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Gutenberg 1401 in Mainz geboren. Dann nach Stra-brg, 1444 wieder nach Mainz. Verbindung mit dem Goldschmied Johann Faust und dem Schnschreiber Peter Schsser. Die Buchstaben ansangs aus Holz-stbchen ausgeschnitten, spter von Metall. Gutenberg, dem Faust verschuldet, stirbt in Armut (1468). Das erste gedruckte Buch der lat. Psalter von 1457. 1453 Eroberung Konstantinopels durch Mohammed Ii. Ende des ostrmischen Kaisertums.
Der letzte Kaiser Konstantin Xi. Palologus fallt nach tapferer Gegenwehr. Schon vorher flchten viele griechische Gelehrte vor den Trken nach Italien, was zum Wiederausblhen der Wissenschaften im Abendlande mit beitragt (Hof der Medici in Florenz.)
1476 Karl der Khne, Herzog von Burgund (Herzog-tum und Freigrafschaft Burgund, Niederlande), von den Schweizern bei Granfon und Mutten gefchlagen.
Karl hatte Nancy, die Hauptstadt des Herzogs Renatus von Lothringen, erobert. Dieser stand mit den Schweizern in Bndnis. Die Besatzung von Granson verrterisch gettet. Daraus siegten die Schweizer bei Granson und Mnrten.
1477 Karl der Khne fllt bei Nancy gegen Schwerzer und Lothringer.
Von dem Besitze Karls fiel das Herzogtum Burgund an den schlauen König Ludwig Xi.1) von Frankreich; die Freigrasschast Burgund und die Niederlande erbte Karls Tochter Maria, die sich mit Friedrichs Sohn, dem rittet-lichen Maximilian, verheiratetes). So wurden diese Lnder mit sterreich vereinigt.
1492 Entdeckung Amerikas. v.
Der Genuese Christoph Kolumbus hatte die ^dee, Indien aus einem westlichen Wege zu erreichen, statt aus dem weiten Wege um Afrika herum. In Portugal ab-gewiesen, wendet er sich nach Spanien. Jsabella, die Gemahlin Ferdinands des Katholischen3), gewhrt ihm endlich 3 Schiffe.
Abfahrt von Palos den 3. August. Nach muhseliger Fahrt*) wird am 12. Oktober die Insel Guanaham (St. Salvador) entdeckt, sodann Euba und Haiti.
1) Sein Vater Karl Vii., hart bedrngt durch die Englnder, wird durch die Jungfrau von Orleans, Jeanne d'arc aus Dom Remy tn Lothringen, gerettet, (1431 in Rouen verbrannt).
2) Ihre Kinder Philipp und Margarete. ^ _ .. .
3) Durch die Vermhlung der Jsabella von Castll,en mit Ferdinand von Aragonien wurde aus Spanien ein Reich. Die Mauren 1492 au. Granada vertrieben. . m .
4) Unzufriedenheit der Schiffsmannschaft, aber kem Aufstand.
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TM Hauptwörter (100): [T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San]]
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Extrahierte Personennamen: Johann Johann Peter_Schsser Gutenberg Mohammed Konstantin_Xi Palologus Karl_der_Khne Karl Karl Karl Nancy Renatus_von_Lothringen Karl Nancy Karls Ludwig_Xi.1 Ludwig Karls_Tochter_Maria Karls Maria Friedrichs Maximilian Maximilian Christoph_Kolumbus Jsabella Ferdinands August Karl_Vii Karl Jeanne_d'arc Remy_tn Philipp Philipp Margarete Jsabella_von_Castll Ferdinand_von_Aragonien Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: Gutenberg Mainz Mainz Italien Burgund Burgund Niederlande Bndnis Karls Burgund Frankreich Burgund Niederlande Amerikas Indien Afrika Portugal Spanien Haiti Lothringen Rouen Spanien Granada
Autor: Marten, Adolf, Jastram, Heinrich, Hüttmann, J. F.
Hrsg.: ,
Auflagennummer (WdK): 11
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
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Großen; Reichsverordnungen oder Kapitularien. Die alten Herzog-
tümer mit ihren Volksherzögen an der Spitze, die zu sehr au
die Selbständigkeit der einzelnen Stämme erinnerten, waren
aufgelöst. Dafür traten die Gaugrafen als kaiserliche Ver-
walter, Richter und Heerführer auf. Zn den Grenzländern waren
Markgrafen, in den Pfalzen Pfalzgrafen, auf Domänen
Kammerboten. Die Sendgrafen revidierten. —
Alle Freien mußten dem Kriegsaufgebote folgen; sie bildeten den
Heerbann. Karl sorgte für das Wohl seines Reiches. Um den Handel
zu fördern, wollte er schon den Rhein-Donau-Kanal anlegen. Er verbesserte
den Acker- und Obstbau, richtete gute Schulen ein (Klosterschulen, Hof-
schulen), berief tüchtige Lehrer, ließ gute Bücher abschreiben und eine deutsche
Grammatik verfassen, sammelte deutsche Lieder und gab den Monaten
deutsche Namen. Er stiftete eine Reihe von Bistümern: Münster, Minden,
Osnabrück, Verden, Bremen, Paderborn, Halberstadt und Elze, welches
später nach Hildesheim verlegt ist. Er sorgte für Ansehen und Unterhalt
der Geistlichen, hielt aber auch strenge auf Pflichterfüllung. Die Zahl der
Kirchen wuchs. In ihrer Nähe siedelten sich Kaufleute an. Auch nahmen
die Jahrmärkte ihren Anfang.
3. Karls Persönlichkeit. Karl war groß (7 seiner
eigenen Fußlängen) und kräftig. Zn seiner Lebensweise war er
schlicht. Gewöhnlich trug er nur Kleidung von Leinen und Tuch;
bei feierlichen Gelegenheiten erschien er jedoch in vollem Kaiser-
schmucke. Das Schwert hatte er stets an der Seite. Er war
der beste Fechter, Schwimmer und Reiter unter den Franken.
Sein Auge leuchtete den Dürftigen mild, den Schuldigen furchtbar.
Er war den ganzen Tag thätig, schlief wenig, lernte im Alter
noch schreiben und ging täglich zweimal zur Kirche. Eine feste
Residenz hatte er nicht, sondern zog im Lande umher und wohnte
auf seinen Pfalzen. Am liebsten weilte er jedoch in Aachen.
Hier starb er auch 814 im Alter von 72 Jahren und fand im
Dome seine Ruhestätte.
§ 33. Karls Nachfolger. Karls Sohn Ludwig (814
bis 840) erhielt den Beinamen „der Fromme", weil er der Kirche besonders
zugethan (nochmalige Salbung, mönchisches Leben am Hofe, Mission nach
Norden von Corvey und Hamburg aus, Ansgarius rc.), und weil er schwach
und gutmütig war (schwache Reichsleitung, Weggeben von Zollfreiheiten
und freien Gerichtsbarkeiten, übertriebene Nachsicht gegen die Lehensträger,
die ihre Lehen bereits als erblich ansahen, mehrmalige Teilung des Reichs
unter seine Söhne, deren Empörungen rc.) — Nach seinem Tode kriegten die
Söhne um die Erbschaft und teilten sie im Vertrage zu Verdun 843.
l. Lothar erhielt als Kaiser Italien, Lothringen, Burgund und Fries-
land; 2. Ludwig der Deutsche Deutschland bis an den Rhein und
jenseit noch Mainz, Speyer, Worms; 3. Karl der Kahle das jetzige
Frankreich und Spanien bis zum Ebro. — Es ist nun folgendes zu
merken: 1. Frankreich und Deutschland waren von nun an
geschieden. Diejenigen Franken, welche sich in Gallien festgesetzt hatten,
vermischten sich mit den Galliern oder Kelten, deren Nationalität die
deutsche verdrängte. Aus der fränkischen, keltischen und lateinischen Sprache
bildete sich die französische. — 2. Die Kaiserkrone war zuerst in
Italien (Lothar), dann in Frankreich (Karl der Kahle), daraus kam sie
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Extrahierte Personennamen: Karl Karls_Persönlichkeit Karls Karl Karls Karls Ludwig_( Ludwig Lothar Ludwig_der Ludwig Karl_der_Kahle Karl Lothar) Karl_der_Kahle Karl
Extrahierte Ortsnamen: Rhein-Donau-Kanal Minden Bremen Paderborn Halberstadt Hildesheim Aachen Karls Karls Corvey Hamburg Italien Lothringen Burgund Deutsche_Deutschland Rhein Mainz Speyer Worms Frankreich Spanien Frankreich Deutschland Gallien Italien Frankreich
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wachs nicht gar groß war. Da führte die Vorsehung diesen verwil-
derten Leuten hinter einander zwei vortreffliche Geistliche zu, durch
deren Bemühungen das Schicksal des Thales eine ganz andere Wen-
dung nahm. Der erste hieß Stüber und trat im Jahr 1750 sein
Amt an. Das Erste, wonach er sich erkundigte, war die Schule.
Man führte ihn in eine elende Hütte, wo geschäftslose, lärmende Kin-
der zusammengedrängt waren. Er fragte nach dem Lehrer. Man
zeigte ihm einen alten Mann, der im Winkel auf einem Bette lag.
Sind Sie der Schullehrer? fragte der Pfarrer. — Ja. — Was leh-
ren Sie die Kinder? — Nichts. — Nichts? Wie soll ich Das ver-
stehen? — Weil ich selber Nichts weiß, antwortete der Mann unbe-
fangen. — Und wie konnten Sie denn Schulmeister werden? — Nun
ich hatte viele Jahre lang die Schweine im Dorfe gehütet, und als
ich zu alt und zu schwach dazu geworden war, schickte man mich hier-
her, die Kinder zu hüten. — Ähnlich fand es auch der Pfarrer in
dem andern Dorfe. Selbst lesen lernten die Kinder nicht, weil es die
Lehrer selbst nicht ordentlich verstanden. So sehr war das Steinthal
hinter der übrigen Welt zurückgeblieben, und so waren damals auch an
anderen Orten die Schulen und die Lehrer gegen jetzt vernachlässigt.
Pfarrer Stübers erste Sorge war, den Schulunterricht zu verbessern,
Was ihm um so schwerer wurde, da das Schullehreramt sein Ansehn
so sehr verloren hatte, daß keiner der geachteten Einwohner seinen Sohn
diesem Berufe widmen mochte. Ebenso große Schwierigkeiten machte
die Einführung eines Abcbuchs. Manche Leute meinten in den Sylben
und Wörtern, die den Kindern zum Lesen vorgelegt würden., sei eine
Ketzerei oder Zauberei verborgen. Dennoch hatte nach 6 Jahren der
brave Pfarrer Soviel gewonnen, daß ein Schulhans errichtet war und
selbst die Erwachsenen in Sonntcrgsstunden und Winterabenden Unter-
richt erhielten. Allein Stüber wurde auf eine andere Stelle als Pfarrer
versetzt, und sein Nachfolger setzte das angefangene Werk nicht fort.
Da hielt es der edle Stüber für Gewissenspflicht seine einträgliche Stelle
zu verlassen und wieder in das Steinthal zurückzukehren und die Ar-
muth mit feiner Gemeinde zu theilen. Als ihm jedoch seine Frau starb,
suchte er eine Predigerstelle in der Stadt, jedoch nicht ohne vorher für
einen zuverlässigen Nachfolger gesorgt zu haben. Dieser war Johann
Friedrich Oberlin. Gerade weil die Pfarrstelle im Steinthal schlecht,
die Arbeit aber groß war, weil ernstliche Hülfe dort noth that, ging
Oberlin hin. Seine religiöse Begeisterung führte ihn anfangs einige-
mal zu weit, so daß die Bauern unwillig über ihn waren, aber seine
Offenbeit, seine Demuth, feine Thätigkeit für das öffentliche Wohl be-
sänftigten ihren Unwillen. Man folgte ihm, weil er überall sebst Hand
anlegte und sich selber niemals schonte.
Einer seiner ersten Plane war, Verbindungswege zwischen dem
Steinthal und den benachbarten Städten zu öffnen. Denn da die
Bewohner weder Absatz für ihre Erzeugnisse finden, noch selbst die
nöthigen Ackerbauwerkzeuge sich verschaffen konnten, so begnügten sie
sich mit dem dürftigsten Unterhalt und hatten für öffentliche Zwecke nie
Etwas übrig. Oberlin versammelte seine Pfarrkinder, schlug ihnen
vor, einen Verbindungsweg zu der nach Straßburg führenden Heer-
straße zu bauen. Zu diesem Zwecke mußten Felsen gesprengt, ein
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Extrahierte Personennamen: Stübers Johann
Friedrich_Oberlin Johann Friedrich Oberlin Demuth Oberlin
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seines Pfarramtes stiftete er einen Verein für Ackerban, welcher mit
auswärtigen Vereinen der Art in Verbindung trat und im Stande
war, jährlich Preise an fleißige Obstpflanzer zu vertheilen.
Auch für die Schulen war Oberlin so thätig, daß das Steinthal
sich auch in diesem Punkte bald im ganzen Elsaß auszeichnete. Die
Kinder lernten mit Luft, weil sie sahen, daß nicht nur ihre Lehrer, son-
dern auch ihr Pfarrer und ihre Eltern ihre Freude daran hatten und
mit der größeften Anstrengung alles zum Unterricht Nöthige herbei-
schafften. Ganz besonders merkwürdig aber ist, daß im Steinthale
durch Oberlin die erste Kleinkinderschule in ganz Europa entstand.
Schon früh hatte er die Nachtheile bemerkt, welche die jüngeren Kin-
der leiden, während die älteren die Schulen besuchen, die Eltern aber
ihren Berufsarbeiten nachgehen. Nicht blos Gefahren für Leben und
Gesundheit sind die unbeaufsichtigten Kleinen ausgesetzt, sondern ihr
Geist kann sich in der Einsamkeit nicht entwickeln, deßhalb bleiben sie
zurück. Oberlin machte seine Frau auf dieses Übel aufmerksam und
diese, welche eben so menschenfreundlich dachte als ihr Gatte, bestellte
Aufseherinnen, welche die Kinder von 2 bis 6 Jahren um sich sam-
melten und dieselben mit Spiel und kleinen Arbeiten beschäftigten.
Unter diesen Aufseherinnen befand sich ein junges Bauernmädchen,
welches als die eigentliche Begründerin der Bewahranstalten zu betrachten
ist, weil sie nach dem bald erfolgten Tode der Pfarrerin die Jvee
derselben ausführte und verbefferte. Dieses tugendhafte Mädchen, wel-
ches zugleich in dem Hause des Pfarrers Oberlin zuerst als Magd,
dann als Haushälterin seine jüngeren Kinder erzog und ohne alle Be-
lohnung sich allen Diensten unterzog, bald die Kleinen beaufsichtigte,
bald Kranke besuchte, Arme unterstützte und in alle seine menschen-
freundlichen Plane einging und darum von ihm als Tochter ange-
nommen wurde, hieß Luise Schepler und ist eins der schönsten
Beispiele weiblicher Vortrefflichkeit. Auch wurden ihre Verdienste, so
wie die ihres Pflegevaters um das Steinthal nicht blos von der Ge-
meinde selbst, sondern zuletzt auch von der französischen Regierung an-
erkannt. Luise Schepler erhielt einen Preis von 5000 Franken, den
ein edler Mann in Paris für Diejenigen ausgesetzt hatte, welche sich
um das Wohl der Menschheit am meisten verdient machten. Sie be-
stimmte dies Kapital ihrer Kleinkinderschule und behauptete, der Ruhm
gebühre nicht ihr, sondern der verstorbenen Pfarrerin. Der alte Ober-
lin erhielt einen Orden und wurde in den Stand gesetzt, ohne solche
Entbehrungen, wie früher zu leiden, sein wohlthätiges Leben fortzu-
setzen. Die schönste Anerkennung aber fand er bei seinem Tode im
Jahre 1826. Nicht blos seine Pfarrkinder von dem ältesten bis zum
jüngsten begleiteten mit Thränen die Leiche des Vaters Oberlin, son-
dern auch eine ungeheure Zahl seiner Verehrer aus der Umgegend.
Und zwar machte die Konfession dabei keinen Unterschied. Katholische
Frauen in Trauer gekleidet knieten rings um den Begräbnißplatz in
stillem Gebete, und mehrere katholische Geistlichen saßen in ihrer Kir-
chenkleidung unter den protestantischen in der Kirche. Und damit sein
Werk nicht untergehe, wurden Beiträge zu einer Stiftung, die Ober-
lins Namen führt, gesammelt. Alles Dies kann man weitlänsiger in
den Büchern lesen, welche Oberlinö Leben beschreiben.
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90 000 Rtblr. Renten rechnet, und in Potsdam sprüchwörtlich zu sagen
pflegt: Ja, Wer so reich wäre, wie die Waisen! Ansangs von Hol; aus-
gebaut, erhielt es unter der Regierung Friedrichs Ii. seine gegenwärtige
dauerhafte Gestalt. Es ist ein schönes, großes, massives Gebäude von
vier Stockwerken, mit einem Haupt- und mehreren Nebeneingängen und
einem Thurme, den eine vergoldete Göttin der Barmherzigkeit ziert.
Eigentlich besteht es aus zwei Häusern, eins für Knaben, das andere
für Mädchen. Zwischen beiden befinden sich geräumige Spielplätze. Bald
nach der Gründung wurde noch ein besonderes großes Krankenhaus für
die Waisen hinzugefügt, weil eine Epidemie einen Prediger, neun Lehrer
und einige hundert Kinder hinweggerafft hatte. Im unteren Stock-
werke befinden sich einige Zimmer für die Lehrer, andere zum Aufent-
halte der Kinder, zur Austheilung des Frühstücks und Besperbrodes,
und der Speisesaal. Dieser ist schön und geräumig, mit Säulen, gleich
einer Kirche, den Bildnissen des Stifters und des jetzt regierenden Königs
geziert, mit einem Katheder und einer Orgel versehen, der Fußboden mit
weißen Fließen belegt. Es finden hier bei gewissen Gelegenheiten, z. B.
dem Geburtstage des Königs dem Jahrestage der Schlacht bei Leipzig re.
religiöse Feierlichkeiten statt. Bei dein Essen sitzen die Kinder, an der
einen Seite die Knaben, an der andern die Mädchen, getrennt durch den
Zwischengang, an platten Tischen, an welchen die Bänke befestigt sinv.
Mitten inne speisen die Lehrer und Lehrerinnen und führen zugleich die
Aufsicht. In einem besonderen Theile des Hauses, der ehemals zur
Bäckerei diente, befindet sich der helle, gewölbte, 40 Fuß lange und
20 Fuß breite Wnschsaal. In zwei steinerne, muldenförmige Tröge
wird mittels einer Pumpe Wasser geleitet, über hundert Kinder können
an beiden Seiten hinzutreten und sich waschen und an den daneben
hängenden, reinlichen Handtüchern sich abtrocknen, worauf das Wasser-
mittels eines messingenen Hahnes durch eine unterirdische Rinne abge-
lassen wird; die Höhe der Tröge ist zwei Fuß und daher der Größe
der Kinder angemessen. Bon dem mit Backsteinen belegten, abschüssigen
Fußboden kann das überspritzende Wasser ablaufen; im Winter wird das
Wasser durch den im Saale befindlichen Ofen erwärmt. Andere Stuben
dienen zum Schuh-Putzen, Kopf-Reinigen, Wechseln der Wäsche. Die Letz-
tere ist abgetheilt nach der Zahl der Schlafsäle uitd liegt in Fächern
mit Nummern, wohin Tags vorher reine Wäsche gebracht wird. Ein
eigenes Zimmer fand man um deßwillen zweckmäßig, weil das Wäsche-
wechseln sonst in der Rollkammer unter den Augen und Händen der
Waschweiber geschah, wobei die Schamhaftigkeit nicht selten verletzt
wurde. In den oberen Stockwerken sind die Arbeits- und Schulzimmer
der Kinder, von außen nach den Klassen und Abtheilungen bezeichnet
und mit den Lektionstabellen versehen. Die luftigen, reinlichen Schlaf-
säle gehen größtentheils durch zwei Stockwerke, so daß die Ausdünstungen
sich oben sammeln und abziehen können. An den grün angestrichenen,
numerirten Betten, wovon jedes Kind ein eigenes hat, befindet sich am
Fußende eine kleine Bank zum An- und Auskleiden, welche angeklappt
werden kann. Die Bettüberzüge, welche 6 bis 8 Wochen liegen, tollten
wohl alle vier Wochen gewechselt werden. Zur Aufsicht schlafen die
jüngeren Lehrer, und bei den Mädchen die Lehrmeisterinnen zwischen den
Kindern. In der Nähe ist die sogenannte Einnäß-Kammer für diejenigen
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niedrigsten Theile der Stadt imb ist nur zum Theile königlich, das
Übrige gehört Privatpersonen. In demselben arbeiten die Halloren,
Nachkommen eines alten wendischen Volksstammes, die sich bis jetzt un-
vermischl erhalten haben und sich durch Kleidung, Sprache und Gewohn-
heiten unterscheiden. Sie stehen nicht unter der Stadtobrigkeit, sondern
haben ihr eignes Gerichtshaus und einen Salzgrafen, der ihre Streitig-
keiten unterscheidet. Auch hat der König ihnen ihre früheren Rechte wie-
der bestätigt, z. B. alleiniges Recht zur Salzsiederarbeit, Empfang eines
Pferdes und einer Fahne bei jeder Erbhuldigung, freien Vogel- und
Fischfang re« Sie sind die geübtesten Schwimmer und Taucher und ha-
den neben ihren alten Freiheiten auch die Verbindlichkeit, bei Feuers-
brünsten hülfreiche Hand zu leisten.
Die berühmten Frankeschen Stiftungen bilden mit ihren 4- bis
6 stockigen Gebäuden eine eigene geschlossene Straße. Die Stiftungen
bestehen aus den mannigfaltigsten Anstalten: einem Waiscnhause, Frei-
schulen, Bürgerschttlen, 2 Gymnasien, einer Realschule. In allen zu-
sammen sind über 2 000 Schüler; zum Unterrichte und der Erziehung
derselben waren vor Kurzem 112 Lehrer und 12 Lehrerinnen angestellt.
Daneben besteht die große Cansteinische Bibelanstalt, von welcher seit
ihrer Begründung bis jetzt an 3 Millionen Eremplare der ganzen deut-
schen Bibel gedruckt und zu wohlfeilem Preise verkauft worden sind, un-
gerechnet die vielen neuen Testamente, Psalmen, und die Ausgaben in
böhmischer Sprache.
Die Einkünfte aller dieser großartigen Anstalten fließen theils aus
liegenden Gütern, theils aus Gewerbsbetriebsamkeit der Buchhandlung,
der Apotheke und dem Verkaufe der darin bereiteten, sonst unbekannten
Heilmittel, theils aus Schul-, Kost- und Erziehungsgeldern, doch
einem großen Theile nach auch aus Hülfsgeldcrn, welche der verstorbene
König von Preußen der in Noth gerathenen Anstalt bewilligt hat. —
Und alle diese großen Anstalten, diese weitläuftigen Gebäude, die man
nur für das Werk eines Fürsten halten sollte, hat ein Lehrer und Pro-
sessor der Universität zu Halle, Namens August Herr mann Franke
gestiftet, der ohne alle eigenen Mittel, ohne irgend einen Fond, blos
im Vertrauen auf Gott, den Grund dazu legte. Sehr wahr sagt daher
die dem Stifter gewidmete, über dem Haupteingange besindliche Inschrift:
„Fremdling, Was du erblickst, hat Glaub' und Liebe vollendet,
Ehre des Stiftenden Geist, glaubend und liebend wie er!"
Dieser Mann, 166 3 zu Lübeck geboren, war anfangs Privatlehrer
zu Leipzig, ging hernach nach Erfurt, wo er zum Hülfsprediger ernannt
ward, begab sich im folgenden Jahre nach Halle, wo er eine Professur
und später eine Pfarrei erhielt, und starb 1727 ebendaselbst. Er begann
jene Stiftungen zuerst im Jahr 1695. Da er nämlich die gröbste Un-
wissenheit iur Christenthum unter den bei ihm Almosen suchenden Armen
bemerkt hatte, so suchte er diesem Übel wenigstens durch Schulgeld, das
er manchen Kindern gab, abzuhelfen, und damit er noch mehr dafür
thun könnte, als ihm aus eignen Mitteln möglich war, so ließ er in
seiner Stube eine Armenbüchse anbringen. Nach einem Vierteljahre
steckte Jemand auf einmal 4 Rthlr. 16 gr. hinein. Als Franke dies
Geld fand,' sagte er: „Das ist ein ehrliches Stammgctd, davon muß
man etwas Rechtes stiften; ich will eine Armenschule damit anfangen."
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Ein braver Mann, geschickt im Unterrichten,
Erfüllt' er redlich seine Pflichten,
llnt» Das gefiel dem Bauer sehr.
Er hielt ihn ungemein in Ehren,
Kam oft, den Kindern zuzuhören,
Weil es die Pflicht der Väter wär.
Nun wahr ein Jahr vorbei. „Herr," sprach der gute Bauer,
„Was soll für seine Mühe sein?"
„Ich fordre dreißig Thaler." „Nein,
Nein," fiel der Alte hitzig ein,
„Sein Jnformatordienst ist sauer.
So kriegte ja der Großknecht, der mir pflügt,
Beinah' so Viel, als der Gelehrte kriegt,
Der Das besorgt, was mir am Herzen liegt,
Die Kinder nützen Ihn ja für ihr ganzes Leben,
Nein, lieber Herr! Das geht nicht an,
So Wenig gibt kein reicher Mann.
Ich will Ihm Mehr, ich will Ihm hundert Thaler geben.
Und mich von Herzen gern verstehn,
Ihm jährlich diesen Lohn ansehnlich zu erhöhn.
Gesetzt, ich müßt' ein Gut verpfänden;
Auch Das. Jst's denn ein Bubenstück?
Viel besser, ich verpfänd'ö zu meiner Kinder Glück,
Als daß sie's reich und lasterhaft verschwenden."
\ 18. Ciottliet» Conrad Pfeffel.
In dem leider von Deutschland abgerissenen Eisass, wo auch
der wackere Oberlin und andere treffliche Männer lebten, wurde
im Jahr 1736 der Dichter Pfeffel geboren und zeichnete sich von
Jugend auf durch Fleiss und gute Anlagen aus. So konnte er
schon im 15. Jahre die Universität Halle besuchen, um dort Ju-
risprudenz (die Rechte) zu studiren. Allein bald wurde er in
seiner Laufbahn gehemmt, ein Augenübel, welches sich immer
verschlimmerte, beraubte ihn schon in seinem 21. Jahre des Ge-
sichts. Man denke sich den unglücklichen Jüngling. Ein und
zwanzig Jahre und blind! Dennoch erhielt sich sein Geist durch
Gottvertrauen und Thätigkeit aufrecht. Er wusste einen Beruf zu
finden, wo er auch als Blinder Gutes wirken konnte, ja er fand
auch ein braves Mädchen, welches sich entschloss, die Gattin des
Blinden zu werden. So lebte er noch 50 Jahre ohne Tageslicht,
thätig in Lesen, Schreiben und Unterrichten, denn er hatte ein
Erziehungs-Institut gegründet, von seinen Schülern geliebt, von
seinen Mitbürgern geachtet, selbst von der französischen Regie-
rung geschätzt. Und Was war es, womit sich dieser neue Tobias
aufzuheitern pflegte? Es war die Dichtkunst (Poesie), welcher er
sich schon als Jüngling ergeben hatte, und welche ihn bis ins
hohe Alter begleitete. Eine grosse Anzahl seiner Gedichte ist
gedruckt worden, und sind sie gleich nicht alle so vortrefflich,
dass man sie noch jetzt gerne lies’t, so gibt es doch einige unter
denselben, wie folgende Proben zeigen werden.
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TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Autor: Renner, August, Jastram, Heinrich, Hüttmann, J. F., Feddeler, Gustav, Marten, Adolf
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
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Besonders eifrig lernte er hier auch lateinisch und griechisch. Eines
Tages fand er in dem Büchersaale der Universität 'eine Bibel. Das
war der beste Fund seines Lebens. Mit Eifer und Ernst las er
und las sich immer tiefer hinein. Je mehr er las, desto mehr
erkaltete in ihm die Lust, ein Rechtsgelehrter zu werden. Dazu
wurde er todeskrank. Die Krankheit stimmte ihn sehr ernst. Er
gedachte an seine Sünde und fragte sich, ob er vor Gott, dem
strengen Richter der Sünder, bestehen und selig werden könne.
Dieser Gedanke machte ihn sehr unruhig. Als er genesen war,
reiste er zu seinen Eltern. Auf der Heimkehr überraschte ihn nahe
bei Erfurt ein heftiges Gewitter. Ein vor ihm einschlagender
Blitzstrahl schmetterte ihn zu Bodem Voll Entsetzens rief er aus:
„Hilf, liebe St. Anna, ich will ein Mönch werden!"
2. Luthers Klosterleben. Ohne seine Eltern zu fragen, ging
Luther 1505 in das Augustinerkloster zu Erfurt und wurde ein
Mönch. Zunächst mußte er die niedrigsten Dienste verrichten im
Kloster, dann mit dem Bettelsack auf dem Rücken Gaben für das
Kloster sammeln. Dazu quälte er sich ab mit Beten, Fasten,
Wachen, daß er sich fast zu Tode marterte. Er konnte später mit
Recht sagen: „Wahr ist's, ein frommer Mönch bin ich gewesen.
Ist je ein Mönch in den Himmel kommen mit Möncherei, so
wollte ich auch hineingekommen sein." Seine einzige Freude war,
daß er im Kloster auch die Bibel lesen und lernen konnte. Aber
je mehr er sich abquälte, je mehr er in der Bibel studierte, desto
unruhiger wurde er in seinem Gemüte. Er konnte keinen Frieden
für seine Seele finden in aller Möncherei, bis ein alter Kloster-
bruder ihm das Wort in die Seele rief: „Ich glaube an eine
Vergebung der Sünden". Dazu wies ihn der Vorsteher
der Äugustinerklöster in Deutschland, Dr. Staupitz, auf das Wort
der Römerbriefes: „Wer nicht mit Werken umgehet,
g l a u b e t a b e r a n d e n, der d i e G o t t l o s e n gerecht macht,
dem wird sein Glaube gerechnet zur Gerechtigkeit."
Da wurde es allmählich Licht in Luthers geängstigter Seele. Er
hatte endlich den Weg gefunden, der zum Frieden führt: daß der
Sünder gerecht werde ohne des Gesetzes Werke, allein durch
den Glauben.
3. Luther als Professor und Prediger in Wittenberg. —
Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen hatte in Wittenberg
eine Universität gegründet und suchte noch einen tüchtigen Lehrer
für diese hohe Schule. Da schlug Dr. Staupitz ihm Martin
Luther vor. Der Kurfürst berief nun den Augustiner-
mönch Luther als Professor an die Universität
Wittenberg. Hier hat er gelehrt, daß die Menschen sich nicht mit
ihren Werken' Vergebung der Sünden verdienen können, sondern
zu dem Sohne Gottes kommen müssen, welcher als das Lamm
Gottes der Welt Sünde getragen hat. — Auf Staupitzens Befehl
mußte Luther auch predigen. Seine Predigten waren so gewaltig,
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Extrahierte Personennamen: Ernst Anna Luthers Friedrich Friedrich Martin
Luther