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1. Geschichts-Kursus für die oberen und mittleren Klassen höherer Lehranstalten und zum Selbstunterricht - S. 111

1890 - Leipzig : Reichardt
- 111 Gutenberg 1401 in Mainz geboren. Dann nach Stra-brg, 1444 wieder nach Mainz. Verbindung mit dem Goldschmied Johann Faust und dem Schnschreiber Peter Schsser. Die Buchstaben ansangs aus Holz-stbchen ausgeschnitten, spter von Metall. Gutenberg, dem Faust verschuldet, stirbt in Armut (1468). Das erste gedruckte Buch der lat. Psalter von 1457. 1453 Eroberung Konstantinopels durch Mohammed Ii. Ende des ostrmischen Kaisertums. Der letzte Kaiser Konstantin Xi. Palologus fallt nach tapferer Gegenwehr. Schon vorher flchten viele griechische Gelehrte vor den Trken nach Italien, was zum Wiederausblhen der Wissenschaften im Abendlande mit beitragt (Hof der Medici in Florenz.) 1476 Karl der Khne, Herzog von Burgund (Herzog-tum und Freigrafschaft Burgund, Niederlande), von den Schweizern bei Granfon und Mutten gefchlagen. Karl hatte Nancy, die Hauptstadt des Herzogs Renatus von Lothringen, erobert. Dieser stand mit den Schweizern in Bndnis. Die Besatzung von Granson verrterisch gettet. Daraus siegten die Schweizer bei Granson und Mnrten. 1477 Karl der Khne fllt bei Nancy gegen Schwerzer und Lothringer. Von dem Besitze Karls fiel das Herzogtum Burgund an den schlauen König Ludwig Xi.1) von Frankreich; die Freigrasschast Burgund und die Niederlande erbte Karls Tochter Maria, die sich mit Friedrichs Sohn, dem rittet-lichen Maximilian, verheiratetes). So wurden diese Lnder mit sterreich vereinigt. 1492 Entdeckung Amerikas. v. Der Genuese Christoph Kolumbus hatte die ^dee, Indien aus einem westlichen Wege zu erreichen, statt aus dem weiten Wege um Afrika herum. In Portugal ab-gewiesen, wendet er sich nach Spanien. Jsabella, die Gemahlin Ferdinands des Katholischen3), gewhrt ihm endlich 3 Schiffe. Abfahrt von Palos den 3. August. Nach muhseliger Fahrt*) wird am 12. Oktober die Insel Guanaham (St. Salvador) entdeckt, sodann Euba und Haiti. 1) Sein Vater Karl Vii., hart bedrngt durch die Englnder, wird durch die Jungfrau von Orleans, Jeanne d'arc aus Dom Remy tn Lothringen, gerettet, (1431 in Rouen verbrannt). 2) Ihre Kinder Philipp und Margarete. ^ _ .. . 3) Durch die Vermhlung der Jsabella von Castll,en mit Ferdinand von Aragonien wurde aus Spanien ein Reich. Die Mauren 1492 au. Granada vertrieben. . m . 4) Unzufriedenheit der Schiffsmannschaft, aber kem Aufstand.

2. Weltkunde - S. 114

1886 - Hannover : Helwing
114 Großen; Reichsverordnungen oder Kapitularien. Die alten Herzog- tümer mit ihren Volksherzögen an der Spitze, die zu sehr au die Selbständigkeit der einzelnen Stämme erinnerten, waren aufgelöst. Dafür traten die Gaugrafen als kaiserliche Ver- walter, Richter und Heerführer auf. Zn den Grenzländern waren Markgrafen, in den Pfalzen Pfalzgrafen, auf Domänen Kammerboten. Die Sendgrafen revidierten. — Alle Freien mußten dem Kriegsaufgebote folgen; sie bildeten den Heerbann. Karl sorgte für das Wohl seines Reiches. Um den Handel zu fördern, wollte er schon den Rhein-Donau-Kanal anlegen. Er verbesserte den Acker- und Obstbau, richtete gute Schulen ein (Klosterschulen, Hof- schulen), berief tüchtige Lehrer, ließ gute Bücher abschreiben und eine deutsche Grammatik verfassen, sammelte deutsche Lieder und gab den Monaten deutsche Namen. Er stiftete eine Reihe von Bistümern: Münster, Minden, Osnabrück, Verden, Bremen, Paderborn, Halberstadt und Elze, welches später nach Hildesheim verlegt ist. Er sorgte für Ansehen und Unterhalt der Geistlichen, hielt aber auch strenge auf Pflichterfüllung. Die Zahl der Kirchen wuchs. In ihrer Nähe siedelten sich Kaufleute an. Auch nahmen die Jahrmärkte ihren Anfang. 3. Karls Persönlichkeit. Karl war groß (7 seiner eigenen Fußlängen) und kräftig. Zn seiner Lebensweise war er schlicht. Gewöhnlich trug er nur Kleidung von Leinen und Tuch; bei feierlichen Gelegenheiten erschien er jedoch in vollem Kaiser- schmucke. Das Schwert hatte er stets an der Seite. Er war der beste Fechter, Schwimmer und Reiter unter den Franken. Sein Auge leuchtete den Dürftigen mild, den Schuldigen furchtbar. Er war den ganzen Tag thätig, schlief wenig, lernte im Alter noch schreiben und ging täglich zweimal zur Kirche. Eine feste Residenz hatte er nicht, sondern zog im Lande umher und wohnte auf seinen Pfalzen. Am liebsten weilte er jedoch in Aachen. Hier starb er auch 814 im Alter von 72 Jahren und fand im Dome seine Ruhestätte. § 33. Karls Nachfolger. Karls Sohn Ludwig (814 bis 840) erhielt den Beinamen „der Fromme", weil er der Kirche besonders zugethan (nochmalige Salbung, mönchisches Leben am Hofe, Mission nach Norden von Corvey und Hamburg aus, Ansgarius rc.), und weil er schwach und gutmütig war (schwache Reichsleitung, Weggeben von Zollfreiheiten und freien Gerichtsbarkeiten, übertriebene Nachsicht gegen die Lehensträger, die ihre Lehen bereits als erblich ansahen, mehrmalige Teilung des Reichs unter seine Söhne, deren Empörungen rc.) — Nach seinem Tode kriegten die Söhne um die Erbschaft und teilten sie im Vertrage zu Verdun 843. l. Lothar erhielt als Kaiser Italien, Lothringen, Burgund und Fries- land; 2. Ludwig der Deutsche Deutschland bis an den Rhein und jenseit noch Mainz, Speyer, Worms; 3. Karl der Kahle das jetzige Frankreich und Spanien bis zum Ebro. — Es ist nun folgendes zu merken: 1. Frankreich und Deutschland waren von nun an geschieden. Diejenigen Franken, welche sich in Gallien festgesetzt hatten, vermischten sich mit den Galliern oder Kelten, deren Nationalität die deutsche verdrängte. Aus der fränkischen, keltischen und lateinischen Sprache bildete sich die französische. — 2. Die Kaiserkrone war zuerst in Italien (Lothar), dann in Frankreich (Karl der Kahle), daraus kam sie

3. Preußischer Kinderfreund - S. 24

1876 - Königsberg : Bon
24 armen Mannes, die vor dem Hause waren, spielt mit ihnen, geht mit ihnen in die Stube und denkt nimmer an’s Fortgehen. Nicht anders, als ein Schäflein, das sich von der Heerde verlaufen hat und in der Wildniss herumirrt; wenn es wieder zu seines Gleichen kommt, so hat es keinen Kummer mehr. Der Tagelöhner fragt das Kind, wo es herkomme. „Vom Gutenberg.“ — „Wie heisst dein Vater?“ „Ich habe keinen Vater.“ — „Wie heisst deine Mutter?“ „Ich habe keine Mutter.“ — „Wem gehörst du denn an?“ „Ich gehöre Nie- mandem sonst an.“ Aus Allem, was er fragte, war nur so viel her- auszubringen, dass das Kind von den Bettelleuten sei aufgelesen worden, dass es mehrere Jahre mit ihnen herumgezogen, dass sie es zuletzt haben sitzen lassen, und dass es jetzt da sei. Als der Tage- löhner mit den Seinigen zu Nacht ass, setzte sich das fremde Kind auch an den Tisch. Als es Zeit war zu schlafen, legte es sich auf die Ofenbank und schlief auch; so den andern Tag, so den dritten. Denn der Mann dachte: „Ich kann das Kind nicht wieder in sein Elend hinausjagen, so schwer es mir ankommt, eins mehr zu ernäh- ren“. Aber am dritten Tage sagt er zu seiner Frau: „Frau, ich will’s doch auch dem Herrn Pfarrer anzeigen“. Der Pfarrherr lobte die gute Denkart des armen Mannes. „Aber das Mägdlein,“ sagte er, „soll nicht das Brot mit Euren Kindlein theilen; sonst werden die Stücklein zu klein. Ich will ihm einen Vater und eine Mutter su- chen“. — Also ging der Pfarrherr zu einem wohlhabenden und gut- denkenden Manne in seinem Kirchspiel, der selber wenig Kinder hatte, und sagte: „Peter, wollt Ihr ein Geschenk annehmen?“ — „Nachdem’s ist!“ — sagte der Mann. — „Es kommt von unserm lieben Herrgott.“ — „Wenn’s von dem kommt, so ist’s kein Fehler.“ -— Also bot ihm der Pfarrherr das verlassene Mägdlein an und erzählte ihm die Ge- schichte dazu. Der Mann sagte: „Ich will mit meiner Frau reden. Es wird nicht fehlen“. Der Mann und die Frau nahmen das Kind mit Freuden auf. „Wenn’s gut thut“, sagte der Mann, „so will ich's erziehen, bis es sein Stücklein Brot selber verdienen kann. Wenn’s nicht gut thut, so will ich’s wenigstens behalten bis in’s Frühjahr. Denn dem Winter darf man keine Kinder anvertrauen.“ — Jetzt hat er’s schon viermal überwintert und viermal übersommert auch. Denn das Kind thut gut, ist folgsam und dankbar, und fleissig in der Schule. Und Speise und Trank ist nicht der grösste Gotteslohn, den das fromme Ehepaar an ihm ausübt, sondern die christliche Zucht, die väterliche Erziehung und mütterliche Pflege. Wer das fremde Töchter- lein unter den andern in der Schule sieht, erkennt es nicht wieder, so gut sieht es aus, und so sauber ist es gekleidet. Was ihr gethan habt Einem unter diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir gethan. 26. Das Vogelnest. „Knabe, ich bitt' dich, so sehr ich kann: O rühre mein liebes Nest nicht an! O sieh nicht mit deinen Blicken hin! Es liegen ja meine Kinder drin; vie werden erschrecken und ängstlich schrei'n, wenn du schau'st mit den großen Augen hinein."

4. Preußischer Kinderfreund - S. 254

1876 - Königsberg : Bon
254 Am 18. April 1417 fand die feierliche Belehnung zu Kostnitz Statt. „Und an demselben Tage Früh," so erzählt ein Chronist, „da ritten durch die Stadt alle Posauner und Pfeifer, des Burggrafen Diener und viel Volks aller Herren und führten zwei köstliche Ritter auf Rossen, der eine ein Panier mit dem Wappen der Mark Brandenburg, der andere des Burggrafen Schild von Nürnberg und kamen vor des Burggrafen Herberge; da sammelten sich alle Fürsten, Herzoge, Grafen, Ritter, Freie und Knechte, und Jeglicher, ob Herr oder Knecht, erhielt ein Stecken mit rothem wollenen Fähnlein in die Hand, und ritten Alle mit dem Burggrafen zu des Kaisers Haus. Dieser saß auf dem Throne, eine Krone von eitlem Golde auf dem Haupte, zu seinen Seiten zwei Cardinäle, hinter diesen Bischöfe, Herzöge, Fürsten und Ritter." Friedrich stieg mit den beiden Panierträgern die Stufen des Throns hinauf und hörten alle drei knieend vom Kanzler die Urkunde vorlesen, „dass der Kaiser die Mark Brandenburg und die Kurwürde den Burggrafen von Hohenzollern erblich hiermit verleihe." Der Kurfürst schwur nun dem Kaiser Treue und empfing aus den Händen desselben Scepter und Apfel als Herrscher-Insignien, so wie die Banner von Brandenburg und Nürnberg. Alle Fürsten und Edle, Geistliche und Bürger priesen die Wahl des Kaisers. Nach Ferd. Schmidt und Schurig. 25. Dr. Martin Luther, der große Reformator. 1. Luthers Geburt und Jugend. Den 10. November des Jahres 1483 ist Martin Luther in der Stadt Eisleben geboren und am folgenden Tage christlich getauft worden. Sein Vater war ein Bergmann in dem Städtchen Mansfeld. Allhier musste er sein Brot mit schwerer Arbeit verdienen. Die Mutter half ihm treulich; oft hat sie das Holz auf dem Rücken aus dem Walde hereingeholt. Nachher aber segnete Gott ihre Arbeit und bescheerte ihnen in Mansfeld zwei Schmelz- öfen. Auch wurde der rechtschaffene Hans Luther Rathsherr in Mans- feld, und seine Frau war fromm und fleißig im Gebet. '.Der kleine Mar- tin wurde streng erzogen, so dass er gar schüchtern wurde. Er sagt selber: „Mein Vater stäubte mich einmal sehr, dass ich ihn floh, bis er mich wieder zu sich gewöhnte." Frühzeitig schickten ihn seine Eltern in die Schule. Manch- mal trug ihn sein Vater auf den Armen dahin. Und weil er fleißig und schnell lernte, sollte er einmal ein gelehrter Mann werden. Von seinem 14 Jahre an besuchte er darum gelehrte Schulen in Magdeburg und Ei- senach. Er liebte die Musik, blies die Flöte und verstand die Laute zu spielen. „Wer Musikam nicht lieb hat, den sehe ich nicht an" sagte er und sang, da er eine gute Stimme hatte, nach altem Brauch mit andern Chor- schülern vor den Häusern wohlhabender Leute fromme Lieder. Dafür erhielten sie kleine Geschenke. Eine fromme Wittwe hatte gesehen, wie schön und an- dächtig Martin sang, sie gewann ihn lieb und nahm ihn in ihr Haus und an ihren Tisch. Auf der hohen Schule zu Erfurt fand er einst in der Bücherei die ganze heilige Schrift. Bisher hatte er nur einzelne Stücke daraus kennen gelernt; nun hatte er den ganzen Schatz. Das war eine Freude für ihn. Mit großem Eifer las er nun in dem lieben Bibelbuche. Er stiesi zuerst auf die Geschichte von Hanna und Samuel, die er bisher noch nicht gekannt hatte. Der fromme Samuel gewann sein ganzes Herz. Er

5. Preußischer Kinderfreund - S. 24

1876 - Königsberg : Bon
24 — armen Mannes, die vor dem Hause waren, spielt mit ihnen, geht mit« ihnen in die Stube und denkt nimmer an’s Fortgehen. Nicht anders,, als ein Schäflein, das sich von der Heerde verlaufen hat und in der Wildniss herumirrt; wenn es wieder zu seines Gleichen kommt, so hat es keinen Kummer mehr. Der Tagelöhner fragt das Kind, wo es herkomme. „Vom Gutenberg.“ — „Wie heisst dein Vater?“ „Ich habe keinen Vater.“ — „Wie heisst deine Mutter?“ „Ich habe keine Mutter.“ — „Wem gehörst du denn an?“ „Ich gehöre Nie- mandem sonst an.“ Aus Allem, was er fragte, war nur so viel her- auszubringen, dass das Kind von den Bettelleuten sei aufgelesen worden, dass es mehrere Jahre mit ihnen herumgezogen, dass sie es zuletzt haben sitzen lassen, und dass es jetzt da sei. Als der Tage- löhner mit den Seinigen zu Nacht ass, setzte sich das fremde Kind auch an den Tisch. Als es Zeit war zu schlafen, legte es sich auf die Ofenbank und schlief auch; so den andern Tag, so den dritten.. Denn der Mann dachte: „Ich kann das Kind nicht wieder in sein Elend hinausjagen, so schwer es mir ankommt, eins mehr zu ernäh- ren“. Aber am dritten Tage sagt er zu seiner Frau: „Frau, ich will’s doch auch dem Herrn Pfarrer anzeigen“. Der Pfarrherr lobte die gute Denkart des armen Mannes. „Aber das Mägdlein,“ sagte er, „soll nicht das Brot mit Euren Kindlein theilen; sonst werden die Stücklein zu klein. Ich will ihm einen Vater und eine Mutter su- chen“. — Also ging der Pfarrherr zu einem wohlhabenden und gut- denkenden Manne in seinem Kirchspiel, der selber wenig Kinder hatte^ und sagte: „Peter, wollt Ihr ein Geschenk annehmen?“ — „Nachdem’s ist!“ — sagte der Mann. — „Es kommt von unserm lieben Herrgott.“ — „Wenn’s von dem kommt, so ist’s kein Fehler.“ — Also bot ihm der Pfarrherr das verlassene Mägdlein an und erzählte ihm die Ge- schichte dazu. Der Mann sagte: „Ich will mit meiner Frau reden.. Es wird nicht fehlen“. Der Mann und die Frau nahmen das Kind mit Freuden auf. „Wenn’s gut thut“, sagte der Mann, „so will ich’s erziehen, bis es sein Stücklein Brot selber verdienen kann. Wenn’s nicht gut ,fhut, so will ich’s wenigstens behalten bis in’s Frühjahr. Denn dem Winter darf man keine Kinder anvertrauen.“ — Jetzt hat er’s schon viermal überwintert und viermal übersommert auch. Denn das Kind thut gut, ist folgsam und dankbar, und fleissig in der Schule. Und Speise und Trank ist nicht der grösste Gotteslohn, den das fromme Ehepaar an ihm ausübt, sondern die christliche Zucht, die väterliche Erziehung und mütterliche Pflege. Wer das fremde Töchter- lein unter den andern in der Schule sieht, erkennt es nicht wieder, so gut sieht es aus, und so sauber ist es gekleidet. Was ihr gethan habt Einem unter diesen meinen geringsten Brüdern, dal habt ihr mir gethan. 26. Das Vogelnest. „Knabe, ich bitt' dich, so sehr ich kann: Ä rühre mein liebes Nest nicht an! O sieh nicht mit deinen Blicken hin! Es liegen ja meine Kinder drin; die werden erschrecken und ängstlich schrei'n, wenn du schau'st mit den großen Augen hinein."

6. Preußischer Kinderfreund - S. 139

1840 - Königsberg : Bon
— 139 — zu versehen. Was that der edle Mann? Sich selbst ver- gessend, verkaufte er seine besten Habseligkeiten, selbst seist entbehrlichstes Kirchengeratbe, um den Notleidenden mit dem Ertrage zu helfen, und der siegreichen Gewalt, welche die einfache, schmucklose Tugend nie ohne glücklichen Erfolg ausübt, verdankte er ansehnliche Beisteuern seiner bemittel- ten Mitbürger. Wo aber die Noth von Dauer ist, da pflegt dft Mildthätigkeit bald zu erkalten. Auch hier nahm sie täglich ab, während die ansteckende.krankheit immer fort wüthete. * Schon wusste der unermüdete Pfarrer, den ein sichtba- rer Schutz bisher vor Ansteckung bewahrt hatte, in seiner Noth nicht mehr zu helfen! erschöpft waren aste seine Hülfs- queüen; ibm selbst blieb Nichts mehr als das nackte Leben, und sein Vertrauen au^ Gottes Hülfe. Da erfuhr er zufäl- lig, dass ein in der Nähe wohnender reicher Mann, der sich durch Lieferungen bereichert hatte, eben jetzt auch im Spiele eine große Summe gewonnen hätte. Ungeachtet der gute Pfarrer diesen Mann nur dem Namen nach kannte, besann er sich doch keinen Augenblick, und eilte am folgenden Mor- gen nach seiner Wohnung hin. Er lässt sich melden; aber der Zutritt wird ihm verweigert. Er bittet, flehet und bet- telt; nach langem Widerstände wird er endlich vorgelassen. Er findet den glücklichen Spieler von der nächtlichen An- strengung erschöpft und im Begriffe, sich zu Bette zu legen. Nun beginnt der beredte Menschenfreund ihm in einem rüh- renden Gemälde das Elend und die Verzweiflung zu schil- dern, worin so viele seiner von der Seuche heimgesuchten Pfarrkinder hülflos schmachten; er beschließt dieses ergrei- fende Gemälde mit einer Bitte um kräftige Unterstützung, und die Thränen des Greises besiegeln die Wahrheit seine'' Worte, die Dringlichkeit der erbetenen Hülfe. Kalt und stumm blieb der schlaflustige Reiche einige Augenblicke, wäff reud er den Bittenden mit unwilligem Blicke von oben bis unten maß. Endlich holte er aus seiner Börse ein Franken' stückchen (etwa 7 Sgr.) und reichte es dem Pfarrer hin, den er, ohne Achtung für seine weißen Haare, für sein geheilig- tes Amt und den ehrwürdigen Grund seines Besuches, aus- schalt, weil er so zudringlich sei und zu einer so ungelegenen Stunde gekommen. Doch so leicht lässt der Edle auf hal- dem Wege sich nicht abfinden. Der Pfarrer bittet um die Gunst, weiter reden zu dürfen, und ohne des Grollenden Antwort zu erwarten, spricht er noch weit nachdrücklicher, beweglicher als zuvor; er bietet alle Hülfsmittel der Be-

7. Weltkunde - S. 156

1896 - Hannover : Helwing
156 Besonders eifrig lernte er hier auch lateinisch und griechisch. Eines Tages fand er in dem Büchersaale der Universität 'eine Bibel. Das war der beste Fund seines Lebens. Mit Eifer und Ernst las er und las sich immer tiefer hinein. Je mehr er las, desto mehr erkaltete in ihm die Lust, ein Rechtsgelehrter zu werden. Dazu wurde er todeskrank. Die Krankheit stimmte ihn sehr ernst. Er gedachte an seine Sünde und fragte sich, ob er vor Gott, dem strengen Richter der Sünder, bestehen und selig werden könne. Dieser Gedanke machte ihn sehr unruhig. Als er genesen war, reiste er zu seinen Eltern. Auf der Heimkehr überraschte ihn nahe bei Erfurt ein heftiges Gewitter. Ein vor ihm einschlagender Blitzstrahl schmetterte ihn zu Bodem Voll Entsetzens rief er aus: „Hilf, liebe St. Anna, ich will ein Mönch werden!" 2. Luthers Klosterleben. Ohne seine Eltern zu fragen, ging Luther 1505 in das Augustinerkloster zu Erfurt und wurde ein Mönch. Zunächst mußte er die niedrigsten Dienste verrichten im Kloster, dann mit dem Bettelsack auf dem Rücken Gaben für das Kloster sammeln. Dazu quälte er sich ab mit Beten, Fasten, Wachen, daß er sich fast zu Tode marterte. Er konnte später mit Recht sagen: „Wahr ist's, ein frommer Mönch bin ich gewesen. Ist je ein Mönch in den Himmel kommen mit Möncherei, so wollte ich auch hineingekommen sein." Seine einzige Freude war, daß er im Kloster auch die Bibel lesen und lernen konnte. Aber je mehr er sich abquälte, je mehr er in der Bibel studierte, desto unruhiger wurde er in seinem Gemüte. Er konnte keinen Frieden für seine Seele finden in aller Möncherei, bis ein alter Kloster- bruder ihm das Wort in die Seele rief: „Ich glaube an eine Vergebung der Sünden". Dazu wies ihn der Vorsteher der Äugustinerklöster in Deutschland, Dr. Staupitz, auf das Wort der Römerbriefes: „Wer nicht mit Werken umgehet, g l a u b e t a b e r a n d e n, der d i e G o t t l o s e n gerecht macht, dem wird sein Glaube gerechnet zur Gerechtigkeit." Da wurde es allmählich Licht in Luthers geängstigter Seele. Er hatte endlich den Weg gefunden, der zum Frieden führt: daß der Sünder gerecht werde ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben. 3. Luther als Professor und Prediger in Wittenberg. — Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen hatte in Wittenberg eine Universität gegründet und suchte noch einen tüchtigen Lehrer für diese hohe Schule. Da schlug Dr. Staupitz ihm Martin Luther vor. Der Kurfürst berief nun den Augustiner- mönch Luther als Professor an die Universität Wittenberg. Hier hat er gelehrt, daß die Menschen sich nicht mit ihren Werken' Vergebung der Sünden verdienen können, sondern zu dem Sohne Gottes kommen müssen, welcher als das Lamm Gottes der Welt Sünde getragen hat. — Auf Staupitzens Befehl mußte Luther auch predigen. Seine Predigten waren so gewaltig,

8. Preußischer Kinderfreund - S. 317

1859 - Königsberg : Bon
317 Kleider haben, wenn diese auch alt und geflickt sind. Die gute Frau spielt nun mit den Kleinen, lehrt sie schöne Sprüche und Berschen und allerlei Gutes. — Nun hat es dem gütigen Königspaare auch herzlich leid gethan, dasi mancher arme Dienstbote, wenn er frank ist, im feuchten Stalle, mancher kranke Tag- löhner in seiner dumpfen Stube liegen muss, ohne Pflege und Hülfe. Da hat denn der gute Herr eine Krankenanstalt errichtet für solche arme Tienstleute. Der Pfarrherr hat die Aufsicht darüber und tröstet und ermahnt die Kranken aus Gottes Wort. Fromme Jungfrauen, Diakonissinnen genannt, pflegen sie und beten mit ihnen zu dem Arzte der Seelen. Sie gehen auch in die armen Hütten und geben den Leuten freundlich guten Rath. Außerdem unterrichten sie die größeren Mädchen in der Strick- und Nähschule. Endlich ist zu diesen wohlthätigen Anstalten auch noch eine Krippe gekom- men. Eine Krippe, was ist das? Nun, es ist eine Anstalt, in welcher Säug- linge auferzogen werden, deren Mütter sich nicht viel mit ihnen beschäftigen können. Krippe heißt solche Anstalt, weil unser Herr Jesus als ein Säugling, da er so arm war, auch in einer Krippe gelegen hat. Alles das hat unser König mit seiner treuen Gemahlin nicht von den Abgaben der Unterthanen ge- stiftet, sondern von seinen Einkünften, die er als Gutsbesitzer von Paretz hat. Das hat der König und die Königin gethan; sie sind als ein Vorbild christlicher Liebe vorangegangen; andere Gutsbesitzer sind ihrem königlichen Herrn nachgefolgt und haben ihre Freude daran gefunden. — Noch viel wäre zu erzählen, wie die hohen Herrschaften auf ihren Reisen Krankenhäuser und Rettungshäuser besuchen, wie sie reiche Geschenke spenden und die treuen Arbeiter an solchen Anstalten durch ihr freundliches Wort erquicken und stärken. Darum: Fürchtet Gott und ehret den König! 3. Ein Segensgruß. Noch eine kleine liebliche Geschichte von unserem Könige und Herrn. Er war auf der Reise. In einem Dorfe wurde er festlich empfangen. Die Schuljugend niit ihrenl Lehrer begrüßte ihn, und ein kleines Mädchen sagte ihm ein Gedicht her, worüber er sich sehr freute. „Du hast deine Sache schön gemacht, mein Kind/ sagte der hohe, freundliche Herr. „Nun will ich dir aber einmal einige Fragen vor- legen." „Wohin gehört das," fragte er, und zeigte dem Kinde eine Apfelsine. „In das Pflanzenreich," antwortete schüchtern das Mädchen. „Wohin nun das?" fragte der Herr weiter und zeigte auf ein Goldstück. „Jn's Mineralreich," war die Antwort. „Wohin aber gehöre ich denn, mein Kind?" war die dritte Frage. Freundlich blickte das Kind seinen König an und sagte: „Jn's Himmelreich." Da glänzte eine Thräne in des Königs Auge, und er hob das Mägdlein empor und küsste es. „Wenn des Königs Angesicht freundlich ist, das ist Leben, und seine Gnade ist wie ein Abendregen."
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