201
ob mit Maschinen oder mit den Lippen, das ist gleichgültig. Darum findet
man in vielen Tempeln eine große Menge Walzen mit aufgerollten Ge-
beten, welche durch Wasser bewegt werden. Bei großen Feierlichkeiten
werden große, mit 108 Lampen versehene Kronleuchter, durch welche
die heiligen 108 Gandjurbücher dargestellt werden, in Bewegung gesetzt;
auch die Rosenkränze der Priester zählen 108 Gebetkugeln. Der Buddhis-
mus hat fick in Tübet zu einer Priesterherrschaft ausgebildet: das Ober-
haupt dieses buddhistischen Kirchenstaates ist der Dalai-Lama, d. i. Meeres-
priester, weil seine Herrschaft ausgebreitet ist, wie die Oberfläche des Meeres.
e) Das Schamanenthum der nordasiatischen Mongolen stellt einerseits
den Glauben an einen Gott, der aber wegen der ungeheuren Entfernung
ohne Einwirkung auf die Schicksale der Menschen sei, anderseits eine Unzahl
von bösen Geistern auf, welche den Menschen Schaden bringen. Furcht ist
die Grundlage dieses Cultus. Die Schamanen suchen Hülfe gegen die
Geister, gegen Verstorbene und gegen Verzauberungen bei ihren Götzenbildern,
welche kleine, aus Holz oder Lumpen gefertigte Puppen sind. Dieselben
werden nur so lange verehrt, als es gut geht; für jedes einbrechende Un-
glück müssen die Götzen herhalten: sie werden beschimpft, zerschlagen oder
verbrannt, und müssen neuen Bildern Platz machen. Die Priester der Scha-
manen sind Zauberer, welche den Aberglauben durch eigenes Beispiel mehren
und die geistige und die sittliche Entwickelung des Volkes darnieder halten.
Neben diesen Religionen sind auch noch andere in Asien herrschend,
jedoch nicht in solcher Ausdehnung, wie die drei zuerst genannten. So hat
sich unter den Gebildeten in China, Japan und Anam die Lehre des
Confucius (die Lehre der Gelehrten) erhalten. Er lebte gleichzeitig mit
Gautama und wollte weniger eine neue Glaubens- als Sittenlehre aufstellen
und das Volk ermahnen, Maß zu halten in allen Dingen, Liebe zu üben
und Gutes zu thun. Seine Lehre ist vielfach ausgeartet; viele seiner An-
hänger haben weder Bilder noch Priester und ahmen die Gebräuche anderer
Culte abergläubisch nach. Die früher in Japan herrschende Sittenlehre ist
theils vom Buddhismus verdrängt, theils in denselben übergegangen. Fast
von keiner geographischen Bedeutung mehr ist die alt-persische Religion
(vergl. S. 59).
Während im Innern und Osten von Asien diese heidnischen Religionen
vorherrschen, dehnt sich der Islam über den ganzen Westen, über Kleinasien,
Arabien und Persien aus. Das Christenthum hat sich bisher nur auf euro-
päische Einwanderer beschränkt, in neuester Zeit aber durch Missionäre auch
unter Asiaten Anhänger gefunden.
Der Islam, die Lehre des Muhamed, beruht auf jüdischen und christ-
lichen Grundlagen. Er erkennt in Moses und Christus göttliche Propheten,
welche aber von Muhamed übertrosfen worden sind. Er ist der letzte und
größte Prophet Gottes gewesen, welcher durch den Umgang mit dem Etigel
Gabriel befähigt wurde, die alte Religion der Erzväter wieder herzustellen.
Das Religionsbuch ist der Koran, d. h. Lesung, Lehrbuch; er enthält die
Glaubens- und Sittenlehre der Moslemin, die Gesetze über Ceremonieen,
die Ehe, die Erbfolge, über bürgerliche Verhältnisse und über Krieg. Der
Hauptglaubenssatz der Moslemin ist: „Es ist kein Gott außer Gott, und
Muhamed ist sein Prophet." Häufig hört man von ihnen die Ausdrücke:
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk]]
Extrahierte Personennamen: Christus Muhamed Gabriel Gott Muhamed
Extrahierte Ortsnamen: Asien China Japan Japan Asien Kleinasien Persien Gottes
219
L Das Königreich Persien (26,450 Q.-M., 5 Mill. E.)
liegt zwischen dem Kaspi-See und dem persischen Meerbusen, und hat, mit
Ausnahme des südlichen Küstenstrichs und der Wüste, ein mildes, aber
trocknes Klima. Die Perser, von vermischter Herkunft, sind Muhamedaner,
(Schiiten) und Hauptfeinde der Türken (Sunniten); im Aeußern erscheinen
sie als ein schöner, kräftiger,, gewandter und ausdauernder Menschenschlag.
Sie zeichnen sich durch Geist, Verstand (das Schachspiel ist in Persien
erfunden), poetischen Sinn, Milde, Tapferkeit, Mäßigkeit und Höflichkeit
aus. Aber diesen Tugenden kommen folgende Hauptfehler gleich: Falschheit,
Verstellung, Geiz und Eifersucht. Kein noch so feierlicher Eidschwur vermag
ihre Habsucht oder ihren Ehrgeiz zu mäßigen. Araber und Türken sprechen
mit der größten Verachtung von den vielen Complimenter: und den schönen
Worten der Perser. Viele Stämme sind noch Nomaden (Ihlasis); die
Angesessenen nennt man Tadschiks. Sie verfertigen vorzügliche Teppiche,
Shawls, Säbel, Leder-, Gold- und Silberwaaren. Obwohl in Persien der
Islam die herrschende Religion ist, so werden doch auch die Religionen
der Parsen, Juden, Christen re. geduldet. In Persien und Beludschistan
sollen noch 100,000 Anhänger von Zoroasters Lehre sein; die Moslemin
nennen die Feueranbeter in der Regel Guebern, d. i. Ungläubige. — Der
Boden, welcher auf künstlichem Wege bewässert wird, liefert neben unsern
europäischen Getreidearten viel Obst, guten Wein, prächtige Rosen (Rosenöl)
und reichliche Weiden für die Pferde- und Kameelzucht. Auch der Seiden-
bau ist ein nicht unbedeutender Erwerbszweig in Persien, welcher noch ergie-
biger wäre, wenn die Handelsverbindungen des Landes nach Außen sich
günstiger gestalteten und die Sicherheit der Landstraßen von wegelagernden
Räubern nicht gefährdet würde. Der Handelsstand ist sonst in Persien sehr
geachtet; Geistliche und hohe Beamte verschmähen es nicht, Geschäfte zu machen.
Die Perser werden von einem despotischen Herrscher, „Schach", regiert;
die Söhne desselben, Mizars genannt, verwalten die Provinzen, wenn sie
mündig sind. Alle Unterthanen haben gleiche Rechte und werden nach dem
Koran gerichtet. Vor Gericht sollen große Bestechlichkeiten vorkommen und
gräßliche Strafen verhängt werden, z. B. Bastonade, Schinden, Spießen,
Augenausstechen rc. Die bedeutendsten Städte sind: Teheran, 80,000 E.
Schiras, 30,000 E. (Gräber der persischen Dichter Saadi und Hasiz.)
Jspahlu, 60,000 E. Tauris am Urmiasee, 100,000 E. Balfrusch nahe
am Kaspi-See, 250,000 Einw. Herat, früher ein selbständiger Staat, ist
1851 von den Persern erobert worden.
2. Afghanistan (Kabul) mit Herat (12,160 O.-M., 4 Mill. Cinw.)
wird von den nomadisirenden Afghanen bewohnt, welche aus den Hindukuh-
bergen gekommen sind, in mehrere Stämme zerfallen und in immerwähren-
dem Kriege mit einander leben. Auch hier bauen die Tadschiks" das Land,
treiben Gewerbe oder nehmen Theil an dem Handel, welcher durch
Kabuls Lage, wo die Waaren von West- und Ostasien aufgestapelt werden
und Karawanen von allen Richtungen anlangen oder abgehen, begünstigt
wird. Kabul wird vou einem Schach regiert, welcher in Kabul residirt.
Kandahar, 80,000 E. Herat, 100,000 E., Fabriken, Mittelpunkt eines
ausgebreiteten Handels.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
TM Hauptwörter (100): [T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen]]
TM Hauptwörter (200): [T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
Extrahierte Personennamen: B._Bastonade Schiras
Extrahierte Ortsnamen: Persien Kaspi-See Persien Persien Persien Persien Persien Teheran Urmiasee Kaspi-See Herat Afghanistan Kabul Herat Kabuls Ostasien Kabul Kabul Kandahar Herat
226
Raub halten die Beduinen für einen ehrlichen Erwerb; nur wenn sie Wider-
stand finden, thun sie den Reisenden Gewalt an. Sie ertragen unsägliche
Strapatzen, sind kiihn und unternehmend, halten Wort und Eid, üben Gast-
freundschaft und stehen einander bis zum letzten Athemzuge bei. Unent-
behrlich ist ihnen die Dattelpalme und das Kameel. Letzteres, vorzugsweise
in Redsched zahllos, welches auch die Nachbarländer mit diesem unentbehr-
lichen Thiere versah, wird von dem Araber sorgsam gepstegt und geliebt.
Wie der italienische Maulthiertreiber, erzählt der Araber seinem Thiere aller-
lei Geschichten, verspricht ihm schöne Disteln und Salzpflanzen, lobt es und
bläst ihm den Tabaksdamps in die Nasenflügel. Ebenso zankt und schimpft
er es, wenn es störrig wird. Zur Reise durch die Wüste ist es unentbehr-
lich, da es den Durst lange erträgt und mit schlechter Speise sich begnügt.
Die alte Eintheilung Arabiens in das steinige (peträische), das glück-
liche und wüste ist im Lande selbst unbekannt; dort unterscheidet man die
nachfolgenden Landschaften.
1. Hedschas
(peträisches A.) umfaßt die Halbinsel des Sinai, auf welcher das berühmte
St. Katharinenkloster liegt, und die sogenannte heilige Landschaft mit den
Städten Mekka und Medina, die Geburts- und Begräbnißstätten des Pro-
pheten. Mekka war schon im Alterthume heilig, enthielt „den Brunnen des
Lebens", den schwarzen Stein Abrahams und die darüber gebaute Kaaba.
Kein Christ und kein Jude darf Mekka betreten. Der Hafen von Mekka
heißt Dschidda. Die Wallfahrten nach Mekka und Medina haben bedeutend
abgenommen. Die Ufer am rothen Meere sind voller Korallenriffe und
Untiefen; das Küstenland ist trocken, aber gebirgig.
2. Jemen
(das glückliche A.),^ theils Küstenstrich, theils Gebirgsland, ist im Sommer
ein trocknes, heißes Land; aber von Oktober bis März regnet es drei oder
vier Mal des Monats, wodurch sich „die Wadys" der Berglandschaft mit
fließendem Wasser füllen und ein üppiger Pflanzenwuchs gedeiht. Diese
Bäche versiegen zwar, sobald sie zur Tehama, d. i. Küstenebene, gelangen;
aber in der Höhe von 1500' —2000' liegen die herrlichsten Kasseewäldchen;
hier gedeihen Arabiens eigenthümliche Produkte, Spezereien, Myrrhen, Weih-
rauch, Aloö, Sennesblätter, Südfrüchte, Manna, Balsam k. Höher hinauf
liegen Feigen-Waldungen. In Jemen wohnten früher die Sabäer; Königin
Saba war Salomons Freundin. Sana, 40,000 E. Beit el Fakih und
Mocka sind besuchte Kasfeemärkte. Aden, 40,000 E., gehört den Engländern.
3. Hadrainaut
(Hadramät) ist ein oasenartiges Küstenland und reich an Spezereien. Die
Einwohner wandern, wie die Schweizer, in die Nachbarländer und kehren dann
mit ihrem Verdienste heim. Hadramauts Dromedare werden im In- und
Auslande hoch geschätzt.
4. Oman
mit der Hauptstadt Masklt, 60,000 E., gehört dem mächtigen Imam von
Maskat, welcher auch jenseit des persischen Golfs und an der afrikanischen
Ostküste Besitzungen hat. Die Landschaft soll ebenfalls fruchtbaren Boden
haben und viel Getreide, Obst, Datteln und Trauben hergeben.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau]]
TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs]]
Extrahierte Personennamen: Hedschas Abrahams Königin
Saba
230
Musselin-Fabriken. In der Nähe erinnert das Dorf Nimrud an die assyrische
Weltstadt Ninive, und Erbil an Alexanders Sieg bei Arbela. Man hat
bei Mossul Nachgrabungen veranstaltet, und viele Denkmäler assyrischer Bau-
kunst rc. gefunden. Im Tiefland liegt Bagdad zu beiden Seiten des Tigris,
die Residenz des berühmten Chalifen Harun al Raschid (100,000 ($.).
Basra oder Bassora (Balsora) am Schat el Arab, 12 Stunden vom per-
sischen Meerbusen, in ungesunder Gegend gelegen, ist die bedeutendste Handels-
stadt des ganzen Landes; die Seeschiffe gelangen bis zu ihr. Südlich von
Bagdad liegen am Euphrat die Ruinen von Babylon; vom babylonischen
Thurm steht noch ein Stück von 3 Absätzen.
4. Syrien,
von welchem schon oben § 77, V. die Rede war, hat eine sehr gemischte
Bevölkerung von Muhamedanern, Christen, Juden, Maroniten, Drusen und
Kurden (S. 226). Der ehemalige Hauptort Antiochia, jetzt Antakijeh, ist
eine kleine dürftige Stadt. Bedeutender ist Haleb (Aleppo), 80,000 E.,
durch seine Fabriken und seinen Handel mit persischen, türkischen und indi-
schen Waaren; sein Hafenplatz ist Alexandrette (Skanderum). Zwischen
Aleppo und Damaskus liegen 2 sehr gewerbreiche Städte, Hamah und
Höms. Ohne Zweifel ist Damaskus (120,000 E.) die wichtigste Stadt
Syriens; sie war die Residenz des Sultans Saladin, und liegt in einer
von Steppenflüssen wohl bewässerten, blühenden Gegend, 60 Stunden von
Jerusalem. Obst- und namentlich Aprikosenbäume, Platanen, Palmen, Cy-
pressen und Weinpflanzungen zeichnen „das Auge des Orients" aus. Die
Stadt, deren Säbelklingen sehr berühmt sind, ist der Sammelplatz der Kara-
wanen nach Mekka. In der Wüste liegen die Ruinen von Thadmor oder
Palmyra, welches Salomon erbaute und zur Zeit des Kaisers Aurelian
Zenobia beherrschte. Auch beim Dorfe Baalbeck sind großartige Ruinen
eines Sonnentempels. An der Straße von Damaskus nach Tripoli liegt
der kleine Rest jenes berühmten Cedernhains, welcher das Bauholz zum
Tempel von Jerusalem lieferte; er zählt nicht 100 Stämme mehr. Die
Westküste von Syrien, wo die bedeutendsten Handels- und Hafenplätze der
alten Phönizier lagen, versandet immer mehr, Sidon und Tyrus sind sehr
herabgekommene Orte und stehen gegenwärtig Tripoli und Beirut nach. Die
südlichste Stadt ist Acka (Ptolemais oder St. Jean d'akre), welches von
den Kreuzfahrern unter Richard Löwenherz, Philipp August von Frankreich
und Herzog Leopold von Oesterreich 1191 erobert und 1799 von Napoleon
belagert wurde.
§ 93.
Palästina*).
Palästina hießen Griechen und Römer das Land, welches für die
Christenwelt durch die Geburt unsers Erlösers ewig denkwürdig geworden
ist. Es hieß ursprünglich Kanaan, später das Land der Hebräer, das ge-
lobte oder verheißene Land, das jüdische Land, Israel. Es mag einen Flächen-
*) Vergl. ckn 3. 188 und 195.
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
TM Hauptwörter (100): [T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem]]
TM Hauptwörter (200): [T186: [Stadt Insel Hauptstadt Tunis Handel Afrika Land Hafen Küste Algier], T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T189: [König Reich Land Volk Israel Zeit Jahr Stadt Babylon Sohn], T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau]]
Extrahierte Personennamen: Alexanders Harun Saladin Sidon Jean Richard_Löwenherz Philipp_August_von_Frankreich Philipp August Leopold_von_Oesterreich Leopold Napoleon Palästina
138
mit einem Denkmal der Jungfrau Ieanne d'arc. Poitiers (32,000 E.),
in dessen Nähe Carl Martell 732 die Araber schlug, und die Kriegshäfen
la Rochefort und Rochelle; jenes besitzt bedeutende Arsenale und einen Bagno
für Galeerensträflinge, dieses ein besuchtes Seebad.
15. Die Bretagne,
eine Halbinsel, hat ihren Namen von den Briten, welche sich aus ihrem
Vaterlande vor den Angeln und Sachsen hierher flüchteten. Städte von
Bedeutung sind Nantes an der Loire (105,000 E.) ein wichtiger Handels-
platz mit gutem Hafen. Das Edikt von Nantes 1598. Rennes, 47,000 (5.,
war die alte Hauptstadt der Bretagne. Brest (70,000 E.) besitzt den be-
deutendsten Kriegshafen in Frankreich; er faßt 500 Schiffe. St. Malo hat
eine große Handelsflotte.
16. Die Normandie
hat ihren Namen von den eingewandeten Normannen, deren Herzog Rollo
911 das Land von Carl dem Einfältigen als Lehen erhielt. Die heutige
Bevölkerung wird als kriegerisch und streitsüchtig geschildert. Rouen an der
Seine (106,000 E.) ist eine sehr reiche Fabrikstadt. Hier wurde 1431 Ieanne
d'arc von den Engländern verbrannt. An der Seine-Mündung ist le Havre
de Grace zu merken (76,000 E.), das einen lebhaften Verkehr mit Nord-
amerika unterhält. Wichtiger noch ist der feste Kriegshafen Cherbourg.
Dieppe treibt ansehnliche Häriugsfischerei, und ist als Seebad besucht. Caen
(45,000 E.) ist nach Rouen der größte Ort im Binnenland.
17. Corsika
(160 Q.-M., 253,000 E.) ist eine gebirgige, an Erz und Marmor reiche
Insel. Ackerbau und Industrie bleiben unbedeutend, so lange der Corse das
ungebundene freie Leben auf der Jagd und beim Fischfang beibehält; bisher
konnte er dieser Beschäftigung nicht entsagen. Man schildert die Corsen als
ein wildes, tapferes und rachsüchtiges Volk. Hauptstadt ist Ajaccio, 14,200
Einw. Seeplatz. Hier wurde Napoleon Bonaparte am 15. August 1769
geboren; er starb bekanntlich am 5. Mai 1821 in der Verbannung auf
der Insel St. Helena. — Auf Corsika wird italienisch gesprochen.
18. Das Herzogthum Savoyen (200 Q.-M., 600,000 E.)
ist 1860 mit der Grafschaft Nizza durch Vertrag dem Kaiserthum Frank-
reich einverleibt worden. Die Bewohner des Herzogthums (Savoyarden)
haben in Sprache und Lebendigkeit viel mit den Franzosen gemein; sie sind
kleiner Statur, nicht sehr schön, aber von einer seltenen Gutmüthigkeit, Ehr-
lichkeit und Genügsamkeit. Das arme Bergland nöthigt Viele schon in frü-
her Jugend ins Ausland zu wandern, wo sie als Diener sich vermiethen,
oder mit abgerichteten Murmelthieren, musikalischen Leierkasten, Tinte- oder
Schmierfäßchen, Mausefallen oder Aeffchen ihr Brot verdienen. Hauptstadt
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T99: [Frankreich Loire Stadt Rhone Gebirge Pyrenäen Paris Meer Garonne Lyon], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T160: [Insel Hafen Meer Küste Stadt Halbinsel Neapel Straße Einw. Hauptstadt], T53: [Frankreich Stadt Loire Paris Rhone Garonne Maas Lyon Orlean Hauptstadt], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T118: [Karl Ludwig Reich Sohn Lothar König Lothringen Frankreich Herzog Tod], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter]]
Extrahierte Personennamen: Ieanne Carl_Martell Rollo Carl le_Havre
de_Grace Napoleon August Helena
254
stätigen auch aftikanische Berichte; wem nennt daselbst die weißen, schönen
und blauäugigen Tuarik-Frauen „die Christen der Wüste" , und zwar mit
einigem Rechte, weil die Tuariks gleichgültige Anhänger des Islam sind.
Die deutsche Fremdenlegion in Algier nennen dagegen die Eingebornen wegen
ihrer Aehnlichkeit mit den Tuariks die Tuariks oder Kabylen von Frankreich.
Die Tuariks der Wüste sind zahlreich; sie sind die Führer der Karawanen
durch die Wüste, Mäkler, Kaufleute und Räuber. Die Kaufleute der Kara-
wanen haben ihre besonderen Freunde unter den Tuariks, und bezahlen diesen
für jede Reise einen regelmäßigen Tribut. Wer keinen Freund unter den
Tuariks zu nennen weiß, der wird gesetzlich von jedem Tuarik angehalten
und ausgeplündert. Ganz besonders sind die Negervölker ihrer Grausamkeit
und ihren Erpressungen ausgesetzt. Ihre Sitten und Wohnplätze haben
Overweg und Barth neuerdings kennen gelernt und beschrieben. Die meisten
Oasen auf dem Wege von Murzuk nach dem tiefen Sudan sind in den
Händen der Tuariks; zunächst Ghat oder Nhat mit einer kleinen Stadt
gleichen Namens und einer größeren, die Barket heißt. Hier wird jährlich
ein sehr besuchter Markt für die Wüstenbewohner abgehalten. 160 St. von
dieser Oase durch die Wüste getrennt liegt Air oder Asben mit 181 Wohn»
Plätzen und 60,000 E., so groß wie England. Die wichtigsten Orte sind
Tin-Tellust und Agades, deren Bewohner geschickte Arbeiter, namentlich in
L^derwaaren sind, und ihre Fabrikate nach Sudans Städten Kanu, Kaschna,
und Sackatu absetzen. Das Grenzland und die Kornkammer von Air ist
Damergu im S.-O. mit 300 Ortschaften und einer sehr gemischten Be-
völkerung.
3) Im Osten wohnen die Tibbos (Tebu), bei denen Dr. Vogel
eine günstige Aufnahme fand, als er von Murzuk nach Bilma, der Haupt-
oase ihres Landes, reiste. Bilma hat bedeutende Steinsalzlager. Karawanen
von 10,000 Kameclen führen das Salz in die Länder des tiefen Sudan. Der
Weg von Murzuk über Bilma nach dem Tsad-See ist weit kürzer, als der
andere, welchen Barth über Ghat und Tin-Tellust einschlug.
4) Das Königreich Darfnr, d. h. das Land der Für, wird von den
Ausläufern des Marrah-Gebirges durchzogen, welches sich zwischen 5°—15°
N. B. erstreckt. Die Abhänge dieses Gebirges bestehen aus fruchtbarer
Dammerde, und sind wohl bewässert. Die Für sind ein eigenthümliches,
schwarzes, aber nicht negerartiges Volk mit langem Haare, erhabener Nase,
dünnen Lippen, ovalem und ausdrucksvollem Gesichte. Ihr Sultan ist Despot
und völlig unabhängig. Die Bewohner sind fleißige Acker- und Gewerbs-
leute. Hauptort ist Tendclti. Für den Karawanenhandel mit Fezzan, Kor»
dofan, Aegypten und Sudan ist die Stadt Kobbe wichtig.
8 101.
Das Kaiserthum Habesch oder Abyssinieu
(15,000 Q.-M., 4 Mill. E.)
war im Mittelalter ein mächtiges christliches Königreich, welches durck seine
Gegenwehr gegen die Moslemin seine Selbständigkeit und seine Religion zu
bewahren wußte. Der König führte früher den Titel „Groß-Negus" und
herrschte unumschränkt; seitdem aber die Statthalter der Provinzen, Ras
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke]]
Extrahierte Personennamen: Barth Bilma Barth
Extrahierte Ortsnamen: Algier Frankreich England Sudans Kaschna Tsad-See Habesch
265
starb Richardson in Unguratua, sechs Tagereisen von Kuka. Auch Overweg
starb am 26. Sept. 1852 in Maduari. Nun war Dr. Barth noch allein
übrig. Er hatte anfangs vom Tsad-See den Weg nach dem indischen Ocean
einschlagen wollen, allein er mußte seinen Plan wegen voraussichtlichen Miß-
lingens aufgeben, besuchte Baghirmi, Adamaua, fand den Benue oder Tschadda
und reiste endlich von Kuka nach Timbuktu (1852 — 1853), von wo er
nach mancherlei Angst und Noth 1854 nach Kuku zurückkehrte. Er hat
seine Notizen-Sammlungen und Tagebücher gerettet und die Ergebnisse seiner
mühsamen Fahrt (in 5 Jahren 5 Monaten hat er 3000 d. M. zurückge-
legt) bereits veröffentlicht. Barth langte am 8. Sept. 1855 glücklich in
Marseille an. Er ist am 25. Nov. 1865 in Berlin gestorben.
Nach Overwegs Tod erschien Dr. Böget (geb. 1829 zu Crefeld) in
Afrika, um Barth's Forschungen zu unterstützen, ein tüchtiger Botaniker, Astro-
nom und Geograph (1853). Er brach von Murzuk auf, schlug den Weg
über Bilma nach dem Tsad-See ein und erforschte das Land der Tibbos
(Tebo) und Kanem, bis er 1854 in Kuka anlangte. Nach verschiedenen
Streifzügen in den Ländern südlich des Tsad-Sees brach Vogel am 1. Dec.
von Kuka nach Kano auf und hatte die Freude, an demselben Tage uner-
wartet Dr. Barth mitten im Walde bei Surrikulo zu begegnen, der endlich
seiner unfreiwilligen Haft in Timbuktu entgangen und schon lange in Europa
für todt gehalten worden war. Nach kurzem Zusammensein ging Barth
nach Europa zurück, Vogel brach nach dem Süden auf, durchforschte die
Länder am Peou und Benue und erreichte zuletzt 1856 Wadai, das noch
kein Europäer betreten hatte. Dort ist er vom Sultan hingerichtet worden.
7) Mit gerechter Freude und einigem Stolze dürfen wir die Zahl
deutscher Forscher in Afrika noch um einige bedeutende Männer vermehren.
Wie das Centrum des westlichen Afrika's, so besuchten auch das des öst-
lichen verschiedene deutsche Männer mit großem Erfolge. Die wichtigsten
darunter sind:
Johann Ludwig Burkhardt (1784 —1817), geboren zu Lausanne, studirte
in Leipzig und Göttingen. Er erhielt (1806) den Auftrag, Hornemanns
Forschungen im Innern Afrikas fortzusetzen, und begab sich unter dem Na-
men Ibrahim Sheikh nach Syrien, studirte in Aleppo Sitten und Spra-
chen des Orients, so daß er sich für einen Orientalen ausgab, und als
solcher die heiligen Städte und Moscheen von Mekka und Medinah betrat,
wo er 4 Monate verweilte. Nachdem er Aegypten und Nubien durchwan-
dert hatte, arbeitete er seine Tagebücher aus und wollte eben in das innere
Afrika ausbrechen, als ein Fieber ihn wegraffte (1817). Seine Berichte
sind gründlich und sehr zuverlässig.
W. P. Ed. Simon Nüppell, geb. den 20. November 1794 zu Frank-
furt a. M., wo sein Vater Kaufmann und kurhess. Oberpostmeister war,
widmete sich anfangs der Handelslaufbahn, gab dieselbe aber wieder auf, und
bereitete sich, nachdem er sich lediglich auf naturwissenschaftliche Studien ge-
legt hatte, zu Genua und Paris auf eine Reise nach Afrika vor. Von
1822 — 27 durchwanderte er Nubien, Kordofan und Arabien, auf einer
zweilen Reise 1830 —1834 Abyssinien. Die gesammelten Naturschätze über-
gab er dem Museuni seiner Vaterstadt, dem Senkenbergischen Stift, welches
dadurch eines der reichhaltigsten in Europa geworden ist. Rüppell hat sich
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
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Extrahierte Personennamen: Richardson Barth Baghirmi Barth Barth Barth Johann_Ludwig_Burkhardt Johann Ludwig Hornemanns Ibrahim_Sheikh Medinah W._P._Ed Simon_Nüppell
Extrahierte Ortsnamen: Unguratua Overweg Maduari Adamaua Tschadda Timbuktu Marseille Berlin Overwegs Afrika Kano Timbuktu Europa Europa Afrika Lausanne Leipzig Afrikas Syrien Aleppo Mekka Nubien Afrika Genua Paris Afrika Nubien Europa
202
„Allah ist groß!" oder „Allah ist barmherzig!" Der Islam behauptet,
Alles, was in der Welt geschieht, Gutes und Böses, geschieht auf Gottes
Machtgebot und ist von Ewigkeit festgestellt. Diese Lehre von dem blinden
Verhängniß, welchem der Mensch unterworfen ist, muß in ihin jede geistige
und sittliche Kraft erlahmen, und steigert in Zeiten der Gefahr den Kriegs-
muth bis zur Todesverachtung. Sinnlicher Art sind auch die Vorstellungen
vom Paradies; von einer seligen Gemeinschaft mit Gott ist keine Rede.
Alle Gläubigen kommen ins Paradies, welche mit dem Schwerte in der
Hand für die Ausbreitung des Islam sterben. Endlich gebietet der Islam
seinen Anhängern häufige Waschungen imb Reinigungen, täglich fünfmaliges
Beten, das Fasten im Monat Ramazan, ein gesetzliches Almosengeben und
die Wallfahrt nach Mecka zum Grabe des Propheten. Die beiden Haupt-
sekten der Moslemin sind die Sunniten und Schiiten. Die Sunniten erken-
nen Muhameds Schwiegervater Abubekr und dessen Nachfolger Omar als
die wahren Erben des Propheten, sowie die Sunna, bestimmte mündliche
Ueberlieferungen, als nothwendigen Nachtrag zum Koran an; die Schiiten
dagegen verwerfen die Sunna, erkennen Muhameds Schwiegersohn Ali als
den Erben und Nachfolger des Propheten an, und haben Manches aus der
Zend-Religion angenommen. Die Schiiten zerfallen wieder in viele Sekten,
z. B. die Assassinen und Drusen am Libanon. Die Neiden endlich in den
Gebirgen Mesopotamiens um die Stadt Singar und die Wcchabitcu in der
Mitte des arabischen Hochlandes verwerfen die göttliche Verehrung des Mu-
hamed, erkennen aber den Koran als göttliches Buch an.
Als eine Verbindung des Brahmathums mit dem Islam ist die Sekte
der Shiks, d. i. Schüler, in Vorderindien zu betrachten, welche im 15. Jahr-
hundert von Nanek gestiftet und int 18. von Guru-Gowind verbessert wurde.
Nanek verwarf die Vielgötterei des Brahmathums und den Kastenuntcrschied,
lehrte das Dasein eines Gottes und" die Nothwendigkeit, auf Erden recht
zu denken und gut zu Handeln. Erst seine Nachfolger erhoben ihn zu einem
Propheten.
Asien mag ungefähr zählen:
Muhamedaner ... 70 Mill. Buddhisten . . . . 360 Milk.
Christen ..... 17 „ Brahmaisten . . . . 170 „
Juden 2 „ Schamanen .... 10 „
2. Die asiatischen Völker zerfallen in Bezug auf Beschäftigung und
Lebensweise in 3 Gruppen: 1) in Ackerbau und Gewerbe treibende Völker
(8/»); 2) in Nomaden (50 Mill.); 3) in Jäger- und Fischervölker (2 Mill.).
Die Bewohner des nordsibirischen Landes find vorzugsweise Fischer und
Jäger. Die Tartaren im Tiefland Turan, die Tübctaner, Mongolen, Mand-
schus und die Jakuten sind Nomaden; desgleichen auch die Beduinen in Ara-
bien, welche zugleich durch ihre Raub- und Kriegszüge bekannt sind. Endlich
die Bewohner von Sibirien, von Kleinasien, von Syrien, Iran, Indien,
China und Japan treiben Ackerbau und Gewerbe. Die Insulaner und
Küstenbewohner treiben daneben Schifffahrt und Handel; die Bergbewohner
aber vereinigen nicht selten Hirten-, Ackerbau- und Jagdleben mit einander.
Als Räuber und Kriegsvölker werden außer deu Beduinen noch die Kurden,
die Bewohner des persischen Gebirgslandes und die des Kaukasus genannt.
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Extrahierte Personennamen: Gott Ramazan Schwiegervater_Abubekr Omar Muhameds_Schwiegersohn_Ali Nanek Fischer
Extrahierte Ortsnamen: Gottes Mecka Mesopotamiens Jäger- Sibirien Kleinasien Syrien Iran Indien China Japan
227
5. El-Ahsa (Lahsa),
ein Seeräubernest am persischen Meerbusen, welchem 1809 die Engländer
eine tüchtige Lection gaben, treibt Ackerbau und Handel, besonders in der
Stadt El-Katis (El-Chatts, Gerra bei den Alten).
6. Nedsched
(das wüste A.) ist ein Gebirgsland, welches siüher die dpirch den Pascha
von Aegypten 1811 — 1834 ausgerottete Secte der Wahabitcn (Wechabiten)
bewohnten. Die uns unbekannten Wüsten werden von zahlreichen Beduinen-
Stämmen durchschwärmt. Tie Hauptstadt der Wahabiten ist Deraijeh,
15,000 E. Nedsched versorgt die Nachbarländer mit Kameelen.
8 92.
Die asiatische Türkei
(31,600 Q.-M., 16 Will. Einw.)
umsaßt Babylonien, Assyrien, Mesopotamien, Armenien, Kleinasien und
Syrien, sammt Palästina, welche vom 20 Paschas regiert werden. Die
Bevölkerung ist aus Türken, Griechen'drusen, Armeniern, Maroniten, Kur-
den, Israeliten re. gemischt, und dem Sultan von Konstantinopel Unterthan.
Die Türken gehören zum Stamme der Tartaren und sind ursprünglich
in den Steppen zu Hause, welche jetzt von ihren Stammesverwandten, den
Kirgisen, Bucharen, Usbeken, Turkomannen, besetzt sind, also zwischen dem
Kaspi-See und dem Altaigebirge. Bon den Arabern zur Annahme des
Islam gezwungen, zeichneten sie sich durch ihre Tapferkeit bei jeder Gelegen-
heit aus; sie bildeten die Leibwache der Chalisen. Ein türkischer Stamm,
die Seldschucken, stifteten ein großes Reich, indem sie der arabischen Herr-
schaft ein Ende machten. Das Reich der Seldschucken unterlag später der
Mongolen-Herrschast, von der sich ein anderer türkischer Stamm, die Os-
manen, frei machte. Ihm hat das osmanische Reich seinen Bestand zu
verdanken. Es ist bekannt, daß die Türken vor 300 Jahren gefürchtete
Gegner der europäischen Christenheit waren; in den meisten christlichen
Kirchen bestanden Kirchengebete gegen die Türken, seitdem Wien zwei Mal
von ihnen belagert worden war. Jetzt ist die Furcht vor der türkischen
Macht verschwunden; der jetzigen europäischen Kriegskunst können sie trotz
aller. persönlichen Tapferkeit auf die Tauer nicht widerstehen. Einfach und
gemächlich lebt der Türke; den Genuß des Weines verbietet der Koran,
doch wird dieses Gebot bereits vielfach übertreten. Sie trinken aber Scher-
bet und essen Opium. Der Scherbet ist ein kühlender Trank, welchen man
aus Himbeeren-, Erdbeeren-, Aprikosensaft, Zucker und Wasser mischt. Das
Opium, welches man aus der Mohnpstanze gewinnt, wird in der Gestalt
von Pillen genommen, und ist sehr berauschend. Tanzen, Karten- oder
Würfelspiel verbietet der Koran; will der Türke sich erholen, so geht er ins
Bade- oder ins Kaffeehaus.
Die Armenier haben wegen der Unfruchtbarkeit ihres Landes sich in
allen Gegenden, des Handels wegen, verbreitet, und werden als ein ernstes,
dienstfertiges Volk von sanftem, furchtsamem Charakter geschildert. Sie sind
15*
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3. Welche Schilderung ward oben vom arabischen Hochland gemacht? 4. In
welcher Zone liegt Arabien größtentheils? 5. Welches Klima, welche Vege-
tation, welche fruchtbaren Striche hat Arabien? 6. Welches Volk bewohnt
diese Halbinsel? 7. Was ist von dessen Charakter, Sitte und Lebensweise
zu erzählen? 8. Welche 6 Landschaften haben wir daselbst kennen gelernt?
9. Welche von diesen liegen am rothen, welche am grünen Meer? 10. Wie
ist die Lage von Hadramaut genau zu bestimmen? 11. Liegt Mekka oder
Medina näher bei Jerusalem? 12. Welche Kaffeemärkte sind in Arabien
sehr besucht? 13. Wo hat der Imam von Maskat die bedeutendsten Be-
sitzungen? 14. Was versteht man unter Wadys und der Tehama?
15. Welche Provinzen gehören zur asiatischen Türkei? 16. Wie liegen die-
selben zu einander und neben welchen Nachbarstaaten? 17. Was ist von
den Türken mitgetheilt worden? 18. Welches sind die Grundzüge des Is-
lam? 19. Welche andere Völker bewohnen ebenfalls die asiatische Türkei,
und welche Eigenthümlichkeiten kennzeichnen dieselben? 20. Was ist von
den landwirtschaftlichen Erzeugnissen, der Industrie und dem Handel daselbst
zu bemerken? 21. Wie läßt sich die Lage von Armenien, Mesopotamien
und Assyrien am besten bestimmen? 22. Welche Städte liegen näher bei
Smyrna, das asiatische Skutari oder Damaskus, Bagdad oder Mossul, Er-
zerum oder Trapezunt? 23. Wie liegt Basra von Damaskus, Aleppo von
Beirut, Tripoli von Alexandrette? 24. Welche Sekten wohnen am Liba-
non? 25. Wie heißt der südlichste Theil von Syrien? 26. Wie nannte
man denselben noch? 27. Was ist von den orographischen Verhält-
nissen des Landes zu wiederholen? 28. Welcher Ausläufer des Libanon
endet als Vorgebirge am Mittelmeer? 29. Welche andere Berge erheben
sich daselbst noch? 30. Wie bestimmt man ihre Lage? 31. Welches ein-
zige Gebirge liegt links vom Jordan? 32. Welche seltene Erscheinungen
bieten die hydrographischen Verhältnisse dar? 33. Zu welchen Paschaliks
gehört jetzt Palästina? 34. In welche Theile zerfällt es? 35. Welches
sind die beiden westlichen, welches die nördlichen und südlichen Provinzen?
36. Welche liegt links vom Jordan? 37. Wie liegt Jerusalem von Joppe,
Bethlehem von Jerusalem? 38. Wonach bestimmt man die Lage von Sichern
und Cäsarea, Akre und Nazareth, Machärus und Magdala? 39. Liegt
Gaza oder Askalon näher bei Joppe? 40. Unter welchen Längen- und
Breitengraden liegt Jerusalem?
Zweiter Abschnitt.
Die Seschreibung Ffrika's.
8 90.
1. Die horizontale oder wagerechte Gliederung Afrika's.
Der Continent von Afrika, welcher zu beiden Seiten des Aequators
in der gemäßigten und heißen Zone liegt, und einen Flächeninhalt von
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Extrahierte Personennamen: Basra_von_Damaskus Jordan