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1. Heimatkunde der Provinz Hannover - S. 56

1910 - Hannover : Helwing
— 56 — die Kämpfe zwischen Welsen und Staufen wieder, bis 1235 auf dem Reichstage zu Mainz eine Einigung zu stände kam. Mit großer Pracht erschien hier der Welfe vor Friedrich Ii., beugte feine Knie vor dem Kaiser und übergab diefem feine sämtlichen Erblande. Der Kaiser überreichte ihm eine Reichsfahne und überwies ihm feierlichst die Eigen- besitznngen als Reichslehen und neues Herzogtum. In diesem Herzog- tum „ Braun schweig-Lüneburg ", welches das Land zwischen Deister und Leine, Göttingen, - Grnbenhagen, den Harz, Braunschweig, Celle und Lüneburg umfaßte, liegt der Kern der heutigen Provinz Hannover und des Herzogtums Brauufchweig eingeschlossen. Noch unter Otto wuchs das Herzogtum und begann aufzublühen. Aber man folgte dem Brauche vieler Fürsteu damaliger Zeit; man teilte das Land und machte es durch Zersplitterung ohnmächtig. Schon die beiden Söhne Ottos begannen 1269 diese Teilungen. Albrecht erhielt den südlichen Teil unter dem Namen eines Herzogs von Brmm- schweig; Johann nahm den nördlichen Teil unter dem Titel eiues Herzogs von Lüneburg. Noch zwölsmal ist dieser Landbesitz geteilt worden, und eine Reihe von Ländchen bildete sich, in denen einmal sogar gleichzeitig 7 Herzöge regierten. Doch das Schicksal führte diese Herzogsländchen, in deffen Bewohnern wie Fürsten das Gefühl der Zusammengehörigkeit zum Glück erhalten blieb, immer wieder zusammen. Durch die Teilung von 1635 wurde dann der Grnnd gelegt zu den beiden Ländern Hannover und Braun schweig. Wir beschränken uns nun darauf, das Wachstum des Landes Hannover zu verfolgen. Diesem Hause Lüneburg (Hannover) gehörten die Herzogtümer Lüneburg, Celle, Calenberg, Göttingen, Grnbenhagen und die Grafschaften Hoya (1582), Diepholz (1585) und Stücke von Schaumburg und Lauenburg. Durch Teilung entstanden 1641 die beiden Linien Lüueburg-Celle und Lüneburg-Hannover, die 1705 wieder vereinigt wurden. Inzwischen hatte der Hannoversche Zweig unter Ernst August (1679—98) im Jahre 1692 die Kurwürde erhalten. Als Kurfür st eu- tum Hannover war es unteilbar und darum iu Zukunft vor Zer- fplitternng geschützt. Georg, der Sohn Ernst Augusts, der durch Heirat mit der Erbtochter vou Lüneburg - Celle (Prinzessin von Ahlden) auch diese Läuder erhielt, vergrößerte im Jahre 1715 das Land durch Ankauf der Herzogtümer Bremen und Verden von den Schweden, und fein Sohn Georg Ii. erwarb 1731 das Land Hadeln. Kurfürst Georg wurde dann im Jahre 1714 als nächster Ver- wandter der Königin Anna König von England; Hannover wurde Nebenland und hat bis zum Jahre 1837 (bis zu diesem Jahre war es mit England verbunden) von dieser Verbindung manchen Nachteil _ er- fahren. Nicht nur haben während des 7 jährigen Krieges Frankreichs Heere es im Kampfe gegen England ausgeplündert und haben hunderte von braven Hannoveranern für England in Amerika bluten müssen, auch Napoleon I. hat seinen Haß gegen England an dem Nebenlande Hannover ausgelassen und hat in der Zeit von 1863—1805 aus dem

2. Deutschlands Kolonien - S. 154

1902 - Berlin : Heymann
154 Togo. Aku, leitete und Schule Bekehrungsmerk und benutzte für sein mühevolles Geschäft ein kleines, selbst erbautes Haus, das anfänglich äußerst primitiv eingerichtet war. Die Wände bestanden zur Hälfte aus Well- blech, zur Hälfte aus Grasmatten; auch das Dach mar aus Wellblech hergerichtet. Die beiden Eingänge mußten vorläufig ohne Thüren bleiben; den Boden deckte festgestampfter und geglätteter Lehm. Es mangelte sogar an Schulbänken und Schultischen, nur ein Glvckentürmchen für die Kirchen- glocke war vorhanden.. Aber mit Liebe, Eifer und Genügsamkeit hat Aku die erste dornenvolle Zeit überwunden und in Lome eine kleine Gemeinde gegründet und Schulkinder um sich versammelt. Mit Rücksicht auf diese gedeihlichen Anfänge erwarb die Norddeutsche Mission bald ein zweites Grundstück und ging an den Bau einer größeren Station, deren Kosten auf 20 000 <//£ veranschlagt wurden. Diese ist inzwischen fertiggestellt und am 28. Februar 1897 feierlich eingeweiht worden. Außer Schule und Kirche ist ein Europäerhaus und eine Wohnung für den einheimischen Lehrer mit den erforderlichen Nebengelassen hergestellt, so daß zwei deutsche Missionarfamilien und der Gehülfe Aku bequem darin Unterkunft finden. Schmiedehandwerk in Togo?) Das Schmiedehandwerk ist im allgemeinen verbreitet. Die kleine, offene Hütte, in der es betrieben wird, besitzt eigentlich nur ein Schatten- dach. Nach dem Markt zu ist das Innere durch Wände von Palmblatt- rippen geschützt. Die Seiten nach dem Gehöft sind vollkommen offen und lassen bei der hohen Temperatur, die in einer solchen afrikanischen Schmiede herrscht, den nötigen Lustzug ein. Hier schwingt nun der schwarze Meister regelrecht seinen Hammer, und der Geselle zieht emsig den Blasebalg. Fast alle Werkzeuge, die man in dieser afrikanischen Schmiede bemerkt, sind europäischen Fabrikats. Jedoch liegt gerade hierin insofern Interesse, als man daraus ersieht, wie weit schon die europäische Kultur vorgedrungen ist und in welcher Weise die Werkzeuge von den schwarzen Meistern gehandhabt werden. Wir bemerken in der Hütte einen Ambos, einen Schraubstock und einen Blasebalg. Auch finden wir hier schon Blecheimer, in denen das nötige Wasser zur Ab- kühlung des erhitzten Eisens bereit gehalten wird. Ueberall liegen Stein- schloßflinten und Hacken zur Reparatur umher. Unter den Schlägen des Hammers werden meist Messer oder Hacken zur Bearbeitung des Bodens angefertigt oder geschärft. Mit dem Zunehmen der Einfuhr von Flinten aus Europa liegt natürlich auch dem Schmiedehandwerk die Instand- haltung dieser großen Steinschloßflinten ob. Der Schmied in Io schien zwar nur ein einsacker Arbeiter zu sein, machte aber doch auf mich einen ') H. Klose/ „Togo unter Deutscher Flagge", S. 174.

3. Deutschlands Kolonien - S. 130

1902 - Berlin : Heymann
130 Kamerun. Becher in Altkalabar vom Klimasieber ergriffen worden; die erste Nachricht, die man in Basel aus Kamerun erhielt, war die Kunde, daß er am vierten Tage nach der Landung entschlafen sei. „Gott wollte unsere Mission," schrieb Dilger, „unauflöslich mit diesem Lande ver- binden, indem er uns einen aus unserer kleinen Schar in Afrikas Erde betten ließ." Seitdem sind viele solcher Bande geworden. Dilger selber liegt dort begraben, und von all den vier Pionieren steht heute keiner mehr dort in Arbeit. Münz trat 1890 in eine andere Arbeit in der Heimat ein, nachdem er Frau und Kind in Kamerun begraben, die drei andern haben ihr Leben für die Mission gelassen. Von den 60 Missionaren, die bis zum Sommer 1899 ausgesandt wurden, haben 16 in Kamerun den Tod gefunden, dazu 5 Frauen. Aber manche von ihnen haben es sterbend bezeugt, daß ihr Weg nicht verfehlt sei und daß sie Großes für Kamerun erhofften. So als einer der letzten David Hermann, einer der Pioniere von Edie: „Armes Edie! Brüder, gebt Edie nicht auf: denn es wird dort herrlich werden." Die Leitung der Kamerun- mission lag seit 1890 in den Händen von Heinrich Bohner, der sich seit 1863 auf der Goldküste reiche Erfahrungen im westafrikanischen Missions- leben gesammelt hatte. Von den bestehenden baptistischen Gemeinden wurden die Basler Brüder sehr freundlich ausgenommen; es herrschte große Begeisterung. Als dem eingeborenen Prediger der Gemeinde zu Bethel Zwillingssöhne geboren wurden, wandte er sich an Missionar Münz, er solle sie taufen und ihnen die Namen Münz und Dilger geben. Die Missionare meinten freilich, Gottlieb und Christian würden besser passen, und gingen nicht daraus ein. Bald aber zeigte es sich, daß das Verhältnis zu diesen Gemeinden nicht ungetrübt bleiben könne. Besonders die in Bethel war seit Sakers Weggang an große Selbständigkeit gewöhnt, und doch hatten ihre Glieder die christliche und sittliche Reise zur Selbstregierung noch gar nicht erreicht, mit christlicher Zucht und Sitte war es bei ihnen übel bestellt. Es handelte sich darum, die Basler Gemeindeordnung auch hier zur Geltung zu bringen, und damit stieß man aus großen Wider- stand. So kam es schließlich zu einem Bruch zwischen diesen Gemeinden und der Basler Mission in: Jahre 1888 in Bethel, das Jahr daranf auch in Victoria. Die Missionare handelten dabei genau nach den In- struktionen des Komitees, denn in Basel sagte man sich, es sei viel besser aus diese kleinen Gemeindlein zu verzichten, als auf eine gute Grundlage christlicher Zucht und Ordnung. Hätte man nachgegeben, so hätte man sich auf alle Zeiten die Möglichkeit benommen, eine solide Arbeit zu leisten. So wurden denn aus den anfänglichen Freunden Gegner, die eine energische Konkurrenz begannen und überall den eigenen Einfluß ans- zndehnen, den der Basler 31t hemmen suchten, woraus den Missionaren

4. Deutschlands Kolonien - S. 48

1902 - Berlin : Heymann
48 Deutsch-Ostafrika. Askari ober der Diener aus den metertiefen, zahllos m den gelblichen Sand gegrabenen kleinen Löchern geschöpft haben. Es ist von leicht milchiger Farbe und schmeckt sehr gut, hat aber eine Temperatur von 20 bis 21 ° C. Die Zelte der Ratgeber sind ebenfalls ausgeschlagen, und im Walde ringsum ertönt der Schlag der Axt, um das Material zu den leichten, kleinen, konischen Hütten in Gestalt dünner Stäbe zu be- schaffen oder trockenes Holz zum Brennen abzuspalten. Jeder Träger ist verpflichtet, einen Span in die Küche abzuliefern, welcher Tribut oft zum Nachteil für den Säumigen durch einen der Küchenjungen eingetrieben werden muß. Ein Ausrufer fordert diejenige Abteilung der Träger, welche an dem Tage verpflichtet ist, die Hütte für die Küche zu errichten, auf, ihre Pflicht zu thuu. Schäckernd ziehen die Weiber mit ihren Kale- bassen und Thongefäßen zu den Wasserlöchern, und vielfach ungeduldige Rufe der betreffenden Ehemänner lassen erkennen, daß auch, wie bei uns, der Aufenthalt am Brunnen oft über Gebühr ausgedehnt wird. Von allen Seiten kehren bald Leute mit Material zurück, und in nicht ganz einer Stunde erheben sich in weitem Kreise 80 bis 90 leichte Strohhütten, vor denen lustige Feuer prasseln, leichte Rauchwölkchen gegen die flachen und wenig belaubten Baumkronen sendend. Die Schwarzen haben ihre karge Mahlzeit, Mehl oder Hülsenfrüchte, bald gekocht und noch schneller verzehrt, und laute Fröhlichkeit, der Grundzug im Wesen des Negers, herrscht allseitig. Schulunterricht auf der katholischen Mission Jringa in Uheheu) Von einem Schulunterricht nach irgend einer deutschen Schulver- ordnung kann auf einer neubegründeten und erst in Entwickelung be- griffenen Mission keine Rede sein; gleichwohl dürfte es interessieren, einer derartigen Unterrichtsstunde beizuwohnen, wozu auch jeder gerne Zutritt erhält. Als Lehrer waltete bis Ende Juni vorigen Jahres Schreiber dieses, P. Ambrosius. Am meisten Schwierigkeit, Unterricht halten zu können, bereitete die Sprache, die bisher nur im Volke existierte und keine wissenschaftliche Bearbeitung erfahren hatte. Man wird sich die endlose Mühe vorstellen können, aus dem Volke die grammatikalischen Geheim- nisse ablauschen und Vokabeln sammeln zu müssen. Mit eisernem Fleiße und zäher Ausdauer hat diese Arbeit mein Mitbruder, Herr ?. Cassiau, innerhalb dreiviertel Jahren bewältigt, und so blieb mir bloß die verhältnismäßig kleine Leistung übrig, für jede Stunde das nötige Sprachenmaterial mir anzueignen, was in schriftlicher Ausarbeitung noch am leichtesten ging. Das Kihehe selbst ist überaus wortreich für das Gebiet, welches eben die Geisteskraft des Volkes beherrscht, entbehrt aber 0 P. Ambrosius: „Miss.-Blätter St. Ottilien 1899", S. 20.

5. Deutschlands Kolonien - S. 131

1902 - Berlin : Heymann
b) Aus den Berichten der Reisenden und Forscher. 131 viel Herzeleid erwuchs. Dabei wurden sie von ihren Gesinnungsgenossen in England und namentlich von den deutschen Baptisten unterstützt, die denn auch deutsche Missionare aussandten. Doch ward es auch zu einem mächtigen Antrieb, vorwärts zu gehen und überall, wo Empfäng- lichkeit für das Evangelium vorhanden war, einzutreten und die Orte womöglich mit eingeborenen Gehülsen zu besetzen. Im Gebiet des Kamerunflusses hatte sich nämlich nur die in Bethel selbst wohnende Ge- meinde von Basel losgesagt; auf den Außenstationen waren die Leute treu geblieben. Auch waren für diese einige brauchbare Mitarbeiter aus den Baptisten vorhanden, die bei Basel blieben. Als sich Bethel von Basel trennte, gehörten nominell neun Außenstationen dazu, die zum Teil ein bis drei Tagereisen von der Hauptstation entfernt lagen; schon da- mals dehnte sich also die Basler Missionsarbeit über ein verhältnismäßig großes Gebiet aus. Dazu gab es viel äußere Arbeit an den Missions- häusern und Kapellen. Zudem mußte man sich in die Sprache hinein- arbeiten und sich überhaupt mit Land und Leuten vertrant machen. Das Heidentum, das die Missionare im Lande antrafen, trug einen recht düsteren Charakter. Bezeichnende Erscheinungen waren die sogenannten Losango, Geheimbünde, im Namen irgend eines heidnischen Gottes oder Teufels geschlossen, die ihren Teilnehmern eine furchtbare Schreckensherr- schaft über ihre Stammesgenossen verschaffen, mit mancherlei Gewalt- thaten verbunden. Nicht selten kamen Mordthaten vor, die mit dem Aberglauben zusammenhingen. Im Gebirge waren besonders Gottes- gerichte mit Gisttrank üblich. Fast jeder Todesfall wurde aus Zauberei und Hexenwerk zurückgeführt. Aus tiefer Stufe stand und steht auch das weibliche Geschlecht. Die Weiber gelten als ein Stück des Besitztums, das man verkaufen, verschenken oder ausleihen kann; sie sind auch erblich. Die Sklaverei ist die Grundlage der sozialen Zustände. Die meisten Stämme des Innern waren von europäischer Zivilisation noch ganz un- berührt. Die Duala an der Mündung des Kamerunflusses hatten sich des ganzen Zwischenhandels bemächtigt und spielten sich gern als die Herren des Landes auf, auch innerhalb der Gemeinden. Einen bedeutenden Schritt vorwärts machte die Basler Mission im Fahre 1888 durch die Gründung der Außenstation Mangamba im Abo- ländchen, die bald zur Hauptstation erhoben wurde. Den Anfang in Mangamba, zehn Stunden landeinwärts von Bethel, machte ein ange- sehener Mann, der Häuptling Koto. Noch unter den Baptisten war er mit dem Evangelium bekannt geworden und hatte sich taufen lassen. Deine christliche Erkenntnis war freilich ärmlich genug; doch war er von rechtem Ernst und redlichem Eifer beseelt. Um des Evangeliums willen hatte er sieben oder acht Weiber, den größten Teil seines Besitztums, ent- lassen. Er war durchdrungen von einem starken Trieb, das Evangeliuüi auch andern zu verkünden. So hielt er denn in der Wildnis des Abo- 9* *

6. Heimatskunde der Provinz Hannover - S. 10

1885 - Hannover : Helwing
__10_ nahm mit andern Herren eine Kirchenvisitation. Mit weiser Mäßigung ließ man manche an sich gleichgültige katholische Ceremonieen bestehen; die Mißbräuche aber, die vorhanden waren, wurden abgestellt. Es währte auch nicht lange, da bekannte sich sast das ganze Land zur lutherischen Lehre. 2. Ein zweites wölfisches Herzogtum bildete zur Zeit der Resorma- tion die jetzige Lauddrostei Lüneburg. Hier herrschte zu jener Zeit Herzog Ernst, einer der wenigen deutschen Fürsten, die sich zuerst und mit voller Inbrunst der Lehre Luthers zuwandten. Herzog Ernst, „der Bekenner" genannt, war 1497 geboren und als zarter Knabe an den Hof seines Oheims, des Kurfürsten Friedrich des Weisen, gesandt worden. Von hier begab er sich auf die Hochschule zu Wittenberg, erlebte daselbst den kühnen Ansang der Reformation und lauschte mit Hingebung den Worten und der Lehre Luthers. Nach kurzem Anfent- halte am Hofe des ritterlichen Königs Franz I. in Frankreich wurde der junge Fürst bereits 1520 zur Regierung berufen. — Die lutherische Lehre hatte sich im Lüneburgischen bereits an einigen Orten Eingang verschafft; man weiß nicht, ob durch die unwiderstehliche Gewalt eines Lutherliedes, welches Wanderer nach dem Norden trugen, oder ob durch jene fliegenden Blätter, die von den Vorgängen in Wittenberg Kunde durch die Welt trugen. Den vielfachen Anfeindungen gegenüber, denen die neue Lehre seitens der Geistlichkeit, der Stadtbehörden und des Adels begegnete, duldete Herzog Ernst bereits 1524 eine junge kirchliche Genossenschaft in Celle; ja, er that noch mehr, er bemühte sich selber rastlos um die weitere Verbreitung und den Ausbau der Kirchen- reformation in seinem Lande. — Auf dem Reichstage zu Augsburg 1530 unterschrieb Herzog Ernst mit den andern evangelischen Fürsten das Augsburgische Glaubensbekenntnis, und er ist demselben in guten und bösen Tagen treu geblieben. So erwarb er sich den schönen Beinamen des Bekenners. — Von Augsburg brachte er sich einen trefflichen Gehülfen in der Person des Urbanus Rhegius mit, den er zum General- Superintendenten ernannte. Ernst hatte ihn herzlich lieb. Als Rhegius nach zwei Jahren wieder einen Ruf nach Augsburg erhielt, da hörte Ernst dies mit tiefer Bewegung, hob seine Finger zu den Augen empor und sprach: „Weiß ich doch nicht, ob ich lieber ein Auge missen wollte oder meinen Doctor; denn der Augen habe ich zwei, aber nur einen Rhegius." Dann zu diesem sich wendend, bat er: „Lieber Urban, bleibt bei uns! Ihr könnt wohl jemand finden, der euch mehr Geld giebt als ich, aber keinen, der eurem Predigen lieber zuhört." Rhegius blieb und hat in Gemeinschaft mit Herzog Ernst noch viel Gutes gewirkt, bis er 1541 die Augen schloß. Herzog Ernst der Bekenner starb 1546, den 11. Januar, also kurz vor dem Tode seines Lehrers und Freundes Luther. 3. So hat in den alt-welsischen Herzogtümern Kalenberg, Lüneburg, Braun schweig, Göttinge u, Grubenhagen das lutherische Bekenntnis von Anfang an vorgeherrscht. Aber auch diejenigen Landesteile, die erst später an Hannover gefallen sind, bekennen sich vor-

7. Heimatskunde der Provinz Hannover - S. 11

1885 - Hannover : Helwing
11 wiegend zur lutherischen Kirche. Die Grafschaften Hoya und Diep- holz sind aus der Zeit ihrer Fürsten her lutherisch. In den Herzoge tümern Bremen und Verden ist das Luthertum gegen den Willen der Bischöfe eingeführt und hat an der darauf folgenden fchwedifchen Herr- schaft eine starke Stütze gefunden. Das Fürstentum Hildes he im ist zwischen Lutheranern und Katholiken geteilt, jedoch so, daß die ersteren in der Mehrzahl sind. Im Fürstentum Osnabrück ist die Bevölkerung gemischt, indem die Bischöfe es nicht verhindern konnten, daß die Städte, zahlreiche Adelsfamilien und damit auch deren zugehörige Dörfer über- traten. In der Grafschaft L in gen ist die Bevölkerung ebenfalls gemifcht. Das Fürstentum Aremberg-Meppen als ein Bestandteil des ehe- maligen Bistums Münster ist überwiegend katholisch. Die Grafschaft Bentheim, dem Bekenntnis ihrer Fürsten und dem Beispiele der benachbarten Niederlande folgend, ist vorwiegend reformiert. In Ost- sriesland herrscht im östlichen Teile das Luthertum vor, während Emden und die umliegenden Bezirke sich zur reformierten Kirche bekennen. Iii. Neuere Geschichte. 7. Die Erhebung Hannovers zum Knrfürstentume und seine Verbindung mit England. 1. Im Laufe der Zeit waren verschiedene Linien des braunschweig- lüneburgischen Hauses ausgestorben, und alle Länder der ausgestorbenen Linien fielen an die Söhne Ernst des Bekenners: Heinrich und Wilhelm. Wilhelm ist der Ahnherr der neuen braunschweig- lüneburgischen Linie, welche bis 1866 über Hannover herrschte. Der Sohn Herzog Wilhelms war Georg von Celle; er verlegte (1636) die Residenz von Celle nach Hannover. Sein Sohn, Ernst August (1679—1698), machte seinen und seines Landes Namen bekannt durch den andauernden und tapfern Beistand, den er dem deutschen Kaiser in seinen Kämpfen gegen die Franzosen und Türken leistete. Zum Lohne dafür ward ihm 1692 vom Kaiser trotz der anfänglichen Protestation der übrigen Kurfürsten und des fortgesetzten heftigen Widerspruchs der Wolfenbüttler Linie die neunte Kurwürde beigelegt. Da die Länder der Kurfürsten laut der goldeuen Bulle vom Jahre 1356 nicht durch Familienteilungen zerstückelt werden durften, fo ist es klar, daß mit der Erhebung unseres Landes zum Kurfürstentum ein neuer, wichtiger Abschnitt seiner Geschichte beginnt. 2. Aber der Glanz des Hauses sollte noch höher steigen. Als 1698 Ernst August starb, solgte ihm sein Sohn Georg Ludwig. Die Mutter Georgs, Sophie, war eine Enkelin des englischen Königs Jakob I. Als nun 1714 die Königin Anna von England, eine andere Enkelin Jakobs I., ohne Erben starb, wurde Kurfürst Georg von Hannover, der nächste protestantische Verwandte des erloschenen Hauses, als Georg I. (1714—1727) auf den Thron diefes mächtigen Reiches

8. Heimatskunde der Provinz Hannover - S. 12

1885 - Hannover : Helwing
12 berufen. Damit war das Kurfürstentum aber keineswegs eine Provinz von England geworden, sondern es behielt seine eigene Regierung, seine eigenen Finanzen, sein eigenes Heer. Georg I. blieb stets seinen deutschen Kurstaaten mit väterlicher Huld zugethau; zu wiederholten Malen besuchte er Hannover, und als er wieder sich dorthin begeben wollte, ereilte ihn zu Osnabrück 1727 der Tod. Ihm folgte fein Sohn Georg Ii. (1727-1760). 8. Hannover während des siebenjährigen Krieges und der französischen Fremdherrschaft. 1. Während der Regierung Georgs Ii. brach der siebenjährige Krieg aus (1756 — 1763), in welchem Preußen gegen Österreich und deffen Verbündete, zu denen zeitweise auch Frankreich gehörte, kämpfte. Da auch England zu der Zeit mit Frankreich im Kriege lag, so verbündete sich Georg Ii. mit Friedrich d. Gr. gegen den gemeinsamen Feind. In Folge dessen machten die Franzosen sofort Miene, Hannover zu über- fallen. Schnell rüstete Georg Ii. ein deutsches Heer von 40 000 Mann, unter denen 18 000 Mann Hannoveraner waren, und stellte seinen zweiten Sohn, den Herzog von Cumberland, an die Spitze desselben. Am 26. Juli 1757 kam es bei Hastenbeck unweit Hameln zur Schlacht, in welcher die Franzosen in Folge eines Fehlers des Anführers wider ihr Vermuten den Sieg davontrugen, den die Hannoveraner schon in Händen hatten. Nun stellte Georg an die Spitze des Heeres den Herzog Ferdinand von Braunschweig. Gar bald gelang es diesem aus- gezeichneten Feldherrn, die Franzosen über den Rhein zu jageu. Aber auch dort gönnte Ferdinand ihnen keine Rast; noch im Jahre 1758 brachte er ihnen bei Krefeld eine gänzliche Niederlage bei. Im folgenden Jahre drangen die Franzosen zwar wieder in Südhannover ein, doch am 1. August 1759 schlug Ferdinand bei Minden das feindliche Heer wieder gänzlich in die Flucht. Trotzdem brachen die Franzofen noch mehrere Male mordend und plündernd in Südhannover ein, bis am 15. Februar 1763 Frieden geschlossen wurde. 2. Georg Ii. hatte den Friedensschluß des siebenjährigen Krieges nicht mehr erlebt; er war schon 1760 gestorben. Ihm folgte sein Enkel Georg Wilhelm Friedrich, als König von England Georg Iii. (1760 — 1820). Georg Iii. nahm an den Kämpfen, welche die Republik Frankreich am Ende des vorigen Jahrhunderts über Europa heraufbeschwor, thätigen Anteil. Mit großem Ruhme kämpften die hannoverschen Regimenter in Belgien und am Rhein; die hartnäckige Verteidigung von Menin im April 1794 unter dem General von Hammerstein ist eine der glänzendsten Waffenthaten dieser an denkwürdigen Kriegsereignissen so reichen Zeit. Im folgenden Jahre trat Hannover dem von Preußen mit Frankreich abgeschlossenen Separat- frieden von Basel bei. Acht Jahre lang hatte Hannover nun Ruhe vor den Franzosen. Als aber im Jahre 1803 der Krieg zwischen Frankreich und England
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