Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Geschichte Sachsens und seiner Fürsten - S. 62

1855 - Dresden : Meinhold
stadt Wurzen selbst besetzen. Zum Schutz seiner Gerechtsame versam- melte Herzog Moritz bald ein kleines Heer, und schon stand er den Truppen seines Vetters schlagfertig gegenüber, als noch in der letzten Stunde Philipp von Hessen, den auch ein Abmahnungsschreiben Luthers unterstützte, den Frieden dahin vermittelte (10. April 1542), daß die Schutzgerechtigkeit beider Fürsten über das Bisthum Meißen und Alles, was dazu gehörte, abermals anerkannt und nur die Moda- lität naher bestimmt ward. Weil diese unblutige Fehde aber gerade zu Ostern geschlichtet ward, so nannte der Volkswitz dieselbe den Fladenkrieg. Hatte nun auch anscheinend zwar eine Aussöhnung zwischen den beiden so nahe verwandten Fürsten stattgefunden, so sah der staatskluge Moritz doch ein, daß sein starrsinniger Vetter für ihn kein Bundesgenosse sei, er nahm daher auch keinen thätigen Antheil an dem von diesem und Landgraf Philipp von Hessen gegen den wilden Herzog Heinrich den jüngern von Braunschweig, der die Städte Goslar und Braun- schweig wegen ihrer Theilnahme am schmalkaldischen Bunde auf das Härteste drückte, unternommenen Feldzug. Derselbe ward in Zeit von vier Wochen durch die Eroberung des herzoglichen Landes beendigt, der Herzog verjagt, in seinen Besitzungen die Reformation eingeführt und ein vom Reichskammergericht ausgegangener Befehl der Restitu- tion des eroberten Landes an seinen Landeshcrrn durch einen Beschluß des protestantischen Convents zu Schweinfurt (4. December 1542) entschieden abgelehnt. Ein neuer zu Nürnberg (im Januar 1543) abgehaltcner Reichs- tag, auf dem übrigens Churfürst Johann Friedrich nicht erschien, führte abermals zu keinem Resultate, wohl aber gestand der Kaiser im näch- sten Jahre auf dem Reichstage zu Speier (1544) den protestantischen Ständen zu, daß die regensburger Beschlüsse bis zur Erledigung der religiösen Streitpunkte auf einer deutschen Kirchenversammlung in Kraft bleiben sollten, und der Churfürst von Sachsen ließ sich dadurch auch bestimmen, die Wahl Ferdinands zum römischen König nunmehr auch ohne Vorbehalt anzuerkennen (11. Mai 1544), wofür ihm der Kaiser auch durch Bestätigung seines Ehevertrags mit Sibylla von Cleve die Nachfolge in den Besitzungen für sich und seine Nachkommen sicherte. Mittlerweile hatte aber Herzog Heinrich von Braunschweig den ' Versuch gemacht, mit bewaffneter Hand sein laut der auf dem Wormser- Reichstage (Juli 154 5) gemachten Capitulation im Namen des Kai-

2. Geschichte Sachsens und seiner Fürsten - S. 78

1855 - Dresden : Meinhold
78 lich für ihn einstellen wollten. Derselbe traute auch ihren Versicher- ungen, begab sich nach Halle (19. Juni) und nachdem er die kaiserliche Capitulationsurkunde unterzeichnet, that er in feierlicher Versammlung Abbitte vor dem Kaiser. Nachdem er in seine Herberge zurückgekehrt war, setzte er sich mit den beiden Churfürsten zur Tafel, allein als er nach Beendigung derselben sich mit Bretspiel unterhalten wollte, ward ihm und diesen von den kaiserlichen Rathen eröffnet, daß er in Haft bleiben müsse. Zwar versuchten Moritz und Joachim sowohl hier wie nachher in Naumburg den Kaiser zur Aenderung dieses Beschlusses zu bewegen, allein vergebens, er drohete ihnen sogar, den Landgrafen mit nach Spanien zu führen, wenn sie noch weitere Schritte thäten. So hatte denn der Kaiser in kurzer Zeit den schmalkaldischen Bund so gut wie vernichtet: die beiden Häupter desselben waren gefangen, ihre Heere aufgelöst und auch die übrigen Mitglieder desselben mußten sich nothgedrungen unterwerfen, nur das alte Magdeburg widerstand noch, ward aber dafür mit der Acht belegt (27. Juli 1547). Unterdessen hatte Moritz auf einem zu Leipzig (15. Juli 1 54 7) versammelten Landtage den Ständen seiner alten und seiner neuerwor- benen Besitzungen eine Rechtfertigung seines Verhaltens gegen seinen Vetter vorgelegt und ihnen versprochen, die evangelische Religion in Allem zu schützen, für Schulen und Universitäten durch Anstellung tüchtiger Lehrer zu sorgen, überhaupt nach bestem Vermögen das Land zu regieren. Jene kamen ihm auch bereitwillig entgegen, als er aber vorschlug, aus ihnen einen beständigen Ausschuß zu errichten, mit dem er sich bei dringenden Angelegenheiten sogleich berathen könne, ver- weigerten sie es, weil sie dadurch die allgemeinen Landtage für gefähr- det hielten. Mittlerweile hatte der neue Reichstag zu Augsburg (1. Septem- der 1547) seinen Anfang genommen, und es war diesem vom Kaiser, der über die Verlegung des Trientiner Concils nach Bologna (11. März 154 7) erbittert war, eine von dem katholischen Bischof von Naumburg Julius Pflugk und dem Brandenburger Theologen Johann Agricola unter Mitwirkung anderer Gottesgelehrten beider Partheien entworfene Glaubenönorm, die unter dem Namen des Augsburger Interims be- kannt ist (Januar 1548), vorgelcgt worden, worin auf Grundlage der schon 1541 verglichenen Artikel den Protestanten der Gebrauch des Kelchs beim Abendmahl und die Priesterehe nebst einigen andern weniger bedeutenden Rechten bis zur Entscheidung des Concils zuge- standen ward.

3. Geschichte Sachsens und seiner Fürsten - S. 97

1855 - Dresden : Meinhold
97 -Kirchenvisitation angeordnet, welche das Land von dem sogenannten ralvinistischen Gifte gänzlich reinigen sollte. Man entwarf dort die sogenannten vier Visitationsartikel, worin die lutherische Lehre vom Abendmahl, der Taufe, der Gnadenwahl und der Person Christi der Concordienformel gemäß scharf festgestellt war, und jeder Geistliche, welcher dieselben nicht unterzeichnen wollte, ward seiner Stelle entsetzt. Man verfuhr also gerade so hart gegen die Andersdenkenden, wie dieß kurz vorher von Crell's Parthei geschehen war, nur mit dem Unter- schiede, daß diese bei ihren Neuerungen die öffentliche Meinung gegen sich gehabt hatte, während jetzt der umgekehrte Fall stattfand, denn so streng man gegen die Calvinisten verfuhr, die Menge war noch nicht zufrieden, sowohl zu Dresden als vorzüglich zu Leipzig fanden bekla- genswerthe Auftritte statt, in Folge deren der Administrator sich ge- nöthigt sah, eine Verordnung ergehen zu lassen (28. August 1593), worin alle die, welche sich Beschimpfungen oder Mißhandlungen der Calvinisten zu Schulden kommen lassen würden, mit der strengsten Strafe bedroht wurden. Unterdeß ward jedoch auch dem in strenger Haft auf dem König- stein gehaltenen Kanzler Crell der Proceß gemacht, allein mit solcher Langsamkeit, daß derselbe erst am 30. Juni 1597 zu einem mündlichen Verhöre über die gegen ihn vorgebrachten Anklagepunkte (Verbreitung ealvinistischer Irrlehren in den sächsischen Landen, Verleitung des Churfürsten zur Theilnahme an dem französischen Kriege und Abzieh- ung desselben vom Hause Habsburg) gebracht werden konnte. Viel- fache Mahnungen des Reichskammergerichts, welches von Crells Gattin um Hilfe angerufen worden war, zur Beschleunigung des Pro- zesses, bewirkten keine Beeiligung, sie verschlimmerten im Gegentheil die Stimmung der Stände und des Administrators gegen Crell, und an dem Tage vorher, wo Letzterer (23. September 1601) sein vor- mundschaftliches Amt niederlegte, ward Crell'n sein Todesurtheil publi- <irt, welches dann auch am 9. Oktober desselben Jahres an ihm auf dem Jüdenhofe zu Dresden vollzogen ward. Betrachten wir die übrige Regierungsthätigkeit Friedrich Wil- helms während der Jahre seiner für Christian Ii. geführten Vormund- schaft, so muß die Nachwelt in das Lob einstimmen, welches ihm sein Mündel bei seiner Rückkehr nach Weimar schriftlich und mündlich er- teilte, daß er nämlich sein Amt mit großer Gewissenhaftigkeit, Un- parteilichkeit (gegen Crell so hart zu verfahren zwang ihn die allge- meine Volksstimme) und Uneigennützigkeit verwaltet und jede Gele- Grüße, Sachsen und seine Regenten. n

4. Geschichte Sachsens und seiner Fürsten - S. 136

1855 - Dresden : Meinhold
130 Endlich nöthigte der Friede zu Fontainebleau zwischen Englands Frankreich und Spanien (3. Novbr. 1762) Friedrich den Großen, der nunmehr ebensowenig auf Englands Unterstützung wie Oesterreich aus die Frankreichs zahlen durfte, auf die ihm wiederholt von dem cdeln Ehurprinzen Friedrich Christian von Sachsen, der das Elend des Landes, welches er einst beherrschen sollte, nicht mehr mit ansehen konnte, im Namen seines Vaters und der Kaiserin gemachten Friedens- vorschläge einzugehen, und so kam denn endlich (15. Febr. 1763) der Friede zu Hubertusburg zu Stande, dem für Oesterreich und Preußen die Bedingungen des Breslauer, für Sachsen und Preußen die des Dresdner Friedens zu Grunde lagen. Noch ward dabei be- stimmt, daß die preußischen Truppen das Land binnen drei Wochen räumen, die sächsischen kriegsgefangenen Soldaten und Artillerie ohne Lösegeld, sowie die noch im Besitze der Preußen befindlichen Festungen zurückgegeben und die rückständigen Contributionsgelder erlassen wer- den sollten. Am 30. April 1763 zog endlich Friedrich August 11. nach sieben- jähriger Abwesenheit wieder in seiner Residenzstadt ein, die freilich noch auf jeder Straße die furchtbarsten Spuren des preußischen Bom- bardements trug. Er war nicht weniger wie sieben Jahre von sei- nem Lande entfernt gewesen und selbst die geringen Erfolge, welcho Brühls Intriguen am Hofe der Elisabeth von Rußland hatten, indem » diese es geschehen ließ, daß die kurischen Stände ihre seit dem Sturze ihres letzten Herzogs Biron (1740) erledigte Herzogskrone Friedrich Augusts drittem Prinzen Carl Christian Joseph (gcb. den 13. Julr 1733) aufsetzten (1758), verschwanden in Nichts, denn Biron kam wieder in den Besitz Kurlands (1763) und sein bisheriger Stellver- treter Karl von Sachsen mußte sehr bald seinem nach Sachsen zurück- gekehrten Vater folgen und sich mit einer feierlichen Protestation gegen seine Absetzung und dem leeren Herzogstitel (ck 16. Juni 1796) be- gnügen. Sachsens Einfluß war aber durch Brühls kriechende Schmei- chelei gegen Rußland auch in Polen selbst so gänzlich vernichtet, daß es der Katharina 11. durchaus keine Mühe kostete, nach Friedrich Au- gusts 11. Tode dort ihren Liebling Stanislaus Poniatowski zum Kö- nig (1764) erwählen zu lassen, da mit Ausnahme des Churfürsten Friedrich Christian, der übrigens sehr bald starb, kein auswärtiger Fürst es der Mühe Werth hielt, sich um dieses Schattenkönigreich zu bewerben. Schon von Warschau aus hatte Friedrich August eine Restan-

5. Geschichte Sachsens und seiner Fürsten - S. 105

1855 - Dresden : Meinhold
105 einstweilen die Markgrafenthümer Ober- und Niederlausitz, unter- pfändlich einzuräumen. Ein vom Kaiser (30. April 1620) an Friedrich V. von der Pfalz erlassenes Abmahnungsschreiben, worin ihm die Acht angekündigt ward, wenn er bis zum 1. Juni 1620 Böhmen nicht herausgeben werde, blieb erfolglos, trotzdem daß derselbe auf die Hilfe der Union, die (3. Juli 1620) einen Waffenstillstand mit der Liga abschloß, nicht mehr rechnen konnte. So konnte Marimilian von Baiern seine ganze Kraft gegen ihn allein entfalten, er eroberte daher sehr bald (August 1620) Oberösterreich, und nachdem der Kaiser abermals in einem Handbrieftein (6. Juni 1620) dem Churfürsten von Sachsen be- theuert, es solle gegen die Religionsfreiheit der Lutheraner und aller Hussiten nichts unternommen werden, rückte auch dieser mit einem Heere in die Oberlausitz (26. August 1620) ein und besetzte diese und Schlesien noch in demselben Jahre, worauf sich die schlesischen Stände durch den sogenannten Dresdner Accord (18. oder 28. Februar 1621) dem Kaiser unterwarfen, nachdem ihnen Johann Georg versprochen, sie im Falle einer Beeinträchtigung ihres Glaubens schützen zu wollen. Nicht lange vorher hatte der glänzende Sieg des Baiernherzogs Marimilian und seines Heerführers Tilly am weißen Berge bei Prag (8. November 1620) der kurzen Regierung des unglücklichen Friedrichs ein schnelles Ende gemacht, derselbe mußte fliehen und irrte von nun an als ein Geächteter unstät von einem Orte zum andern herum, ohne je wieder in den Besitz seiner Erblande kommen zu können, und sein tapferer, aber wilder Bundesgenosse Ernst von Mannsfeld, der sich noch bis ins Jahr 1621 in Böhmen gehalten hatte, mußte end- lich auch hier weichen und zog sich in die Oberpfalz. Jetzt begann aber Kaiser Ferdinand Ii. in Prag sein furchtbares Strafgericht über seine rebellischen Unterthanen, am 11. (21.) Juni 1621 wurden 28 bis dahin in Gefangenschaft gehaltene angebliche Rädelsführer des Aufstandes grausam hingerichtet, am 3. (13.)Decbr. desselben Jahres erschien das kaiserliche Edict, welches alle Prediger und Schullehrer, welche calvinistische Jrrthümer gelehrt oder an den Unruhen Theil genommen hätten, aus dem Lande vertrieb, und auf die Vorstellungen des sächsischen Hofs, doch hierbei die lutherischen Geistlichen auszunehmen, ward keine Rücksicht genommen. Ebenso wenig hörte der Kaiser auf dem Reichstage zu Regens- burg (December 1622) auf die Einreden des chursächsischen und chur- brandenburgischen Gesandten — beide Fürsten waren nicht persönlich

6. Geschichte Sachsens und seiner Fürsten - S. 144

1855 - Dresden : Meinhold
144 nommenen oberlehnsherrlichen Rechte auf die Schönburgischen Receß- herrschasten. Joseph 11. gab indes) seinen Plan, Baiern zu erhalten, noch nicht auf, er bot also dem Churfürsten Karl Theodor an, ihm für Abtretung desselben die Niederlande als ein Königreich Burgund zu überlassen, allein obgleich Letzterer dazu geneigt war, weigerten sich doch die Thron- erben desselben, der nach dem Tode seines einzigen Sohnes Karl (f 21. August 1784) kinderlose Herzog von Zweibrücken, Karl Ii. (geb. den 29. Oktober 1746, f 1. April 1795) und dessen Bruder Maxi- milian Joseph (geb. den 27. Mai 1756, f als König von Baiern am 13. Oetober 1825) entschieden, darauf einzugehen, und da auch der zwischen Friedrich 11., Sachsen und Hannover (23. Juli 1785) geschlossene Fürstenbund zur Aufrechterhaltung der Integrität und Ver- fassung des deutschen Reiches dem Kaiser dabei im Wege war, so ließ er seinen Plan wieder fallen, obgleich dieses Bündniß mit dem Tode seines Stifters, des Königs von Preußen (4 den 17. August 1786), wieder zerfiel. Nach Kaiser Joseph's Ii. Tode (20. Februar 1790) hatte Chur- sürst Friedrich August 111. Gelegenheit, das Reichsvicariat zu führen, undnachder kurzen Regierung Kaiser Leopold's 11.(30. September 1790 — 1. März 1792) verwaltete er dieses Amt nochmals bis zur Wahl Kaisers Franz Ii. (geb. den 12. Februar 1768, f 2* März 1835) zum deutschen Kaiser (5. Juli 1792). Unterdeß waren Leopold Ii. und Friedrich Wilhelm Ii. von Preußen am 25—27. August des Jahres 1791 zu Pillnitz zusammengekom- men, um sich über ein gegen Frankreich, dessen Nationalversammlung durch ihre Dekrete vom 4. August und 2. November 1789 die trac- tatenmäßig verbürgten Rechte vieler deutschen Reichsstände und ihrer Vasallen und Unterthanen in ehemaligen Reichsprovinzen verletzt hatte, zu schließendes Bündniß zu berathen, welches von ihnen auch am 7. Februar 1792 unterschrieben ward. Sachsen war ebenfalls zur Unterzeichnung desselben eingeladen worden, allein Friedrich August ging hierbei ebenso vorsichtig zu Werke, wie bei der Zurückweisung der ihm laut eines Artikels der von Stanislaus August Poniatowski (geb. den 17. Januar 1732, 4 12. Februar 1798), dem letzten pol- nischen Wahlkönig, gegebenen polnischen Constitution (vom 3. Mai 1791) verliehenen Anwartschaft auf die polnische Krone. Während dieser Zeit war jedoch, trotzdem daß das Land eines ungestörten Friedens genoß, die Fürsorge des Churfürsten für dasselbe

7. Geschichte Sachsens und seiner Fürsten - S. 69

1855 - Dresden : Meinhold
69 (4. Juni) die Churwürde und das Erzmarschallamt. Die Stadt Witten- berg ergab sich demnächst in Folge jener Capitulation dem Kaiser. Dieser zog als Sieger in derselben ein, besuchte auch die ehrwürdige Schloß- kirche daselbst, wies aber den ihm am Grabe Luthers gemachten Vor- schlag, die Gebeine desselben als eines Ketzers ausgraben und verbren- nen zu lassen, mit den Worten: ich sühre keinen Krieg mit den Todten, zurück. Der abgesetzte Churfürst endlich, der die treue Stadt noch einmal hatte sehen dürfen, mußte bald von den dort befindlichen Sei- nigen Abschied nehmen und dem Kaiser in die Gefangenschaft in ferne Länder folgen (3. Juni 1 547). So kam die Churwürde an die jüngere Linie des Hauses Wettin und die Söhne des unglücklichen Johann Friedrich, der seitdem der Aeltere genannt wird, Johann Friedrich der Mittlere (geb. 1529), Johann Wilhelm (geb. 1530) und Johann Friedrich der Jüngere (geb. 1 538) waren samt ihren Nachkommen auf jenes kleine Stück Land angewiesen, welches sie laut der Wittenberger Capitulation für den Verlust ihres Erbtheils entschädigen sollte. Ihr vielgeprüfter Vater kehrte nach Abschluß des Passauer Vertrags, von dem später die Rede sein wird, am 1. September 1 5 52 in seine Lande zurück, nach- dem allerdings in den letzten Jahren seine Gefangenschaft bei dem Kaiser, dem er überall folgte, keine eben harte gewesen war. Allerdings flößte der plötzliche Tod Churfürst Moritzens Johann Friedrich, der sich noch geborner Churfürst nannte, auch die Churschwerter im Wap- pen beibehielt, einige Hoffnung auf Wiedererlangung seiner Länder ein, um so mehr als auch die sächsischen Stände auf dem zu Leipzig (im x Aug. 1 5 53) gehaltenen Landtage seine Wiedereinsetzung verlangten, allein der Kaiser unterstützte seine Ansprüche nicht, und daher sah sich Johann Friedrich veranlaßt, mit dem neuen Churfürsten August den besonders durch dessen Schwiegervater, den König von Dänemark, vermittelten Naumburger Vertrag (24. Februar 1554) einzugehen, in welchem ihm von Erstercm der Titel geborener Chursürst bis an seinen Tod und eine bedeutende Entschädigung an Geld (100,000 Gulden) und Besitzungen (die Aemter Sachsenburg, Eisenberg, Altenburg, Lucka u. a. m.) gewährt wurde, er aber dafür sich mit seinen Söhnen ver- bindlich machte, Churfürst August und seine Nachkommen in allen ihren neuerlangtcn Titeln und Würden anzuerkennen und zu achten. Kurz nach Unterzeichnung dieses Vertrags (3. März 1554) ging der hartgeprüfte Dulder, dem schon den 16. October 1553 sein treuer Diener, der berühmte Maler Lucas Cranach, welcher seine Gefangen-

8. Geschichte Sachsens und seiner Fürsten - S. 54

1855 - Dresden : Meinhold
54 hängern hitzig geführt, und Luther, unterstützt von den sächsischen Theologen, flößte dem Churfürsten Johann Mißtrauen gegen die schweizer und hessische reformirte Parthei ein. Das Neligionsgespräch zu Marburg (2. Octbr. 1529), welches beide Theile versöhnen sollte, schlug zum entgegengesetzten Erfolge aus, und dadurch entstand nun jene unselige Spaltung in der protestantischen Kirche, die bis auf die neueste Zeit gewahrt hat und einer der besten Bundesgenossen der alten Kirche im Kampfe gegen dieselbe blieb. Von Seiten Luthers wurden gewisse (17) Artikel aufgesetzt, welche auf Verlangen Churfürst Johann's und Markgraf Georg's von Brandenburg jeder, der sich mit ihnen verbinden wolle, als giltig und bindend anneh- men sollte, und da natürlich die Gegenparthei dieses nicht un- bedingt wollte, so kam weder auf dem Convente zu Schwabach (15. Octbr. 1529), noch auf dem zu Schmalkalden (29. November 1529), noch endlich auf dem zu Nürnberg (6. Januar 1530) eine Einigung zu Stande. Allerdings ist es möglich, daß eine solche nicht mehr so noth- wendig schien, nachdem Karl V., der mittlerweile (24. Febr. 1530) zu Bologna vom Papste zum römischen Kaiser gekrönt worden war, gedrängt von dem Wunsche gegen die Türken, die im Jahre 1529 bis nach Wien vorgedrungen waren, von den deutschen Fürsten Beistand zu erlangen und zugleich die Wahl seines Bruders zum römischen König durchzusetzen, in dem Ausschreiben zu dem den 8. April 1530 zu Augsburg abzuhaltenden Reichstage sehr mild und versöhnend aufgetreten war, indem es darin unter Anderem hieß, cs solle eines Jeden Opinión, Gutdünken und Meinung in Liebe und Gütigkeit gehört und erwogen und Alles, so zu beiden Theilen nicht recht ausgelegt oder abgehandelt, abgethan werden. Churfürst Johann begab sich nun mit seinem Sohne Johann Friedrich in Begleitung von Luther, den er jedoch, um den Kaiser nicht zu reizen, zu Coburg zurückließ, mit Melanchthon und andern Theologen nach Augsburg (2. Mai 1530), und nachdem auch der Kaiser angelangt war (15. Juni) ward der Reichstag den 20. Juni 1530 eröffnet und bereits fünf Tage darauf das von Melanchthon auf Grund der von Luther früher verfaßten (17) Torgauer Artikel ausgearbeitete berühmte (Augsburger) Glaubensbekenntniß in deut- scher Sprache öffentlich verlesen. Es waren darin in 21 Artikeln die Lehre, wie sie im Evangelium enthalten war, und in 7 andern die Mißbräuche der alten Kirche, welche die Protestanten bisher

9. Geschichte Sachsens und seiner Fürsten - S. 86

1855 - Dresden : Meinhold
86 denn auch bis zur Auflösung des deutschen Reiches mit der sächsischen Churwürde vereinigt blieb. Jndeß hatte am 5. Februar des Jahres 1555 ein neuer Reichstag zu Augsburg begonnen und auf diesem ward durch die Bemühungen des Königs Ferdinand, an welchen sich die erbverwandten Häuser Brandenburg, Sachsen und Hessen in dem Abschiede des Naumburger Vertrags (März 1555) gewendet hatten, der berühmte Religionsfriede (21. September) geschlossen, bei dem freilich die Reformirten ausge- schlossen waren und auch sonst noch mancher Keim des Zwiespalts un- geregelt blieb. Bereits am 25. Oktober 1555 übergab Kaiser Karl V. seinem Sohn Philipp die Niederlande, legte dann Len 26. Februar 1556 . die Regierung seiner übrigen Erbländer nieder und trat am 7. Sep- tember 1556 seinem Bruder Ferdinand auch die Verwaltung der deutschen Kaiserwürde ab. Ein von Letzterem zu Worms veranstaltetes neues Religionsgespräch (September bis December 1557) führte zu keinem Resultate, und August, der auf dem Churfürstentage zu Frankfurt (20. Februar 1558) nicht blos für Ferdinands Erwählung zum deut- schen Kaiser, sondern auch für die Ernennung seines Sohnes Marimi- lian, der dem Protestantismus sehr geneigt war, zum römischen König thätig gewirkt hatte, war sowohl hier als auch auf dem Reichstage des nächsten Jahres (1559) einer der eifrigsten Vertreter des Protestantismus. Eben so kräftig trat er auch auf demselben Reichstage für das alte Privilegium des sächsischen Hauses, hinsichtlich der Appellations- freiheit (d. h. Berufung an die Reichsgerichte) auf, welches denn für die Gesammtheit derselben den 2. Mai 1559 abermals bestätigt ward, und wiederum war er es, dem Maximilian seine endliche Erwählung zum römischen König (20. November 1562) zu danken hatte, allein dessen Vater vergalt es ihm auch, indem er dem sächsischen Hause die Anwart- schaft auf alle zum Fürstenthum Anhalt gehörigen Lehne gab. Jetzt gelang es ihm auch, durch einen Vergleich mit den Dom- kapiteln zu Merseburg (1561) und Naumburg (1564) und später auch mit Meißen (1581) seinem Hause die bleibende Administration dieser Stifter zuzuwenden, und damit zugleich die Einführung der Reformation in seinen Landen zu beendigen. Da trat ein Ereigniß ein, welches das albertinischc Haus Sach- sen abermals in eine feindselige Stellung gegen die ernestinische Linie brachte, nachdem es kaum erst dem Naumburger Vertrag gelungen war, beide wieder einander näher zu bringen.

10. Geschichte Sachsens und seiner Fürsten - S. 94

1855 - Dresden : Meinhold
Ö4 dem Gewerbewesen, überall zeigt sich derselbe Eifer, dieselbe Umsicht und dieselben glücklichen Erfolge, und so ward es möglich, daß er bei seinem Tode sein Land nach Außen und Innen in eine solche Stellung ge- bracht hatte, wie es auch den besten seiner Nachfolger bis auf die neuere Zeit herab nicht wieder vergönnt war. Was August als Familienvater gewesen ist, davon giebt noch heute das wahrhaft rührende Andenken, welches ihm und seiner viel- jährigen treuen Lebensgefährtin, Anna von Dänemark, beim säch- sischen Volke bis diese Stunde bewährt wird, ein glänzendes Zeugniß. Leider wurde das häusliche Glück des fürstlichen Paares jedoch da- durch häufig schmerzlich gestört, daß von den l5 Kindern, welche ihnen Gott geschenkt hatte, sie nur 4 überlebten. Die edle Chur- sürstin, die auch da, wo sie an den Staatsgeschäften Theil nahm, stets einen großen Scharfblick und Rechtssinn an den Tag legte und bis an ihr Ende die treueste und bereitwilligste Helferin und Wohl- thäterin aller Armen und Leidenden war, starb am 1. Octbr. 1585 an der damals zu Dresden herrschenven Pest, und der Churfürst, der sich nur durch eine baldige Wiedervermählung der Pein des ungewohn- ten Alleinstehens zu entziehen hoffte, folgte ihr schon 6 Wochen nach seiner zweiten Vermählung mit Agnes Hedwig von Anhalt (3. Januar 1586) am 11. Febr. 1586 und ward an ihrer Seite in der Fürsten- gruft zu Freiberg beigesetzt. Es folgte ihm der einzig von seinen 9 Söhnen noch am Leben gebliebene Churfürst (Confitan I. (1586 — 91). Geboren am 29. Octbr. 1560 zu Dresden, war dieser Fürst unter den Augen seiner Mutter ziemlich streng erzogen worden und hatte dann, wie schon bemerkt, nachdem er sich am 25. April 1582 mit der Tochter des Churfürsten Johann Georg von Brandenburg, Sophia, vermählt, als Mitregent seinem Vater in den beiden letzten Jahren sei- nes Lebens zur Seite gestanden. Leider scheint er eine sehr schwächliche Gesundheit gehabt zu haben, und daher erklärte es sich auch, daß er schon am 25. Septbr. 1591 im 31. Lebensjahre wieder starb. Daß bei seinem Tode die Hand eines Giftmischers mitgewirkt, gehört ebenso in das Gebiet der Sage, wie die Annahme, als ob Meuchelmord Schuld an dem Tode des Churfürsten Moritz bei Sievershausen gewesen sei. Die kurze zwar durch auswärtige Kriege nicht gestörte Regierung Christians ward gleichwohl durch religiöse Wirren im Innern nam-
   bis 10 von 12 weiter»  »»
12 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 12 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 4
3 0
4 0
5 0
6 0
7 0
8 0
9 0
10 2
11 0
12 1
13 0
14 0
15 0
16 0
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 6
26 0
27 3
28 0
29 0
30 0
31 2
32 0
33 1
34 1
35 0
36 0
37 0
38 0
39 1
40 0
41 0
42 0
43 0
44 0
45 0
46 0
47 9
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 8
2 0
3 1
4 2
5 0
6 0
7 35
8 8
9 33
10 1
11 0
12 0
13 3
14 0
15 0
16 17
17 67
18 2
19 1
20 31
21 1
22 0
23 13
24 0
25 4
26 3
27 0
28 0
29 1
30 1
31 0
32 12
33 0
34 50
35 1
36 3
37 78
38 22
39 5
40 0
41 10
42 1
43 4
44 12
45 9
46 12
47 0
48 1
49 0
50 0
51 1
52 1
53 0
54 0
55 0
56 3
57 4
58 9
59 5
60 2
61 0
62 0
63 0
64 1
65 9
66 1
67 9
68 17
69 11
70 0
71 15
72 6
73 4
74 15
75 1
76 0
77 6
78 7
79 0
80 10
81 0
82 5
83 34
84 0
85 54
86 106
87 2
88 1
89 4
90 32
91 0
92 25
93 0
94 6
95 1
96 32
97 2
98 30
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 0
4 0
5 2
6 1
7 5
8 2
9 7
10 1
11 0
12 0
13 0
14 0
15 0
16 0
17 0
18 1
19 2
20 0
21 1
22 0
23 0
24 0
25 0
26 2
27 0
28 0
29 0
30 0
31 0
32 1
33 2
34 0
35 3
36 0
37 0
38 1
39 2
40 6
41 0
42 0
43 0
44 3
45 0
46 0
47 0
48 0
49 2
50 0
51 0
52 1
53 0
54 0
55 12
56 0
57 0
58 0
59 1
60 1
61 4
62 2
63 0
64 4
65 1
66 0
67 5
68 0
69 0
70 0
71 0
72 2
73 1
74 1
75 1
76 0
77 1
78 1
79 0
80 4
81 3
82 0
83 1
84 0
85 0
86 1
87 0
88 0
89 1
90 0
91 0
92 0
93 0
94 0
95 0
96 0
97 2
98 3
99 0
100 3
101 0
102 0
103 0
104 1
105 0
106 0
107 0
108 0
109 1
110 14
111 1
112 0
113 0
114 0
115 1
116 0
117 2
118 0
119 1
120 0
121 0
122 0
123 0
124 0
125 0
126 0
127 0
128 0
129 0
130 0
131 1
132 0
133 0
134 0
135 0
136 0
137 0
138 0
139 0
140 1
141 3
142 0
143 2
144 1
145 0
146 0
147 0
148 0
149 0
150 11
151 2
152 0
153 0
154 0
155 3
156 0
157 0
158 0
159 0
160 0
161 1
162 0
163 0
164 3
165 0
166 1
167 0
168 0
169 0
170 0
171 2
172 0
173 1
174 1
175 0
176 3
177 4
178 0
179 0
180 3
181 0
182 6
183 3
184 0
185 1
186 0
187 0
188 0
189 1
190 0
191 3
192 0
193 1
194 0
195 1
196 0
197 0
198 4
199 0