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1. Grundriß der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 18

1894 - Berlin : Hertz
7 — 18 — nach protestantischer Weise in beiderlei Gestalt in Spandau durch den Bischof von Brandenburg, Matthias von Jagow; am 2. November folgt der Rat der Stadt Berlin seinem Beispiel. Johann v. d. Neumark hatte den Schritt schon früher gethan. (Die Bistümer Brandenburg, Havelberg und Lebns gehen allmählich in den Besitz der Kurfürsten über.) 1542. Joachim wird auf dem Reichstage zu Speier zum Oberfeldhauptmann des Reichsheeres gegen die Türken ernannt. Schon unter seinem Vater zeichnete er sich im Türkenkriege so aus, daß ihn Kaiser Karl V. zum Ritter schlug. 1545. Hans Kohlhase, der lange mit dem Lande Sachsen, besonders mit Wittenberg Fehde geführt, vergreift sich an seinem Herrn, dem Kurfürsten von Brandenburg, und wird zu Berlin hingerichtet?) 1547. Joachim nimmt zwar nicht teil am schmalkaldischen Kriege, tritt aber ritterlich für den heimtückisch vom Kaiser gefangen genommenen Landgrafen Philipp von Hessen ein.2) 1548. Joachim nimmt das sog. Interim in Glaubenssachen an, es erfährt aber Widerspruch im Lande.3) Auch sein Bruder Johann weigert sich dessen?) 1569. Joachim erhält von Polen die Mitbelehnung über das Herzogtum Preußen (sein Kanzler Lamprecht Distelmeyer). 1571. Joachim Ii. stirbt nach einer Wolfsjagd plötzlich im Schlosse zu Cöpenick, wenige Tage darauf sein Bruder Johann von Küstrin. 1571—98. Johann Georg, friedliebend, streng und sparsam, vereinigt nach dem Tode seines Oheims Johann die Neumark wieder mit der Kurmark/) entläßt fast alle Räte seines Vaters, auch den redlichen Thomas Matthias, in Ungnade. Der Münzmeister Lippold wird unter schrecklichen Martern hingerichtet, und alle Juden werden wieder aus der Mark vertrieben. 1) Kohlhasenbrück bei Potsdam („Michael" Kohlhase von Heinrich v. Kleist). 2) Joachims Hosmarschall Adam v. Trotha hinderte ihn allein daran, daß er mit dem Degen dem Herzog Alba zu Leibe ging. 3) Dem Hofprediger Agricola, welcher es verfaßt hatte, antwortet der Prediger Teuthinger auf die Zumutung jenes, das Interim anzunehmen: „Agricola ist mir lieb, der Kurfürst noch lieber, aber Gott der allerliebste; ihm gehorche ich mehr als allen Menschen." Das Volk sagte: „Das Interim hat den Schalk hinter ihm (sich)." *) Mit den Worten: „Lieber Beil als Feder, lieber Blut als Tinte", worauf ihn Karl V. zornig den Reichstag meiden hieß. 5) Johann hinterließ keinen Sohn, seine Tochter Katharina wird die Gemahlin Joachim Friedrichs. Sie nimmt sich der Armen an, giebt ihnen z. B. freie Medizin aus dem Ertrag ihrer Molkerei vor dem Teltower Thor (Molkenmarkt).

2. Grundriß der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 20

1894 - Berlin : Hertz
<7 — 20 — hält Cleve, Mark') und Ravensberg?) der Pfalzgraf aber Jülich u. f. io. 1618. Der Herzog Albrecht Friedrich von Preußen stirbt ohne männliche Nachkommen, und das Herzogtum Preußens kommt als polnisches Lehn an Brandenburg. 4) s. 1525 u. 1569. 1619. , Im November übergiebt Johann Sigismund seinem Sohn Georg Wilhelm die Regierung und stirbt den 23. Dezember. ^) 1619—40. Georg Wilhelm. Er berief sogleich beim Antritt seiner Regierung den Grafen Adam von Schwarzenberg, einen Österreicher, an seinen Hof und übergab ihm fast alle Gewalt, welche auch bis zu Georgs Tode in den Händen dieses Mannes blieb. Kurz vor dem Regierungsantritt Georg Wilhelms beginnt der entsetzliche dreißigjährige Krieg (v. 1618-48). (Die böhmisch-pfälzische Periode von 1618—23; die nieder-sächsisch-dänische von 1625—29; die schwedische von 1630—35; die schwedisch-französische von 1635—48). Zerrüttung und Elend im Lande Brandenburg. Georg Wilhelms Oheim, der Markgraf Johann Georg von Jägern-dorf, der tapfere und unermüdliche Verfechter der evangelischen Lehre in Schlesien, hält es mit dem Böhmenkönig Friedrich (dem Winterkönig) und wird nach dessen Niederlage am Weißen Berge bei Prag 1g20 vom Kaiser in die Acht erklärt. Das nun erledigte Fürstentum hätte an Brandenburg fallen müssen, wurde aber widerrechtlich dem katholischen Fürsten von Lichtenstein gegeben. Ter 30 jährige Krieg verbreitet sich verheerend auch über die Mark. Georg Wilhelm ist unentschlossen und will *) Die Grafschaft Mark umfaßt das fruchtbare Kornland um Hamm (an der Lippe) _ und Soest, dann das Land um den Mittellauf der Ruhr, und endlich im Süden das Sauerland, das Land der Fabriken um Iserlohn. 2) Bielefeld (Leinwand) und Herford. 3) Ungefähr das jetzige Ostpreußen mit Königsberg, dem Strande von Samland (Bernstein) bis hinauf nach Memel, und im Osten mit dem sogen, preußischen Littauen (Gumbinnen, Tilsit, Spirdingsee). 4) Schwarz-weiß; die Farben der Deutschritter in Preußen, waren auch die hohenzollernschen Farben. 5) In Berlin, im Hause seines Kämmerers Freitag, zu dem er sich zurückgezogen. (Denktafel in jenem Hause, Poststraße Nr. 4.)

3. Grundriß der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 21

1894 - Berlin : Hertz
V — 21 — parteilos bleiben; unterstützt dann aber auf Schwarzenbergs Anraten die Kaiserlichen. Gustav Adolf, König von Schweden, kommt 1630. seinen evangelischen Glaubensgenossen in Deutschland zu Hilfe. Georg Wilhelm räumt nach langem Widerstreben Gustav Adolf (seinem Schwager) die Festungen Spandau und Küstrin ein. Den 10. Mai wird Magdeburg von Tilly erobert und 1631. zerstört, dieser dann aber von Gustav Adolf bei Leipzig oder Breitenfeld geschlagen. Gustav Adolf findet ein ruhmvolles Ende in 1632. der Schlacht bei Lützen gegen Wallenstein. Die Schweden setzen den Krieg fort. Derselbe wird je länger, desto wilder, namentlich als auch die Franzosen, nach deutschem Lande lüstern, sich daran beteiligen. Georg Wilhelm trennt sich von dem Bündnisse mit 1635. Schweden, trittdempragerfriedenmitdemkaiser bei und läßt seine Truppen zu den Kaiserlichen stoßen. Die Schweden siegen über die Kaiserlich en bei 1636. Wittstock; böse Heimsuchung der Mark. Bogislav Xiv., der letzte Herzog von Pommern stirbt. 1637. Nach den oft erneuerten und bestätigten Verträgen mußte Pommern an Brandenburg fallen; doch die Schweden hielten dasselbe besetzt und regierten es wie eine schwedische Provinz. Georg Wilhelm wirbt mit kaiserlichem Gelde ein Heer, welches den Schweden Pommern entreißen soll, aber (durch Schwarzenberg) auf des Kaisers Namen verpflichtet wird, so daß die Mark vollständig in Österreichs Hand ist. Der schwedische General Baner dringt in die 1638. Mark ein; die Kaiserlichen ziehen sich zurück und verwüsten dabei die Mark. Die Schweden plündern die Neumark. Der 1639. Kurfürst flüchtet nach Preußen, Schwarzenberg geht nach Peitz in Sicherheit. Georg Wilhelm stirbt den 20. November in Königsberg. Ihm 1640. folgt in der Regierung sein einziger Sohn Friedrich Wilhelm. Die Mark scheint ein verlorenes Land, Berlin ist von 12000 Einwohnern auf 8000 heruntergekommen; ähnliches überall.

4. Grundriß der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 23

1894 - Berlin : Hertz
— 23 — Fr. Wilhelm siegt mit den Schweden vereint über 1656. die Polen in der dreitägigen Schlacht bei Warschau') und erhält von Schweden zu Labian die volle Landeshoheit in Preußen zugestanden. Friedrich Wilhelm verträgt sich im Frieden zu Wehlau 1657. mit Polen, welches nun auch auf die Oberhoheit über Preußen verzichtet. Der qroße Kurfürst steht bei veränderten Verhältnissen mit Polen Jojo-Dänemark und dem Kaiser gegen Schweden in Waffen. Er setzt mrt brandenburgischen und kaiserlichen Truppen nach Alsen und 1659 nach Fühnen über und vertreibt die Schweden. Der Friede zu Oliva (einem Kloster bei Danzig) lbbu-bestätigt die Unabhängigkeit Preußens. Friedrich Wilhelm, fortan souveräner Herzog in Preußen, bricht die Macht der Stände daselbst, welche für das Herzogtum Preußen eine Sonderstellung beanspruchten, namentlich den Heeresplänen des Kurfürsten „zum gemeinsamen Schutz aller hohenzollernfchen Lande" und einer einheitlichen Regierung derselben entgegen waren.2) Der Kursürst verbindet die Oder und die Spree durch den Friedrich- lbw- Wilhelms- (Müllroser) Kanal. L n ,, «. 1ß67 Der Kurfürst sucht die Streitigkeiten der Lutheraner und Resor- 100'* jnterten beizulegen. (Paul Gerhard giebt sein Amt aus.) ) Lrandenburgs erste Großthat (bei Fehrbellin). Der Kurfürst kriegt mit dem Kaiser gegen Ludwig Xiv. 1672-79. von Frankreich und das mit ihm verbündete Schwedens. Die Schweden fallen während der Abwesenheit des Kur- lb'4-fürsten in die Mark ein.5) General Sparr entscheidet den Sieg. Gedenktafel auf dem ersten Posthofe zu Berlin. Grabdenkmal in der Marienkirche daselbst. 2) Rhode, Bürgermeister von Königsberg, stirbt in Peitz; Oberst v. Kalkstein, der sich mit den Polen in Verbindung setzt, wird aus Warschau entführt und als Landesverräter hingerichtet. 3) Sage von der Entstehung des Liedes: „Befiehl du deme Wege." 4) Mit kurzer Unterbrechung im Jahre 1673 durch den Separatfrieden zu Vofsem. 5) Die altmärkischen Bauern unter dem Landeshauptmann Achaz v. d. Schulenburg scharen sich gegen die Schweden zusammen. „Wir sind Bauern von geringem Gut Und dienen unserm gnädigsten Kurfürsten mit unserm Blut."

5. Grundriß der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 25

1894 - Berlin : Hertz
— 25 — Der große Kurfürst schickt 1200 Mann mit zur Befreiung Wiens 1683. von den Türken. Brandenburg tritt als evangelische Zchutzmacht auf. Der große Kurfürst trotzt dem Zorne Lud- 1685. wigs Xiv. und bietet den aus Frankreich vertriebenen Protestanten gastliche Aufnahme in der Mark?) Der Kurfürst schließt ein Schutz- und Trutzbündnis mit dem Kaiser, 1686. noch welchem er 8000 Mann (unter Adam v. Schöning) dem Kaiser gegen die Türken zu Hilfe schickte.2) Gleichzeitig tritt Österreich dem großen Kurfürsten den kleinen Schwiebufer Kreis für feine Ansprüche auf Schlesien ab (unterhandelt aber daneben heimlich mit dem Kurprinzen Friedrich um Rückgabe dieses Ländchens). Der große Kurfürst stirbt den 29. April zu Potsdam, 1688. [roo er sich ein Schloß hatte erbauen taffen3)]. Er hinterläßt seinem Nachfolger einen wohlgeordneten, durch Kriegsruhm und einheitliche Verwaltung geeinigten Staat und ein Heer von 30 000 Mann?) Friedrich Iii, Sohn des großen Kurfürsten, als 1688—1713. Kurfürst bis 1701, als König bis 1713?) Friedrich war wohlwollend, aber prachtliebend, beförderte Kunst und Wissenschaft, worin ihn besonders seine geistreiche Gemahlin, Sophie Charlotte von Hannover bestärkte,6) dabei persönlich tapfer. x) Auch den Juden hatte der große Kurfürst die Rückkehr in die Mark gestattet und ihnen größere Freiheiten eingeräumt. 2) Die Brandenburger thun sich besonders bei der Erstürmung Ofens hervor. 3) „Messieurs, der hat viel gethan!" sagte Friedrich der Große an des gr. Kurs. Sarge, als er 1750 unter seinen Augen denselben in den neuen Dom zu Berlin schaffen ließ. — (Das Testament des großen Kurfürsten.) 4) König Friedrich I. hinterließ ein Heer von 40 000 Mann, Friedrich Wilhelm I. ein Heer von 80000 M., Friedrich der Große selbst stellte im siebenjährigen Kriege ca. 200000 M. ins Feld. Uber das weitere Anwachsen der preußischen Heeresmacht, resp. dann der deutschen unter Befehl des Königs von Preußen als deutschen Kaisers s. die Zusammenstellung am Schluß. 5) Die Nachkommen des Gr. Kurfürsten aus der Ehe mit Dorothea von Holstein starben 1788 mit dem letzten Markgrafen von Schwedt aus. 6) Er stiftete die Akademie der Künste und die der Wissenschaften zu Berlin (Leibniz), sowie die Universität Halle, baute in Berlin das Zeughaus und das große Friedrichs-Waisenhaus, legte die Friedrich s st a d t an, erweiterte das Schloß, errichtete seinem Vater eine

6. Grundriß der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 26

1894 - Berlin : Hertz
— 26 — Ludwig Xiv. beginnt von neuem Krieg mit Deutschland und Holland. Friedrich ist die Seele des Widerstandes. Seine Brandenburger schlugen des Kaisers Schlachten mit am Rhein und in Italien gegen die Franzosen, sowie in Ungarn gegen die Türken. 1694. Friedrich hält sein gegebenes Versprechen und tritt den Schwiebuser Kreis wieder an Österreich ab (f. 1675 und 1686). verwahrt aber dabei seiner Nachkommen Rechte auf Schlesien aufs Neue. (Andererseits wird ihm vom Kaiser die Anwartschaft auf Ostfriesland bestätigt.) 1697. ^ Das sächsische Kurhaus tritt zum Katholizismus über, um die polnische Krone für sich zu gewinnen. Friedrich, jetzt auch äußerlich an der Spitze der Evangelischen im Reiche stehend, nimmt sich überall auf das wärmste ihrer an, wo sie bedrängt werden. 1701. 1701, den 18. Jan. Friedrich setzt sich (und seiner Gemahlin Sophie Charlotte) zu Königsberg die Königskrone auf, nachdem er am Tage zuvor den schwarzen Adlerorden gestiftet?) Das Königreich Preußen. 1701—13. Friedrich, als König Friedrich I. — Friedrich stellt im spanischen Erbfolgekriege dem Kaiser 10000 Mann Hilfstruppen. Dafür erkennt ihn derselbe und seine Bundesgenossen als König an. Die Preußen (unter Leopold v. Dessau) erwerben Ruhm in der Affaire bei Hochstädt (1703),2) in der großen Schlacht bei Hochstädt (1704),3) an der Brücke von Cassano (1705),4) besonders aber bei Turin (1706v) und Malplaquet (1709).6) Reiterstatue auf der langen Brücke (Schlüter). (Aus dem Dorfe Lietzow ward das schöne Charlottenburg.) ') Suum caique. — Vorher Unterhandlungen mit dem Wiener Hofe (Pater Wolf). — Prinz Eugens Äußerung. ") Wo Leopold den Rückzug der Kaiserlichen deckte. ) Auch Schlacht bei Hochstädt und Blindheim genannt, wo Leopold auf dem rechten Flügel den Sieg für Eugen sicherte. 4) Dessau er Marsch. B) Heiße Arbeit Leopolds in den Laufgräben von Turin, den Degen in der Rechten, ein Stück Kommißbrot in der Linken, das Gesicht von Pulver geschwärzt. 6) Die Preußen fochten, hieß es, „wie die Teufel".

7. Leitfaden der vaterländischen Geschichte für Schule und Haus - S. 65

1886 - Berlin : Hertz
65 des von ihm gepredigten, in Liebe thätigen Glaubens; er ist der Gründer des Halleschen Waisenhauses, „jenes Siegesdenkmals des Gottvertrauens und der Menschenliebe". Francke, 1663 zu Lübeck geboren, hatte durch seine Mutter eine fromme Erziehung erhalten; als Knabe schon betete er einst zu Gott: „ich bitte dich, du wollest mein ganzes Leben bloß und allein zu deiner Ehre lassen gerichtet sein." Er studierte Theologie in Erfurt, Kiel, Leipzig, dann bei dem Theologen Scriver, dessen eindringliche Lehren ihn einen tiefen inneren Kampf durchmachen ließen, in welchem er zu einem neuen Leben im Glauben durchdrang; fortan war sein ganzes Bestreben darauf gerichtet, auch andere zu diesem Leben heranzuziehen. In Lüneburg, Hamburg, dann wieder in Leipzig wirkte er in diesem Sinn, bis er der Eifersucht seiner Gegner weichen mußte und erst nach Erfurt, dann nach Glaucha (dicht bei Halle) ging. Dort übte er durch seine begeisterte Predigt den gesegnetsten Einfluß auf die ganze Gegend und gewann großes Ansehen unter den Studierenden. Bald entfaltete er aber auf dem Gebiet christlicher Barmherzigkeit eine noch größere wunderbare Thätigkeit. Gerührt durch das leibliche und geistige Elend der armen Bevölkerung gründete er eine heilsame Almosenordnung und fügte der leiblichen Wohlthat die Ermahnung und Zucht im Worte Gottes hinzu. Als feine Amten-büchse einst 7 Gulden enthielt, meinte er, das sei schon ein ehrlich Kapital, davon müsse man etwas Rechtes stiften, und gründete ’ine Armenschule. Der Segen Gottes war bei dem frommen Werk und die kleine Anstalt erwuchs allmählich zu dem berühmten „Pädagogium", welches für tausende die Pflanzstätte reicher christlicher Bildung geworden ist. Da aber Francke bemerkte, daß bei den armen Kindern zu Haufe immer wieder verdorben wurde, was in der Schule Gutes gepflanzt war, nahm er einige Kinder, zunächst Waisen, ganz in Pflege und Erziehung. Ohne noch zu wissen, woher er das Geld zu ihrem Unterhalt bekommen würde, nahm er immer mehr Waisen auf und sah sich bald genötigt, ein Haus für ihre Unterbringung zu errichten. Der Herr stärkte ihn im Glauben. Er glaubte des Herrn Stimme zu vernehmen, die ihm sagte: „Baue das Haus von Steinen, ich will dir's bezahlen." In der That öffnete Gott der Menschen Herz zur Wohlthätigkeit, so daß 1698 der Grundstein zu dem großen Waisenhaus gelegt werden konnte. Jahre lang war die Geschichte des Waisenhauses ein täglicher Kampf gläubigen Gottvertranens gegen die dringendste Not, aber immer* Haln, Leitfaden. 5

8. Leitfaden der vaterländischen Geschichte für Schule und Haus - S. 32

1886 - Berlin : Hertz
32 wo ihm die Aussicht auf neuen Ländererwerb eröffnet wurde. Er schickte den tapferen Landmeister Hermann Balk mit zahlreichen 1227 Rittern und Reisigen im Jahre 1227 in das preußische Land, und alsbald begannen die vieljährigen Kämpfe, durch welche der Orden allmählich die heidnischen Slaven seiner Herrschaft unterwarf. Dieselben leisteten tapfere verzweifelte Gegenwehr, aber mit Hülfe mehrfacher Kreuzzüge ans Deutschland gelangten die Ritter nach fünfzigjährigen schweren Anstrengungen zum ersehnten Ziele. Der Geist des deutschen Ordens; seine Blüte. Die Macht und Gewalt des Ordens beruhte auf der strengen Einheit des Willens und auf der opferfähigen Begeisterung aller Ritter für dasselbe Ziel. Freudig entsagte der junge Edelmann seiner Familie und Heimat, sowie aller weltlichen Lust, um die strengen Gelübde der Keuschheit, des Gehorsams und der Armut zu übernehmen. Nach überstandener Probezeit leistete er knieend am Hochaltar feine Gelübde, dann wurde ihm als Schirmer der Kirche das Schwert umgürtet und ans des Priesters Händen empfing er den weißen Mantel mit dem schwarzen Kreuz. Der neue Ritter wurde einem Ordenshause zugewiesen, jede solche Genossenschaft bestand, unter einem Komtur, aus Priestern, Rittern und dienenden Brüdern. Der Tag des Ordensritters war streng geregelt und durch bestimmte Andachtsübungen in sechs Abschnitte geteilt. Die Mußestunden wurden gemeinsam unter harmlosem Scherz und erheiterndem Gespräch zugebracht. Bei solcher demütiger Lebensart aber fühlten sich alle Ritter doch durch das stolze Bewußtsein gehoben, der ruhmvollen Gemeinschaft anzugehören, deren Macht und Größe ihres Lebens Ziel und Lohn war. Nach der Unterwerfung Preußens wurde der Sitz des ganzenordens nach der prächtigen Marienburg verlegt. Dort wohnte der Großmeister mit seinem Hofstaat und mit den großen „Gebietigern" des Ordens, dort wurden die Kapitel (Hauptversammlungen) des Ordens gehalten, dort erschienen die Gesandten der europäischen Höfe und vornehme Fremde aller Art. Die Bildung, welche daselbst eine glänzende Stätte fand, verbreitete sich allmählich auch über das ganze preußische Land. Deutsche Sprache und Sitte begann im Volke Wurzel zu schlagen. — Unter Win-rich von Kniprobe war des Orbens golbene Zeit: die Städte blühten durch Handel und Gewerbe, die Verwaltung des Landes, die

9. Leitfaden der vaterländischen Geschichte für Schule und Haus - S. 35

1886 - Berlin : Hertz
35 ßen im Fall des Erlöschens der fränkischen Linie an Brandenburg fiele. Durch Überredung und reiche Geldgeschenke gelang es seinem Gesandten, am polnischen Reichstag die Sache durchzusetzen; im Jahre 1569 wurde ihm die Mitbelehnung bewilligt, was er durch große 1569 Freudenfeste in Berlin feierte. 14. Die Kurfürsten Johann Georg (1571—1597) und Joachim Friedrich (1597—1608). Johann Georgs Strenge; Lippold. Johann Georg, Joachims Sohn, vereinigte, da Johann von Küstrin ohne Söhne starb, wiederum alle Marken. Er besaß Einsicht und guten Willen, des Landes Bestes zu fördern, doch war er von kaltem, strengem Wesen. Das lustige, verschwenderische Treiben an seines Vaters Hose war ihm zuwider gewesen, und er ließ sofort nach feinem Regierungsantritt einige der vornehmsten Räte Joachims verhaften. Am strengsten verfuhr er gegen Lippold, den jüdischen Münzmeister und Wucherer, der sich bei dem üppigen Hosleben die größten Reichtümer gesammelt hatte. Zwar konnte ihm keine verbrecherische Handlung nachgewiesen werden, aber man erhob die vielfachsten und teilweise widersinnigsten Anklagen gegen ihn, sogar daß er den Kurfürsten durch Zaubertränke vergiftet habe. Zuletzt wurde das Bluturteil über ihn gesprochen und auf schreckenerregende Weise vollzogen. Mit ihm verfielen alle Juden von neuem dem Volkshaß und wurden aus dem Lande verwiesen. Johann Georgs Sorge für des Landes Wohlfahrt. Zu größerem Ruhm gereichte dem Kurfürsten seine Fürsorge für die Ordnung der Finanzverhältnisse. Er fand eine große Schuldenlast vor, die er mit Hülse der Stände, besonders des Adels, bald tilgte. Demnächst sorgte er für die Fortschritte der Gewerbthätigkeit, in welcher Beziehung die Aufnahme der in den Niederlanden verfolgten Protestanten, die sich in den Weichselniederungen, sowie in Krossen, Züllichan u. s. w. niederließen, sehr vorteilhaft war. Gegen den überhandnehmenden Aufwand unter den Bürgern erließ er auch strenge Verordnungen. Seine Bauten, besonders der Neubau der Berliner Hofburg, erregten allgemeine Bewunderung. Er starb 1598 im hohen Alter. Joachim Friedrich (1598—1608). Der Geraer Hans-vertrag. Johann Georg hatte mit Zustimmung des Kaisers

10. Leitfaden der vaterländischen Geschichte für Schule und Haus - S. 36

1886 - Berlin : Hertz
36 Rudolf Ii wieder eine Teilung des Landes unter seine beiden Söhne beschlossen, Joachim Friedrich nahm aber unter Berufung auf das Hausgesetz des Albrecht Achilles von dem ganzen Lande Besitz. Zur Entschädigung seines jüngeren Bruders, Markgraf Christian, war ihm der alte Markgraf Georg Friedrich von Anspach behülflich. Derselbe war kinderlos und schloß mit dem Kurfürsten einen H a u s -1598 vertrag zu Gera (1598), durch welchen die Unteilbarkeit der Marken nach dem Hausgesetz des Albrecht Achilles nochmals bestimmt, dem Markgraf Christian aber die Erbfolge in den fränkischen Fürstentümern Anspach und Baireuth zugesichert wurde. Die Staatsverwaltung, das Geheimeratskollegium. Joachim Friedrich hat sich ein großes Verdienst um Brandenburg erworben, indem er der Staatsverwaltung eine neue, bessere Einrichtung gab. In den früheren Zeiten hatte sich die Regierung der Kurfürsten nur auf wenige Angelegenheiten erstreckt; das meiste für die Regelung des täglichen Verkehrs wurde von den Ständen und städtischen Behörden, von den Körperschaften, Gilden und Gewerken, die Sorge für Kirche und Schule aber von der Geistlichkeit geleitet. Die eigentlichen Regierungsgeschäfte waren daher ziemlich einfach gewesen: zur Wahrnehmung der fürstlichen Rechte und Oberaufsicht waren in den einzelnen Landesteilen die Landeshauptleute und Vögte bestellt, — was aber im allgemeinen des Landes not war, beriet der Fürst mit einzelnen vertrauten Räten. Der höchste von den eigentlichen Beamten des Fürsten, sein wirklicher Minister, war der Kanzler, meistens ein Doktor der Rechte. Allmählich aber hatten sich die Sorgen der Fürsten sehr erweitert, besonders als infolge der Reformation die Landeshoheit eine erhöhte Ausdehnung erhielt. Dazu kam, daß in Kriegsfällen statt des früheren Aufgebots der Ritterschaft immermehr die Werbung von Söldnern in Anwendung kam. Hierdurch sowie durch die vermehrten Verhandlungen mit den auswärtigen Mächten trat allmählich das Bedürfnis einer strenger geregelten Landesverwaltung hervor, besonders als nun bald auch das Herzogtum Preußen und die jülichsche Erbschaft an Brandenburg sielen. Deshalb richtete Joachim Friedrich ein stehendes „Geheimeratskollegium" ein, welches besonders die Überwachung der Finanzverwaltung, die Sorge für Handel und Gewerbe und das Kriegswesen zur Aufgabe erhielt. Diese Einrichtung ist die erste Grundlage der seitdem fortwährend verbesserten Verwaltung im preußischen Staat gewesen.
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