie sagten:
„Wir haben viel Schaden, wenn wir unsere Kinder beim Betteln nicht bei
lins haben." Andere warteteil ab, bis ihre Kinder mit neiien Kleidern
ausgestattet waren; dann aber nahmen sie sie ohne weiteres aus der Anstalt
weg und hielten sie wieder zum Betteln au.
5. Leider wurde das ehemalige Kloster, in welchem Pestalozzis Armen-
anstalt war, scholl nach fünf Monaten zu einem Lazarette eingerichtet. Da
kein anderes Gebäude zur Verfügung stand, war Vater Pestalozzi gezwungen,
seine Anstalt aufzulösen. Mit schwerem Herzen und Thränen tu den
Augen nahm er im Jahre 1799 Abschied von den Kindern, die er so lieb
gewonnen hatte, uild die er nun wieder verlassen mußte. Schon vor seiner
Wirksamkeit in Stanz hatte er durch seine Fürsorge für Bettelkiuder sein
gailzes Vermögen verloren; er war selbst bettelarm geworden und hatte oft
weder Brot noch Holz gehabt, um sich vor Hunger lind Kälte zu schützen.
Nun hatte ihn von neuem ein schwerer Schicksalsschlag getroffen. Doch nichts
konnte ihm seine unerschöpfliche Liebe rauben. Mit unermüdlichem Eifer
gründete Pestalozzi später noch mehrere Anstalten in der Schweiz und
widmete sein ganzes Leben der Erziehung der Jugend. Eine der Anstalten
war zu Iverdon, woselbst jetzt (wie uuser Bild zeigt) ein schöiles Pestalozzi-
Denkmal steht.
6. Der große Kinderfreund wurde vou vielen seiner Zeitgenossen hoch
geehrt. Die Königin Luise schrieb in ihr Tagebuch: „Wäre ich mein eigener
Herr, so setzte ich mich in einen Wagen und rollte zu Pestalozzi in die Schweiz,
um dem edlen Manne mit Thränen in den Angen uild mit einem Händedruck
zu danken. Wie gut meint er es mit der Menschheit! Ja, in der Menschheit
Namen danke ich ihm."
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Hrsg.: Warnecke, Johannes, Debus, Gustav, Kruse, Otto, Finckh, Karl
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Taubstummenschule
Schultypen Allgemein (WdK): Taubstummenschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Anhcrng
1. Die Taubstummen in ihrer Verlassenheit.
In früheren Zeiten glaubte man, es sei unmöglich, Taubstumme zu
unterrichten und zu erziehen. Die taubstummen Kinder wuchsen darum ohne
Unterricht und ohne Erziehung auf. Sie lernten weder lesen, noch schreiben,
noch rechnen; sie erfuhren nichts von unserem schönen Vaterlande und seinen
Fürsten, nichts von Gott und seinem Sohne Jesus Christus. Ihr Geist
blieb mit Finsternis umhüllet und ihr Körper meist schwach und ungeschickt.
Infolgedessen konnten die Taubstummen häufig kein Handwerk erlernen und
sich oft nicht selbst ernähren; bis zu ihrem Tode waren sie meist auf das Mitleid
ihrer hörenden Mitmenschen angewiesen. Das war höchst betrübend, und
manche Mutter weinte bittere Thränen über ihr verlassenes taubstummes Kind.
Im vorigen Jahrhunderte lebten jedoch zwei Männer, welche der Welt zeigten,
daß es möglich sei, die Taubstummen zu unterrichten und sie zu nützlichen
Gliedern der menschlichen Gesellschaft und zu Himmelsbürgern heranzubilden.
Diese Männer waren der Franzose Abbé de l’Epée und der Deutsche Samuel
Heinicke. Sie sind die größten Wohlthäter der Taubstummen geworden.
2. Abbé de l’Epée,
der Gründer der ersten Taubstummen-Anstalt. (1770)
1. De l’Epée wurde im Jahre 1712 zu Versailles geboren. Seine
Eltern waren begüterte Leute. Weil er ein frommes Herz hatte, wurde er
ein katholischer Priester oder ein Abbé. Später legte er sein Amt nieder
und lebte in Paris von den Zinsen seines Vermögens. Daselbst kam er
einmal zufällig in das Haus einer Frau, welche zwei taubstumme Töchter
hatte. Die Mutter klagte de l’Epée, daß ihren Kindern niemand helfen
könne. Als dieser darüber nachdachte, wie traurig es sei, ohne Religion
leben und sterben zu müssen, wurde sein mitleidiges Herz aufs tiefste bewegt.
Er entschloß sich deshalb, sein Leben den verlassenen Taub-
stummen zu widmen. Mit Hülfe der Gebärde versuchte er, die beiden
taubstummen Mädchen zu unterrichten, und siehe da, der Unterricht gelang!
Die Kinder lernten nicht nur schreiben, lesen und rechnen, sondern auch Gottes
Wort verstehen. Über diesen Erfolg war der edle Mann hoch erfreut.
2. Abbé de l’Epée wünschte aber, daß nicht nur einzelnen, sondern
möglichst vielen Taubstummen geholfen werde. Deshalb gründete er im
Jahre 17 70 eine Anstalt für Taubstumme zu Paris. Da eine
solche vorher nirgends bestand, war dies die allererste Taubstummen-Anstalt.
De l’Epée unterhielt diese anfangs fast ganz auf seine eigenen Kosten; erst
später bekam er vom Könige von Frankreich eine Unterstützung.
3. Abbé de l’Epée hing mit großer Liebe an seinen taubstummen
Zöglingen und sorgte wie ein Vater für sie. Unermüdlich unterrichtete er
Geschichte. *r' ! ' V-tut
Si". re-'.iar.sla
Ga. A Aaocbuno
i; ;'ß'jr;3cbv.i£'.ij
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Extrahierte Personennamen: Gott Jesus_Christus Samuel
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Hrsg.: Warnecke, Johannes, Debus, Gustav, Kruse, Otto, Finckh, Karl
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Taubstummenschule
Schultypen Allgemein (WdK): Taubstummenschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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Wenn er auf dem Felde war, nahm er oftmals ein Buch aus der Tasche und
las eifrig darin. Darüber ärgerte sich sein Vater und schalt ihn tüchtig aus.
Deshalb entfloh Heinicke in seinem 21. Lebensjahre nach Dresden und wurde
Soldat. In seinen Freistunden bildete er sich im Schreiben und Rechnen
weiter aus; auch erlernte er die französische und lateinische Sprache. Um seine
geringe Einnahme zu erhöhen, erteilte er Privatstunden. In diese wurde
ihm ein taubstummer Knabe gebracht, welchen er zuerst nur im Schreiben
unterwies. Spater versuchte er, ihn auch im Sprechen zu unterrichten, und siehe
da, der Versuch gelang! Als bald darauf der siebenjährige Krieg ausbrach,
mußte Heinicke seine unterrichtliche Thätigkeit aufgeben und mit ins Feld
ziehen. Bei Pirna wurde er von den Preußen gefangen genommen. Es
gelang ihm jedoch, nach Hamburg zu entfliehen. Hier wurde er Vorleser
bei einer Gräfin und später Lehrer in dem benachbarten Eppendorf.
3. In Eppendorf bei Hamburg unterrichtete Heinicke neben seinen
hörenden Schülern auch einige taubstumme. Er wiederholte den Ver-
such, letztere sprechen und absehen zu lehren, und derselbe gelang zu Heinickes
Freude zum zweitenmale. Der Pastor zu Eppendorf aber war hierüber sehr
erzürnt; er verkündigte von der Kanzel herab, man dürfe Taubstumme nicht
im Sprechen unterrichten, Gott selbst wünsche es, daß sie stumm blieben.
Heinicke ließ sich jedoch dadurch nicht beirren, sondern arbeitete ruhig weiter.
Als dann mit einem seiner taubstummen Zöglinge eine Prüfung abgehalten
wurde, siel diese so gut aus, daß der Eppendorfer Pastor von nun an Heinicke
in Ruhe ließ, ja sich bereit erklärte, den Taubstummen zu konfirmieren. Dies
erregte in den Nachbarstädten Hamburg und Altona großes Aufsehen. Auch
der Kurfürst von Sachsen hörte von Heinickes gesegneter Wirksamkeit und
berief ihn deshalb in seine Heimat zurück. Heinicke folgte dem Rufe und
gründete im Jahre 1 7 78 zu Leipzig eine Anstalt mit neun
taubstummen Schülern. Diese Tanbstnmmen-Anstalt war die erste in
Deutschland.
4. Heinicke war seinen Schülern von Herzen zugethan und unterrichtete
sie mit großem Fleiße. Er wünschte vor allem, daß sie leicht und rasch mit
ihren hörenden Mitmenschen verkehren lernten. Deshalb war er eifrig bemüht,
den Taubstummen die Lautsprache zu geben und sie gut absehen zu lehren.
Seine Arbeit wurde weit und breit bewundert. Denn Jahrtausende lang
hatte der Mund der Taubstummen geschwiegen; nun aber redete derselbe.
5. Heinicke starb im Jahre 1790 zu Leipzig. Seinem Vorbilde folgten
allmählich immer mehr Taubstummenlehrer nach. Gegenwärtig werden nicht
nur die Taubstummen Deutschlands, sondern auch die meisten Frankreichs und
anderer Länder in der Lautsprache unterrichtet. Es bestehen zur Zeit iu
Deutschland etwa 100, auf der ganzen Erde etwa 400 Taubstummen-Anstalten.
Dankbare Taubstumme haben dem Gründer der ersten deutschen Taubstummen-
Anstalt nicht nur in Leipzig, sondern auch in Eppendorf ein schönes Denkmal
setzen lassen.
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