Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
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Ortskunde. Die bedeutendste Stadt des Ravens-
berger Landes ist Bielefeld, am Nordabhange des Teuto-
burger Waldes vor und in dem Paß gelegen. Sie zählt 80 000
Einwohner und ist die größte Stadt des ganzen Regierungs-
bezirks Minden. Seit langer Zeit ist sie berühmt durch ihre
Leinwand. „Die Bielefelder Leinewand ist in der ganzen
Welt bekannt," lautet ein Spruch. Früher wurde der Flachs
mit der Hand gesponnen und das Garn dann mit der Hand
gewebt. Jetzt geschieht das alles durch Maschinen. So hat
Bielefeld und seine Umgegend mechanische Spinnereien und
Webereien. Auf den großen Bleichen am Lutterbache wird
die Leinwand schön weiß gemacht. Sonst hat die Stadt eine
Glashütte, Eisengießereien, Fabriken für Fahrräder, Näh-
Maschinen, Gasmotore, landwirtschaftliche Maschinen, Werk-
zeuge u. dergl., so daß sie zu den gewerblichsten Städten
Westfalens gehört. An M i l i t ä r liegt dort nur das 2. Ba-
taillon des Jnfanterie-Regiments Nr. 55. Die Kaserne hat
Friedrich der Große aus Steinen des Sparenbergs bauen
lassen. — Seinen Namen hat Bielefeld von drei Wald-
Höfen, den „Bieler Höfen", die ehedem dort lagen, und in
deren Felde sich nachher die Stadt erhob. In der Neustädter
Kirche finden sich die Grabmäler des Grafen Otto Iii. von
Ravensberg, seiner Gemahlin und seines Sohnes, sowie
des Herzogs Wilhelm von Jülich und seiner Gemahlin. Schön
ist Bielefelds neues Rathaus, am schattigen „Schillerplatz"
gelegen, schön das Krieger- und Siegesdenkmal mit den
Figuren des Krieges und des Friedens, die am Fuße einer
hohen Triumphsäule sitzen. Schön ist die ganze Stadt und
ihre Lage am Berge.
In der Schlucht liegt dicht bei Bielefeld am Abhänge des
Berges die Krankenkolonie „Bethel". Ihr Gründer und
Leiter war der Pastor von Bodelschwingh. Viel Elend kommt
dort zusammen; Epileptische, Blöde, Irrsinnige und sonstige
Kranke werden von den „Schwestern" und „Brüdern" ge-
pflegt. Herrlich liegt die Anstalt im Waldesgrün; die zahl-
reichen Häuser, von denen jedes einen biblischen Namen
trägt, umgeben in einem lieblichen Kranze die Anstaltskirche,
„Zionskirche" genannt. Zu ihr hat der deutsche Kronprinz, der
nachherige Kaiser Friedrich Iii., im Jahre 1883 den Grundstein
gelegt, und die Schulkinder in Westfalen haben das Geld gefam-
melt, um Glocken in ihrem Türmchen aufhängen zu können zur
Freude der Elenden und zur Ehre des barmherzigen Gottes.
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TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_der_Große Friedrich Otto Wilhelm Bodelschwingh Friedrich_Iii Friedrich
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Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
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Paderborn war früher die Hauptstadt des Bistums
Paderborn, des ältesten in Westfalen, das die jetzigen
Kreise Paderborn, Büren, Warburg und den Südwesten von
Höxter umfaßte. Es verdankte feine Gründung dem Kaiser
Karl den Großen, der hier zweimal (777 und 799) einen
Reichstag abhielt. Er teilte das Land der Sachsen in Missions-
bezirke ein; die Gegend von Paderborn stellte er unter die
Obhut des Bischofs von Würzburg. Dann wurde dieser
Bezirk in ein selbständiges Bistum verwandelt.
Gar oft lagen die Bürger der Stadt mit ihren Bischöfen in Streits
auch zur Zeit der Reformation kam es zu harten Kämpfen. Während
des Dreißigjährigen Krieges hatte Paderborn außerordentlich viel zu
leiden. Der kaiserliche General von Götze ließ die Stadt sogar mit
glühenden Kugeln beschießen. Bald hatten sie die Protestanten, bald die
Kaiserlichen in Besitz. Gleich zu Anfang nahm sie der Herzog Christian
von Braunschweig ein. Als er in den Dom kam und dort die silbernen
Bildsäulen der Apostel sah, sprach er: „Was macht ihr hier, da doch ge-
schrieben steht: Gehet hin in alle Welt! Wart', ich will euch hinaus-
schicken!" Er ließ Taler daraus 'prägen, und so wanderten sie hinaus
in alle Welt.
Im Jahre 1803 kam das Bistum Paderborn als weltliches
Land an Preußen. Doch blieb die Stadt der Sitz eines Bischofs.
Nordwestlich von Paderborn finden wir an der Mündung
der Alme den Ort Neuhaus. Er war oft die Residenz der
Bischöfe von Paderborn, die hier ein großes Schloß hatten, das
jetzt als Kaserne benutzt wird. Es find darin drei Eskadrons
des 8. Hufareu-Regiments einquartiert. In der Nähe von
Neuhaus ist in der Senne ein großer Truppe nübungs-
platz eingerichtet. Namentlich während der Sommermonate
werden hier zahlreiche Truppen in Baracken untergebracht und
in großen Abteilungen exerziert. Von dem Sporkhofe,
nicht weit von dem Städtchen Delbrück am Haustenbache,
stammt der General Spork, ein berühmter Heerführer
im Dreißigjährigen Kriege auf Seiten des Kaisers.
Als achtzehnjähriger Jüngling vertauschte er den Hirtenberuf mit
dem des Soldaten und stieg während des Krieges von Stufe zu Stufe
bis zum General empor. Als er später einmal ein Heer gegen die Ungarn
führte, sprang er vor der Schlacht aus dem Sattel, entblößte sein Haupt,
kniete nieder und betete: „Allmächtiger Generalissimus dort oben,
willst du heute uns, deinen christgläubigen Kindern nicht helfen, fo hilf
nur wenigstens auch den Türken nicht; dann wollen wir schon mit ihnen
fertig werden!" Nach drei Stunden war ein glänzender Sieg errungen.
Zum Dank erhob ihn der Kaiser in den Grafenstand und schenkte ihm
große Güter in Böhmen. Jetzt erst lernte er seinen Namen schreiben.
Er unterzeichnete „Spork Graf". Als man ihm sagte, er müsse „Graf
Spork" schreiben, antwortete er: „Ei wat, ick was eher Spork aas Graf!"
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Christian
von_Braunschweig Apostel Neuhaus Spork Spork
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die Kämpfe zwischen Welsen und Staufen wieder, bis 1235 auf dem
Reichstage zu Mainz eine Einigung zu stände kam. Mit großer Pracht
erschien hier der Welfe vor Friedrich Ii., beugte feine Knie vor dem
Kaiser und übergab diefem feine sämtlichen Erblande. Der Kaiser
überreichte ihm eine Reichsfahne und überwies ihm feierlichst die Eigen-
besitznngen als Reichslehen und neues Herzogtum. In diesem Herzog-
tum „ Braun schweig-Lüneburg ", welches das Land zwischen
Deister und Leine, Göttingen, - Grnbenhagen, den Harz, Braunschweig,
Celle und Lüneburg umfaßte, liegt der Kern der heutigen Provinz
Hannover und des Herzogtums Brauufchweig eingeschlossen.
Noch unter Otto wuchs das Herzogtum und begann aufzublühen.
Aber man folgte dem Brauche vieler Fürsteu damaliger Zeit; man
teilte das Land und machte es durch Zersplitterung ohnmächtig.
Schon die beiden Söhne Ottos begannen 1269 diese Teilungen. Albrecht
erhielt den südlichen Teil unter dem Namen eines Herzogs von Brmm-
schweig; Johann nahm den nördlichen Teil unter dem Titel eiues
Herzogs von Lüneburg. Noch zwölsmal ist dieser Landbesitz geteilt
worden, und eine Reihe von Ländchen bildete sich, in denen einmal
sogar gleichzeitig 7 Herzöge regierten. Doch das Schicksal führte
diese Herzogsländchen, in deffen Bewohnern wie Fürsten das Gefühl
der Zusammengehörigkeit zum Glück erhalten blieb, immer wieder
zusammen. Durch die Teilung von 1635 wurde dann der Grnnd gelegt
zu den beiden Ländern Hannover und Braun schweig.
Wir beschränken uns nun darauf, das Wachstum des Landes
Hannover zu verfolgen. Diesem Hause Lüneburg (Hannover) gehörten
die Herzogtümer Lüneburg, Celle, Calenberg, Göttingen, Grnbenhagen
und die Grafschaften Hoya (1582), Diepholz (1585) und Stücke von
Schaumburg und Lauenburg. Durch Teilung entstanden 1641 die beiden
Linien Lüueburg-Celle und Lüneburg-Hannover, die 1705 wieder vereinigt
wurden. Inzwischen hatte der Hannoversche Zweig unter Ernst August
(1679—98) im Jahre 1692 die Kurwürde erhalten. Als Kurfür st eu-
tum Hannover war es unteilbar und darum iu Zukunft vor Zer-
fplitternng geschützt. Georg, der Sohn Ernst Augusts, der durch Heirat
mit der Erbtochter vou Lüneburg - Celle (Prinzessin von Ahlden) auch
diese Läuder erhielt, vergrößerte im Jahre 1715 das Land durch Ankauf
der Herzogtümer Bremen und Verden von den Schweden, und fein
Sohn Georg Ii. erwarb 1731 das Land Hadeln.
Kurfürst Georg wurde dann im Jahre 1714 als nächster Ver-
wandter der Königin Anna König von England; Hannover wurde
Nebenland und hat bis zum Jahre 1837 (bis zu diesem Jahre war es
mit England verbunden) von dieser Verbindung manchen Nachteil _ er-
fahren. Nicht nur haben während des 7 jährigen Krieges Frankreichs
Heere es im Kampfe gegen England ausgeplündert und haben hunderte
von braven Hannoveranern für England in Amerika bluten müssen,
auch Napoleon I. hat seinen Haß gegen England an dem Nebenlande
Hannover ausgelassen und hat in der Zeit von 1863—1805 aus dem
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich Otto Ottos Albrecht Johann Ernst August Georg Ernst_Augusts Ernst Augusts Georg_Ii Georg Anna_König Napoleon_I.
Extrahierte Ortsnamen: Staufen Mainz Göttingen Braunschweig Celle Lüneburg Ottos Lüneburg Hannover Celle Calenberg Diepholz Schaumburg Lauenburg Lüneburg Bremen Schweden England England Frankreichs England England Amerika England Hannover
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Mittelschule, Volksschule
Regionen (OPAC): Hannover
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
__10_
nahm mit andern Herren eine Kirchenvisitation. Mit weiser Mäßigung
ließ man manche an sich gleichgültige katholische Ceremonieen bestehen;
die Mißbräuche aber, die vorhanden waren, wurden abgestellt. Es
währte auch nicht lange, da bekannte sich sast das ganze Land zur
lutherischen Lehre.
2. Ein zweites wölfisches Herzogtum bildete zur Zeit der Resorma-
tion die jetzige Lauddrostei Lüneburg. Hier herrschte zu jener Zeit
Herzog Ernst, einer der wenigen deutschen Fürsten, die sich zuerst und
mit voller Inbrunst der Lehre Luthers zuwandten. Herzog Ernst, „der
Bekenner" genannt, war 1497 geboren und als zarter Knabe an den
Hof seines Oheims, des Kurfürsten Friedrich des Weisen, gesandt
worden. Von hier begab er sich auf die Hochschule zu Wittenberg,
erlebte daselbst den kühnen Ansang der Reformation und lauschte mit
Hingebung den Worten und der Lehre Luthers. Nach kurzem Anfent-
halte am Hofe des ritterlichen Königs Franz I. in Frankreich wurde
der junge Fürst bereits 1520 zur Regierung berufen. — Die lutherische
Lehre hatte sich im Lüneburgischen bereits an einigen Orten Eingang
verschafft; man weiß nicht, ob durch die unwiderstehliche Gewalt eines
Lutherliedes, welches Wanderer nach dem Norden trugen, oder ob durch
jene fliegenden Blätter, die von den Vorgängen in Wittenberg Kunde
durch die Welt trugen. Den vielfachen Anfeindungen gegenüber, denen
die neue Lehre seitens der Geistlichkeit, der Stadtbehörden und des Adels
begegnete, duldete Herzog Ernst bereits 1524 eine junge kirchliche
Genossenschaft in Celle; ja, er that noch mehr, er bemühte sich selber
rastlos um die weitere Verbreitung und den Ausbau der Kirchen-
reformation in seinem Lande. — Auf dem Reichstage zu Augsburg 1530
unterschrieb Herzog Ernst mit den andern evangelischen Fürsten das
Augsburgische Glaubensbekenntnis, und er ist demselben in guten und
bösen Tagen treu geblieben. So erwarb er sich den schönen Beinamen des
Bekenners. — Von Augsburg brachte er sich einen trefflichen Gehülfen
in der Person des Urbanus Rhegius mit, den er zum General-
Superintendenten ernannte. Ernst hatte ihn herzlich lieb. Als Rhegius
nach zwei Jahren wieder einen Ruf nach Augsburg erhielt, da hörte
Ernst dies mit tiefer Bewegung, hob seine Finger zu den Augen empor
und sprach: „Weiß ich doch nicht, ob ich lieber ein Auge missen wollte
oder meinen Doctor; denn der Augen habe ich zwei, aber nur einen
Rhegius." Dann zu diesem sich wendend, bat er: „Lieber Urban, bleibt
bei uns! Ihr könnt wohl jemand finden, der euch mehr Geld giebt als
ich, aber keinen, der eurem Predigen lieber zuhört." Rhegius blieb und
hat in Gemeinschaft mit Herzog Ernst noch viel Gutes gewirkt, bis
er 1541 die Augen schloß. Herzog Ernst der Bekenner starb 1546,
den 11. Januar, also kurz vor dem Tode seines Lehrers und Freundes
Luther.
3. So hat in den alt-welsischen Herzogtümern Kalenberg,
Lüneburg, Braun schweig, Göttinge u, Grubenhagen das
lutherische Bekenntnis von Anfang an vorgeherrscht. Aber auch diejenigen
Landesteile, die erst später an Hannover gefallen sind, bekennen sich vor-
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Extrahierte Personennamen: Ernst Ernst Friedrich Friedrich Franz_I. Franz_I. Ernst Ernst Ernst Ernst Ernst Urban Rhegius Ernst Ernst
Extrahierte Ortsnamen: Lüneburg Wittenberg Luthers Frankreich Wittenberg Celle Urbanus_Rhegius Kalenberg Lüneburg
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Mittelschule, Volksschule
Regionen (OPAC): Hannover
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
11
wiegend zur lutherischen Kirche. Die Grafschaften Hoya und Diep-
holz sind aus der Zeit ihrer Fürsten her lutherisch. In den Herzoge
tümern Bremen und Verden ist das Luthertum gegen den Willen der
Bischöfe eingeführt und hat an der darauf folgenden fchwedifchen Herr-
schaft eine starke Stütze gefunden. Das Fürstentum Hildes he im ist
zwischen Lutheranern und Katholiken geteilt, jedoch so, daß die ersteren
in der Mehrzahl sind. Im Fürstentum Osnabrück ist die Bevölkerung
gemischt, indem die Bischöfe es nicht verhindern konnten, daß die Städte,
zahlreiche Adelsfamilien und damit auch deren zugehörige Dörfer über-
traten. In der Grafschaft L in gen ist die Bevölkerung ebenfalls gemifcht.
Das Fürstentum Aremberg-Meppen als ein Bestandteil des ehe-
maligen Bistums Münster ist überwiegend katholisch. Die Grafschaft
Bentheim, dem Bekenntnis ihrer Fürsten und dem Beispiele der
benachbarten Niederlande folgend, ist vorwiegend reformiert. In Ost-
sriesland herrscht im östlichen Teile das Luthertum vor, während
Emden und die umliegenden Bezirke sich zur reformierten Kirche bekennen.
Iii. Neuere Geschichte.
7. Die Erhebung Hannovers zum Knrfürstentume und seine
Verbindung mit England.
1. Im Laufe der Zeit waren verschiedene Linien des braunschweig-
lüneburgischen Hauses ausgestorben, und alle Länder der ausgestorbenen
Linien fielen an die Söhne Ernst des Bekenners: Heinrich und
Wilhelm. Wilhelm ist der Ahnherr der neuen braunschweig-
lüneburgischen Linie, welche bis 1866 über Hannover herrschte.
Der Sohn Herzog Wilhelms war Georg von Celle; er verlegte (1636)
die Residenz von Celle nach Hannover. Sein Sohn, Ernst August
(1679—1698), machte seinen und seines Landes Namen bekannt durch
den andauernden und tapfern Beistand, den er dem deutschen Kaiser in
seinen Kämpfen gegen die Franzosen und Türken leistete. Zum Lohne
dafür ward ihm 1692 vom Kaiser trotz der anfänglichen Protestation
der übrigen Kurfürsten und des fortgesetzten heftigen Widerspruchs der
Wolfenbüttler Linie die neunte Kurwürde beigelegt. Da die Länder
der Kurfürsten laut der goldeuen Bulle vom Jahre 1356 nicht durch
Familienteilungen zerstückelt werden durften, fo ist es klar, daß mit der
Erhebung unseres Landes zum Kurfürstentum ein neuer, wichtiger Abschnitt
seiner Geschichte beginnt.
2. Aber der Glanz des Hauses sollte noch höher steigen. Als
1698 Ernst August starb, solgte ihm sein Sohn Georg Ludwig.
Die Mutter Georgs, Sophie, war eine Enkelin des englischen Königs
Jakob I. Als nun 1714 die Königin Anna von England, eine
andere Enkelin Jakobs I., ohne Erben starb, wurde Kurfürst Georg von
Hannover, der nächste protestantische Verwandte des erloschenen Hauses,
als Georg I. (1714—1727) auf den Thron diefes mächtigen Reiches
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Extrahierte Personennamen: Ernst Heinrich Heinrich Wilhelm Wilhelm Wilhelms Wilhelms Georg_von_Celle Ernst August Ernst August Georg_Ludwig Ludwig Sophie Anna_von_England Jakobs_I. Georg_von
Hannover
Extrahierte Ortsnamen: Niederlande Emden Hannovers England Celle Hannover Georgs
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Mittelschule, Volksschule
Regionen (OPAC): Hannover
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
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berufen. Damit war das Kurfürstentum aber keineswegs eine Provinz
von England geworden, sondern es behielt seine eigene Regierung, seine
eigenen Finanzen, sein eigenes Heer. Georg I. blieb stets seinen deutschen
Kurstaaten mit väterlicher Huld zugethau; zu wiederholten Malen besuchte
er Hannover, und als er wieder sich dorthin begeben wollte, ereilte ihn
zu Osnabrück 1727 der Tod. Ihm folgte fein Sohn Georg Ii.
(1727-1760).
8. Hannover während des siebenjährigen Krieges und der
französischen Fremdherrschaft.
1. Während der Regierung Georgs Ii. brach der siebenjährige Krieg
aus (1756 — 1763), in welchem Preußen gegen Österreich und deffen
Verbündete, zu denen zeitweise auch Frankreich gehörte, kämpfte. Da
auch England zu der Zeit mit Frankreich im Kriege lag, so verbündete
sich Georg Ii. mit Friedrich d. Gr. gegen den gemeinsamen Feind.
In Folge dessen machten die Franzosen sofort Miene, Hannover zu über-
fallen. Schnell rüstete Georg Ii. ein deutsches Heer von 40 000 Mann,
unter denen 18 000 Mann Hannoveraner waren, und stellte seinen zweiten
Sohn, den Herzog von Cumberland, an die Spitze desselben. Am
26. Juli 1757 kam es bei Hastenbeck unweit Hameln zur Schlacht,
in welcher die Franzosen in Folge eines Fehlers des Anführers wider
ihr Vermuten den Sieg davontrugen, den die Hannoveraner schon in
Händen hatten. Nun stellte Georg an die Spitze des Heeres den Herzog
Ferdinand von Braunschweig. Gar bald gelang es diesem aus-
gezeichneten Feldherrn, die Franzosen über den Rhein zu jageu. Aber
auch dort gönnte Ferdinand ihnen keine Rast; noch im Jahre 1758
brachte er ihnen bei Krefeld eine gänzliche Niederlage bei. Im folgenden
Jahre drangen die Franzosen zwar wieder in Südhannover ein, doch am
1. August 1759 schlug Ferdinand bei Minden das feindliche Heer wieder
gänzlich in die Flucht. Trotzdem brachen die Franzofen noch mehrere
Male mordend und plündernd in Südhannover ein, bis am 15. Februar
1763 Frieden geschlossen wurde.
2. Georg Ii. hatte den Friedensschluß des siebenjährigen Krieges
nicht mehr erlebt; er war schon 1760 gestorben. Ihm folgte sein
Enkel Georg Wilhelm Friedrich, als König von England
Georg Iii. (1760 — 1820). Georg Iii. nahm an den Kämpfen, welche
die Republik Frankreich am Ende des vorigen Jahrhunderts über Europa
heraufbeschwor, thätigen Anteil. Mit großem Ruhme kämpften die
hannoverschen Regimenter in Belgien und am Rhein; die hartnäckige
Verteidigung von Menin im April 1794 unter dem General
von Hammerstein ist eine der glänzendsten Waffenthaten dieser an
denkwürdigen Kriegsereignissen so reichen Zeit. Im folgenden Jahre
trat Hannover dem von Preußen mit Frankreich abgeschlossenen Separat-
frieden von Basel bei.
Acht Jahre lang hatte Hannover nun Ruhe vor den Franzosen.
Als aber im Jahre 1803 der Krieg zwischen Frankreich und England
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Extrahierte Personennamen: Georg_Ii Georg_Ii Friedrich_d Friedrich Georg_Ii von_Cumberland Georg Ferdinand_von_Braunschweig Ferdinand Ferdinand August Ferdinand Ferdinand Georg_Ii Georg_Wilhelm_Friedrich Wilhelm Friedrich Georg_Iii Georg_Iii Hammerstein
Extrahierte Ortsnamen: England Hannover Georgs Frankreich England Frankreich Hannover Rhein Krefeld Südhannover Südhannover England Frankreich Europa Belgien Rhein Frankreich Basel Frankreich