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sobald der Knabe der ersten häuslichen Pflege entwachsen war, wurde er zu einem geachteten befreundeten Ritter gebracht, welchem • er 33ube oder Edelknabe und später als Knappe diente, und welchen er als Vorbild für sein künftiges Leben betrachtete. Er begleitete feinen Herrn zu jeder Stunde und jedem Geschäfte, zu der Lust der Jagd oder der Feste und Wasfenfpiele, sowie in den Ernst der Schlacht. Die treueste Anhänglichkeit und Sorge für den Herrn war feine erste Pflicht, und wenn er ihn gar im heißen Streite mit Schild und Schwert gedeckt und ihm das Leben gerettet hatte, so trug er den höchsten Ruhm davon, den er als edler ^üngling nur erwerben konnte. So wurde die Treue die erste Tugend, die mit aller Kraft der täglichen und stündlichen Uebung sich dem jugendlichen Gemüthe fest einprägte, ja mit ihm in unauflöslicher Verzweigung fest zusammenwuchs.
siebenjähriger, rühmlichst bestandener Knappschaft wurde der -jüngting, unter der Weihe der Religion, durch den Ritterschlag in die ebenbürtige Kampfgenossenschaft selbst aufgenommen. Nach vorhergegangenem Fasten und Beten empfing er die Sakramente, und aus den Händen der Ritter und Edelfrauen Sporen, Panzer und Handschuhe. Dann kuieete er nieder und einer der Ritter gab ihm mit entblößtem Schwerte brei Schläge auf die Schulter, wobei er durch feierlichen Eib gelobte, allen Pflichten eines ehrenwerthen Ritters getreu zu leben, die Wahrheit zu reben, das Recht zu schützen, und sein Schwert zur Vertheibigung der Religion, der Wittwen und Waisen und der verfolgten Unschuld, vor Allem aber gegen jeden Ungläubigen zu führen; zuletzt empfing er auch Helm, Schilb, Lanze und «schwert. So würden, in der begeisterten Stunde des Jünglingslebens, durch feierlichen Eib die übrigen männlichen Tugenden nochmals zum unverbrüchlichen Gesetze des ganzen Lebens erhoben, die Wahrheit, die Gerechtigkeit und die Fröm-migkeit; und als Inbegriff und zugleich der Lohn der vollkommenen Uebung berfelben staub die Ehre, gleich einem leuchtenden Sinn-bilde, welchem er gewiß bis zum letzten Athemzuge treu blieb, vor den Augen des jungen Ritters.
In den Zeiten von Heinrich I. bis auf Heinrich Iv., unter den sächsischen und fränkischen Kaisern, war das Ritterthum erst in seinem Entstehen; die ganze Zeit war einfach und ernst. Durch die Kreuzzüge ober erhielt es einen neuen hohen Schwung; im Dienste Gottes und des Erlösers konnte das tapfere Schwert den höchsten irbischen Ruhm erwerben. Das Ziel, welches erkämpft werben sollte, lag weit in fernen Himmelsstrichen. Die Einbildungskraft würde viel wunberbarer aufgeregt, und die Erzählungen derer, die aus den Morgenlanden zurückkehrten, waren ganz geeignet, dem Bilde noch lebhaftere Farben zu verleihen. Dadurch wurden diese Zeiten so kühn und schwärmerisch begeistert, daß ihnen
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Extrahierte Personennamen: Ernst Heinrich_I. Heinrich_I. Heinrich_Iv. Heinrich_Iv.
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Heiden; bewaffnet kamen sie auf Bonifacius und die Seinen zu; ihre Absicht war nicht schwer zu erkennen. Die Begleiter des Bonifacius schickten sich zur Vertheidigung an, aber er selbst wehrte es ihnen und wies auf den unmittelbaren Beistand Gottes hin und auf das Wort der Schrift: »Vergeltet nicht Böses mit Bösem.« Hier aber fanb fein Wirken ein Ziel. Bonifacius erlag den Streichen der ergrimmten Feinde. Nach einer langen Wirksamkeit für Ausbreitung des Christenthums fanb er feinen Tod im Jahre 755.
Mit Recht heißt er »der Apostel der Deutschen«. Denn wenngleich die Friesen und die Sachsen erst nach ihm für das Christenthum gewonnen würden, so hat er boch das Verbienst, in vielen Gegenben Deutschlanbs die Lehre Jesu zuerst verkündigt, in anberen aber, wo sie schon geprebigt war, sie gereinigt zu haben.
In der Domkirche zu Fulba würde Bonifacius Leichnam beigesetzt, in der auch noch sein Bischofsstab, fein Evangelienbuch und der Dolch, mit dem er ermorbet würde, aufbewahrt wirb.
Pipin von Hcrstall, Karl Martel und Pipin der Kleine.*)
Nach Klobwigs Tode warb das mächtige Frankreich in zwei Theile, in Auftrien, den östlichen, und in Neuftrien, den westlichen, getheilt. Längst schon waren nicht mehr die schwachen Könige aus dem Geschlechte der Merowinger die eigentlichen Herrscher in Frankreich gewesen. Sie selbst führten nur den Königsnamen, die Königsmacht aber lag in den Hänben eines ihrer obersten Hofbeamten, des sogenannten Hausmeiers ober Majorbomus. Dieser sorgte für die Ordnung und Ausstattung des Rittergefolges des Königs und verwaltete die Güter der Krone. Dadurch ward es ihm nicht allzufchwer, sich in Besitz der königlichen Macht zu setzen. — Die drei vornehmsten unter den Hausmeiern waren Pipin von Her st all, Karl Martel und Pipin der Kleine.
Pipin von Herstall, so benannt von seinem Lieblingssitz an der Maas, war Majorbomus in Auftrien, währenb in Neustrien !£Heuberich, der Sohn Klobwigs Ii., regierte. Als kluger und tapferer Mann zog Pipin die Aufmerksamkeit der Neuftrier auf sich, die, unzufrieben mit ihrem schwachen König, nicht säumten, ihm die Herrschaft auch über Neustrien anzutragen. Aber wie sie gewinnen? Nicht anders als mit Hülfe des Schwertes. Und biefes führte in Pipin's Hänben zum Siege in der Schlacht bei Testri (687). Theuberich mußte sich bequemen, Pipin als Herzog und Fürst der Franken anzuerkennen und zu bestätigen.
Bis zum Jahre 714 hatte Pipin mit starker Hattb die Zügel geführt. Als er nun starb, brohte abermals das vereinigte Reich auseinanber zu fallen. Aber fein Sohn Karl, anfangs eingekerkert,
*) Nach Bkrnatzli und Th. Weiter.
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Extrahierte Ortsnamen: Gottes Sachsen Domkirche Frankreich Neuftrien Frankreich Maas Neustrien
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hatte der unglückliche Vater gegen den eigenen Sohn zu kämpfen. Der Schmerz über seine Kinder riß den Kaiser 840 in's Grab.
Nun brach der Zwiespalt unter seinen Söhnen aus, welche sich in blutigen Kriegen befehdeten. 843 schlossen sie jedoch den Vertrag von Verdün ab. Durch diesen Vertrag erhielt Karl der Kahle Frankreich, Ludwig der Deutsche alle Länder auf dem rechten Ufer des Rheins, und damit er auch Weinberge hätte, die Städte Worms, Speier und Mainz. Lothar empfing die Kaiserkrone, Italien und einen Strich Landes am linken Rheinufer von dem mittelländischen Meere bis zur Nordsee (Lothringen).
So ist Deutschland ein eigenes Reich geworden. Aber auf dem Geschlechte Karls ruhete kein Segen; glorreich hatte es mit dem großen Kaiser begonnen; ruhmlos und fast verachtet endete es 911, in welchem Jahre der letzte des Stammes, Ludwig das Kind, in's Grab sank.
Alfred der Große, König von England.*)
(871-901.)
Im 9. Jahrhundert wurden die Küstenländer Europas von den verheerenden Einfällen der Normannen heimgesucht; auch England wurde vielfach von den Angriffen dieser Abenteuern, die man hier Dänen nannte, beunruhigt. Stets durch neue Schaaren aus der Heimath verstärkt, durchzogen sie sengend und mordend das Land. Da trat unter den hartbedrängten Angelsachsen, die Britannien seit dem 5. Jahrhundert besaßen, Ethelwolfs Sohn, Alfred, als Retter seines Vaterlandes auf.
Gleich nach seiner Thronbesteigung eröffnete _ der 22jährige Alfred zu Wasser und zu Lande den Krieg gegen die Normannen. Obschon er dieselben in einem Jahre in acht großen Treffen schlug, so konnte er sie doch nicht unterwerfen, weil immer neue L>chaaren landeten und die gefallenen Kämpfer ersetzten. Endlich zwang er ihnen (877) einen Vertrag ab, worin sie wenigstens den westlichen Theil Englands zu schonen versprachen. Dennoch fielen sie treulos sogar in diesen Landestheil ein. Alfred, von Feinden umringt und von seinen verzweifelnden Unterthanen verlassen, wollte sich schon in den dichtesten Feindeshaufen stürzen und den Heldentod sterben. Jedoch den Bitten feiner Freunde nachgebend, floh er und verbarg sich den Winter hindurch unerkannt in der Hütte eines Hirten. — Ein Sage erzählt, daß ihm die Frau des Hirten, die ihn nicht kannte, einst, als er am Herde sitzend Bogen und Pfeile schnitzte, die Aufsicht über die Brote im Ofen übertragen habe. Aber Alfred dachte an sein Volk und an die Maßregeln gegen die Dänen; er hatte nicht Acht auf das Brot, so daß es verbrannte.
* Nach Spieß, Sieger und Vogel.
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Extrahierte Ortsnamen: Rheins Mainz Italien Nordsee Lothringen Deutschland Karls England Europas England Britannien Englands
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alte Mutter aber nähte man, ohne anzufragen, in einen Sack und warf sie in das Wasser.
Nicht menschlicher verfuhr man in den Provinzen. König Christian reiste selbst im Lande umher, um neue Opfer seiner Grausamkeit aufzuspüren, und ließ in allen Städten Galgen errichten. Sogar Kinder mußten unter Martern sterben, damit sie nicht den Tod ihrer gemordeten Väter rächen möchten. Gegen sechshundert Personen ließ der Tyrann hinrichten, ehe er nach Dänemark zurückkehrte; und nach seiner Abreise setzten die Statthalter seine Gewaltthätigkeiten, sein Mordsystem und seine Bedrückungen so fort. Die Edelleute waren wie gejagtes Wild, immer auf der Flucht.
Dieses Alles vernahm Gustav Wasa in seinem verborgenen Aufenthalte mit Schaudern und sein Schmerz war um so größer, da auch sein Vater und mehrere seiner Verwandten bei dem schrecklichen Blutbade zu Stockholm umgekommen waren. Aber er gab sich seinen schmerzlichen Gefühlen nicht hin, sondern ließ sich durch sie nur in dem Beschlusse bestärken, Schweden frei zu machen von den Fesseln des fremden Tyrannen. In dieser Absicht ging er, verfolgt von den umherstreifenden Soldaten, welche Christian gegen ihn ausgeschickt hatte, nach der Provinz Dalekarlien. Der König hatte seinen Aufenthalt in Südermannland in Erfahrung gebracht und einen Preis auf seinen Kopf gesetzt; Jedem, der ihn aufnehmen würde, war mit Todesstrafe gedroht; allenthalben fand er daher verschlossene Thüren, und mehr als einmal kam er in Gefahr, ergriffen zu werden. Gleichwohl erreichte er glücklich die Thäler von Dalekarlien, die von einem rohen, derben, freiheitsliebenden Volke bewohnt werden, welches durch seine einfachen Sitten und seinen ehrlichen Sinn viel Aehnlichkeit mit den schweizer Bauern hat. Ehe er aber ihre Dörfer erreichte, ging ihm ein Diener, von dem er sich hatte begleiten lassen, mit seinem Gepäcke durch. So sah er sich denn, ohne Geld und ohne Freunde, gezwungen, sich als Knecht bei einem Bauer zu verdingen und mit dem andern Gesinde Korn zu dreschen. Bald aber erregte er Verdacht durch seine Sprache und seine Sitten; eine Magd bemerkte auch an ihm ein feines Hemde, wie Bauernknechte es nie zu tragen pflegen. Der Herr des Gutes, welchem Nachricht davon gegeben wurde, ließ ihn vor sich kommen und erkannte in ihm einen alten Umversttätssreund. Gustav fand jetzt fein Bedenken mehr, sich ihm zu entdecken und ihn zur Theilnahme an der Ausführung seines großen Unternehmens aufzufordern. Allein der Mann erschrak darüber und rieth ihm, sich so schnell als möglich tiefer in das Gebirge zu flüchten.
Es war schon spät im Jahre. Gustav wagte sich über einen gefrornen See; das Eis brach unter seinen Füßen, und er kam in Gefahr zu ertrinken, erreichte aber doch noch glücklich genug einen anderen Edelhof. Er kannte den Besitzer, der ihn ganz freundlich
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die unerfahrenen Leute im Kriegsdienste zu üben, sie in geschlossenen Gliedern fechten zu lehren, Waffen für sie schmieden zu lassen, kurz aus seinen Bauern Soldaten zu machen und seinen Anhang immer mehr zu vergrößern.
Schon im Monat Mai 1521 sah er sich im Stande, dem König von Dänemark förmlich den Krieg zu erklären. Eine Menge schwedischer Offiziere ging nun zu ihm über; die Stadt Upsala wurde erobert und Stockholm mit 15000 Mann belagert. Hier fand Gustav aber hartnäckige Gegenwehr. Christian selbst drohte ihm, seine Mutter und seine zwei Schwestern, die er in Händen hatte, hinrichten zu lassen, wenn die Belagerung nicht aufgehoben würde, und erfüllte die Drohung mit der ihm eigenen Grausamkeit.
Jetzt war es Zeit, den versprochenen Beistand der Lübecker in Anspruch zu nehmen. Gustav erhielt von ihnen 10 ausgerüstete Schiffe und 900 Mann Landtruppen. Noch ersprießlichere Dienste leistete aber den Schweden ein Aufruhr, welcher in Kopenhagen ausgebrochen war und zur Folge hatte, daß Christian des dänischen Throns entsetzt wurde. Als die dänische Besatzung in Stockholm hörte, daß der König abgesetzt sei und als Flüchtling seine Residenz verlassen habe, ergab sie sich und erhielt freien Abzug.
Schweden war nun von seinen Feinden befreit; es fragte sich aber jetzt, wer statt des vertriebenen Dänenkönigs zum Reichsoberhaupte in Schweden ernannt werden sollte. Ein Reichstag, der sich zu Strengnäs versammelte, erklärte einmüthig, Niemand sei würdiger, die vaterländische Krone zu tragen, als der Retter des Vaterlandes; alle Stimmen forderten Gustav Wasa zum Könige und Abgeordnete eilten, ihm seine Wahl zu verkünden. Allein der hochherzige Mann wollte nicht das Ansehen haben, als habe er mehr für sich, als für seine Mitbürger den kühnen Kampf gekämpft; er schlug die Krone aus und versetzte durch seine Weigerung das ganze Volk in die schmerzlichste Bestürzung. Man ließ mit Bitten nicht nach; die vornehmsten Volksvertreter sanken vor ihm auf die Kniee und baten ihn unter Thränen, die Hand nicht von dem tiefgesunkenen Vaterlande abzuziehen. Länger konnte er nicht widerstehen; in seinen eigenen Augen glänzten Thränen; er gab seine Zustimmung und sogleich bemächtigte sich ein lauter Freudentaumel der Versammlung. Mit Wonne wurde ihm der Eid der Treue geschworen; er aber schwur, das Land mit Gerechtigkeit nach schwedischen Gesetzen zu regieren (6. Juni 1523). Gustav zu Liebe wurde neun Jahre darauf die Nachfolge in der Regierung auch seinen Kindern zugesichert, und Schweden, welches bis dahin ein Wahlreich gewesen war, in eine erbliche Monarchie verwandelt.
Gustav fuhr fort, Schweden im Innern zu beglücken, es seinen Freunden achtungswerth, seinen Feinden furchtbar zu machen. Er gab bessere Gesetze, suchte die Sitten des Volkes zu mildern, ermunterte
Geschichtsbilder. 8te Aufl.
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stolz auf diesen König gab der Bauer in Finnland und Gothland freudig seine Armuth hin, verspritzte der Soldat freudig sein Blut, und der hohe Schwung, den der Geist dieses einzigen Mannes der Nation gegeben, überlebte noch lange Zeit seinen Schöpfer.
Mit nur 15000 seiner Kerntruppen landete Gustav Adolph in Pommern (1630). Angesichts seines Heeres fiel er auf die Kniee nieder und betete. — »Weint nicht«, sprach er darauf zu seinen umstehenden Offizieren, denen Thränen in den Augen standen, »sondern betet inbrünstig von Grund eures Herzens. Je mehr Betens, desto mehr Siegens.« —
Zuerst vertrieb er die Kaiserlichen aus Pommern, Mecklenburg und Brandenburg. Holland, England und Frankreich verbündeten sich mit ihm. Die deutschen Fürsten mißtrauten ihm leider. Ja sein Schwager, Georg Wilhelm von Brandenburg, wollte es lieber mit den Kaiserlichen, als mit den glaubensverwaudten Schweden halten. Erst als Gustav Adolph bei seiner Zusammenkunft in der Cöpenicker Haide vor Berlin dem Kurfürsten sagte: »Ihr werdet es einst vor Gott zu verantworten haben, daß ihr um des Evan-gelii willen nichts habt thun wollen,« gab dieser die Festungen Spandau und Küstrin an die Schweden. Nun eilte der König, um Magdeburg von Tilly zu befreien, der es belagerte.
Die Zerstörung Magdeburgs.*) [io. m lesi.]
Am 30. März 1631 erschien Tilly vor den Thoren Magdeburgs, um von jetzt an die Belagerung der Stadt mit Eifer zu betreiben; aber auch Gustav Adolph rückte mit seinem Heere der bedrängten Stadt immer näher, und Tilly entsagte schon der Hoffnung, sich
noch vor der Ankunft der Schweden der Stadt bemeistern zu kön-
nen, da noch keine Bresche geschossen und die Festungswerke kaum beschädigt waren. Er beschloß schon, sein Lager aufzuheben, zuvor aber noch einen Generalsturm zu wagen. An vier Orten zugleich sollte der Angriff geschehen; die ganze Nacht zwischen dem 9. und 10. Mat wurde mit den nöthigen Anstalten zugebracht. Alles war in Bereitschaft und erwartete, der Abrede gemäß, früh um 5 Uhr das Zeichen mit den Kanonen. Dieses erfolgte aber erst zwei Stunden später, indem Tilly, noch immer zweifelhaft wegen des Erfolgs, noch einmal den Kriegsrath versammelt hatte. Pappenheim wurde beordert, auf die neustadtischen Werke den Angriff zu thun; ein abhängiger Wall und ein trockener, nicht allzutiefer Graben
kamen ihm dabei zu statten. Der größte Theil der Bürger und
Soldaten hatte die Wälle verlassen, und die wenigen Zurückgebliebenen fesselte der Schlaf. So wurde es diesem General nicht schwer, sogleich den Wall zu ersteigen.
*) Fr. v. Schiller.
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Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolph Gustav Georg_Wilhelm_von_Brandenburg Wilhelm Gustav_Adolph Gustav Tilly Tilly Gustav_Adolph Gustav Tilly Tilly Pappenheim Schiller
Extrahierte Ortsnamen: Finnland Pommern Pommern Brandenburg Holland England Frankreich Berlin Spandau Schweden Magdeburg Magdeburgs Magdeburgs
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304
man in die Elbe werfen, um die Gassen zu räumen; eine ungleich größere Menge von Lebenden und Leichen hatte das Feuer verzehrt; die ganze Zahl der Getödteten wird auf 30,000 angegeben.
Der Einzug des Generals, welcher am 14. erfolgte, machte der Plünderung ein Ende, und was bis dahin gerettet war, blieb leben. Gegen 1000 Menschen wurden aus der Domkirche gezogen, wo sie drei Tage und drei Nächte in beständiger Todesfurcht und ohne Nahrung zugebracht hatten. Tilly ließ ihnen Pardon ankündigen und Brot unter sie vertheilen. Den Tag darauf ward in dieser Domkirche feierlich Messe gehalten, und unter Abfeuerung von Kanonen das Te Deum angestimmt. Der kaiserliche General durchritt die Straßen, um als Augenzeuge seinem Herrn berichten zu können, daß seit Troja's und Jerusalems Zerstörung kein solcher Sieg gesehen worden sei. Und in diesem Vorgeben war nichts Uebertriebenes, wenn man die Größe, den Wohlstand und die Wichtigkeit der Stadt, welche unterging, mit der Wuth ihrer Zerstörer zusammendenkt. Aber noch in demselben Jahre ward das Schicksal der Stadt schrecklich an dem Sieger gerächt.
Schlacht bei Sbmtmfelb.*)
(7. Sept. 1631.)
Von Magdeburg aus wandte sich Tilly nach Leipzig und bemächtigte sich dieser Stadt. Gustav Adolph hatte sich mit den Sachsen vereinigt, um Tilly anzugreifen. Früh Morgens am 7. September 1631 bekamen die feindlichen Armeen einander zu Gesichte. Tilly, entschlossen, die herbeieilenden Hülsstruppen zu erwarten, nachdem er versäumt hatte, die sächsische Armee vor ihrer Vereinigung mit den Schweden niederzuwerfen, hatte unweit Leipzig, bei Breitenfeld, ein festes und Vortheilhaftes Lager bezogen, wo er hoffen konnte, zu keiner Schlacht gezwungen zu werden. Das ungestüme Anhalten Pappenheims vermochte ihn endlich doch, sobald die feindlichen Armeen im Anzuge begriffen waren, seine Stellung zu verändern, und sich linker Hand gegen die Hügel hinzuziehen, welche sich vom Dorfe Wahren bis nach Lindenthal erheben. Am Fuße dieser Anhöhen war seine Armee in einer einzigen Linie ausgebreitet; seine Artillerie, auf den Hügeln vertheilt, konnte die ganze große Ebene von Breitenfeld bestreichen.
Von daher näherte sich in zwei Kolonnen die schwedischsächsische Armee, und hatte bei Podelwitz, einem vor der Tilly'schen Fronte liegenden Dorfe, die Lober zu passiren. Um ihr den Ueber-gang über diesen Bach zu erschweren, wurde Pappenheim mit 2000 Kürassiers gegen sie beordert, doch erst nach langem Widerstreben des Tilly, und mit dem ausdrücklichen Befehl, ja keine Schlacht
*) Meist nach Fr. v. Schiller.
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Extrahierte Personennamen: Tilly Tilly Gustav_Adolph Gustav Tilly Schiller
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Schlachtfelde zurücklassen. Beide Hälften von Deutschland haben mit Furcht und Zittern diesen Tag herannahen sehen; bang erwartet die ganze Mitwelt den Ausschlag desselben und die späte Nachwelt wird ihn segnen oder beweinen.
Die Entschlossenheit, welche den Grafen Tilly sonst nie verließ, fehlte ihm an diesem Tage. Kein fester Vorsatz, mit dem König zu schlagen, eben so wenig Standhaftigkeit, es zu vermeiden. Wider seinen Willen riß ihn Pappenheim dahin. Nie gefühlte Zweifel kämpften in seiner Brust, schwarze Ahnungen umwölkten seine nimmer freie Stirn. Der Geist von Magdeburg schien über ihm zu schweben.
_ Ein zweistündiges Kanonenfeuer eröffnete die Schlacht. Der Wind wehte von Abend und trieb aus dem frischbeackerten, ausgedörrten Gefilde dicke Wolken von Staub und Pulverrauch den Schweden entgegen. Dies bewog den König, sich unvermerkt gegen Norden zu schwenken, und die Schnelligkeit, mit der solches ausgeführt war, ließ dem Feinde nicht Zeit, es zu verhindern.
Endlich verließ Tilly seine Hügel und wagte den ersten Angriff auf die Schweden; aber von der Heftigkeit ihres Feuers wendete er sich zur Rechten und fiel in die Sachsen mit solchem Ungestüm, daß ihre Glieder sich trennten und Verwirrung das ganze Heer ergriff. Der Kurfürst selbst besann sich erst in Eilenburg wieder; wenige Regimenter hielten noch eine Zeit lang auf dem Schlacht-felde Stand und retteten durch ihren männlichen Widerstand die Ehre der Sachsen. Kaum sah man diese in Unordnung gerathen, so stürzten die Kroaten zur Plünderung, und Eilboten wurden schon abgefertigt, die Zeitung des Siegs zu München und Wien zu verkündigen.
Auf den rechten Flügel der Schweden stürzte sich Graf Pappenheim mit der ganzen Stärke seiner Reiterei, aber ohne ihn zum Wanken zu bringen. Hier kommandirte der König selbst, und unter ihm der General Banner. Siebenmal erneuerte Pappenheim seinen Angriff, und siebenmal schlug man ihn zurück. Er entfloh mit einem großen Verluste und überließ dem Sieger das Schlachtfeld.
Unterdessen hatte Tilly den Uebemst der Sachsen niedergeworfen und brach nunmehr in den linken Flügel der Schweden mit feiren siegenden Truppen. Diesem Flügel hatte der König, sobald sich die Verwirrung unter dem sächsischen Heere entdeckte, mit schneller Besonnenheit drei Regimenter zur Verstärkung gesendet, um lie Flanke zu decken, welche die Flucht der Sachsen entblößte. Gustav Horn, der hier das Kommando führte, leistete den feindlichen Kürassiers einen herzhaften Widerstand, den die Vertheilung des Fußvolks zwischen den Schwadronen nicht wenig unterstützte. Schon fing der Feind an zu ermatten, als Gustav Adolph erschien, dem Treffen den Ausschlag zu geben. Der linke Flügel der Kaiserlichen
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Extrahierte Personennamen: Tilly Tilly Graf_Pappenheim Tilly Gustav_Horn Gustav Gustav_Adolph Gustav
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Pappenheim Magdeburg Schweden Schweden Sachsen Eilenburg Sachsen Wien Schweden Sachsen Schweden Sachsen
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verlieren. Nichts waren jetzt alle seine vergangenen Siege, da ihm der einzige entging, der jenen allen erst die Krone aufsetzen sollte. Nichts blieb ihm übrig von seinen glänzenden Kriegsthaten, als die
Flüche der Menschheit, von denen sie begleitet waren. Von diesem
Tage an gewann Tilly seine Heiterkeit nicht wieder, und das Glück kehrte nicht wieder zu ihm zurück. Selbst seinen letzten Trost, die Rache, entzog ihm das ausdrückliche Verbot seines Herrn, kein entscheidendes Treffen mehr zu wagen.
Erfochten war der Sieg, aber nur eilte weise Benutzung konnte ihn entscheidend machen. Die kaiserliche Armee war aufgerieben, Sachsen sah keinen Feind mehr, und der flüchtige Tilly hatte sich nach Braunschweig gezogen. Ihn bis dahin zu verfolgen, hätte den Krieg in Niedersachsen erneuert, welches von den Drangsalen des vorhergehenden Krieges kaum erstanden war. Es wurde daher beschlossen, den Krieg in die feindlichen Lande zu wälzen, welche unvertheidigt und offen bis nach Wien den Sieger einluden. Man
konnte zur Rechten in die Länder der katholischen Fürsten fallen,
man konnte zur Linken in die kaiserlichen Erbstaaten dringen, und den Kaiser selbst in seiner Residenz zittern machen. Gustav Adolph an der Spitze einer siegreichen Armee hätte von Leipzig bis Prag, Wien und Preßburg wenig Widerstand gefunden. — Einern Eroberer hätte dieser kühne Kriegsplan geschmeichelt, und vielleicht auch ein glücklicher Erfolg ihn gerechtfertigt. Gustav Adolph aber, eben so vorsichtig als kühn, und mehr Staatsmann als Eroberer, verwarf ihn, weil er einen höheren Zweck zu verfolgen fand, weil er dem Glück und der Tapferkeit allein den Ausfchlag nicht anvertrauen wollte.
Die Schlacht bei Lützen und Gustav Adolphs Tot).*)
(16. November 1632.)
Drei Kanonenschüsse, welche Graf Kolloredo von dem Schlosse zu Weißenfels abbrannte, verkündigten den Marsch des Königs, und aus dieses verabredete Signal zogen sich die friedländischen Vortruppen unter dem Kommando des Kroaten-Generals Jsolani zusammen, die an der Rippach gelegenen Dörfer zu besetzen. Ihr schwacher Widerstand hielt den anrückenden Feind nicht auf, der bei dem Dorfe Rippach über das Wasser dieses Namens setzte, und sich unterhalb Lützen der kaiserlichen Schlachtordnung gegenüberstellte. Die Landstraße, welche von Weißenfels nach Leipzig führt, wird zwischen Lützen und Markranstädt von dem Floßgraben durchschnitten, der sich von Zeitz nach Merseburg erstreckt und die Elfter mit der Saale verbindet. An diesen Kanal lehnte sich der linke Flügel der Kaiserlichen und der rechte des Königs von Schweden,
*) Fr. v. Schiller.
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Extrahierte Personennamen: Tilly Tilly Gustav_Adolph Gustav Gustav_Adolph Gustav Gustav_Adolphs Gustav Graf_Kolloredo Jsolani Schiller
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Niedersachsen Wien Leipzig Prag Wien Dorfe_Rippach Leipzig Zeitz Merseburg Schweden
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt: Zeit: Altertum, Mittelalter, Neuzeit
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doch so, daß sich die Reiterei beider Theile nach jenseits desselben verbreitete. Nordwärts hinter Lützen hatte sich Wallensteins rechter Flügel und südwärts von diesem Städtchen der linke Flügel des schwedischen Heeres gelagert. Beide Armeen kehrten der Landstraße ihre Fronte zu, welche mitten durch sie hinging und eine Schlachtordnung von der andern absonderte. Aber eben dieser Landstraße hatte sich Wallenstein am Abend vor der Schlacht zum großen Nachtheil seines Gegners bemächtigt, die zu beiden Seiten derselben sor -lausenden Gräben vertiefen und durch Musketiere besetzen lassen, daß der Uebergang ohne Beschwerlichkeit und Gefahr nicht zu wagen war. Hinter denselben ragte eine Batterie von sieben großen Kanonen hervor, das Musketenfeuer aus den Gräben zu unterstützen, und an den Windmühlen, nahe hinter Lützen, waren vierzehn kleinere Feld stücke auf einer Anhöhe aufgepflanzt, von der man einen großen Theil der Ebene bestreichen konnte. Die Infanterie, in nicht mehr als fünf große und unbehülfliche Brigaden vertheilt, stand in einer Entfernung von 300 Schritten hinter der Landstraße in Schlachtordnung, und die Reiterei deckte die Flanken. Alles Gepäck ward nach Leipzig geschickt, um die Bewegungen des Heeres nicht zu hindern, und blos die Munitionswagen hielten hinter dem Treffen. Um die Schwäche der Armee zu verbergen, mußten alle Troßjungen und Knechte zu Pferde sitzen, und sich an den linken Flügel anschließen; doch nur so lange, bis die Pappenheim'schen Völker anlangten. Diese ganze Anordnung geschah in der Finsterniß der Nacht, und ehe der Tag graute, war alles zum Empfang des Feindes bereitet.
Noch an eben diesem Abende erschien Gustav Adolph auf der
gegenüber liegenden Ebene und stellte seine Völker zum Treffen. Die Schlachtordnung war dieselbe, wodurch er das Jahr vorher bei Leipzig gesiegt hatte. Durch das Fußvolk wurden kleine Schwadronen verbreitet, unter die Reiterei hin und wieder eine Anzahl Musketiere vertheilt. Die ganze Armee stand in zwei Linien, den Floßgraben zur Rechten und hinter sich, vor sich die Landstraße und die Stadt Lützen zur Linken. In der Mitte hielt das Fußvolk unter des Grafen von Brahe Befehlen, die Reiterei des linken Flügels untergeben, und auf dem rechten führte der König selbst
seine Schweden an, die Eifersucht beider Völker zu einem Wett-
kampfe zu erhitzen. Auf ähnliche Art war das zweite Treffen geordnet, und hinter demselben hielt ein Reservekorps unter Hender-sons, eines Schoüländers, Kommando.
Also gerüstet erwartete man die blutige Morgenröthe, um einen Kampf zu beginnen, den mehr der lange Aufschub als die Wichtigkeit der möglichen Folgen, mehr die Auswahl als die Anzahl der Truppen furchtbar und merkwürdig machten. Die gespannten Erwartungen Europa's, die man im Lager vor Nürnberg hinterging, sollten nun in den Ebenen Lützens befriedigt werden. Zwei solche
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