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Auch die Pfarrkirchen zählen meist zu den ältesten Gebäuden der Stadt.
Seit seiner Entstehung war das Münster die einzige Pfarrkirche von Aachen.
Um 1180 wurde der Pfarrgottesdienst aus dem Hochmünster in die St. Foillans-
kirche verlegt. Diese blieb noch Hauptpfarre, als schon die Kapellen zu St. Peter,
St. Adalbert und St. Jakob zu Pfarrkirchen erhoben worden waren. Die Kirche
St. Adalbert ist eine ehemalige Stiftskirche. Die anderen katholischen Pfarrkirchen
waren früher meist Klosterkirchen: St. Nikolaus gehörte den Minderbrüdern /)der
Framiskanern, St. Paul den Dominikanern oder Predigern, St. Michael den
Jesuiten. St. Kreuz den Kreuzherren, St. Johann ursprünglich den Benediktinern,
Auch die evangelische Kirche in der Annastraße war eine Klosterkirche und ge-
hörte dem St. Annakloster, das 1500 von der Markgräfin Sibylla von Branden-
bürg gestiftet wurde.
Andere ältere Klosterkirchen sind: die Gymnasialkirche in der Pont-
straße, die zu dem Augustinerkloster gehörte, die St. Leonhard-, die Alexianer-,
die Theresianer- und die Franziskanerinnenkirche. Mehrere der alten Kloster-
gebände sind noch vorhanden und werden zu weltlichen Zwecken benutzt; andere
sind spurlos verschwunden, wie das Ursulinerkloster in der Ursulinenstraße, das
Regulieiherrenkloster in der Alexanderstiaße, das Kavuzinerkloster auf der Stelle
des jetzigen Theaters, das Karmeliter- und das Martentalerkloster in der
Franzstlaße, die Johanniteikommende an der Trichtergasse, das Christenserkloster
um Theaterplatz.
Sehenswerte Bauwerke aus der neuen Zeit sind: die Marienkirche,
die Alfonskirche, die erneuerte St. Adalbertskirche, die neue St. Jakobskirche, die
neu aufgeführte St. Salvatorkirche, die St. Jofephskirche, die neue Kreuzkirche,
die Elisabethkirche, die evangelische Christuslirche an der Richardstraße, die evan-
gelische Dreisaltigkeitskirche an der Zollernstroße, die Synagoge; ferner das
Regierungsgebäude, die Technische Hochschule, auf deren Hof eine 3300 kg schwere
metallische Masse („Rennfeuersau") liegt; das Luisenhospital am Boxgraben,
das El'jabelhkrankenhaus an der Grethestraße, das Städtische Konzerthaus an der
Comphausbadstraße mit einein großen, ausgemalten Konzertsaale, das erneuerte
Stadttheater und der Elisenbrunnen, die neue Kasernen, das neue Justizgebäude
an der Kongreßstraße, das Hauptpostgebäude an dem Kapuzinergraben, die
Baugewerkschule am Blücherplatz, die neuen Kurhausanlagen an der Monheimsallee.
Bon den Denkmälern aus der Neuzeit sind zu nennen: das Kongreß-
denkmal am Adalbertsteinweg im Hofe des Gerichtsgebäudes, das Kriegerdenkmal
auf dem Vorplatz am Havplbahnhos, der Kaiser-Wilhelm-Springbrunnen auf
dem Kaiservlatz, die Mariensäule auf dem Rehmplatz, das Hausemanndenkmal
aus dem Hansemannplatz, das Kaiser-Wilhelmdenkmal auf dem Theaterplatze,
das Kaiser-Friedrich-Denkmal in der Heinrichsallee. Der Zierbrunnen auf dem
Büchel ermnert an die Bakanffoge und der in der Jakobstraße an den „wehr-
haften Schmied".
An Schul- und Erziehungsanstalten besitzt Aachen 4 Kindergärten,
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Extrahierte Personennamen: Peter Jakob Nikolaus Michael Johann Johann
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Die Plätze an. In Aachen errichteten sie zum Schutze der Bader ein Kastell.
Auch wurden hier römische Gesetze und Sitten eingeführt. J)
Durch die Römer wurden die Bewohner am Rhein schon früh mit dein
Christentum bckannt. Bald predigten, vom hl. Apostel Petrus gesandt, die hl. Eu-
charius urd Valerius in Trier, der hl. Maternus in Trier, Cöln und
Tongern (Lüttich) und gründeten dort christliche Gemeinden. Die Bewohner von
Aachen und Umgegend sind wahrscheinlich von Cöln und Tongern aus zum
Christentum gesührt worden.
Zur Zeit Kaiser Konstantins des Großen unterschied man die Bewohner
zwischen Rhein und Maas in zwei Völkerschaften: die Ubier mit der Bischofsstadt
Cöln und die Tongerer mit der Hauptstadt Lüttlch. Die Grenzen dieser beiden
Völkerschaften bezeichnet eine Linie, welche die Orte Uren, Aachen, Herzogenrath,
Geilenkirchen, Randerath und Venlo berührt.
Im 5. Jahrbundert wurden die Franken die Herren des Landes: die
Diözese Cöln gehörte den ripuorischen und die Diözese Tongern den salischen
Franken. Vom ripuar>schen Herzogtum lagen im Regierungsbezirk Aachen: der
ganze Jülichgau, sowie Teile des Ardenner-, Eike!-, Zülpich-, Cölner und
Mühlgaues; vom salischen oder Hosbanien-Herzogtnm Teile des Ardenner-,
Lüttich-, Niedkr- und Ober-Maas- und Mühlgaues. *)
Unter Chlodwig, einem salischen Franken, wurden die beiden Herzogtümer-
vereinigt und noch durch andere Länder vergrößert, jedoch schon nach seinem
Tode in Austrasini iwozn auch unser Bezirk gehörte) und Neustrien geteilt.
Unter Pippin von Heristall, einem Ripuarier, und seinen Nachfolgern, na-
mentlich Karl dem Großen, gelangte das Fraukenreich und mit ihm unser
Heimatland zu hoher Blüte. Aachen wurde dauernd Kömgssttz; in Düren befand
sich eine königliche Pfalz; Eschweiler und Gangelt waren königliche Güter. Das
Christentum, welches schon frrh zu Anfang des 8. Jahrhunderts am Rhein
namentlich durch den hl. Will brord und den Hi. Bonifatius verkündet worden,
fand durch Karl den Großen besondere Verbreitung. Er stiftete mehrere Bischofs-
sitze, gründete Klöster (Aachen) urd errichtete eine hohe Schule (mit einer Bib-
liothek), welcher der berühmte Gelehrte Alkuin vorstand. 802 fand in Aachen
ein Konzil statt, und 803 wurden die salischen und ripuarischen Gesetze verbessert.
Nach der Teilung des Reiches zu Verdun in Frankreich im Jahre 843
fiel unser Land König Lothar zu, kam dann später an Ludwig den Deutschen
und 882 an Karl ten Dicken. Im Jahre 881 wurden viele Städte unseres
Bezirks, darunter auch Aachen, von den Normannen gebrandschatzt. Mit dem
i) An die römische Herrschast erinnern noch viele in letzter Zeit aufgefundene
Gegenstände: Münzen, Waffen, Überreste von Verschanzungen, Grabhügel (b.
Düren, Gressenich), Bäder ^Aachen, Mariawerler), Wasserleitungen, Wallgräben,
Trümmer von ztunststraßeu.
*) Die Gaue bestanden aus Honschasten, d. s. je 100 Ackergüter. Huben
genannt. An der Spitze eines Gaues stand ein Gaugraf, der die Volksversamm-
lungen zu leiten und das Volk im Krieg zu führen hatte.
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Extrahierte Personennamen: Apostel_Petrus Apostel Maternus Herzogenrath Chlodwig Pippin Karl_dem_Großen Karl Bonifatius Karl Karl Lothar Ludwig Ludwig Karl Karl
— 56 —
die Kämpfe zwischen Welsen und Staufen wieder, bis 1235 auf dem
Reichstage zu Mainz eine Einigung zu stände kam. Mit großer Pracht
erschien hier der Welfe vor Friedrich Ii., beugte feine Knie vor dem
Kaiser und übergab diefem feine sämtlichen Erblande. Der Kaiser
überreichte ihm eine Reichsfahne und überwies ihm feierlichst die Eigen-
besitznngen als Reichslehen und neues Herzogtum. In diesem Herzog-
tum „ Braun schweig-Lüneburg ", welches das Land zwischen
Deister und Leine, Göttingen, - Grnbenhagen, den Harz, Braunschweig,
Celle und Lüneburg umfaßte, liegt der Kern der heutigen Provinz
Hannover und des Herzogtums Brauufchweig eingeschlossen.
Noch unter Otto wuchs das Herzogtum und begann aufzublühen.
Aber man folgte dem Brauche vieler Fürsteu damaliger Zeit; man
teilte das Land und machte es durch Zersplitterung ohnmächtig.
Schon die beiden Söhne Ottos begannen 1269 diese Teilungen. Albrecht
erhielt den südlichen Teil unter dem Namen eines Herzogs von Brmm-
schweig; Johann nahm den nördlichen Teil unter dem Titel eiues
Herzogs von Lüneburg. Noch zwölsmal ist dieser Landbesitz geteilt
worden, und eine Reihe von Ländchen bildete sich, in denen einmal
sogar gleichzeitig 7 Herzöge regierten. Doch das Schicksal führte
diese Herzogsländchen, in deffen Bewohnern wie Fürsten das Gefühl
der Zusammengehörigkeit zum Glück erhalten blieb, immer wieder
zusammen. Durch die Teilung von 1635 wurde dann der Grnnd gelegt
zu den beiden Ländern Hannover und Braun schweig.
Wir beschränken uns nun darauf, das Wachstum des Landes
Hannover zu verfolgen. Diesem Hause Lüneburg (Hannover) gehörten
die Herzogtümer Lüneburg, Celle, Calenberg, Göttingen, Grnbenhagen
und die Grafschaften Hoya (1582), Diepholz (1585) und Stücke von
Schaumburg und Lauenburg. Durch Teilung entstanden 1641 die beiden
Linien Lüueburg-Celle und Lüneburg-Hannover, die 1705 wieder vereinigt
wurden. Inzwischen hatte der Hannoversche Zweig unter Ernst August
(1679—98) im Jahre 1692 die Kurwürde erhalten. Als Kurfür st eu-
tum Hannover war es unteilbar und darum iu Zukunft vor Zer-
fplitternng geschützt. Georg, der Sohn Ernst Augusts, der durch Heirat
mit der Erbtochter vou Lüneburg - Celle (Prinzessin von Ahlden) auch
diese Läuder erhielt, vergrößerte im Jahre 1715 das Land durch Ankauf
der Herzogtümer Bremen und Verden von den Schweden, und fein
Sohn Georg Ii. erwarb 1731 das Land Hadeln.
Kurfürst Georg wurde dann im Jahre 1714 als nächster Ver-
wandter der Königin Anna König von England; Hannover wurde
Nebenland und hat bis zum Jahre 1837 (bis zu diesem Jahre war es
mit England verbunden) von dieser Verbindung manchen Nachteil _ er-
fahren. Nicht nur haben während des 7 jährigen Krieges Frankreichs
Heere es im Kampfe gegen England ausgeplündert und haben hunderte
von braven Hannoveranern für England in Amerika bluten müssen,
auch Napoleon I. hat seinen Haß gegen England an dem Nebenlande
Hannover ausgelassen und hat in der Zeit von 1863—1805 aus dem
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich Otto Ottos Albrecht Johann Ernst August Georg Ernst_Augusts Ernst Augusts Georg_Ii Georg Anna_König Napoleon_I.
Extrahierte Ortsnamen: Staufen Mainz Göttingen Braunschweig Celle Lüneburg Ottos Lüneburg Hannover Celle Calenberg Diepholz Schaumburg Lauenburg Lüneburg Bremen Schweden England England Frankreichs England England Amerika England Hannover
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Regionen (OPAC): Hannover
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
__10_
nahm mit andern Herren eine Kirchenvisitation. Mit weiser Mäßigung
ließ man manche an sich gleichgültige katholische Ceremonieen bestehen;
die Mißbräuche aber, die vorhanden waren, wurden abgestellt. Es
währte auch nicht lange, da bekannte sich sast das ganze Land zur
lutherischen Lehre.
2. Ein zweites wölfisches Herzogtum bildete zur Zeit der Resorma-
tion die jetzige Lauddrostei Lüneburg. Hier herrschte zu jener Zeit
Herzog Ernst, einer der wenigen deutschen Fürsten, die sich zuerst und
mit voller Inbrunst der Lehre Luthers zuwandten. Herzog Ernst, „der
Bekenner" genannt, war 1497 geboren und als zarter Knabe an den
Hof seines Oheims, des Kurfürsten Friedrich des Weisen, gesandt
worden. Von hier begab er sich auf die Hochschule zu Wittenberg,
erlebte daselbst den kühnen Ansang der Reformation und lauschte mit
Hingebung den Worten und der Lehre Luthers. Nach kurzem Anfent-
halte am Hofe des ritterlichen Königs Franz I. in Frankreich wurde
der junge Fürst bereits 1520 zur Regierung berufen. — Die lutherische
Lehre hatte sich im Lüneburgischen bereits an einigen Orten Eingang
verschafft; man weiß nicht, ob durch die unwiderstehliche Gewalt eines
Lutherliedes, welches Wanderer nach dem Norden trugen, oder ob durch
jene fliegenden Blätter, die von den Vorgängen in Wittenberg Kunde
durch die Welt trugen. Den vielfachen Anfeindungen gegenüber, denen
die neue Lehre seitens der Geistlichkeit, der Stadtbehörden und des Adels
begegnete, duldete Herzog Ernst bereits 1524 eine junge kirchliche
Genossenschaft in Celle; ja, er that noch mehr, er bemühte sich selber
rastlos um die weitere Verbreitung und den Ausbau der Kirchen-
reformation in seinem Lande. — Auf dem Reichstage zu Augsburg 1530
unterschrieb Herzog Ernst mit den andern evangelischen Fürsten das
Augsburgische Glaubensbekenntnis, und er ist demselben in guten und
bösen Tagen treu geblieben. So erwarb er sich den schönen Beinamen des
Bekenners. — Von Augsburg brachte er sich einen trefflichen Gehülfen
in der Person des Urbanus Rhegius mit, den er zum General-
Superintendenten ernannte. Ernst hatte ihn herzlich lieb. Als Rhegius
nach zwei Jahren wieder einen Ruf nach Augsburg erhielt, da hörte
Ernst dies mit tiefer Bewegung, hob seine Finger zu den Augen empor
und sprach: „Weiß ich doch nicht, ob ich lieber ein Auge missen wollte
oder meinen Doctor; denn der Augen habe ich zwei, aber nur einen
Rhegius." Dann zu diesem sich wendend, bat er: „Lieber Urban, bleibt
bei uns! Ihr könnt wohl jemand finden, der euch mehr Geld giebt als
ich, aber keinen, der eurem Predigen lieber zuhört." Rhegius blieb und
hat in Gemeinschaft mit Herzog Ernst noch viel Gutes gewirkt, bis
er 1541 die Augen schloß. Herzog Ernst der Bekenner starb 1546,
den 11. Januar, also kurz vor dem Tode seines Lehrers und Freundes
Luther.
3. So hat in den alt-welsischen Herzogtümern Kalenberg,
Lüneburg, Braun schweig, Göttinge u, Grubenhagen das
lutherische Bekenntnis von Anfang an vorgeherrscht. Aber auch diejenigen
Landesteile, die erst später an Hannover gefallen sind, bekennen sich vor-
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Mittelschule, Volksschule
Regionen (OPAC): Hannover
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
11
wiegend zur lutherischen Kirche. Die Grafschaften Hoya und Diep-
holz sind aus der Zeit ihrer Fürsten her lutherisch. In den Herzoge
tümern Bremen und Verden ist das Luthertum gegen den Willen der
Bischöfe eingeführt und hat an der darauf folgenden fchwedifchen Herr-
schaft eine starke Stütze gefunden. Das Fürstentum Hildes he im ist
zwischen Lutheranern und Katholiken geteilt, jedoch so, daß die ersteren
in der Mehrzahl sind. Im Fürstentum Osnabrück ist die Bevölkerung
gemischt, indem die Bischöfe es nicht verhindern konnten, daß die Städte,
zahlreiche Adelsfamilien und damit auch deren zugehörige Dörfer über-
traten. In der Grafschaft L in gen ist die Bevölkerung ebenfalls gemifcht.
Das Fürstentum Aremberg-Meppen als ein Bestandteil des ehe-
maligen Bistums Münster ist überwiegend katholisch. Die Grafschaft
Bentheim, dem Bekenntnis ihrer Fürsten und dem Beispiele der
benachbarten Niederlande folgend, ist vorwiegend reformiert. In Ost-
sriesland herrscht im östlichen Teile das Luthertum vor, während
Emden und die umliegenden Bezirke sich zur reformierten Kirche bekennen.
Iii. Neuere Geschichte.
7. Die Erhebung Hannovers zum Knrfürstentume und seine
Verbindung mit England.
1. Im Laufe der Zeit waren verschiedene Linien des braunschweig-
lüneburgischen Hauses ausgestorben, und alle Länder der ausgestorbenen
Linien fielen an die Söhne Ernst des Bekenners: Heinrich und
Wilhelm. Wilhelm ist der Ahnherr der neuen braunschweig-
lüneburgischen Linie, welche bis 1866 über Hannover herrschte.
Der Sohn Herzog Wilhelms war Georg von Celle; er verlegte (1636)
die Residenz von Celle nach Hannover. Sein Sohn, Ernst August
(1679—1698), machte seinen und seines Landes Namen bekannt durch
den andauernden und tapfern Beistand, den er dem deutschen Kaiser in
seinen Kämpfen gegen die Franzosen und Türken leistete. Zum Lohne
dafür ward ihm 1692 vom Kaiser trotz der anfänglichen Protestation
der übrigen Kurfürsten und des fortgesetzten heftigen Widerspruchs der
Wolfenbüttler Linie die neunte Kurwürde beigelegt. Da die Länder
der Kurfürsten laut der goldeuen Bulle vom Jahre 1356 nicht durch
Familienteilungen zerstückelt werden durften, fo ist es klar, daß mit der
Erhebung unseres Landes zum Kurfürstentum ein neuer, wichtiger Abschnitt
seiner Geschichte beginnt.
2. Aber der Glanz des Hauses sollte noch höher steigen. Als
1698 Ernst August starb, solgte ihm sein Sohn Georg Ludwig.
Die Mutter Georgs, Sophie, war eine Enkelin des englischen Königs
Jakob I. Als nun 1714 die Königin Anna von England, eine
andere Enkelin Jakobs I., ohne Erben starb, wurde Kurfürst Georg von
Hannover, der nächste protestantische Verwandte des erloschenen Hauses,
als Georg I. (1714—1727) auf den Thron diefes mächtigen Reiches
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Hannover
Extrahierte Ortsnamen: Niederlande Emden Hannovers England Celle Hannover Georgs
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Mittelschule, Volksschule
Regionen (OPAC): Hannover
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
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berufen. Damit war das Kurfürstentum aber keineswegs eine Provinz
von England geworden, sondern es behielt seine eigene Regierung, seine
eigenen Finanzen, sein eigenes Heer. Georg I. blieb stets seinen deutschen
Kurstaaten mit väterlicher Huld zugethau; zu wiederholten Malen besuchte
er Hannover, und als er wieder sich dorthin begeben wollte, ereilte ihn
zu Osnabrück 1727 der Tod. Ihm folgte fein Sohn Georg Ii.
(1727-1760).
8. Hannover während des siebenjährigen Krieges und der
französischen Fremdherrschaft.
1. Während der Regierung Georgs Ii. brach der siebenjährige Krieg
aus (1756 — 1763), in welchem Preußen gegen Österreich und deffen
Verbündete, zu denen zeitweise auch Frankreich gehörte, kämpfte. Da
auch England zu der Zeit mit Frankreich im Kriege lag, so verbündete
sich Georg Ii. mit Friedrich d. Gr. gegen den gemeinsamen Feind.
In Folge dessen machten die Franzosen sofort Miene, Hannover zu über-
fallen. Schnell rüstete Georg Ii. ein deutsches Heer von 40 000 Mann,
unter denen 18 000 Mann Hannoveraner waren, und stellte seinen zweiten
Sohn, den Herzog von Cumberland, an die Spitze desselben. Am
26. Juli 1757 kam es bei Hastenbeck unweit Hameln zur Schlacht,
in welcher die Franzosen in Folge eines Fehlers des Anführers wider
ihr Vermuten den Sieg davontrugen, den die Hannoveraner schon in
Händen hatten. Nun stellte Georg an die Spitze des Heeres den Herzog
Ferdinand von Braunschweig. Gar bald gelang es diesem aus-
gezeichneten Feldherrn, die Franzosen über den Rhein zu jageu. Aber
auch dort gönnte Ferdinand ihnen keine Rast; noch im Jahre 1758
brachte er ihnen bei Krefeld eine gänzliche Niederlage bei. Im folgenden
Jahre drangen die Franzosen zwar wieder in Südhannover ein, doch am
1. August 1759 schlug Ferdinand bei Minden das feindliche Heer wieder
gänzlich in die Flucht. Trotzdem brachen die Franzofen noch mehrere
Male mordend und plündernd in Südhannover ein, bis am 15. Februar
1763 Frieden geschlossen wurde.
2. Georg Ii. hatte den Friedensschluß des siebenjährigen Krieges
nicht mehr erlebt; er war schon 1760 gestorben. Ihm folgte sein
Enkel Georg Wilhelm Friedrich, als König von England
Georg Iii. (1760 — 1820). Georg Iii. nahm an den Kämpfen, welche
die Republik Frankreich am Ende des vorigen Jahrhunderts über Europa
heraufbeschwor, thätigen Anteil. Mit großem Ruhme kämpften die
hannoverschen Regimenter in Belgien und am Rhein; die hartnäckige
Verteidigung von Menin im April 1794 unter dem General
von Hammerstein ist eine der glänzendsten Waffenthaten dieser an
denkwürdigen Kriegsereignissen so reichen Zeit. Im folgenden Jahre
trat Hannover dem von Preußen mit Frankreich abgeschlossenen Separat-
frieden von Basel bei.
Acht Jahre lang hatte Hannover nun Ruhe vor den Franzosen.
Als aber im Jahre 1803 der Krieg zwischen Frankreich und England
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Extrahierte Personennamen: Georg_Ii Georg_Ii Friedrich_d Friedrich Georg_Ii von_Cumberland Georg Ferdinand_von_Braunschweig Ferdinand Ferdinand August Ferdinand Ferdinand Georg_Ii Georg_Wilhelm_Friedrich Wilhelm Friedrich Georg_Iii Georg_Iii Hammerstein
Extrahierte Ortsnamen: England Hannover Georgs Frankreich England Frankreich Hannover Rhein Krefeld Südhannover Südhannover England Frankreich Europa Belgien Rhein Frankreich Basel Frankreich