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Gutenberg 1401 in Mainz geboren. Dann nach Stra-brg, 1444 wieder nach Mainz. Verbindung mit dem Goldschmied Johann Faust und dem Schnschreiber Peter Schsser. Die Buchstaben ansangs aus Holz-stbchen ausgeschnitten, spter von Metall. Gutenberg, dem Faust verschuldet, stirbt in Armut (1468). Das erste gedruckte Buch der lat. Psalter von 1457. 1453 Eroberung Konstantinopels durch Mohammed Ii. Ende des ostrmischen Kaisertums.
Der letzte Kaiser Konstantin Xi. Palologus fallt nach tapferer Gegenwehr. Schon vorher flchten viele griechische Gelehrte vor den Trken nach Italien, was zum Wiederausblhen der Wissenschaften im Abendlande mit beitragt (Hof der Medici in Florenz.)
1476 Karl der Khne, Herzog von Burgund (Herzog-tum und Freigrafschaft Burgund, Niederlande), von den Schweizern bei Granfon und Mutten gefchlagen.
Karl hatte Nancy, die Hauptstadt des Herzogs Renatus von Lothringen, erobert. Dieser stand mit den Schweizern in Bndnis. Die Besatzung von Granson verrterisch gettet. Daraus siegten die Schweizer bei Granson und Mnrten.
1477 Karl der Khne fllt bei Nancy gegen Schwerzer und Lothringer.
Von dem Besitze Karls fiel das Herzogtum Burgund an den schlauen König Ludwig Xi.1) von Frankreich; die Freigrasschast Burgund und die Niederlande erbte Karls Tochter Maria, die sich mit Friedrichs Sohn, dem rittet-lichen Maximilian, verheiratetes). So wurden diese Lnder mit sterreich vereinigt.
1492 Entdeckung Amerikas. v.
Der Genuese Christoph Kolumbus hatte die ^dee, Indien aus einem westlichen Wege zu erreichen, statt aus dem weiten Wege um Afrika herum. In Portugal ab-gewiesen, wendet er sich nach Spanien. Jsabella, die Gemahlin Ferdinands des Katholischen3), gewhrt ihm endlich 3 Schiffe.
Abfahrt von Palos den 3. August. Nach muhseliger Fahrt*) wird am 12. Oktober die Insel Guanaham (St. Salvador) entdeckt, sodann Euba und Haiti.
1) Sein Vater Karl Vii., hart bedrngt durch die Englnder, wird durch die Jungfrau von Orleans, Jeanne d'arc aus Dom Remy tn Lothringen, gerettet, (1431 in Rouen verbrannt).
2) Ihre Kinder Philipp und Margarete. ^ _ .. .
3) Durch die Vermhlung der Jsabella von Castll,en mit Ferdinand von Aragonien wurde aus Spanien ein Reich. Die Mauren 1492 au. Granada vertrieben. . m .
4) Unzufriedenheit der Schiffsmannschaft, aber kem Aufstand.
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
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Extrahierte Personennamen: Johann Johann Peter_Schsser Gutenberg Mohammed Konstantin_Xi Palologus Karl_der_Khne Karl Karl Karl Nancy Renatus_von_Lothringen Karl Nancy Karls Ludwig_Xi.1 Ludwig Karls_Tochter_Maria Karls Maria Friedrichs Maximilian Maximilian Christoph_Kolumbus Jsabella Ferdinands August Karl_Vii Karl Jeanne_d'arc Remy_tn Philipp Philipp Margarete Jsabella_von_Castll Ferdinand_von_Aragonien Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: Gutenberg Mainz Mainz Italien Burgund Burgund Niederlande Bndnis Karls Burgund Frankreich Burgund Niederlande Amerikas Indien Afrika Portugal Spanien Haiti Lothringen Rouen Spanien Granada
Autor: Marten, Adolf, Jastram, Heinrich, Hüttmann, J. F.
Hrsg.: ,
Auflagennummer (WdK): 11
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
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Großen; Reichsverordnungen oder Kapitularien. Die alten Herzog-
tümer mit ihren Volksherzögen an der Spitze, die zu sehr au
die Selbständigkeit der einzelnen Stämme erinnerten, waren
aufgelöst. Dafür traten die Gaugrafen als kaiserliche Ver-
walter, Richter und Heerführer auf. Zn den Grenzländern waren
Markgrafen, in den Pfalzen Pfalzgrafen, auf Domänen
Kammerboten. Die Sendgrafen revidierten. —
Alle Freien mußten dem Kriegsaufgebote folgen; sie bildeten den
Heerbann. Karl sorgte für das Wohl seines Reiches. Um den Handel
zu fördern, wollte er schon den Rhein-Donau-Kanal anlegen. Er verbesserte
den Acker- und Obstbau, richtete gute Schulen ein (Klosterschulen, Hof-
schulen), berief tüchtige Lehrer, ließ gute Bücher abschreiben und eine deutsche
Grammatik verfassen, sammelte deutsche Lieder und gab den Monaten
deutsche Namen. Er stiftete eine Reihe von Bistümern: Münster, Minden,
Osnabrück, Verden, Bremen, Paderborn, Halberstadt und Elze, welches
später nach Hildesheim verlegt ist. Er sorgte für Ansehen und Unterhalt
der Geistlichen, hielt aber auch strenge auf Pflichterfüllung. Die Zahl der
Kirchen wuchs. In ihrer Nähe siedelten sich Kaufleute an. Auch nahmen
die Jahrmärkte ihren Anfang.
3. Karls Persönlichkeit. Karl war groß (7 seiner
eigenen Fußlängen) und kräftig. Zn seiner Lebensweise war er
schlicht. Gewöhnlich trug er nur Kleidung von Leinen und Tuch;
bei feierlichen Gelegenheiten erschien er jedoch in vollem Kaiser-
schmucke. Das Schwert hatte er stets an der Seite. Er war
der beste Fechter, Schwimmer und Reiter unter den Franken.
Sein Auge leuchtete den Dürftigen mild, den Schuldigen furchtbar.
Er war den ganzen Tag thätig, schlief wenig, lernte im Alter
noch schreiben und ging täglich zweimal zur Kirche. Eine feste
Residenz hatte er nicht, sondern zog im Lande umher und wohnte
auf seinen Pfalzen. Am liebsten weilte er jedoch in Aachen.
Hier starb er auch 814 im Alter von 72 Jahren und fand im
Dome seine Ruhestätte.
§ 33. Karls Nachfolger. Karls Sohn Ludwig (814
bis 840) erhielt den Beinamen „der Fromme", weil er der Kirche besonders
zugethan (nochmalige Salbung, mönchisches Leben am Hofe, Mission nach
Norden von Corvey und Hamburg aus, Ansgarius rc.), und weil er schwach
und gutmütig war (schwache Reichsleitung, Weggeben von Zollfreiheiten
und freien Gerichtsbarkeiten, übertriebene Nachsicht gegen die Lehensträger,
die ihre Lehen bereits als erblich ansahen, mehrmalige Teilung des Reichs
unter seine Söhne, deren Empörungen rc.) — Nach seinem Tode kriegten die
Söhne um die Erbschaft und teilten sie im Vertrage zu Verdun 843.
l. Lothar erhielt als Kaiser Italien, Lothringen, Burgund und Fries-
land; 2. Ludwig der Deutsche Deutschland bis an den Rhein und
jenseit noch Mainz, Speyer, Worms; 3. Karl der Kahle das jetzige
Frankreich und Spanien bis zum Ebro. — Es ist nun folgendes zu
merken: 1. Frankreich und Deutschland waren von nun an
geschieden. Diejenigen Franken, welche sich in Gallien festgesetzt hatten,
vermischten sich mit den Galliern oder Kelten, deren Nationalität die
deutsche verdrängte. Aus der fränkischen, keltischen und lateinischen Sprache
bildete sich die französische. — 2. Die Kaiserkrone war zuerst in
Italien (Lothar), dann in Frankreich (Karl der Kahle), daraus kam sie
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Personennamen: Karl Karls_Persönlichkeit Karls Karl Karls Karls Ludwig_( Ludwig Lothar Ludwig_der Ludwig Karl_der_Kahle Karl Lothar) Karl_der_Kahle Karl
Extrahierte Ortsnamen: Rhein-Donau-Kanal Minden Bremen Paderborn Halberstadt Hildesheim Aachen Karls Karls Corvey Hamburg Italien Lothringen Burgund Deutsche_Deutschland Rhein Mainz Speyer Worms Frankreich Spanien Frankreich Deutschland Gallien Italien Frankreich
24
armen Mannes, die vor dem Hause waren, spielt mit ihnen, geht mit
ihnen in die Stube und denkt nimmer an’s Fortgehen. Nicht anders,
als ein Schäflein, das sich von der Heerde verlaufen hat und in der
Wildniss herumirrt; wenn es wieder zu seines Gleichen kommt, so
hat es keinen Kummer mehr. Der Tagelöhner fragt das Kind, wo
es herkomme. „Vom Gutenberg.“ — „Wie heisst dein Vater?“
„Ich habe keinen Vater.“ — „Wie heisst deine Mutter?“ „Ich habe
keine Mutter.“ — „Wem gehörst du denn an?“ „Ich gehöre Nie-
mandem sonst an.“ Aus Allem, was er fragte, war nur so viel her-
auszubringen, dass das Kind von den Bettelleuten sei aufgelesen
worden, dass es mehrere Jahre mit ihnen herumgezogen, dass sie es
zuletzt haben sitzen lassen, und dass es jetzt da sei. Als der Tage-
löhner mit den Seinigen zu Nacht ass, setzte sich das fremde Kind
auch an den Tisch. Als es Zeit war zu schlafen, legte es sich auf
die Ofenbank und schlief auch; so den andern Tag, so den dritten.
Denn der Mann dachte: „Ich kann das Kind nicht wieder in sein
Elend hinausjagen, so schwer es mir ankommt, eins mehr zu ernäh-
ren“. Aber am dritten Tage sagt er zu seiner Frau: „Frau, ich will’s
doch auch dem Herrn Pfarrer anzeigen“. Der Pfarrherr lobte die
gute Denkart des armen Mannes. „Aber das Mägdlein,“ sagte er,
„soll nicht das Brot mit Euren Kindlein theilen; sonst werden die
Stücklein zu klein. Ich will ihm einen Vater und eine Mutter su-
chen“. — Also ging der Pfarrherr zu einem wohlhabenden und gut-
denkenden Manne in seinem Kirchspiel, der selber wenig Kinder hatte,
und sagte: „Peter, wollt Ihr ein Geschenk annehmen?“ — „Nachdem’s
ist!“ — sagte der Mann. — „Es kommt von unserm lieben Herrgott.“
— „Wenn’s von dem kommt, so ist’s kein Fehler.“ -— Also bot ihm
der Pfarrherr das verlassene Mägdlein an und erzählte ihm die Ge-
schichte dazu. Der Mann sagte: „Ich will mit meiner Frau reden.
Es wird nicht fehlen“. Der Mann und die Frau nahmen das Kind
mit Freuden auf. „Wenn’s gut thut“, sagte der Mann, „so will ich's
erziehen, bis es sein Stücklein Brot selber verdienen kann. Wenn’s
nicht gut thut, so will ich’s wenigstens behalten bis in’s Frühjahr.
Denn dem Winter darf man keine Kinder anvertrauen.“ — Jetzt hat er’s
schon viermal überwintert und viermal übersommert auch. Denn das
Kind thut gut, ist folgsam und dankbar, und fleissig in der Schule.
Und Speise und Trank ist nicht der grösste Gotteslohn, den das
fromme Ehepaar an ihm ausübt, sondern die christliche Zucht, die
väterliche Erziehung und mütterliche Pflege. Wer das fremde Töchter-
lein unter den andern in der Schule sieht, erkennt es nicht wieder,
so gut sieht es aus, und so sauber ist es gekleidet.
Was ihr gethan habt Einem unter diesen meinen geringsten Brüdern, das
habt ihr mir gethan.
26. Das Vogelnest.
„Knabe, ich bitt' dich, so sehr ich kann: O rühre mein liebes Nest nicht
an! O sieh nicht mit deinen Blicken hin! Es liegen ja meine Kinder drin;
vie werden erschrecken und ängstlich schrei'n, wenn du schau'st mit den großen
Augen hinein."
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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TM Hauptwörter (200): [T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
254
Am 18. April 1417 fand die feierliche Belehnung zu Kostnitz Statt.
„Und an demselben Tage Früh," so erzählt ein Chronist, „da ritten durch
die Stadt alle Posauner und Pfeifer, des Burggrafen Diener und viel Volks
aller Herren und führten zwei köstliche Ritter auf Rossen, der eine ein
Panier mit dem Wappen der Mark Brandenburg, der andere des
Burggrafen Schild von Nürnberg und kamen vor des Burggrafen
Herberge; da sammelten sich alle Fürsten, Herzoge, Grafen, Ritter, Freie
und Knechte, und Jeglicher, ob Herr oder Knecht, erhielt ein Stecken mit
rothem wollenen Fähnlein in die Hand, und ritten Alle mit dem Burggrafen
zu des Kaisers Haus. Dieser saß auf dem Throne, eine Krone von eitlem
Golde auf dem Haupte, zu seinen Seiten zwei Cardinäle, hinter diesen
Bischöfe, Herzöge, Fürsten und Ritter."
Friedrich stieg mit den beiden Panierträgern die Stufen des Throns
hinauf und hörten alle drei knieend vom Kanzler die Urkunde vorlesen, „dass
der Kaiser die Mark Brandenburg und die Kurwürde den Burggrafen
von Hohenzollern erblich hiermit verleihe." Der Kurfürst schwur nun
dem Kaiser Treue und empfing aus den Händen desselben Scepter und
Apfel als Herrscher-Insignien, so wie die Banner von Brandenburg und
Nürnberg. Alle Fürsten und Edle, Geistliche und Bürger priesen die Wahl
des Kaisers. Nach Ferd. Schmidt und Schurig.
25. Dr. Martin Luther, der große Reformator.
1. Luthers Geburt und Jugend.
Den 10. November des Jahres 1483 ist Martin Luther in der Stadt
Eisleben geboren und am folgenden Tage christlich getauft worden. Sein
Vater war ein Bergmann in dem Städtchen Mansfeld. Allhier musste
er sein Brot mit schwerer Arbeit verdienen. Die Mutter half ihm treulich;
oft hat sie das Holz auf dem Rücken aus dem Walde hereingeholt. Nachher
aber segnete Gott ihre Arbeit und bescheerte ihnen in Mansfeld zwei Schmelz-
öfen. Auch wurde der rechtschaffene Hans Luther Rathsherr in Mans-
feld, und seine Frau war fromm und fleißig im Gebet. '.Der kleine Mar-
tin wurde streng erzogen, so dass er gar schüchtern wurde. Er sagt selber:
„Mein Vater stäubte mich einmal sehr, dass ich ihn floh, bis er mich wieder
zu sich gewöhnte." Frühzeitig schickten ihn seine Eltern in die Schule. Manch-
mal trug ihn sein Vater auf den Armen dahin. Und weil er fleißig und
schnell lernte, sollte er einmal ein gelehrter Mann werden. Von seinem 14
Jahre an besuchte er darum gelehrte Schulen in Magdeburg und Ei-
senach. Er liebte die Musik, blies die Flöte und verstand die Laute zu
spielen. „Wer Musikam nicht lieb hat, den sehe ich nicht an" sagte er und
sang, da er eine gute Stimme hatte, nach altem Brauch mit andern Chor-
schülern vor den Häusern wohlhabender Leute fromme Lieder. Dafür erhielten
sie kleine Geschenke. Eine fromme Wittwe hatte gesehen, wie schön und an-
dächtig Martin sang, sie gewann ihn lieb und nahm ihn in ihr Haus und
an ihren Tisch. Auf der hohen Schule zu Erfurt fand er einst in der
Bücherei die ganze heilige Schrift. Bisher hatte er nur einzelne Stücke
daraus kennen gelernt; nun hatte er den ganzen Schatz. Das war eine
Freude für ihn. Mit großem Eifer las er nun in dem lieben Bibelbuche. Er
stiesi zuerst auf die Geschichte von Hanna und Samuel, die er bisher noch
nicht gekannt hatte. Der fromme Samuel gewann sein ganzes Herz. Er
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Extrahierte Personennamen: Pfeifer Friedrich Friedrich Schmidt Martin_Luther Luthers Martin_Luther Bergmann Gott Hans_Luther_Rathsherr Martin Hanna Samuel Samuel
24 —
armen Mannes, die vor dem Hause waren, spielt mit ihnen, geht mit«
ihnen in die Stube und denkt nimmer an’s Fortgehen. Nicht anders,,
als ein Schäflein, das sich von der Heerde verlaufen hat und in der
Wildniss herumirrt; wenn es wieder zu seines Gleichen kommt, so
hat es keinen Kummer mehr. Der Tagelöhner fragt das Kind, wo
es herkomme. „Vom Gutenberg.“ — „Wie heisst dein Vater?“
„Ich habe keinen Vater.“ — „Wie heisst deine Mutter?“ „Ich habe
keine Mutter.“ — „Wem gehörst du denn an?“ „Ich gehöre Nie-
mandem sonst an.“ Aus Allem, was er fragte, war nur so viel her-
auszubringen, dass das Kind von den Bettelleuten sei aufgelesen
worden, dass es mehrere Jahre mit ihnen herumgezogen, dass sie es
zuletzt haben sitzen lassen, und dass es jetzt da sei. Als der Tage-
löhner mit den Seinigen zu Nacht ass, setzte sich das fremde Kind
auch an den Tisch. Als es Zeit war zu schlafen, legte es sich auf
die Ofenbank und schlief auch; so den andern Tag, so den dritten..
Denn der Mann dachte: „Ich kann das Kind nicht wieder in sein
Elend hinausjagen, so schwer es mir ankommt, eins mehr zu ernäh-
ren“. Aber am dritten Tage sagt er zu seiner Frau: „Frau, ich will’s
doch auch dem Herrn Pfarrer anzeigen“. Der Pfarrherr lobte die
gute Denkart des armen Mannes. „Aber das Mägdlein,“ sagte er,
„soll nicht das Brot mit Euren Kindlein theilen; sonst werden die
Stücklein zu klein. Ich will ihm einen Vater und eine Mutter su-
chen“. — Also ging der Pfarrherr zu einem wohlhabenden und gut-
denkenden Manne in seinem Kirchspiel, der selber wenig Kinder hatte^
und sagte: „Peter, wollt Ihr ein Geschenk annehmen?“ — „Nachdem’s
ist!“ — sagte der Mann. — „Es kommt von unserm lieben Herrgott.“
— „Wenn’s von dem kommt, so ist’s kein Fehler.“ — Also bot ihm
der Pfarrherr das verlassene Mägdlein an und erzählte ihm die Ge-
schichte dazu. Der Mann sagte: „Ich will mit meiner Frau reden..
Es wird nicht fehlen“. Der Mann und die Frau nahmen das Kind
mit Freuden auf. „Wenn’s gut thut“, sagte der Mann, „so will ich’s
erziehen, bis es sein Stücklein Brot selber verdienen kann. Wenn’s
nicht gut ,fhut, so will ich’s wenigstens behalten bis in’s Frühjahr.
Denn dem Winter darf man keine Kinder anvertrauen.“ — Jetzt hat er’s
schon viermal überwintert und viermal übersommert auch. Denn das
Kind thut gut, ist folgsam und dankbar, und fleissig in der Schule.
Und Speise und Trank ist nicht der grösste Gotteslohn, den das
fromme Ehepaar an ihm ausübt, sondern die christliche Zucht, die
väterliche Erziehung und mütterliche Pflege. Wer das fremde Töchter-
lein unter den andern in der Schule sieht, erkennt es nicht wieder,
so gut sieht es aus, und so sauber ist es gekleidet.
Was ihr gethan habt Einem unter diesen meinen geringsten Brüdern, dal
habt ihr mir gethan.
26. Das Vogelnest.
„Knabe, ich bitt' dich, so sehr ich kann: Ä rühre mein liebes Nest nicht
an! O sieh nicht mit deinen Blicken hin! Es liegen ja meine Kinder drin;
die werden erschrecken und ängstlich schrei'n, wenn du schau'st mit den großen
Augen hinein."
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— 139 —
zu versehen. Was that der edle Mann? Sich selbst ver-
gessend, verkaufte er seine besten Habseligkeiten, selbst seist
entbehrlichstes Kirchengeratbe, um den Notleidenden mit
dem Ertrage zu helfen, und der siegreichen Gewalt, welche
die einfache, schmucklose Tugend nie ohne glücklichen Erfolg
ausübt, verdankte er ansehnliche Beisteuern seiner bemittel-
ten Mitbürger. Wo aber die Noth von Dauer ist, da pflegt
dft Mildthätigkeit bald zu erkalten. Auch hier nahm sie
täglich ab, während die ansteckende.krankheit immer fort
wüthete. *
Schon wusste der unermüdete Pfarrer, den ein sichtba-
rer Schutz bisher vor Ansteckung bewahrt hatte, in seiner
Noth nicht mehr zu helfen! erschöpft waren aste seine Hülfs-
queüen; ibm selbst blieb Nichts mehr als das nackte Leben,
und sein Vertrauen au^ Gottes Hülfe. Da erfuhr er zufäl-
lig, dass ein in der Nähe wohnender reicher Mann, der sich
durch Lieferungen bereichert hatte, eben jetzt auch im Spiele
eine große Summe gewonnen hätte. Ungeachtet der gute
Pfarrer diesen Mann nur dem Namen nach kannte, besann
er sich doch keinen Augenblick, und eilte am folgenden Mor-
gen nach seiner Wohnung hin. Er lässt sich melden; aber
der Zutritt wird ihm verweigert. Er bittet, flehet und bet-
telt; nach langem Widerstände wird er endlich vorgelassen.
Er findet den glücklichen Spieler von der nächtlichen An-
strengung erschöpft und im Begriffe, sich zu Bette zu legen.
Nun beginnt der beredte Menschenfreund ihm in einem rüh-
renden Gemälde das Elend und die Verzweiflung zu schil-
dern, worin so viele seiner von der Seuche heimgesuchten
Pfarrkinder hülflos schmachten; er beschließt dieses ergrei-
fende Gemälde mit einer Bitte um kräftige Unterstützung,
und die Thränen des Greises besiegeln die Wahrheit seine''
Worte, die Dringlichkeit der erbetenen Hülfe. Kalt und
stumm blieb der schlaflustige Reiche einige Augenblicke, wäff
reud er den Bittenden mit unwilligem Blicke von oben bis
unten maß. Endlich holte er aus seiner Börse ein Franken'
stückchen (etwa 7 Sgr.) und reichte es dem Pfarrer hin, den
er, ohne Achtung für seine weißen Haare, für sein geheilig-
tes Amt und den ehrwürdigen Grund seines Besuches, aus-
schalt, weil er so zudringlich sei und zu einer so ungelegenen
Stunde gekommen. Doch so leicht lässt der Edle auf hal-
dem Wege sich nicht abfinden. Der Pfarrer bittet um die
Gunst, weiter reden zu dürfen, und ohne des Grollenden
Antwort zu erwarten, spricht er noch weit nachdrücklicher,
beweglicher als zuvor; er bietet alle Hülfsmittel der Be-
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
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Autor: Renner, August, Jastram, Heinrich, Hüttmann, J. F., Feddeler, Gustav, Marten, Adolf
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
156
Besonders eifrig lernte er hier auch lateinisch und griechisch. Eines
Tages fand er in dem Büchersaale der Universität 'eine Bibel. Das
war der beste Fund seines Lebens. Mit Eifer und Ernst las er
und las sich immer tiefer hinein. Je mehr er las, desto mehr
erkaltete in ihm die Lust, ein Rechtsgelehrter zu werden. Dazu
wurde er todeskrank. Die Krankheit stimmte ihn sehr ernst. Er
gedachte an seine Sünde und fragte sich, ob er vor Gott, dem
strengen Richter der Sünder, bestehen und selig werden könne.
Dieser Gedanke machte ihn sehr unruhig. Als er genesen war,
reiste er zu seinen Eltern. Auf der Heimkehr überraschte ihn nahe
bei Erfurt ein heftiges Gewitter. Ein vor ihm einschlagender
Blitzstrahl schmetterte ihn zu Bodem Voll Entsetzens rief er aus:
„Hilf, liebe St. Anna, ich will ein Mönch werden!"
2. Luthers Klosterleben. Ohne seine Eltern zu fragen, ging
Luther 1505 in das Augustinerkloster zu Erfurt und wurde ein
Mönch. Zunächst mußte er die niedrigsten Dienste verrichten im
Kloster, dann mit dem Bettelsack auf dem Rücken Gaben für das
Kloster sammeln. Dazu quälte er sich ab mit Beten, Fasten,
Wachen, daß er sich fast zu Tode marterte. Er konnte später mit
Recht sagen: „Wahr ist's, ein frommer Mönch bin ich gewesen.
Ist je ein Mönch in den Himmel kommen mit Möncherei, so
wollte ich auch hineingekommen sein." Seine einzige Freude war,
daß er im Kloster auch die Bibel lesen und lernen konnte. Aber
je mehr er sich abquälte, je mehr er in der Bibel studierte, desto
unruhiger wurde er in seinem Gemüte. Er konnte keinen Frieden
für seine Seele finden in aller Möncherei, bis ein alter Kloster-
bruder ihm das Wort in die Seele rief: „Ich glaube an eine
Vergebung der Sünden". Dazu wies ihn der Vorsteher
der Äugustinerklöster in Deutschland, Dr. Staupitz, auf das Wort
der Römerbriefes: „Wer nicht mit Werken umgehet,
g l a u b e t a b e r a n d e n, der d i e G o t t l o s e n gerecht macht,
dem wird sein Glaube gerechnet zur Gerechtigkeit."
Da wurde es allmählich Licht in Luthers geängstigter Seele. Er
hatte endlich den Weg gefunden, der zum Frieden führt: daß der
Sünder gerecht werde ohne des Gesetzes Werke, allein durch
den Glauben.
3. Luther als Professor und Prediger in Wittenberg. —
Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen hatte in Wittenberg
eine Universität gegründet und suchte noch einen tüchtigen Lehrer
für diese hohe Schule. Da schlug Dr. Staupitz ihm Martin
Luther vor. Der Kurfürst berief nun den Augustiner-
mönch Luther als Professor an die Universität
Wittenberg. Hier hat er gelehrt, daß die Menschen sich nicht mit
ihren Werken' Vergebung der Sünden verdienen können, sondern
zu dem Sohne Gottes kommen müssen, welcher als das Lamm
Gottes der Welt Sünde getragen hat. — Auf Staupitzens Befehl
mußte Luther auch predigen. Seine Predigten waren so gewaltig,
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern]]
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Extrahierte Personennamen: Ernst Anna Luthers Friedrich Friedrich Martin
Luther
317
Kleider haben, wenn diese auch alt und geflickt sind. Die gute Frau spielt
nun mit den Kleinen, lehrt sie schöne Sprüche und Berschen und allerlei Gutes.
— Nun hat es dem gütigen Königspaare auch herzlich leid gethan, dasi mancher
arme Dienstbote, wenn er frank ist, im feuchten Stalle, mancher kranke Tag-
löhner in seiner dumpfen Stube liegen muss, ohne Pflege und Hülfe. Da hat
denn der gute Herr eine Krankenanstalt errichtet für solche arme Tienstleute.
Der Pfarrherr hat die Aufsicht darüber und tröstet und ermahnt die Kranken
aus Gottes Wort. Fromme Jungfrauen, Diakonissinnen genannt, pflegen sie
und beten mit ihnen zu dem Arzte der Seelen. Sie gehen auch in die armen
Hütten und geben den Leuten freundlich guten Rath. Außerdem unterrichten
sie die größeren Mädchen in der Strick- und Nähschule.
Endlich ist zu diesen wohlthätigen Anstalten auch noch eine Krippe gekom-
men. Eine Krippe, was ist das? Nun, es ist eine Anstalt, in welcher Säug-
linge auferzogen werden, deren Mütter sich nicht viel mit ihnen beschäftigen
können. Krippe heißt solche Anstalt, weil unser Herr Jesus als ein Säugling,
da er so arm war, auch in einer Krippe gelegen hat. Alles das hat unser
König mit seiner treuen Gemahlin nicht von den Abgaben der Unterthanen ge-
stiftet, sondern von seinen Einkünften, die er als Gutsbesitzer von Paretz hat.
Das hat der König und die Königin gethan; sie sind als ein Vorbild christlicher
Liebe vorangegangen; andere Gutsbesitzer sind ihrem königlichen Herrn nachgefolgt
und haben ihre Freude daran gefunden. — Noch viel wäre zu erzählen, wie die
hohen Herrschaften auf ihren Reisen Krankenhäuser und Rettungshäuser besuchen,
wie sie reiche Geschenke spenden und die treuen Arbeiter an solchen Anstalten durch
ihr freundliches Wort erquicken und stärken.
Darum: Fürchtet Gott und ehret den König!
3. Ein Segensgruß.
Noch eine kleine liebliche Geschichte von unserem Könige und Herrn. Er war
auf der Reise. In einem Dorfe wurde er festlich empfangen. Die Schuljugend
niit ihrenl Lehrer begrüßte ihn, und ein kleines Mädchen sagte ihm ein Gedicht her,
worüber er sich sehr freute. „Du hast deine Sache schön gemacht, mein Kind/
sagte der hohe, freundliche Herr. „Nun will ich dir aber einmal einige Fragen vor-
legen." „Wohin gehört das," fragte er, und zeigte dem Kinde eine Apfelsine.
„In das Pflanzenreich," antwortete schüchtern das Mädchen. „Wohin nun das?"
fragte der Herr weiter und zeigte auf ein Goldstück. „Jn's Mineralreich," war die
Antwort. „Wohin aber gehöre ich denn, mein Kind?" war die dritte Frage.
Freundlich blickte das Kind seinen König an und sagte: „Jn's Himmelreich." Da
glänzte eine Thräne in des Königs Auge, und er hob das Mägdlein empor und
küsste es.
„Wenn des Königs Angesicht freundlich ist, das ist Leben, und seine Gnade
ist wie ein Abendregen."
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