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1. Lehrbuch der Geschichte des preußischen Staates für Schulen und den Selbstunterricht - S. 56

1826 - Erfurt : Müller
56 Gegenwart Institutionen aus dem Mittelalter theils herbeigewünscht, theils sogar angepriesen worden sind. Freilich haben sie uns auch Sitten, Tracht und Sprache jener Zeit in den Kauf geben wollen, aber dabei nicht bedacht, daß grade dieß einer von den .gefährlichen Rückschritten sei gegen welche sie bei jedem Versuche predigen, wenn ein weiser Fürst sich aufmacht, um das von den Stürmen gewaltiger Zeit aus ihrem Gleise ge» worfene Geschlecht auf den in der Geschichte des Weltlebens deutlich vorgezeichneten Pfad zur vollende- ten Gesittung zurückzuleiten. Eben so verkehrt aber ist es auch anderseits, der damaligen Zeit und den fürstlichen Lenkern derselben darum alle Ehre nehmen zu wollen, weil in jener und unter diesen Dinge sich ereigneten, die unserm Zeit- alter allerdings ein Gräuel sein muffen. Die da- maligen Hepenprocesse in der Mark können uns nur an die zu jener Zeit allgemeinen Vorstellungen von dem unmittelbaren Einflüsse des Teufels und an- drer böser Geister auf die Menschen wie auf die ir- dischen Dinge überhaupt erinnern, nur an Luthers Lehr' und Beispiel hinsichtlich der Nothwendigkeit des Kampfes mit dem Teufel, endlich 'an den Glauben der Protestanten, daß an der Spitze aller Teufelei der Papst stehe und das Evangelium durch Hollen- macht zu stürzen suche: — um die allgemeine Jagd der Theologen, Medickner und Juristen auf den Sa- tan und dessen Gelichrer natürlich zu finden, das ein- gefangene Wild (Zauberer und Hexen) unter den Mar, tern des Exorcismus, der Wunderkuren und des Schei- terhaufens zu bedauern, aber keineswegs dessen Pei- niger zu verdammen, die nicht anders thatcn als wie sie wußten und nach den Begriffen ihrer Zeit es für recht und pflichtgemäß hielten. Gleicherweise verhält es sich mit dem Verfahren gegen Straßenrauber und Mordbrenner, wovon Kur- fürst Joachims Regierung ein merkwürdiges Bei- spiel aufzuweisen hat in dem bekannten Hans Kohl- hase, der, von einem sächsischen Junker betrogen, selbst mit des Kurfürsten Unterstützung von Sekten der Rcgicrrlng Sachsens kein Recht erlangen konnte, darauf dem Kurfürsten von Sachsen förmlich, nach

2. Lehrbuch der Geschichte des preußischen Staates für Schulen und den Selbstunterricht - S. 60

1826 - Erfurt : Müller
reg. v. 1571 bis 15.98 I 60 Zeit, am wenigsten eine gleich der unsrigen bewegte, sich durchgängig erwehren kann. Kurfürst Joachim Ii. starb 157» zu Köpenkk. Er ward in der von ihm zur Kathedrale erhobenen Kirche des Schwarz-Mönchsklosters zu Berlin bei- gesctzt, wohin er das kurfürstliche Erbbegrabniß ver- legen und die Leichname seines Großvaters und sei- nes Vaters von Lehnin hatte bringen lassen. — Zehn Tage spater folgte ihm sein tyatiger, sparsamer und in wahrhaft fürstlichem Sinne selbstständig regierender Bruder, Markgraf Johann, ins Grab. Da dieser keine Leibeßerben hinterließ, so siel die Neumark zugleich mit dem Kurfürstenthum an seinen Neffen und Zögling, Johann Georg, ältesten Sohn Joachims Ii. Kurfürst Johann Georg gelangte im 46. Le- bensjahre, also im reiferen Mannesalter, zur Regie- rung. Von seinem biederen Oheim in dessen strengen Grundsätzen erzogen, wissenschaftlich gebildet und wohl- bekannt mit den Gebrechen, an welchen sein Land litt, gab er seinen Nachfolgern ein von mehreren derselben nicht unbeachtet gebliebenes Beispiel von der Weise, in welcher ein Fürst die Regierung eines Landes be- ginnen muß, das sich in Folge vorhergcgangener Um- stände erschöpft befindet und, eines entscheidenden Zeitpunktes gewärtig, seine Hilfsquellen zusanimenhal- ten muß. ' Sein Vater hatte manche schöne Saat für die Zukunft mit Aufopferung eines Theils vom eignen und vom Vermögen seiner Unterthanen gesaet; doch die zum Wohl des Landes gegründeten Institutionen waren noch zu neu, um sich selbst erhalten oder gar Aus- beute geben zu können: — das Land hatte eine Schuldenlast zu tragen, die schwerlich zu venneiden, wohl aber zu verringern gewesen wäre, wenn Kurfürst Joachim die Kunst einer weisen Sparsamkeit ver- standen und die Finanzoperationen nicht Günstlingen überlassen hatte. Kurfürst Johann Georg begann demnach durch Ordnung und Sparsamkeit Land und Volk zu kräfti- gen. Die Hofhaltung wurde aus die strengste Noth»

3. Lehrbuch der Geschichte des preußischen Staates für Schulen und den Selbstunterricht - S. 116

1826 - Erfurt : Müller
fordert wurden mußte das Wort schweigen wie billig. 1649 Die Belehnung über Preußen ward demnach mit Vortheil, jedoch nicht ohne bedeutende Geldspen- den gewonnen. Die Bestätigung der früheren Frei- heiten des Herzogthums, die freie Haltung des refoc- mirten Gottesdienstes und einige Annehmlichkeiten beim Belehnungsakte waren das Ecgebniß, gewonnen durch des Kurfürsten Mitwirkung zur Wahl des Prinzen Johann Kasimir und durch eine Spende von 200,000 Gulden. Schwieriger und weitlauftiger zeigten sich die Umstande bei der immer noch streitigen Erbschaftssache von Jülich-Kleve, deren Erledigung, ihres frühe- ren Ursprungs wegen, der Friedens-Kongreß adge. lehnt hatte. Durch mehrere Vergleiche war Einzel- nes im Besitzstände verändert worden, die Hauptsache jedoch unentschieden geblieben. Jndeß gab der blinde Verfolgungseifer des katholischen Herzogs von Pfalz- Neu bürg, bald nach dem Schluffe der Verhandlun- gen zu Münster und Osnabrück, dem Kurfürsten einen erwünschten Anlaß, auch hier einen Theil sei- ner Truppen zur Verpflegung wie zur Aufrechthal- tung des landesherrlichen Ansehens unterzubringen. Er erklärte sich nämlich in einem sehr nachdrücklichen 1651 Manifeste zum Beschützer der dortigen Protestanten, und rückte, mit einer Macht von Schwadronen und 86 Fußkompagnien unter Anführung des Gene- rals Spar re, in die Rheinlands, wo zwar des Kai- sers Bemühung den Ausbruch offener Feindseligkeit verhinderte, die gegenseitige Erbitterung aber, vor-,, züglick durch die Schuld der Umtriebe des Herzogs , von Neuburg, stets höher stieg, wie eifrig auch die j vom Reichsoberhaupt ernannte Kommission von Für- : sten und Bischöfen einen festen Vergleich zu bewirken 1 strebte. - Aug. Jndeß hatte Schwedens durch den Frieden zu , l645 Bromsebrö und den westpha lisch en Frieden , entscheidend gewordene Ucbermacht im Norden einen , neuen Zuwachs erhalten. Der Königin Christine, , die in einem Anfalle von weiblicher Sonderbarkeitj die Krone 'niedcrgelegt hatte, war Karl Gustav,.,

4. Lehrbuch der Geschichte des preußischen Staates für Schulen und den Selbstunterricht - S. 121

1826 - Erfurt : Müller
12 l 6000 Mann Hr'lfstruppen gegen Schweden zu stellen versprach, dagegen die Bestätigung der Souve- rainetät Preußens für sich und seine Erben mit der Bedingung empfing, daß nach dem Aussterben seines Mannsstammes das Herzogthum als polnisches Lehn an die brandenburg-fränkische Linie fallen, das Heimfallsrecht Polens aber erst nach dem Erlöschen dieser in Kraft treten solle. Als Entschädigung für Ermeland erhielt er die Herrschaften Lauenburg und Bütow, die, nach Herzog B ogislav's Xiv. l657 Lode, König W lad islav Iv. als cröffnete pol- nische Lehne von Pommern eingezogen hatte; für die Kriegskosten wurden von Polen die Kastellanei D ra- tz eim und die Stadt Elbing verpfändet; aus letz- terer mußten kndeß die Schweden erst verjagt werden. Die veränderte Stellung des Kurfürsten, (als fouverainer Herzog) zu seinen preußischen Unter- ttzanen, machte allerdings den einberufenen Landtag wichtig; auch war es eine schwierige Aufgabe, die nöthigen Steuern von dem neuerdings erschöpften und theilweise verheerten Lande aufzubringen. Allein dem Kurfürsten lag jetzt, da sein eigentliches Ziel in der Hauptsache erreicht war, di? Demüthigung der Schwe- den und deren mögliche Vertreibung aus Pommern am nächsten. Er suchte daher die Landstände in un- bestimmten Ausdrücken über die Souverainetät und deren Folgen zu beruhigen, ernannte den polnischen »5. Oct. Fürsten Bogislav Rad zivil!, einen mildgesinn- »657 ten und beliebten Herrn, zum Statthalter in Preußen und widmete seine ganze Aufmerksamkeit der Kriegs- angelegenheit. Es wurden die Truvpen neuerdings auf den Punk- ten vermehrt, wo ein Angriff des Schwedenkönigs zu fürchten oder der glückliche Erfolg eines Einbruchs in dessen Lande zu hoffen war (in Brandenburg, Pom- mern und Preußen); auch schloß der Kurfürst Bünd- nisse mit Fremdmächten. Wohl empfand dieser Fürst das Gefahrvoll? seiner eignen Lage wie der Absichren Karl Gustavs zu gut, um nicht des Königs thä- tigster Gegner zu sein. Anders aber betrachteten der Kaiser und die Seemächte diese Angelegenheit; ihnen besonders ersterem, war des Kurfürsten sichtliches Stre-

5. Lehrbuch der Geschichte des preußischen Staates für Schulen und den Selbstunterricht - S. 149

1826 - Erfurt : Müller
149 rühmten Cansteinischen Kibeldruckerei re. vereinigt. Als König gründete er das Friedrichs - Collegium, eine Gelehrtenschule zu Frankfurt, das reformirte Gymna- sium zu Halle, und bestätigte die vom Domkapitel zu Brandenburg errichtete Nitterakademie für den mittelmarkifchcn Adel. Um die weitere Fortbildung Einzelner und die Verbreitung wie den Austausch höherer wissenschaftlicher Ideen zu fördern, ward unter der Leitung des berühmten L e i b n i tz die Societat der Wisienschaften in Berlin gestiftet , und es bleibt ein höchst charakteristisches Zeichen, daß in der königlichen Stiftungsurkunde die Erhaltung deutscher Sprache in ihrer anständigen Rei- nig keit als ein Thcil des Zweckes, — deutsche Gesinnung als erforderliche Eigenschaft der Mit- glieder vorkommt. Auch die Kunst erhielt vom Könige ihr Recht. Eine Kunstakademie für Maler und Bildhauer ward gestiftet, jungen Künstlern Unterstützung zur Reise nach Italien gegeben, manches alterthümliche Werk griechischer oder römischer Kunst angekauft. Für An, dreas Schlüters Werth als Baumeister und Bild- hauer spricht das herrliche Zeughaus in der Haupt- stadt, ein Flügel des dortigen Schlosses und vor al- lem das mächtige Standbild des großen Kurfürsten auf' der langen Brücke in Berlin. — Die Tonkunst fand eine vorzügliche Pflege in der Kapelle der Kö- nigin; tief dagegen stand noch das Schauspiel: — es war die Blüthenzeit des Bühnen-Hanswurstes in weltlicher und geistlicher Gestalt. Der spanische Erbfolgekrieg gab bald nach Erlan, gung der Königswürde Friedrich I. einen Anlaß, sich in den Angelegenheiten Europa's geltend zu machen. Wahrend Ludwig Xiv. einen der ersten deutschen Fürsten des Reichs, den Kurfürsten Maximilian Ii. von Baiern, als Bundsgenossen gewann, und dieser auf solche Weise der Welt ein auffallendes Zeichen der wachsenden Verwesung des deutschen Staatskör- pers gab, schloß der König sich gegen den allgemei- nen Feind jenem Bund an, den unter dem Namen der Allianz im Haag der Kaiser mit England und Holland kurz vorher zu Eroberung der spanischen 1704 1700 1696 20. Zan. 1702 7. Sept. 17 01

6. Lehrbuch der Geschichte des preußischen Staates für Schulen und den Selbstunterricht - S. 156

1826 - Erfurt : Müller
einst so gewaltigen- Rekchsoberhaupts. Bakern hatte durch seinen Uebertritt zur Sache Frankreichs ein ge- fährliches Beispiel gegeben; zwei mächtige Kurfür- sten, Brandenburg und Sachsen, trugen bereits fremde Kronen, ein dritter, Hannover, war im Begriff Englands verwaiseten Thron zu besteigen. Nicht wahrscheinlich erschien es bei allen dreien, daß ihrer Kronen Interesse stets das ihrer Kurhüthe sein möchte, und wenn auch eine nachtheilige Rückwirkung auf das nun untergeordnete Verhältniß zum Reiche nicht grade unzweifelhaft war, so lag es doch zu Tage, daß solch zwiespältiges Wesen dem Reichsverbande nimmer frommen könne, Deutschland aber der Theil- nähme an den Fremdhandeln jener Machte fortan ver- fallen sey. Wo alles schlaff geworden ist, da kann nur ernste Zucht die Sehnen wieder anspannen, eine gleichför- mige und streng durchgeführte Lebensordnung die mat- ten Geister starken zu neuer Rüstigkeit, die unerbitt- liche Regel das phantastische Fieberspiel bannen und bändigen. Die wahre Zucht aber, für den Einzelnen wie für die Masse, ist stets auf den Grundsatz der Ordnung und Gerechtigkeit gebaut und geht v'on einer anerkannt höheren Würde und Würdigkeit aus. Je- des andre auf Unordnung, Anmaßung und Rechtlosig- keit fußende Unterordnen ist Zwingherrschaft; diese wird von aller Welt verabscheut und augenblicklich zu vertilgen gesucht, sobald irgend ein Anlaß dazu sich darbietet. Es ist demnach König Friedrich W i l h e lm s I. unsterbliches Verdienst, daß er die kaum geborne und noch mit dem Wiegenglan; umhüllte preußische Mo- narchie gleich einem eben entwöhnten Knaben in seine strenge Zucht genommen, ihr den Körper gestählt und ringfertig gemacht hat in der Weise Herzog Leo- polds von Dessau, seines ernsten Waffenmeisters, damit si'in Nachfolger den weiteren Erziehungsweg bereitet fände. Wenn des -Lten Jahrhunderts letzte Hälfte uns das Vaterland darstellt als ein Bau- werk von fester streng geregelter Form, würdig vollen- det und mit allem geziert, was Kunst und Wissen- schaft, der Macht, dem Ruhme wie dem Reichthume

7. Lehrbuch der Geschichte des preußischen Staates für Schulen und den Selbstunterricht - S. 109

1826 - Erfurt : Müller
sten und Kurprinzen wie des Strebens nach der Kur- würde angeklagt worden. Forscht man aber dem al- len gründlich nach, prüft die Umstände und die Ge- staltung der damaligen Zeit, und erwägt endlich die Schwierigkeit, allen den Verwickelungen zu begegnen, die sich in jenen Tagen allgemeines Zwiespalts in Grundsätzen, Ansichten und Handlungen aussprachen, so lösen jene Beschuldigungen sich von selbst in Er- zeugnisse des Partheihasses gegen einen Katholiken auf, der, an die Spitze der Angelegenheiten, eines evange- lischen Staats gestellt, seine vielleicht aus strenger Ueberzeugung hervorgegangne Anhänglichkeit an das System des österreichisch-deutschen Kaiserthumes, den Planen Schwedens auf eine für diese Macht hem- mende Weise und um so kräftiger entgegen wirken lief, als ihm< dem allmächtigen Günstlinge seines Gebieters, die Wahl der Mittel zur Erhaltung Bran- denburgs vollkommen frei stand. Nach Abzug des- jenigen, dem Urkunden und die sorgfältigste Verglei- chung der öffentlichen Handlungen des Grafen wider- sprechen, dürfte seine Schuld sich darauf zurückfüh- ren lassen, daß er, von Religionsvorurtheilen befan- gen, die politische Seite der Reformation nicht klar erkannt und zum Vortheil seines Herrn benutzt, sich also in der Wahl der Mittel vergriffen, das Schwan- ken des Kurfürsten veranlaßt, und die Vermehrung und Sicherung des eignen Wohles dem des Landes vorgezogen habe. Wie so oft im Welt- und Privat- leben, machte der Ausgang auch seine Weisheit zur Thorheit; anders aber würde ein anderer Erfolg das Urtheil gestaltet haben. Urkundlich steht es fest, daß Graf Adam von Schwarzenberg ein gewandter und kenntnißreicher Minister, ein thatiger und tüch- tiger Arbeiter, und viel zu bekannt mit den Verhält- nissen der Kur zum Reiche wie mit den unter kaiser- licher Bürgschaft stehenden Erbverträgen des Hauses Brandenburg mit andern Reichsfürsten gewesen ist, um aller Vernunft zum Trotz auf den Gedanken an die Erlangung der Kurwürde zu gerathen. Eben so falsch wie dr'eß und sein Einverständniß mit deü An- führern der dem Kaiser eidlich' verpflichteten Be- satzungtruppen, ist die Sage von seiner Verhaftung

8. Lehrbuch der Geschichte des preußischen Staates für Schulen und den Selbstunterricht - S. 118

1826 - Erfurt : Müller
i*8 schling die Thors, und Johann Kasimir flüchtete nach Schlesien. Der Krieg schien beendet, fast eh' er begonnen hatte. Um das Verschmähen seiner Genossenschaft zu rächen, kehrte der siegreiche Schwedenkönig seine Waf- fen gegen den Kurfürsten. Diesem war von allen Bundesgenossen und Freunden, deren Eifersucht Karl Gustavs leichter Sieg allerdings rege gemacht und theilweise zu Erklärungen und Rüstungen gegen ihn veranlaßt hatte, bisher nichts als Verheißung und leeres Wortwerk geworden; niemand regte sich ihm bekzustehn. Sein zu Marienburg mit den pol- nisch-preußischen Städten geschlossenes Bündniß war, der schwedischen Macht gegenüber, wenig mehr als eine Formel, das eigne Heer noch schwach, obgleich er kur; vorher einen tüchtigen Zögling des dreißigjäh- rigen Kriegs, den General-Feldwachmeister Derff- linger, als Bildner seiner Reiterei, gewonnen hatte. Weit entfernt jedoch sich im ersten Anlaufe dem Feind in die Arme zu werfen, zog er was von Truppen zur Hand war in Preußen zusammen und harrte wei- terer Entwickelung. Mittlerweile hatte Karl Gustav die Lage der Dinge mit klarem Aug' überschaut, und suchte nun, der Freundschaft des Kurfürsten noch immer bedürf- tig, durch einen raschen Schritt sich derselben zu ver- sichern. Die brandenburgischen, dem König an die Gränze entgegengeschickten Botschafter, wurden stolz empfangen und mit dem Bescheide zurückgeschickt, daß in Königsberg der Vertrag vorgelegt werden solle. Den Boten folgte der König rasch mit dem Heere; gleich- zeitig brach der schwedische General de la Gardie von Lithauen her ein: was von den Brandenburgern nicht auf der Vorpostenlinie gefangen oder getödtet wurde zog sich übereilt nach Königsberg zurück. Der Kurfürst befand sich dort ekngeschlossen, ohne Aus- sicht auf die Möglichkeit eigner oder fremder Hilfe. Demnach erzwang die Roth den Vertrag von Kö- 17. Jan. nigsberg, 'aut welchem der Kurfürst das Herzog- »656 ihum von der Krone Schweden zu Lehn nehmen, sich zur Stellung eines Hilfsheeres, zur freien Aufnahme schwedischer Kriegsvölker zu Wasser und zu Lande im

9. Weltkunde - S. 114

1886 - Hannover : Helwing
114 Großen; Reichsverordnungen oder Kapitularien. Die alten Herzog- tümer mit ihren Volksherzögen an der Spitze, die zu sehr au die Selbständigkeit der einzelnen Stämme erinnerten, waren aufgelöst. Dafür traten die Gaugrafen als kaiserliche Ver- walter, Richter und Heerführer auf. Zn den Grenzländern waren Markgrafen, in den Pfalzen Pfalzgrafen, auf Domänen Kammerboten. Die Sendgrafen revidierten. — Alle Freien mußten dem Kriegsaufgebote folgen; sie bildeten den Heerbann. Karl sorgte für das Wohl seines Reiches. Um den Handel zu fördern, wollte er schon den Rhein-Donau-Kanal anlegen. Er verbesserte den Acker- und Obstbau, richtete gute Schulen ein (Klosterschulen, Hof- schulen), berief tüchtige Lehrer, ließ gute Bücher abschreiben und eine deutsche Grammatik verfassen, sammelte deutsche Lieder und gab den Monaten deutsche Namen. Er stiftete eine Reihe von Bistümern: Münster, Minden, Osnabrück, Verden, Bremen, Paderborn, Halberstadt und Elze, welches später nach Hildesheim verlegt ist. Er sorgte für Ansehen und Unterhalt der Geistlichen, hielt aber auch strenge auf Pflichterfüllung. Die Zahl der Kirchen wuchs. In ihrer Nähe siedelten sich Kaufleute an. Auch nahmen die Jahrmärkte ihren Anfang. 3. Karls Persönlichkeit. Karl war groß (7 seiner eigenen Fußlängen) und kräftig. Zn seiner Lebensweise war er schlicht. Gewöhnlich trug er nur Kleidung von Leinen und Tuch; bei feierlichen Gelegenheiten erschien er jedoch in vollem Kaiser- schmucke. Das Schwert hatte er stets an der Seite. Er war der beste Fechter, Schwimmer und Reiter unter den Franken. Sein Auge leuchtete den Dürftigen mild, den Schuldigen furchtbar. Er war den ganzen Tag thätig, schlief wenig, lernte im Alter noch schreiben und ging täglich zweimal zur Kirche. Eine feste Residenz hatte er nicht, sondern zog im Lande umher und wohnte auf seinen Pfalzen. Am liebsten weilte er jedoch in Aachen. Hier starb er auch 814 im Alter von 72 Jahren und fand im Dome seine Ruhestätte. § 33. Karls Nachfolger. Karls Sohn Ludwig (814 bis 840) erhielt den Beinamen „der Fromme", weil er der Kirche besonders zugethan (nochmalige Salbung, mönchisches Leben am Hofe, Mission nach Norden von Corvey und Hamburg aus, Ansgarius rc.), und weil er schwach und gutmütig war (schwache Reichsleitung, Weggeben von Zollfreiheiten und freien Gerichtsbarkeiten, übertriebene Nachsicht gegen die Lehensträger, die ihre Lehen bereits als erblich ansahen, mehrmalige Teilung des Reichs unter seine Söhne, deren Empörungen rc.) — Nach seinem Tode kriegten die Söhne um die Erbschaft und teilten sie im Vertrage zu Verdun 843. l. Lothar erhielt als Kaiser Italien, Lothringen, Burgund und Fries- land; 2. Ludwig der Deutsche Deutschland bis an den Rhein und jenseit noch Mainz, Speyer, Worms; 3. Karl der Kahle das jetzige Frankreich und Spanien bis zum Ebro. — Es ist nun folgendes zu merken: 1. Frankreich und Deutschland waren von nun an geschieden. Diejenigen Franken, welche sich in Gallien festgesetzt hatten, vermischten sich mit den Galliern oder Kelten, deren Nationalität die deutsche verdrängte. Aus der fränkischen, keltischen und lateinischen Sprache bildete sich die französische. — 2. Die Kaiserkrone war zuerst in Italien (Lothar), dann in Frankreich (Karl der Kahle), daraus kam sie

10. Weltkunde - S. 140

1874 - Hannover : Helwing
140 Kirche zuerst aus? — 9. Beschreibe den Verlauf der Reformation in Deutschland! — 10. Gieb das Wichtigste über die Reformation außer- halb Deutschlands an! — 11. Welche Kämpfe hatte die Reformation zu bestehen? — 12. Gliedere den dreißigjährigen Krieg! — 13. Wann verloren wir Metz, wann den Elsaß? — 14. Welche Gebietsver- änderungen erfolgten im westfälischen Frieden? — 15. Wodurch ist der Nürnberger Neligionsfrieden und der westfälische Frieden für die Pro- testanten wichtig? — 16. Was geschah genau 100 Jahre vor Gustav Adolfs Landung? — 17. Was ist erzählt: a) von Frankreich, b) von Schweden, c) von England, d) von den Niederlanden, e) von Irland? — 18. Welche Erfindungen und Entdeckungen fallen in diese Zeit? — 19. Beschreibe Gustav Adolf's Zug durch Deutschland! — 20. Welches war die Ursache: a) des Bauernkrieges, b) des dreißigjährigen Krieges überhaupt und insbesondere des böhmisch-pfälzischen und des nieder- sächsisch-dänischen Krieges? — 21. Was ist das Nestitutionsedikt? — 22. Welches ist der Zweck des Jesuitenordens? — 23. Weshalb mischte sich Gustav Adolf in den dreißigjährigen Krieg? Und weshalb thaten dies die Franzosen? — 24. Was sind Landsknechte? — 25. Wodurch ist Luther der Gründer einer gemeinschaftlichen Sprache für alle deutschen Stämme geworden? Welche seiner Schriften sind dir bekannt? — 26. Weshalb blieb das deutsche Volk nach dem 30jährigen Kriege noch lebensfähig? 5. Naümülgeschichte. a) S inken der Habsburgischen Monarchie, Preußens Emporwachsen. 1648 — 1740. Z. 68. Das sog. Jahrhundert Ludwigs Xiv. Unter Ludwig Xiii. (Kardinal Richelieu) und Ludwig Xiv. (1643 — 1715) gewann Frankreich das Uebergewicht über die andern Staaten in Europa. Der letztere (schlau, herrschsüchtig und prachtliebend) besiegte die trotzigen großen Vasallen, die nun Hof- leute und Officiere wurden; er unterdrückte die Hugenotten (Auf- hebung des Edikts von Nantes) und begründete die unumschränkte Königsmacht („Der Staat bin Ich"). Handel, Gewerbe, Künste und Wissenschaften nahmen während seiner glanzvollen Negierung einen hohen Aufschwung, obwohl das Land verarmte. Französische Sprache, Bildung, Mode und Leichtfertigkeit in Sitte und Religion wurde in ganz Europa (auch leider durch das Beispiel der Fürsten in Deutschland) herrschend. Die einzelnen Regenten suchten Ludwigs Negierungsweise nachzumachen, wodurch die Unterthanen gedrückt und belastet wurden. In Deutschland nahm Einheit und Einig- keit immer mehr ab; die kaiserliche Macht galt nichts mehr, denn nicht nur waren die Kaiser (Ferdinand Iii. 1637 — 57, Leopold I. 1657 — 1705, Joseph I. 1705 — 11) schwach, sondern sie waren auch bei allen wichtigen Angelegenheiten an die einhellige Zu-
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