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1. Geschichts-Cursus für die mittleren Klassen der Gymnasien und Realschulen - S. 127

1865 - Eisleben : Reichardt
127 Durch Karls Eigenmächtigkeit und fortgesetzte Gefangen- haltung des Landgrafen Philipp erbittert, wird Moritz des Kaisers Feind. Statt Magdeburg einzunehmen wendet er sich (in Verbindung mit dem Markgrafen Al- brecht von Brandenburg-Culmbach) nach Süd- deutschland und überrascht den kranken Kaiser in Inns- bruck; doch gelingt es diesem noch, über das Gebirge nach Kärnthen zu entkonnnen. Die gefangenen Fürsten frei, Gewissensfreiheit gewährt. Leider aber hatte sich Moritz mit Frankreich verbündet welches Metz, Toul und Verdun besetzte und für im- mer behielt. (1553) Moritz von Sachsen fällt bei Sievershausen gegen den Markgrafen Albrecht. Dieser hatte (gegen den passauer Vertrag» die Bisthümer mit Krieg überzogen und wurde von Moritz und dem Herzog Heinrich von Braunschweig bei S. geschlagen; doch fiel ersterer, erst 33 Jahr alt. 1555 Der angsburger Religionsfriede Er kam besonders durch die Bemühungen des Königs Ferdinand zu Stande; doch waren Zwinglianer und Calvinisten in: Frieden nicht mit einbegriffen, und der „geistliche Vorbehalt" setzte fest, daß ein geistlicher katho- lischer Landesherr, der protestantisch würde, Amt und Land verlieren sollte. 1550 Karl V. legt bei Regierung nieder. Lebensmüde zieht er sich in's spanische Kloster St. Juste zurück p), wo er 1558 im 56. Lebensjahre stirbt. Als Kaiser von Deutschland folgt sein Bruder 155 —1564 Ferdinand 1 Er war zugleich König von ll n g a r n u n d B ö h m e n. Obwohl strenggläubiger Katholik erhielt er doch durch edle Duldsamkeit dcu Frieden der Parteien. — Türkenkriege. ^ In Spanien, den Niederlanden, Neapel und Sicilien und Amerika folgt auf Karl sein Sohn Philipp ll., ein mistrauischer ' und unduldsamer Regent. Unter ihm 1581 Abfall der vereinigten Niederlande Politische und religiöse Unterdrückung (Jnquisitiou). An die Spitze der Unzufriedenen k Geusen, d. i. Bettler) tre- ten der kluge Wilhelm von Oranien und die Grafen Egmont und Hoorn. Alba kommt mit einem Heere p) Gartenbau. Uhren. Todtenmesse.

2. Unser Vogtland - S. 104

1899 - Leipzig : Dürr
— 104 — Gemeinde, ertrug mit ihr standhaft die größten Drangsale und tröstete dabei die Schwachen und Verzagten. Ja, im Jahre 1634 mußte er wochenlang in qualvoller Gefangenschaft schmachten. Er selbst berichtet darüber in einer im Pfarrarchive aufbewahrten Kirchweihpredigt vom Jahre 1662: „Ich bin auch um alles kommen durch Feuer, Soldaten, Raub und Rantzion. Karl Holck, Obrister Wachtmeister Lamboischen Regiments, hat mich Anno 1634 am 16. Oktober von Pausa, da man mich erschießen und erstechen wollen, hinweggeführt, bald auf abwürfigen Pferden, bald ans Wagen, Tag und Nacht angesesselt; zu Hildburghausen mich gelegt in die Büttelei, erst in die Trnterkammer über der Torturkammer, dar- nach unter die Torturkammer, wo ich sechs Wocheu gelegen. Viel Gutes thateu mir die Priesterschaft und der Rat, wollten mich auch samt der Gemeinde lösen, aber der Wachtmeister wollte kein solches Geld haben. Tann wollte man mich bald in den Turm werfen, bald Hunger sterben lassen, und sonderlich kam mir zu Ohren, ich sollte gehenkt werden. Erst gegen Zahlen von 200 Thlr. Lösegeld wurde ich frei gelassen. Ich bin fast zwölf Wochen außen gewesen und grau wieder heim kommen." Heimgekehrt aus seiner, wie er es selbst nennt, babylonisch-hildbnrg- hansischen Gefangenschaft, hatte der 39 jährige Mann in dem menschenleeren, verarmten Pausa weiter die Wirkungen des Krieges in der entsetzlichsten Weise zu kosten bekommen. Hören wir, was er noch erzählt: „Ach, wie viele Städte, Fleckeu und Dörfer, anch wohl Festungen find ausgebrannt. Anno 1640 den 16. Mai ist es uns auch widerfahren. Die schadfrohlockenden Soldaten haben viele bei uns verjagt, viele zer- ftümmelt, Backen zerspalten, in Brunnen gesenkt, Rippen im Leibe zer- schmissen, in Bock gespannt, mit schwedischen Trünken gequält, Stroh auf dem Rücken angezündet, halb und ganz erwürget, und endlich, als sie alles geraubt, ausgeplündert, auch das Bier, das sie nicht verwüsten konnten, in die Keller ausgegossen hatten, zündeten sie vollends das arme Städtchen samt den Vorstädten an, wodurch Pausa bis ans wenige Häuser abbrannte. Das zornige Feuer hat auch der lieben Kirche nicht verschont, alles verzehrt, was drinnen gewesen ist. Hierauf haben viele Bürger mit Weib und Kind von hier weichen müssen. Wir, die wir blieben, haben zu ungemachten Kräutern das Thränenbrot und mit Zwiebeln gemachte Wassersuppen essen müssen, haben uns in Kellern aufgehalten, den Gottes- dienst in den Kirchmauern verrichten müssen. Hat's geregnet, sind wir pfützenaß worden und mußten kriechen in eine enge Sakristei, da wir auch das heilige Abendmahl austeilten. Das war erst eine hohe Glnt und hernach tiefe Not, das gab eine Armut, das gebar ein Elend, das wirkte Herzeusthränen!" Lange dauerte es, ehe sich Pausa aus Schutt und Asche erhob. Erst elf Jahre uach dem Brande konnte das Rathaus, zwölf Jahre uach dem Brande die Garküche und erst nach 22 Jahren die Kirche wieder vollständig ausgebaut werden. Aber auch im neuen Gotteshause und in der neuen Gemeinde, die im Lause der Zeit eutstanden war, waltete immer noch der greise Pfarrer Pyrläus in Treue seines Amtes; denn Gott hatte ihm eine eiserne Gesund- X

3. Unser Vogtland - S. 85

1899 - Leipzig : Dürr
— 85 — Kurfürstentum dem Herzog Moritz vou Sachseu übertragen. Das konnte sich der Kurfürst nicht ohne weiteres gefallen lassen. Darum mußte der Kaiser das Kurland besetzen lassen. Er beauftragte damit seinen Bruder, den König Ferdinand von Böhmen und Moritz selbst. Die beiden Fürsten einigten sich dahin, daß Moritz die sächsischen Landesteile, der Böhmenkönig aber das Vogtland besetzen sollte. Da hatten unsere Vorfahren alle Nr- sache, in Aufregung zu gerateu. Denn das Heer des Königs Ferdinand, das schon an der Grenze bereit war, bestand zum Teil aus sehr wüstem Gesindel, den wegen ihrer Wildheit gesürchteten ungarischen Husaren, die der Volks- mund die Hussern nannte. Diese leichte Reiterei war nur mit Spießen und kleinen Schilden (Tartschen) bewaffnet; aber sie sengte, raubte, mordete und schändete, wo sie nur kounte. Die kursächsische Regierung, die von den Truppenanhäufungen an der böhmischen Grenze unterrichtet war, hatte schon im September 1546 Truppen ins Vogtland geschickt. Sie lagen in und um Adorf, um dort den Angriff des böhmischen Heeres abzuwarten. Als dieser nun erfolgte, wurde das Vogt- land der Schauplatz blutiger Greuel. (Vergleiche den unten folgenden Brief!) 2. Im Jahre 1547 zog Karl V. selbst gegen den Kurfürsten. Er war mit einem gewaltigen Heere am 5. April 1547, Montag vor Ostern, in Eger eingetroffen, und so konnte man im Vogtlande jeden Tag sein Einrücken über die nahe Grenze erwarten. Als nun am Karfreitage, dem 9. April, wie uns eiue alte Schrift berichtet, der Superintendent Raute in Plauen „auf der Kanzel stehet und predigt, da kömmt geschwind ein Geschrei in die Kirche: Der Kaiser kömmt, der Kaiser kömmt! Darüber er sich so eutsatzte, daß er vom Schlage getroffen auf der Kanzel wie tot niedergesunken. Man brachte ihn alsbald in seine Pfarr-Wohnnng und brauchte alle dienlichen Mittel, alleiue es war keiue Rettung, fondern er entschlief am ersten heiligen Ostertag im Herrn sanft und selig." Gleich nach seiner Beerdigung um die Vesperzeit erschien nun ein „ansehnlicher" Offizier als Einquartierung in dem Pfarrhause. Die tiesgebeugte Witwe, darüber in Schrecken versetzt, trat dem ungebetenen Gaste mit den Worten entgegen: „Ach, Herr, ihr kommt in ein recht Trauerhaus; denn man hat neulich meinen Herrn aus- getragen, und ich bin eine arme Witwe!" Abersiehe, der Kaiserliche „führte sich ganz freundlich auf;" er tröstete liebreich die Betrübte und ihre Kleinen, von denen das älteste erst 9 Jahre alt war, und sorgte dafür, „daß ihr kein Leids widerfahre," was bei der Feindschaft der gegen die „Ketzer" auf- gehetzten wilden Soldaten leicht hätte geschehen können. Mittwoch den 14. April kam Kaiser Karl V. selbst nach Plauen und übernachtete in dem Schlosse daselbst. Er that der Stadt kein Leid cnt. Von hier aus zog er über Reichenbach nach Werdau zur Elbe und siegte am 24. April bei Mühlberg über den Kurfürsten. Der Kurfürst mußte seine vogtläudischen Besitzungen an den Titularburggrasen von Meißen Heinrich Iv. abtreten. 11. Hin Wrief des Hlats zu Wlaueu an den Uat zu Zwickau aus dem Jahre 1546. Wie es im Jahre 1546 im Vogtlande zugegaugen ist, darüber be- richtet folgender Brief: Den Ehrbaren, Achtbaren und Wo hl weisen Bürger-

4. Unser Vogtland - S. 84

1899 - Leipzig : Dürr
— 84 — waren, ihre dortige Terminei zu verkaufen. Um ihr Ansehen wieder zu heben, verbreitete,: die schlauen Mönche Erzählungen von allerlei Wundern, welche in ihrem Kloster durch einen längst verstorbenen Prior geschehen sein sollten. Allein dadurch stieg nur der Unwille des Volkes. Am 3. Mai 1525 wurde das Kloster von den erbitterten Bürgern gestürmt. Auf einen Büchsenschuß rückten sie von drei Seiten auf das Kloster an (auf der vierten stieß dasselbe an die Stadtmauer), erbrachen die Pforten mit Gewalt und trieben die noch anwesenden Mönche hinaus. Zu dem Kloster hatten verschiedene Besitzungen und Stiftungen gehört, so die Kloster« oder Mönchsmühle, die spätere Lohmühle am Lohmühlenteich. Es entstand jetzt die Frage, was mit diesen Grundstücken, Zinsen n. s. w. werden sollte. Sie au sich zu reißen, dazu war die städtische Obrigkeit, der Rat, zu ehrlich und gewissenhaft. Man beschloß, sich in der streitigen An- gelegenheit an Luther zu wenden. Der so überlaufene und vielbeschäftigte Mann gab auch hier freundlich Antwort. Das Antwortschreiben Luthers nach Plauen lautet: „An den Rat zu Plauen. Gnad' und Friede in Christo. Ehr- same, weise, liebe Herrn. Auf Euer Schreiben des Klosters halber bei Ench weiß ich nicht anders zu antworten, denn ich zuvor durch öffentlichen Druck habe in solchen Fällen geschrieben, nämlich, wo das Kloster verlassen, habe die Stadt oder Herrschaft einzunehmen und iu guteu Brauch zu nehmen, die Güter aber und Zinsen, wo arme dürftige Erben sind der Stifter, daß man deuselbigeu die läßt fahren und ihnen eines Teiles jetzo loerd (gewährt). Ist derhalben mein Gutdünken, daß Ihr Euch mit dein Adel freund- lich vertraget, ob sie gar oder eines Teiles abtreten wollen von der Stiftung ihrer Eltern (Voreltern) und also zu Gottes Werk anlegen. Solches ist billig und gefällt Gott als eine Frucht der Liebe; die Kleinod aber bleiben, wo die Behausung bleibet. Hier- mit Gott befohlen, Amen. Montags nach Simonis und Judä (28. Okt.) 1525. Martiuus Luther, D." Luthers guten Rat ließ man nicht unbeachtet. Das Klostergut wurde uach und nach verkauft, die Klostergebäude wurden zu bürgerlichen Wohnungen umgewandelt. Die gelösten Kapitalien wurden 1529 dem heute noch be- stehenden Kirchkasten zugeschlagen. Die Reformation nahm nun uach der Aufhebung des Klosters einen ruhigeren Fortgang. Georg Eulner wurde Superintendent und verheiratete sich; das gleiche that Raute, welcher nach dem Tode Eulners als zweiter Plauenscher Superiutendent folgte. . In den nächsten Jahren faßte die neue Lehre im Vogtlande feste Wurzel. Als dann im Jahre 1546 der schmalkaldische Krieg ausbrach, war die Re- formation bereits so tief in das Volk eingedrungen, daß es Kaiser Karl V. nicht gelang, sie wieder auszurotten. 19. Aus der Zeit des schmatkatdifchen Krieges. 1. Am 27. Oktober 1546 hatte Kaiser Karl V. dem Kurfürsten Johann Friedrich dem Großmütigen die Kurwürde abgesprochen und sie mit dem

5. Geschichte der Reformation - S. 21

1834 - Leipzig : Dürr
der ersten Ch ri stengcnrei 11 e n. 21 bei Menschen, als die eigne Stärkung des Gcmüths zur Ab- sicht hat. Aus einem 4ostündigen Fasten wurden bald 4o Tage, um Jesu Nachzüahmen, der bei der Vorbereitung zu seinem wichtigen Vorhaben sich in der Einsamkeit 4o Tage der gewöhnlichen Nahrungsmittel enthalten hatte. Diechri- sien aßen dann nichts vor dem Untergange der Sonne und genossen in der Woche vor Ostern nur Brot, Salz und Was- ser. In den Versammlungen konnte ein Jeder, der Gaben dazu hatte, auftreten und die Mktchristen erbauen, doch nach i Cor. i4. waren bald Warnungen vor Zudringlichkeit und Mißbrauch nothig. Die Lehrer hatten verschiedene Namen und Verrichtun- gen. Evangelisten nannte man die Verkündiger des Evan- gelii, späterhin auch die Verfasser der Evangelien; Aelteste, Presbytcri, Cpiskopi, woraus das Wort Bischoss entstan- den ist, Pastoren, Hirten der Heerde, waren Lehrer und Aufseher der christlichen Gemeinen, unter denen weiter kein Rang Statt fand, als den etwa das Alter, vorzügliche Ga- den und Erfahrungen von selbst gaben, wo dann gern der jüngere sich Raths erholte und wo selbst die Christen oft bürgerliche Streitigkeiten schlichteten, da sie von heidnischen Obrigkeiten nicht immer Gerechtigkeit erhielten und nicht durch Streitsucht den Namen der Christen entehren sollten. Noch gab es Diakone und Diakonissinnen, welche bei dem Abendmahl Brot und Wein, das auf einem Tische stand, reichten, für die Armen und Kranken sorgten und unter den Aeltesten standen. Späterhin kamen auch die Aemter der Vorleser und Vorsänger, der Thürhüter und dergleichen dazu. Man taufte nach der Anordnung Jesu, oft aber ver- langte man nur das Vekenntniß: Jesus ist der Messias. Späterhin unterrichtete man die Täuflinge vorher ausführ- lich und sie hießen dann Katechumcnen; ließ sie dann ein erweitertes Vekenntniß ablegen, woraus endlich unser apo- stolisches, d. h. nicht gerade von den Aposteln verfaßtes, aber auf ihre Lehre gegründetes Glaubensbekenntniß, das anfangs noch kürzer war, entstanden ist. Wer sich dazu

6. Geschichte der Reformation - S. 107

1834 - Leipzig : Dürr
1) r. Martin Luther. 107 Seine Verwandten thaten wenig für ihn, aber eine wohlha- bende Kaufmannswitwe Ursula Cotta wurde auf den guten Sänger aufmerksam, nahm ihn in ihr Haus und nun konnte er ohnenahrungssorgcn siudiren. Er war sehr fleißig, trieb besonders auch die lateinische Sprache, ging i5oi auf die Universität Erfurt, siudirte dort mit Eifer alte Sprachen und die Rechtslehre (Jurisprudenz) und erhielt i5o3 die Würde eines Magisters oder Lehrers der freien Künste und Wissenschaften. Er hatte bis in sein zwanzigstes Jahr von der Bibel, die freilich selten und theuer war, nur die Epi- steln und Evangelien gesehen und diese für die ganze Bibel gehalten; wie groß war sein Erstaunen, als er in der Biblio- thek zu Erfurt eine Bibel fand und mit welcher Freude las er sie! Die erste Geschichte, die er bei dem Durchblattern fand, war l Sam. 1 und •_> die Geschichte von der Hanna und dem Samuel. Seine Geistcsgaben zeichneten ihn auch bald so aus, daß ihn ein alter thrlicher Priester, welcher ihn in einer durch vieles Studiren herbeigeführten Krankheit be- suchte, und ihn kleinmüthig fand, mit dem Zurufe aufrich- tete: „Du wirst nicht sterben, Gott wird noch einen großen Mann aus dir machen; wen Gott lieb hat, dem legt er bei Zeiten ein Kreuz auf, in welchem geduldige Leute viel lernen.^ Er hatte die Rechtswissenschaft mehr aus Gefälligkeit gegen seinen Vater, der dem Mönchswesen sehr gram war und seines Sohnes Verderben in dem Kloster fürchtete, gewählt; allein der Eindruck von der Bekanntschaft mit der Bibel auf sein frommes Gcmüth und besonders der Unfall, daß ein lieber Freund Alexis entweder durch den Blitz, oder, wie an- dre sagen, durch Meuchelmord umkam, bestimmten ihn, sich j5o5 der Theologie noch zuzuwenden und Gcmüthsruhe in dem Kloster zu suchen. Von seinem Entschlüsse erfuhr Nie- mand etwas, bis er schon im Augustinerkloster in Erfurt war; den Abend zuvor war er mit Musikbeschäftigung noch heiter unter seinen Freunden; «lies nachherige Zureden zur Rück- kehr war vergeblich. Sein erzürnter Vater erinnerte ihn an das vierte Gebot, vergaß aber dabei, daß die Rechte der Eltern auch ihre Gränzen haben; nannte ihn jedoch jetzt eine

7. Geschichte der Reformation - S. 108

1834 - Leipzig : Dürr
103 D r. Martin Luther. Zcitlang Du, da er ihn aus Achtung gegen seine Gelehrsamkeit Ihr angeredet hatte; gab indeß endlich seine Einwilligung und sprach: „Gott gebe, daß es wohl gerathe," besuchte ihn auch in dem Kloster. Luther, ein hochgeachteter Jüng- ling, wurde von den Augustinern sehr wohl ausgenommen, unterwarf sich nun allen Regeln und Büßungen des Kloster- lebens, und da er mit einem unverdorbenen Herzen in dasselbe getreten war und doch den gewünschten Seelenfrieden noch vermißte, so meinte er immer, er habe nicht genug gethan, und fiel endlich unter inner« Unruhen und neuen quälenden Büßungen in eine schwere Krankheit. Ein alter Ordensbru- der tröstete ihn mit der Versicherung der Vergebung der Sünden durch den Glauben an Jesum, was ihn mehr stärkte, als alles, was man ihm von dem Ablaß und den Werken der Heiligen vorsagte. Er mußte anfangs die niedrigsten Dienste verrichten, das Kloster reinigen, und mit einem Sacke für dasselbe betteln. Wenn er Tag und Nacht in der heiligen Schrift siudirte, so murrten die Mönche und sagten, mit dem Erbetteln von Fleisch, Brot, Eiern, Geld könne man sich dem Kloster nützlicher machen. „Wahr isis," spricht Luther selbst, „ein frommer Mönch bin ich gewesen; ist nun ein Mönch durch Möncherei in den Himmel gekommen, so wollte ich gewiß hinein gekommen seyn." Seine Gesundheit nahm dabei sehr ab. Da befreiete ihn der Vorsteher dieses Ordens in Deutschland, Herr von Staupitz, ein verständiger und von dem Kurfürsten von Sachsen, Friedrich dem Weisen, hochgeachteter Mann, von den schmutzigen, geringen Dien- sten und ermunterte ihn zu höhern Beschäftigungen. Luther war unermüdet thätig. So schloß er sich drei Tage hinter einander ein, genoß nur Brot und Salz, um sich.mit dem 22. Psalm ungestört beschäftigen zu können. Im I. 1l07, am Sonntage Cantate, empfing er, 24 Jahr alt, die Weihe als Mönchspriester, wodurch er das Recht zu allen geistlichen Amtsgeschäften erhielt. Sein Vater war bei der Feierlichkeit zugegen und schenkte dem Sohne bei dem Abschiede 20 Gul- den. Im I. 1608 wurde er, empfohlen durch Stanpitz, auf die von Friedrich den Weisen 1602 gestiftete Universität Wit«

8. Geschichte der Reformation - S. 116

1834 - Leipzig : Dürr
116 Der Anfang der Reformation. Ein großer Gewinn war es, daß Luther an Kurfürst Frie- drich den Weisen von Sachsen einen so trefflichen Landes- Herrn hatte, der seinen Beinamen mit Recht verdiente. Er stand in ganzdentschland in hohem Ansehen, war nach Maxi- milians Tode Vicarins und sollte selbst Kaiser werden, em- pfahl dagegen Karl V. König von Spanien, der aber auch deut- scher Fürst als Erzherzog von Oestreich eininachtiger Schutz- Herr für Deutschland werden konnte, und der den Kurfürsten sehr hoch achtete. Friedrich, ein Freund des Lichts, hielt es auch für eine Ehre, wenn seine Universität, die er seine liebe Tochter nannte, und wohin er a5i8 noch den gelehrten, erst im 21. Jahre stehenden Melanchthon als Prof, der griechischen Sprache berief, für dasselbe wirkte. Als ein friedliebender Fürst war er allerdings bekümmert über die Uneinigkeiten, die er entstehen sähe, jedoch dabei nicht mit seinen Rathen so übertrieben ängstlich, daß er sogleich blindlings verdam- men, und in jeder freimüthigen Aeußerung Luthers geradezu das Unglück des Landes hätte fürchten sollen; er las auf- merksam, prüfte und fragte unter andern den berühmten Erasmus, was denn an Luthers streitigen Sätzen sey? Die Antwort war: Luther habe die rechte Meinung, nur wünsche Erasmus dabei eine glimpflichere Weise; daher der Kurfürst Luther« auch ermahnte, weniger rauh zu schreiben. Spala- rin, der wackere Hofprediger des Kurfürsten, nachheriger Superintendent in Altenburg, pflichtete Luthcrn ebenfalls bei, und empfahl ihn seinem Landesherrn. Dieser mochte nicht über den Streit entscheiden, aber er vertraute der Kraft der Wahrheit, wie Gamaliel (Ap. 5, 3g.), überließ die Prüfung und Vertheidigung seinen tüchtigen Gottesgelehrten, schützte sie dagegen wider feindselige Angriffe und unbillige Zumuthungen, warnte jedoch und machte seine Rechte als Landesherr gültig, wenn die Theologen ihre Grauzen über- schritten. So verfuhren auch seine beiden Nachfolger. Frie- drich zitterte nicht vor der damaligen Allgewalt des Papstes, ließ Luthcrn als seinen Unterthan nicht nach Rom ziehen, ras er wohl nicht lebend würde verlassen haben, sondern for- erete, der Angeklagte sollte in Deutschland verhört werden.

9. Geschichte der Reformation - S. 128

1834 - Leipzig : Dürr
128 Der Anfang der Reformation. mit Luthern übcreinstimmen. Wenn sic manche Dunkelheiten mehr aufhcllcn, so finden sie doch ebenfalls in dem heiligen Buche, das immer Stoff zum Nachdenken darbieten soll, auch noch manche Schwierigkeiten, und um desto größer erscheint Luthers Verdienst, zu jener Zeit so viel geleistet zu haben. Unaussprechlicher Seegen ist durch diese Uebersetzung gestiftet und sie ist für Luthern ein dauerndes Denkmal. Schon i52i entsagten Geistliche der Ehelosigkeit, so wie auch Luther sich endlich 162! ganz von dem Mönchsorden frei machte, die Kutte ablegte und in einem Priesterrocke erschien; Klöster wurden aufgehoben und ihre Güter zum Theil zu bessern Zwecken verwendet. Der Kurfürst, sowie sein Vater und andre Männer rietben Luthern zu heirathen und andern ein Beifpiel von seiner Ueberzeugung zu geben, daß die Ehe nach der christlichen Lehre den Geistlichen nicht untersagt sey. „Wohlan," sagte er nach großen Bedenklichkeiten, ob man ihm diesen Schritt nicht mißdeuten würde, „ich will mit mei- nem Beispiele Vorgehen." Er heirathete ein Fräulein, Ka- tharine von Bora, die erst Nonne zu Nimptfchen bei Grim- ma gewesen war und die er -62kl hatte kennen und schätzen lernen. Die Ehe mit dieser unbescholtenen Jungfrau war sehr glücklich und wurde den 13.Juni vollzogen. Den Lag nach der Hochzeit wurde nur ein kleines, späterhin noch ein größeres Hochzeitmal veranstaltet, bei dem seine Eltern waren und wozu der Rath in Wittenberg ein Faß Ehrenwein und die Universität einen silbernen Becher verehrte. Luthers Feinde erlaubten sich zwar die schmähendsten Bemerkungen und Erdichtungen, welche noch immer übelwollende Katholi- ken nachsprechen; aber Luther crwiederte ruhig: „er habe mit Gebet und Ucberlegung diesen Schritt gethan." Seine Frau rühmt er als ein Muster, sie führte mit den 5oo Mfl. Einnahme, und was etwa der Kurfürst noch schenkte, eine sehr ordentliche Wirthschaft; er schrieb in seiner Abwesenheit oft und scherzhaft an sie, und rühmt in seinem Testamente: „sie war mir stets ein fromm, treu und redlich Gemahl, dient nicht bloß wie eine Ehefrau, sondern selbst wie eine Magd." — Es wurden nach und nach immer mehr katholische

10. Geschichte der Reformation - S. 159

1834 - Leipzig : Dürr
Der sch m alkaldischc Krieg. 159 ihn fort und verwahrte ihn. Wirklich schien der Kaiser an- fangs entschlossen ihn als Rebellen hinrichten zu lassen, we- nigstens wollte er ihn und Andre mit Drohungen schrecken. Die Fürbitten vieler Fürsten retteten zwar den Kurfürsten, doch sollte er sich von der lutherischen Lehre lossagcn, und die Beschlüsse von Trident annehmen. Aber der Kurfürst antwortete: „Mit Nichten, wir wollen bei der Lehre und dem Bekenntniß, die wir zu Augsburg mit übergeben haben, be- ständig verharren und lieber die Kur, Land und Leute, ja selbst den Hals hergeben, als uns von Gottes Wort abrei- ßen lassen." Der Kaiser, dadurch im Innern bewegt, ließ diese Forderung sogleich durchstreichen. Der Kurfürst, kein Krieger, war dagegen ein Held, als es seinen Glauben galt. Es wurde ihm das Todcsurtheil angckündigt, als er eben Schach spielte. „Ich glaubte," sagte er ruhig, „der Kaiser würde etwas gnädiger mit mir verfahren, sollte es aber sein Ernst scyn, mich hinrichten zu lassen, so wünschte ich es gewiß zu erfahren, um wegen meiner Gemahlin und Kinder Anordnungen zu treffen." Nun spielte er fort. Sehr edel und treu zeigte sich auch gegen seinen unglücklichen Landes- herrn der große Maler Lucas Cranach, Bürgermeister in Wittenberg. Er hatte Karln V. als einen Knaben von acht Jahren gemalt, und der Kaiser berief ihn jetzt ins Lager. Bitte dir eine Gnade aus, sagte der Kaiser. Cranach fiel ihm zu Füßen und bat mit Thranen um die Freiheit seines Landesherrn. Karl wurde verlegen, und sagte: Du bist ein braver Mann, ich will deinen Herrn gut halten, nur nicht losgeben. Er lud den redlichen Cranach ein, künftig an seinem Hofe zu leben, erhielt aber zur Antwort: „Ich habe diesem Fürstenhause 54 Jahr in Freuden gedient, ich will auch in Leiden nicht von ihm scheiden." Er folgte also sei- nem Herrn, und erheiterte ihm seine Gefangenschaft. Der Landgraf Philipp von Hessen war noch frei, jedoch zu schwach, um sich zu halten. Er folgte dcmrathc sich zu unter- werfen, und traute der Versicherung, er werde nach geschehener Abbitte von dem Kaiser ohne einiges Gefangniß entlassen werden. Allein als er kam, würdigte ihn der Kaiser kaum
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