Autor: Marten, Adolf, Jastram, Heinrich, Hüttmann, J. F.
Hrsg.: ,
Auflagennummer (WdK): 11
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
114
Großen; Reichsverordnungen oder Kapitularien. Die alten Herzog-
tümer mit ihren Volksherzögen an der Spitze, die zu sehr au
die Selbständigkeit der einzelnen Stämme erinnerten, waren
aufgelöst. Dafür traten die Gaugrafen als kaiserliche Ver-
walter, Richter und Heerführer auf. Zn den Grenzländern waren
Markgrafen, in den Pfalzen Pfalzgrafen, auf Domänen
Kammerboten. Die Sendgrafen revidierten. —
Alle Freien mußten dem Kriegsaufgebote folgen; sie bildeten den
Heerbann. Karl sorgte für das Wohl seines Reiches. Um den Handel
zu fördern, wollte er schon den Rhein-Donau-Kanal anlegen. Er verbesserte
den Acker- und Obstbau, richtete gute Schulen ein (Klosterschulen, Hof-
schulen), berief tüchtige Lehrer, ließ gute Bücher abschreiben und eine deutsche
Grammatik verfassen, sammelte deutsche Lieder und gab den Monaten
deutsche Namen. Er stiftete eine Reihe von Bistümern: Münster, Minden,
Osnabrück, Verden, Bremen, Paderborn, Halberstadt und Elze, welches
später nach Hildesheim verlegt ist. Er sorgte für Ansehen und Unterhalt
der Geistlichen, hielt aber auch strenge auf Pflichterfüllung. Die Zahl der
Kirchen wuchs. In ihrer Nähe siedelten sich Kaufleute an. Auch nahmen
die Jahrmärkte ihren Anfang.
3. Karls Persönlichkeit. Karl war groß (7 seiner
eigenen Fußlängen) und kräftig. Zn seiner Lebensweise war er
schlicht. Gewöhnlich trug er nur Kleidung von Leinen und Tuch;
bei feierlichen Gelegenheiten erschien er jedoch in vollem Kaiser-
schmucke. Das Schwert hatte er stets an der Seite. Er war
der beste Fechter, Schwimmer und Reiter unter den Franken.
Sein Auge leuchtete den Dürftigen mild, den Schuldigen furchtbar.
Er war den ganzen Tag thätig, schlief wenig, lernte im Alter
noch schreiben und ging täglich zweimal zur Kirche. Eine feste
Residenz hatte er nicht, sondern zog im Lande umher und wohnte
auf seinen Pfalzen. Am liebsten weilte er jedoch in Aachen.
Hier starb er auch 814 im Alter von 72 Jahren und fand im
Dome seine Ruhestätte.
§ 33. Karls Nachfolger. Karls Sohn Ludwig (814
bis 840) erhielt den Beinamen „der Fromme", weil er der Kirche besonders
zugethan (nochmalige Salbung, mönchisches Leben am Hofe, Mission nach
Norden von Corvey und Hamburg aus, Ansgarius rc.), und weil er schwach
und gutmütig war (schwache Reichsleitung, Weggeben von Zollfreiheiten
und freien Gerichtsbarkeiten, übertriebene Nachsicht gegen die Lehensträger,
die ihre Lehen bereits als erblich ansahen, mehrmalige Teilung des Reichs
unter seine Söhne, deren Empörungen rc.) — Nach seinem Tode kriegten die
Söhne um die Erbschaft und teilten sie im Vertrage zu Verdun 843.
l. Lothar erhielt als Kaiser Italien, Lothringen, Burgund und Fries-
land; 2. Ludwig der Deutsche Deutschland bis an den Rhein und
jenseit noch Mainz, Speyer, Worms; 3. Karl der Kahle das jetzige
Frankreich und Spanien bis zum Ebro. — Es ist nun folgendes zu
merken: 1. Frankreich und Deutschland waren von nun an
geschieden. Diejenigen Franken, welche sich in Gallien festgesetzt hatten,
vermischten sich mit den Galliern oder Kelten, deren Nationalität die
deutsche verdrängte. Aus der fränkischen, keltischen und lateinischen Sprache
bildete sich die französische. — 2. Die Kaiserkrone war zuerst in
Italien (Lothar), dann in Frankreich (Karl der Kahle), daraus kam sie
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TM Hauptwörter (100): [T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe]]
TM Hauptwörter (200): [T118: [Karl Ludwig Reich Sohn Lothar König Lothringen Frankreich Herzog Tod], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier]]
Extrahierte Personennamen: Karl Karls_Persönlichkeit Karls Karl Karls Karls Ludwig_( Ludwig Lothar Ludwig_der Ludwig Karl_der_Kahle Karl Lothar) Karl_der_Kahle Karl
Extrahierte Ortsnamen: Rhein-Donau-Kanal Minden Bremen Paderborn Halberstadt Hildesheim Aachen Karls Karls Corvey Hamburg Italien Lothringen Burgund Deutsche_Deutschland Rhein Mainz Speyer Worms Frankreich Spanien Frankreich Deutschland Gallien Italien Frankreich
Autor: Hüttmann, J. F., Jastram, Heinrich, Marten, Adolf
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
140
Kirche zuerst aus? — 9. Beschreibe den Verlauf der Reformation in
Deutschland! — 10. Gieb das Wichtigste über die Reformation außer-
halb Deutschlands an! — 11. Welche Kämpfe hatte die Reformation zu
bestehen? — 12. Gliedere den dreißigjährigen Krieg! — 13. Wann
verloren wir Metz, wann den Elsaß? — 14. Welche Gebietsver-
änderungen erfolgten im westfälischen Frieden? — 15. Wodurch ist der
Nürnberger Neligionsfrieden und der westfälische Frieden für die Pro-
testanten wichtig? — 16. Was geschah genau 100 Jahre vor Gustav
Adolfs Landung? — 17. Was ist erzählt: a) von Frankreich, b) von
Schweden, c) von England, d) von den Niederlanden, e) von Irland?
— 18. Welche Erfindungen und Entdeckungen fallen in diese Zeit? —
19. Beschreibe Gustav Adolf's Zug durch Deutschland! — 20. Welches
war die Ursache: a) des Bauernkrieges, b) des dreißigjährigen Krieges
überhaupt und insbesondere des böhmisch-pfälzischen und des nieder-
sächsisch-dänischen Krieges? — 21. Was ist das Nestitutionsedikt? —
22. Welches ist der Zweck des Jesuitenordens? — 23. Weshalb mischte
sich Gustav Adolf in den dreißigjährigen Krieg? Und weshalb thaten
dies die Franzosen? — 24. Was sind Landsknechte? — 25. Wodurch
ist Luther der Gründer einer gemeinschaftlichen Sprache für alle deutschen
Stämme geworden? Welche seiner Schriften sind dir bekannt? —
26. Weshalb blieb das deutsche Volk nach dem 30jährigen Kriege noch
lebensfähig?
5. Naümülgeschichte.
a) S inken der Habsburgischen Monarchie, Preußens
Emporwachsen. 1648 — 1740.
Z. 68. Das sog. Jahrhundert Ludwigs Xiv.
Unter Ludwig Xiii. (Kardinal Richelieu) und Ludwig Xiv.
(1643 — 1715) gewann Frankreich das Uebergewicht über die
andern Staaten in Europa. Der letztere (schlau, herrschsüchtig und
prachtliebend) besiegte die trotzigen großen Vasallen, die nun Hof-
leute und Officiere wurden; er unterdrückte die Hugenotten (Auf-
hebung des Edikts von Nantes) und begründete die unumschränkte
Königsmacht („Der Staat bin Ich"). Handel, Gewerbe, Künste
und Wissenschaften nahmen während seiner glanzvollen Negierung
einen hohen Aufschwung, obwohl das Land verarmte. Französische
Sprache, Bildung, Mode und Leichtfertigkeit in Sitte und Religion
wurde in ganz Europa (auch leider durch das Beispiel der Fürsten
in Deutschland) herrschend. Die einzelnen Regenten suchten Ludwigs
Negierungsweise nachzumachen, wodurch die Unterthanen gedrückt
und belastet wurden. In Deutschland nahm Einheit und Einig-
keit immer mehr ab; die kaiserliche Macht galt nichts mehr, denn
nicht nur waren die Kaiser (Ferdinand Iii. 1637 — 57, Leopold I.
1657 — 1705, Joseph I. 1705 — 11) schwach, sondern sie waren
auch bei allen wichtigen Angelegenheiten an die einhellige Zu-
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Extrahierte Personennamen: Gustav
Adolfs Gustav Adolfs Gustav_Adolf's Gustav Gustav_Adolf Gustav Adolf Ludwigs Ludwig_Xiii Ludwig Ludwig_Xiv Ludwig Ludwigs
Negierungsweise Ludwigs Ferdinand Leopold_I.
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschlands Elsaß Frankreich Schweden England Niederlanden Irland Deutschland Habsburgischen Frankreich Europa Nantes Europa Deutschland Deutschland
68 Das Mittelalter.
errichtete er auf seinen Gtern Musterwirtschaften, in denen die strengste Ordnung herrschen mute. Er selber war ein tchtiger Landwirt und gab die genauesten Anweisungen der die Pflege der Haustiere und Bienen, der die Wein- und Bierbereitung, der die Aufbewahrung der Wintervorrte, der Feld- und Gartenbau. Die Gutsverwalter muten ein genaues Verzeichnis der alle auf dem Gute vorhandenen Gegenstnde einreichen; Karl prfte die Rechnungen, in die auch die kleinsten verkauften Gegenstnde, z. B. jedes verkaufte Ei, eingetragen werden mute. Alle greren Verbesserungen ordnete er selbst an.
d. Karls Lebensweise und sein Tod. Karl war von groem, starkem Krperbau. Seine Kraft war so gewaltig, da er einst einen Mauren mit einem Hiebe spaltete und Hufeisen zerbrechen konnte. Er ritt und jagte gern und oft; im Schwimmen bertraf ihn keiner. In Speise und Trank war er sehr mig. Am liebsten a er Braten, den seine Jger am Spiee braten und auftragen muten. Whrend der Mahlzeit lie er sich gern aus der heiligen Schrift oder der die Thaten alter Helden vorlesen. Seinen Nachtschlaf unterbrach er hufig vier-oder fnfmal durch Aufstehen. Stets hatte der Kaiser sein Schwert an der Seite. Fr gewhnlich unterschied sich seine Kleidung von der eines seiner Unterthanen nicht; auslndische Kleidung hate er. Karls Wohlthtigkeit erstreckte sich nicht blo auf seine Unterthanen, sondern weit bers Meer pflegte er Geld zu schicken, nach Syrien und Jerusalem, nach Alexandria und Karthago, wenn er hrte, da Christen dort in Drftigkeit lebten. Der Ruhm seines Namens war weit verbreitet; selbst der Kalif von Bagdad am Tigris sandte ihm Geschenke. Vor allem edlen Wissen hatte Karl groe Achtung; aber er selber hatte einen mangelhaften Unterricht genossen. Er lernte die Rechenkunst noch im hheren Mannesalter; die Schreibkunst aber vermochte er sich nicht mehr anzueignen. Er gab sich groe Mhe, fhrte sein Tfelchen immer bei sich und legte es bei Nacht unter sein Kopfkissen, um das Schreiben zu den, wenn er nicht schlafen konnte; doch die des Schwertes ge-wohnte Hand vermochte den leichten Federkiel nicht zu regieren. Die letzten Lebensjahre wurden dem alten Kaiser durch Krankheit und den Verlust seiner beiden ltesten Shne getrbt. Als er sein Ende nahen fhlte, machte er sein Testament. In demselben waren die Armen reichlich bedacht; den Geistlichen seines Reiches vermachte er ein Drittel seines Vermgens an Geld, Hausrat und Kostbarkeiten. Dann berief er seinen Sohn Ludwig und die Groen seines Reiches nach Aachen und stellte seinen Sohn als Nachfolger in der Kaiserwrde vor. Hierauf begab er sich in die Marienkirche, wohin ihm die ganze Versammlung folgte; dort knieete er vor dem Hauptaltare zu inbrnstigem Gebete
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karls Karl Karl Karls Karl Karl Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Karls Karls Syrien Jerusalem Alexandria Karthago Bagdad Aachen Marienkirche
77
wurde katholisch und hat noch nach dem Tode des Vaters mit Unter-
stützunq seiner braunschweigischen Vettern Pläne geschmiedet, sich in
Besitz eines Theils der väterlichen Erbschaft zu setzen, indes ohne allen
Erfolg. — Mit der Erhebung unferes Landes zum Kurfür st enth um
Brauns chweig-Lüneburg beginnt ein neuer, wichtiger Abschnitt
seiner Geschichte; mit geeinter Macht konnten von nun an unsere Für-
sten eine höhere Machtstellung in Deutschland behaupten und an der
Gestaltung seiner Geschicke kräftigeren Antheil nehmen.
Daß solches aber möglich wurde, dazu bedurfte es einer genau ge-
ordneten Regierung, und in dieser Beziehung bezeichnet Ernst Augusts
Regierung den Uebergang zu einer neuen Zeit. Schon sein Vater,
Herzog Georg, hatte der Herrschaft einen bestimmten Sitz gegeben, in-
dem er die Stadt Hannover zu seiner Residenz bestimmte und dort Re-
gierungscollegien einrichtete, z. B. das Hofgericht, welches bis zur Ein-
richtung des Oberappellationsgerichts in Celle die höchste Instanz in
Rechtssachen bildete. Damit hieng die vollständige Durchführung des
römischen Rechtes und dessen Handhabung durch gelehrte Richter, so
wie Einführung des schriftlichen Verfahrens bei Rechtsstreitigkeiten zu-
sammen. Die alten Volksgerichte verschwanden somit allmählich, oder
ihre Wirksamkeit wurde auf unbedeutende Strafsachen, besonders in
Wegeangelegenheiten und Forstsachen eingeschränkt. Die eigentlichen
Regierungsgeschäste besorgte der Geheime Rath, und die Finanzen
wurden durch die Herzogliche Kammer verwaltet. Die zahlreichen Do-
mänen galten als Privatbesitz des Fürsten, der davon seinen Haushalt
und die Staatsausgaben bestritt. Reichten ihre Einkünfte dazu nicht
aus, so mußten die Stände um Beihülfe angegangen werden. Die von
ihnen bewilligten Steuern schrieben sie selbst aus und wählten zu deren
Vertheilung und Erhebung in den einzelnen Quartieren „Landräth^",
welche anfänglich vom Fürsten gänzlich unabhängig waren, in späterer
Zeit von ihm bestätigt wurden und dann den Titel „Schatzrath"
empfiengen. Unter der Kammer standen die einzelnen Aemter, deren
jedem ein Amtmann vorgesetzt war, welcher die herrschaftlichen Gefälle
erhob und die Polizei und Jurisdiction versah. Die Städte
hatten ihre eigenen durch Privilegien geschützten Gerichte. Erst in Folge
der Ereignisse des Jahres 1848 ist in unserem Lande die Verwaltung
von der Justiz getrennt und haben die Städte ihre selbständige Juris-
diction aufgegeben. Diese eben geschilderten Einrichtungen, zwar von
Ernst Augusts unmittelbaren Vorgängern ins Leben gerufen, fanden
erst durch ihn ihre wahre Vollendung. Gleicher Weise ist er aber auch
als Begründer der Hannoverschen Armee anzusehen. Erst in seiner Zeit
verschwand das Aufgebot des dienstpflichtigen Adels.
Auch das Hofleben gewann eine andere Gestalt. Bis dahin hatte
es am fürstlichen Hofe wenig Ceremoniell gegeben; die Hofhaltung war
im ganzen einfach gewesen, sich wenig von der bürgerlichen Lebensweise
entfernend. Der einzige Luxus, durch welchen sich der fürstliche Hof
auszeichnete, bestand tn Abhaltung größerer Gelage, über deren Maß-
losigkeit alle Gebildeten klagten, oder in großen Jagdfesten. Jetzt
wurden feinere Sitten eingeführt, wobei der glänzeude französische Hof
Ludwigs Xiv und die eleganten Lebensformen der damaligen italiäni-
schen Gesellschaft als Vorbild dienten. Nach Venedig namentlich zogen
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TM Hauptwörter (100): [T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm]]
Extrahierte Personennamen: Ernst Augusts Georg Ernst_Augusts Ernst Augusts Ludwigs
Extrahierte Ortsnamen: Brauns_chweig-Lüneburg Deutschland Hannover Celle französische_Hof
Ludwigs_Xiv Venedig
79
Erhebung Georg Ludwigs auf den Thron von England, den er unter
dem Namen Georg I bestieg. Im Jahre 1714 war nämlich die in
England herrschende Königsfamilie ausgestorben, und Georg wurde als
nächster protestantischer Verwandter des erloschenen Hauses auf
den Thron dieses mächtigen Reiches berufen. Aber damit war das
Kurfürstenthum Braunschweig-Lüneburg keineswegs eine Provinz von
England geworden, sondern es behielt eine eigene Regierung, seine
eigenen Finanzen, sein eigenes Heer.
Nichtsdestoweniger hatte dies Ereignis einen höchst bedeutenden
Einfluß auf die Geschicke unseres Landes. Georg I fühlte sich zwar
stets mehr als Deutscher, denn als Engländer — er hat nicht einmal
englisch sprechen gelernt —, aber unter seinen Nachfolgern wurde dies
anders. Georg Iii trat feine Regierung mit den Worten an: „In
England geboren, rühme ich mich des Namens eines Briten". Wenn-
gleich nun auch er gleich seinen Vorgängern sein heimisches Land
nicht ganz und gar vergaß, sondern eine warme Liebe zu ihm im Her-
zen trug, auch manches einzelne nützliche und gute in ihm ins Leben
rief, so konnte er doch die Zustände seines Landes nicht mit eigenen
Augen sehen, sondern war wesentlich an die Berichte gebunden,^welche
ihm der Geheime Rath zu Hannover zugehen ließ. Dessen Stellen
wurden aber ausschließlich aus dem hannöverischen Adel besetzt, und
Familienverbindungen und Proteetionen spielten dabei eine große
Rolle. Aehnlich verhielt es sich auch mit den bedeutenderen übrigen Be-
amtenstellen. Namentlich wurden die Amtleute, die zugleich Pächter
der fürstlichen Domänen waren und daraus eine fehr bedeutende Ein-
nähme zogen, fast ausschließlich aus dem Kreise gewisser angesehener
bürgerlicher Familien genommen, und wer nicht einer dieser „schönen"
Familien angehörte, wurde überhaupt zu der vorgeschriebenen Beamten-
Prüfung nicht zugelassen. Kurz, man kann sagen, Hannover war der
Sache nach mehr eine aristokratische Republik, als ein monarchischer
Staat. Eine nothwendige Folge dieser Verhältnisse war es, daß einer-
seits zwar die ständischen Verfassungen der einzelnen Provinzen, in
denen ja die Adelscurie den meisten Einfluß hatte, unangetastet blieben,
während in anderen deutschen Ländern die Fürsten, dem von Frankreich
und Ludwig Xiv ausgehenden Zuge folgend, ständische Rechte mit
Füßen tretend sich zu unumschränkten Herren in ihren Gebieten mach-
ten, daß aber andererseits auch die Gesetzgebung und Verwaltung des
Landes in einen bedenklichen Stillstand gerieth. Daran war aber auch
wesentlich der Umstand schuld, daß das Kurfürstenthum eigentlich noch
immer aus getrennten Fürstentümern bestand, und die gemeinsame
Regierung in Hannover wesentlich nur die Finanzen und das Heerwesen
unter sich hatte. Nur Kalenberg und Grubenhagen hatten es zu
einer Vereinigung ihrer Stände und Verwaltung gebracht. — Das
aber muß unfern Königen rühmend nachgesagt werden, daß sie nichts
aus dem Lande zu ziehen suchten. Während im benachbarten Braun-
schweig z. B. Herzog Karl das Land in die tiefste Schuldenlast stürzte,
um sich einen glänzenden Hof halten zu können, weit über die Kräfte
des kleinen Landes hinaus, und den Schweiß seiner Unterthanen in
üppigen Festen vergeudete, sammelte König Georg Iii das wenige, was
ihm nach Bestreitung der Kosten der Hofhaltung zu Hannover, welche
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Personennamen: Georg_Ludwigs Ludwigs Georg_I Georg Georg_I Georg_Iii Ludwig_Xiv Ludwig Karl Karl Georg_Iii
Extrahierte Ortsnamen: England England Braunschweig-Lüneburg England England Hannover Frankreich Hannover Kalenberg Hannover
64
V. Die Zeiten der Reformation.
Welche Veränderungen im Lauf des Mittelalters mit dem Wesen
der christlichen Kirche vorgiengen, und wie die katholische Kirche
sich allmählich immer mehr verweltlichte und intodtem Ceremoniendienst
und äußerer Werkheiligkeit ein zwar äußerlich glänzendes, innerlich
aber hohles und leeres Leben fristete, das ist aus der allgemeinen Ge-
schichte so bekannt, daß es hier nicht ausführlich geschildert zu werden
braucht. Bei uns war es eben nicht besser, als überall. Auch bei uns
fehlte es nicht an Priestern, Klöstern, kirchlichen Stiftungen aller Art,
aber der alte Geist der Demuth und Zucht war aus der Kirche ver-
schwunden, und das arme Volk glaubte durch Ablaßkaufen, Wallfahr-
ten, Stiftungen von Messen, blindes Almosengeben für das Heil seiner
Seele Ausreichendes zu thun. Auch bei uns hatte die Kirche große
Reichthümer angehäuft, und es war dahin gekommen, daß in den Stif-
tern und reicheren Klöstern nur noch Personen von Adel Aufnahme
fanden, jüngere Söhne oder unverheirathete Töchter, denen man auf
solche Weise ein reiches und gemächliches Auskommen verschaffte,
denen aber in der Regel die Sorge um ihr oder ihrer Mit-
menschen Seelenheil ganz ferne lag. Der Stand der unterrichteten
und gebildeten Geistlichen konnte es in der Regel zu nichts bringen;
sie verrichteten als Vicarien gegen eine oft sehr mäßige Entschädigung
die Dienste der Domherren, oder wurden Weltgeistliche d. h. Priester
an den Kirchen; wir sagenpriest e r, und nicht Pred i g er, denn ob-
wohl die zahlreichen Feste zu Ehren der Heiligen, so wie Messestiftungen
für das Seelenheil Gestorbener zu zahlreichen Gottesdiensten Veran-
lassung gaben, so wurde doch selten gepredigt. Das eigentliche Predigt-
und Seelsorgeamt war nach und nach immer mehr in die Hände der
Bettelorden derfranciscaner und Dominicaner gerathen, ganz besonders
durch das Privileg derselben, überall Beichte zu hören und Messe zu
lesen. Man kann sie nicht mit Unrecht als die Gensdarmerie und
geistliche Truppe des Pabstthums bezeichnen. Aus dem Volke hervor-
gegangen und durch ihre Einfachheit und Armut das Vertrauen des
Volkes besitzend, pflegten sie die Kunst volksthümlicher Rede, und indem
sie auf ihren Bettelzügen mit dem Volke überall in Berührung kamen,
konnten sie auf dasselbe aufs mächtigste einwirken, und dies geschah aus-
schließlich in der Richtung, die ihnen jedesmal von oben her vorge-
schrieben war. Durch sie bekämpfte das Pabstthum diejenigen Fürsten
und weltlichen oder geistlichen Herren, welche ihm Widerstand zu leisten
wagten, durch sie erhielten Bann und Acht, die so oft um rein weltlicher
Zwecke willen ausgesprochen wurden, erst ihre rechte Wirksamkeit.
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort]]
66
sein Streben mehr auf Aeußeres, als auf innere Besserung gieng. Die
drei Gelübde der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams, welche in
Männer- und Frauenklöstern gleichmäßig übertreten wurden, schärfte
Busch allerdings ein, aber sein Hauptziel war es, im Remter (Speise
saal), im Schla^aal, aus dem Chore, im Gesänge und der Kleidung
strenge Ordnung einzuführen.
Einen zweiten Ausgangspunkt reformatorischer Bestrebungen bil-
detedas Benedictinerkloster Bursfelde an der Weser zwischen Mün-
den und Höxter belegen. Johannes von Nordheim, ursprünglich Abt
zur Clus bei Gandersheim, später in Bursfelde, führte hier eine bessere
Klosterzucht ein. Unter seinem Nachfolger Johann von Hagen wurde
hier eine eigene Verbindung, die Bursfelder Kongregation genannt, ge-
gründet, an der bald mehre hundert Benedictinerklöster, zum Zweck der
gegenseitigen Visitation, Beaufsichtigung und Reformation Antheil
nahmen. Aber auch hier kam es wesentlich nur zu einzelnen Ver-
besserungen im äußerlichen Leben.
Tiefer giengen reformatorische Bestrebungen, welche ihrenursprung
indenniederlanden hatten. Gerhard Groot sammelte in derzweiten
Hälfte des 14ten Jahrhunderts zu Deventer in Holland eine Anzahl
von Freunden und Schülern um sich und bildete daraus eine gewissen
Vorschriften untergegebene Gesellschaft. Ein stilles ehrbares Leben, gegen-
feitige Unterstützung, Andachtsübungen, Arbeiten, namentlich Ab-
schreiben der heiligen Schrift, und Unterricht war der Zweck der Gesell-
schaft. Bald bildeten sich auch an anderen Orten solche Verbindungen
und nannten sich Brüder vom gemeinsamen Leben. Sie legten kein
Klostergelübde ab, lebten aber in Bruderhäusern zusammen, zerfielen
in Priester, Kleriker (Mönche) und Laien, hielten gemeinsame Kasse
und gemeinsamen Tisch und waren nach der verschiedenen Bildung und
Begabung eines jeden für die Anstalt und deren Zwecke thätig. Der
größte Mann, welcher aus dieser Genossenschafthervorgieng,warthomas
von Kempen, gewöhnlich lateinisch Thomas a Kempis genannt, dessen
Buch von der Nachfolge Christi nach der Bibel vielleicht das gelesenfte
Buch der Welt ist. Auch bis in unser Land haben sich ihre Häuser ver-
breitet, und namentlich bestand ein solches in Hildesheim bis zur Zeit
der Reformation, wo es dann inden Besitz von Capuzinermönchen über-
gieng. Auch hier verfehlte ihre Demuth und ungeschminkte Frömmig-
feit ihre Wirkung nicht. Indes läßt sich nicht verkennen, daß auch bei
ihnen der Grundirrthum vorwaltete, daß um fromm sein zu können, man
die Welt fliehen müsse. Der Heldenmut!) des wahren Christen, der
mitten in der Welt, mitten in ihren Leidenschaften und Verführungen,
mitten in ihren Kämpfen um Ehre und Einfluß, um Mein und Dein
seinen Ueberzeugungen getreu bleibt und allein dem Paniere Christi
des Erlösers folgt, konnte in ihrem weltabgeschiedenen Stillleben nicht
gedeihen. Das uns gezeigt zu haben, aus Weltflüchtigen uns zu
Weltsiegern gemacht zu haben, ist das große Verdienst Luthers und sei-
ner Reformation, deren Verfolg wir hier natürlich nicht erzählen können.
Wohl aber mag darauf aufmerksam gemacht werden, wie das von Witten-
berg ausgehende Feuer so rasch alle Gemüther ergreifen konnte. Zuerst
waren es Luthers Schriften, die in ihrer kernigen Kürze und ohne die
Zuthat falscher Gelehrsamkeit allem Volke verständlich waren, so daß
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Personennamen: Johannes Johann_von_Hagen Johann Hagen Gerhard_Groot Thomas_a_Kempis Capuzinermönchen Demuth Christi
Extrahierte Ortsnamen: Männer- Nordheim Gandersheim Bursfelde Deventer Holland Christi Hildesheim Weltflüchtigen Luthers Luthers
78
unsere Fürsten gern, um dort die Freuden des Carnevals zu genießen,
und waren der Stadt liebe und hochgeehrte Gäste. Von dort aus
brachten sie die ersten Anregungen für mancherlei Kunstbestrebungen
mit. Hannover erhielt eine italmnische Oper, eine Musik-Kapelle, die
Anfänge von Kunstsammlungen. Der Herrenhäuser Garten, schon von
Ernst Augusts ihm in der Herrschaft vorangegangenem Bruder Johann
Friedrich angelegt, erhielt unter ihm seine Vollendung namentlich durch
seine noch unübertroffen dastehenden Wasserkünste. Der Fürst, früher
dem Adel und der bürgerlichen Bevölkerung näher stehend, in den
Städten z. B. öfter an den Gastereien der angesehenen Bürger Antheil
nehmend, zog sich vom Volke mehr und mehr zurück, durch die Schranken
der Etikette von ihm getrennt, aber auch in eigener, freier Bewegung
vielfach durch sie gehemmt. Mit den französischen feineren Lebensformen
zog aber auch französische Sittenlosigkeit und namentlich Unkeuschheit
ein; Töchter und Frauen des Adels gaben sich dazu her, der Fürsten
Maitressen zu werden, und wenn, kaum hundert Jahr vorher, Herzog
Heinrich der Jüngere von Braunschweig sein unerlaubtes Verhältnis
zu Eva von Trott mit äußerster Mühe geheim zuhalten suchte, so wur-
den jetzt dergleichen sündhafte Verhältnisse offen zur Schau gestellt. —
Manches geschah auch zur Förderung der Wissenschaften. Schon unter
Johann Friedrich war Leibniz an den hannöverischen Hof gekommen,
ein Mann, der wie kein zweiter jener Zeit alle Gebiete menschlichen
Wissens umfaßte. Ernst Augusts Gemahlin, Sophie von der Pfalz,
eine ebenso kluge und weltkundige, als gelehrte und feingebildete Frau,
nahm mit ihrer Tochter Sophie Charlotte, die fpäter Gemahlin Fried-
richs I, des ersten preußischen Königs, wurde, an seinen Arbeiten leb-
Haft Antheil. Für uns sind davon am interessantesten und noch von
hohem Werthe seine Sammlung von solchen Urkunden und Chroniken,
die sich auf die Geschichte Niedersachsens und seiner Fürsten beziehen.
Die Gründung einer öffentlichen Bibliothek in der Stadt Hannover
hängt damit zusammen.
Unter Ernst Augusts Sohne und Nachfolger Georg Ludwig
sollte der Glanz des Hauses noch höher steigen. Im Jahre 1714 starb
zu Celle söhnelos der letzte Bruder Ernst Augusts, der Herzog Georg
Wilhelm von Lüneburg, und sein Land fiel nun an Georg Ludwig,
der somit vier der wölfischen Theilfürstenthümer (Kalenberg, Göttingen,
Grubenhagen und Lüneburg) wieder in einer Hand vereinigte. Im
Jahre 1719 wurden ihm von den Schweden die beiden Herzogthümer
Bremen und Verden abgetreten. Diese beiden Bisthümer waren
im westfälischen Frieden 1648 nebst anderen deutschen Landestheilen
jener Macht zugesprochen und in weltliche Herzogthümer verwandelt.
Jetzt fielen sie in Folge der unsinnigen Kriege Karls Xii wieder an
einen deutschen Herrscher zurück. Das von Bremen umschlossene Land
Hadeln war schon früher in die Hände der Welfen gekommen. Dieses
Land war eine Besitzung der Herzöge von Sachsen-Lauenburg, deren
letzter 1689 söhnelos starb. In Folge einer Erbverbrüderung wurde
nun der ganze Besitz derselben dem Herzoge Georg Wilhelm zu Theil;
das Herzogthum Lauenburg mußte indes 1815 größtentheils an Däne-
mark abgetreten wsrden.
Von ungleich größerer Bedeutung für unser Land war aber die
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Extrahierte Personennamen: Ernst_Augusts Ernst Augusts Johann
Friedrich Johann Friedrich Heinrich_der_Jüngere_von_Braunschweig Heinrich Eva_von_Trott Johann_Friedrich_war_Leibniz Johann Friedrich Ernst Augusts Sophie_Charlotte Ernst Augusts Georg_Ludwig Ludwig Ernst_Augusts Ernst Augusts Georg
Wilhelm_von_Lüneburg Wilhelm Georg_Ludwig Ludwig Karls Georg_Wilhelm Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Hannover Niedersachsens Hannover Celle Kalenberg Lüneburg Schweden Bremen Karls Sachsen-Lauenburg
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): Jungen
145
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mit Rügen und Stettin, die mecklenburgische Stadt Wismar und die Bistümer Bremen und Verden.
b) Deutschland betreffend.
Staatliche Angelegenheiten:
1) Die Unabhängigkeit der Schweiz und der Niederlande wird anerkannt.
2) Die Rheinpfalz mit der neu geschaffenen achten Kurwürde wird an Friedrichs V. Sohn, den Pfalzgrafen Karl Ludwig, zurückgegeben. Bayern bleibt im Besitz der Oberpfalz.
3) Brandenburg erwirbt den größeren Teil von Hinterpommern und als Entschädigung für das ihm nach Erbrecht zustehende ungeteilte Pommern die Anwartschaft auf das Herzogtum (bisher Erzbistum) Magdeburg und die Bistümer Halberstadt, Minden und Kammin (als weltliche Herzogtümer). Magdeburg fällt 1680 nach dem Tode des Administrators August von Sachsen an Brandenburg.
4) Sachsen erhält die Lausitz.
5) Mecklenburg erhält die säkularisierten Bistümer Schwerin und Ratzeburg.
6) Braunschweig-Lünebnrg erhält die Klöster Walkenried 1 - . und Gröningen und das Recht, abwechselnd mit einem katholischen Bischof im Bistum Osnabrück zu succediereu.
7) Hessen-Kassel erhält die Abtei Hersfeld und sechshundert- V.v tausend Thaler.
Den Reichs ständen wird die volle Landeshoheit zugestanden, das jus pacis et armorum, das Recht der Bundesschließung auch mit dem Ausland außer gegen Kaiser und Reich. — Vernichtung der kaiserliche« Gewalt.
Kirchliche Angelegenheiten:
1) Bestätigung des Passaner Vertrages und Augsburger Religionsfriedens; auch die Reformierten erhalten Religionsfreiheit.
2) Aufhebung des Restitutionsedikts durch Festsetzung des Normaljahres 1624: Katholiken und Evangelische bleiben im Besitz der geistlichen Stifter und Güter, die sie am 1. Jauuar 1624 inne gehabt. Das jus reformandi, das ist die Befugnis, den Unterthanen, die durch das Normaljahr keine freie Religionsübung zugesichert erhalten haben, die Religion vorzuschreiben, bleibt den Landesherren.
Frankreich und Schweden sind Garanten des westfälischen Friedens.
Folgen des dreißigjährigen Krieges:
Durch die entsetzlichen Verwüstungen des Krieges ist der Wohlstand Deutschlands vernichtet, mehr als die Hälfte der Bevölkerung ist untergegangen, die Sitten sind verwildert, der Aberglaube herrscht
Heinze, Geschichte. 10
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs_V. Karl_Ludwig Karl Ludwig August Jauuar
Extrahierte Ortsnamen: Stettin Wismar Deutschland Niederlande Rheinpfalz Friedrichs Brandenburg Hinterpommern Magdeburg Minden Magdeburg Sachsen Brandenburg Sachsen Ratzeburg Bistum_Osnabrück Hessen-Kassel Frankreich Schweden Deutschlands
160
Die Zeiten der Reformation.
bessere Klosterzucht ein. Unter seinem Nachfolger Johann von
Hagen wurde hier eine eigene Verbindung, die Bursfelder Kon-
gregation genannt, gegründet, an der bald mehre hundert Bene-
diktinerklöster, zum Zweck der gegenseitigen Visitation, Beaufsichtigung
und Reformation Antheil nahmen. Aber auch hier kam es wesentlich
nur zu einzelnen Verbesserungen im äußerlichen Leben.
Tiefer gingen resormatorifche Bestrebungen, welche ihren Ur-
sprung in den Niederlanden hatten. Gerhard Groot sammelte in
der zweiten Hälfte des 14. Jahunderts zu Deventer in Holland
eine Anzahl von Freunden und Schülern um sich und bildete daraus
eine gewissen Vorschriften untergegebene Gesellschaft. Ein stilles
ehrbares Leben, gegenseitige Unterstützung, Andachtsübungen, Ar-
beiten, namentlich Abschreiben der heiligen Schrift, und Unterricht
war der Zweck der Gesellschaft. Bald bildeten sich auch an anderen
Orten solche Verbindungen und nannten sich Brüder vom gemein-
samen Leben. Sie legten kein Klostergelübde ab, lebten aber in
Bruderhäusern zusammen, zerfielen in Priester, Kleriker (Mönche)
und Laien, hielten gemeinsame Kasse und gemeinsamen Tisch und
waren nach der verschiedenen Bildung und Begabung eines jeden
für die Anstalt und deren Zwecke thätig. Der größte Mann,
welcher aus dieser Genossenschaft hervorging, war Thomas von
Kempen, gewöhnlich lateinisch Thomas a Kempis genannt, dessen
Buch von der Nachfolge Christi nach der Bibel vielleicht das gelesenste
Buch der Welt ist. Auch bis in unser Land haben sich ihre Häuser
verbreitet, und namentlich bestand ein solches in Hildesheim bis
zur Zeit der Reformation, wo es dann in den Besitz von Kapuziner-
mönchen überging. Auch hier verfehlte ihre Demuth und unge-
schminkte Frömmigkeit ihre Wirkung nicht. Jndeß läßt sich nicht
verkennen, daß auch bei ihnen der Grundirrthum vorwaltete, daß
um fromm sein zu können, man die Welt fliehen müsse. Der
Heldenmuth des wahren Christen, der mitten in der Welt, mitten
in ihren Leidenschaften und Verführungen, mitten in ihren Kämpfen
um Ehre und Einfluß, um Mein und Dein seinen Überzeugungen
getreu bleibt und allein dem Paniere Christi des Erlösers folgt,
konnte in ihrem weltabgeschiedenen Stillleben nicht gedeihen. Das
uns gezeigt zu haben, aus Weltflüchtigen uns zu Weltsiegern
gemacht zu haben, ist das große Verdienst Luthers und seiner Re-
formation, deren Verfolg wir hier natürlich nicht erzählen können.
Wohl aber mag darauf aufmerksam gemacht werden, wie das von
Wittenberg ausgehende Feuer so rasch alle Gemüther ergreifen konnte.
Zuerst waren es Luthers Schriften, die in ihrer kernigen Kürze und
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Extrahierte Personennamen: Johann_von
Hagen Johann Hagen Gerhard_Groot Thomas_von
Kempen Thomas_a_Kempis Demuth Christi
Extrahierte Ortsnamen: Niederlanden Deventer Holland Christi Hildesheim Wittenberg