Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 366

1847 - Leipzig : Engelmann
366 Das Zeitalter der Reformation. hoben. Wie Georg war auch Kurfürst Joachim von Brandenburg ein eifriger Verfechter der alten Kirche. „Er brachte sein Weib zur Flucht, weil sie ihres Glaubens leben wollte und nahm von seinen Söhnen einen Eid, festzuhalten am alten christl. Glauben gegen die Neuerung." Aber 1538. von seinen beiden Söhnen trat zuerst Johann von der Neu mark dem schmalkald. Bunde und der evang. Kirche bei und im nächsten Jahre 1539. empfing Kurfürst Joachim Ii., ein friedliebender, heiterer Mann, in Spandau aus den Händen des Bischofs von Brandenburg das Abendmahl unter Leider Gestalt. Freudig folgte das ganze Land dem Beispiele des Herrn. Joachim behauptete jedoch eine unabhängige Stellung, indem er sich nicht dem schmalkald. Bunde anschloß und die Würde der Bischöfe so wie mehre Ceremonien ans der alten Kirche beibehielt. Der Uebertritt von Sachsen und Brandenburg war für ganz Norddeutschland entscheidend. Anhalt, Meklen bürg, die geistlichen Herrschaften schlossen sich der neuen Kirche an, selbst der Erzbischof von Mainz ließ in seinem Stifte Magdeburg und Halberstadt der Reformation freien Lauf, als die Stände seine Schulden übernahmen. Bald nachher kam das Bisthnm 1541. Naumburg in Erledigung. Das Kapitel wählte den gelehrten und milden Domprobft Julius Pflug, aber der Kurfürst von Sachsen setzte den Wittenberger Theologen Amsdorf mit dem Gehalte eines Pfarrers als Bischof ein, und übertrug die weltliche Verwaltung einem sächsischen Beamten. §. 451. Jetzt hielt sich nur noch Herzog Heinrich von Braun- schwei g-W o l fenb ü ttel zur alten Kirche, weniger aus Ueberzeugung, als ans Haß gegen den Landgrafen von Hessen, seinen ehemaligen Jugend- freund. Heinrich war ein leidenschaftlicher, ruchloser und harter Mann, der die Städte Braunschwcig und Goslar auf alle Weise drückte und die katholischen Fürsten fortwährend gegen die Glieder des schmalkald. Bundes aufreizte. Darüber kam cs zuerst zu einem heftigen alle Fürsten- und Menschenwürde verletzenden Schriftwechsel zwischen Heinrich und den beiden Bnndeöhanptleuten, denen sich auch Luther („wider Hans Worst") an- schloß. Von Schmähungen ging man zu Waffen über. Sächsische und 1512. hessische Truppen rückten vor Wolfenbüttel, nöthigten die Stadt zur Ueber- gabe und den Herzog zur Flucht, und unterstützten die von Bugenhagen geleitete Reformation des Landes. Heinrichs Versuch, nach dem Abzug der Feinde sich wieder in den Besitz seines Landes zu setzen, endigte mit 1545. seiner Niederlage und Gefangennehmung durch den Landgrafen. — Auch im Süden und Westen des Reichs gewann die lnth. Lehre stets neue Be- kenner. Die Herzoge von Bayern konnten nicht verhindern, daß die Reichs- stadt Regensburg dem Beispiele von Augsburg folgte und daß ihr eigener Vetter Otto Heinrich von der Oberpfalz (Neubnrg, Sulz- bach, Amberg) dem schmalk. Bunde beitrat und durch den Prediger O st- and er von Nürnberg den neuen Ritus in seinen Kirchen einführen ließ. In der Nheinpfalz wurde die unter dem Volke schon längst verbreitete evang. Lehre durch den Kurfürsten Friedrich Ii. begründet, nachdem die in der heil. Geistkirche in Heidelberg zur Messe versammelte Gemeinde das Lied: „Es ist das Heil uns kommen her!" angestimmt. Am 3. Jan. 1546. 1540 wurde das Abendmahl znm erstenmal unter beider Gestalt ausge-

2. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 368

1847 - Leipzig : Engelmann
368 Das Zeitalter der Reformation. Febr. 1546. Eisleben, wohin er zur schiedsrichterlichen Ausgleichung eines Streits zwischen den Grafen von Mansfeld gerufen worden, starb, wurde von Paul Hi. ein allgemeines Concilium nach Trident (in Tyrol) ausgeschrieben. Aber die Protestanten, die voraussahen, daß auf einem solchen unter dem Einfluß des Papstes gebildeten und handelnden Concil ihre Grundsätze würden verdammt werden, verwarfen dasselbe als ein unfreies und parteiisches und forderten eine Kirchenversammlung deutscher Nation. Dies schlug die letzte Hoffnung des Kaisers auf eine fried- liche Lösung der Streitigkeiten vollends nieder, zu einer Zeit, wo der schmalkald. Bund durch die Verstimmung, Zwietracht und Lauheit einzelner Glieder loser war als je und in der Umgebung des Kaisers der Rath religiöser Eiferer großen Einfluß gewann. Durch ein Bünd- niß mit dem Papst erhielt Karl beträchtliche Hülfsgelder, womit er in Italien, Deutschland und den Niederlanden Werbungen und Kriegs- rüstungen vornehmen ließ; der Herzog von Bayern wurde durch die Aussicht auf die Pfälzer Kurwürde gewonnen, die geistl. Reichsfürsten hielten ohnedieß zu dem Kaiser, der jetzt auch noch einen der bedeu- tendsten prot. Fürsten — den Herzog Moritz von Sachsen auf seine Seite brachte. Dieser junge, kluge und kriegskundige Fürst, seit 1541 Nachfolger seines Vaters Heinrich im albertinischen Sachsen, hatte sich schon längst aus Neid und Haß gegen seinen Vetter Johann Friedrich, mit dem er in stetem Hader lebte, von dem schmalk. Bunde losgesagt und dem Kaiser angeschlossen, obschon Philipp von Hessen sein Schwiegervater war. Auf dem Reichstag von Regens- burg (bei dem sich außer Moritz und den brandenburg. Markgrafen Johann von Küftrin und Albrecht von Bayreuth keine prot. Fürsten persönlich eingefunden) wurde der ehrgeizige Moritz durch die Aussicht auf Erweiterung seines Herzogthums und durch die Verleihung der Schutzherrlichkeit über die Stifter Magdeburg und Halberstadt (um die er mit dem Kurfürsten lange Streit geführt) bewogen, sich von seinen Verwandten und von der Gemeinschaft mit den Evangelischen loszusagen. In einem Vertrag versprach er dem Kaiser Gehorsam und Ergebenheit und Anerkennung der Tridentiner Beschlüsse unter der ihm und den beiden andern prot. Bundesgenossen mündlich gegebenen Zu- sicherung, daß in den drei Hauptpunkten, Rechtfertigung durch den Glauben, Kelch und Ehe der Geistlichen keine Aenderung in ihren Ländern vorgenommen werden sollte. §. 454. Der Feldzug an der Donau. Der Kaiser befand sich noch in Regensburg, als der schmalk. Bund, aufgeschreckt durch eine unbestimmte, drohende Antwort auf seine Anfrage über den Zweck

3. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 372

1847 - Leipzig : Engelmann
372 Das Zeitalter der Reformation. ließ. Doch wagte Karl nicht zur Vollstreckung zu schreiten; er zog vor, die Todesstrafe in ewige Gefangenschaft umzuwandeln, unter der Bedingung, daß Ioh. Friedrich seine Festungen (namentlich Wittenberg, das alle Anstalten zur Vertheidigung getroffen) dem Kaiser übergebe, und sein Land nebst der Kurwürde an Moritz ab- trete. Die dritte Bedingung, sich den Tridentiner Concil zu unter- werfen, wieß er standhaft zurück. So ging der kurfürstl. Rang von der Ernestinischen auf die Albertinische Linie in Sachsen über. Jedoch ward Moritz verpflichtet, den Söhnen Ioh. Friedrichs ein ihrem Rang entsprechendes Einkommen zu lassen. Aus den dazu bestimmten Aemtern Weimar, Jena, Eisenach, Gotha u. a. sind später, nachdem Moritzens Nachfolger Au- gust, Altenburg u. a. Distrikte wieder herausgegeben, die jetzigen Herzog- thümcr Sachsen entstanden. Ioh. Friedrichs gleichnamiger Sohn konnte den Verlust nicht verschmerzen. Er horchte auf die Einflüsterungen des unruhigen, fehdelustigen Reichsritters Grumbach aus Franken, der ihm zur Wiedererwerbung der verlornen Würde und Lande durch stanz. Hülse Hoffnung machte. Dies führte die Grumbachischen Händel herbei. Als nämlich Grumbach wegen der durch seine Leute vollbrachten Ermordung des Bischofs von Würzburg mit der Reichsacht belegt wurde, gewährte ihm Ioh. Friedrich gegen des Kaisers Verbot 1566. Schuh. Da rückte ein Executionsheer vor Gotha und nahm beide gefangen, worauf Grumbach geviertheilt wurde, der Herzog aber seine Leichtgläubigkeit mit ewiger Gefangenschaft in Steyermark büßte. 8. 457. Karls Triumph. Nun sollte auch der Landgraf von Hessen gezüchtigt werden. Moritz und Joachim von Brandenburg (der gleichfalls dem Kaiser gehorsam geblieben, aber am Krieg keinen Theil genommen) verwendeten sich für ihn und erlangten die Zusiche- rung, „wenn er sich auf Gnade und Ungnade ergebe, Abbitte thue und seine Festungen ausliefere, so solle er weder mit Leibesstrafe noch mit ewigem Gefängniß belegt werden." Diese Bedingungen wurden aber durch weitere mündliche Verhandlungen mit dem Kaiser dahin gemildert, daß der Landgraf nach seiner Unterwerfung „weder an Leib noch Gut geschädigt, auch nicht mit Schmälerung seines Landes oder mit Gefängniß beschwert werde." Unter dieser von Moritz und Joachim verbürgten Zusicherung nahm Philipp den Capitulationsentwurf an und begab sich, von den beiden Kurfürsten mit einem „freien, sichern, ehrlichen, ungefährlichen Geleit" versehen nach Halle, wo das kaiferl. Feldlager war. Als er hier in feierlicher Versammlung fuß- fällig Abbitte gethan, und dann, vom Herzog Alba zum Abend- essen eingeladen sich aufs Schloß begeben hatte, wurde er allen Ein- wendungen zum Trotz festgehalten. Der Kaiser hatte, gegen Ferdinands Rath, diesen Schritt befohlen; er konnte sich den Triumph nicht ver- sagen, seine beiden größten Gegner in seiner Gewalt zu haben. Den

4. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 376

1847 - Leipzig : Engelmann
376 Das Zeitalter der Reformation. Die Verstimmung erreichte den höchsten Grad, als Moritz, der ver- haßte Verräther der prot. Sache und ihrer Führer, im Namen des Kaisers die Vollziehung der Acht wider Magdeburg übernahm und die Stadt ,,wo das lautere Wort des Evangeliums allein noch eine Freistätte gefunden" zu belagern begann. Dieser Verstimmung kam nur der Jubel gleich, mit dem man die heldenmüthigen Kriegsthaten der von den Geistlichen angefeuerten Magdeburger Bürgerschaft ver- nahm, die im zuversichtlichen Vertrauen auf den Beistand Gottes, dessen Sache sie führte, alle Stürme zurückschlug. In Sachsen herrschte große Aufregung; die Stande warfen bereits ihre Blicke auf Moritzens Bruder August. Da gingen dem jungen Kurfürsten die Augen auf über seine Stellung. Seine wiederholten Verwendungen für die Be- freiung seines in Mecheln gefangen gehaltenen Schwiegervaters Phi- lipp waren bisher ohne Erfolg geblieben, vielmehr dessen Haft, seit einem gescheiterten Fluchtversuch, noch geschärft worden; das ver- pfändete Wort des Kurfürsten schien bei dem Kaiser wenig Gewicht zu haben. Moritzens Ehre war für immer dahin, wenn er sie nicht durch eine That wieder herstellte; und wie konnte er die öffentliche Stimme, gegen die kein bedeutender Mann gleichgültig ist, besser gewinnen, als wenn er die Freiheit des Reichs und der Kirche mit einem Schlag der Nation zurückgab? Zu dem Zwecke verband er sich zuerst mit dem eifrigen Bundesgenossen der Magdeburger, dem unternehmenden Mark- grafen Johann von Küstrin, mit dem er bisher manche Gefechte bestanden. Dieser betrieb die Aussöhnung der beiden sächsischen Linien, und die Beilegung des Streits mit Magdeburg. Bald traten der Herzog von Meklenburg, die Söhne des Landgrafen u. a. dem Bunde bei und der ritterliche Markgraf Albrecht von Brandenburg- Culmbach verfolgte gleiche Zwecke. Dieser war es auch, der zuerst eine Verbindung mit Frankreich bewirkte. In dem Vertrag, den dann Moritz mit König Heinrich Ii. abschloß, wurde diesem gestattet, für die den prot. Fürsten zu leistende Hülfe die Städte Metz, To ul, Verdun und Cambray zu besetzen, mit Vorbehalt der Rechte des Reichs. §. 462. Jnsbruck und Passau. Während dieser Verhand- lungen hatte Moritz zum Schein die Belagerung von Magdeburg fortgesetzt. Kaum war aber der Vertrag mit Frankreich abgeschlossen, so bot er der Stadt Gnade und Religionsfreiheit an und brachte sie dadurch zur Huldigung und Anerkennung seiner Hoheitsrechte. Der Kaiser befand sich ohne Truppen in Jnsbruck, mit dem Trident. Concil und seinen Entwürfen beschäftigt. Umsonst kamen ihm Warnungen zu;

5. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 378

1847 - Leipzig : Engelmann
378 Das Zeitalter der Reformation. mit erneuerter Stärke ausbrach, zog ihn von den deutschen Angelegenheiten ab. Während nun die kaiserb. Truppen die von den Franzosen besetzte und von dem Herzog von Guise tapfer vertheidigte Stadt Metz vergebens belagerten, Moritz mit Ferdinand gegen die Osmanen in Ungarn kämpfte und eine franz.-tnrkische Flotte Neapel bedrohte, führte Markgraf Albrecht von Brandenburg, der dem Passaner Vertrag beigetreten war, einen Raubkrieg wider die Bischöfe von Bamberg und Würz bürg und suchte sich für seine Kriegskosten durch die Plünderung und Brandschatzung von Klöstern und Stiftern zu entschädigen. Da der Kaiser seinem wilden Treiben ruhig zusah und ihn schonte, um sich seiner gegen die Franzosen und bei Gelegenheit auch gegen die deutschen Fürsten zu bedienen, so ver- band sich Mioritz mit Ferdinand, Heinrich von Braunschweig (der nach der Schlacht von Mühlberg wieder Land und Freiheit erlangt hatte (8- 4m) und den von dem Markgrafen befehdeten geistl. Fürsten zur Erhaltung des Landfriedens und erneuerte heimlich seinen Bund mit Frankreich. Um die Vereinigung der feindlichen Strcitkräfte zu hindern, zog nun Albrecht, ein kühner, unternehmender Kriegsmann, wider Heinrich von Braunschweig und seichte Niedersachsen mit rohem Raub- und Fehdewesen heim. Da 1553. rückte ihin Moritz entgegen. Bei Si c v ers h an se n kam cs zur blutigen Schlacht. Der rasche Moritz siegte, aber im wilden Reitergctümmel em- pfing er eine Schußwunde, an der er zwei Tage nachher, in der Blüthe männlicher Kraft, verschied. Er war ein Mann von seltenen Eigenschaften. ,,So bedächtig und gehcimnißvoll, so unternehmend und thatkräftig, mit so vorschauendem Blick in die Zukllnft und bei der Ausführung so voll- kommen bei der Sache." Sein Tod gab dem Markgrafen neue Hoffnung. Er erneuerte nach einiger Zeit seinen Angriff ans Braunschweig; aber zum zweitenmal besiegt und als Friedensstörer von dem Reichskammergericht und endlich auch vom Kaiser mit der Acht belegt, mußte er seine Erb- lartde (Bayreuth und Hof) feinen Feinden überlassen und als Flüchtling Schutz in Frankreich sncheit. Allmählig kehrte die Ruhe in Deutschlands Gauen zurück. Nach zweijährigem Aufenthalt kam Albrecht wieder nach Deutschland, fand aber ein frühes Grab auf dem Schlosse zu Pforzheim, wo ihm der Markgraf von Baden, sein Schwager, Schutz gewährt. L) Der Augsburger Religionsfriede und Karls V. Ausgang. §. 464. Durch schwere Erfahrungen waren beide Confessions- parteien zu der Ueberzeugung gekommen, daß der Friede im Reich nur durch gegenseitige Anerkennung der Glaubensfreiheit zu sichern sei. Diese Anerkennung zerstörte aber Karls Pläne und Entwürfe hinsicht- lich der Kirche und Kaisermacht für immer, kein Wunder also, daß ihm die deutschen Angelegenheiten verleidet waren und er den Vorsitz bei dem im Paffauer Vertrag verheißenen Reichstage seinem Bruder überließ, um nicht die Demüthigung zu erfahren, öffentlich eingestehen

6. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 335

1847 - Leipzig : Engelmann
Die Begründung der neuen Zustände unter Karl V. 335 •) Das von Friedrich dem Streitbaren abstammende sächsische Regenten- haus war seit 1485 in zwei Zweige getheilt, den altern, Ernestinischen, welcher Thüringen und die Kurwürde und den jüngern, Albertin ischen, welcher Meißen und den Herzogstitel besaß. Zu jener Linie gehören die muthigen Beschützer der Reformation (Friedrich der Weise ( 1486 —1525); sein Bruder Johann der Beständige (1525—1532) und dessen Sohn Johann Friedrich (—1554). Zu der albertinischen gehört der eifrige Verfechter der katholischen Kirche, Herzog Georgs—1539),sein Bruder, der evangelisch gesinnte Heinrich (—1541) und dessen Sohn, der kluge Moritz (—1553), nach dessen Tod sein Bruder Au- gust, von dem die königliche Linie in Sachsen abstammt, an die Regierung kam. §.415. Die reformirte Kirche. Unterdessen hatte Huld ri ch Zwingli in Zürich die Reformation der Schweiz begonnen. Während der tiefsinnige, durch harte Seelenkämpfe und das überwäl- tigende Gefühl von der Hülflosigkeit des Menschen durch die Sünde gepeinigte Luther in seiner monarchischen Gesinnung von dem Bestehen- den ausging und durch Reinigung des Glaubens, auf dem allein unsere Rechtfertigung vor Gott beruhe, auf Sitte und Leben zu wirken suchte, ging Zwingli, ein freier lebensmuthiger Republikaner, auf den Urzustand des Christenthums zurück und suchte in seiner den Bedürf- nissen des praktischen Lebens zugewandten Gesinnung zunächst Sitte und Leben zu bessern und der Eidgenossenschaft in moralischer, kirch- licher und politischer Beziehung eine neue Gestalt zu geben. Leider führte die verschiedene Auffassung der Lehre vom Abendmahl (§. 440), eine frühe Spaltung der neuen Kirche herbei. Zwingli's durchgreifen- dere Reformation schlug Wurzel in Zürich und Bern, im Rhein- thale und in den östlichen Kantonen und wäre wahrscheinlich durch die ganze Eidgenossenschaft gedrungen, hätte nicht die Schlacht von Kap- pel, wo Zwingli und der Kern der protestantischen Bürgerschaft Zü- richs den Heldentod starben, ihrer Verbreitung Einhalt gethan. — Von größerer Ausdehnung und Wirksamkeit war die reformirte Kirche Calvins, der in seiner streng Augustinischen Prädestinationslehre mit Luther übereinstimmte, in Kirchenverfassung und Kirchenzucht sich zu Zwingli hielt und in der Auffassung des Abendmahls eine mittlere Stellung zwischen beiden einnahm. Das auf der Gränze von Savoyen und Frankreich lieblich gelegene Genf, das durch den kräftigen Re- formator Calvin seiner politischen und kirchlichen Freiheit entgegenge- führt wurde, ward die Pflanzschule jenes demokratischen Calvinis- mus, der in der wälschen Schweiz raschen Eingang fand, der in die nördlichen Provinzen der Niederlande mit der politischen Unabhän- gigkeit siegend einzog, den im Süden von Frankreich über 2000 Gemeinden bekannten, der in Italien und Spanien, in der Nähe 1531.

7. Geschichts-Cursus für die mittleren Klassen der Gymnasien und Realschulen - S. 126

1865 - Eisleben : Reichardt
126 gebens die Lutheraner und Reformirten 51t vereinigen trachtete. 1546 1547 - Der schmalkaldische Krieg. Schlacht bei M ü h l b e r g. Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen, Landgraf Philipp von Hessen und eine Anzabl Städte unter Anführung des braven .Sebastian Schärtlin von Burtenbach bildeten die ansehnliche Kriegsmacht der Pro- testanten. Trotz ihrer Ueberlegenheit lassen sie den Kaiser durch Hilfstruppen sich verstärken und ein festes Lager bei Ingolstadt beziehen. Langsame und lässige Belagerung, Karl erhält noch ein niederländisches Hilfsheer und zieht nach Schwaben. Inzwischen war Herzog Moritz von Sachsen (des Kaisers Freund, obwohl Protestant) in das Kurfürstenthmn Sachsen eingefallen, Um sein Land zu schützen trennt sich Johann Friedrich von den Verbün- deten , und diese gehen auseinander. Die süddeutschen Städte und Würtemberg unterwerfen sich dem Kaiser. Unterdessen wurde Moritz aus Kursachsen vertrieben; jedoch Karl V. erschien plötzlich selbst, siegte 1547 auf der Loch au er Haide bei Mühlberg k) über Johann Friedrich und nahm ihn gefangen.!) Bald aitcf) Witten- berg genommen.in) Moritz wird Kurfürst von Sachsen, muß aber Weimar, Jena, Eisenach und Go- tha den Söhnen des Johann Friedrich > ernestinischer Linie) überlassen. Philipp von Hessen, treulos hcrbeigelockt, wurde durch Alba in Halle gefangen genommenu), gegen den Willen seines Schwiegersohnes Moritz und des Kurfürsten Joachim ll. 1548 Das augsburger Interim. Dieses' vom Kaiser vorgeschriebene Glaubensbekenntniß (hauptsächlich vom Katholiken Pflug und dem Protestan- ten Agricola von Eisleben versaßt! wurde von den mei- sten Protestanten verworfen. 0) Ebenso war das von Me- lanchthon aufgesetzte Leipziger Interim ein verfehlter Vermittlungsversuch. 1552 Moritz erzwingt vom Kaiser den passaner Ver- trag. k) Der Bauer zeigt die Furt durch die Elbe. Kriegsgeschrei Hispania! l) Die anfangs beabsichtigte Hinrichtung wird in Gefängniß verwandelt. m) Karl an Luthers Grabe edelmüthig. ti) Der Kaiser habe nur versprochen, ihn von ewiger, aber nicht von einiger Gefängniß frei zu lassen. 0) Sprichwort: Das Jnterini — hat den Schalk hinter ihm.

8. Geschichts-Cursus für die mittleren Klassen der Gymnasien und Realschulen - S. 127

1865 - Eisleben : Reichardt
127 Durch Karls Eigenmächtigkeit und fortgesetzte Gefangen- haltung des Landgrafen Philipp erbittert, wird Moritz des Kaisers Feind. Statt Magdeburg einzunehmen wendet er sich (in Verbindung mit dem Markgrafen Al- brecht von Brandenburg-Culmbach) nach Süd- deutschland und überrascht den kranken Kaiser in Inns- bruck; doch gelingt es diesem noch, über das Gebirge nach Kärnthen zu entkonnnen. Die gefangenen Fürsten frei, Gewissensfreiheit gewährt. Leider aber hatte sich Moritz mit Frankreich verbündet welches Metz, Toul und Verdun besetzte und für im- mer behielt. (1553) Moritz von Sachsen fällt bei Sievershausen gegen den Markgrafen Albrecht. Dieser hatte (gegen den passauer Vertrag» die Bisthümer mit Krieg überzogen und wurde von Moritz und dem Herzog Heinrich von Braunschweig bei S. geschlagen; doch fiel ersterer, erst 33 Jahr alt. 1555 Der angsburger Religionsfriede Er kam besonders durch die Bemühungen des Königs Ferdinand zu Stande; doch waren Zwinglianer und Calvinisten in: Frieden nicht mit einbegriffen, und der „geistliche Vorbehalt" setzte fest, daß ein geistlicher katho- lischer Landesherr, der protestantisch würde, Amt und Land verlieren sollte. 1550 Karl V. legt bei Regierung nieder. Lebensmüde zieht er sich in's spanische Kloster St. Juste zurück p), wo er 1558 im 56. Lebensjahre stirbt. Als Kaiser von Deutschland folgt sein Bruder 155 —1564 Ferdinand 1 Er war zugleich König von ll n g a r n u n d B ö h m e n. Obwohl strenggläubiger Katholik erhielt er doch durch edle Duldsamkeit dcu Frieden der Parteien. — Türkenkriege. ^ In Spanien, den Niederlanden, Neapel und Sicilien und Amerika folgt auf Karl sein Sohn Philipp ll., ein mistrauischer ' und unduldsamer Regent. Unter ihm 1581 Abfall der vereinigten Niederlande Politische und religiöse Unterdrückung (Jnquisitiou). An die Spitze der Unzufriedenen k Geusen, d. i. Bettler) tre- ten der kluge Wilhelm von Oranien und die Grafen Egmont und Hoorn. Alba kommt mit einem Heere p) Gartenbau. Uhren. Todtenmesse.

9. Geschichts-Cursus für die mittleren Klassen der Gymnasien und Realschulen - S. 95

1865 - Eisleben : Reichardt
95 899—911 Ludwig das Kind. Bei des Vaters Tode erst 7 Jahr alt. Erzbischof Hatto von Mainz x) und Otto der Erlauchte vou Sachsen verwalten das Reich, welches durch bestän- dige Fehden geschwächt wird (Adalbert von Babenberg). Einfälle der Ungarn in Thüringen, Franken, bis an den Rhein. 911 Mit Ludwig dem Kinde sterben die Karolinger in D ent schland aus. y) 911 —919 Konrad 1 von Franken. Zwar kräftig, kann aber die Ordnung im Reiche nicht berstellen. Lothringen fällt zu Frankreich ab, nur den Elsaß gewann Konrad wieder. Kämpfe mit aufrühreri- schen Herzogen > Sachsen, Schwaben, Baieru» und den Ungarn. -Vor seinem Tode empfahl er seinen Gegner, den Herzog Heinrich von Sachsen, zu seinem 'Rach- folger. z) ' ' 919—1024 Die sächsischen Kaiser. 919 -930 Heinrich La) Sohn Otto's des Erlauchten. Er schließt nach Gefan- gennehmuug eines Häuptlings mit den Magyaren einen neunjährigen Waffenstillstand. Während dessel- den Anlegung von Bürgend), Bildung einer Reiterei, ' Kriege gegen die Wenden jenseits der Elbe. 925 Erobe- rung von Brannibor. c) Gründung der Markgrafschaften Nordsachsen (Nordmark, Salzwcdell, Meißen und Schleswig. 925 wird Lothringen wieder d e u t s ch. ll) Herzog Giselbrecht heirathet Heinrichs Tochter Gerberga. 933 Heinrich schlägt die Ungarn bei Merseburg. Der räudige Hund statt des Tributes. Der eine Haufen der Magyaren bei Sonders hausen, das Hauptheer bei Merseburg (Keuschberg) geschlagen, e • Heinrich stirbt zu Mein leben a. d. Unstrut. Sein Grab in dem von ihm gegründeten Ouedlinburg. x) Derselbe, vo» dem die Sage vom Mäusethurm erzählt wird. y) nn Italien waren sie schon srüher ausgestorben; in Frankreich erst. 978 mit Ludwig dem Faulen. Eo folgt Hngocapet, Stanim Vater der Bourbonen. z) Durch seinen Bruder Eberhard schickt er ihm die Reichsinsignien. a) Die Beinamen „Städteerbauer" oder gar „Bogetsteller, Finkler" ge nügen nicht. Man könnte ihn den Großen nennen. b) Lo entstehen Ouedlinburg, Wittenberg, Merseburg, Nordhausen. <;) Fürst Tugumir. Ein plötzlicher Frost erleichtert die Eroberung, ä) Erst 1735 fiel es wieder an Frankreich, e) Das Engelsbanner. Befreiung vieler Gefangenen,

10. Geschichts-Cursus für die mittleren Klassen der Gymnasien und Realschulen - S. 117

1865 - Eisleben : Reichardt
- 117 1439- 1493 Friedrich 111 (Iv). Schwach und träge.e) Während seiner langen Regierung erreicht das Faustrecht in Deutschland seinen Gipfel. 1455 der sächsische Prinzenraub f). Angriffe der Türken auf Oestreich (Capistrano, Hunyad >. Nach dem Tode des jungen Ladislaus l Albrechts Sohn) wählten die Böhmen Georg Podiebrad, die Ungarn Matthias- Corvinus (Sohn des tapfern Türkensie- gers Johann Hunyad» zum König, der auch Oestreich einnahm. 1449 Erfindung der Bucbdruckerknnft durch Johann Gut- tenberg G. 1401 in Mainz geboren. Verbindung mit dem Gold- schmied Johann Faust und dem Schönschreiber Peter Schöffe r. Die Buchsmben anfangs auf Holzstäben aus- geschnitten, später von Metall. Guttenberg, dem Faust verschuldet, stirbt in Armuth (1456). 1453 Eroberung Eonstantinvpels durch Muhamed 11. Ende des o st r ö m i s ch e n K a i s e r t h u m s. Der letzte Kaiser Constantin Iv. P a l ä o l o g u s fällt nach tapferer Gegenwehr. Biele griechische Gelehrte flüch- ten nach Italien; in Folge dessen Wiederaufblühen der Wissenschaften. «Hof der'medici in Florenz.) 1476 Karl der Kühne, Herzog von Burgund, von den Schweizern bei Granson und Murten geschlagen. Karl hatte Nancy, die Hauptstadt des Herzogs Reuatus von Lothringen, erobert. Dieser stand mit den Schwei- zern im Bündniß. Die Besatzung von Granson verrä- therisch getödtet. Darauf die beiden Schlachten. 1477 Karl der Kühne fällt bei Nancy gegen Schweiß zer and Lothringer. Von dem Besitze Karls fiel Burgund an den schlauen König Ludwig Xi. von Frankreich; die Niederlande erbte Karls Tochter Maria, die sich mit Friedrichs Sohn, dem ritterlichen Maximilian, verheiratete. So wur- den die Niederlande mit Oestreich vereinigt. 1492 Entdeckung Amerikas Der Genueser Christoph Columbus hatte die Idee, e) Trotz seines Wahlspruches Austriae est imperare orbi universo. i A. E. J. 0. ü.) f) Bruderkrieg zwischen Kurfürst Friedrich dem Sanstmüthigen und seinem Bruder Wilhelm Kunz von Kaufungen raubt die Söhne des ersteren, Ernst und Albrecht. Der wackere „Triller." Die Prinzen sind die Stammväter der ernestinischen und alber- rinischen Linie.
   bis 10 von 44 weiter»  »»
44 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 44 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 1
2 11
3 0
4 3
5 0
6 0
7 0
8 0
9 1
10 7
11 0
12 0
13 2
14 0
15 0
16 0
17 0
18 0
19 1
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 7
26 1
27 17
28 0
29 0
30 0
31 1
32 0
33 0
34 3
35 2
36 3
37 5
38 0
39 0
40 1
41 0
42 2
43 0
44 0
45 1
46 12
47 30
48 1
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 13
2 0
3 3
4 5
5 0
6 0
7 40
8 13
9 65
10 1
11 0
12 0
13 3
14 0
15 2
16 22
17 71
18 0
19 4
20 24
21 2
22 0
23 36
24 0
25 7
26 4
27 0
28 1
29 2
30 1
31 0
32 0
33 3
34 80
35 5
36 2
37 44
38 22
39 2
40 0
41 19
42 2
43 14
44 14
45 5
46 12
47 0
48 1
49 0
50 0
51 1
52 12
53 0
54 0
55 1
56 7
57 4
58 15
59 9
60 0
61 0
62 0
63 0
64 3
65 13
66 1
67 8
68 11
69 25
70 0
71 25
72 0
73 19
74 17
75 2
76 0
77 6
78 12
79 0
80 19
81 0
82 6
83 46
84 0
85 73
86 115
87 2
88 3
89 4
90 28
91 0
92 23
93 0
94 7
95 3
96 48
97 3
98 62
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 1
3 0
4 12
5 2
6 0
7 0
8 0
9 1
10 21
11 0
12 0
13 0
14 0
15 0
16 14
17 0
18 77
19 12
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 0
26 10
27 0
28 0
29 0
30 3
31 2
32 0
33 8
34 0
35 0
36 0
37 0
38 4
39 3
40 20
41 0
42 1
43 0
44 18
45 0
46 0
47 0
48 5
49 3
50 0
51 1
52 0
53 1
54 3
55 38
56 0
57 8
58 15
59 10
60 1
61 2
62 0
63 0
64 13
65 0
66 0
67 0
68 6
69 0
70 1
71 1
72 6
73 0
74 0
75 4
76 0
77 14
78 1
79 3
80 22
81 10
82 1
83 0
84 0
85 0
86 0
87 2
88 3
89 0
90 0
91 5
92 0
93 0
94 0
95 0
96 0
97 36
98 0
99 0
100 10
101 0
102 0
103 3
104 0
105 0
106 0
107 0
108 0
109 0
110 0
111 0
112 0
113 0
114 0
115 1
116 0
117 1
118 5
119 0
120 0
121 1
122 2
123 0
124 1
125 0
126 2
127 4
128 4
129 0
130 0
131 2
132 10
133 0
134 1
135 0
136 4
137 0
138 0
139 0
140 2
141 0
142 6
143 3
144 8
145 1
146 1
147 5
148 5
149 0
150 3
151 0
152 0
153 0
154 0
155 1
156 5
157 10
158 19
159 0
160 0
161 7
162 0
163 0
164 0
165 5
166 2
167 0
168 0
169 1
170 0
171 70
172 1
173 3
174 3
175 1
176 3
177 7
178 0
179 0
180 0
181 0
182 3
183 2
184 0
185 1
186 0
187 0
188 1
189 0
190 0
191 17
192 0
193 0
194 2
195 0
196 1
197 10
198 2
199 1