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1. Heimatkunde der Provinz Hannover - S. 56

1910 - Hannover : Helwing
— 56 — die Kämpfe zwischen Welsen und Staufen wieder, bis 1235 auf dem Reichstage zu Mainz eine Einigung zu stände kam. Mit großer Pracht erschien hier der Welfe vor Friedrich Ii., beugte feine Knie vor dem Kaiser und übergab diefem feine sämtlichen Erblande. Der Kaiser überreichte ihm eine Reichsfahne und überwies ihm feierlichst die Eigen- besitznngen als Reichslehen und neues Herzogtum. In diesem Herzog- tum „ Braun schweig-Lüneburg ", welches das Land zwischen Deister und Leine, Göttingen, - Grnbenhagen, den Harz, Braunschweig, Celle und Lüneburg umfaßte, liegt der Kern der heutigen Provinz Hannover und des Herzogtums Brauufchweig eingeschlossen. Noch unter Otto wuchs das Herzogtum und begann aufzublühen. Aber man folgte dem Brauche vieler Fürsteu damaliger Zeit; man teilte das Land und machte es durch Zersplitterung ohnmächtig. Schon die beiden Söhne Ottos begannen 1269 diese Teilungen. Albrecht erhielt den südlichen Teil unter dem Namen eines Herzogs von Brmm- schweig; Johann nahm den nördlichen Teil unter dem Titel eiues Herzogs von Lüneburg. Noch zwölsmal ist dieser Landbesitz geteilt worden, und eine Reihe von Ländchen bildete sich, in denen einmal sogar gleichzeitig 7 Herzöge regierten. Doch das Schicksal führte diese Herzogsländchen, in deffen Bewohnern wie Fürsten das Gefühl der Zusammengehörigkeit zum Glück erhalten blieb, immer wieder zusammen. Durch die Teilung von 1635 wurde dann der Grnnd gelegt zu den beiden Ländern Hannover und Braun schweig. Wir beschränken uns nun darauf, das Wachstum des Landes Hannover zu verfolgen. Diesem Hause Lüneburg (Hannover) gehörten die Herzogtümer Lüneburg, Celle, Calenberg, Göttingen, Grnbenhagen und die Grafschaften Hoya (1582), Diepholz (1585) und Stücke von Schaumburg und Lauenburg. Durch Teilung entstanden 1641 die beiden Linien Lüueburg-Celle und Lüneburg-Hannover, die 1705 wieder vereinigt wurden. Inzwischen hatte der Hannoversche Zweig unter Ernst August (1679—98) im Jahre 1692 die Kurwürde erhalten. Als Kurfür st eu- tum Hannover war es unteilbar und darum iu Zukunft vor Zer- fplitternng geschützt. Georg, der Sohn Ernst Augusts, der durch Heirat mit der Erbtochter vou Lüneburg - Celle (Prinzessin von Ahlden) auch diese Läuder erhielt, vergrößerte im Jahre 1715 das Land durch Ankauf der Herzogtümer Bremen und Verden von den Schweden, und fein Sohn Georg Ii. erwarb 1731 das Land Hadeln. Kurfürst Georg wurde dann im Jahre 1714 als nächster Ver- wandter der Königin Anna König von England; Hannover wurde Nebenland und hat bis zum Jahre 1837 (bis zu diesem Jahre war es mit England verbunden) von dieser Verbindung manchen Nachteil _ er- fahren. Nicht nur haben während des 7 jährigen Krieges Frankreichs Heere es im Kampfe gegen England ausgeplündert und haben hunderte von braven Hannoveranern für England in Amerika bluten müssen, auch Napoleon I. hat seinen Haß gegen England an dem Nebenlande Hannover ausgelassen und hat in der Zeit von 1863—1805 aus dem

2. Geschichtliche Gedenkstätten - S. 27

1885 - Berlin : Hofmann
A. Europa. 27 1648 Friede zwischen Frankreich und dem Kaiser (west- fälischer Friede). — Westlich Stadtlohn. 1623 Sieg Tillys über Christian von Braun- schweig. Regierungsbezirk Minden. Minden an der Weser. 1759 1. August Sieg Ferdinands von Braunschweig über die Franzosen unter Contades. l) Hannover. Landdrostei Osnabrück. Osnabrück an der Hase. In der Nähe 783 Sieg Karls d. Gr. über die Sachsen. — 1648 Friede zwischen Schwe- den und dem Kaiser (westfälischer Friede). Landdrostei Hannover. Hastenbeck unweit Hameln. 1757 Sieg der Franzosen über die Engländer unter dem Herzog von Cumberland. Landdrostei Lüneburg. Sievershausen nordwestlich von Peine. 1553 Sieg des Kurfürsten Moritz von Sachsen und des Herzogs Heinrich von Braunschweig über Albrecht von Brandenburg-Kulmbach. Moritz f. Landdrostei Stade. Verden an der Aller. 782 Blutgericht Karls d. Gr. über 4500 gefangene Sachsen. — Nördlich Kloster Zeven. 1757 Konvention zwischen dem Herzog von Cumbeiiand und dem Herzog von Richelieu über die Räumung von Hannover durch die Engländer. m) Schleswig-Holstein. Holstein. Bornhöved östlich von Neumünster. 1227 Sieg der Nieder- sachsen über König Waldemar H. von Dänemark. — Bei Segeberg Schloss Travendahl. 1700 Friede Karls Xh. mit Dänemark. — Im Westen (bei Heide) Hemmingstedt. 1500 Sieg der Dithmarschen über die dänische und holsteinische Ritterschaft. Schleswig. Auf der Halbinsel Sundewitt (Ostküste) Düppel. 1864 18. April Erstürmung der dänischen Schan- zen durch die Preussen. — Östlich die Insel

3. Weltkunde - S. 114

1886 - Hannover : Helwing
114 Großen; Reichsverordnungen oder Kapitularien. Die alten Herzog- tümer mit ihren Volksherzögen an der Spitze, die zu sehr au die Selbständigkeit der einzelnen Stämme erinnerten, waren aufgelöst. Dafür traten die Gaugrafen als kaiserliche Ver- walter, Richter und Heerführer auf. Zn den Grenzländern waren Markgrafen, in den Pfalzen Pfalzgrafen, auf Domänen Kammerboten. Die Sendgrafen revidierten. — Alle Freien mußten dem Kriegsaufgebote folgen; sie bildeten den Heerbann. Karl sorgte für das Wohl seines Reiches. Um den Handel zu fördern, wollte er schon den Rhein-Donau-Kanal anlegen. Er verbesserte den Acker- und Obstbau, richtete gute Schulen ein (Klosterschulen, Hof- schulen), berief tüchtige Lehrer, ließ gute Bücher abschreiben und eine deutsche Grammatik verfassen, sammelte deutsche Lieder und gab den Monaten deutsche Namen. Er stiftete eine Reihe von Bistümern: Münster, Minden, Osnabrück, Verden, Bremen, Paderborn, Halberstadt und Elze, welches später nach Hildesheim verlegt ist. Er sorgte für Ansehen und Unterhalt der Geistlichen, hielt aber auch strenge auf Pflichterfüllung. Die Zahl der Kirchen wuchs. In ihrer Nähe siedelten sich Kaufleute an. Auch nahmen die Jahrmärkte ihren Anfang. 3. Karls Persönlichkeit. Karl war groß (7 seiner eigenen Fußlängen) und kräftig. Zn seiner Lebensweise war er schlicht. Gewöhnlich trug er nur Kleidung von Leinen und Tuch; bei feierlichen Gelegenheiten erschien er jedoch in vollem Kaiser- schmucke. Das Schwert hatte er stets an der Seite. Er war der beste Fechter, Schwimmer und Reiter unter den Franken. Sein Auge leuchtete den Dürftigen mild, den Schuldigen furchtbar. Er war den ganzen Tag thätig, schlief wenig, lernte im Alter noch schreiben und ging täglich zweimal zur Kirche. Eine feste Residenz hatte er nicht, sondern zog im Lande umher und wohnte auf seinen Pfalzen. Am liebsten weilte er jedoch in Aachen. Hier starb er auch 814 im Alter von 72 Jahren und fand im Dome seine Ruhestätte. § 33. Karls Nachfolger. Karls Sohn Ludwig (814 bis 840) erhielt den Beinamen „der Fromme", weil er der Kirche besonders zugethan (nochmalige Salbung, mönchisches Leben am Hofe, Mission nach Norden von Corvey und Hamburg aus, Ansgarius rc.), und weil er schwach und gutmütig war (schwache Reichsleitung, Weggeben von Zollfreiheiten und freien Gerichtsbarkeiten, übertriebene Nachsicht gegen die Lehensträger, die ihre Lehen bereits als erblich ansahen, mehrmalige Teilung des Reichs unter seine Söhne, deren Empörungen rc.) — Nach seinem Tode kriegten die Söhne um die Erbschaft und teilten sie im Vertrage zu Verdun 843. l. Lothar erhielt als Kaiser Italien, Lothringen, Burgund und Fries- land; 2. Ludwig der Deutsche Deutschland bis an den Rhein und jenseit noch Mainz, Speyer, Worms; 3. Karl der Kahle das jetzige Frankreich und Spanien bis zum Ebro. — Es ist nun folgendes zu merken: 1. Frankreich und Deutschland waren von nun an geschieden. Diejenigen Franken, welche sich in Gallien festgesetzt hatten, vermischten sich mit den Galliern oder Kelten, deren Nationalität die deutsche verdrängte. Aus der fränkischen, keltischen und lateinischen Sprache bildete sich die französische. — 2. Die Kaiserkrone war zuerst in Italien (Lothar), dann in Frankreich (Karl der Kahle), daraus kam sie

4. Die Geschichte in tabellarischer Übersicht - S. 71

1887 - Hannover : Helwing
71 Bischof Remigius. Die katholische Geistlichkeil schließt sich an Chlodwig an. 500 Chlodwigs erfolglose Kämpfe gegen das durch Thronstreitigkeiten zerrüttete Burgundenreich. König Gun-dobad wird in der Schlacht bei Dijon von Chlodwig geschlagen, gewinnt aber nach Chlodwigs Abzug feilt Reich wieder. 507 Chlodwig besiegt die Manischen Westgoten unter ihrem König Alarich Ii. bei Vonllon (bei Poitiers) und erobert ihr Land bis zur Garouue. Durch List und Gewalt besiegt Chlodwig die Teilkönige und herrscht über alle salischen und ripnarischen Franken. Er stirbt zu Paris 511. 511 Teilung des fränkischen Reichs unter Chlodwigs vier Söhne: Theoderich erhält Anstrasien (Hauptstadt Metz), die östlichen, vorwiegend germanischen Landschaften; Chlodomer, Childe-bert und Chlotar I. erhalten Neustrien (Hauptstädte Orleans, Paris, Soissons), den vorwiegend romanischen Westen. b) Weitere Ausdehnung des Frankenreichs unter den Söhnen Chlodwigs. 531 Eroberung des Thüringerreiches. Feindschaft des Thüringerkönigs Hermanfried mit seinen Brüdern Baderich und Bertha r. Er tötet Berthar und besiegt im Bunde mit dem Frankenkönig Theoderich seinen Bruder Baderich. Als er nun das ganze Thüringerreich in Besitz nimmt und dasselbe nicht, wie er gelobt, mit Theoderich teilt, zieht dieser mit seinem Bruder Chlotar gegen Hermanfried. Hermanfried wird geschlagen bei Rnnibergnm (Ronnenberg) am Deister, im Gau Märstem, dann an der Ocker bei der Villa Arhen (Ohrum?) und endlich in seiner Burg Scheidungen an der Unstrut belagert. Theoderich, zu schwach, um allein den Kamps fortsetzen zu können, erwirbt zu seinen Bundesgenossen die Sachsen; diese erstürmen die Burg, Hermanfried wird besiegt und sein Land eroberr. Der nördliche Teil Thüringens, von dem Zusammenfluß der Werra und Fulda bis an die Elbe, fällt an die Sachsen als Siegeslohn, Süd-thüringen wird fränkisch. Nur in dem Lande zwischen Unstrut und Thüringerwald, welches später einem Herzog unter fränkischer Oberhoheit unterstellt -wird, bleibt der Name Thüringen. 532—534 Eroberung und Einverleibung des burgnndischen Reiches durch die drei Neustrier.

5. Heimatskunde der Provinz Hannover - S. 11

1885 - Hannover : Helwing
11 wiegend zur lutherischen Kirche. Die Grafschaften Hoya und Diep- holz sind aus der Zeit ihrer Fürsten her lutherisch. In den Herzoge tümern Bremen und Verden ist das Luthertum gegen den Willen der Bischöfe eingeführt und hat an der darauf folgenden fchwedifchen Herr- schaft eine starke Stütze gefunden. Das Fürstentum Hildes he im ist zwischen Lutheranern und Katholiken geteilt, jedoch so, daß die ersteren in der Mehrzahl sind. Im Fürstentum Osnabrück ist die Bevölkerung gemischt, indem die Bischöfe es nicht verhindern konnten, daß die Städte, zahlreiche Adelsfamilien und damit auch deren zugehörige Dörfer über- traten. In der Grafschaft L in gen ist die Bevölkerung ebenfalls gemifcht. Das Fürstentum Aremberg-Meppen als ein Bestandteil des ehe- maligen Bistums Münster ist überwiegend katholisch. Die Grafschaft Bentheim, dem Bekenntnis ihrer Fürsten und dem Beispiele der benachbarten Niederlande folgend, ist vorwiegend reformiert. In Ost- sriesland herrscht im östlichen Teile das Luthertum vor, während Emden und die umliegenden Bezirke sich zur reformierten Kirche bekennen. Iii. Neuere Geschichte. 7. Die Erhebung Hannovers zum Knrfürstentume und seine Verbindung mit England. 1. Im Laufe der Zeit waren verschiedene Linien des braunschweig- lüneburgischen Hauses ausgestorben, und alle Länder der ausgestorbenen Linien fielen an die Söhne Ernst des Bekenners: Heinrich und Wilhelm. Wilhelm ist der Ahnherr der neuen braunschweig- lüneburgischen Linie, welche bis 1866 über Hannover herrschte. Der Sohn Herzog Wilhelms war Georg von Celle; er verlegte (1636) die Residenz von Celle nach Hannover. Sein Sohn, Ernst August (1679—1698), machte seinen und seines Landes Namen bekannt durch den andauernden und tapfern Beistand, den er dem deutschen Kaiser in seinen Kämpfen gegen die Franzosen und Türken leistete. Zum Lohne dafür ward ihm 1692 vom Kaiser trotz der anfänglichen Protestation der übrigen Kurfürsten und des fortgesetzten heftigen Widerspruchs der Wolfenbüttler Linie die neunte Kurwürde beigelegt. Da die Länder der Kurfürsten laut der goldeuen Bulle vom Jahre 1356 nicht durch Familienteilungen zerstückelt werden durften, fo ist es klar, daß mit der Erhebung unseres Landes zum Kurfürstentum ein neuer, wichtiger Abschnitt seiner Geschichte beginnt. 2. Aber der Glanz des Hauses sollte noch höher steigen. Als 1698 Ernst August starb, solgte ihm sein Sohn Georg Ludwig. Die Mutter Georgs, Sophie, war eine Enkelin des englischen Königs Jakob I. Als nun 1714 die Königin Anna von England, eine andere Enkelin Jakobs I., ohne Erben starb, wurde Kurfürst Georg von Hannover, der nächste protestantische Verwandte des erloschenen Hauses, als Georg I. (1714—1727) auf den Thron diefes mächtigen Reiches

6. Bilder aus Hannovers Geographie und Geschichte - S. 77

1901 - Leipzig : Hofmann
B. Bilder aus der heimatlichen Geschichte. 77 Steuerwald, Marienburg eingenommen, und der am 14. Mai 1523 zu Quedlinburg geschlossene Friede entriß dem Bischöfe zwei Dritteile seines Fürstentums und ließ den übrig bleibenden geistlichen Staat in grenzenloser Erschlaffung und Ohnmacht zurück. Konnten die Bürger den schweren Fall nicht abwenden, so erreichte doch der Adel auch die Vorteile nicht, welche er durch seinen Verrat zu erringen gehofft hatte. Die Einlösung der Pfandschaften durchzu- führen, würden die Bischöfe schwerlich vermocht haben. Unter der braunschweigischen Hoheit wurden die Pfandgläubiger gar bald von den Burgen entfernt, und diese kamen, als der eroberte Landesteil nach 120 Jahren an die Kirche wiederum abgetreten wurde, von den lästigen Inhabern befreit zurück. Was durch Treulosigkeit errungen werden sollte, ging gerade durch sie verloren. So mögen alle Verräter an Treue und Glauben auch vor der Welt gezüchtigt werden. „De Vorrederie is so grot, fe sleit beide Lif und Seele dot; kein böser Dank is under der Sunnen." H. v. Lüntzel. 34. Die Schlacht bei Lutter am Barenberge. (17. August 1626.) Dolche blinken dort im Mondenscheine, ico das Erntefeld des Todes war; durcheinander lagen die Gebeine der Erschlagnen um den Blutaltar. Ruhig liegt wie an der Brust des Freundes dort ein Haupt, an Feindes Brust gelehnt, hier ein Arm vertraut am Arm des Feindes; nur das Leben hasst, der Tod versöhnt. Tiedge. 1. Wenn der Wanderer von Salzgitter aus die Höhe des Dorfes Gitter am Berge überschritten, das Jnnerstethal durchwandert und d den. Kamm des Gebirges, welcher vom Harze her nach Norden sich hinzieht und an dessen Fuß Dorf und Gut Alt-Wallmoden sich an- lehnt, erstiegen, oder wenn er, auf der Eisenbahn fahrend, von Salz- gitter über Ringelheim die Haltestelle bei Lutter erreicht hat, so erblickt sein Auge nach Süden und Westen einen von mehreren Quellen und Büchen durchrieselten, durch die hineinragenden Berge bald verengten, bald erweiterten Thalgrund, der sich mit verschiedenen Unterbrechungen bis zum braunschweigischen Städtchen Seesen hinzieht. Das ist ein merkwürdiges Stückchen Land des braunschweigischen, ja, des deutschen Bodens. Denn hier trugen sich Ereignisse zu, die entscheidend auf Deutschlands Geschicke einwirkten. Hier war es, wo Christian Iv. von Dänemark mit dem Feldherrn der Liga, dem im Kriege ergrauten Tilly, in heißem Kampfe sich maß und ihm Schlachtfeld und Sieg lassen mußte. Noch jetzt lebt die Erinnerung an das blutige Drama,

7. Bilder aus Hannovers Geographie und Geschichte - S. 78

1901 - Leipzig : Hofmann
Bilder aus der heimatlichen Geographie und Geschichte. welches sich im schrecklichen dreißigjährigen Kriege am Barenberge bei dem Amthause und Dorfe Lutter abspielte, in der Bevölkerung der Gegend fort, und noch heute lauschen an langen Winterabenden die Enkel dem erzählenden Großvater, wenn dieser von den „Dänenschanzen", der „Apothekerwiese" und anderen Spuren jenes Kampfes, z. B. von der „Tillywiese", dem „Schwedenbleeke" und der „Molkenkammer" bei Othfresen, berichtet, der soviel Elend über die stillen und fried- lichen Thäler des Vorharzes gebracht hat. 2. Über die Schlacht berichtet die Geschichte etwa folgendes: In der Mitte März 1626 hatte sich der König Christian Iv. nach ver- schiedenen Hin- und Herzügen in dem größten Teile von Niedersachsen, Osnabrück und Münster wiederum unserer Gegend genähert, war in das Stift Hildesheim gerückt, hatte die Orte Steuerwald und Peine genommen und war auch vor Hildesheim erschienen. Von Tillys Scharen jedoch verfolgt und vor seinen Bundesgenossen nicht sicher, wandte er sich zurück nach dem sehr festen Wolfenbüttel, wo er schon früher Rast gehalten hatte. Hier ernannte er Philipp, den Sohn des Landgrafen von Hessen, zum Obersten der Kavallerie über drei Regi- menter, die auch dessen Namen bekamen, ebenso auch den Grafen Hermann v. Solms zum Obersten über ein Regiment und zog seine Truppen immer mehr und mehr zusammen, um von hier ans dem bedrängten Göttingen Entsatz zu bringen. Tilly, welcher zwischen der Weser und der Leine stand, Münden mit Sturm genommen und Göttingen unterworfen hatte, erhielt von dem Aufbruche des Königs aus Wolfenbüttel Kunde, und ehe er seinen Einzug in Göttingen hielt, gab er den Befehl, daß Kavallerie, denen sofort Infanterie folgen solle, nach Northeim rücke, um diesen Platz vor der Ankunft des Königs noch zu erobern. Er selbst blieb in der Nähe von Göttingen krank zurück. Hier erhielt er die Nachricht, der König ziehe ihm mit seiner ganzen Armee entgegen und belagere bereits das feste Amthaus in Lutter am Barenberge. Nun ließ er seine sämtlichen Truppen auf- brechen und bezog am 5. August Quartier zu Hammstedt. Dorthin kam die Meldung, daß die Dänen Lutter am 2. August eingenommen hätten und bereits auf dem Anmarsche nach Seesen seien. Sofort schob er seine Vorhut auf der Straße nach Northeim vor, folgte selbst am andern Tage mit dem Hauptheere nach und traf schon am Nachmittage vor Northeim ein. Die Reiterei Tillys zog sich beim Erscheinen der Dänen rasch zu- sammen und die Infanterie, welche auf dem Anger bei dem Zusammen- fluß der Ruhme und Leine lagerte, stellte sich sofort in Schlachtordnung auf. Ein Teil der dänischen Kavallerie hatte von Seesen den Weg durch die Landwehr gemacht, ein anderer war weiter links durch die Waldwege marschiert, und als beide Teile sich in der Nähe Northeims wieder vereinigt hatten, stellten sie sich dem Feinde gegenüber auf der Anhöhe auf. die man von Einbeck nach Northeim zu passiert. Von hier aus ließ der König auch noch gegen Abend einen Angriff auf den Teil der feindlichen Kavallerie machen, welcher mit der Infanterie dies-

8. Bilder aus Hannovers Geographie und Geschichte - S. 79

1901 - Leipzig : Hofmann
B. Bilder aus der heimatlichen Geschichte. 79 seits des Flusses stand. Dieser wartete jedoch denselben nicht ab, sondern zog sich auf die Infanterie zurück, und da diese auch Artillerie ausführte, verhinderte sie so das weitere Vordringen der Dänen. Unter- des war es Abend geworden, und da die dänische Kavallerie wie die noch im Anzuge befindliche Infanterie durch den Marsch und die Hitze des Tages sehr ermüdet war, stand der König von weiterm Unter- nehmen ab. Nach eingetretener Dunkelheit fanden die Tillyschen es doch ge- ratener, sich aus dem Staube zu machen. Da sie ihr Gepäck schon beim ersten Erscheinen der Dänen nach Göttingen zurückgesandt hatten, zogen sie hinter der Northeimschen Landwehr um einen Berg, setzten den andern Tag über Nörten und Hardenberg ihren Rückzug fort und verlegten das Hauptquartier nach Angerstein. Hierhin begab sich auch Tilly am 12. August. Northeim öffnete dem König die Thore, und dieser hielt hier eine dreitägige Rast. Er hatte den Plan, durch das Eichsfeld und Thüringen den Krieg in Feindes Land zu spielen. Am Abend des 9. August inspizierte er nochmals die zur Vorhut bestimmten Truppenteile und hieß sie dann, sofort aufzubrechen und langsam vorzuschreiten. Er selbst zog am andern Morgen über Wulften, Ebergötzen ans Duderstadt zu, wo er am 12. August anlangte und das Hauptquartier nahm. Unterdes hatte Tilly von Wallenslein Verstärkung erhalten. Als er erfuhr, wohin sich der König gewendet, marschierte er im Eilmärsche, selbst noch krank, während eines furchtbaren Regengusses bis nach Wollmershansen, damit ihm der König nicht entwische. Durch die erhaltenen Verstärkungen war Tilly dem König gewachsen, auch hate er ihm durch den eiligen Flankenmarsch den Vorsprung abgewonnen. Jetzt galt es, Kampf oder Rückzug. Der König wählte zu seinem Verderben das Letztere. Zwar ließ er das Heer in Schlacht- ordnung aufstellen; aber er verbrachte den ganzen Tag in Unthätigkeit, so daß Tilly hinlänglich Zeit gewann, sich auf alle „Eventualitäten" gehörig vorzubereiten. Tilly hatte auf den andern Tag sicher einen Angriff erwartet, allein der König ließ die Armee in der Nacht vom 14. auf den 15. August in der Stille aufbrechen, marschierte bei Biels- hausen über die Ruhme, dann über Lindau und Katlenburg, verbrannte hier, um den Feind in der Verfolgung aufzuhalten, die Brücken, wandte sich dann auf Gittelde und Seesen zu, um von hier über Lutter am Barenberge auf demselben Wege, den er vor einigen Tagen ge- kommen, nach der Festung Wolfenbüttel zurückzugelangen. Tilly ließ sofort seine Armee nachrücken und folgte dem Könige auf dem Fuße. Zwar hielten die zerstörten Brücken auf einige Stunden die Verfolgung ans; sie waren aber schon bis Nachmittag so weit hergestellt, daß ein Teil seiner Truppen dieselben passieren konnte. Die Vorhut des Königs, geführt von dem Rheingrafen Ludwig Dtto, war den ersten Tag bis Gittelde gekommen, das Hauptkorps, geführt vom Könige selbst, stand in Dorste, und die Nachhut unter General Fuchs befand sich teils bei Albrechtshansen teils bei

9. Bilder aus Hannovers Geographie und Geschichte - S. 80

1901 - Leipzig : Hofmann
80 Bilder aus der heimatlichen Geographie und Geschichte. Wulften. Man blieb auch die Nacht in dieser Stellung. Am anderen Morgen beim ersten Lichtstrahle setzte man den Rückzug über Gittelde nach Seesen fort. Um Tilly im raschen Nachdringen aufzuhalten, wurden an einigen schmalen Stellen der Straße Hinder- nisse, umgehauene Bäume, Gesträuche und Felsstücke über den Weg gelegt, auch einige Ortschaften, z. B. Albrechtshausen, Dorste, Nienstedt in Brand gesteckt und der Engpaß bei der Staufenburg mit 400 Mann Infanterie, 200 Mann Kavallerie und zwei Feldstücken besetzt. Bis zu diesem Passe drang die Tillysche Vorhut ungehindert vor, hier aber stellte sich die kleine zurückgelassene Schar gleich den Griechen beim Passe Thermopylä mutig dem Feinde entgegen, und erst, nachdem fast alle niedergehauen und der tapfere Führer, Hauptmann v. Hodiova, selbst in Gefangenschaft geraten war, zog Dufour, der die Vorhut Tillys führte, durch den Engpaß. 3. Der König hatte sich vor Seesen am Hassel oder Galgenberge festgesetzt und Schlachtordnung „formieret", während die Bagage sofort nach Wolfenbüttel zu weiter ging. Als jedoch Tilly näher rückte, gab der König diese Stellung auf und bezog eine andere Anhöhe bei der Stadt; die verlassene Position nahm Tilly ein. Man fuhr nun beider- seits die Kanonen auf, beschoß sich in gegenseitiger Stellung, that sich jedoch wenig Schaden, da es bereits zu dunkeln begann. Die in Seesen zurückgebliebenen Einwohner zitterten vor dem Schicksale, welches ihrem Städtchen bevorstand; allein sie kamen diesmal mit dem Schrecken davon. Denn gleich nach Mitternacht brachen die Dänen von dort auf und marschierten auf Hahausen zu. Die Vorhut Tillys folgte ihnen sofort, und in beständigem Gefechte erreichte sie das Dorf. Hier mußte sie Halt machen. Denn die Nachhut der Dänen unter General Fuchs setzte sich hier fest. Aus dem Benehmen des Königs hatte Tilly die Überzeugung ge- wonnen, daß der König eine Schlacht auf jeden Fall vermeiden und ihn unter die schützenden Festungswerke Wolfenbüttels locken wolle. Er wollte deshalb den König nicht weiter rücken lassen; hier sollten die Waffen entscheiden. Sofort rückten deshalb seine Truppen über einen Bach, das sogenannte Middelbeek (Mittelbach), welcher die alte Heerstraße durchschnitt und aus dem Wilhelmsborn, dem Holder, dem Klinkerbrunnen und der Steinklappe zusammenfließend, sich nach Nauen zu in die Neile ergießt. Er besetzte die Brücke, die jetzt nicht mehr vorhanden ist, deren früheres Dasein aber der noch gebliebene Name des Ortes „in der Brügge" andeutet. Daraus wurden 12 Stück schwere Geschütze vor der Brücke aufgefahren, mit Schanzen und Ver- hauen umgeben, mit den nötigen „Konstablers" versehen, welchen zum Schutz eine sehr starke Bedeckung beigegeben wurde; auch stellte er noch hinter den Schanzen das würzburgsche Leibregiment auf. Nachdem Tilly so alles geordnet, auch die Zugänge im Walde, besonders nach Lutter zu, genau hatte auskundschaften und besetzen lassen, nahm er sein Hauptquartier in Hahausen. Der König war nach Neu-Wallmoden hinunter geritten, weil
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