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die Kämpfe zwischen Welsen und Staufen wieder, bis 1235 auf dem
Reichstage zu Mainz eine Einigung zu stände kam. Mit großer Pracht
erschien hier der Welfe vor Friedrich Ii., beugte feine Knie vor dem
Kaiser und übergab diefem feine sämtlichen Erblande. Der Kaiser
überreichte ihm eine Reichsfahne und überwies ihm feierlichst die Eigen-
besitznngen als Reichslehen und neues Herzogtum. In diesem Herzog-
tum „ Braun schweig-Lüneburg ", welches das Land zwischen
Deister und Leine, Göttingen, - Grnbenhagen, den Harz, Braunschweig,
Celle und Lüneburg umfaßte, liegt der Kern der heutigen Provinz
Hannover und des Herzogtums Brauufchweig eingeschlossen.
Noch unter Otto wuchs das Herzogtum und begann aufzublühen.
Aber man folgte dem Brauche vieler Fürsteu damaliger Zeit; man
teilte das Land und machte es durch Zersplitterung ohnmächtig.
Schon die beiden Söhne Ottos begannen 1269 diese Teilungen. Albrecht
erhielt den südlichen Teil unter dem Namen eines Herzogs von Brmm-
schweig; Johann nahm den nördlichen Teil unter dem Titel eiues
Herzogs von Lüneburg. Noch zwölsmal ist dieser Landbesitz geteilt
worden, und eine Reihe von Ländchen bildete sich, in denen einmal
sogar gleichzeitig 7 Herzöge regierten. Doch das Schicksal führte
diese Herzogsländchen, in deffen Bewohnern wie Fürsten das Gefühl
der Zusammengehörigkeit zum Glück erhalten blieb, immer wieder
zusammen. Durch die Teilung von 1635 wurde dann der Grnnd gelegt
zu den beiden Ländern Hannover und Braun schweig.
Wir beschränken uns nun darauf, das Wachstum des Landes
Hannover zu verfolgen. Diesem Hause Lüneburg (Hannover) gehörten
die Herzogtümer Lüneburg, Celle, Calenberg, Göttingen, Grnbenhagen
und die Grafschaften Hoya (1582), Diepholz (1585) und Stücke von
Schaumburg und Lauenburg. Durch Teilung entstanden 1641 die beiden
Linien Lüueburg-Celle und Lüneburg-Hannover, die 1705 wieder vereinigt
wurden. Inzwischen hatte der Hannoversche Zweig unter Ernst August
(1679—98) im Jahre 1692 die Kurwürde erhalten. Als Kurfür st eu-
tum Hannover war es unteilbar und darum iu Zukunft vor Zer-
fplitternng geschützt. Georg, der Sohn Ernst Augusts, der durch Heirat
mit der Erbtochter vou Lüneburg - Celle (Prinzessin von Ahlden) auch
diese Läuder erhielt, vergrößerte im Jahre 1715 das Land durch Ankauf
der Herzogtümer Bremen und Verden von den Schweden, und fein
Sohn Georg Ii. erwarb 1731 das Land Hadeln.
Kurfürst Georg wurde dann im Jahre 1714 als nächster Ver-
wandter der Königin Anna König von England; Hannover wurde
Nebenland und hat bis zum Jahre 1837 (bis zu diesem Jahre war es
mit England verbunden) von dieser Verbindung manchen Nachteil _ er-
fahren. Nicht nur haben während des 7 jährigen Krieges Frankreichs
Heere es im Kampfe gegen England ausgeplündert und haben hunderte
von braven Hannoveranern für England in Amerika bluten müssen,
auch Napoleon I. hat seinen Haß gegen England an dem Nebenlande
Hannover ausgelassen und hat in der Zeit von 1863—1805 aus dem
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich Otto Ottos Albrecht Johann Ernst August Georg Ernst_Augusts Ernst Augusts Georg_Ii Georg Anna_König Napoleon_I.
Extrahierte Ortsnamen: Staufen Mainz Göttingen Braunschweig Celle Lüneburg Ottos Lüneburg Hannover Celle Calenberg Diepholz Schaumburg Lauenburg Lüneburg Bremen Schweden England England Frankreichs England England Amerika England Hannover
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Geschlecht (WdK): koedukativ
154
Togo.
Aku, leitete und Schule Bekehrungsmerk und benutzte für sein mühevolles
Geschäft ein kleines, selbst erbautes Haus, das anfänglich äußerst
primitiv eingerichtet war. Die Wände bestanden zur Hälfte aus Well-
blech, zur Hälfte aus Grasmatten; auch das Dach mar aus Wellblech
hergerichtet. Die beiden Eingänge mußten vorläufig ohne Thüren bleiben;
den Boden deckte festgestampfter und geglätteter Lehm. Es mangelte sogar
an Schulbänken und Schultischen, nur ein Glvckentürmchen für die Kirchen-
glocke war vorhanden.. Aber mit Liebe, Eifer und Genügsamkeit hat Aku
die erste dornenvolle Zeit überwunden und in Lome eine kleine Gemeinde
gegründet und Schulkinder um sich versammelt. Mit Rücksicht auf diese
gedeihlichen Anfänge erwarb die Norddeutsche Mission bald ein zweites
Grundstück und ging an den Bau einer größeren Station, deren Kosten
auf 20 000 <//£ veranschlagt wurden. Diese ist inzwischen fertiggestellt
und am 28. Februar 1897 feierlich eingeweiht worden. Außer Schule und
Kirche ist ein Europäerhaus und eine Wohnung für den einheimischen
Lehrer mit den erforderlichen Nebengelassen hergestellt, so daß zwei deutsche
Missionarfamilien und der Gehülfe Aku bequem darin Unterkunft finden.
Schmiedehandwerk in Togo?)
Das Schmiedehandwerk ist im allgemeinen verbreitet. Die kleine,
offene Hütte, in der es betrieben wird, besitzt eigentlich nur ein Schatten-
dach. Nach dem Markt zu ist das Innere durch Wände von Palmblatt-
rippen geschützt. Die Seiten nach dem Gehöft sind vollkommen offen
und lassen bei der hohen Temperatur, die in einer solchen afrikanischen
Schmiede herrscht, den nötigen Lustzug ein. Hier schwingt nun der
schwarze Meister regelrecht seinen Hammer, und der Geselle zieht emsig
den Blasebalg. Fast alle Werkzeuge, die man in dieser afrikanischen
Schmiede bemerkt, sind europäischen Fabrikats. Jedoch liegt gerade
hierin insofern Interesse, als man daraus ersieht, wie weit schon die
europäische Kultur vorgedrungen ist und in welcher Weise die Werkzeuge
von den schwarzen Meistern gehandhabt werden. Wir bemerken in der
Hütte einen Ambos, einen Schraubstock und einen Blasebalg. Auch
finden wir hier schon Blecheimer, in denen das nötige Wasser zur Ab-
kühlung des erhitzten Eisens bereit gehalten wird. Ueberall liegen Stein-
schloßflinten und Hacken zur Reparatur umher. Unter den Schlägen des
Hammers werden meist Messer oder Hacken zur Bearbeitung des Bodens
angefertigt oder geschärft. Mit dem Zunehmen der Einfuhr von Flinten
aus Europa liegt natürlich auch dem Schmiedehandwerk die Instand-
haltung dieser großen Steinschloßflinten ob. Der Schmied in Io schien
zwar nur ein einsacker Arbeiter zu sein, machte aber doch auf mich einen
') H. Klose/ „Togo unter Deutscher Flagge", S. 174.
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Geschlecht (WdK): koedukativ
130
Kamerun.
Becher in Altkalabar vom Klimasieber ergriffen worden; die erste
Nachricht, die man in Basel aus Kamerun erhielt, war die Kunde, daß
er am vierten Tage nach der Landung entschlafen sei. „Gott wollte
unsere Mission," schrieb Dilger, „unauflöslich mit diesem Lande ver-
binden, indem er uns einen aus unserer kleinen Schar in Afrikas Erde
betten ließ." Seitdem sind viele solcher Bande geworden. Dilger
selber liegt dort begraben, und von all den vier Pionieren steht heute
keiner mehr dort in Arbeit. Münz trat 1890 in eine andere Arbeit in
der Heimat ein, nachdem er Frau und Kind in Kamerun begraben,
die drei andern haben ihr Leben für die Mission gelassen. Von den
60 Missionaren, die bis zum Sommer 1899 ausgesandt wurden, haben
16 in Kamerun den Tod gefunden, dazu 5 Frauen. Aber manche von
ihnen haben es sterbend bezeugt, daß ihr Weg nicht verfehlt sei und daß
sie Großes für Kamerun erhofften. So als einer der letzten David
Hermann, einer der Pioniere von Edie: „Armes Edie! Brüder, gebt Edie
nicht auf: denn es wird dort herrlich werden." Die Leitung der Kamerun-
mission lag seit 1890 in den Händen von Heinrich Bohner, der sich seit
1863 auf der Goldküste reiche Erfahrungen im westafrikanischen Missions-
leben gesammelt hatte.
Von den bestehenden baptistischen Gemeinden wurden die Basler
Brüder sehr freundlich ausgenommen; es herrschte große Begeisterung.
Als dem eingeborenen Prediger der Gemeinde zu Bethel Zwillingssöhne
geboren wurden, wandte er sich an Missionar Münz, er solle sie taufen
und ihnen die Namen Münz und Dilger geben. Die Missionare meinten
freilich, Gottlieb und Christian würden besser passen, und gingen nicht
daraus ein. Bald aber zeigte es sich, daß das Verhältnis zu diesen
Gemeinden nicht ungetrübt bleiben könne. Besonders die in Bethel
war seit Sakers Weggang an große Selbständigkeit gewöhnt, und doch
hatten ihre Glieder die christliche und sittliche Reise zur Selbstregierung
noch gar nicht erreicht, mit christlicher Zucht und Sitte war es bei ihnen
übel bestellt. Es handelte sich darum, die Basler Gemeindeordnung auch
hier zur Geltung zu bringen, und damit stieß man aus großen Wider-
stand. So kam es schließlich zu einem Bruch zwischen diesen Gemeinden
und der Basler Mission in: Jahre 1888 in Bethel, das Jahr daranf
auch in Victoria. Die Missionare handelten dabei genau nach den In-
struktionen des Komitees, denn in Basel sagte man sich, es sei viel besser
aus diese kleinen Gemeindlein zu verzichten, als auf eine gute Grundlage
christlicher Zucht und Ordnung. Hätte man nachgegeben, so hätte man
sich auf alle Zeiten die Möglichkeit benommen, eine solide Arbeit zu
leisten.
So wurden denn aus den anfänglichen Freunden Gegner, die eine
energische Konkurrenz begannen und überall den eigenen Einfluß ans-
zndehnen, den der Basler 31t hemmen suchten, woraus den Missionaren
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Extrahierte Personennamen: David
Hermann David Edie Edie Heinrich_Bohner Heinrich Bethel_Zwillingssöhne Gottlieb Christian
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Geschlecht (WdK): koedukativ
48
Deutsch-Ostafrika.
Askari ober der Diener aus den metertiefen, zahllos m den gelblichen
Sand gegrabenen kleinen Löchern geschöpft haben. Es ist von leicht
milchiger Farbe und schmeckt sehr gut, hat aber eine Temperatur von
20 bis 21 ° C. Die Zelte der Ratgeber sind ebenfalls ausgeschlagen,
und im Walde ringsum ertönt der Schlag der Axt, um das Material zu
den leichten, kleinen, konischen Hütten in Gestalt dünner Stäbe zu be-
schaffen oder trockenes Holz zum Brennen abzuspalten. Jeder Träger ist
verpflichtet, einen Span in die Küche abzuliefern, welcher Tribut oft zum
Nachteil für den Säumigen durch einen der Küchenjungen eingetrieben
werden muß. Ein Ausrufer fordert diejenige Abteilung der Träger,
welche an dem Tage verpflichtet ist, die Hütte für die Küche zu errichten,
auf, ihre Pflicht zu thuu. Schäckernd ziehen die Weiber mit ihren Kale-
bassen und Thongefäßen zu den Wasserlöchern, und vielfach ungeduldige
Rufe der betreffenden Ehemänner lassen erkennen, daß auch, wie bei uns,
der Aufenthalt am Brunnen oft über Gebühr ausgedehnt wird. Von
allen Seiten kehren bald Leute mit Material zurück, und in nicht ganz
einer Stunde erheben sich in weitem Kreise 80 bis 90 leichte Strohhütten,
vor denen lustige Feuer prasseln, leichte Rauchwölkchen gegen die flachen
und wenig belaubten Baumkronen sendend. Die Schwarzen haben ihre
karge Mahlzeit, Mehl oder Hülsenfrüchte, bald gekocht und noch schneller
verzehrt, und laute Fröhlichkeit, der Grundzug im Wesen des Negers,
herrscht allseitig.
Schulunterricht auf der katholischen Mission Jringa in Uheheu)
Von einem Schulunterricht nach irgend einer deutschen Schulver-
ordnung kann auf einer neubegründeten und erst in Entwickelung be-
griffenen Mission keine Rede sein; gleichwohl dürfte es interessieren, einer
derartigen Unterrichtsstunde beizuwohnen, wozu auch jeder gerne Zutritt
erhält.
Als Lehrer waltete bis Ende Juni vorigen Jahres Schreiber dieses,
P. Ambrosius. Am meisten Schwierigkeit, Unterricht halten zu können,
bereitete die Sprache, die bisher nur im Volke existierte und keine
wissenschaftliche Bearbeitung erfahren hatte. Man wird sich die endlose
Mühe vorstellen können, aus dem Volke die grammatikalischen Geheim-
nisse ablauschen und Vokabeln sammeln zu müssen. Mit eisernem Fleiße
und zäher Ausdauer hat diese Arbeit mein Mitbruder, Herr ?. Cassiau,
innerhalb dreiviertel Jahren bewältigt, und so blieb mir bloß die
verhältnismäßig kleine Leistung übrig, für jede Stunde das nötige
Sprachenmaterial mir anzueignen, was in schriftlicher Ausarbeitung noch
am leichtesten ging. Das Kihehe selbst ist überaus wortreich für das
Gebiet, welches eben die Geisteskraft des Volkes beherrscht, entbehrt aber
0 P. Ambrosius: „Miss.-Blätter St. Ottilien 1899", S. 20.
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Geschlecht (WdK): koedukativ
b) Aus den Berichten der Reisenden und Forscher. 131
viel Herzeleid erwuchs. Dabei wurden sie von ihren Gesinnungsgenossen
in England und namentlich von den deutschen Baptisten unterstützt, die
denn auch deutsche Missionare aussandten. Doch ward es auch zu
einem mächtigen Antrieb, vorwärts zu gehen und überall, wo Empfäng-
lichkeit für das Evangelium vorhanden war, einzutreten und die Orte
womöglich mit eingeborenen Gehülsen zu besetzen. Im Gebiet des
Kamerunflusses hatte sich nämlich nur die in Bethel selbst wohnende Ge-
meinde von Basel losgesagt; auf den Außenstationen waren die Leute
treu geblieben. Auch waren für diese einige brauchbare Mitarbeiter aus
den Baptisten vorhanden, die bei Basel blieben. Als sich Bethel von
Basel trennte, gehörten nominell neun Außenstationen dazu, die zum Teil
ein bis drei Tagereisen von der Hauptstation entfernt lagen; schon da-
mals dehnte sich also die Basler Missionsarbeit über ein verhältnismäßig
großes Gebiet aus. Dazu gab es viel äußere Arbeit an den Missions-
häusern und Kapellen. Zudem mußte man sich in die Sprache hinein-
arbeiten und sich überhaupt mit Land und Leuten vertrant machen.
Das Heidentum, das die Missionare im Lande antrafen, trug einen recht
düsteren Charakter. Bezeichnende Erscheinungen waren die sogenannten
Losango, Geheimbünde, im Namen irgend eines heidnischen Gottes oder
Teufels geschlossen, die ihren Teilnehmern eine furchtbare Schreckensherr-
schaft über ihre Stammesgenossen verschaffen, mit mancherlei Gewalt-
thaten verbunden. Nicht selten kamen Mordthaten vor, die mit dem
Aberglauben zusammenhingen. Im Gebirge waren besonders Gottes-
gerichte mit Gisttrank üblich. Fast jeder Todesfall wurde aus Zauberei
und Hexenwerk zurückgeführt. Aus tiefer Stufe stand und steht auch das
weibliche Geschlecht. Die Weiber gelten als ein Stück des Besitztums,
das man verkaufen, verschenken oder ausleihen kann; sie sind auch erblich.
Die Sklaverei ist die Grundlage der sozialen Zustände. Die meisten
Stämme des Innern waren von europäischer Zivilisation noch ganz un-
berührt. Die Duala an der Mündung des Kamerunflusses hatten sich
des ganzen Zwischenhandels bemächtigt und spielten sich gern als die
Herren des Landes auf, auch innerhalb der Gemeinden.
Einen bedeutenden Schritt vorwärts machte die Basler Mission im
Fahre 1888 durch die Gründung der Außenstation Mangamba im Abo-
ländchen, die bald zur Hauptstation erhoben wurde. Den Anfang in
Mangamba, zehn Stunden landeinwärts von Bethel, machte ein ange-
sehener Mann, der Häuptling Koto. Noch unter den Baptisten war er
mit dem Evangelium bekannt geworden und hatte sich taufen lassen.
Deine christliche Erkenntnis war freilich ärmlich genug; doch war er von
rechtem Ernst und redlichem Eifer beseelt. Um des Evangeliums willen
hatte er sieben oder acht Weiber, den größten Teil seines Besitztums, ent-
lassen. Er war durchdrungen von einem starken Trieb, das Evangeliuüi
auch andern zu verkünden. So hielt er denn in der Wildnis des Abo-
9*
*
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Personennamen: Bethel_von
Basel Häuptling_Koto Ernst
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Mittelschule, Volksschule
Regionen (OPAC): Hannover
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
__10_
nahm mit andern Herren eine Kirchenvisitation. Mit weiser Mäßigung
ließ man manche an sich gleichgültige katholische Ceremonieen bestehen;
die Mißbräuche aber, die vorhanden waren, wurden abgestellt. Es
währte auch nicht lange, da bekannte sich sast das ganze Land zur
lutherischen Lehre.
2. Ein zweites wölfisches Herzogtum bildete zur Zeit der Resorma-
tion die jetzige Lauddrostei Lüneburg. Hier herrschte zu jener Zeit
Herzog Ernst, einer der wenigen deutschen Fürsten, die sich zuerst und
mit voller Inbrunst der Lehre Luthers zuwandten. Herzog Ernst, „der
Bekenner" genannt, war 1497 geboren und als zarter Knabe an den
Hof seines Oheims, des Kurfürsten Friedrich des Weisen, gesandt
worden. Von hier begab er sich auf die Hochschule zu Wittenberg,
erlebte daselbst den kühnen Ansang der Reformation und lauschte mit
Hingebung den Worten und der Lehre Luthers. Nach kurzem Anfent-
halte am Hofe des ritterlichen Königs Franz I. in Frankreich wurde
der junge Fürst bereits 1520 zur Regierung berufen. — Die lutherische
Lehre hatte sich im Lüneburgischen bereits an einigen Orten Eingang
verschafft; man weiß nicht, ob durch die unwiderstehliche Gewalt eines
Lutherliedes, welches Wanderer nach dem Norden trugen, oder ob durch
jene fliegenden Blätter, die von den Vorgängen in Wittenberg Kunde
durch die Welt trugen. Den vielfachen Anfeindungen gegenüber, denen
die neue Lehre seitens der Geistlichkeit, der Stadtbehörden und des Adels
begegnete, duldete Herzog Ernst bereits 1524 eine junge kirchliche
Genossenschaft in Celle; ja, er that noch mehr, er bemühte sich selber
rastlos um die weitere Verbreitung und den Ausbau der Kirchen-
reformation in seinem Lande. — Auf dem Reichstage zu Augsburg 1530
unterschrieb Herzog Ernst mit den andern evangelischen Fürsten das
Augsburgische Glaubensbekenntnis, und er ist demselben in guten und
bösen Tagen treu geblieben. So erwarb er sich den schönen Beinamen des
Bekenners. — Von Augsburg brachte er sich einen trefflichen Gehülfen
in der Person des Urbanus Rhegius mit, den er zum General-
Superintendenten ernannte. Ernst hatte ihn herzlich lieb. Als Rhegius
nach zwei Jahren wieder einen Ruf nach Augsburg erhielt, da hörte
Ernst dies mit tiefer Bewegung, hob seine Finger zu den Augen empor
und sprach: „Weiß ich doch nicht, ob ich lieber ein Auge missen wollte
oder meinen Doctor; denn der Augen habe ich zwei, aber nur einen
Rhegius." Dann zu diesem sich wendend, bat er: „Lieber Urban, bleibt
bei uns! Ihr könnt wohl jemand finden, der euch mehr Geld giebt als
ich, aber keinen, der eurem Predigen lieber zuhört." Rhegius blieb und
hat in Gemeinschaft mit Herzog Ernst noch viel Gutes gewirkt, bis
er 1541 die Augen schloß. Herzog Ernst der Bekenner starb 1546,
den 11. Januar, also kurz vor dem Tode seines Lehrers und Freundes
Luther.
3. So hat in den alt-welsischen Herzogtümern Kalenberg,
Lüneburg, Braun schweig, Göttinge u, Grubenhagen das
lutherische Bekenntnis von Anfang an vorgeherrscht. Aber auch diejenigen
Landesteile, die erst später an Hannover gefallen sind, bekennen sich vor-
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Ernst Ernst Friedrich Friedrich Franz_I. Franz_I. Ernst Ernst Ernst Ernst Ernst Urban Rhegius Ernst Ernst
Extrahierte Ortsnamen: Lüneburg Wittenberg Luthers Frankreich Wittenberg Celle Urbanus_Rhegius Kalenberg Lüneburg
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Mittelschule, Volksschule
Regionen (OPAC): Hannover
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
11
wiegend zur lutherischen Kirche. Die Grafschaften Hoya und Diep-
holz sind aus der Zeit ihrer Fürsten her lutherisch. In den Herzoge
tümern Bremen und Verden ist das Luthertum gegen den Willen der
Bischöfe eingeführt und hat an der darauf folgenden fchwedifchen Herr-
schaft eine starke Stütze gefunden. Das Fürstentum Hildes he im ist
zwischen Lutheranern und Katholiken geteilt, jedoch so, daß die ersteren
in der Mehrzahl sind. Im Fürstentum Osnabrück ist die Bevölkerung
gemischt, indem die Bischöfe es nicht verhindern konnten, daß die Städte,
zahlreiche Adelsfamilien und damit auch deren zugehörige Dörfer über-
traten. In der Grafschaft L in gen ist die Bevölkerung ebenfalls gemifcht.
Das Fürstentum Aremberg-Meppen als ein Bestandteil des ehe-
maligen Bistums Münster ist überwiegend katholisch. Die Grafschaft
Bentheim, dem Bekenntnis ihrer Fürsten und dem Beispiele der
benachbarten Niederlande folgend, ist vorwiegend reformiert. In Ost-
sriesland herrscht im östlichen Teile das Luthertum vor, während
Emden und die umliegenden Bezirke sich zur reformierten Kirche bekennen.
Iii. Neuere Geschichte.
7. Die Erhebung Hannovers zum Knrfürstentume und seine
Verbindung mit England.
1. Im Laufe der Zeit waren verschiedene Linien des braunschweig-
lüneburgischen Hauses ausgestorben, und alle Länder der ausgestorbenen
Linien fielen an die Söhne Ernst des Bekenners: Heinrich und
Wilhelm. Wilhelm ist der Ahnherr der neuen braunschweig-
lüneburgischen Linie, welche bis 1866 über Hannover herrschte.
Der Sohn Herzog Wilhelms war Georg von Celle; er verlegte (1636)
die Residenz von Celle nach Hannover. Sein Sohn, Ernst August
(1679—1698), machte seinen und seines Landes Namen bekannt durch
den andauernden und tapfern Beistand, den er dem deutschen Kaiser in
seinen Kämpfen gegen die Franzosen und Türken leistete. Zum Lohne
dafür ward ihm 1692 vom Kaiser trotz der anfänglichen Protestation
der übrigen Kurfürsten und des fortgesetzten heftigen Widerspruchs der
Wolfenbüttler Linie die neunte Kurwürde beigelegt. Da die Länder
der Kurfürsten laut der goldeuen Bulle vom Jahre 1356 nicht durch
Familienteilungen zerstückelt werden durften, fo ist es klar, daß mit der
Erhebung unseres Landes zum Kurfürstentum ein neuer, wichtiger Abschnitt
seiner Geschichte beginnt.
2. Aber der Glanz des Hauses sollte noch höher steigen. Als
1698 Ernst August starb, solgte ihm sein Sohn Georg Ludwig.
Die Mutter Georgs, Sophie, war eine Enkelin des englischen Königs
Jakob I. Als nun 1714 die Königin Anna von England, eine
andere Enkelin Jakobs I., ohne Erben starb, wurde Kurfürst Georg von
Hannover, der nächste protestantische Verwandte des erloschenen Hauses,
als Georg I. (1714—1727) auf den Thron diefes mächtigen Reiches
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin]]
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Extrahierte Personennamen: Ernst Heinrich Heinrich Wilhelm Wilhelm Wilhelms Wilhelms Georg_von_Celle Ernst August Ernst August Georg_Ludwig Ludwig Sophie Anna_von_England Jakobs_I. Georg_von
Hannover
Extrahierte Ortsnamen: Niederlande Emden Hannovers England Celle Hannover Georgs
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Mittelschule, Volksschule
Regionen (OPAC): Hannover
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
12
berufen. Damit war das Kurfürstentum aber keineswegs eine Provinz
von England geworden, sondern es behielt seine eigene Regierung, seine
eigenen Finanzen, sein eigenes Heer. Georg I. blieb stets seinen deutschen
Kurstaaten mit väterlicher Huld zugethau; zu wiederholten Malen besuchte
er Hannover, und als er wieder sich dorthin begeben wollte, ereilte ihn
zu Osnabrück 1727 der Tod. Ihm folgte fein Sohn Georg Ii.
(1727-1760).
8. Hannover während des siebenjährigen Krieges und der
französischen Fremdherrschaft.
1. Während der Regierung Georgs Ii. brach der siebenjährige Krieg
aus (1756 — 1763), in welchem Preußen gegen Österreich und deffen
Verbündete, zu denen zeitweise auch Frankreich gehörte, kämpfte. Da
auch England zu der Zeit mit Frankreich im Kriege lag, so verbündete
sich Georg Ii. mit Friedrich d. Gr. gegen den gemeinsamen Feind.
In Folge dessen machten die Franzosen sofort Miene, Hannover zu über-
fallen. Schnell rüstete Georg Ii. ein deutsches Heer von 40 000 Mann,
unter denen 18 000 Mann Hannoveraner waren, und stellte seinen zweiten
Sohn, den Herzog von Cumberland, an die Spitze desselben. Am
26. Juli 1757 kam es bei Hastenbeck unweit Hameln zur Schlacht,
in welcher die Franzosen in Folge eines Fehlers des Anführers wider
ihr Vermuten den Sieg davontrugen, den die Hannoveraner schon in
Händen hatten. Nun stellte Georg an die Spitze des Heeres den Herzog
Ferdinand von Braunschweig. Gar bald gelang es diesem aus-
gezeichneten Feldherrn, die Franzosen über den Rhein zu jageu. Aber
auch dort gönnte Ferdinand ihnen keine Rast; noch im Jahre 1758
brachte er ihnen bei Krefeld eine gänzliche Niederlage bei. Im folgenden
Jahre drangen die Franzosen zwar wieder in Südhannover ein, doch am
1. August 1759 schlug Ferdinand bei Minden das feindliche Heer wieder
gänzlich in die Flucht. Trotzdem brachen die Franzofen noch mehrere
Male mordend und plündernd in Südhannover ein, bis am 15. Februar
1763 Frieden geschlossen wurde.
2. Georg Ii. hatte den Friedensschluß des siebenjährigen Krieges
nicht mehr erlebt; er war schon 1760 gestorben. Ihm folgte sein
Enkel Georg Wilhelm Friedrich, als König von England
Georg Iii. (1760 — 1820). Georg Iii. nahm an den Kämpfen, welche
die Republik Frankreich am Ende des vorigen Jahrhunderts über Europa
heraufbeschwor, thätigen Anteil. Mit großem Ruhme kämpften die
hannoverschen Regimenter in Belgien und am Rhein; die hartnäckige
Verteidigung von Menin im April 1794 unter dem General
von Hammerstein ist eine der glänzendsten Waffenthaten dieser an
denkwürdigen Kriegsereignissen so reichen Zeit. Im folgenden Jahre
trat Hannover dem von Preußen mit Frankreich abgeschlossenen Separat-
frieden von Basel bei.
Acht Jahre lang hatte Hannover nun Ruhe vor den Franzosen.
Als aber im Jahre 1803 der Krieg zwischen Frankreich und England
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Extrahierte Personennamen: Georg_Ii Georg_Ii Friedrich_d Friedrich Georg_Ii von_Cumberland Georg Ferdinand_von_Braunschweig Ferdinand Ferdinand August Ferdinand Ferdinand Georg_Ii Georg_Wilhelm_Friedrich Wilhelm Friedrich Georg_Iii Georg_Iii Hammerstein
Extrahierte Ortsnamen: England Hannover Georgs Frankreich England Frankreich Hannover Rhein Krefeld Südhannover Südhannover England Frankreich Europa Belgien Rhein Frankreich Basel Frankreich