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Neuere Geschichte.
hohen Erlasse eingeführt. Vergebliche Reise des Papstes
Pius Vi. nach Wien 1782, um diese Neuerungen abzuwenden.
Aufhebung der Leibeigenschaft, doch bleiben noch manche
Dienstverpflichtungen der Bauern bestehen. Reform des Ge-
richtswesens.
1785. Kaiser Josephs Plan eines Ländertausches, wonach
Karl Theodor ganz Bagern an Österreich ab-
treten und dafür die österreichischen Niederlande (Belgien)
außer Luxemburg und Namur als Königreich Burgund er-
halten soll. Frankreich verhält sich gleichgültig, Rußland
sucht durch Zureden und Drohungen den bayrischen Thron-
erben, den Herzog Karl von Pfalz-Zweibrücken, zur Ein-
willigung zu bewegen. Dieser wendet sich um Hilfe an Friedrich
den Großen, welcher noch ein Jahr vor seinem Tode (f 1786,
17. Aug. in Sanssouci) den
1785. Deutschen Fürstenbund zwischen Preußen, Sachsen
Hannover zustande bringt, dem dann viele kleinere
Staaten beitreten nach dem Vorgang „des einstigen Schmal-
kaldischen“ (S. 249 ff.).
Damit die deutsche Reichsverfassung und die Dynastien
gegen die Pläne des Kaisers sicher gestellt. Ebenso Wider-
stand gegen Josephs Reformen in den österreichischen Nieder-
landen und Ungarn. Die Aufhebung der Verfassung von Bra-
bant bewirkt einen Aufstand der belgischen Provinzen (1789).
Joseph, aus dem gemeinschaftlich mit Rußland unternommenen
Türkenkriege (S. 329) krank zurückgekehrt, stirbt kinderlos
(Febr. 1790), nachdem er fast alle Neuerungen aufgehoben hatte.
1786—1797. Friedrich Wilhelm Ii., König von Preußen,
Neffe Friedrichs d. Gr., (S. 312), nicht gleich tätig
und entschlossen wie seine Vorgänger. Die Finanzen des Staates
kommen in Unordnung, das Heerwesen verfällt (s. Anhang I).
1791. Ansbach-Ba ireu th durch Erbanfall gewonnen (S. 319).
1790—1792. Leopold Ii. Kaiser, Josephs älterer Bruder
(S. 311), seit 1765 Großherzog von Toskana. Er
unterdrückt den Aufstand in Belgien, indem er zugleich die alten
Verfassungen und Privilegien wiederherstellt. Manche Reformen
Josephs noch von Leopold Ii. beseitigt, doch bleibt das Tole-
ranzedikt und die Aufhebung der Leibeigenschaft.
1790. Vertrag von Reichenbach (Schlesien). Preußen,
dessen Minister v. Hertzberg während des öster-
reichisch-russischen Türkenkrieges (S. 329) zum Schutze der
Türkei ein Bündnis mit der Pforte und Polen geschlossen
hatte, einigt sich, um einen Krieg zu vermeiden, mit Österreich,
das die Wiederherstellung des Zustandes vor dem Kriege
anbietet. Der Fürstenbund damit gesprengt, Preußen wieder
im Schlepptau der österreichischen Politik. Forts. S. 347 ff.)
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Extrahierte Ortsnamen: Wien Belgien Luxemburg Namur Burgund Frankreich Sanssouci Sachsen
Hannover Ungarn Josephs Belgien Josephs
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Neuere Geschichte.
vention des Bundestages in Hessen nicht dulden will. Kaiser
Franz Joseph hat in Bregenz eine Zusammenkunft mit den
Königen von Bayern und Württemberg, darauf in Warschau
(28. Okt.) mit Kaiser Nikolaus von Rußland, der den preu-
ßischen Gesandten Graf Brandenburg zum Nachgeben ermahnt.
Die Bundesexekution gegen Blessen durch bayrische und
österreichische Truppen wird in Frankfurt beschlossen, um
die preußische Union zu sprengen. Auch preußische Truppen
rücken in Hessen ein, ziehen sich aber nach einem Zusammen-
stoß der Vorposten bei Bronnzell (8. Nov.) zurück. Friedrich
Wilhelm Iv. entläßt den Minister v. Radowitz und gibt die
Unionsbestrebungen auf.
29. Nov. Vertrag zu Olmütz (M anteuf fei und Schwarzen-
berg). Nachdem Friedrich Wilhelm Iv. vergeblich
versucht hatte, seinen Schwager, den Kaiser Nikolaus vcn
Rußland, durch eine persönliche Aussprache mit seinem Bruder,
dem Prinzen Wilhelm, in dem Schloß Skierniewicc bei War-
schau für seine Anschauungen zu gewinnen, und nachdem der
Zar auch in Warschau bei einer Zusammenkunft mit Kaiser
Franz Joseph und dessen Minister, dem Fürsten Schwarzenberg,
zu der als preußischer Bevollmächtigter der Ministerpräsident
Graf Brandenburg entsandt worden war, die preußische
Unionspolitik als demokratisch, ja revolutionär verurteilt hatte,
fügte Preußen sich allen Forderungen Österreichs und des
hinter ihm drohenden Moskowitertums. Schleswig-Holstein
wird den Dänen überlassen, in Hessen die unumschränkte
Herrschaft des Kurfürsten wiederhergestellt. Preußen ver-
zichtet auf seine Pläne hinsichtlich der Neugestaltung Deutsch-
lands; für die deutsche Verfassung werden Konferenzen in
Dresden anberaumt, welche die
1851. Wiederherstellung des Deutschen Bundes be-
schließen.
Damit hat Österreich mit Hilfe Rußlands die Bestre-
bungen, Deutschland unter Preußens Führung zu einigen,
vorläufig vereitelt, ebenso wie es im Kampfe gegen die
Ungarn (S. 400 f.) mit russischer Unterstützung Sieger ge-
blieben war.
Doch hält Preußen den Zollverein (S. 392 f.) aufrecht,
welchem nun auch Hannover und Oldenburg beitreten, und
begründet allmählich eine preußische Kriegsflotte, indem
es mehrere von den 1852 im Aufträge des Bundestages ver-
steigerten Schiffen übernimmt, welche die deutsche National-
versammlung 1849 als deutsche Flotte gegen Dänemark zu-
sammengebracht hatte (S. 405). Ein Gebiet an der Jade-
mündung wird 1853 durch Vertrag mit Oldenburg erworben
zur Anlage des Kriegshafens Wilhelmshaven an der Nordsee.
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Extrahierte Personennamen: Franz_Joseph Franz Nikolaus_von_Rußland Nikolaus Friedrich
Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Nikolaus Nikolaus Wilhelm Schloß_Skierniewicc Franz_Joseph Franz
Extrahierte Ortsnamen: Hessen Bregenz Württemberg Warschau Frankfurt Hessen Warschau Schwarzenberg Schleswig-Holstein Hessen Dresden Deutschland Ungarn Oldenburg Oldenburg Kriegshafens_Wilhelmshaven Nordsee
Das Deutsche Reich seit 1871.
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Einfuhr ausländischer Erzeugnisse die einheimische Produktion
zu schützen und die Einkünfte des Reiches zu erhöhen (Schutz-
zollpolitik). — Hamburg und Bremen, bisher Freihäfen, werden
1881 und 1885 zum Eintritt in die Zollgemeinschaft des Reiches
(zum 1. Okt. 1888), mit Vorbehalt eines beschränkten Freihafen-
gebietes, veranlaßt (S. 392, 394). — Seit dem Ende der 70 er Jahre
Verstaatlichung der Eisenbahnen in Preußen nach und nach
durchgeführt (Minister Maybach). Später Betriebsgemein-
schaft der preußischen und hessischen Bahnen
eingerichtet.
1. Okt. Die neuen Justizgesetze für das ganze Deutsche
Reich (Gerichts-Verfassung, Zivil-Prozeß, Straf-
prozeß) treten in Kraft. Oberstes Reichsgericht in Leipzig.
1900 Bürgerliches Gesetzbuch (S. 445).
1879. Infolge der Spannung zwischen Deutschland und
7. Okt. Rußland nach dem Berliner Kongreß (S. 452 f.)
Schutzbündnis zwischen dem Deutschen Reich
und Österreich gegen Angriffe auswärtiger Feinde nach
einem Besuch des Fürsten Bismarck in Wien (Graf Andrassy).
Italien, durch Eröffnung der Gotthardbahn 1882 mit den
nördlichen Ländern besser verbunden, schließt sich 1883 an;
Dreibund zur Erhaltung des europäischen Friedens, 1887
erneuert, dann 1892, 4902, 1912. (Vgl. S. 466.)
1884 Zusammenkunft der 3 Kaiser: Wilhelms /., Franz
Josephs und Alexanders Iii. in Skierniewice in Polen; Neu-
tralitätsvertrag des Deutschen Reiches mit Rußland (nach
Bismarcks Rücktritt 1890 nicht erneuert).
Das Verhältnis Deutschlands zu England wird kühler
seit der Gründung deutscher Kolonien, weil England darin
eine Schmälerung seiner Interessen sieht.
1881. Kaiserliche Botschaft an den Reichstag, betreffend
19 Nov. die Gesetzgebung zur Förderung des Wohles der
Arbeiter. Darauf 1883 Gesetz über Krankenver-
sicherung, 1884—1887 Gesetze über Unfallversicherung. (1908
waren 13 Mill. Reichsangehörige gegen Krankheit, 24 Mill.
gegen Unfall versichert, S. 444, 446).
1884. Gründung deutscher Kolonien in Südwestafrika,
Togo, Kamerun, 1885 in Ostafrika und auf den
australischen Inseln (s. S. 484 ff.).
1884—1885. Kongo-Konferenz in Berlin unter dem Vorsitz
des Fürsten Bismarck (s. S. 464).
Nach dem Tode des unvermählten Herzogs Wilhelm (f 1884)
ist 1885—1896 Prinz Albrecht von Preußen Regent des Herzog-
tums Braunschweig, da der erbberechtigte Herzog Ernst August
von Cumberland, Sohn Georgs V. (S. 425, 558), seine Ansprüche
auf Hannover nicht aufgeben will. Sein Nachfolger 1907—1913
Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg-Schwerin (S. 447).
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Extrahierte Personennamen: Wilhelms Wilhelms Franz
Josephs Franz Alexanders Wilhelm Albrecht_von_Preußen Albrecht Ernst_August
von_Cumberland Ernst August Georgs_V. Johann_Albrecht_von_Mecklenburg-Schwerin Johann Albrecht
Extrahierte Ortsnamen: Hamburg Bremen Leipzig Deutschland Deutschen_Reich Wien Italien Alexanders Polen Bismarcks Deutschlands England England Südwestafrika Togo Kamerun Ostafrika Berlin Braunschweig