Das Heilige Römische Reich. Z49
die fehlende Feinheit und Gewandtheit anderer Nationen.
Dabei kann der Deutsche kühn fragen, in welchem Lande
wahre Bildung so allgemein bis in die untersten Volks-
klaffen verbreitet sei?' Welches Volk sich so vieler Erfindun-
gen, so tüchtiger Leistungen auf allen Gebieten des Wissens
rühmen dürfe? Darum nennt auch der französische Gelehrte
Cousin unser Vaterland „ein ernstes, nachdenkliches, durch
Gelehrsamkeit und geschichtliche Kritik klassisches Land," und
noch schöner ist das Lob des Geographen Rougemont:
„vor allen andern Völkern zeichnet sich das deutsche durch
Religiosität, Ernst und Tiefe aus und kann deswegen vor-
zugsweise das christliche genannt werden."
H. 95.
Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation.
Erzähle tiach S. 258., wie der deutsche Völkerbund
der Franken ein Reich gründete, wie dies unter dem groß-
ßen Earl sich weit ausdehnte, wie es 843 unter seine 3
Enkel getheilt ward. Die Nachkommen Ludwigs des
Deutschen, die karolingischen Könige, regierten bis
911; sie hatten das eigentliche Lothringen zu ihrem Reiche
gebracht (S. 258.). Aber die größte Plage waren damals
die verheerenden Einfälle der Ungarn (S. 246.), der Nor-
mannen (S. 286.), der Slaven an der Elbgränze. Die
Herzoge der 5 großen deutschen Stämme, der Franken,
Sachsen, Bayern, Schwaben, Lothringer, wählten
911 den Hz. von Franken, Konrad I., dann 919 dm
Sachsenherzog Heinrich. Mit ihm beginnt die Reihe der
Sächsischen Kaiser bis 1024. Gleich der erste hat
Ungarn und Slaven weggescheucht; sein großer Sohn erwarb
Italien und verband mit deutschem Königthum die römische
Kaiserwürde (S. 199.). Unter den fränkischen oder sa-
lischen Kaisern 1024—1125, erhielt das römische
Reich deutscher Nation seine weiteste Ausdehnung.
Das bedeutende, aus Lothars Erbschaft noch entstandene
Königreich Burgund oder Are lat (S. 266.) wurde ge-
wonnen , und die Westgränze bis zur Rhone und dem Golf
von Lyon erweitert. Die Slaven waren bis über die Oder
hinaus unterworfen, die Länder der deutschen Ritter und der
Schwerdtritter bis zum finnischen Busen hin gehörten zum
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Extrahierte Personennamen: Ernst Ludwigs Konrad_I. Konrad_I. Heinrich Heinrich
Bayern. 421
von Kaiser Friedrich Barbarossa gedemüthigt war, wurde
Bayern, sehr verkleinert, an Otto von Wittelsbach gege-
den 1180. Die Wittelsbacher erwarben im 13. Jahrhundert
noch die große und blühende Rheinpfalz, und theilten sich
in viele Zweige. In der Mitte des 18. Jahrhunderts gab es
drei wittelsbachische Territorien, a) Das eigentliche Bayern,
seit dem 30jährigen Kriege ein Kurfürstenthum, b) Kur-
psalz. c) Pfalz-Zweibrücken. Bei dem Aussterben der
beiden ersten Linien vereinigte 1799 die dritte die ganze Län-
dermasse, damals 800 Dübi. In den französischen Kriegen
und den folgenden Umwälzungen verlor zwar Bayern alles
das, was es auf dem linken Rheinufer besessen hatte, den
größten Theil der Pfalz: erwarb aber durch Napoleon —■
gegen den es sich jedoch schon vor der Leipziger Schlacht
erklärte — den Königstitel und so viel Gebiet, daß es jetzt
1380 Hzm. mit über Mill. Einwohnern hat (zwei Drit-
tel Katholiken, ein Drittel Protestanten). König Ludwig Ii.
Das Reich besteht aus acht Kreisen oder Regierungsbezirken,
welche aber historisch nach den alten Reichskreisen oder Land-
schasteu genannt sind. Wir zählen sie nach dem Alter der
Erwerbung auf.
a) Ober-Bayern, der größte Kreis, § 86.2.3. b. §87. 3.
b. c. d. Die Hauptstadt des ganzen Reiches, München, von Heinrich
dem Löwen gegründet, liegt in flacher, reizloser Gegend — wie hoch?
(S. 336) — welche indessen doch die Alpenkette zum Hintergrunde hat.
München liegt am linken Jsarufer, gegenüber die Vorstadt Au. Noch
1816 hatte München nur 40,000, jetzt Hw000 E.; in neuerer Zeit
hat es dadurch seine ganze Gestalt verändert, daß besonders unter den
kunstliebenden Monarchen Ludwig I. und Maximilian Ii. ganze Stadt-
theile neu angelegt und viele Prachtbauten aufgeführt sind. So giebt
es neue Kirchen in jedem Baustil; die Pfarrkirche in der Au im gothi-
schen, die Allerheiligenkapelle im byzantinischen, die Ludwigskirche an
der breiten, mit lauter großartigen Gebäuden besetzten Ludwigsstraße
im italienischen Stile — die Bonifaciuskirche bildet die Form der alten
Basilica nach. Außerdem merke den Königsbau, die Pinakothek
(Gemäldehaus), die Glyptothek (Statuenhaus), die Feldherrnhalle,
das Bibliotheksgebäude; die neue prächtige Maximiliansstraße mit
vielen Prachtbauten; in der Nähe der Stadt die Ruhmes Halle, die
colossale Statue der Bavaria, 17v2m (54') hoch, der Triumph deut-
scher Bildner- und Gießerkunst. Eine Menge Künstler, besonders Maler
halten sich in München, das eine Malerakademie hat, auf. Dazu darf
sich München der besuchtesten Universität der süddeutschen Staaten rüh-
men. Dem etwas derben, aber treuherzigen Volke wohnt Geschmack
für materielle Genüsse inne: bekannt ist das treffliche bayersche Bier, das
jetzt in ganz Deutschland, ja in der ganzen Welt, bis Java und Austra-
lien hin, seine Verehrer hat. (Jährlich werden in Bayern ungefähr
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Otto_von_Wittelsbach Otto Napoleon Ludwig_Ii Ludwig Heinrich
dem_Löwen Heinrich Ludwig_I. Ludwig_I. Maximilian_Ii Maximilian
Extrahierte Ortsnamen: Rheinpfalz München Bonifaciuskirche München Deutschland
126
Viertes Buch.
der großen Völkerwanderung, welche 375 durch den
Einfall der Hunnen veranlaßt wurde, verließen die Deut-
schen die Gegenden östlich von der Elbe, Saale und dem
Böhmerwalde, wohin nun Slaven rückten. Deutsche
Stämme entrissen dem zerfallenden weströmischen Reiche eine
Provinz nach der andern und gründeten deutsche Staaten
in Italien, Spanien, England, selbst ans der Nordküste von
Asriea. Am mächtigsten wurde das Reich der Franken.
Karl der Große, den 800 der Papst zum römischen
Kaiser gekrönt, besaß ganz Frankreich, Deutschland bis zur
Eider, Elbe und Raab, Italien bis zum Tiber, Spanien
bis zum Ebro.
Seiue drei Enkel theilten 843 zu Verdun sein Reich.
Der älteste, Lothar, erhielt die Kaiserwürde, Italien und
einen Strich Landes von den Alpen bis zur Nordsee, zwi-
schen Rhein im Osten, Rhone, Saone und Schelde" un We-
sten. Man nannte nun diese Gegenden Lotharingen.
Was westlich davon lag, das eigentliche Frankreich, erhielt
Karl der Kahle — was östlich, das eigentliche Deutsch-
land, Ludwig der Deutsche.
Unter diesen drei Staaten war das Königreich Deutsch-
land zu besonderer Ehre und Herrlichkeit ausersehen. König
Otto der Große erlangte 962 die römische Kaiser-
krone, die oberste der ganzen christlichen Welt, und sie
ist seitdem bei den Deutschen geblieben. Weit dehnten sich
des Kaiserreiches Gränzen. Die ganze lotharingische Erb-
schaft war nach und nach damit vereinigt: Marseille und
Lyon waren damals deutsche Städte. Die slavischen Striche
im Osten waren wieder erworben. Dänemark, Polen und
Ungarn erkannte sich um 1050 für lehns - und tributpflichtig.
Aber schon in den letzten Jahrhunderten des Mittel-
alters sank Deutschland von dieser Höhe herab. Verschie-
dene Umstände, worunter besonders der zu nennen ist, daß
Deutschland nach und nach ein Wahlreich wurde, bewirkten,
daß die Macht des Kaisers immer mehr sank. Die Herzöge,
Grafen u. s. w., die zuerst nur seine Beamten gewesen waren,
wurden im Verlauf der Geschichte nach und nach Landes-
herren, die zuletzt fast nur dem Namen nach die Oberherr-
schaft des Kaisers anerkannten. Wenigstens gilt dies
von den größeren Fürsten, wozu besonders die Kurfürsten
gehörten, denen die Kaiserwahl zustand. Es waren deren
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Extrahierte Personennamen: Asriea Karl Raab Lothar Karl_der_Kahle_— Karl Ludwig_der_Deutsche Ludwig Otto
Extrahierte Ortsnamen: Italien Spanien England Frankreich Deutschland Italien Spanien Italien Nordsee zwi-
schen_Rhein Frankreich Marseille Lyon Polen Ungarn Deutschland Deutschland
Autor: Renner, August, Jastram, Heinrich, Hüttmann, J. F., Feddeler, Gustav, Marten, Adolf
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
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den sie ihm bei der Verlobung gegeben, und Gudrun gab sich jetzt zu er-
kennen. Mit dem Schwerte die Jungfrau zu gewinnen, beschlossen nun
die Helden. Gudrun schleuderte die Gewänder ins Meer, ging zur Burg
und erklärie der schlimmen Gerlinde, sie wolle Hartmuts Gattin werden.
Da erhob sich großer Jubel in Ludwigs Burg. Aber der Jubel wandelte
sich in Wehgeschrei, als man am andern Morgen die Hegelingen rund um
die Burg erblickte. Rasch war sie erobert, der schreckliche Wate schonte
weder Greis noch Säugling; König Ludwig und die böse Gerlinde wurden
erschlagen, Hartmut gefangen. Nun kehrten die siegreichen Helden mit
Gudrun zurück ins Hegelingenland, wo Hilde sie festlich empfing. Ein
großes Hochzeitsfest wurde angerichtet zu Ehren der treuen Gudrun, die
nun die Gattin Herwigs wurde. Nach der Hochzeit führte er sie heim in
seine Königsburg auf Seeland.
§ 39. Zur Wiederholung und Übung. Lerne
folgende Sätze auswendig.
102 v. Chr. besiegte Marius die Teutonen im südlichen Frankreich.
101 schlug Marius die Cimbern in Oberitalien.
12—9 eroberte Drusus Deutschland bis gegen die Elbe hin.
9 n. Chr. besiegte Armin den Varus im Teutoburger Walde.
375 begann die große Völkerwanderung.
395 teilte Theodosius das römische Reich unter seine beiden Söhne.
410 plünderte der Westgotenkönig Alarich Rom.
429 zogen die Vandalen unter Geiserich nach Afrika.
451 besiegten Römer und Westgoten den König Attila bei Cha-
lons a. d. Marne.
476 eroberte der deutsche Heerführer Odoaker das weströmische Reich.
493—511 regierte Theoderich d. Gr. in Italien.
555 ging das Ostgotenreich in Italien unter.
568 eroberte der Langobardenkönig Alboin Italien.
622 floh Mohammed von Mekka nach Medina.
481—511 gründete Chlodwig das Frankenreich.
732 besiegte Karl Martell die Mauren bei Tours und Poitiers.
751 wurde Pippin der Jüngere König des Frankenreiches.
754 wurde Bonifazius bei Dokkum erschlagen.
1. Welche deutschen Stämme kennst du? Nenne ihre Wohnplätze! —
2. Welches waren die wichtigsten Eigenschaften im Wesen der Germanen? —
3. In wie viele Klassen zerfielen die Germanen? Wodurch unterschieden sich
die Klassen? — 4. Nenne die Vorzüge der freien Germanen! — 5. Welches
waren die Hauptgottheiten der Germanen? — 6. Erkläre folgende Ausdrücke:
Gau, Gauversammlung, Graf, Lehen, Völkerwanderung, Islam, Truchseß,
Hausmeier, Pfalz, Marschalk. Walhalla, Kämmerer, Missionar, Donnereiche! —
7. Nenne die Völkerbündnisse der Deutschen! — 8. Was haben die alten
Deutschen von den Römern gelernt? — 9. Nenne Städte in Deutschland, welche
von den Römern gegründet sind! — 10. Wer waren: Drusus, Germanikus,
Armin, Alarich, Attila, Bonifazius, Karl Martell, Varus, Pippin der Jüngere,
Theodrich, Chlodwig, Alboin, Odoaker, Mohammed? — 11. Welche deutschen
Völkerschaften sind in das römische Reich eingewandert? Wer waren ihre
Könige? — 12. Nenne die deutschen Reiche, welche in der Völkerwanderung
entstanden sind!
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Extrahierte Personennamen: Gudrun Gudrun Gudrun Gudrun Gerlinde Ludwigs Ludwig Ludwig Gerlinde Hartmut Gudrun Gudrun Hilde Gudrun Gudrun Herwigs Marius Marius Marius Marius Armin Varus Theodosius Attila Theoderich Mohammed Chlodwig Karl_Martell Karl Pippin Bonifazius Walhalla Drusus Germanikus Armin Attila Bonifazius Karl_Martell Karl Varus Pippin Chlodwig Mohammed
Extrahierte Ortsnamen: Ludwigs_Burg Burg Hegelingenland Seeland Frankreich Oberitalien Deutschland Westgotenkönig_Alarich_Rom Afrika Italien Italien Langobardenkönig_Alboin_Italien Mekka Medina Frankenreich Poitiers Dokkum Deutschland Bonifazius