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Dritter Abschnitt.
Von Constantin's Alleinherrschaft bis zum Untergange des
abendländischen Reiches 476.
§. 81. Constantin -er Große, Alleinherrscher. 324—337. ')
Constantin, der sich schon seit seinem Regierungsantritte
den Christen geneigt bewiesen hatte, erhob jetzt die christliche
Religion zur Staatsreligion, verschob aber seine Taufe bis an's
Ende seines Lebens. Er ließ sich und die Seinigen in der christ-
lichen Religion unterrichten, begünstigte und besoldete ihre Lehrer,
beförderte Christen zu den höchsten Staatsämtern, hielt viele
bei sich am Hofe und pflog den vertrautesten Umgang mit ihnen.
Kirchen wurden gebauet und auf das prachtvollste ausgeschmückt,
ihre Feste mit der größten Feierlichkeit begangen. Heiligenbilder
und Kreuze traten an die Stelle der alten heidnischen Götzen-
bilder. Von der Ehrfurcht für das Kreuz beseelt, an welchem
das Werk der Erlösung vollbracht war, schaffte Constantin die
Kreuzesstrafe ab; und von dieser Zeit an hat sich diese Art
Todesstrafe in keinem Gesetzbucke einer christlichen Nation mehr
vorgefunden. Wie glücklich mußten sich jetzt die Christen fühlen,
die nach so vielen blutigen Verfolgungen in Constantin einen wohl-
wollenden Gönner urld Bruder gewonnen hatten! Wohl mogte Con-
stantin, als er sich zuerst der Christen annahm, mit in Anschlag ge-
bracht haben, eine wie mächtige Partei er aus ihnen für sich bilden
könne; denn damals hatte er noch schwere Kämpfe gegen seine Mit-
herrscher zu bestehen: mit Hülfe der Christen besiegte er sie alle. Unter
ihm wurde auch im Jahre 325 die erste allgemeine Kirchenver-
sammlung zu Nicäa in Bithpnien gehalten, auf welcher bereits
dreihundertachtzehn Bischöfe erschienen. Hier wurde die Lehre
des alerandrinischen Presbyters Arius, daß der Sohn Gottes
ein dem Vater untergeordnetes Wesen sei als ketzerisch ver-
worfen, und gleiche Wesenheit feierlich als Dogma ausgesprochen.* 2 3)
0 I. C. F. Manso, Leben Constantin's d. Gr. Breslau, 1817.
2) Arius inexplicabilem et indevulsam Patris et Filii divinitatis uni-
tatem dividere non formidavit. Chronicon pachale. I. 525.
3) Man legte diesem Ausspruche das Symbolum Apostolorum zu
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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TM Hauptwörter (200): [T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Personennamen: Constantin Constantin Constantin Constantin Constantin Arius C._F._Manso Arius
356
auf das eifrigste begünstigte, und fein natürlicher Hang zur
Schwärmerei mögen ihn zu diesem auch in politischer Hinsicht
höchst nachtheiligen Schritte verleitet haben. Er suchte das Hei-
denthum wieder herzustellen und jeden Faden zu zerschneiden,
durch welchen das Christenthum mit dem Staatslcben zusammen--
hing. Gewaltmittel gebrauchte er zwar zu diesem Zwecke nicht;
allein während er die alte heidnische Staatsreligion mit manchen
zeitgemäßen, größtentheils dem Christenthume entlehnten Verbes-
serungen wieder auffrischte, suchte er die christliche Religion als
eine bloß geduldete der öffentlichen Verachtung preiszugeben und
hiedurch ihren allmäligen Sturz geräuschlos herbeizuführen. Je-
doch ohne Erfolg kämpfte er gegen die Macht des neuen welt-
beherrschenden Geistes; das erstorbene Heidenthum war nicht
wieder zu beleben, die Sitten und Einrichtungen einer entschwun-
denen Zeit nicht zurückzurufen. Aus Haß gegen die Christen
begünstigte er auch Juden und beschloß, den Tempel zu Jerusa-
lem wieder aufzubauen, um die Weissagung Christi über ihn zu
Schanden zu machen. Allein feurige Flammen, heißt es, stiegen
aus dem Boden hervor und vereitelten das aberwitzige Unter-
nehmen.
Den von seinem Vorgänger unternommenen Feldzug gegen
die Perser setzte er ruhmvoll fort. Mit altrömischem Heldensinne
drang er über den Euphrat und Tigris vor, durchzog als Sie-
ger Persien, mußte dann aber, durch Überläufer in unzugängliche
Berggegenden verlockt, einen beschwerlichen Rückzug antrcten, auf
welchem ihn ein tödtlicher Pfeil traf. Die bedrängten Legionen
wählten den Anführer der kaiserlichen Haustruppen,
Jovianus, zum Kaiser (363—364). Dieser schloß mit
den Persern einen für Rom schimpflichen Friedensvertrag ab, in-
dem er die unter Diocletian eroberten fünf Provinzen jenseits
des Tigris nebst den Festen Risibiö und Singara zurückgab und
Armenien seinem Schicksale überließ. Er hob als Christ die Re-
ligionsedicte seines Vorgängers auf und gestattete voll edler Ge-
sinnung Jedem, auch den Heiden, völlig freie Religionsübung,
starb aber schon im achten Monate seiner Regierung auf dem
Zuge nach der Hauptstadt. Nun wählte das Heer den tapferen
und kriegerischen, aber oft bis zur Grausamkeit rohen Pannonier
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Christi
Extrahierte Ortsnamen: Christenthume Persien Jovianus Rom Armenien
376
römischen Boden Verehrung gefunden, obgleich sich hier die
Vorstellungen von denselben, naü, der Eigenthümlichkeit des
Volkes und Landes, zum Theil anders gestalteten. Auch
der Cultus der weissagenden Sibyllen, besonders der von
Cumä, und ihre Orakelsprüche, die sibyllinischen Bücher,
scheinen aus Großgriechenlaud zu stammen. Als Rom endlich
den Weltkreis erobert hatte, wurde es ein Pantheon fast für
alle Gottheiten, die man zu jener Zeit kannte und verehrte.
Nur geheimen, vom Staate nicht anerkannten Gottesdienst dul-
dete man früher nicht; daher die Bacchanalien in ihrer Unsitt-
lichkeit verboten, und überhaupt jede willkürliche Aufnahme frem-
der Culte vom Senate streng untersagt wurde. Allein in der
letzten Zeit der Republik gingen mit den politischen Verhältnissen
auch die religiösen einer völligen Auflösung entgegen. Während
bei den Aufgeklärteren an die Stelle des positiven Glaubens
eine gewisse philosophische Religion eintrat, ergab sich das Volk
dem Dienste ägyptischer und asiatischer Gottheiten; und Abgöt-
terei und Jrreligiösität nahmen immer zu. Vergebens waren
die Versuche einzelner Kaiser, dem Überhandnehmen fremder Culte
Einhalt zu thun und mit der alten Religion der Väter auch den
alten Römersinn zurückzuführen. Dagegen verbreitete sich das
Christenthum, ungeachtet der vielen und grausamen Verfolgungen
seiner Bekenner durch die römischen Kaiser, innner weiter über
die römische Welt aus und wurde endlich von Constantin dem
Großen zur Staatsreligion erhoben.
Als Hauptgottheiten der Römer galten die drei
kapitolinischen: 1) Jupiter, der höchste unter den Göttern, be-
wirkt als Fürst des Äthers alle Lufterscheinungen, Donner und
Blitz, Wind und Wetter. Er ist der gewaltigste in der Len-
kung aller menschlichen Angelegenheiten (daher optimus máximas),
zugleich der Beschützer des Rechts, des Eides, der Treue (daher
J. fidius). Als Schützer und Helfer in den Schlachten führt
er die Beinamen: imperator, vietor, triumphator, Stator, opi-
tulator, praedator, feretrius. Ihm zu Ehren wurden außer
anderen Festen die capitolinischen Spiele im Circus maximus
und die feriae Latinae auf dem Albaner Berge gefeiert. 2) Juno,
Beschützerin der Frauen und der ehelichen Verhältnisse (daher
ucina, prónuba) theilt als Himmelskönigin mit ihrem Gemahl
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361
der Vesta, die Orakel und Sibyllen verstummten, und die heid-
nische Götterwelt erlag dem Glauben an den gekreuzigten Hei-
land. Die letzten Trümmer des Heidenthums flüchteten sich aus
den Städten auf das Land, wo sie, der öffentlichen Aufmerksam-
keit entzogen, als Paganismus im Stillen noch ein kurzes Da-
sein fristeten. 5) Der mächtige Kaiser schämte sich nicht der
Demüthigung vor Ambrosius, dem frommen Bischöfe von Mai-
land, als dieser ihm wegen eines zu Thessalonich verübten Fre-
vels 6) Kirchenbuße auferlegte und erkannte damit die geistige
und sittliche Macht des Christeuthums an, das den Mißbrauch
der Herrschergewalt strafen und zügeln dürfe.
Schon nach vier Monaten seiner Alleinherrschaft starb Theo-
dosius zum großen Schaden des Reiches, das er auf seine bei-
den jungen Söhne vererbte. Der achtzehnjährige Arcadius
erhielt den Osten, nämlich die Präfectur des Orients und Jlly-
ricums, unter der Vormundschaft des Galliers Ruffinus; der
eilfjährige Honorius den Westen, oder die gallische und ita-
lische Präfectur unter der Vormundschaft des Stilicho; und
der Orient, der schon durch die griechische Sprache vom Occi-
dent geschieden war, entfremdete sich immer mehr. Zwar sollte
nach der Absicht des Theodosius das römische Reich immer noch
ein Ganzes bilden D; es ist aber nie wieder vereint worden.
Von nun an gab es ein abendländisches oder weströmi-
sches (lateinisches) und ein morgenländisches oder oft rö-
misch es (griechisches) Kaiserthum. Bald zeigten sich die trau-
rigen Folgen dieser Trennung.
Curie des römischen Senats wegnehmen. Vergebens flehete der edle Cón-
sul Symmachus, im Namen der Senatoren, daß ihrem ergrauten Alter
nicht jener Siegesaltar von froher Vorbedeutung genommen werde, der
den Knaben schon theuer gewesen; vergebens im Namen der ewigen Noma
selbst, daß, bei der Ungewißheit dieser Dinge, das altväterliche Herkom-
men geachtet, und ein Glaube nicht vertilgt werde, mit dem sie die Welt
erobert habe."
b) Pagani (Dorfbewohner) kam deshalb als Ausdruck zur Bezeich-
nung von Heiden auf.
6) In einer Anwandlung von Jähzorn hatte er im Circus von Thessa-
lonich 7000 Bürger tödten lassen, weil sie einen Statthalter erschlagen.
7) Commune imperium, divisis tantum sedibus, teuere coeperunt.
Oros I. 1.
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Extrahierte Personennamen: Honorius Honorius Theodosius
367
Inseln und Küstenländern furchtbar. — Auch die Franken,
welche bisher am Unterrhein wohnten, breiteten sich immer weiter
über Gallien aus und gründeten hier mit der Herrschaft ihrer
Macht auch die Herrschaft ihres Namens. Ebenso wurde auch
Brittannien von deutschen Völkern in Besitz genommen. Es
war im Jahre 449, als das von römischen Truppen entblößte
Land im verzweifelten Kampfe mit seinen Nachbaren im schotti-
schen Hochlande, den kriegerischen Picten und Schotten, aus dem
nördlichen Deutschland die Angeln, Sachsen und Jüten zu Hülfe
rief. Zwei sächsische Brüder, Hengist und Horst, setzten mit
- ihren Scharen nach Brittanien über, schlugen die Feinde zurück,
wandten dann aber, durch nachgekommene Landsleute verstärkt, ihr
Schwert gegen Brittanien selbst und unterwarfen es sich. Hier
gründeten sie sieben angelsächsische Königreiche, von denen Kent,
durch Hengist gestiftet, das erste war. Das eroberte Land würde
nach den Angeln Angelland oder England genannt, und
noch jetzt erinnert die Sprache desselben an diese Niederlassung
der Sachsen.
Indem so ein Theil nach dem andern von dem römischen
Reiche abgerissen wurde, kam auf einmal durch den Einfall
der Hunnen unter Attila im Jahre 444 eine gemeinsame
Noth über alle Bewohner des Abendlandes
Die Hunnen, welche zuerst die früher genannten Völker in
Bewegung gesetzt und immer weiter vor sich her getrieben hatten,
hauseten seitdem zwischen der Wolga und Donau. Eine neue
Furchtbarkeit erlangte dieses Volk im Jahre 444, als ein kühner
Anführer, Attila, (Etzel) 2) alle von der Wolga bis zur Do-
nau zerstreuten Stämme der Ungarn zu einem Ganzen vereinigte,
und sich als König an ihre Spitze stellte. In Ungarns Step-
penebenen zwischen der Theiß und Donau, wo seine asiatischen
Nomadenschwärme gleichsam den heimathlichen Boden wieder-
fanden, war sein Hauptlager. Hier, in einem einfachen hölzer-
nen Hoflager, empfing er stolz die fremden Gesandten, von hier
aus verbreiteten seine Befehle Schrecken über ferne Nationen.
Er rühmte sich, das Schwert des Kriegsgottes selbst gefunden
2) Jornandes de rebus Geticis. — Feßler, Attila, König der
Hunnen. Breslau, 1806. — Aschbach, Geschichte der Westgothen.
Frankfurt a. M., 1827.
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Extrahierte Personennamen: Horst Attila Attila Etzel Attila
Extrahierte Ortsnamen: Gallien Deutschland Sachsen England Sachsen Donau Ungarn Ungarns Theiß Donau Breslau Aschbach Westgothen Frankfurt_a._M.
347
nach Diocletian's Vorgänge mit orientalischem Prunk und Cere-
moniel ausgestattete Hofhaltungen sollten die Herrscher als We-
sen höherer Art darstellen. Wer sich jetzt dem Kaiser nahete,
mußte vor ihm, wie vor einer Gottheit, ehrfurchtsvoll die Kniee
beugen. Diocletian selbst, dem von seinen Mitregenten der erste
Rang eingeräumt wurde, nahm als „Herr und Gebieter" den
Namen „Jovius" an und ordnete sich seinen Collegen Maxi-
mian gewissermaßen dadurch unter, daß er diesem den Namen
„Herculius" ertheilte. Daher sagten auch die damaligen Lob-
redner von ihnen: während der Geist des Jupiter die Erde re-
giere, reinige sie der Arm des Hercules von Ungeheuern. Die
Prätorianer verloren ihre frühere Bedeutsamkeit und wurden
sehr vermindert; an ihre Stelle traten kaiserliche Haustruppen,
die Jovianer und Herculianer.
Die neuen Herrscher hatten in allen drei Welttheilcn große
und harte Kämpfe gegen Barbaren und Empörer zu bestehen;
alle aber kämpften ruhmvoll. Diocletian besiegte den Usurpator
Achilleus in Ägypten; Galerius nahm dem Perserkönige Narses
fünf Provinzen jenseits des Tigris ab; Maximian unterwarf
das empörte Afrika, und Constantius schützte den Rhein, über
den er bei Cöln eine steinerne Brücke anlegte, durch einen Sieg
über die Alemannen; auch vereinigte er Brittanien wieder mit
seinen Provinzen. Nach Überwältigung der innern und äußern
Feinde feierten die Kaiser im Jahre 303 in Rom den letzten
Triumph nach altrömischer Weise; Diocletian zugleich den An-
tritt seines zwanzigsten Negierungsjahres. In demselben Jahre
ließ dieser, von Galerius verleitet, eine blutige Christenverfol-
gung verhängen, um der morsch gewordenen heidnischen Religion
das frühere Ansehen zurückzugeben. Durch diese Schreckensmaß-
regel, die jedoch Constantius in seinen Provinzen nicht zur Aus-
führung brachte, verkümmerte er sich den Abend seines thaten-
reichen Lebens und heftete seinem Namen und seiner Regierung
einen ewigen Schandfleck an. Noch wüthete das Schwert der
Verfolgung unter den Christen, als Diocletian, von Kummer
und Krankheit gebeugt, am 1. Mai 305 dem Throne entsagte,
um fortan, fern von den Stürmen des Lebens, in ländlicher
Stille nur sich zu leben. Er zog sich auf sein Landgut bei Salona
in Dalmatien, dem heutigen Spalatro, zurück und beschäftigte
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219
V. O jta fien.
erweitern, je mehr sis sich der Ostküste nähern, da die
Hauptabdachung des Landes non Westen gegen Osten
zu gehen scheint. Auch giebt es Ebenen, wovon die
größten zwischen dem Hoangho und dem Yang-tse-
Kräng, den zwei Hauptfiüssen des Landes, sich ausbrei-
ten. Jener heißt auch der gelbe und dieser der blaue
Fluß, und ergießen sich beide in das gelbe Meer. Viele
Kanäle dienen zur Verbindung der zahlreichen Flüsse,
worunter der Kaiserkanal der merkwürdigste ist. Uncer
den Landseen sind der Fu-Dang und der Thung-
Thing, beide südlich vom Pang-tse-Kiang, die größten.
China liegt bis auf einen kleinen südlichen Theil,
der zur heißen Zone gehört, im südlichen Theile der
nördlichen gemäßigten Zone, und hat daher mehr ein
warmes als heißes Klima, das in den nördlichen Ge-
genden gemäßigt und kühler ist, als man es nach der
südlichen Lage erwarten sollte. Die Produkte sind
ziemlich dieselben, wie in den unter gleicher Breite ge,
legenen Asiatischen Ländern; doch verdienen vorzügliche
Auszeichnung unter den Thieren: Gold- und Silberfa-
sane, Kormorane oder Seeraben, die zum Fischfänge
abgerichtet werden, Goldfische, die größten und schön-
sten Schmetterlinge. Die Seidenzucht ist stark, und
von Getreide-Arten wird besonders Reiß gezogen, wo-
von ein großer Theil der Einwohner sich ausschließend
ernährt; desgleichen hat man viele Baumwolle, Zucker,
Indigo, Ginseng, Rhabarber und andere Arzneigewächse,
Bambus, eines der nützlichsten Gewächse für die süd-
lichen Gegenden, Thee, ein Hauptartikel der Ausfuhr,
Firniß-, Seifen-, Talg-, Wachsbäume, außer den ge-
wöhnlichen Metallen, Tsetong (eine Art weißes Kupfer),
Edelsteine, schönen Marmor, vortreffliche Porzellanerde,
Salz.
Die Zahl der Einwohner, die sehr verschieden
angegeben wird, von 160 bis 200 und 360 Millionen,
sind vornehmlich Chinesen mit einer ganz eigenen Spra-
che, ferner Mandschu, Sifanen (zu den Mongolen ge-
hörig), Miao-se (wilde Gebirgsbewohner), auch Ju.
den. Der größte Theil bekennt sich zur Religion des
Buddha (der hier Fo heißt). Auch giebt es Anhänger
der Lehre des Confucius, der Muhamedanischen und Jü-
dischen Religion und Christen in geringer Zahl. Die
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212 Vorders oder Ostindien.
muscheln; Reiß (die Hauptgetreideart und gewöhnlichste
Nahrung der Einwohner), Safran, Zuckerrohr, Opium,
Mohn, Baumwolle, Indigo, Kardamomen, Pfeffer,
Tabak, Nicinusbäume, woraus Oel gemacht wird, Be-
tel, dessen Blätter grkauet werden, Färbehölzer, beson-
ders Sandelholz, Gummibäume, Drachenblut, Kampher,
Bambusrohr, ein sehr nützliches Gewächs, die köstlich-
sten Baumfrüchte, vorzüglich die Kokospalme, und an-
dere Palmenarten (als Weinpalmen, Sagopalmen, Are,
kapalmen, deren Nüsse zur Zubereitung des Betels ge-
nommen werden), Bananen oder Pisangs, große Wal-
dungen mit den nutzbarsten Holzarten. Das Mineral-
reich, welches edle und unedle Metalle enthält, liefert
besonders die schönsten und reinsten Diamanten nebst
andern Edelsteinen, viel Salpeter, Salz, Borax, Ambra.
Ostindien ist stark bevölkert, so daß man die An-
zahl der Einwohner auf 135 Millionen berechnet,
worunter die Hindus mit einer eigenen Sprache das
Hauptvolk ausmachen, sich in 4 Hauptkasten theilen und
eine eigene Religion, die Brama- Religion haben, deren
Tempel Pagoden heißen. Außerdem giebt es Afghanen,
Mongolen, Parsen, Juden, Europäer (besonders Brit,
ten). Nebst der angeführten Religion des Brama, fin-
det man Muhamedaner, Feueranbeter, Christen, Be-
kenner der Mosaischen Religion. Die Einwohner be-
treiben Ackerbau nebst Viehzucht und haben es in ver,
schiedenen Industriezweigen sehr weit gebracht, so wie
auch Künste und Wissenschaften nicht ganz unbekannt
sind. Der Land- und Seehandel ist wichtig; doch ist letz-
terer fast ganz in den Händen der Ausländer.
Den größten Theil dieses schönen Landes besitzen
die Dritten, von deren Herrschaft auch viele inländische
Fürsten abhängen, so daß ihrem Szepter, mit Einschluß
der Vasallenfürsten, an 123 Millionen Einwohner ge,
horchen, während kaum 12 Millionen von eigenen un-
abhängigen Fürsten beherrscht werden. Was die Fran-
zosen, Portugiesen und Dänen hier besitzen, ist ganz
unbedeutend.
3) in dem nördlichen Theile oder Hindostan: Lahore,
Hauptstadt im Lande der Seiks, die unabhängig von der Herr-
schaft der Britten sind, südöstlich von Pischaur, an einem Neben-
flüsse des Indus, hat vieles von ihrem ehemaligen Glanze verlo-
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300 Australien. Cook-Archipel rc.
lischen Produkten und wohl angebaut. Die zahlrei-
chen Einwohner, welche zu der Malayischen Race ge-
bären, zeichnen sich durch freundschaftlichen Sinn, durch
Reinlichkeit und durch Kunstfleiß vor den andern Be-
wohnern der Australischen Inseln aus. Sie haben sehr
kunstlose Wohnungen, jede gewöhnlich von Anpflanzun.
gen umgeben, wovon 20 bis 3o eine Dorfschaft aus-
machen. Die Pflanzungen sind sämmtlich eingehegt und
durch Alleen mit einander verbunden. Die Hauptpro-
dukce, welche darin gezogen werden, sindaams, Arum-
wurzeln und der Taumelpfeffer, woraus sie ein berauschen-
des Getränk, Kawa genannt, bereiten; ferner Pisangs,
Vanamen, Feigen, Kokosbäume und Brodfruchtbäume.
Auch beschäftigen sie sich stark mit dem Fischfänge und
ihre Piroguen oder Kanots gehören zu den kunstreichsten
Australiens. Sie haben jetzt durch die Bemühung Britr
tischer Missionäre zum Theil das Christenthum angenom,
men, wovon man bereits in den netten Häusern, in der
Kleidung und im Anbau des Landes erfreuliche Folgen
wahrnimmt. Die größte dieser Inseln heißt Tonga, auch
Tonga tabu, wo jetzt das Christenthum eingeführt und
eine kleine Stadt, Bea genannt, entstanden ist.
Der Cook- oder Mandschia-Archipel.
Eine Gruppe kleiner, von dem berühmten Seefah-
rer Cook entdeckter Inseln, östlich von den Freundschafts-
inseln, sind niedrig und von vielen Klippen umgeben,
daher das Anlanden sehr gefährlich ist. Sie enthalten
mehrere von den Australischen Produkten und sind gut
bevölkert. Die Einwohner gehören zu der Malayischen
Race, und der größte Theil derselben ist jetzt durch Mis-
sionäre für das Christenthum gewonnen worden, so daß
man bereits mehrere christliche Kirchen antrifft. Auf eini-
gen dieser Inseln sind zahlreiche Pflanzungen vonpisangs,
Kokosnüssen, Vrodfruchtbäumen und von Arumwurzeln.
Die Gesellschaftsinseln.
Diese Inseln liegen in der heißen Zone, nordöstlich
von dem Cookarchipel, und gehören zu den angenehm-
sten Australiens. Der vulkanische, bergige Boden ist
äußerst fruchtbar an den Australischen gewöhnlichen
Produkten, und jetzt giebt es auch Europäische Haus,
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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9
Ninus lernt bei der Belagerung von Bactra die kühne,
Semiramis kennen < Tochter der Fischgöttin Derketo,
von Tauben ernährt) und erhebt sie zur Königin.
Tie soll ihn durch List getödtet Habeno) und folgte ihm
in der Regierung.
Semiramis führt großartige Bauten aus: Py-
ramidenartiges Grabmal des Ninus in Niniveh, die hän-
genden Gärten in Babylon (terassenartige Waldaulagen;f)
Mauern, Kanäle, Brücken im ganzen Reiche. Sie herrscht
kräftig, macht Eroberungen bis au Asrika's Nordküste
und den Kaukasus, wird aber von dem indischen Könige
Stabrobates am Indus geschlagen und flieht. Bald dar-
aus durch ihren weibischen Sohn Ninyas ermordet, mit
, dem eine Reihe schwacher Könige beginnt. Doch neuer
Aufschwung des Reiches unter Phul und Tiglat Pilesar.
721 Salmanassar erobert das Reich Israel, g)
Außerdem Phönicien bis auf das mächtige Tyrus Un-
ter seinem Sohn Sanherib beginnt der Verfall des
Reiches. Er zieht erfolglos gegen Aegypten und den ab
gefallenen Hiskias. h)
712 Medien reißt sich von Assyrien los.
708 Dejoces wird König von Medien und erbaut die
Hauptstadt Ecbatana.
Die Meder waren Arier und gehörten, wie die Perser,
zum Zendvolke. Religion: Licht und Feuerdienst;
Ormuzd, Gott des Lichtes; Ahriman, böser Gott
der Finsterniß; die Jzeds gute, die Dews böse Geister.
Der Kampf des Lichtes und der Finsterniß endigt dereinst
mit dem Siege des Ormuzd. Die heilige Schrift des
Zendvolkes, der Zen da Vesta (b. i. lebendiges Wort),
stammt von Zoroaster (Zarathustra). Priesterstand
der Magier. — Ecbatana am Orontes-Gebirge war ring-
förmig gebaut und mit 7 verschiedenfarbigen Mauern um-
geben. In der Mitte, am höchsten, tag die Königsburg
und das Schatzhaus.
625 Babylonien unter Nabopolassar macht sich unab-
hängig v on Assyrien.
006 Niniveh durch Nabopolassar und Cyaxares, Kö-
nig von Medien,1) zerstört. Ende des assyrischen
Reiches.
e) Wie lautet die Sage darüber?
k) Wahrscheinlicher freilich ist es, daß sie erst von Nebucaduezar für
seine Gemahlin Nitocris angelegt wurden.
g) Der letzte König?
h) Wodurch wird er zur Umkehr gezwungen?
i.) Besieger der Scythen. Welche Pölker nannte man so?
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