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Unb.d) 1697 wurde August der Starke, Kurfürst
von Sachsens) zum König von Polen gewählt.
Der Kaiser war geneigt, Friedrich als König in Preu-
ßen anznerkennen, weil er für den spanischen Erbfol-
ge krieg seiner Hilfe bedurfte, die ihm Friedrich auch
treulich leistete. (Fürst Leopold von Dessau.»
j70o—17(4 Der spanische Erbfolgekrieq.
Karl ll. von Spanien war kinderlos gestorben. Den spa-
nischen Thron verlangte Ludwig Xiv. für seinen Enkel
Philipp, Kaiser Leopold für seinen Sohn Karl. ' Er-
sterer wird vom Kurfürsten von Baiern (dem Ludwig
Aussicht auf die spanischen Niederlande gemacht hatte!,
letzterer von England unterstützt.
1704 Marlborough und Eugen schlagen die Franzo-
sen und Baiern bei Höchstädt.
Der Sieg durch die preußische Infanterie unter Leo-
pold von Dessau entschieden. Baiern eingenommeu-
1705—1711 Kaiser Joseph I.
1706 Eugen siegt bei Turin, Marlborough bei Ra-
millies.
1711-1740 Kaiser Karl Vi.
Trotz fortdauernder Sieget') schließt England (und Hol-
land) mit Ludwig den Frieden zu Utrecht (1713),
damit Karl durch die Erwerbung Spaniens nicht zu mäch-
tig werde. Auch Preußen tritt diesen: Frieden bei. g)
Erst nach unglücklichem Feldzüge schließt auch Kaiser Karl
1714 Friede zu Raftadt und Baden.h)
Philipp V. behält Spanien, Karl bekommt die
span. Niederlande, Mailand, Neapel und (statt
Sicilien) Sardinien.!) England behielt das 1704
besetzte Gibraltar. Der Kurfürst von Baiern wieder
eingesetzt.
6) 1714 begann in England mit dem Kurfürstelt Georg von Han-
nover die Herrschaft des Hauses Hannover. Die Per-
sonal-Union Großbritanniens und Hannovers dauerte bis 1837,
bis zur Thronbesteigung der Königin Viktoria.
0) Verschwenderisch und sittenlos, wird katholisch Polens wegen.
ff Engen und Maxlborough siegen noch 1708 bei Oudenarde, 1709
in der blutigen Schlacht bei Malplaquet. Trotzdem fällt Marlb.
bei der Königin Anna in Ungnade.
g) Jetzt allgemeine Anerkennung des Königreichs Preußen. Nur der
Papst nicht.
b) Dieses Baden liegt in der Schweiz.
1) Diese Insel kam aber schon 1720 an das Haus Savoyen, welches
dafür Sicilien herausgeben mußte. Daher Königreich Sar-
dinien.
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
TM Hauptwörter (100): [T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn]]
TM Hauptwörter (200): [T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T150: [Maria König Theresia Kaiser Franz Karl Friedrich Joseph Frankreich Sohn], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz]]
Extrahierte Personennamen: August Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Leopold_von_Dessau Leopold Karl_ll Karl Ludwig_Xiv Ludwig Philipp Philipp Leopold Leopold Ludwig Ludwig Marlborough Eugen Eugen Marlborough Karl_Vi Karl Ludwig Ludwig Karl Karl Karl Philipp_V. Philipp_V. Karl Karl Georg_von_Han-
Extrahierte Ortsnamen: Sachsens Polen Spanien Baiern England Franzo- Baiern Dessau Baiern England Spaniens Baden Spanien Niederlande Mailand Neapel Sicilien Sardinien England Baiern England Hannover Hannovers Königin_Viktoria Schweiz Haus_Savoyen Sicilien
132
seine Eroberungen auf dem rechten Rheinufer gab er heraus. Der Kurfürst von der Pfalz und der Herzog von Loth-ringen erhielten ihre Lnder wieder; doch sollte in der Pfalz die katholische Religion die herrschende bleiben. 16881713 Kurfürst Friedrich Iii. von Brandenburg, nachmals König Friedrich I. von Preußen.
Zwar prachtliebend und eitel, sorgt aber fr das Militr und die Wissenschaft. 1694 die Universitt Halle ge-grndet. 1700 Grndung der Akademie der Wissenschaften auf des berhmten Philosophen Leibnitz Veranlassung ^). 1701 Friedrich setzt sich und seiner Gemahlin Sophie l8.Jan. Charlotte zu Knigsberg die Knigskrone auf.
Auch das Haus Wettin hatte kurz vorher die Knigswrde erlangt, indem 1697 August der Starke, Kurfürst von Sachsen^), zum König von Polen gewhlt worden war.
Der Kaiser war geneigt, Friedrich als König von Preußen anzuerkennen, weil er fr den spanischen Erbfolge krieg seiner Hilfe bedurfte, die ihm Friedrich auch treulich leistete. (Fürst Leopold von Dessau.) 17011714 Der spanische Ertifolgekrieg.
Karl Ii. von Spanien war kinderlos gestorben. Den spanischen Thron verlangte Ludwig Xiv. fr seinen Enkel Philipp, Kaiser Leopold fr feinen Sohn Karl3). Ersterer wird vom Kurfrsten von Bayern (dem Ludwig Aussicht auf die spanischen Niederlande gemacht hatte), letzterer von England, Holland und Preußen untersttzt.
1704 Marlborough und Eugen schlagen diefranzosen und Bayern bei Hchstdt.
Ruhmvoller Anteil der preuischen Infanterie unter Leopold von Dessau. Bayern eingenommen. 17051711 Kaiser Joseph 1.
1706 Eugen siegt bei Turin (Preußen nehmen wiederum in hervorragender Weise unter Leopold von Dessau teil), Marlborough bei Ratnill ies4).
Ludwig Xiv. auch in den folgenden Jahren durch schwere Niederlagen gedemtigt, erbot sich, Hilfsgelder zur Ver-treibung seines Enkels Philipp aus Spanien zu zahlen und den Elsa samt Straburg herauszugeben (1709). Als
*) Dessen Verkehr mit der geistvollen Knigin Sophie Charlotte (in Charlottenburg). Sie war eine hannoversche Prinzessin.
2) Verschwenderisch und sittenlos, wird katholisch Polens wegen.
3) Siehe die Stammtafel der Habsburger.
4) Eugen und Marlborough siegen noch 1708 bei Dubenatbe, 1709 in der blutigen Schlacht bei Malplaquet. Trotzbem fllt Marlborough bei der Knigin Anna in Ungnade.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Iii Friedrich Friedrich_I._von_Preußen Friedrich_I. Leibnitz Friedrich Friedrich Sophie_l8.Jan Charlotte August Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Leopold_von_Dessau Leopold Karl_Ii Karl Ludwig_Xiv Ludwig Philipp Philipp Leopold Leopold Ludwig_Aussicht Ludwig Marlborough Eugen Leopold_von_Dessau Leopold Joseph Eugen Leopold_von_Dessau Leopold Marlborough Ludwig_Xiv Ludwig Philipp Philipp Elsa Sophie_Charlotte Eugen Marlborough Marlborough
Extrahierte Ortsnamen: Brandenburg Haus_Wettin Sachsen^ Polen Spanien Bayern England Holland Bayern Turin Spanien Charlottenburg Polens Knigin_Anna
Autor: Marten, Adolf, Jastram, Heinrich, Hüttmann, J. F.
Hrsg.: ,
Auflagennummer (WdK): 11
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
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der Hugenotten. Zur Abwehr seiner maßlosen Übergriffe ver-
banden sich endlich Brandenburg, Schweden und Holland. Nach
beseitigter Türkengefahr schloß der deutsche Kaiser zu gleichem
Zwecke mit dem Könige von Spanien, dem Kurfürsten von
Bayern und Sachsen und den oberrheinischen Städten „das
große Augsburger Bündnis". Demselben trat nachher auch noch
der zum Könige von England erhobene Wilhelm Iii. von Oranien
bei. Als Ludwig von den Rüstungen der Verbündungen hörte,
brach er zuerst los, 1688. Zur Sicherung der Grenze ließ
Ludwig die Pfalz auf eine Strecke von vielen Meilen furchtbar
verheeren. Die blühenden Städte Heidelberg, Mannheim, Baden,
Rastatt, Worms, Speyer, Oppenheim re. gingen in Flammen auf,
die Einwohner wurden auf die schneebedeckten Felder gejagt und
dem Hungertode preisgegeben, alle Kunstwerke auf bübische Art
zerschlagen und selbst die Königsgräber in Speyer umgewühlt.
Durch seine großen Feldherrn blieb Ludwig nach 10 jährigem
Kampfe Sieger und behielt im Frieden zu Ryswick (1697)
den ganzen Elsaß. „In allen drei Raubkriegen hatte Deutsch-
land sich völlig ohnmächtig nach außen hin bewiesen und hatte
gezeigt, wie leicht die Beute da ist, wo Gemeinsinn und nationale
Ehre erloschen sind."
§ 70. Der spanische Erbsolgekrieg. In Spanien starb das
von den Habsburgern stammende Königshaus aus. Da verlangte Ludwig Xiv.
die Krone für seinen Enkel Philipp, der deutsche Kaiser für seinen Sohn
Karl; beide waren Seitenverwandte. Die meiste Berechtigung hatte Leopold;
da aber Frankreich nicht nachgeben wollte, entstand der sog. spanische Erb-
folgekrieg (1701—1714). Mit Österreich waren England, Holland, Preußen
und das deutsche Reich verbunden. Leider stellten sich zwei deutsche Fürsten,
die Kurfürsten von Bayern und Köln, aus die Seite Frankreichs. Philipp
ließ sich in Spanien huldigen, aber Karl konnte hier nur wenig Erfolge
erringen. Die Hanptschauplätze des Krieges waren Italien, Deutschland
und die Niederlande. Der kaiserliche Feldherr Eugen und der englische
Führer Marlborough Mahlböro) warfen die Bayern und Franzosen ganz
nieder, so daß Ludwig gern Frieden machen, ja selbst den Elsaß wieder
herausgeben wollte. Als man aber verlangte, er solle seinen Enkel aus
Spanien vertreiben, ging der Krieg weiter. Da starb Leopolds Nach-
folger, Joseph I., und sein Bruder Karl wurde nun deutscher Kaiser, er
mußte also Spanien verlassen. Auch der englische Feldherr wurde von
seiner Königin plötzlich entlassen. Da erlahmte der Krieg. 1713 wurde
zu Utrecht und 1714 zu Rastatt Frieden geschlossen unter folgenden Be-
dingungen: Philipp erhielt von der spanischen Erbschaft das Königreich
Spanien und die außereuropäischen Besitzungen; doch sollten die Kronen
Spanien und Frankreich aus ewig getrennt bleiben. Englands behielt
Gibraltar und empfing außerdem von Frankreich die Hudsonsbai, Nen-
schottland und Ncufoundland in Amerika. Savoyen bekam eine Reihe
von Festungen an der französischen Grenze und die spanische Insel Sizilien
samt dem Königstitel. Holland erlangte auch einige Grenzfestungen und
Handelsvorteile, Preußen ein Stück Land am Rhein (Geldern). Der
Kaiser, der rechtmäßige Erbe, erlangte noch ziemlich viel davon: die
spanischen Niederlande, Neapel, Mailand und die Insel Sardinien. Die
Kurfürsten von Bayern und Köln wurden wieder eingesetzt. Der Kaiser
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Ludwig_von Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig_Xiv Ludwig Philipp Philipp Leopold Leopold Philipp Karl Karl Eugen Eugen Marlborough_Mahlböro Ludwig Ludwig Leopolds Leopolds Joseph_I. Karl Karl Philipp Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Brandenburg Schweden Holland Spanien Bayern Sachsen England Heidelberg Mannheim Baden Rastatt Worms Speyer Oppenheim Speyer Spanien Frankreich England Holland Frankreichs Spanien Italien Deutschland Niederlande Elsaß Spanien Spanien Spanien Spanien Frankreich Frankreich Amerika Sizilien Holland Rhein Neapel Mailand Sardinien Bayern
458
Preußen unter seinen beiden ersten Königen.
mit Ludwig Xiv. verwickelt und dadurch zugleich in einen Krieg mit den
Schweden, über welche er zwar Ven glänzenden Sieg bei Fehrbellin (1675)
errang (f. oben S. 431); aber von seinen Bundesgenossen verlassen, sah
sich der große Churfürst genothigt, mit Frankreich und Schweden den Frie-
den zu St. Germain en Laye 1679 einzugehen und alle seine Eroberungen
bis auf einen unbedeutenden Landstrich am rechten Oderufer zmückzugeben.
4. Friedrich Hi. (als Churfürst 1668—170!), voll Ehrgeiz und Liebe
zu äußerm Glanze, glaubte sein Anseben und seine Macht am besten durch
einen engen Anschluß an den Kaiser heben zu können, und unterstützte des-
halb denselben mit 6000 Mann im Türkenkriege. Da sein nächster Nach-
bar, der Churfürst von Sachsen, Köllig von Polen und der Prinz von Ora-
nten, mit dem er Geschwisterkind war, König von England geworden war,
während er selbst noch immer Cbursürst hieß; so suchte er den Kaiser Leo-
pold für seinen Plan, den Königstitel anzunebmen, zu gewinnen. Das ge-
lang ihm durch die Vermittlung des bei dem Kaiser persönlich beliebten und
sehr einflußreichen Jesuiten Wolf, und da der Kaiser bei der Erledigung des
spanischen Thrones die mächtigsten Reichsfürsten auf seiner Seite zu sehen
wünschte; so kam am 16. November 1700 zu Wien ein Vertrag zwischen
dem Kaiser und dem Chursürsten zu Stande, in welchem Leopold den
preußischen Königstitel anzuerkennen versprach, Friedrich aber sich verpflich-
tete, 10,000 Mann für den Kaiser iu's Feld zu stellen und im Reiche kei-
nen anderen Rang, als den bisherigen, in Anspruch zu nehmen. Kaum
erhielt der Churfürst von der Unterzeichnung dieses Vertrages Kunde, so
eilte er mitten im Winter mit seiner Familie und seinem ganzen Hofe nach
Königsberg, und setzte sich dort unter großen Feierlichkeiten am 18. Januar
1701 die Krone aus.
Was damals als ein Werk der Eitelkeit erschien, wurde in der Folge als ein
Meisterstück der Staatsknust befunden. „Die Königswürde", sagte Friedrich kl., Frie-
drich's I. großer Enkel, „hob das Haus Brandenburg aus der Abhängigkeit empor,
in welcher die andern deutschen Fürsten unter dem Hause Oesterreich schmachteten.
Friedrich gab durch Erwerbung derselben seiner Nachkommenschaft einen Antrieb zu
hohen. Dingen, und schien ihr sagen zu wollen: Macht euch des Titels würdig, den
ich euch verschafft habe, vollendet den Bau, dessen Grundstein ich gelegt habe!"
8. 152. Preußen unter seinen beiden ersten Königen, 1701—1740.
1. Friedrich I. (als König 1701—1713), Im spanischen Erbfolge-
kriege, welcher in demselben Jahre ausbrach, in welchem Friedrich die K>H
nigskrone erlangt hatte, stand der neue König seinem Versprechen gemäß
treu auf der Seite des Kaisers und seiner Verbündeten. Unter ihrem
tapfern Führer Leopold von Dessau erwarben die preußischen Truppen in
den Schlachten bei Höchftedt (1704), bei Turin und Ramillies (1706), bei
Malplaquet (1709) unsterblichen, bis zu fernen Ländern getragenen Ruhm-
Der preußische Staat erhielt unter seinem ersten Könige durch'das Zusam-
mentreffen glücklicher Umstände einen nicht unbedeutenden Zuwachs. Durch
Erbschaft erwarb er die Grafschaft Meurs und Lingen, und durch Kauf die
Grafschaft Teklenburg in Westfalen. Nach dem Tode des spanischen Kö-
nigs Carl Ii. nahm er als Herzog von Cleve, alter Ansprüche zufolge,
Geldern in Besitz; auch wurde er als Fürst von Reuenburg und Valengm
in der Schweiz anerkannt. — Auch für die Hebung der Wissenschaften und
Künste war Friedrich 1. sehr tbätig Er stiftete noch als Cbursürst (169-1)
die Universität zu Halle, eine Maler und Bildhauer-Akademie (1696) um
(1700) die Akademie der Wissenschaften in dem von ihm verschönerten Berlin.
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xiv Ludwig Germain Friedrich_Hi Friedrich Leopold Leopold Friedrich Friedrich Friedrich_kl. Friedrich Friedrich Friedrich_I. Friedrich Friedrich Leopold_von_Dessau Leopold Carl_Ii Cleve Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Schweden Fehrbellin Frankreich Schweden Sachsen Polen England Wien Königsberg Haus_Brandenburg Oesterreich Turin Lingen Westfalen Reuenburg Berlin
462
Der spanische Erbfolgekrieg.
Theilnahme an dem Rachekriege gegen seinen Erbfeind entschloß. Am 6.
Oct. 1702 erfolgte die Kriegserklärung, deren Ende lautete : „Frankreich
habe nichts unterlassen, was zur Beschimpfung und Unterdrückung deutscher
Nation gereichen könne, um dadurch endlich die vorlängst gesuchte Univer-
salmonarchie desto eher zu errichten." Uebrigens fiel in diesem Jahre
(1702) am Rheine außer der Schlacht bei Frievlingen nichts von Bedeu-
tung vor. Die Franzosen unter Villars hatten nämlich am 14. Oet. mit
großer Geschicklichkeit bei Hüningen den Uebergang über den Rhein bewerk-
stelligt, wurden aber vom Reichsheere unter Ludwig von Baden bei Fried-
lingen zurückgeschlagen. In Folge dieser Niederlage mußte Villars die ver-
suchte Vereinigung mit Bayern aufgeben und sich über den Rhein zurück-
ziehen. An der Maas behielt Marlborough gegen die Franzosen die
Oberhand. In Italien dagegen war Eugen noch zu schwach, um etwas
Bedeutendes gegen die überlegene Macht der Franzosen unternehmen zu kön-
nen, und es schien, als wollten die Gegner überhaupt erst die Kräfte im
Kleinen aneinander versuchen.
7. Das nächste Jahr (1703) war schon reicher an Kriegsthaten.
Während in Italien der Graf von Stahremberg gegen den tüchtigen Ven-
dome die Defensive beibehielt, erwarb sich Marlborough neue Lorbeeren in
den Niederlanden und eroberte an den Grenzen derselben die festen Plätze
Bonn, Tongern, Huy, Limburg und Geldern. Aber mitten in Deutsch-
land loderten durch die Schuld Marimilian's von Bayern die Kriegsflam-
men schrecklich auf; es gelang nämlich im Jahre 1703 dem französischen
Marschall Villars, über den Rhein zu dringen, durch die Engpässe des
Schwarzwaldes zu schleichen, und sich mit dem Churfürsten von Bayern
in Schwaben zu vereinigen. Den Franzosen gelang dieser Zug, weil der
Kaiser einen beträchtlichen Theil seines Heeres vom Rheine hatte zurückzie-
hen und den Prinzen Eugen an dessen Spitze stellen müssen, um eilten
abermaligen gefährlichen Aufstand in Ungarn zu bekämpfen, welchen eben-
falls französischer Einfluß hervorgerufen hatte. Der Churfürst von Bayern
entwarf nun den Plan, einen Einfall in Tyrol zu machen, um dieses ihm
so wohlgelegene Land zu erobern und dem Herzoge von Vendome einen
Weg aus Italien in's Oesterreichische zu bahnen.
8. Daher brach er mit 10,000 Mann der besten Truppen dahin auf, während
der französische Marschall Villars zur Deckung Bayerns zurückblicb. Ein un-
glücklicher Weise in Cufstein entstandener Brand bewirkte, daß diese wichtige
Bergfestuug sogleich in des Churfürsten Hände fiel. Im ersten Schrecken erga-
den sich mehrere andere feste Plätze und im Juni sogar das wichtige Inns-
bruck. Von dort zogen die Bayern nach Eroberung der Ehrenberger Clause
den Brenner hinan, um sich den Weg nach Italien zu öffnen. Hier aber
warteten ihrer, durch eine Schaar österreichischer Krieger verstärkt, die
tapfern Tyroler, welche der muthige Amtmann von Landeck, Martin Ster-
zing, befehligte. Sie batte die steilen Höhen zu den Seiten der Pässe er-
klommen, durch welche die Bayern ziehen mußten, und stürzten nun Baum-
stämme und Steine auf die gedrängt ziehenden Feinde herab. In dieser
schlimmen Lage blieb dem Churfürsten nichts übrig, als den Befehl zu ge-
den, schleunigst sich zurückzuziehen; allein auf dem Rückzuge litt das bayerische
Heer noch größern Verlust, so daß der Churfürst nur mit der Hälfte der
Truppen, die ausgezogen waren, nach zwei Monaten nach Bayern zurück-
kam. Bald darauf vereinigte er sich wieder mit Villars, und beide griffen
am 20. Sept. den österreichischen General Styrum zwischen Oberklau und
Hochstedt an und brachten ihm eine völlige Niederlage bei. In Folge die-
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T118: [Karl Ludwig Reich Sohn Lothar König Lothringen Frankreich Herzog Tod]]
Extrahierte Personennamen: Ludwig_von_Baden Ludwig Marlborough Eugen Eugen Marlborough Marschall_Villars Eugen Churfürst_von_Bayern Martin_Ster-
464
Dcr spanische Erbfolgckrieg.
3. Unterdessen war aber auch zugleich der Prinz Eugen mit 18,000
Mann aus den Linien bei Stollhofen ihm nachgerückt, und stand zu der-
selben Zeit in der Gegend von Donauwerth, wo sich Marlborough möglichst
schnell (11. Aug.) mit ihm vereinigte, nachdem er den alten und bedächti-
gen Prinzen von Baden listiger Weise fortgeschickt hatte. Beide rückten
nun gemeinschaftlich am 12. Aug. nach eingelaufener Nachricht, daß der
Feind bereits in der vorhergehenden Woche bei Lauingcn die Donau über-
schritten habe, auf den Flecken Höchstedt zu, in dessen Nähe sie den Feind
schon aufgestellt fanden. Es ward beschlossen, ihm sogleich eine entschei-
dende Schlacht zu liefern.
4. Am 13. August rückten sie in aller Frühe aus dem Lager und
standen um sechs Uhr dem Feinde gegenüber, der um 4000 Mann stärker
war. Da man noch einige Moräste umgehen und über mehrere Flüßchen
setzen mußte, so begann die eigentliche Schlacht erst gegen ein Uhr Nach-
mittags. Die Franzosen hatten nicht allein eine bessere Stellung und eine
größere Truppenzahl, sondern auch den Vorthcil der einheitlich u Masse für
sich, da ihr Heer nur aus Bayern und Franzosen, das der' Gegner aber
aus Oesterreichern, Preußen, Hannoveranern, Würtembergern, Dänen, Hol-
ländern und Engländern bunt zusammengesetzt war. Aber die vereinte
Klugheit zweier trefflicher Feldherren und das Vertrauen ihrer Mannschaft
auf sie überwand alle Schwierigkeiten. Marlborough führte deu rechten
Flügel, der aus Engländern, Holländern und Deutschen bestand, gegen Tal-
lard an, Eugen drang mit dem linken Flügel auf die Bayern ein. Mehr-
mals wurden ihre Angriffe zurückgeschlagen, aber immer sammelten sie sich
wieder und gingen auf's neue in das fürchterlichste Feuer. Endlich nach
Sonnenuntergang ward die Flucht der Feinde allgemein. Ein Theil der
Franzosen versuchte, sich im Dorfe Blindheim zu behaupten, aber von allen
Seiten eingeschlossen, mußten sie sich ergeben.
5. Die Verbündeten hatten einen glänzenden Sieg errungen; denn
20,000 Franzosen und Bayern lagen todt oder verwundet auf dem Schlacht-
felde; 15,220 Mann, und unter diesen der Marschall von Tallard selbst
nebst seinem Sohne und 818 Officieren, waren gefangen. Die reiche Kriegs-
casse, 5300 Wagen mit Lebensmitteln und Kriegsbedarf, 3600 Zelte, zwei
Schiffbrücken, 117 Canonen, 24 Mörser, 129 Fahnen, 171 Standarten
und 17 Pauken fielen in die Hände der Verbündeten. Das französische
Heer war so gut als vernichtet, die Feinde aus ganz Bayern und Schwa-
den vertrieben, und der bisher so hartnäckige Churfürst von Bayern nun
durchaus zu Grunde gerichtet. Von diesem glorreichen Tage an tönte der
Name Marlborough's, welchen der Kaiser sogleich zum Neichsfürsten er-
nannte, in Liedern durch ganz Deutschland wieder; der Held selbst krönte
seinen Ruhm noch durch menschenfreundliche Sorgfalt für die Verwundeten
und durch freundliches Benehmen gegen die Gefangenen. Dem Churiürsten
von Bayern blieb nun nichts übrig, als mit den Franzosen über den Rhein
zu ziehen. Sein Land sowie auch die Reichsstädte Negensburg, Augsburg
und Ulm wurden sogleich von den kaiserlichen Truppen besetzt und von einem
kaiserlichen Statthalter verwaltet. Die Feldherren zogen hierauf an den
Rhein; Ludwig von Baden eroberte im November Landau, Eugen und
Marlborough hingegen vertheidigten Kronweißenburg gegen den Marschall
von Villeroi. Trier ward von den Franzosen freiwillig verlassen, Trarbach
ergab sich (im Deo.) an den Erbprinzen von Hessen-Caffkl. Im Spät-
herbste gingen die beiden ruhmgekrönten Helden, Eugen nach Wien und
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
TM Hauptwörter (100): [T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T21: [Napoleon Bluch Heer General Preußen Franzose Schlacht Armee Mann Wellington], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff]]
Extrahierte Personennamen: Eugen Eugen Marlborough August Marlborough Eugen Marschall_von_Tallard Ludwig_von_Baden Ludwig Eugen Marlborough Eugen
Extrahierte Ortsnamen: Donauwerth Donau Bayern Bayern Deutschland Rhein Negensburg Rhein Landau Hessen-Caffkl Wien
466 Der spanische Erhfolgekrieg.
halten Unö dann seine ganze Streitmacht dem spanischen Erbfolgekriege zu-
wenden zu können; aber nur langsam wandte sich der Sieg von den Re-
bellen auf die Seite des Kaisers.
Drei Jahre nach einander (1708—1711) traf die Ungarn Schlag auf Schlag;
die kaiserlichen Feldherren eroberten nach vielen glücklichen Treffen alle Festungen wie-
der und zwangen den von Ludwig Xiv. unterstützten Aufwiegler Franz Ragoczy zur
Flucht nach Polen. Die übrigen Häupter deö Aufstandes unterwarfen sich auf billige
Bedingungen (April 1711), Ragoczy und seine Anhänger wurden, weil sie die auge-
boteue Verzeihung verwerfend den Frledenövertrag nicht Unterzeichneten, in die Acht
erklärt.
3. Wären durch diese ungarischen Wirren die Streitkräfte Oesterreichs
nicht zersplittert, so würden im ersten Negierungsjahre Joseph's 1. (1705)
ohne Zweifel in Deutschland größere Thaten ausgeführt worden sein. Der
Prinz Eugen erhielt in Italien den Oberbefehl mit unumschränkter Vollmacht
in Kriegsangelegenheiten; allein Vendóme ließ mit seiner überlegenen Macht
ihn nicht weiter bis an die Adda Vordringen. Marlborough stand mit sei-
nem Heere am Rheine und wollte in Vereinigung mit dem Reichsheere den
Marschall von Villars zurücktreiben; aber zu dieser Vereinigung nahm sich
der alte, bedächtige Prinz von Baden so viel Zeit, daß die schönste Gele-
genheit, die Franzosen mit Erfolg anzugreifen, für den englischen Feldherr»
vorüberging. Da nun inzwischen aus den Niederlanden die Kunde einlief,
daß Villeroi mit einem Heere die Maas hinuntergerückt sei, Hup wegge-
nommen und Lüttich belagert habe, so konnte Marlborough nicht länger an
der Saar auf das Reichsheer warten und zog sich schleunig nach Mastricht
zurück. Kaum war er abgezogen, als Villars aus seinen Verschanzungen
hervorbrach, und das kleine Reichsheer so in Schranken setzte, daß der Be-
fehlshaber von Saarbrücken seine Festungswerke freiwillig in die Luft
sprengte, und der Commandant von Trier seine reichgefüllten Magazine in
Brand steckte, bevor sich noch ein Franzose sehen ließ. Beide Städte erga-
den sich bald darauf den Franzosen. V.llars nut Marsin vereinigt, trieben
nun (4. Juli 1705) auch das Reichsheer aus seinen Linien bei Kronweißen-
burg. Dagegen befreite Marlborough Lüttich von der Belagerung, entriß
den Franzosen Hup (11. Juli) wieder und erstieg am 18. Juli die Linien
von Tirlemont, wo sich Villeroi und der Churfürst von Bayern mit über-
legener Truppenzahl verschanzt hatten. Nach einem Verluste von mehr als
7000 Mann sahen sie sich genöthigt, sich unter die Canonen von Löwen zu-
rückzuziehen, wo sie sich gegen den kampfcsmuthig nacheilenven Herzog Marl-
borough noch glücklich verschanzen konnten, indem dieser sich auf einmal durch
Mißgunst des holländischen Generals Schlangenburg gehemmt sah.
4. Wahrend der Churfürst von Bayern mit dem Reste seines bei
Höchstedt geschlagenen Heeres Villeroi's Fahnen folgte, litt sein armes Land
unter dem großen Drucke der österreichischen Commissarien. Die alten Lasten
blieben, und zu denselben gesellten sich die Kosten und Beschwerden aus der
Verpflegung durchziehender Truppen. Den größten Widerwillen erregte je-
doch die Aushebu ng der jungen Mannschaft für den österreichischen Dienst,
weil zwischen Qesterreichern und Bayern, wie oft zwischen Nachbarn, Feind-
schaft bestand. Der Unmuth über die Plagen des Krieges und über die
Erpressungen der fremden Beamten fand in dem Umstande Zuwachs, daß
der größte Theil des Reichsheeres aus den Truppen der evangelischen Kreise,
aus Brandenburgern, Würtembergern und Dänen zusammengesetzt war, welche
das strenge Verbot, durch Spott und Hobn über Kirchengebräuche den Reli-
gionseifer des katholischen Volkes zu reizen, oft genug übertraten. Die
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xiv Ludwig Franz_Ragoczy Franz Ragoczy Eugen Eugen Marlborough Marlborough Marlborough_Lüttich
Der spanische Erbsolgckrieg.
469
in der Mitte, und die Gothaer auf dem rechten Flügel. Zu derselben
Zeit machte der Graf Daun mit zwölf Bataillonen einen Ausfall aus
der Festung, und cs entstand ein fürchterliches Handgemenge. Zwei-
mal wurden die Deutschen zurückgetrieben; aber zum dritten Male er-
stiegen zuerst die Preußen die feindlichen Schanzen und die Uebrigen
folgten ihnen nach. Nach einem zweistündigen blutigen Kampfe war
die Schlacht entschieden; 5000 todte und verwundete Franzosen lagen
auf dem Schlachtfelde. Unter den Letztern war auch der Marschall von
Marsin, der gefangen nach Turin gebracht wurde, wo er am folgenden
Tage starb. Ueber 6000 Franzosen wurden gefangen und von dem
ganzen großen Heere von 80,000 Mann blieben kaum 1500 zusammen.
Auch die großen Vorrathe, welche der Herzog von La Feuillade zur Er-
oberung Turin's mit sich geführt hatte, 213 Cauonen, 80,000 Fässer
Pulver, 55 Mörser, nebst einer großen Anzahl Bomben, Kugeln und
Granaten, sowie die reiche Kriegscasse nebst einer großen Anzahl von
Mauleseln und Pferden wurden eine Beute der Sieger.
9. Wie durch Marlborough's Sieg bei Ramillies ganz Brabant
und Flandern, so war durch diesen einzigen Sieg Eugcn's bei Turin
fast ganz Italien vom Feinde gereinigt, und der vorherständerlose Her-
zog von Savoyen wurde in alle seine Staaten wieder eingesetzt. En-
gen's Name ward, wie kurz vorher noch Marlborough's, durch ganz
Europa mit allgemeiner Begeisterung genannt. Nachdem er in den
folgenden Monaten aus mehreren mailändischen Festungen die Franzo-
sen vertrieben hatte, legte er seine Truppen in die Winterquartiere.
Im Winter trieb er bedeutende Kriegsßeueru von den italienischen
Fürsten ein und brachte es durch Unterhandlungen mit Ludwig Xiv.
dahin, daß dieser in einer sogenannten Gencralcapitulation, die am 13.
März 1707 unterzeichnet wurde, alle Platze der Lombardei, welche die
bourbonischen Truppen noch inne hatten, zu räumen versprach.
10. E Nachdem ^ im Jahre 1706 zwei Provinzen der spanischen
Monarchie, nämlich die Lombardei und die Niederlande den Franzosen
entrissen waren, kam im folgenden Jahre (1707) auch die dritte, näm-
lich Neapel in den Besitz des Kaisers. Zur Eroberung dieses Landes,
wo nur ein kleines spanisches Heer stand, waren nur 8000 Mann nö-
thlg, die von den Neapolitanern) welchen die französische Herrschaft ver-
haßt war, mit Freuden ausgenommen wurden. So hatte Frankreich
seine letzte Stütze in Italien verloren.
11. Auf Verlangen der Seemächte unternahm der Prinz Eugen
mit dem Herzoge von Savoyen im Juli 1707 von Nizza aus einen
Zug in's südliche Frankreich, um Toulon zu erobern. ' Während sie
diese Stadt von der Landseite einschlossen, sperrte eine englisch-hollän-
dische Flotte sie von der Seeseite her. Allem die Stadt war viel zu
fest,' das zürn Ersatz h ranrückende französische Heer des Marschalls von
Lesse viel zu stark) und die Unzulängl cksteit an Zufuhr zu groß, als
daß rr cht der vorsichtige Eugen es diesmal für das Beste gehalten ha-
den sollte, bcn Rückzug anzntreten^ Auf dem Rückwege eroberte er
(3. Oet.) die Festung Susa, den Schlüssel zu Piemont von Frank-
reich aus.
12. Am Oberrhcine war das Glück den Verbündeten weniger
günstig. Als nämlich im Anfänge des Jahres 1707 der Prinz Ludwig
von Baden gestorben, und an dessen Stelle der alte Markgraf
Ehristian Ernst von Baireuth gerückt war, gelang es den Franzosen
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xiv Ludwig Eugen Eugen Eugen Ludwig
von_Baden Ludwig Ehristian_Ernst_von_Baireuth Ernst
Extrahierte Ortsnamen: Turin La_Feuillade Flandern Turin Italien Europa Niederlande Neapel Frankreich Italien Nizza Frankreich Toulon Frank- Oberrhcine
340
Der schmalkaldische Krieg.
geschickt, um über ein Bündniß zu unterhandeln, welches auch am 26.
Juni 4546 zu Stande kam. Der Papst bewilligte 4.00,000 Goldgul-
den, 12,000 Mann italienisches Fußvolk und 500 leichte Reiter auf 6
Monate. Mit den deutschen Ständen und den Schweizern knüpfte der
Kaiser selbst Unterhandlungen an. Auch gelang es ihm bei drei pro-
testantischen Fürsten, dem Herzoge Moritz von Sachsen und den Mark-
grafen Johann und Albrecht, sie für seine Sache zu gewinnen. Die
Vorkehrungen des Kaisers zum Kriege blieben den schmalkaldischen
Bundesgenossen nicht verborgen. Sie schickten daher zu ihm und be-
zeugten ihm ihr Befremden über seine Rüstungen. Er ließ ihnen ant-
worten, „er sei väterlich gegen sie gesinnt, und alle diejenigen, welche
ihm gehorsam sein würden, sollten seinen gnädigen und väterlichen
Willen empfinden; dagegen würde er gegen alle diejenigen, welche sich
widersetzen würden, nach Gerechtigkeit und Strenge verfahren." Diese
Antwort nahmen die Protestanten für eine Kriegserklärung und be-
schleunigten ihre Gegenrüstungen.
5. Der Kaiser stand mit nur 9000 Mann, unter denen 2000
Spanier, bei Regensburg und erwartete erst seine ansehnlichen Heere,
welche ihm der Papst aus Italien schicken und der Graf von Büren
aus deu Niederlanden zuführen sollte. Unterdessen erschien im Früh-
linge des Jahres 4546 das Heer seiner Gegner (der süddeutschen Städte
Ulm, Augsburg, Heilbron u. a.) unter Sebastian Schärtlin vonbur-
tenbach bereits wohlgerüstet im Felde. Dieser tüchtige und kriegser-
fahrene Feldherr beabsichtigte, das kleine Heer des Kaisers, bevor es
sich verstärkt habe, zu vernichten und den aus Italien heranziehenden
Truppen den Durchzug durch Tyrol zu versperren; allein er konnte
weder das Eine noch das Andere ausführen; denn die Bundesräthe
in Ulm, deren Befehlen er gehorchen mußte, schrieben ihm vor, das
bayerische Gebiet, als ein neutrales, nicht zu verletzen.
6. Im August erschienen auch Landgraf Philipp und Churfürst
Johann Friedrich, welche kurz vorher vom Kaiser mit der Reichsacht
belegt worden waren, an der Spitze ihrer Truppen im Felde, vereinigten sich
mit Schärtlin und bezogen ein Lager bei Donauwörth. Sie waren 47,000
Mann stark und hätten den Kaiser überraschen können. _ Deshalb
verlangte auch Schärtlin, welcher in Tyrol einfiel und die wichtige
Ehrenberger Clause nahm, daß man mit gesammter Macht Vordringen
solle; aber die Fürsten wollten nicht, indem sie sich der thörichten Hoff-
nung Hingaben, daß der auf seinen kaiserlichen Bruder eifersüchtige
Erzherzog Ferdinand, sowie das stets auf Oesterreich eifersüchtige Bayern
sich für sie erklären würden. So ließ die Uneinigkeit der feindlichen
Anführer den Kaiser entwischen und er konnte sich, ungehindert von
der weit überlegenen Streitmacht seiner Gegner, welche über 70,000
Mattn geboten, denen er kaum 8000 entgegenstellen konnte, nach Lands-
Wkmrückzuziehen. Alle Unternehmungen des Bundesheeres wurden
Mh forthin gehemmt, weil der thatkräftige und entschlossene Landgraf
Mm der allzu bedächtige Churfürst fast immer verschiedener Ansicht
Ghroü'-' ' ■
Mk/77- Daher wurde es dem Kaiser möglich, nachdem er ungehindert
48,000 Spanier und Italiener an sich gezogen hatte, seine frühere
'Smnn'g bei Regensburg wieder einzunehmen,, welche, ex bald mit einem
startbefeslig'.en Lager unter den Kanonen? von .Znaplstadtz vertauschte.
Dieses Lager wurde von den Verbündetest .Molglos 'beschossen. Bald
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
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Extrahierte Personennamen: Moritz_von_Sachsen Johann Albrecht Albrecht Sebastian_Schärtlin August Philipp Philipp Churfürst
Johann_Friedrich Johann Friedrich Ferdinand Ferdinand
443
Leopoldi zweiter Krieg gegen Frankreich.
Feldhcrrn, nämlich des Vorbildes edler Sitteneinfalt bedurfte, welches
im schneidenden Gegensätze zu der an den deutschen Fürstenhöfen herr-
schend gewordenen Verzerrung der heldenmütige Lothringer, der Ahn-
herr des heutigen Kaiserhauses, darftellte.
In einer Zeit, wo Fürstengröße in langen Titeln und andern: äußern Prunke
gesucht wurde, trug der Besieger der Türken einen einfachen grauen Rock, ritt ein
Schlachtroß mit unscheinbarem Geschirre und abgenutztem Sattel, und legte in den
wenigen, aber stets den Gegenstand betreffenden Worten, die er sprach, mit der Fein-
heit des hochgebildeten Weltmannes die größte Bescheidenheit, die bereitwilligste Aner-
kennung fremden Verdienstes an den Tag. Niemand war gleichgültiger gegen den
Ruhm, als der, welcher die Schlacht zur Befreiung Wien's, dann die Schlachten bei
Barl'an, Gran, Mohacz geschlagen, Ofen, Siebenbürgen, ja eigentlich Ungarn erobert,
und die Christenheit von der dreihnndertjährigen Furcht vor den Türken geheilt hatte.
Wenn er nur den Zweck erreicht sah, war es ihm gleichgültig, wem die Ehre zu
Theilc wurde.
5. Der Herzog Carl von Lothringen hinterließ einen trefflichen,
von ihm gebildeten Schüler, den Prinzen Eugen von Savoyen, welchen
Ludwig Xiv. selbst an seinem Hofe mit Ungunst behandelt, feines un-
scheinbaren Aenßern wegen dem Spotte der Höflinge preisgegeben, und
endlich durch schnöde Verweigerung einer Anstellung im Kriegsdienste
veranlaßt hatte, in die Armee des Kaisers zu treten. Zn diesem Jüng-
linge empfing der Kaiser Leopold einen Geist des ersten Ranges für
Kriegs- uuö Staatskunst, der bestimmt war, den Ruhm feines Meisters
im Felde zu verdunkeln und dem Stolze Ludwig's die empfindlichsten
Schläge beizubringen. Damals jedoch wurde derselbe in Italien verwen-
det, theils zur Unterstützung, theils zur Ueberwachung seines Vetters,
des Herzogs Victor Amadeus von Savoyen, der sich der großen Allianz
gegen Frankreich angefchloffen hatte. Ludwig Xiv. bereuete bald, den
Prinzen Eugen abgewiesen zu haben, und suchte ihn durch die lockendsten
Anerbietungen wieder zu gewinnen; aber der biedere Held blieb dem
Kaiser treu.
6. Weil gleichzeitig in Folge der Schwächung, welche die Streit-
kräfte des Kaisers durch den Abzug der Truppen aus Ungarn an den
Rhein erlitten, die Türken dort von neuem das Uebergewicht gewonnen
hatten, so daß selbst Belgrad am 8. Octob. 1690 wieder verloren
ging; so blieb, um auf dieser Seite nicht die alte große Gefahr wie-
derkehren zu lassen, nichts übrig, als gegen die Türken die Hauptkräfte
zu verwenden und den Krieg am Ober- und Niederrheine dem Reichs-
Heere, sowie den Holländern und Spaniern zu überlassen. Zndeß wurde
auch Ludwig durch die große Zahl seiner Gegner genöthigt, seine Macht
nach mehreren Seiten zu theilen, und die ganze Kriegsführung nahm
einen langsamen und unentschiedenen Gang. Die Heere waren auf
beiden Seiten nicht stark, und das Ergebniß einer gewonnenen oder
verlorenen Schlacht beschränkte sich gewöhnlich auf den Entsatz oder
den Fall einer belagerten Festung, auf die Behauptung oder Räumung
eines mäßigen Landstriches. Zm Jahre 1690 besiegte der französische
Marschall von Luxemburg, ein Schüler Condö's, die Deutschen und
Holländer bei Fleurus unweit Namicr, und zwei Jahre später bei
Sternkerken nördlich von Mons, nachdem ein Angriff der französischen
Flotte auf England durch die niederländisch-englische Flotte verhindert
worden war. Es folgten im nächsten Jahre (1693) die Siege Luxem-
burg's bei Neerwinden unwert Landen, und Catinat's bei Marsaglia, süd-
lich von Turin, während in Süddeutschlaud der aus dem Türkeukriege
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Extrahierte Personennamen: Carl_von_Lothringen Eugen_von_Savoyen Eugen Ludwig_Xiv Ludwig Leopold Leopold Victor_Amadeus_von_Savoyen Ludwig_Xiv Ludwig Eugen Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Italien Frankreich Ungarn Rhein Belgrad Niederrheine Luxemburg England Marsaglia Turin