Autor: Marten, Adolf, Jastram, Heinrich, Hüttmann, J. F.
Hrsg.: ,
Auflagennummer (WdK): 11
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
114
Großen; Reichsverordnungen oder Kapitularien. Die alten Herzog-
tümer mit ihren Volksherzögen an der Spitze, die zu sehr au
die Selbständigkeit der einzelnen Stämme erinnerten, waren
aufgelöst. Dafür traten die Gaugrafen als kaiserliche Ver-
walter, Richter und Heerführer auf. Zn den Grenzländern waren
Markgrafen, in den Pfalzen Pfalzgrafen, auf Domänen
Kammerboten. Die Sendgrafen revidierten. —
Alle Freien mußten dem Kriegsaufgebote folgen; sie bildeten den
Heerbann. Karl sorgte für das Wohl seines Reiches. Um den Handel
zu fördern, wollte er schon den Rhein-Donau-Kanal anlegen. Er verbesserte
den Acker- und Obstbau, richtete gute Schulen ein (Klosterschulen, Hof-
schulen), berief tüchtige Lehrer, ließ gute Bücher abschreiben und eine deutsche
Grammatik verfassen, sammelte deutsche Lieder und gab den Monaten
deutsche Namen. Er stiftete eine Reihe von Bistümern: Münster, Minden,
Osnabrück, Verden, Bremen, Paderborn, Halberstadt und Elze, welches
später nach Hildesheim verlegt ist. Er sorgte für Ansehen und Unterhalt
der Geistlichen, hielt aber auch strenge auf Pflichterfüllung. Die Zahl der
Kirchen wuchs. In ihrer Nähe siedelten sich Kaufleute an. Auch nahmen
die Jahrmärkte ihren Anfang.
3. Karls Persönlichkeit. Karl war groß (7 seiner
eigenen Fußlängen) und kräftig. Zn seiner Lebensweise war er
schlicht. Gewöhnlich trug er nur Kleidung von Leinen und Tuch;
bei feierlichen Gelegenheiten erschien er jedoch in vollem Kaiser-
schmucke. Das Schwert hatte er stets an der Seite. Er war
der beste Fechter, Schwimmer und Reiter unter den Franken.
Sein Auge leuchtete den Dürftigen mild, den Schuldigen furchtbar.
Er war den ganzen Tag thätig, schlief wenig, lernte im Alter
noch schreiben und ging täglich zweimal zur Kirche. Eine feste
Residenz hatte er nicht, sondern zog im Lande umher und wohnte
auf seinen Pfalzen. Am liebsten weilte er jedoch in Aachen.
Hier starb er auch 814 im Alter von 72 Jahren und fand im
Dome seine Ruhestätte.
§ 33. Karls Nachfolger. Karls Sohn Ludwig (814
bis 840) erhielt den Beinamen „der Fromme", weil er der Kirche besonders
zugethan (nochmalige Salbung, mönchisches Leben am Hofe, Mission nach
Norden von Corvey und Hamburg aus, Ansgarius rc.), und weil er schwach
und gutmütig war (schwache Reichsleitung, Weggeben von Zollfreiheiten
und freien Gerichtsbarkeiten, übertriebene Nachsicht gegen die Lehensträger,
die ihre Lehen bereits als erblich ansahen, mehrmalige Teilung des Reichs
unter seine Söhne, deren Empörungen rc.) — Nach seinem Tode kriegten die
Söhne um die Erbschaft und teilten sie im Vertrage zu Verdun 843.
l. Lothar erhielt als Kaiser Italien, Lothringen, Burgund und Fries-
land; 2. Ludwig der Deutsche Deutschland bis an den Rhein und
jenseit noch Mainz, Speyer, Worms; 3. Karl der Kahle das jetzige
Frankreich und Spanien bis zum Ebro. — Es ist nun folgendes zu
merken: 1. Frankreich und Deutschland waren von nun an
geschieden. Diejenigen Franken, welche sich in Gallien festgesetzt hatten,
vermischten sich mit den Galliern oder Kelten, deren Nationalität die
deutsche verdrängte. Aus der fränkischen, keltischen und lateinischen Sprache
bildete sich die französische. — 2. Die Kaiserkrone war zuerst in
Italien (Lothar), dann in Frankreich (Karl der Kahle), daraus kam sie
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TM Hauptwörter (100): [T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe]]
TM Hauptwörter (200): [T118: [Karl Ludwig Reich Sohn Lothar König Lothringen Frankreich Herzog Tod], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier]]
Extrahierte Personennamen: Karl Karls_Persönlichkeit Karls Karl Karls Karls Ludwig_( Ludwig Lothar Ludwig_der Ludwig Karl_der_Kahle Karl Lothar) Karl_der_Kahle Karl
Extrahierte Ortsnamen: Rhein-Donau-Kanal Minden Bremen Paderborn Halberstadt Hildesheim Aachen Karls Karls Corvey Hamburg Italien Lothringen Burgund Deutsche_Deutschland Rhein Mainz Speyer Worms Frankreich Spanien Frankreich Deutschland Gallien Italien Frankreich
Autor: Hüttmann, J. F., Jastram, Heinrich, Marten, Adolf
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
140
Kirche zuerst aus? — 9. Beschreibe den Verlauf der Reformation in
Deutschland! — 10. Gieb das Wichtigste über die Reformation außer-
halb Deutschlands an! — 11. Welche Kämpfe hatte die Reformation zu
bestehen? — 12. Gliedere den dreißigjährigen Krieg! — 13. Wann
verloren wir Metz, wann den Elsaß? — 14. Welche Gebietsver-
änderungen erfolgten im westfälischen Frieden? — 15. Wodurch ist der
Nürnberger Neligionsfrieden und der westfälische Frieden für die Pro-
testanten wichtig? — 16. Was geschah genau 100 Jahre vor Gustav
Adolfs Landung? — 17. Was ist erzählt: a) von Frankreich, b) von
Schweden, c) von England, d) von den Niederlanden, e) von Irland?
— 18. Welche Erfindungen und Entdeckungen fallen in diese Zeit? —
19. Beschreibe Gustav Adolf's Zug durch Deutschland! — 20. Welches
war die Ursache: a) des Bauernkrieges, b) des dreißigjährigen Krieges
überhaupt und insbesondere des böhmisch-pfälzischen und des nieder-
sächsisch-dänischen Krieges? — 21. Was ist das Nestitutionsedikt? —
22. Welches ist der Zweck des Jesuitenordens? — 23. Weshalb mischte
sich Gustav Adolf in den dreißigjährigen Krieg? Und weshalb thaten
dies die Franzosen? — 24. Was sind Landsknechte? — 25. Wodurch
ist Luther der Gründer einer gemeinschaftlichen Sprache für alle deutschen
Stämme geworden? Welche seiner Schriften sind dir bekannt? —
26. Weshalb blieb das deutsche Volk nach dem 30jährigen Kriege noch
lebensfähig?
5. Naümülgeschichte.
a) S inken der Habsburgischen Monarchie, Preußens
Emporwachsen. 1648 — 1740.
Z. 68. Das sog. Jahrhundert Ludwigs Xiv.
Unter Ludwig Xiii. (Kardinal Richelieu) und Ludwig Xiv.
(1643 — 1715) gewann Frankreich das Uebergewicht über die
andern Staaten in Europa. Der letztere (schlau, herrschsüchtig und
prachtliebend) besiegte die trotzigen großen Vasallen, die nun Hof-
leute und Officiere wurden; er unterdrückte die Hugenotten (Auf-
hebung des Edikts von Nantes) und begründete die unumschränkte
Königsmacht („Der Staat bin Ich"). Handel, Gewerbe, Künste
und Wissenschaften nahmen während seiner glanzvollen Negierung
einen hohen Aufschwung, obwohl das Land verarmte. Französische
Sprache, Bildung, Mode und Leichtfertigkeit in Sitte und Religion
wurde in ganz Europa (auch leider durch das Beispiel der Fürsten
in Deutschland) herrschend. Die einzelnen Regenten suchten Ludwigs
Negierungsweise nachzumachen, wodurch die Unterthanen gedrückt
und belastet wurden. In Deutschland nahm Einheit und Einig-
keit immer mehr ab; die kaiserliche Macht galt nichts mehr, denn
nicht nur waren die Kaiser (Ferdinand Iii. 1637 — 57, Leopold I.
1657 — 1705, Joseph I. 1705 — 11) schwach, sondern sie waren
auch bei allen wichtigen Angelegenheiten an die einhellige Zu-
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Extrahierte Personennamen: Gustav
Adolfs Gustav Adolfs Gustav_Adolf's Gustav Gustav_Adolf Gustav Adolf Ludwigs Ludwig_Xiii Ludwig Ludwig_Xiv Ludwig Ludwigs
Negierungsweise Ludwigs Ferdinand Leopold_I.
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschlands Elsaß Frankreich Schweden England Niederlanden Irland Deutschland Habsburgischen Frankreich Europa Nantes Europa Deutschland Deutschland
68 Das Mittelalter.
errichtete er auf seinen Gtern Musterwirtschaften, in denen die strengste Ordnung herrschen mute. Er selber war ein tchtiger Landwirt und gab die genauesten Anweisungen der die Pflege der Haustiere und Bienen, der die Wein- und Bierbereitung, der die Aufbewahrung der Wintervorrte, der Feld- und Gartenbau. Die Gutsverwalter muten ein genaues Verzeichnis der alle auf dem Gute vorhandenen Gegenstnde einreichen; Karl prfte die Rechnungen, in die auch die kleinsten verkauften Gegenstnde, z. B. jedes verkaufte Ei, eingetragen werden mute. Alle greren Verbesserungen ordnete er selbst an.
d. Karls Lebensweise und sein Tod. Karl war von groem, starkem Krperbau. Seine Kraft war so gewaltig, da er einst einen Mauren mit einem Hiebe spaltete und Hufeisen zerbrechen konnte. Er ritt und jagte gern und oft; im Schwimmen bertraf ihn keiner. In Speise und Trank war er sehr mig. Am liebsten a er Braten, den seine Jger am Spiee braten und auftragen muten. Whrend der Mahlzeit lie er sich gern aus der heiligen Schrift oder der die Thaten alter Helden vorlesen. Seinen Nachtschlaf unterbrach er hufig vier-oder fnfmal durch Aufstehen. Stets hatte der Kaiser sein Schwert an der Seite. Fr gewhnlich unterschied sich seine Kleidung von der eines seiner Unterthanen nicht; auslndische Kleidung hate er. Karls Wohlthtigkeit erstreckte sich nicht blo auf seine Unterthanen, sondern weit bers Meer pflegte er Geld zu schicken, nach Syrien und Jerusalem, nach Alexandria und Karthago, wenn er hrte, da Christen dort in Drftigkeit lebten. Der Ruhm seines Namens war weit verbreitet; selbst der Kalif von Bagdad am Tigris sandte ihm Geschenke. Vor allem edlen Wissen hatte Karl groe Achtung; aber er selber hatte einen mangelhaften Unterricht genossen. Er lernte die Rechenkunst noch im hheren Mannesalter; die Schreibkunst aber vermochte er sich nicht mehr anzueignen. Er gab sich groe Mhe, fhrte sein Tfelchen immer bei sich und legte es bei Nacht unter sein Kopfkissen, um das Schreiben zu den, wenn er nicht schlafen konnte; doch die des Schwertes ge-wohnte Hand vermochte den leichten Federkiel nicht zu regieren. Die letzten Lebensjahre wurden dem alten Kaiser durch Krankheit und den Verlust seiner beiden ltesten Shne getrbt. Als er sein Ende nahen fhlte, machte er sein Testament. In demselben waren die Armen reichlich bedacht; den Geistlichen seines Reiches vermachte er ein Drittel seines Vermgens an Geld, Hausrat und Kostbarkeiten. Dann berief er seinen Sohn Ludwig und die Groen seines Reiches nach Aachen und stellte seinen Sohn als Nachfolger in der Kaiserwrde vor. Hierauf begab er sich in die Marienkirche, wohin ihm die ganze Versammlung folgte; dort knieete er vor dem Hauptaltare zu inbrnstigem Gebete
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Extrahierte Ortsnamen: Karls Karls Syrien Jerusalem Alexandria Karthago Bagdad Aachen Marienkirche
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): evangelisch-lutherisch
No. 152.
Geschichte.
313
mit den reichen Mitteln, die ihr zu Gebot standen, im Verborgenen zahlloser
Not steuerte. In sinniger Weise hinterließ sie auch da und dort die Segens-
spnr eines slüchtigen Landaufenthalts, indem man noch jetzt in manchem ein-
samen Dorfkirchlein hier ein Altarkreuz, dort eine Glocke als Stiftung der
Kronprinzessin zeigt.
Noch voller konnte ihr Walten der Liebe sich entfalten, als sie am
25. Juni 1864 an der Seite ihres Gemahls den königlichen Thron bestieg.
Um aus ihrer wahrhaft großartigen Liebesthätigkeit nur das Hervorragendste
zu nennen, so gab ihr der König schon in seinem ersten Regierungsjahr reiche
Gelegenheit, in die Erziehung der Jugend fördernd einzugreifen, indem er
ihr das Protektorat des Katharinenstifts übertrug, der von der Königin
Katharina gegründeten Schule für Töchter höherer Stande. Als späterhin
die wachsende Zahl der Zöglinge eine Abzweigung verlangte, gründete sie
das Olgastift. Wie oft erfreute sie die Lehrer wie die Schülerinnen mit
ihren Schulbesuchen! Wie gerne weilte sie namentlich in den Klassen der
Kleinen, setzte sich auf einen Stuhl und unterhielt sich mit den Kindern aufs
freundlichste, fragte sie nach ihrem Lerngeschäft und buchstabierte ihnen die
von ihnen zu lernenden französischen Wörter und Sätzchen vor! Als sie
einmal einer Schlußprüfnng in einer der höheren Klassen anwohnte, trat sie,
nachdem die Abschiedsworte des Rektors an die abgehende Klasse verklungen
waren, in der ihr eigenen wahrhaft königlichen Art vor die Klasse und sprach
mit bewegter Stimme: „Liebe Töchter, meine selige Mutter sagte mir oft:
Was du zu thun hast, das thue gerne! Das möchte ich euch auch ans Herz
legen. Thut eure Pflichten mit Freuden und nicht mit Seufzen! Beginnt
jeden Tag mit Gebet, das ist entscheidend für euer Ergehen! Vergesset nie,
auch für andere nützliche Arbeiten zu verrichten, wodurch ihr euch die Frische
des Lebens mit bewahren könnt!"
Besonders mannigfaltig war ihre Fürsorge für die Kranken, Gebrech-
lichen und Bedürftigen, für die Verwahrlosten und Verwaisten, für die Ver-
lassenen und für die Betagten. Wer kennt nicht die Olgaheilanstalt in
Stuttgart, welche schon vielen Hunderten von Kindern und jungen Leuten
aus Stadt und Land Heilung und Hilfe gebracht hat, und deren Blüte vor
allem ihr Werk ist? Blindenasyle, Waisenhäuser und Rettungsanstalten,
Häuser für Schwachsinnige, für Epileptische, für Krüppelhafte und für un-
heilbare Kranke erfreuten sich ihrer Förderung, Frauenstifte entstanden auf
ihre Anregung; die Häuser der Barmherzigkeit in Wildberg und Eßlingen
für betagte und verlassene Männer und Frauen sind ihre Schöpfung, die
Anstalten für Diakonen, Diakonissinnen und barmherzige Schwestern und deren
Spitäler fanden ihre kräftige Förderung durch Rat und That, durch Stiftung
von Freibetten und ähnliche Wohlthaten. Auch die Stiftung des Verbandes
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Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): evangelisch-lutherisch
No. 181.
Kirchengeschichte.
369
was man will, — den Ruhm verdient es gewiß, das Jahrhundert der
Humanität, des praktischen Christentums zu heißen.
Barmherzige Liebe kostet Geld. Darum ist's gut, daß der reichste Mann
in Württemberg, nämlich der Staat (welcher freilich auch am meisten Schul-
den hat!), das Seinige dazu hergiebt. Der Staat sorgt jetzt fast ganz von
sich aus für die Waisenkinder; evangelische Waisenknaben kommen nach
Stuttgart, evangelische Waisenmädchen nach Markgröningen ins Waisenhaus.
Ebenso ist für die Taubstummen von Staats wegen trefflich gesorgt.
Könntest du nur einmal in einer der vier Taubstummenanstalten einen halben
Tag zuhören, du würdest dich wundern, wie da menschliche Geduld und Kunst
die „Taubstummen" reden lehrt! Auch für die Bildung der Blinden in
Schulfächern und Handfertigkeit geschieht von Obrigkeits wegen viel, haupt-
sächlich in der Nikolauspflege zu Stuttgart und in dem Blindenasyl zu
Gmünd. Denken wir vollends an die vielen armen Geisteskranken, welche
in den Staatsirrenhäusern in Winnenden, Zwiefalten, Schufsenried, Weißenau
gepflegt werden; an die teilweise vorzüglich eingerichteten Kranken- Versor-
gungs- und Landarmenhäuser, welche sich von den früher mit Recht so gefürch-
teten Spitälern unterscheiden wie Tag und Nacht; an den stets wachsenden
Armenaufwand unserer Gemeinde- und Staatsbehörden, so stehen wahrlich
ansehnliche Leistungen der öffentlichen Armenpflege vor unsern Augen.
Aber das Beste thut immer die freiwillige Liebe. Voran geht hier
mit leuchtendem Beispiel unser Königshaus. Und doch sind nicht die Ge-
schenke fürstlicher Huld, auch nicht die großen und kleinen Gaben der bürger-
lichen Kreis? das eigentliche Triebrad des großen Liebeswerks, sondern die
aufopfernde Kraft derer, welche darin persönlich thätig sind. Dies mag eine
kurze Wanderung durch das reiche Gebiet uns vor die Seele führen.
Schon für die kleinsten Kinder in der Stadt, deren Mütter den ganzen
Tag dem Geschäft außer dem Hause nachgehen müssen, giebt es Pflegehäuser,
„Krippen," so genannt um des liebsten Kindes willen, das im Stall ge-
boren ist. Welchen Wert eine Kleinkinderschule für die drei-bis sieben-
jährigen Kinder hat, weiß jedermann; haben wir doch jetzt mehrere Hundert
solcher Bewahranstalten in unserem Land. Aber auch manchen Schulkindern
muß man, zumal in größeren Städten, im sogenannten Knabenhort eine
Heimstätte öffnen, weil die Stube ihrer Eltern erst abends von 6 oder 7 Uhr
an offen ist. Oft verwildert ein Kind gerade deswegen, weil Vater und
Mutter zu wenig Zeit haben, nach ihm zu sehen; manchmal fehlt es aber auch
an der nötigen Zucht und am guten Beispiel daheim. Wie gut ist es, daß
wir in unseren Rettungsanstalten allerlei verwahrlosten Kindern die
Erziehung geben können, welche sie brauchen! Von den 16 Anstalten dieser
Art in Württemberg sind die bekanntesten die in Stuttgart (Paulineupflege),
Lesebuch für Fortbildungsschulen. 24
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): Jungen
145
fj a £ L
mit Rügen und Stettin, die mecklenburgische Stadt Wismar und die Bistümer Bremen und Verden.
b) Deutschland betreffend.
Staatliche Angelegenheiten:
1) Die Unabhängigkeit der Schweiz und der Niederlande wird anerkannt.
2) Die Rheinpfalz mit der neu geschaffenen achten Kurwürde wird an Friedrichs V. Sohn, den Pfalzgrafen Karl Ludwig, zurückgegeben. Bayern bleibt im Besitz der Oberpfalz.
3) Brandenburg erwirbt den größeren Teil von Hinterpommern und als Entschädigung für das ihm nach Erbrecht zustehende ungeteilte Pommern die Anwartschaft auf das Herzogtum (bisher Erzbistum) Magdeburg und die Bistümer Halberstadt, Minden und Kammin (als weltliche Herzogtümer). Magdeburg fällt 1680 nach dem Tode des Administrators August von Sachsen an Brandenburg.
4) Sachsen erhält die Lausitz.
5) Mecklenburg erhält die säkularisierten Bistümer Schwerin und Ratzeburg.
6) Braunschweig-Lünebnrg erhält die Klöster Walkenried 1 - . und Gröningen und das Recht, abwechselnd mit einem katholischen Bischof im Bistum Osnabrück zu succediereu.
7) Hessen-Kassel erhält die Abtei Hersfeld und sechshundert- V.v tausend Thaler.
Den Reichs ständen wird die volle Landeshoheit zugestanden, das jus pacis et armorum, das Recht der Bundesschließung auch mit dem Ausland außer gegen Kaiser und Reich. — Vernichtung der kaiserliche« Gewalt.
Kirchliche Angelegenheiten:
1) Bestätigung des Passaner Vertrages und Augsburger Religionsfriedens; auch die Reformierten erhalten Religionsfreiheit.
2) Aufhebung des Restitutionsedikts durch Festsetzung des Normaljahres 1624: Katholiken und Evangelische bleiben im Besitz der geistlichen Stifter und Güter, die sie am 1. Jauuar 1624 inne gehabt. Das jus reformandi, das ist die Befugnis, den Unterthanen, die durch das Normaljahr keine freie Religionsübung zugesichert erhalten haben, die Religion vorzuschreiben, bleibt den Landesherren.
Frankreich und Schweden sind Garanten des westfälischen Friedens.
Folgen des dreißigjährigen Krieges:
Durch die entsetzlichen Verwüstungen des Krieges ist der Wohlstand Deutschlands vernichtet, mehr als die Hälfte der Bevölkerung ist untergegangen, die Sitten sind verwildert, der Aberglaube herrscht
Heinze, Geschichte. 10
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs_V. Karl_Ludwig Karl Ludwig August Jauuar
Extrahierte Ortsnamen: Stettin Wismar Deutschland Niederlande Rheinpfalz Friedrichs Brandenburg Hinterpommern Magdeburg Minden Magdeburg Sachsen Brandenburg Sachsen Ratzeburg Bistum_Osnabrück Hessen-Kassel Frankreich Schweden Deutschlands
— 85 —
Jedoch nicht nur für die Erwachsenen hat die Königin Sorge getragen, sondern auch für die Kinder, welche in Scharen herumziehend, durch Bettel und Müßiggang dem Laster und Verderben in die Arme fielen. Sie unterstützte die in den Jahren 1807 und 1813 zu Stuttgart gegründeten Beschäftigungsanstalten, in welchen arme Mädchen im Spinnen, Stricken und Nähen, sowie in der Religion und im Singen unentgeltlich unterrichtet wurden, und welche die Namen Katharinen- und Marienpflege erhielten. Im Jahr 1817 stiftete sie noch die Katharinenschule, in welcher 350 arme Kinder im Alter von 7 — 14 Jahren, 160 Knaben und 190 Mädchen in der Zeit, welche sie nicht in öffentlichen Schulen zuzubringen hatten, unter der Leitung von 16 Frauen Unterricht in allen möglichen Handarbeiten, welche ihr künftiges Fortkommen anbahnen sollten, nebst angemessener Verköstigung erhielten, wie denn auch ihre geistige Ausbildung und ihre sittliche Entwicklung in jeder Weise gefördert wurde. Unter diesen Kindern, welche Katharina alle mit Namen kannte, ging sie fast täglich einher; sie ließ sich deren Arbeiten zeigen, kostete deren Speisen, hörte die auswendig gelernten Bibelsprüche und Liederverse ab, belobte Fleiß und gute Sitten, tadelte und ermahnte liebreich, wo Trägheit und Unanständigkeit sich zeigten. Sie wollte nicht nur Mutter der Armen heißen, sondern es auch sein und an den ärmsten, am meisten verwahrlosten Geschöpfen Mutterstelle vertreten.
Aber bei diesen Anstalten blieb es nicht. Katharina beteiligte sich auch an den Gründungen ihres Gemahls. So war sie mit Rat und That bei der Errichtung der nunmehr weltberühmten Akademie Hohenheim thätig, für die sie eine Sammlung von Sämereien, Büchern u. bergt, stiftete. Auch einigen Waisenzöglingen verhals sie dorthin zur Erlernung der Landwirtschaft, damit sie später als Verwalter ihr Brot verdienen und zugleich dem Lande nützen könnten.
Sie, die feingebildete Frau, wollte den gebildeten Männern aber auch für gebildete Frauen sorgen; sie erkannte die Unzulänglichkeit der bestehenden Mädchenschulen und errichtete daher in Stuttgart eine Unterrichts- und Erziehungsanstalt für die Töchter der höheren und mittleren Stände, das heutige Katharinenstift, das ant 17. August 1818 eingeweiht wurde und wobei sie selbst ergreifende Worte an Kinder, Lehrer und Eltern richtete.
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Extrahierte Personennamen: Katharina Katharina August
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13
Bestehens als Pflanzstätten der Wissenschaft. Zahlreich waren unter den
Mönchen die Schreiber, die für die Verbreitung religiöser und anderer
Schriften sorgten. Vieles haben die Klöster auch für die Hebung der Land-
wirtschaft, für Förderung von Kunst und Gewerbe getan.
2. Das Ritterwesen. Unter Karl dem Großen und seinen Nach-
folgern war das Heer noch ein Volksheer. Als aber später, namentlich
während der Zeit der Kreuzzüge die Reichen und Vornehmen mit Schwert
und Schild und Roß zu Felde zogen, da kam zwischen Fußvolk und Reitern
Klosterleben.
Dieses Bild ist als große farbige Wandtafel im Berlag von F. E. Wachsmuih in Leipzig erschienen.
eine Scheidung zustande, so daß sich die „Ritter" von den andern Freien
absonderten und einen eigenen Stand bildeten. Wollte einer in den Ritter-
stand aufgenommen werden, so mußte er ein eigenes Lehensgnt besitzen.
Der Ritter hatte die Aufgabe, seinem Landesherrn Heerfolge zu leisten,
weshalb er schon von Jugend an zum Waffendienst erzogen wurde. Bis
zum siebten Jahre war er der Obhut der Mutter anvertraut; im zwölften
Jahr kam er an den Hof eines angesehenen Edeln, um gute Zucht und
feine Sitte zu lernen. Der Edelknabe übte sich in allerlei ritterlichen Künsten,
im Ringen, Fechten, Turnen und Reiten. Später ging er an den Hof
eines Fiirsten und mußte als Junker oder Knappe sich im Gebrauch der
Waffen nnb im höfischen Anstand üben.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
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