88
Das Mittelalter.
damals eine viel gewaltigere Waffe war als das strkste Kriegs-Heer. Als von dem hohenstaufischen Hanse nur noch ein unmndiger Knabe brig war, Konradin, d. i. der kleine Konrad, verschenkte der Papst dessen Erbland, das Knigreich Neapel, an den Bruder des Knigs von Frankreich. Zum Jngling herangewachsen, zog Konradin nach Italien, um sein vterliches Erbe wieder zu erobern; aber nach einer siegreichen Schlacht ward er unvermutet berfallen, gefangen genommen und wie ein Verbrecher hingerichtet (1268). Das war das Ende des so ruhmreichen Geschlechtes der Hohenstaufen.
21. Mittelalterliche Zustnde.
1) Das Rittertum.
a. Die Erziehung des Ritters. Die Ritter bildeten im Mittelalter die Hauptstrke eines Heeres; denn sie waren den Fugngern nicht nur durch bessere Rstung berlegen, sondern auch dadurch, da sie fr den Kriegsdienst erzogen wurden. Schon mit dem siebenten Jahre ward der Knabe von adeliger Herkunft in das Schlo eines anderen Ritters gebracht, um hier als Edelknabe mit anderen Altersgenossen im Dienste seines Herrn und in ehrfurchtsvollem Umgange mit Edelfrauen die ersten Anfnge der Rittersitte zu lernen. Er wartete bei der Tafel auf, suberte seinem Herrn die Waffen und bte sich im Reiten, Fechten und Schieen; so hrtete er seinen Krper ab und lernte Gehorsam und Zucht. Mit dem vollendeten vierzehnten Jahre ward er durch Umgrtung mit einem vom Priester geweihten Schwerte wehrhaft. Er hie jetzt Knappe oder Junker (Iungherr) und lernte die Waffenkunst in strengen bungen. Er legte seinem Herrn die Waffen an und begleitete ihn zu jeder Zeit, zu der Lust der Jagd, der Feste und Waffenspiele, sowie in die ernste Schlacht. Treue Anhnglichkeit und Sorge fr seinen Herrn war seine hchste Pflicht; ihn in der Schlacht mit Schild und Schwert zu decken, ihm das Leben zu retten oder das eigene fr ihn hinzugeben, war der hchste Ruhm, den ein Knappe sich erwerben konnte: Treue war seine hchste Tugend. Hatte ein Knappe das 21. Lebensjahr erreicht, so konnte er in den Ritterstand aufgenommen, zum Ritter geschlagen werden.
b. Die Turniere. Zur Erhaltung des ritterlichen Sinnes dienten vor allem die Turniere, das Hauptvergngen fr den Ritter, das ihm zugleich Gelegenheit gab, seine Kraft und Gewandtheit ffentlich zu zeigen und Ruhm und Beifall zu ernten. Die Kmpfer muten adelig und von unbescholtenen Sitten sein. Daher waren Turnierrichter eingesetzt,
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Extrahierte Personennamen: Konradin Konradin Konrad Konrad Konradin Konradin
150 Die Neuzeit.
einem Throne sitzend durch Paris getragen und als Gttin der Vernunft verehrt. Das Haupt dieser Umsturzpartei war Robespierre; er wtete mit unumschrnkter Gewalt und beherrschte Frankreich durch' den Schrecken. An manchen Tagen starben 150 Personen durch das Fallbeils so da ganze Geschlechter ausgerottet wurden. Als Robespierre trotz seiner Gewalt seine Macht wanken sah, beantragte er beim Konvent, den Glauben an Gott und die Unsterblichkeit wieder einzufhren, was unter groen Festlichkeiten auch geschah. Als aber der Tyrann mit neuen Anklagen gegen die Mitglieder des Konvents auftrat, schrie man ihm entgegen: Nieder mit dem Tyrannen!" Man ergriff und ent-hauptete auch ihn. Der Konvent ging auseinander, und statt seiner trat eine mildere Regierung an die Spitze des Staates. womit Ruhe und Sicherheit zurckkehrten. Schon aber lag die ganze Kraft des Landes in dem Heere und seinen jungen Generalen.
33. Friedrich Wilhelm Ii; 1786-1797.
a. Der Krieg gegen Frankreich. Der Nachfolger Friedrichs des Groen wurde Friedrich Wilhelm Ii., ein Sohn des Prinzen August Wilhelm, der ein Bruder des Knigs war. Als in Frankreich die Revolution ausbrach, lag die Gefahr nahe, da dieselbe auch in Deutschland um sich griffe; dazu war Maria Antoinette eine Schwester des deutschen Kaisers; endlich reizten die vielen, aus Frankreich geflchteten Adeligen fortwhrend zum Kriege, indem sie den deutschen Fürsten vorspiegelten, die meisten Einwohner Frankreichs seien treue Anhnger des Knigs und wrden sich wie ein Mann erheben, sobald nur ein deutsches Heer ihnen zu Hlse kme. Da verbndeten sich die Fürsten Ostreichs und Preuens gegen Frankreich. (1792.) Dies erregte unter den preuischen Offizieren die freudigste Zustimmung. Der preuische Befehlshaber, der Herzog Ferdinand von Braunschweig, hoffte, mit den Pariser Advokaten" leicht fertig zu werden; er sagte zu seinen Offizieren: Meine Herren, nicht zu viel Gepck! Es handelt sich nur um einen Spaziergang!" Aber es kam anders? In den Weinbergen der Champagne (Schangpanj) muten sich die Truppen tagelang von unreifen Weintrauben nhren, infolgedessen die Ruhr im Heere ausbrach; der lehmige Boden war durch Regengsse in einen Morast verwandelt, und ein franzsisches Heer drohte, in Deutschland einzufallen. Daher fhrte der Herzog von Braunschweig das Heer nach groen Verlusten der den Rhein zurck. Die )streichet wurden gnzlich geschlagen und verloren die
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrichs Friedrich_Wilhelm_Ii Friedrich Wilhelm August Wilhelm Maria_Antoinette Maria Ferdinand_von_Braunschweig Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: Paris Frankreich Frankreich Frankreich Deutschland Frankreich Frankreichs Frankreich Deutschland Rhein
118
Die Neuzeit.
aufs neue durch den Ankauf groer Gter. Wallenstein war ernst und schweigsam, gegen jedermann freigebig, aber auch streng; Feigheit bestraste er sofort mit dem Tode.
Als Wallenstein seine Werbetrommel rhren lie, eilten die Kriegs-leute von allen Seiten unter seine Fahnen. Der Kaiser meinte, 20000 Mann wrden gengen ; Wallenstein aber antwortete: 20 000 kann ich nicht ernhren, wohl aber 50 000; denn wo jene bitten mssen, knnen diese gebieten!" Der Kaiser mute darein willigen und ihm auch den unbeschrnkten Oberbefehl der das groe Heer zugestehen. Nun zog Wallenstein nach Norden und schlug Mansseld bei Dessau. Der König 1626 von Dnemark war von Tilly bei Lutter am Barenberge besiegt'; Wallenstein verfolgte ihn bis in den Norden Itlands und jagte ihn auf seine Inseln. Ganz Norddeutschland wurde von seinen Scharen verheert, die Herzge von Mecklenburg, die den König von Dnemark untersttzt hatten, wurden vertrieben, und Wallenstein wurde mit Mecklen-brg belehnt. Nur die Stadt S t r a l sund widerstand allen Angriffen. Hochmtig soll Wallenstein ausgerufen haben: Und wenn Stralsund mit Ketten an den Himmel gebunden wre, so sollte es doch herunter!" Aber die Stadt, von Dnemark und Schweden untersttzt, schlug alle Angriffe ab. Nach groen Verlusten hob Wallenstein die Belagerung auf.
Die Heere der Evangelischen waren besiegt und verjagt, und noch immer stand dem Kaiser eine gefrchtete Kriegsmacht zur Verfgung. 1629 Da gebot er den Protestanten durch das Restitutionsedikt, alle Kirchengter, welche sie seit dem Augsburger Religionsfrieden eingezogen hatten, wieder herauszugeben. Dadurch wren z. B. Bremen, Verden und Magdeburg wieder mit katholischen Bischfen besetzt, die den Glauben ihrer Unterthanen bestimmen konnten. Da wurden selbst katholische Fürsten wegen ihrer Selbstndigkeit besorgt, so emprte sie das ge-waltthtige Auftreten Wallensteins. Des Kaisers Bruder schrieb: Es kann nicht ohne allen Schaden abgehen; allein das Brennen, Totschlagen, das Abschneiden der Nasen und Ohren knnen die Offiziere wohl verhindern. Die Offiziere spicken ihren Beutel mit der armen Leute Schwei und Blut." Ungern gab der Kaiser den Fürsten nach und entlie Wallen-stein; dieser fgte sich, in der festen berzeugung, da der Kaiser ihn bald wieder ntig haben werde. Bis dahin lebte er auf seinen bhmischen Gtern in kaiserlicher Pracht.
3) Der schwedische Krieg.
a. Zerstrung Magdeburgs. Jetzt hatte Tilly allein die Aufgabe, das Restitutionsedikt durchzufhren, und die evangelische Kirche wre verloren gewesen, wenn ihr nicht Gustav Adolf, König von Schweden,
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Extrahierte Personennamen: Dnemark Tilly König_von_Dnemark Dnemark Tilly Gustav_Adolf Gustav Adolf
124
Die Neuzeit.
ein Heer. Die brandenburgischen Offiziere hatten dem Kaiser den Eid der Treue geleistet; der Kursrst entlie sie deshalb aus seinem Dienste und bildete sich ein Heer von 3000 Mann, das nur ihm gehorchte. Das war der Anfang der stehenden Heeresmacht in Brandenburg. Mit diesem Heere und durch sein kluges Auftreten wute der Kurfürst während der letzten Jahre des dreiigjhrigen Krieges sein Land vor Feinden zu bewahren. Bei den Friedensverhandlungen trat er so fest auf, da die Schweden, die ganz Pommern beanspruchten, ihm wenigstens Hinterpommern abtreten muten. (S. 121.) Unablssig war der Kurfürst bemht, die Wunden, welche der dreiigjhrige Krieg dem Lande geschlagen hatte, wieder zu heilen. Seiner Gemahlin Luise Henriette, einer Tochter Heinrichs von Dramen, schenkte er ein Landgut, das sie zu einer hollndischen Musterwirtschaft einrichtete und das von ihr den Namen Oranienburg erhielt. Luise pflanzte auch die erste Kartoffel in der Mark. Friedrich Wilhelm verlangte von jedem Bauern, da er bei seinem Hause einen Garten anlege, und keiner von ihnen sollte heiraten, wenn er nicht vorher wenigstens sechs Obstbume gepfropft und sechs Eichen gepflanzt habe. Fr Gewerbe, Handel und Kunst war der Kurfürst nicht minder thtig. Er lie Fabriken anlegen, richtete Reitposten ein und lie zwischen Oder und Spree den Friedrich-Wilhelms-Kanal graben. Dabei wurde das Heer stetig vergrert und verbessert, wobei ihm der alte Derfflinger treue Hlfe leistete.
c. Kriege des groen Kurfrsten. Bald sollte die Zeit kommen, wo der Kurfürst sein Heer brauchen mute. Es entstand nmlich ein Krieg zwischen Schweden und Polen, und beide Teile bewarben sich um Brandenburgs Hlfe. Der Kurfürst wollte zuerst keinem helfen; er mute dann aber gezwungen mit den Schweden ziehen und besiegte in Gemeinschaft mit ihnen die Polen in der dreitgigen Schlacht bei Warschau.(1656.) Als dann der Schwedenknig gegen seine brigen Feinde, die Dnen, ziehen mute, geriet der Kursrst durch die Polen in groe Not; er nahm daher gern einen ihm angebotenen Vertrag mit Polen * 1660 an. Dieses verzichtete in dem Frieden zu Oliva aus die Lehns-Herrlichkeit der Preußen, das damit ein selbstndiges Herzog-tum wurde.
F ehrbell in. Um diese Zeit herrschte in Frankreich der eroberungs-schtige Ludwig Xiv.; als er auch Deutschland angriff, zog der groe Kurfürst mit dem Kaiser gegen ihn. Da veranlate Ludwig Xiv. die Schweden, in Brandenburg einzufallen. Der Kurfürst sprach bei der Nachricht hiervon: Die Schweden sind in die Mark eingefallen, auf die Art knnte ich ganz Pommern erhalten!" Hier und da bewaffneten sich
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Extrahierte Personennamen: Petrus_Waldns Eckard Johannes_Tanler_von_Straßburg Heinrich_Suso Heinrich Thomas_a_Kempis Johann_Wessel Johann Erzbischof_von_Trier Erzbischof_von_Köln Maximilian Maximilian Georg_von_Frundsberg Sebastian_Schärtlin_von_Bnrtenbach Karls Repgow
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): evangelisch-lutherisch
282
Geschichte.
No. 144.
Friedenszeiten freiwillige Hilfsvereine zu gründen? Diese müssten zu-
nächst die Militärärzte auf dem Sclilachtfelde unterstützen und dann
die Verwundeten in den Hospitälern pflegen, bis sie genesen.“
Dieser Aufruf hatte grossen Erfolg. Schon 1863 kamen in Genf
Abgesandte aller grossen Staaten von Europa zusammen und beschlossen,,
in jedem Staate solche Hilfsvereine zu errichten. Im deutsch-dänischen
Kriege haben dieselben zuerst gewirkt, und über 150 freiwillige Kranken-
pfleger haben dort auf den Schlachtfeldern und in den Lazareten ge-
arbeitet. Noch im Jahre 1864 lud die schweizerische Regierung aber-
mals die Bevollmächtigten der andern Staaten nach Genf ein. Zwölf
Staaten schlossen dort zuerst „die Genfer Konvention“ (Vertrag),
die nachmals auch von andern Staaten angenommen worden ist.
Diese Genfer Konvention bestimmt folgendes: Alle Feldlazarett
und Militärhospitäler, die Kranke und Verwundete aufgenommen haben,
sind neutral, d. h. es darf von beiden kriegführenden Völkern auf sie
nicht geschossen werden. Ebenso sind alle Ärzte und Wärter, die zu ihnen
gehören, alle, die Verwundete transportieren, und alle Feldgeistlichen
unantastbar und dürfen nicht gefangen genommen werden. Vorräte,
Lebensmittel und Heilmittel, die für die Lazarete herbeigeführt werden,
darf der Feind nicht wegnehmen, wie es sonst im Kriege geschieht.
Auch alle Landesbewohner, die den Verwundeten zu Hilfe eilen, sollen
geschont werden. Jeder Verwundete, der in einem Hause aufgenommen
und verpflegt wird, dient diesem Hause als Schutz, so dass dasselbe
von Einquartierung und von einem Teile der Kriegssteuern frei bleibt.
Verwundete oder kranke Krieger sollen aufgenommen und gepflegt wer-
den ohne Unterschied, zu welchem Volke sie auch gehören mögen. Sind
sie hergestellt, so werden sie in ihre Heimat entlassen, wenn sie nicht
mehr zum Dienste tauglich sind. Wenn sie aber noch diensttauglich
sind, so müssen sie bei der Entlassung versprechen, während dieses
Krieges nicht mehr die Waffen zu führen. Alle Hospitäler und Laza-
rete sollen eine deutlich erkennbare und gleichförmige Fahne haben, die
ein rotes Kreuz im weissen Felde zeigt. Auch alle Ärzte, Feldgeistlichen,
Wärter und Krankenträger tragen am linken Arm eine weisse Binde
mit dem roten Kreuz.
2. Nach diesen Bestimmungen richten sich jetzt alle Völker von
Europa in ihren Kriegen. Sie haben auch im französischen Kriege
von 1870 und 71 viel Segen gestiftet und viel Elend gemildert.
Allen voran rüstete sich der Johanniterorden; das ist eine
Verbindung vornehmer Männer von Adel, die Hospitäler einrichten und
unterhalten. Mehr als 500 solcher Herren zogen freiwillig zur Pflege
der Verwundeten selbst mit aus, und 1100 Betten stellten sie in ihren
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17
durch seine Gewandtheit so weit, daß die Plünderung durch die Bezahlung
einer Geldsumme abgewendet wurde.
Der schlimmste von allen französischen Heerführern war der „Mord-
brenner" Melae, dessen Name zum Schrecken aller damaligen Württem-
berger geworden ist. Die Städte Eßlingen und Schorndorf wissen da-
von zu erzählen. Der General Melae, heftig, unmenschlich und jähzornig,
führte die ihm aufgetragenen Raubzüge mit „barbarischer Freude" aus.
Melae erschien mit Reitern und Fußgängern vor Schorndorf und
forderte die Stadt zur Übergabe auf. Schon waren die Ratsherren be-
reit, den Franzosen die Tore zu öffnen. Da eilten die Bürgersfrauen,
mit Ofengabeln, Mistgabeln, Dreschflegeln und Senfen bewaffnet, unter der
Führung einer Frau Künkelin herbei und drohten den Männern mit
dem Tod, wenn sie die Stadt den Feinden anslieferten. Der Mut der
Frauen teilte sich nun auch den Männern mit, und diese hielten jetzt wacker
stand. Melae mußte abziehen, verwüstete aber aus Wut die Umgegend.
Auch eine vornehme Frau trat den übermütigen Franzosen kühn entgegen
und wandte manches Unheil vom Lande, namentlich von Stuttgart ab: die
Herzogin Magdalene Sibylle, eine treffliche Frau, die für ihren minder-
jährigen Sohn Eberhard Ludwig die Herrschaft führte. Als die Franzosen
durch Raub und Plünderung dem Volk beinahe zwei Millionen Mark ab-
genommen hatten, wurden sie von den Württembergern zum Lande hinaus-
gejagt. — Da der französische König im eigenen Lande die evangelische
Lehre unterdrückte, so verließen 3000 Waldenser ihre heimatlichen Alpen-
täler und flüchteten sich nach Württemberg. In der verwüsteten Manl-
bronner Gegend wies ihnen Herzog Eberhard Ludwig Wohnplätze an (1699).
Die Waldenser führten in Württemberg den Kartoffelban ein. (Hundert
Jahre vor der Einwanderung der Waldenser hatten Österreicher, die um
ihres Glaubens willen vertrieben worden waren, auf den Höhen des Schwarz-
waldes Frendenstadt gegründet.)
9. Aus der Zeit von Herzog Kar! (1737—1793).
1. Karls erste Regierungszeit. Karl Eugen übernahm in seinem
16. Lebensjahr die Regierung. Er versprach, „als ein rechtschaffener, wahrer
Vater des Vaterlandes treuherzig zu handeln und nach den Rechten und
Ordnungen des Landes zu herrschen". Zuerst ging alles vortrefflich; im
Lande herrschten Ruhe und Frieden, und tüchtige Männer leiteten die
Geschäfte der Regierung.
Bald trat jedoch eine schlimme Wendung ein. Herzog Karl entließ
die alten, treuerprobten Räte und regierte von jetzt ab mit der größten
Willkür. Oberst Rieger mußte ihm ein Heer schaffen, das mit den
Realienbuch, große Ausgabe. Z
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Extrahierte Personennamen: Künkelin Sibylle Eberhard_Ludwig Ludwig Eberhard_Ludwig_Wohnplätze Ludwig Karls Karls Karl_Eugen_übernahm Karl Eugen Karl Karl Rieger
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Schreiber zum Fenster hinaus. Keiner von den dreien nahm Schaden;
aber der Anlaß zum böhmischen Aufstand war gegeben.
2. Der böhmisch-pfälzische Krieg. Bald nach dem Prager Aufstand
starb Kaiser Matthias. Erzherzog Ferdinand wurde zum Kaiser gewählt;
zwei Tage vorher hatten die Böhmen den Kurfürsten Friedrich von der
Pfalz zu ihrem König ernannt. Dieser hoffte auf die Unterstützung Eng-
lands und der protestantischen Fürsten. Allein die erwartete Hilfe blieb
ans. Weil der Kaiser weder Soldaten noch Geld hatte, schloß er ein
Bündnis mit der Liga. Herzog Maximilian ließ die Truppen der Liga
unter seinem kriegsknndigen Feldherrn Tilly in Böhmen einmarschieren.
Während der neue Böhmenkönig mit seiner Gemahlin im Prager Schlosse
beim Mittagsmahle saß, wurden seine Truppen am Weißen Berg von
Tillys Scharen geschlagen und in die Flucht gejagt. Die Königsherrlich-
keit Friedrichs hatte nur einen Winter gedauert, weshalb man ihn spott-
weise den „Winterkönig" nannte. Kaiser Ferdinand Ii. verhängte ein
schweres Strafgericht über das unglückliche Land. Die Urheber des Aus-
standes wurden enthauptet, ihre Güter eingezogen und den Anhängern des
Kaisers gegeben. Die Protestanten, welche die katholische Lehre nicht an-
nahmen, wurden des Landes verwiesen. Den Majestätsbrief soll der Kaiser
mit eigener Hand zerrissen haben. Über den Kurfürsten Friedrich und seine
Anhänger wurde die Reichsacht ausgesprochen.
3. Der Krieg in Norddeutschland. Tilly hatte alle Feinde des Kaisers
aus dem Felde geschlagen; aber trotzdem hielt er seine Soldaten in West-
falen unter den Waffen. Die Evangelischen in Norddeutschland fürchteten,
der Kaiser wolle sie wieder in den Schoß der katholischen Kirche zurück-
führen, und ernannten darum den König Christian Iv. von Dänemark zu
ihrem Kriegsobersten. Ferdinand konnte seinen Widersachern kein eigenes
Heer gegenüberstellen, er war ganz von der Liga abhängig. In dieser pein-
lichen Lage bot ihm ein böhmischer Edelmann, Wallenstein, seine Dienste
an. Albrecht von Wallenstein entstammte einer altböhmischen evangelischen
Familie. Nach dem frühen Tod seiner Eltern wurde er von den Jesuiten
erzogen. Als junger Edelmann focht er mit Auszeichnung gegen die Türken.
Durch eine reiche Heirat und den billigen Erwerb einer großen Anzahl
Güter gelangte er zu fürstlichem Reichtum. Wallenstein unterstützte den
Kaiser mit bedeutender! Geldsummen; für diese Dienste erhielt er das Herzog-
tum Friedland. Allein Wallensteins Ehrgeiz strebte nach Höherem; er
hatte „in den Sternen gelesen", daß er zu etwas Großem bestimmt sei. Die
Verlegenheit des Kaisers war seinen ehrgeizigen Plänen günstig. Mit
leichter Mühe brachte er ein Söldnerheer zusammen. Siegreich durchzog
Wallenstein die Gegenden der untern Elbe; er schlug den Grafen Mansfeld,
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Extrahierte Personennamen: Matthias Ferdinand Friedrich Friedrich Maximilian Maximilian Tilly Friedrichs Ferdinand_Ii Ferdinand Friedrich Friedrich Tilly Christian_Iv Ferdinand Albrecht_von_Wallenstein Albrecht
93
kaiserlichen Heere standen bald im Norden bald im Süden, während der
Westen von den Franzosen heimgesucht wurde. Wo am meisten zu be-
kommen war, dahin liefen die raubenden Söldnerscharen.
6. Söldnerwesen und Kriegsgreuel. Die Heere, die im Dreißigjährigen Krieg
kämpften, waren geworbene Söldnerheere; nur die Armee, mit der Gustav Adolf
aus deutschem Boden landete, bestand aus schwedischen Landeskindern. Die Söldner
waren der Auswurf der Menschheit, aus aller Herren Ländern zusammengetrommelte
Deutsche, Italiener, Spanier, Iren, Schotten, Wallonen und Slawen. Sie hatten
kein Vaterland, keine Heimat, keinen Glauben, keine Treue; ihr Trachten ging einzig
und allein dahin, ein zügelloses Leben zu führen und reiche Beute zu machen. Bei
der Anwerbung bekam jeder ein Werbe- oder Handgeld. Weil der Sold nur selten
bezahlt wurde, lebten die Söldner ausschließlich von Raub und Plünderung. Jeder
Ort, den eine Söldnerschar erstürmte, war dem Verderben geweiht. Eine einheit-
liche Uniform hatten die Söldner nicht; sie glichen Bettlern und Wegelagerern und
waren nur an den Waffen kenntlich. Von Wallenstein ist zwar bekannt, daß er
bei seinem zweiten Kommando die Soldaten reichlich mit Korn, Wein, Tuch und
Waffen versorgte, wodurch er sich seine Armee schuf. Die Söldner des Dreißig-
jährigen Krieges zogen mit Weibern und Kindern zu Felde; einem Regiment, das
3000 Mann stark war, folgten 2000 Weiber. Diese beteiligten sich ebenfalls an den
Plünderungen, und was die Männer in den Kästen und Truhen liegen ließen, das
nahmen die Weiber mit. Die an den Bewohnern verübten Grausamkeiten waren
unglaublich. Am schlimmsten hausten zuletzt die Schweden.
7. Der Westfälische Friede 1648. Alle Parteien waren des Krieges
endlich müde. Drei Jahre dauerten in Münster und Osnabrück die Unter-
handlungen, die dann rasch zum Abschluß gelangten, als die Schweden
1648 einen Teil von Prag eingenommen hatten. Wo der greuelvolle Krieg
angefangen hatte, da sollte er auch sein Ende finden. Die Fremden ließen
sich einen hohen Friedenspreis bezahlen. Die Schweden bekamen Vor-
pommern mit Stettin, Greifswald und der Insel Rügen als deutsches
Reichslehen. Den Franzosen wurden die Bistümer Tonl, Metz und Ver-
dun überlassen, außerdem erhielten sie Besitzungen im Elsaß; Straßburg
blieb vorerst noch deutsch. Der unheilvolle Krieg hatte die Macht des
deutschen Reiches nach außen geschwächt. Im Norden beherrschte Schweden
die Ostseeländer, während der Westen unter der Gewalt Frankreichs stand.
Ebenso unerfreulich regelte der Westfälische Friede die Zustände im Innern
des Reiches. Die Kaisermacht war dahin. Ungefähr 360 weltliche und
geistliche Fürsten und freie Städte zählte das Reich. Sie alle waren selb-
ständig und durften Bündnisse mit auswärtigen Mächten abschließen; nur
gegen das Reich und den Kaiser sollten sie nichts Feindseliges unternehmen.
So wurde Deutschland infolge seiner Ohnmacht und Zerrissenheit ein Spiel-
ball in den Händen feindlicher Mächte. Nur eines hatte der schreckliche
Krieg gerettet: die Glaubensfreiheit. Der Augsburger Religionsfriede wurde
bestätigt und auch auf die Reformierten ausgedehnt.
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Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolf Gustav Adolf
I. Die Raubkriege Ludwigs Xiv in Deutschland und Württemberg.
Nach dem 30 jährigen Kriege war das deutsche Reich ganz dem französischen Einflüsse preisgegeben. Welscher Geist und welsches Wesen machten sich in Sprache, Sitten und Mode geltend, und Ludwig Xiv (1661—1715) erlaubte sich die frechsten Eingriffe in des deutschen Reiches Rechte.
Dieser Fürst ließ schon als Säugling Ungünstiges ahnen. Er soll drei Zähne mit auf die Welt gebracht haben, so daß die Amme die Qual des Säugens kaum auszuhalten vermochte. Schon als Jüngling zeigte er einen unbeugsamen Hochmut, den sein verschmitzter Minister Mazarine noch nährte. Als Ludwig kaum sechzehn Jahre alt war, rief er einem Parlamentspräsidenten zu: „Der Staat bin ich!" Und im 17. Jahre trat er einmal im Jagdkleid, mit Stiefel und Sporen, die Reitpeitsche in der Haud, ius Parlament, um dasselbe zu züchtigen, weil es sich erlaubte, über einen Regierungsbefehl zu beraten.
Die ganze Regierung Ludwigs hatte wirklich keinen andern Zweck, als die Erhebung seines Ichs. Seine Glanz- und G e n u ß l i e b e, seine Ruhm- und Eroberungssucht kannte keine Grenzen.
Ludwig Xiv war ein geschworener Feind des deutschen Reiches. Er unternahm gegen dasselbe förmliche Raubzüge zur Erweiterung der Grenzen Frankreichs auf Kosten Deutschlands. Mit Feuer und Schwert ließ er unter General Turenne die Rheiu-gegeud, die Pfalz und das westfälische Land verheeren. Der Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg, ein ausgezeichneter Feldherr und Staatsmann, mußte dem deutschen Heere zu Hilfe kommen; aber während er Turenne über den Rhein zurückwerfen half, fielen die
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs Ludwig_Xiv Ludwig Mazarine Ludwig Ludwig Ludwigs Ludwig_Xiv Ludwig Friedrich_Wilhelm_von_Brandenburg Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Württemberg Frankreichs Deutschlands Rhein