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wie dort von Handwerk und Ackerbau sich nähren. Im 13. Jahr-
hunderte hieß der Ort Löwenwalde. Löwen ist der niederdeutsche
Name für Lauben und deutet hin auf die waldreiche Gegend. In
älterer Zeit ist die Ilmenau bis Uelzen schiffbar gewesen, und zur
Erinnerung daran hängt noch jetzt in der dortigen Stadtkirche ein
kleines Schiff, welches von Engländern, die bis hierher ihre Handels-
beziehuugeu hatten, geschenkt sein soll. Ein größerer Platz in der
Stadt, nahe der Ilmenau, wo der Hafen gewesen ist, hat den Namen
„Schneller Markt" beibehalten. Seit alter Zeit lief im Jlmenauthale
entlang der große Handelsweg von Hamburg über Lüneburg nach
Uelzen. Südlich der Stadt spaltete sich derselbe, und der eine Weg
führte über Celle nach Hannover, während der andere sich über Gif-
Horn und Braunschweig nach Süddeutschland hinzog.
In Uelzen ist im Jahre 1497 Ernst der Bekenner geboren, einer
der Fürsten Deutschlands, welche zuerst Luthers Lehre einführten.
Von Uelzen wenden wir uns auf kurze Zeit nach Westen, dem
Flecken Ebstorf zu. In dem dortigen Kloster befinden sich sehens-
werte, alte Teppiche, welche umrändert sind mit kostbaren Perlen aus
den Perlenmuscheln der Ilmenau und anderer Heidbäche. Eine Merk-
Würdigkeit seltener Art ist die aus dem Kloster stammende Landkarte
aus dem Mittelalter, 3*/2 m hoch und 3 m breit, mit den drei damals
bekannten Erdteilen. Die Karte, auf welcher mit Wasserfarben Bilder
von wilden Völkern und fabelhaften Tieren gemalt sind, ist jedenfalls
im Kloster angefertigt, denn Ebstorf steht mit darauf. Jerusalem
bildet den Mittelpunkt, Asien nimmt den oberen Teil, Europa den
linken und Afrika den rechten Teil ein. Leihweise ist die Karte dem
historischen Vereine für Niedersachsen in Hannover überlassen, welcher
Vervielfältigungen davon hat herstellen lassen, die in der Hahnschen
Buchhandlung zur Ansicht vorrätig sind.
Ebstorf mit 1500 Einwohnern hat eine im Aufblühen begriffene
Ackerbauschule. Zwischen dem Orte und Soltau dehnt sich die Raub-
kammer aus, der zweite große Wald im Lüneburgschen, welcher seinen
Namen folgender Sage verdankt: Zur Zeit der Raubritter hatte der
Wegelagerer von Zahrenhusen eine feste Burg mitten in diesem Walde,
und lohnend war sein Gewerbe; denn die große Handelsstraße von
Hamburg über Soltau nach Hannover führte durch die Raubkammer.
Diese Straße zog nun auch einst ein Krämer aus Uelzen, welcher seine
Büchse mit einer aus dem Blei eines alten Kirchenfensters gegossenen
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
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Extrahierte Personennamen: Ernst
Extrahierte Ortsnamen: Ilmenau Ilmenau Hamburg Uelzen Hannover Uelzen Deutschlands Ilmenau Jerusalem Asien Europa Afrika Niedersachsen Hannover Lüneburgschen Hamburg Hannover Uelzen
51
b. i. Moorkolonie der Provinz Hannover. Nächst Emden ist Papen-
bürg der wichtigste Seehandelsplatz der Provinz Hannover. Vor
200 Jahren standen hier nur sieben armselige Hütten neben einer
alten verfallenen Burg, und jetzt hat der Ort Stadtrechte und besitzt
drei Kirchen. Torsstechen, Ackerbau, Viehzucht, Schiffahrt und Schiffs-
bau sind die Erwerbsquellen der Einwohner. Papenburg und auch
die übrigen Fehen liesern verhältnismäßig mehr Seelente als die
Küsten; denn schon in früher Jugendzeit lenken hier die Jungen die
Kähne und gewinnen dabei eine sichere Übung im Rudern und Segel-
stellen. Ju der Seemannsschule iu Papenburg erhalten sie dann die
weitere Ausbildung für die Seefahrt.
Dritter Tag:
Die H a s e.
Von der rechten Seite fließt die Hase, welche am Nordabhange
des Teutoburger Waldes entspringt, in die Eins. Wir gehen an
ihrem Ufer eine gute Strecke entlang und merken uns das Wissens-
werte der Reihe nach.
Nicht weit von der Quelle, in deu Wiesen bei dem Dorfe Ges-
mold, teilt sich der Hasefluß auffälliger Weise in zwei Arme, von
welchen der westliche den Namen Hase beibehält, der östliche aber
unter dem Namen Else in die Werre, einen Nebenfluß der Weser,
fließt. Es fehlt hier alfo die eigentliche Wasserscheide zwischen Weser
und Ems. Diese Gabelung würde einen noch großartigeren Eindruck
machen, wenn die beiden Flüsse, über welche ein guter Turner hinweg-
springen kann, größer und ihr Gesälle bedeutender wäre, aber merk-
würdig und sehenswert bleibt die Spaltung immerhin. Von Gesmold
folgen mir der Hase in nordwestlicher Richtung zunächst bis Osua-
brück durch ein drei Stunden langes, etwas sumpfiges Wiesenthal,
das am linken Ufer von den letzten Ansläuferu des Teutoburger
Waldes begrenzt wird und an der rechten Seite von den Vorbergen
des Wiehengebirges. Die Berge sind mit Laub- und Nadelwäldern
bewachsen und bergen Steinkohlen, Eisen und Sandstein.
Die Umgebung von Osnabrück zeichnet sich durch Naturschönheit
und Fruchtbarkeit aus. Da ist zuerst in nächster Nähe der Stadt
der mit geschmackvollen Anlagen geschmückte Gertrudenberg zu nennen,
von welchem wir die ganze Stadt mit ihren hohen Türmen und statt-
4.*
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Dritte Reise:
Von der Wasserscheide zwischen Weser und Elbe bis
an die Mündung der Ilmenau in die Elbe.
Erster Tag:
Vom Lühwalde bis Uelzen.
In dreifacher Weise preisen wir den Reichtum des Lüßwaldes:
Reich ist er an schlanken Tannen und Fuhren nebst Eichen, Buchen
und Birken, reich an wohlschmeckenden Heidel- und Kronsbeeren, welche
in großen Mengen nach Hamburg verschickt werden, und reich an
Hirschen, Rehen und wilden Schweinen.
Die nördlichste Ecke des Lüßwaldes heißt bei dem Dorfe Hösse-
ringen Schoten oder Schott. Hier wurden vom Jahre 1550 bis
1630 die Lüneburger Landtage abgehalten, wie die kalenbergschen
im Kreyenholze bei Elze, oder auf dem „Kleinen Hörne" bei Pattensen,
die des Landes Göttingen unter der Kirchhofslinde des Klosters
Marienstein, die osnabrückfchen bei dem Kloster Oesede, und die von
Ostfriesland unter dem „Upstalsboom" in der Nähe von Anrich.
Nicht von Menschenhänden waren also die damaligen Stände-
Häuser erbaut, sondern die uralten Bäume selber wölbten hoch empor-
strebende Hallen über den Häuptern der versammelten Männer. Hoch
zu Roß, in vollem Waffenschmucke erschienen die Abgeordneten, und
noch heute ist der Versammlungsort hier im Schoten durch einen
kleinen Kreis von Birken bezeichnet.
Auf deu Lüneburger Landtagen war die Ritterschaft durch sieben,
die Städte durch fünf und die Geistlichkeit durch drei Abgeordnete
vertreten. Vor diesen Männern wurde z. B. im Jahre 1555 von
den Vormündern der Kinder des 9 Jahre vorher verstorbenen Lüne-
burger Herzogs Ernst des Bekenners Rechenschaft über die Vormund-
schaftsführung abgelegt, und im Jahre 1581 wurde im Schoten von
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
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TM Hauptwörter (200): [T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz]]
A. Politische Einteilung in sechs Regiernngsliezirke.
A. Der Regierungsbezirk Hannover
umfaßt 5 783 qkm mit 462000 Einwohnern. Es gehören dazu das
ehemalige Fürstentum Kalenberg und die Grafschaften Hoya und Diep-
holz. Siehe Karte 5.
Wir fassen bei jedem Regierungsbezirk zuerst" die auf unseren
Reisen gesammelten Erfahrungen unter der Überschrift: Bodenbeschassen-
heit und Produkte, zu fester Einprägung kurz zusammen und gehen
dann zu den einzelnen Kreisen über.
a. Lodendeschaffenheit und Produkte.
Im südlichen Teile des Regierungsbezirks Hannover, im Kalen-
bergschen, ist fruchtbarer, lehmhaltiger Boden. Die Hanptackererzeng-
nisse sind Weizen, Zuckerrüben, Roggen, Bohnen, Raps und Klee.
Die Gebirge Deister und Süntel, sowie der Benther- und Gehrdener
Berg tragen umfangreiche Waldungen und bringen großen Gewinn
durch bedeutende Holzerträge, durch Kohlenbergwerke und durch Kalk-
und Sandsteinbrüche. Salzquellen mit reichhaltiger Sole sprudeln an
der Fösse und am Deister und versorgen uns reichlich mit Küchensalz,
diesem unentbehrlichsten Gewürze.
Das Gebiet der Weser unterhalb und oberhalb von Hameln
zeichnet sich aus durch vortreffliche Wiesen, Wälder und Äcker, und der
Lachsfang bei Hameln ist sehr einträglich.
Im mittleren und nördlichen Teile, in der alten Grafschaft Hoya,
begünstigen die an der Weser und Leine liegenden ergiebigen Marsch-
wiesen Pferde- und Rindviehzucht; daneben liefert auch gutes Acker-
laud ähnliche Produkte wie im südlichen Teile.
Im westlichen Teile, in der Richtung nach Diepholz und Sulingen
zu, ist Heide und Moor vorherrschend. Die Hauptackerfrüchte sind
Buchweizen und Kartoffeln, und die wenigen Wälder haben das dunkle
Gepräge der Fuhren und Tannen. Die Moore haben hier, wie
überall, neben dem Torsstich ihre Bedeutung auch dariu, daß sie bei
feuchten: Wetter die Niederschläge gleich Schwämmen aufsaugen und
aus diesem Sammelbecken kleine, braune Bächlein, welche sich nach
und nach klären, in die größeren Flüsse entsenden. Dazu gestatten
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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TM Hauptwörter (200): [T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
88
die wasserreiche, freilich nur mit fahlen Schilfgräsern bewachsenen
Rieden, die Heide und Moor in der Umgebung von Diepholz durch-
zieheu, eine nicht unerhebliche Gänsezucht; denn die zahlreichen Gänse-
Herden, welche im Herbste nach Hannover und anderen Städten ge-
bracht werden, stammen fast ohne Ausnahme aus dieser Gegeud.
Wenn wir nun noch in die ältere Zeit zurückgehen, so bildeten
in Ermaugeluug steiler Berge und Felsen die unzugänglichen Moore
der Grafschaften Diepholz und Hoya zur Zeit der Ritter einen sicheren
Schutz für die Burgeu, deren biefe beiden Grafschaften gegen 39 aus-
zuweisen hatten. Nur ein schmaler, leicht zu Verteidigeuder Damm
führte damals als einziger Zugang durch Sumpf und Morast in die
Burg, und wehe dem Feinde, der diesen Weg verfehlte.
1). Die 13 Kreise des Regierungsbezirkes Hannover.
1. Kreis Diepholz. Der Flecken Diepholz an der Hunte
hat 3000 Einwohner und war einst die Residenz der Grafen von
Diepholz, welche hier schon im 13. Jahrhunderte eine Burg besaßen.
In dem großen Moore, 7 km nördlich von Diepholz, sind im Lause
der Zeit 12 alte Bohlwege, oft 2 km lang, bloß gelegt worden. Sie
stammen wohl meistens aus der Römerzeit, gleich uach Christi Geburt,
und sind mehrere Meter hoch mit Torferde bedeckt. Die Bohlwege haben
ein Breite von 3 m, und sie bestehen ans eichenen Bohlen, welche
quer über taunene oder fuhrene Längsschwellen gelegt sind. Gegen
die Verschiebung der Bohlen sind an den Seiten Pfähle eingerammt.
Lemförde ist ein Flecken mit 900 Einwohnern und liegt in
der Nähe des Dümmer Sees. Auch dieser Flecken hat sich nin eine
Burg der Grasen von Diepholz entwickelt.
2. Kreis Syke. Der Flecken Syke hat 1200 Einwohner. Das
„Syker Holz", ein hoher Buchenwald, welcher sich in unmittelbarer
Nähe des Ortes am Abhänge eines kleinen Berges hinzieht, wird au
schönen Sommertagen häufig vou deu Bewohueru der umliegeudeu
Ortschaften ausgesucht. — Bassum ist ein Flecken mit 700 Ein-
wohnern. Ansgar, der hochverdiente Apostel des Nordens, welcher
von 847 bis 865 Erzbischos von Bremen war, legte den Gruud zu
dem Kloster in Bassum, welches jetzt, gleich vielen anderen Klöstern,
ein adliges Damenstift ist. Bemerkenswert ist eine alte Klosterregel,
welche den dortigen Nonnen vorschrieb, sich neben den gottesdienstlichen
Übungen auch steißig mit Spinnen, Webeu und Krankenpflege zu be-
schäftigen.
3. Kreis Hoya. Der Fleckeu Hoya mit 2000 Einwohnern
liegt, umgebeu vou fruchtbaren Marschwiesen, am rechten User der
Weser. Die alte Burg, die ehemalige Residenz der Grasen vou Hoya,
lag aber dem Orte gegenüber am linken Weserufer. Bücken ist ein
Flecken mit 1000 Einwohnern. Die sieben Stiftsherren des frühereu
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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Extrahierte Personennamen: Christi Ansgar Apostel Kreis_Hoya
Vorbegriffe.
29
Verschiedenheit der Menschen in der Lebensart
und Bildung.
§. 48. In Rücksicht der Lebensart theilen sich die
Menschen nach der Art, wie sie sich ihren Unterhalt
verschaffen, in solche die entweder von der Zagd und
Fischerei, oder von der Viehzucht, oder von dem Acker--
bau leben, — und nach der Art ihre Wohnung in
solche, die keine festen Wohnungen haben, sondern ge-
wöhnlich mir ihren Viehheerden herumziehen (Noma-
den), oder in solche, die feste Wohnungen besitzen (An-
sässige), mit dem Unterschiede, daß diese entweder in
bloßen Hütten oder Häusern bestehen. —
Zn Hinsicht der Kultur oder Bildung giebt es
Wilde, die bloßvonzagdundfischereileben,Halb-
kultuvirre oder Barbaren, die hauptsächlich Vieh,
zucht treiben, und Gebildete, Civilisirte, welche
nicht allein Ackerbau, sondern auch Handwerke, Fabri-
ken, Handel, Künste und Wissenschaften unterhalten.
Eine kleinere oder größere Anzahl von Wohnun,
gen oder Häusern nennt man entweder Weiler oder
Dorf (beide gewöhnlich von Bauern bewohnt), oder
Flecken, auch Marktflecken (wo nicht bloß Dauern,
sondern auch Handwerker und Kaufleute wohnen), oder
Städte, die oft mit Mauern und Thoren versehen
sind, und deren Einwohner Bürger heißen und sich
hauptsächlich von Handwerken, Fabriken und Handel
ernähren. Vorstadt ist eine Anzahl von Häusern,
die außerhalb der Stadtmauern oder Stadtthore liegen.
Hauptstädte heißen Städte, wo die höchsten obrig-
keitlichen Beamten ihren Sitz haben; Residenzstädte,
wo der Landesherr seinen gewöhnlichen Aufenthalt hat,
Bergstädte, deren Einwohner sich vornehmlich vom
Bergbau (Gewinnung der Mineralien) ernähren; Han-
delsstädte, wo das vorzüglichste Gewerbe der Handel
und Seestädte, wo, durch die Lage am Meere, das
vorzüglichste Gewerbe der Seehandel ist. Feste Städte
und Festungen nennt man Oerter, die mit Mauern,
Graben, Wällen und andern Festungswerken versehen sind.
Was die Gewerbe der Menschen betrifft: so giebt
es 3 Klassen, die erzeugende (producirende),
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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TM Hauptwörter (200): [T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
30
Erstes Kapitel.
verarbeitende und handelnde Gewerbsklasse. Die
erste begreift alle diejenigen Menschen in sich, die sich
mit der Gewinnung der Naturprodukte beschäftigen; die
zweite diejenigen, welche aus den Naturprodukten Kun st,
Produkte machen, d. h. solche Erzeugnisse, welche die
Hand des Menschen vermittelst der Verarbeitung der
roden Naturprodukte hervorbringt. Anstalten, worin
dies, unter der Leitung eines Unternehmers, ins Große ge-
schieht, und wo die einzeln Arbeiter einander in die
Hände arbeiten, heißen Fabriken oder Manufak-
turen, und die dadurch hervorgebrachten Gegenstände
Fabrikate, und Städte, deren Einwohner sich vor-
züglich damit beschäftigen , heißen Fabrikstädte. Die
handelnde Gewerbsklasse endlich nährt sich vom Kauf
und Verkaufe derjenigen Erzeugnisse, welche Gegen-
stände des Handels oder Waaren sind.
Verschiedenheit der Menschen in der Religion und
Regierungeverfassung.
§. 49. Zn Rücksicht der Religion (Vereh-
rung eines höchsten Wesens) theilen sich die Menschen
in Verehrer Eines Gottes, wozu die Christen, Ju-
den und Múdame dan er gehören, und in Anbeter
von mehrern Göttern, Heiden, davon ein Theil Men-
schen, ein Theil Kunst- und Naturprodukte, ein Theil
die Gestirne oder das Feuer als Gottheiten anbetet. Die
Christen theilen sich wieder in Katholiken, Evangelische
oder Protestanten, wozu die Lutheraner und Neformir-
ten gehören, und in Griechische Christen.
Zn Hinsicht der Regierungs-Verfassung findet wie,
der eine große Verschiedenheit unter den Menschen Statt,
indem sie entweder in gewissen Gesellschaften ohne Ge-
setze und ohne eine bestimmte Regierungs - Verfassung,
wobei bloß die Familienväter die Oberhäupter derselben
bilden — oder in einer bestimmten Regierungs »Verfas-
sung leben, die entweder despotisch, wo Einer über
Alle herscht und nach Willkühr, ohne an Gesetze ge-
bunden zu seyn, über das Leben, Eigenthum und Frei-
heit der Menschen verfügt — oder monar chisch, wo
zwar auch Einer über Alle, jedoch nach gewissen Ge-
setzen regiert — oder republikanisch ist, wo die
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz]]
TM Hauptwörter (200): [T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
n.mitteleuropa. Erzherzth. Oesterreich. 105
im nördlichen Theile die daselbst entspringende Elbe mit
der Moldau die Hauptflüsse. Die Oder und
Weichsel haben zwar hier ihre Quellen, sind aber
noch unbedeutend. Vom Bodensee gehört die Ostseite
hieher. Außerdem giebt es mehrere Seen, worunter der
Cirknitzersee, südlich von der Sau und nördlich von
dem östlichen Busen des Adriatischen Meeres, wegen
seines Ab- und Zuflusses merkwürdig ist.
Das Klima ist, bis auf die hohen Gebirgsgegend
den, warm und gemäßigt. Diese Länder sind wohl an-
gebaut; haben einen blühenden Acker», Wein- und
Obstbau und eine bedeutende Viehzucht, wovon vornehm-
lich in den Alpengegenden die auf Schweizerische Art be-
triebene Rindviehzuchr die Hauptbeschäftigung der Einwoh-
ner ausmacht. Das Mineralreich enthält sehr bedeu-
tende Schätze, worunter vorzüglich viel Quecksilber, das-
teste Eisen, einen großen Reichthum von Salz, die be-
rühmtesten und kräftigsten Mineralquellen Deutschlands.
Die Zahl der Einwohner beträgt fast 11
Millionen, theils Deutsche, theils Slaven, auch eine
kleine Zahl Italiener und Juden. Sie bekennen sich
größtentheils zur katholischen Kirche, unterhalten zahl-
reiche und blühende Fabriken, die vorzügliche Waaren
liefern, und einen ansehnlichen Handel, zum Theil zur
See. Künste und Wissenschaften werden zwar durch-
gehends betrieben, doch stehen die Oesterreicher, wenig-
stens in den lehtern, den andern Deutschen nach. Die
einzelnen Länder sind:
a) Das Erzherzogtum Oesterreich.
Ein zu beiden Seiten der Donau gelegenes Land,
gränzt nördlich an Böhmen und Mähren, östlich an
Ungarn, südlich an Steyermark und Tyrol und west-
lich an Tyrol und Baiern. Die an der Südseite lau,
senden Norischen Alpen mit dem fast 12,000 Fuß
hohen Groß-Glockner machen mit ihren sich weit
verbreitenden Zweigen den größten Theil des Landes ge-
birgig. Außer der Donau ist der Inn, ein Neben-
fluß derselben, welcher an der,Westgränze fließt, zu be-
merken. Darin:
Wien, Hauptstadt des Kaiscrthums, die erste Stadt Deutsch-
lands und die Residenz des Kaisers, nordwestlich vom Rcusied-
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau]]
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110
11. Mitteleuropa.
entsteht, und vorzüglich durch die Negnitz verstärkt wird.
In dem getrennten, jenseits des Rheins gelegenen Theile
ist der Rhein östlicher Gränzfluß. Außer dem Bo-
densee, wovon jedoch nur ein kleiner nordöstlicher
Theil hieher gehört, giebt es mehrere Seen am Fuße
der Norischen Alpen, worunter der Chiemsee, zwischen
der Salzach und dem Inn, und der Würm- und der
Ammersee, zwischen der Isar und dem Lech am größ-
ten sind.
Das Land ist größtentheils wohl angebaut und
reich an den gewöhnlichen Deutschen Produkten.
Ackerbau, Viehzucht (bedeutend ist die Rindvieh, und
Schweinezucht), Obst,, Garten- und Weinbau sind
sehr verbreitet; desgleichen giebt es große Waldungen.
Von Mineralien hat man besonders viel Eisen, Stein-
kohlen, Marmor, Salz und Mineralwasser.
Die Zahl der E i n w o h n e r beträgt über 4,200,000,
lauter Deutsche, wovon der größere Theil Katholiken,
der kleinere Protestanten sind. Die Industrie ist in
dem zwischen dem Main und der Donau gelegenen Theile
sehr blühend, und am wenigsten bedeutend in den süd-
lich von der Donau liegenden Gegenden. Mehrere von
den großen Städten treiben einen ansehnlichen Handel.
Künste und Wissenschaften, worin sonst Baiern gegen
andere Länder zurückstand, haben sich in neuern Zeiten
sehr gehoben. Der jetzige König heißt Ludwig 1.
a) in dem großern östlichen Theile: München, Haupt-
und Residenzstadt, nördlich von Innsbruck, an der Isar, groß
und schön gebaut, hat ein königliches Residenzschloß mit'vielen
Sehenswürdigkeiten, viele herrliche Gebäude, eine Universität/ eine
der größtenzbibliotheken, eint reiche Gemäldegalerie und 80,000
Einwohner. Rechnet man die Aue dazu, welche als eine Dor-
stadt betrachtet wird, so kommen 90,000 heraus. — Nymphen-
burg, eine Stunde nordwestlich von München/ mit einem sehr
großen Garten und Schleißhcim, nördlich von München, mit
einer reichen Gemälde-Gallerie, sind königliche Lustschlösser.- —
Traunstein, Stadt, südöstlich von München,, und östlich vom
Chiemsee, und Rei che »hall, südwestlich von Salzburg, an der
Saale, einem Nebenflüsse der Salzach, haben beide wichtige Salz-
vrcrte, — Landshut, Stadt, nordöstlich von München, am
rechten Ufer der Isar, hatte bis 1826 eine Universität, die nun
nach München verlegt ist, Passau, Stadt, östlich von Lands-
hut und nordwestlich von Linz, an dem Einflüsse des Inn und
der Jlz in die Donau, treibt Handel und Schifffahrt. — R e-
gcnsburg, Stadl, nordwestlich von Passau und nördlich von
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst]]
TM Hauptwörter (200): [T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß]]
Großherzogthum Baden
115
heit, bi« vielen und sehr kräftigen Mineralwasser zu be,
merken. Salz, woran es sonst fehlte, hat Baden jetzt
auch zum Bedarf.
Die Zahl der Einwohner beträgt über 1,200,000,
lauter Deutsche, größtentheils Katholiken; aber auch viele
Evangelische Fabriken werden in den größern Städten
betrieben, doch am ausgebreitetsten ist der Kunstfleiß in
den Schwarzwald « Gegenden. Künste und Wissenschaft
ten werden auf alle Weise befördert. Zum Handel hat
das Land eine günstige Lage, wiewohl es keinen sehr
bedeutenden Handelsplatz giebt. Regent ist ein Groß-
herzog.
Karlsruhe, Haupt- und Residenzstadt, nordwestlich von
Stuttgart, und östlich vom Rhein, regelmäßig angelegt, mit
dem Residenzschlosse, vielen andern schönen Gebäuden und 21,000
Einwohnern. — Durlach, Stadt, östlich von Karlsruhe, in
der Nähe desselben, liegt an der Psinz, einem Nebenflüsse des
Rheins. — Pforzheim, wichtigste Fabrikstadt im Lande, süd-
östlich von Karlsruhe, liegt am Einflüsse der Ragold in die Enz.—
Na ftadt, regelmäßig gebaute Stadt, südwestlich von Karlsruhe,
an der Murg, einem Nebenflüsse des Rheins, hat ein prächtiges
Schloß. — Baden, Stadt, südöstlich von Rastadt, mit berühm-
ten warmen Bädern, liegt in der Nähe des Schwarzwaldcs. —>
Bruchsal, Stadt, nordöstlich' von Karlsruhe, an der Salza,
einem Nebenflüsse des Rheins, hat ein schönes Schloß und ein
Salzwerk. — Heidelberg, Stadt, nördlich von Bruchsal, in
einer der schönsten Gegenden Deutschlands, am linken Ufer des
Neckar, mit einer Universität und den merkwürdigen Ruinen des
vormals prächtigen fürstlichen Schlosses, in dessen Keller das
bekannte große Heidelberger Faß liegt. — Schw etzingcn,
Marktflecken, westlich von Heidelberg, zwischen dem Neckar und
dem Rhein, mit einem fürstlichen Schlosse und berühmten Lust-
garten. — Mannheim, größte Stadt des Landes, nordwestlich
von Heidelberg, in dem Winkel, welchen der Zusammenfluß des
Neckars und Rheins bildet, schön und regelmäßig gebaut, hat
ein großes Schloß, viele schöne Gebäude, worunter sich vorzüglich
die prächtige Jesuitenkirche auszeichnet, mehrere Fabriken und
einen ziemlich bedeutenden Handel. — W ertheim, Stadt,
westlich von Würzburg, am Einflüsse der Tauber in den Main,
mit vorzüglichem Weinbau. — Lahr, Stadt, südöstlich von
Straßburg, an der Schütter, einem Nebenflüsse des Rheins,
treibt lebhaften Handel. — Freiburg, Stadt, nordöstlich von
Baselund westlich vom Schwarzwalde, in einer reizenden Gegend,
hat eine Universität und eine sehenswürdige Kirche, mit einem
sehr schönen und hohen Thurme, der mit dem berühmten Straß-
burger Münster um den Vorzug streitet. — Donaueschingen
oder Doneschingen, Stadt, östlich von Freiburg und an der
Ostseite des Schwarzwaldes, an dem Zusammenflüsse der Brege
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