Iv. Abschn V. 1250—1517 n. Chr. 2. Kap. Ausb. d. königl. Gewalt. 125
daß sie nur Calais, Bordeaux und Bayonne behielten. Da
aber sein Sohn und Nachfolger Karl Vi. in Wahnsinn ver-
fiel (Spielkarten), und seine Oheime, der mit der Königin
Jsabeau verbundene Herzog Ludwig von Orleans und der
Herzog Johann der Unerschrockene von Burgund, sich nun um
die Vormundschaft stritten, entstand in Frankreich große Ver-
wirrung, in welcher der Herzog von Orleans ermordet wurde.
Dies benutzte König Heinrich V. von England. Er erneuerte
den Krieg, siegte
1415 in der Schlacht bei Azincourt, eroberte die Normandie,
und verband sich mit Philipp von Burgund. Im Jahre 1420
wurde durch einen Vertrag mit Heinrich zu Troyes sogar der
Sohn Karls (der Dauphin) vom Throne ausgeschlossen, und
der König vvn England als Regent und Thronfolger in Frank-
reich anerkannt. Dennoch nannte sich nach dem i. I. 1422
erfolgten Tode Heinrichs und Karls der Dauphin „König"
(Karl Vii); er verlor aber das ganze nördliche Frankreich,
uno auch Orleans wurde von den Engländern unter Talbot
belagert. Da erschien den Franzosen unerwartete Hülfe durch
das Auftreten der durch eine Vision begeisterten Jeanne
d'are (der Jungfrau von Orleans), eines Landmädchens aus
Domremy bei Vaucouleurs (der Ritter Baudricourt. Agnes
Sorel. Dunois), welche Orleans entsetzte, und den König i. I.
1429 zur Krönung nach Rheims führte. Zwar gerieth sie bei
Compiegne in die Gewalt der Feinde, und wurde i. I. 1431
von den Engländern zu Rouen verbrannt (der Bischof Canchón),
ohne daß der König etwas zu ihrer Rettung gethan hätte;
dennoch aber verloren die Engländer nach Talbots Tode ihre
sämmtlichen Besitzungen in Frankreich außer Calais.
§. 108.
Ludwig Xi. — Karl der Kühne von Bur-
gund. — Karls Vii. Sohn, Ludwig Xi. (1461—1483),
war ein tückischer Tyrann, der durch Verstellung, Trug und li-
stige Ueberredung die Macht der Vasallen zu vernichten und
die königliche Gewalt unumschränkt zu machen wußte < Spione;
Briefpoft). Eine durch seine Gewaltthätigkeiten gegen ihn her-
vorgerufene Verbindung mehrerer der angesehensten Vasallen
trennte er durch Ränke aller Art; aber einen harten Kampf
hatte er zu bestehen gegen Karl den Kühnen, den mäch-
tigen Herzog von Burgund, einen tapferen, aber harten
und ländersüchtigen Mann, der ihn sogar zu Peronne gefangen
nahm und zu einem schmachvollen Vertrage zwang. Gegen
ihn verband sich Ludwig mit der Schweiz und Lothringen.
Karl hatte vergeblich durch Kaiser Friedrich Iii. den Köuigs-
titel zu erhalten gesucht, und bedrückte nun een ihm verpfän-
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Extrahierte Personennamen: Karl_Vi Karl Ludwig_von_Orleans Ludwig Johann Johann Heinrich_V._von_England Heinrich_V. Philipp_von_Burgund Philipp Heinrich Heinrich Karls Heinrichs Heinrichs Karls Karl_Vii Karl Jeanne Agnes
Sorel Ludwig_Xi Ludwig Karl Karls Ludwig_Xi Ludwig Karl Karl Ludwig Ludwig Karl Karl Friedrich_Iii Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Bayonne Burgund Frankreich Karls England Frank- Karls Frankreich Domremy Rheims Rouen Frankreich Karls Burgund Lothringen
144 Mittlere Geschichte. Iv. Abschnitt. Von 12541517 n. Chr.
Herzog Johann der Unerschrockene von Burgund an der Aonne-brcke bei Montereau ermordet worden war, verband sich dessen Sohn, Philipp der Gute, mit den Englndern. Heinrich V. vermhlte sich mit Karl's Vi. Tochter Katharina und erhielt die Zusage der franzsischen Thronfolge. Er starb aber noch vor Karl Vi. und seine Brder, die Herzge von Bedford und Glocester, bernahmen die Regentschaft fr den minderjhrigen Sohn desselben, Heinrich Vi, und die Fortsetzung des Krieges gegen Frankreich.
Karl Vii. (14221461). Die Englnder hatten bereits alles Land bis an die Loire erobert und belagerten eben Orleans, als die wunderbare Erscheinung der Jungfrau v. Orleans dem Kriege pltzlich eine andere Wendung gab. Sie schlug die Englnder bei Patray (1429), entsetzte Orleans und fhrte den Dauphin zur Krnung nach Rheims. Bei einem Ausfalle aus der Stadt Compigue fiel sie ihren Feinden in die Hnde und wurde auf deren Veranlassung am 30. Mai 1431 zu Ronen verbrannt. Dennoch verloren die Englnder seitdem eine Landschaft nach der anderen in Frankreich, zumal da sich Philipp v. Burgund von England getrennt und mit Frankreich verbunden hatte, bis sie endlich nur auf den Besitz von Calais beschrnkt blieben. 4 /. " {
^ Ludwig Xi. (146114&S), ein hinterlistiger und gewaltthtiger Fürst, reizte durch seine Willkr die mchtigen Herzge von Burgund, Berry, Bourbon und Bretagne, so da sie einen Bund unter einander schlssen, um die Knigs-Herrschaft zu strzen und die Freiheit der Vasallen wieder her-zustellen (Ligue du bien public). Er mute zunchst der lieber-macht seiner Feinde weichen und ihre Forderungen bewilligen, ja er wurde sogar von Herzog Karl dem Khnen v. Burgund bei einer Zusammenkunft zu Peronne gefangen genommen und mute zum Preise fr seine Freilassung neue Forderungen be-willigen. Doch wute er in der Folge die Macht feiner Feinde" zu theilen, indem er den Herzog v. Burgund in einen Streit mit den Lttichern, Lothringern und Schweizern verwickelte (. 111) und hierauf die gemachten Zugestndnisse wieder zurcknahm. Nach dem Tode Karl's des Khnen gewann er nur Burgund, da Erzherzog Maximilian, der Schwiegersohn Karls des Khnen, in einem glcklichen Kriege die niederlndischen Herrschasten und die Freigrafschaft Burgund (Franche Comte) behauptete (. 106). Auch erwarb er beim Aussterben des Hauses Anjou in Neapel, welches von einem Sohne Johannis des Guten abstammte, die Provence, Anjon, Maine und den
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Extrahierte Personennamen: Johann Philipp Heinrich_V. Heinrich_V. Katharina Karl_Vi Karl Bedford Heinrich_Vi Heinrich Karl_Vii Karl Philipp_v Philipp Ludwig_Xi Ludwig Berry Karl_dem_Khnen Karl Maximilian Maximilian Karls Karls Johannis
Extrahierte Ortsnamen: Burgund Frankreich Rheims Frankreich England Frankreich Burgund Bretagne Burgund Burgund Burgund Neapel Maine