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1. Leitfaden zum methodischen Unterricht in der Geographie - S. 16

1836 - Eisleben : Reichardt
16 Erstes Kapitel. Strandseen; niedrige stehende Gewässer mit einem tief erweichten Boden heißen Sümpfe und Moräste, und wenn diese mit einer schwankenden Erdrinde über- zogen sind, die nicht selten mit Holz, Nohr oder Ge- sträuch bewachsen ist, Moore oder Brüche. Quellen. Bache. Flüsse. Ströme. Minera- lische Wasser. §. 28. Quellen sind die Ausgänge oder Aus, bräche des unter der Erdoberfläche befindlichen Wassers, dessen weiteres Fortsirömen nach tiefer gelegenen Punk- ten der Umgebung einen Bach bildet. Aus der Verei- nigung mehrerer Bäche entsteht ein Fluß, welcher, wenn er durch viele andere Flüsse ansehnlich vergrößert worden ist und zuletzt in's Meer sich ergießt, Strom genannt wird. Unter Küstenflüssen versteht man solche, welche in der Nähe der Meeresküsten entstehen, und nach einem kurzen Laufe in's Meer sich ergießen. Auch werden die Flüsse in Haupt- und Nebenflüsse eingetheilt. Hauptflüffe heißen diejenigen, in welche mehrere Flüsse laufen; Nebenflüsse sind die, welche hin» einfließen. Die Vertiefung, in welcher das Wasser ei- nes Flusses läuft, wird das Bette, sein Boden der Grund, seine Ränder oder Seitenwände die Ufer (rechtes Ufer, welches von der Quelle an gesehen zur Rechten, und linkes, welches zur Linken liegt), und sein Ausfluß in einen andern Fluß, See oder Meer, die Mündung genannt. Unter dem Gebiete eines Flusses oder Stroms versteht man den ganzen Landstrich, welcher von ihm und von allen seinen Nebenflüssen, so wie deren Nebenflüssen und Nebenbächen eingenommen wird. Theilt sich ein Fluß in mehrere Abflüsse, so hei» ßen diese Arme, und wenn sie nicht wieder mit dem- selben sich vereinigen, sondern ihre eigene Mündung ha- den, Mündungsarme. Wasser, in welchen minera- lische Stoffe aufgelöset sind, wodurch sie einen eigenen Geschmack annehmen, heißen mineralische Wasser, und wenn sie als Mittel gegen verschiedene Krankheiten gebraucht werden, Gesundbrunnen. Ebenen

2. Leitfaden zum methodischen Unterricht in der Geographie - S. 232

1836 - Eisleben : Reichardt
132 Ii. Mittelafrika. Hab essi nien. ströme, dem Bahr-el-Abi ad (weißer Fluß- und Bahr-el-Azrek (blauer Fluß) gebildet wird. Nubien, ganz in der heißen Zone gelegen, hat ein heißes Klima, besonders in den Sandwüsten, wo, bei einer brennenden Hitze, die Regen selten sind. Die Produkte bestehen in Hausthieren, den Afrikanischen Naubthieren, Durra, Reiß, Zuckerrohr, Tabak, Senes- blättern, Bambusrohr, Eben - und Sandelholz, Gum- mis und Palmenbaumen, Gold, Salz. Außer den ei- gentlichen Nubiern, giebt es hier Araber, Jaeger, Ju- den und Türken. Die meisten Einwohner sind entwe- der Muhamedaner oder Heiden. Wissenschaftliche Bil- dung und Industrie sind unbekannt. Der Handel wird durch Karawanen betrieben. Es bestehen mehrere Staa- ten, deren Häuptlinge fast alle von dem Pascha von Aegypten abhängen. Sennaar, Stadt, größte Stadt in Nubien und Hauptstadt des Ncgerstaates Sennaar, im südlichsten Theile Nubiens, liegt am östlichen Hauptqucllensiusse des Nils, dem Baar-el-Azrek.— Westlich von Sennaar liegen die Lander Kordofan mib Dar- für, welche jedoch nicht zu Studien gerechnet werden, sondern ais Oasen der Sahara angesehen werden können. Habessinien. Die Gränzen dieses 10,000 Q Meilen großen Landes sind: gegen Norden Nubien, gegen Osten der Arabische Meerbusen, gegen Süden und Westen die Lande der Gallas. Hohe Gebirge, deren Gipfel zum Theil mit Schnee bedeckt sind, bedecken den größten Theil des Landes, und machen es zu einem hohen Gebirgslande mit fruchtbaren Thälern; doch giebt es auch Ebenen, wohin z. B. die große Salzebene unweit der Küste ge- hört, die ganz Hadessinien mit Salz versorgt, das hier in horizontalen Schichten liegt, und von den Einwoh- nern ausgehauen wird. Unter den zahlreichen Flüssen ist besonders der Bahr-el-Azrek (blauer Fluß), der östliche Hauptquellenfluß des Nils zu bemerken, wel- cher hier entspringt, und durch den großen See Dem- be a oder Tz a na gehr. Das Kl ima Habessiniens, das in der heißen Zone liegt, ist nur in den niedrigen Gegenden sehr heiß, hin-

3. Leitfaden zum methodischen Unterricht in der Geographie - S. 269

1836 - Eisleben : Reichardt
Colombia 269 des Atlantischen Ozeans ergießt utib furchtbare Ueber- schwemmungen verursacht; 2) der Magd a l e n en f l u ß, dessen Quellen gleichfalls hier sind, und welcher nach einem nördlichen Laufe sich in das Caraibische Meer er- gießt; 3) der Maranhon oder Amazonenfluß, der größte Strom der Erde, welcher aus Peru, wo er ent- springt, hieher gelangt, und durch viele ansehnliche im Lande selbst entspringende Flüsse verstärkt nach Brasilien übergeht. Unter den Land feen ist im Norden der groß- ße Maracaibo bemeckenswerlh, welcher mit dem Meere in Verbindung steht. Im südöstlichen Theile des Landes soll noch ein großer See Parima seyn, dessen Vorhandenseyn von Mehreren bezweifelt wird. Dies Land liegt ga^z in der heißen Zone, hat aber nicht allenthalben ein heißes Klima, sondern so uner- träglich die Hitze an den Küsten und in den tief gele- genen Gegenden ist, so sehr gemildert wird sie in den Hochebenen oder Hochthälern der Cordilleren, wo das Klima einem steten Frühlinge gleicht, während auf den hohen Gebirgsgipfeln die Kälte der Polarzonen herrscht, so daß man wohl in einem Tage von der brennenden Hitze Afrikas zu der Kälte Lapplands übergehen kann. Erdbeben und schreckliche Stürme sind häufig. Groß ist der Reichthum an Naturprodukten, als: viele Europäische Hausthiere zum Theil in verwildertem Zu- stande auf den Llanos, Amerikanische Naubthiere, Affen, Armadille, Tapire, unzählige Arten von Vögeln (wor- unter der große Condor), Alligators, vielerlei Schlan- genarten, Schildkröten sehr häufig auf den Inseln des Orinoco, wo ihre Eyer gesammelt und zu einem Oele benutzt werden, Fische, worunter der merkwürdige elek- trische Aal, Cochenille, Perlen- und Purpurmuscheln; Europäische Getreidearten, Mais, Reiß, Maniok, Yams, Bataten, Pisangs, Ananas, Melonen, Baumwolle, Ta- bak, Zuckerrobr, Kaffee, Cacao, Vanille, Indigo, wei- ßer Zimmer. Arzneigewächse (worunter die Chinarinde,- tropische Früchte, Kokos- und andere Palmen, trefflich Färbe, und Tischlerhölzer, Bambusrohr. Auch sind die Schätze des Mineralreichs sehr groß; kein anderes Land in Amerika kommt ihm an Goldreichthum gleich, und in einem Theile sselben enthalten alle Flüsse und Bäche Goldsand. Am, giebt es nirgends so viel Platina, da-

4. Leitfaden zum methodischen Unterricht in der Geographie - S. 230

1836 - Eisleben : Reichardt
230 I, Nordafrika. Sah ara. Muhamedaner, doch giebt es auch Bekenner der christ, lichen und Mosaischen Religion. Die Berberei besteht auf einem Kaiserthume und zwei andern in einer geringen Abhängigkeit von dem Türkischen Sultan stehenden Staaten mit eigenen Ober- häuptern, die von den Soldaten gewählt werden und unumschränkt herrschen, wozu jetzt noch die Französische Kolonie Algier kommt. Tripoli, Hauptstadt des gleichnamigen Staates, unter einem Bey oder Pascha, am Mittelländischen Meere, südlich von ©teilten, hat einen befestigten Hafen und ein Kastell, worin der Pascha sich aufhält. — B a rka, eine am Mittelländischen Meere, zwischen Aegypten und Tripoli gelegene große Landschaft, nur an der Küste des Anbaues fähig und im Innern Sandwüstcn ent- haltend, steht in Abhängigkeit von Tripoli. — Tunis, Haupt- stadt des gleichnamigen Staates, unter einein Bey, nordwestlich von Tripoli und südwestlich von Sicilie», an einem mit dem Meere in Verbindung stehenden See, hat einen Hafen, eine Citadelle, ansehnliche Fabriken, starken Karawancnhandel und 150,000 Ein- wohner. Der Bey hat seine Residenz in einem festen Schlosse, 1 Stunde von Tunis. — Kairwan, große Handelsstadt im In- nern, mit einer großen Moschee, welche für die heiligste in ganz Nordafrika gehalten wird. — Die im engeren Sinne B il e d-ul- Gerid oder Dattelland fini weiteren verstehen die Geogra- phen darunter das ganze Land vom Südabhange des Atlas bis zur Sahara), genannte Landschaft steht in einer gewissen Abhängig- keit von Tunis, — Algier, feste Hauptstadt der gleichnamigen Französischen Kolonie, westlich von Tunis und südlich von der Spanischen Insel Mallorca, an einem Bey des Mittelländischen Meexes, hat einen Hafen und verschiedene Fabriken, und ohne die Besatzung 25,000 Einwohner, — Fez, Hauptstadt des Kaiserthums Fez und Marokko, wo zuweilen der Sultan restdirt, liegt südwestlich von Algier, am Fuße des Atlas und hat 90,000 Einwohner. — Marokko, Stadt, südwestlich von Fez, gehört gleichfalls zu dem Kaiserthum Fez und Marokko, und ist die ge- wöhnliche Residenz des Sultan, aber nicht so groß als Fez. Die Sahara (oder die Wüste). Sie wird im Norden von der Berberei, im Osten pon Aegypten und Nubien, im Süden von Nigritien und im Westen von dem Atlantischen Meere begränzt, und das eine Größe von etwa 60,000 bis 80,000 Qmeilen. Der Boden besteht aus einer Ebene, welche mit bewegli- chem Sande und Kieselsteinen bedeckt, und nur selten mit Gebüsch, Farrenkraut und wenigen Palmen bewach- sen ist. An Flüssen und Trinkwaffer fehlt es ganz.

5. Leitfaden zum methodischen Unterricht in der Geographie - S. 271

1836 - Eisleben : Reichardt
Guayana. 27 i bet Republik, auf einer herrlichen Hochebene der Kordilleren, süd- östlich von Panama, hat eine Universität und 40,000 Einwohner. In der Geqcnd sind mehrere Naturmerkwürdigkeiten, als der Wasserfall von Lequendama, die von der Natur gebildeten Brücken über den Jcononzo und der See von Guatavita, welcher eine große Menge von Gold und Edelsteinen, die von den alten Ame rikanern hineingeworfen wurden, enthalten soll. c) in der Republik Eeuador: Quito, Hauptstadt süd- westlich von Bogota und in der Nähe des Aequators, auf einer der reizendensten Hochebenen oder Hochthäler der Cordilleren, mst dem herrlichsten Klima, hat eine Universität, mehrere Fabriken und schöne Gebäude, und 70,000 Einwohner, welche ansehnlichen Handel treiben. Bon hier aus sieht man 11 mit ewigem Schnee bedeckte Riesenberge der Cordilleren, worunter den Chimborazo. Bei dem Erdbeben 1797 kamen hier 40,000 Menschen um das Leben. — Guayaquil, Handelsstadt, südwestlich von Quito, an einer Bai des stillen Meeres, mit einem Hafen. — Die Galapagos- oder S ch il d k rö te n-I n sel n, reich an Schild- kröten, liegen im stillen Meere, westlich von Guayaquil. Guayana. Darunter begriff man sonst den ganzen großen Landstrich, der zwischen dem Atlantischen Ozeane, dem Amazonenflusse, dem in diesen sich mündenden Rio Ne- groß und dem Orinoco liegt. Da aber davon der ganze nördliche Theil mit der Colombischen Republik Vener zuela und der südliche mit Brasilien verbunden ist: so versteht man jetzt unter Guayana bloß noch den Rest desselben, welchen die Britten, Niederländer und Fran- zosen besitzen, dessen Gränzen gegen Norden der At- lantische Ozean, gegen Osten und Süden Brasilien, und gegen Westen Colombia sind, und dessen Größe ohnge- fähr 7000 Qmeilen beträgt. An den Küsten besteht das Land aus Niederungen mit einem fetten Schlammboden, vor welchem große Schlammbänke im Meere liegen, nach dem Innern zu, welches überhaupt noch wenig bekannt ist, erhebt es sich und enthält schöne Weiden und undurchdringliche Wal- dungen, und an der südlichen Gränze gegen Brasilien sind Gebirge von mittlerer Höhe. Die Flüsse, wor- unter der Cssequebo der beträchtlichste ist, haben ihre Mündung in den Atlantischen Ozean. Das Klima ist, bei der Lage des Landes in der heißen Zone, heiß, doch wird die Hitze durch frische Seewinde gemindert. Die Produkte sind die gewöhnlichen der in der hei-

6. Leitfaden zum methodischen Unterricht in der Geographie - S. 297

1836 - Eisleben : Reichardt
Australien. Archipel Neubritanniens rc. 297 ander und dem Haupttheile der Insel verbunden sind, und auch an der Südküste zwei beträchtliche Halbinseln ausgehen. Die Größe von Neuguinea wird auf 10 bis 13,000 Qm. geschätzt, wonach es ohngefähr von gleicher Größe mit Deutschland seyn würde. Im In- nern erheben sich hohe Gebirge, die sogar auf ihren Gipfeln ewigen Schnee tragen sollen; doch hat noch kein Europäer das Innere wirklich untersucht. Von den Produkten ist gleichfalls wenig bekannt, und wahr- scheinlich giebt es hier die Gewürze und Fruchtbäume der benachbarten Molucken. Kokospalmen, Sagopal- men, Brodfrucht, Pisangs, Gummibäume, Sandel- und Ebenholz, Bambus, Muskatnußbäume, Gewürz- nelken, Ingwer, edle Südfrüchte finden sich daselbst, und von Thieren har man Hunde, Schweine, mancher, lei Vögel, worunter die schönsten Paradiesvögel, Schild- kröten, eine Menge von Fischen, Perlenmuscheln, Tri- pang oder Holothurien, Korallen rc. gefunden. Auch vermuthet man Gold. Die Insel scheint stark bevölkert zu seyn. Ihre Bewohner gehören theils zu der neger- artigen, theils zu der Malayischen Race, gehen nackt und bewohnen Häuser, die in Dörfer vereinigt sind. Ein Theil derselben bekennt sich zur Muhamedcmischen Religion und unterhält ordentliche Pflanzungen. Der Archipel von Neubritannien. Diese Inselgruppe liegt nordöstlich von Guinea, in der heißen Zone, und ist gleichfalls noch wenig be- kannt. Die Produkte sind die gewöhnlichen Austra- lischen, auch hat man mehrere Gewürze, als die Mus- katnuß, Ingwer, Pfeffer daselbst gefunden. Die zahl- reichen Einwohner, zur negerartigen Race gehörig, find sehr roh und gehen ganz nackt. Die größten Inseln sind Neubritannien und Neuirland, wovon die erstere sehr bedeutend ist. Die Admiralitätsinseln. Sie liegen in der Nähe des Aequators, also in der heißen Zone, nordöstlich von Neuguinea und nord- westlich von Neubritannien, sind fruchtbar und von der negerartrgen Menschenrace bewohnt. Eine einzige die-

7. Leitfaden zum methodischen Unterricht in der Geographie - S. 302

1836 - Eisleben : Reichardt
302 Australien. Mendana - Archipel re. Kokospalmen, Pandanus- und Brodfruchtbäume, auch Vams tragen, dagegen arm an Thieren und von Men, schen bewohnt sind, die zur Malayischen Race gehören.— Südlich von den niedrigen Inseln liegen noch mehrere zerstreuet« Inseln, worunter besonders die kleine Pit- tai r nsin sel merkwürdig ist, weil sich daselbst von einem Britllschen Matrosen und einigen Tahilischen Weibern eine Kolonie gebildet hat, die schon 1821 bis auf 100 Personen angewachsen war, und unter der pa- triarchalischen Regierung ihres gemeinschaftlichen Stamm, vaters ein civillsirtes, glückliches Leben führte. Der Mendana - Archipel. Dieser Archipel liegt nördlich von den niedrigen Inseln, etwa 10 Grade südlich vom Aequator und mit» hin in der heißen Zone, und besteht aus zwei Gruppen, wovon die nördliche am spätesten entdeckte den Namen der W a sh i n g ro n s, und die südliche der Marque- sasinseln führt. Berge, zwischen welchen gut bewäs- serte Thäler sich befinden, bedecken diese Inseln, weiche die gewöhnlichen Australischen Produkte hervorbringen. Die Einwohner, von der Malayifchen Race, haben Wohnungen und einige Anpflanzungen, gehen beinahe ganz nackt und verwenden auf das Tätowiren, worin sie den höchsten Gipfel der Kunst erreicht haben, die größte Sorgfalt. Auf einigen dieftr Inseln, besonders auf der Haupkinsel Nukahiwa, die zu den Washing- tonsinseln gehört, und wo sonst die Einwohner in be- ständigen Fehden unter sich lebten, wobei es auf Ge- fangene abgesehen war, die sie brateten und verspeisten, hat sich jetzt auch das Christenthum verbreitet. Die Scmdwichinsetn. Sie liegen nordwestlich von dem Mendana « Ar- chipel, in weiter Ferne von der Westküste Amerikas, ganz in der Nähe des nördlichen Wendekreises und noch in der heißen Zone, wurden 1778 von dem berühmten Brittischen Seefahrer Cook entdeckt, und enthalten zum Theil sehr hohe Berge, auch einen noch thätigen Vul, kan. Der sehr fruchtbare Boden ist reich an Pro, dukten, worunter Europäische Hausthiere (besonders

8. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 284

1847 - Leipzig : Engelmann
284 Das christliche Mittelalter. gierde, Ruhmsucht und wilde Leidenschaftlichkeit verdrängten die bessern Regungen und machten einen unbesonnenen, übermüthigen und harten Fürsten aus ihm. — Karls Bestreben war auf die Erweiterung seines schonen von Holland bis zu den Alpen reichenden Herzogthums zu einem austrasischen (gallisch-belgischen) Königreiche mit dem Rhein als Ostgränze gerichtet. Er folgte daher gern der Einladung des von dem Papst entsetzten Erzbischofs von Köln, ihm zur Wiedereroberung sei- nes Bisthums behülstich zu sein, in der Hoffnung, dadurch die Städte am Rhein in seine Gewalt zu bringen. Aber der tapfere Widerstand der Bürger von Neuß und das Anrücken eines Reichsheers unter Kaiser Friedrich Iii. vereitelte diesen Plan und nöthigte ihn zum Abzug. — Kurz vorher hatte Herzog Siegmund von Oestreich, um H75. die Kosten eines unglücklichen Kriegs wider die Eidgenossen, die ihm Thurgau entrissen, zu bestreiten, die habsburgischen Besitzungen (Vorlande) im Elsaß, Sundgau und Breisgau an Karl den Kühnen verpfändet, der einen ungerechten Landvogt darüber setzte. Da vermittelte der staatskluge Ludwig Xi. von Frankreich (§. 350), der die wachsende Größe des Nachbars mit Neid und Besorgniß be- trachtete, und, seitdem ihn Karl in Verbindung mit mehren unzufrie- denen franz. Großen im Felde überwunden, mehr auf Falschheit, Arglist und Treulosigkeit als auf das wechselvolle Glück der Waffen vertraute, zwi- schen Habsburg und den Eidgenossen die „ewige Richtung" (Frieden) und verschaffte dem Herzog von Oestreich das Geld zur Einlösung der verpfän- deten Länder. Als aber Karl mit der Zurückgabe zauderte, vertrieben die gedrückten Elsässer die burgundische Besatzung und schlossen, als jener mit Heeresmacht wider sie zog, um seinen durch ein besonderes Gericht verurtheilten und auf Siegmunds Befehl Hingerichteten Vogt zu rächen, mit dem Herzog von Lothringen und den Eidgenossen unter Frank- reichs Vermittelung ein Bündniß. Da bemächtigte sich Karl Lothrin- gens, nach dessen Besitz ihn schon lange gelüstet und dessen Haupt- stadt Nancy er zu seinem Herrschersitz zu machen gedachte und zog dann mit einem stattlichen, mit vortrefflichem Geschütz versehenen und aufs Reichste geschmückten Heer von Reisigen über den Jura wider die Schweizer. Das Schicksal der tapfern Besatzung von Granson, die der Sieger theils aufhängen, theils im Neuenburger See ertränken là ließ, spornte die Eidgenossen zur Rache. In der Schlacht von Gran- son brachte ihr um die Hälfte schwächeres Heer den Burgundern eine so vollständige Niederlage bei, daß die Ueberlebenden in wilder Flucht sich zerstreuten und die treffliche Artillerie, so wie das prächtige mit kostbaren Stoffen, Gold, Silber und Edelsteinen gefüllte Lager

9. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 285

1847 - Leipzig : Engelmann
Geschichte der übrigen europäischen Staaten im Mittelalter. 285 in die Hände der mit dem Werthe unbekannten Feinde gerieth. Wü- thend über diese Schmach rüstete Karl mit solchem Eifer, daß er we- nige Monate nachher ein neues mächtiges Heer gegen die Eidgenossen führen konnte. Aber die Schlacht von Murten endete auf gleiche Weise; abermals bereicherten sich die Sieger mit unermeßlicher Beute und Bern entriß dem mit Burgund verbündeten Savoyischen Regentenhause das Waadtland. — Das Unglück verwirrte Karls Geist; in blinder Wuth und nur auf Rache sinnend verwarf er jede Vermittelung und zog, als der Herzog von Lothringen mit Hülfe der Eidgenossen sich wieder seines Reichs bemächtigt hatte, zum drittenmal gegen den kampfgeübten Feind. Aber im Januar erlitt sein Heer auf den eisigen Feldern vor Nancy die dritte schreckliche Niederlage theils 1477. durch das tapfere Schwert der Schweizer, Elsässer und Lothringer, theils durch den Verrath seines italienischen Rottenführers. Er selbst wurde auf der Flucht in einem zugefrornen Sumpfe erschlagen. §. 368. Nunmehr riß Ludwig Xi. das eigentliche Herzogthum Burgund (Bourgogne) als erledigtes Lehn der französischen Krone an sich und trachtete auch nach dem Besitz der übrigen Länder. Da vermälte sich Karls Tochter Maria mit dem ritterlichen ihr schon von ihrem Vater als Bräutigam zugedachten Maximilian von Oestreich, durch dessen kampfgeübtes Schwert die Franzosen in der sogenannten Sporenschlacht (bei Guinegate) überwunden und zur Verzichtleistung 1479* auf die übrigen Provinzen gezwungen wurden. Bald darauf starb die hochherzige Maria durch einen Sturz ihres Pferdes auf der Falken- 1482- jagd. (Kühne Jagd war auch Maximilians Leidenschaft!). Da erneu- erte der französische König sein falsches Ränkespiel, um die nieder- ländischen Städte (deren Macht seit den blutigen Niederlagen der bur- gundischen Ritterschaft gestiegen) wider Maximilian, der zum Vor- mund seines unmündigen Sohnes Philipp bestellt war, aufzustiften. Gent siel von ihm ab; die Zünfte von Brügge hielten ihn eine Zeit- lang gefangen, Brabant schwankte; aber dennoch brachte Maximilian durch seine Haltung und Tapferkeit die sämmtlichen Niederlande zur Anerkennung seiner vormundschaftlichen Rechte. Philipps Sohn Karl, den ihm die spanische Johanna gab (§. 365) und der im Anfang des Jahrhunderts zu Gent geboren ward, erbte alle Länder seiner isoo. Eltern und Großeltern. Doch hing sein Herz an den burgundischen Erbstaaten und besonders an den reichen, gebildeten und regsamen Niederlanden, die er zuerst durch Beifügung von Fries land, Gröningen, Ober-Pssel und Utrecht und durch Eroberung des empörten Geldern zu einem Ganzen vereinigte. Allein diese Ver-

10. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 614

1847 - Leipzig : Engelmann
614 Das Nevolutions - Zeitalter. Ehrgefühl und Patriotismus, die sich fremden Staaten verkauften und denjenigen Höfen dienten, von denen sie die größten Summen zogen; des Landes Ehre und Wohlfahrt kam dabei nicht in Betracht. Nach dem Ab- schluß der erwähnten schmachvollen Friedensschlüsse (§. 617), verkauften sich die Einen, den Grafen Gpl len borg an der Spitze, an Frankreich, die Andern, unter dem Paniere des Grafen von Horn, an Rußland. Jene bezeichnete man als Hüte, diese schalt man Mützen. Beide Par- teien haßten und verfolgten einander aufs Blut und machten die Reichs- tage znm Schauplatz ihrer feindseligen Angriffe. Beim Ausbruch des öst- reichischen Erbfolgckriegö wünschte die französische Regierung Rußland zu beschäftigen, um cs vom Anschluß an Maria Theresia abzuhalten. Sie bewirkte daher durch ihre Partei in Schweden, daß die Reichsstände an Rußland den Krieg erklärten, wozu die Ermordung eines schwedischen Ge- sandten durch russische Soldaten die Veranlassung bot. Da aber der herr- schende Adel die von Frankreich gewährten Snbsidien - Gelder unter sich getheilt hatte, so war das Heer in der erbärmlichsten Verfassung. Die 1741. Schtvedcn wurden daher bei W a lm an strand in Finnland aufs Haupt 1742. geschlagen und bei Helsingfors so eingeschlossen, daß sie in ihrer Rathlosigkeit Finnland den Russen hätten preis geben müssen, hätte nicht die Kaiserin Elisabeth unter der Bedingung, daß das Unrecht an der mit Rußland verwandten H olstcin - Gottorpschen Linie wieder gut gc- 1743. macht würde, in dem Frieden von Abo ihre Forderungen hcrabgestimmt. Die Schweden ernannten den Herzog von Holstein - Gottorp, Adolf Friedrich, den nächsten Verwandten des rrissischen Großfürsten, zum Thronerben und willigten in die Abtretung Finnlands bis zum Flusse Ky- m e n e. Unter der Regierung des schwachen mit einer Schwester Friedrichs Ii. Adolf von Preußen vermählten Adolf Friedrich gelang es dem schwedischen i7à7--7^ Adel, die Königsrechte noch mehr zu beschränken und die Krone vollends um alle Macht und alles Ansehen zu bringen. Der Reichstag mischte sich in die innern Angelegenheiten der königlichen Familie und in die Er- ziehung der Prinzen; er riß die Befugniß an sich, die wichtigsten Staats- ämter zu besetzen und Beschlüsse, denen der König zweimal seine Zustim- mting versagt, eigenmächtig mit dessen Unterschrift zu versehen. Ein Ver- such der „Mützen", die Verfassung zu Gunsten des Monarchen zu ändern, schlug fehl und verschaffte den ,,Hüten" den vollständigsten Sieg. Die Folge davon war, daß Schweden als Bundesgenosse Frankreichs gegen den Willen des mit Preußen verwandten Königs in den siebenjährigen Krieg gezogen wurde, tvodtirch das ohncdicß verarmte Land in die trau- rigste Lage kam. Dieß führte zwar den Sturz der französischen Partei herbei, aber die neue Oligarchie der russischen Partei tyrannisirte König und Volk nicht minder als ihre Vorgänger, so daß Adolf Friedrich zuletzt durch die Drohung, die Krone niederzulegen, die Machthaber zwang, einen außerordentlichen Reichstag einzuberufen. Dieser entließ den größten Theil 1769. der dem Monarchen widerstrebenden Räthe und gab dem Thron wieder einiges Ansehen zurück; aber ein gänzlicher Umsturz der Verfassung, wie der kühne und kluge Kronprinz ihn gewünscht, scheiterte an der Friedens- liebe und Rechtlichkeit des Vaterö.
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