Asien — Tibet.
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zipfligen Hügel Putula oder Buddha la, d. h. Buddhaberg. Das Hauptgebäude,
worin das Idol Buddhas oder (wie er auf mongolisch heißt) des Schiga Muni prangt,
soll 120 in. hoch sein und trägt ein vergoldetes weithin strahlendes Dach. Reizende
Anlagen verschönern die Gegend, ein Cedern- und Cypreffeuhain, Blumengärten und
Fischteiche. Putula liegt unfern der von Weingärten und von Bänmen umgebenen
Hauptstadt Hlassa^), die 80000 E. zählt und jährlich von einer Menge Wallfahrer
aus allen Gegenden ringsum und weit aus China her besucht wird. Ein besonderer
Theil der Stadt ist aus dem Heerlager der unter einem Mandschn-Befehlshaber stehen-
den chinesischen Truppen einstanden. In und um Hlassa, das tibetanische Rom voll
Klöster und glänzender Paläste, zählen die Mönche nach Tausenden (mau rechnet 18000);
die chinesische Geographie (herausgegeben von Klaproth) zählt im ganzen L0000klöster,
deren Insassen auf Kosten des Landes ernährt werden müsseu; Taschilhünpo ist nur
von Lamas**) bewohnt, die' Laien wohnen in der V2 Stunde entfernten Stadt Di-
gartschi, die auch der Sitz eines Gyalpo ist. Manche Klöster haben den Umfang
von Ortschaften, bestehend aus Straßen mit vieleu Häusern oder Zellen, überragt vom
Tempel inmitten des Orts; meist liegen sie auf Hügeln. Ein ähnliches Misverhältuis
zwischen Klerus und Laienbevölkernng findet sich auch in Westtibet: in Ladäf ist nach
einer Schätzung jeder 13. Mann ein Lama; in Spiti, einem kleinen jetzt brittischen
Distrikt, ergab eine genaue Zählung ein Verhältnis von 1 : 7.***)
Das Buddhathum stammt aus dem Hindnlande und wurde durch eine nepalesische
Prinzessin, die im Jahr 632 nach Christus einen König in Tibet heiratete und Priester
ihres Glaubens mitnahm, über das Himalaya-Gebirg hieher verpflanzt. Es rührt
von einem indischen Reformator her, der im 6. Jahrhundert vor Christus den Göttern
des Bramanismus fammt dem Kastenwesen untreu ward und echte Menschenbeglückung
zu verkünden glaubte. Er war ein Schwärmer, ein Fürstensohu ans dem Hanse der
Schal yas vom Stamme Gotcuria, sein Name Siddharta. Von Brammen
unterrichtet, gerieth er früh in phantastisches Grübeln über das Elend auf Erden, über
den Zweck unsers Daseins. Die Weltgenüsse befriedigten ihn nicht mehr; Fasten, be-
schauliches Leben, Selbstpeinigungen zogen ihn an. Er verläßt Vater und Familie,
waudert unerkannt umher, lebt von Almosen, hüllt sich in ein gelbes Leichentuch und
strebt nach der höchsten Weisheit, er will Buddha werden, d. h. ein Weiser, der selig
Unsterbliche. Endlich gelangt er zu der Ueberzeuguug: der Mensch soll sich frei
macheu, nicht bloß von Begierden und Leidenschaften, sondern von aller aufs
Irdische gerichteten Thätigkeit; denn alles ist eitel, alle Wirklichkeit Schaum und
Schein. Was wir für Leben halten, ist nicht wahres Leben. Das Höchste, was
zu erreichen, ist ein unbeschreiblich seliger Zustand, wo kein Athem weht, ein
Zustand des Nichtseins, der ewigen Ruhe: das Nirvana. Der Mensch kann
*) Nach gewöhnlicher Schreibung; aus hla „Gott" und sa „Stätte, Land."
Schlagintweit: „Lü.sa."
**) Denn dem Volk ist jeder Mönch ein Lama.
* ) In Breslau ist (nach Schulte) der 368., in Trier der 140., in Köln der
126. katholische Mensch ein Priester; in Westfalen kam in den letzten Jahren auf 40
Menschen ein Priester oder eine Nonne; in Münster ist jede 20., in Paderborn jede
10. Persou geistlich. — Noviziat, Tonsur, Haarabschneiden der Nonnen, Weihwasser,
Räucherung :c. findet sich sowohl in den christlichen, wie in den buddhistischen Klöstern;
nur ist in letzteren das Gelübde der Ehelosigkeit nicht auf Lebenszeit bindend.
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