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1. Kurze Geschichte von Hessen - S. 13

1881 - Gießen : Roth
- 13 — konnte Karl nicht dulden. Er zog mit 3 Heeren gegen ihn, um ihn zu züchtigen. Als Thassilo nirgends einen Ausweg sah, unterwarf er sich seinem gewaltigen Gegner, übergab ihm sein Herzogthum und empfing es als Lehen zurück. Aber diese Untwersung war nur Heuchelei; heimlich verband er sich mit den Sachsen und Schwaben, ja sogar mit den heidnischen Avaren an der mittleren Donau. Doch der Wachsamkeit Karls entgingen die geheimen Rüstungen nicht und plötzlich lnd er den ungetreuen Vasallen auf das Maifeld uach Ingelheim zur Verantwortung. Zwar glaubte Thassilo den Gewaltigen durch Scheinheiligkeit abermals täuschen zu können, als aber selbst seine Baiern gegen ihn zeugten, sprachen die Großen des Reiches die Todesstrafe gegen ihn aus. Karl begnadigte ihn und wies ihm das Kloster Lorsch als Gefängniß an, „damit er seine Schmach in Vergessenheit begrabe." b) Nächst Aachen, das Karl den Großen durch seine warme Quelle besonbers anzog, war Nieber-Jngelheim sein Lieblingsaufenthalt. Hier ließ er sich zwischen 768 und 774 einen herrlichen Palast bauen, der mit dielen Säulen aus Granit, die er aus Ravenna hatte kommen lassen, Marmor und Porphyr geziert war. Mit dem Geschlecht der Karolinger zerfielen auch die stolzen Schlösser, welche Karl zu Tribur, Mainz, Worms und Ingelheim hatte bauen lassen. Zwar ließ Friedrich Barbarossa (1154) das Schloß zu Ingelheim wieber herstellen, aber in der „kaiserlosen Zeit" des Interregnums würde es abermals und zwar von Richarb von Cornwallis, an welchen die Großen des Reiches die Krone verschachert hatten, zerstört. Unter Karl Iv. erhob es sich nochmals aus seinem Schutte, aber die Morbbrcnnerlmnben Lubwigs Xiv., welche gegen Ende des 17. Jahrhuuberts die Pfalz verwüsteten, ließen nur noch wenige Trümmer von dem Zeugen ehemaliger Kaiserherrlichkeit übrig. Bei Gernsheim, Ni er stein und Heppenheim bestauben zu Karls des Großen Zeit kaiserliche Kammergüter, ans welchen Musterwirthschaften betrieben würden, beren Beispiel verbessert und anregenb auf die Umgebung einwirkte. Die ganze Ebene zwischen Rhein, Main und Obenwalb nahm zu jener Zeit der kaiserliche Reichsforst „Fo rehahi" (Föhren- [Staunen] tu alb) ein, wo Karl und noch seine Nachfolger nach der Last der Regierungsgeschäfte sich mit dem eblen Waibwerk ergötzten. Die großartigen Trümmer des Jagbschlosses Dreieichenhain ■— vom Volke noch heute scherzhaft „kaiserlicher Hunbestall" geheißen — geben Kunbe von einstiger Herrlichkeit. Auf den Pfeilern der zerstörten Römerbrücke bei Mainz ließ Karl der Große eine hölzerne Brücke aufführen, die jeboch kurz nach ihrer Vollenbung ein Raub der Flammen würde (803). Der weitere Plan Karls v. Gr., die beiben Ufer des Rheines durch eine steinerne Brücke zu verbiuben, kam nicht zur Ausführung. An Karl

2. Kurze Geschichte von Hessen - S. 49

1881 - Gießen : Roth
— 49 — Dom, und zu spät sahen die Unglücklichen, daß sie nur für beit unmenschlichen Feind ihr Gut an einem Ort zusammengebracht hatten. Nachbem der anfangs bestimmte Termin um 6 Tage hinausgeschoben worben war, würde plötzlich am 31. Mai bekannt gemacht, der Termin sei wieber um 2 Tage verkürzt und es solle Nachmittags nach 12 Uhr kein Einwohner sich mehr blicken lassen, Weber in seinem Hanse noch auf der Straße. Väter, Mütter, Kinder, Greise verlassen jetzt ihre Heimath, um in bett benachbarten Dörfern Schutz und Obbach zu suchen. Um 4 Uhr wirb bett mit Plünbern beschäftigten Grenabiereu das erste Zeichen zum Anzünben gegeben. Dieselben eilen an die überall aufgethürmten Strohhaufen, um sich Fackeln zum bequemen Anzünben zu bereiten. Ein Kanonenschuß giebt das letzte Zeichen, rasch vertheilen sich die Mordbrenner in die verschieben Straßen und Wersen unter Jubelgeschrei bett Brand in die Häuser. Bald wälzen sich die Flammen durch die ganze Stadt und am nächsten Morgen ist von der herrlichen Stadt nichts übrig, als ein rauchender Trümmerhaufen. Nur der Dom hatte der zerstörenben Macht des Feuers wiberstanben. Nur 6 Wochen hausten die Vanbalen auf den Trümmern der Stadt, erbrachen die Gewölbe im Dom, sowie die Gräber, beraubten die Leichname ihrer Kostbarkeiten und Gewänber uttb warfen die Leichen fpottenb auf den Friebhöfen und in den Kirchen umher, dann zogen sie ab nach Mainz. c) Auch Dannstabt würde zweimal erobert und gebranbschatzt, (1691 uttb 1693) bis ettblich der Friebe von Ryswick (1697) dem Reich bett Frieden brachte. Nochmals kämpften die hessischen Truppen gegen Ludwig Xiv. in dem sogenannten „spanischen Erfolgekrieg". In diesem Kriege erwarb sich der Bruder des Landgrafen, der kaiserliche Feldmar-fchaßieittrtant Prinz Georg von Hessen, der 1705 vor Barcelona den Heldentod starb, durch die Eroberung von Gibraltar (1704) unsterblichen Kriegsruhm. d) Abweichend von seinen sparsamen Vorfahren war Ernst Ludwig prachtliebend und führte Bauten aus, die seine Mittel überstiegen und bereu Kosten ihn und seine Nachfolger brückten, so, das neue Schloß, als das alte 1715 theilweise ein Raub der Flammen geworben war, die Jagbschlösser: Jägersburg, Wolfsgarten, Mönchsbruch, das sogenannte Griesheimer Haus, ferner das alte Opernhaus und das Orangeriehaus im Bessnnger Herrengarten. Noch eine anbete Liebhaberei des Lanbgrafen verschlang^ große Summen, nämlich seine Experimente zur Entdeckung des „Steins der Weisen", mit welchem er unedle Metalle in Gold Zu verwandeln hoffte. Müller. Geschichte von Hessen. 4.

3. Kurze Geschichte von Hessen - S. 36

1881 - Gießen : Roth
— 36 — strenger Gefangenschaft gehalten wurde, ans der ihn treue Hessen vergeblich zu befreien sich bemühten. Die Festuugen Kassel, Gießen und Rüsselsheim wurden geschleift und 200 Kanonen weggeschafft. Ein schönes Beispiel von Treue gab der tapfere Heinz von Lüder dem die Festung Ziegenhain anvertraut war. Vergebens berief sich der kaiserliche Kommissär auf den Vertrag zu Halle, wonach der Landgraf versprochen habe, alle seine Festungen dem Kaiser zu übergeben. Unerschütterlich erklärte der wackere Vertheidiger: „Als freier Reichsfürst hat mein Herr mir diese Festung übergeben und nur meinem freien Herrn will ich sie wieder abliefern!" Der Kaiser verlangte später, daß dieser ungehorsame Vasall in Ketten aufgehängt werde. Der Landgraf führte diesen Befehl des Kaisers wörtlich aus, indem er den treuen Heinz am Thor zu Ziegenhain mit einer goldenen Kette einen Augenblick aufheben ließ und ihm dieselbe sodann als Zeichen seiner Dankbarkeit schenkte. n) Der schmalkaldische Bund war mit der Gefangennahme seiner Häupter gelöst, nur die wohlbefestigte Stadt Magdeburg trotzte den: Kaiser. Dafür wurde die Reichsacht über sie verhäugt und der nene Kurfürst Moritz von Sachsen mit deren Vollstreckung beauftragt. Als aber trotz wiederholter Vorstellungen desselben der Kaiser seinen Schwiegervater nicht freigab, ja, nach einem mißglückten Fluchtversuch denselben nur noch härter halten ließ, es auch den Anschein gewann, als strebe der Kaiser darnach die Macht der Fürsten gänzlich zu brechen, da verband sich Moritz insgeheim mit verschiedenen deutschen Fürsten, namentlich mit seinem Schwager Wilhelm, welcher während der Gefangenschaft seines Vaters Heffen regierte, sowie mit Heinrich Ii. von Frankreich, um den Kaiser, der damals mit geringer Trnppenmacht zu Juusbruck lag, zur Nachgiebigkeit zu zwingen. Obgleich man den Kaiser vor Moritz gewarnt hatte, so hielt er es doch nicht für möglich, daß ihn ein Deutscher überlisten könne. Plötzlich zogen 3 Heerhaufen nach öii= den, besetzten Augsburg und rückten in Tirol ein. Nur eiue Meuterei unter den Landsknechten, welche für die Erstürmung der Ehrenbürger Klanse einen Extrafold verlangten, hinderte die Gefangennahme des Kaisers. Ferdinand, des Kaisers Bruder, übernahm die Vermittelung, welche zum Passauer Vertrag (1552) führte, der den gefangenen Fürsten ihre Freiheit brachte. Der Augsburger Religioussriede (1555) gewährte den Bekennern der Angsbnrgischen Consession unbedingte Religionsfreiheit. o) Grau von Sorgen und durch die lange, ungewohnte Haft alt und mürbe geworden, kehrte Landgraf Philipp in sein geliebtes Hessenland zurück, das deu Märtyrer des evangelischen Glaubens jnbelnd empfing. Nach langen furchtbaren Kämpfen und

4. Kurze Geschichte von Hessen - S. 42

1881 - Gießen : Roth
— 42 — Ländern den lutherischen Glauben abschaffe, oder sein Testament anfechte, der solle der Erbschaft verlustig gehen." Er mochte wohl die Hinneigung des jungen Landgrafen Moritz von Kassel zur reformirten Lehre ahnen. Moritz fing gleich nachher in Nieder- hessen an den Gottesdienst nach reformirtem Gebrauche einzurichten. Das Land hatten die Erben nach dem Ausspruch eines von ihnen eingesetzten Gerichts vertheilt, dabei war die Universität Marburg der Linie Kassel, das Zeughaus in Gießen Darmstadt zugesprochen worden. Ludwig V. ließ sich einstweilen in dem ihm zugesprochenen Lande huldigen, behielt sich jedoch alle seine weiteren Rechte und Ansprüche vor. — Moritz fuhr unterdessen in seiner Reformation immer weiter fort. Vornehmlich waren es vier Punkte, deren Beachtung den Pfarrherrn anbefohlen wurde, bezüglich der Allgegenwart Christi, der Anordnung der 10 Gebote, des Brotbrechens beim H. Abendmahl und wegen Entfernung der Bilder in den Kirchen. Den Professoren der Universität wurde untersagt etwas diesen Punkten zuwiderlaufendes zu lehren; zugleich wurden sie ermahnt, die vier Punkte anzunehmen und zu unterschreiben. Als sie mit aller Bestimmtheit erklärten, daß dies gegen ihr Gewissen sei und ihren Amtspflichten zuwiderliefe, so wurden sie, gleichwie die nicht gehorsamen Geistlichen, entlassen und ihre Stellen reformirten Predigern übergeben. Ludwig V. nahm die Vertriebenen aus und gründete, nachdem ihm die Stände des Oberfürftenthums Hessen und der Dbergraffchaft die Mittel verwilligt hatten, in Gießen ein Gymnasium, das später zu einer Universität erweitert wurde. Der wegen der Erbschaftsklaufel angestrengte Prozeß hatte 1623 das Resultat, daß Hesfen-Darmstadt die ganze Marburger Erbschaft vom Kaiser Ferdinand Ii. zugesprochen wurde. Kassel war wenig geneigt, das, was es im Besitz hatte, herauszugeben. So spielte neben und während des 30jährigen Krieges in Hessen ein Bruderkrieg , der erst mit dem westfälischen Frieden (1648) durch Vergleich geschlichtet wurde. Ludwig starb schon 22 Jahre vor dieser Zeit, erst 49 Jahre alt. g) Folgende Besitzungen hatte Ludwig V. erworben: a) Durch Kauf vom Grafen von Isenburg das Amt Kelsterbach, vom Grafen von Erbach das Dorf Langwaden, von Kurmainz die Rheininsel Knoblochsau und den Mönchsbruch. b) Durch die Marburger Erbschaft: Gießen, das Busecker Thal, Hüttenberg, Staufenberg, Storndorf, Schwarz, Alsfeld, Romrod, Homberg a. d. D., Burg-Gemüuden, Ulrichstein, Grebenau, Lisberg, Grünberg, Merlau, Butzbach, Rosbach.

5. Kurze Geschichte von Hessen - S. 43

1881 - Gießen : Roth
— 48 — 3. Georg Ii., der Gelehrte. (1626—1661.) a) Erst 21 Jahre alt, übernahm Georg nach seines Vaters Tod die Regierung des von den Stürmen des Krieges zerrütteten Landes. Er hatte sich ans seinen Beruf wohl vorbereitet und besaß nicht allein ausgedehnte Kenntnisse, welche ihm den Beinamen „der Gelehrte" verschafften, sondern hatte auch durch größere Reisen ins Ausland sich Erfahrungen gesammelt. Wie sein Vater und Großvater war auch er durch eine große Frömmigkeit ausgezeichnet und las gerne und oft in der Bibel, die er während seines Lebens 28—30 Mal und zwar in deutscher, lateinischer, französischer und spanischer Sprache durchgelesen haben soll. In den lutherischen Anschauungen seines Hauses aufgewachsen, konnte er mit der reformirten Lehre, die sein Vetter Moritz und nach diesem sein Sohn Ludwig V. von Hessen-Kassel mit übermäßiger Strenge in ihrem Lande eingeführt hatten, sich nicht befreunden. Hieraus erklärt sich zur Genüge die Erbitterung, mit welcher, in der an sich schon traurigen Zeit des 30jährigen Krieges, die beiden verwandten Staaten sich wegen der Marburgei* Erbschaft bekämpften. Während dieser Kämpfe war es, wo die Stadt Alsfeld (1646) von den Niederhessen belagert, aber von ihren wackern Bürgern unter Anführung des Bürgermeisters Haas mit Heldenmuth vertheidigt und ihrem rechtmäßigen Herrn erhalten wurde. b) Zwar hatte Tilly's Sieg über Christian von Braunschweig und Ernst von Mattsfeld bei Höchst deren zügellose Schaaren aus dem Gebiet der oberen Grafschaft verdrängt und den Kriegsschauplatz nach Norddeutschland verlegt, aber Gustav Adolphs Sieg bet Breitenfeld (1631) führte ihn im Sturmschritt zum Rhein und Main. Aschaffenburg, Hanau, Offeubach und Frankfurt öffneten dem Sieger ihre Thore, Höchst a. M. mußte sich ergeben, ebenso die Orte an der Bergstraße: Bensheim, Heppenheim, die Starkenburg it. a. Nun galt es Mainz zu nehmen. Jedoch der Ueber-gang über den Rhein bot scheinbar unüberwindliche Schwierigkeiten dar, denn auf dem linken Ufer standen Baient, Lothringer und Spanier, nachdem sie alle Fahrzeuge auf dem rechten Ufer verbrannt, oder versenkt hatten in festen Stellungen zur Vertheidigung und zum Angriff bereit. Gustav Adolph durchstreifte selbst die Gegend rheinanf- und abwärts, um eine geeignete Stelle zum Uebergang zu finden. Mit einem Nachen, den er in Stockstadt aufgetrieben; fuhr er selbst über den Strom um eine geeignete Stelle zum Landen auszukundschaften. Kaum ans Land gestiegen

6. Kurze Geschichte von Hessen - S. 16

1881 - Gießen : Roth
— 16 — am Abend seines Lebens, besorgt um das Wohl des Reiches, seinen Bruder Eberhard veranlaßte, auf die Krone zu verzichten und für die Wahl des thatkräftigen Heinrich von Sachsen, Otto des Erlauchten Sohn, zu wirken. Obgleich mit Eberhards Tode das Herzog-Ihum Franken nicht ganz einging, so erstreckte sich doch die Herrschaft der fränkischen Herzöge nicht mehr auf Hessen. Hier traten vielmehr eine größere Anzahl von adeligen Geschlechtern neben einander auf, von denen die Gisonen, Grafen von Gndensberg, bald alle andern überragten, sodaß, als Ludwig I. Landgraf von Thüringen, ein Sohn Ludwigs des Springers, die Erbtochter Geiso's Iv. von Gudensberg heirathete, alle hessischen Großen denselben als ihren Landesherrn anerkannten. Kaiser Lothar belehnte ihn (1130) in feierlicher Versammlung zu Quedlinburg durch Ueberreichung der Fahne mit der Landgrafschaft Thüringen und er nannte sich fortan Ludwig I., Landgras von Thüringen. Die Landgrafschaft Thüringen war aber in folgender Weise entstanden: Ein Nachkomme Karls des Großen aus Frankreich, Ludwig der Bärtige, erwarb um 1039 große Güter am Thüringer Wald, in deren Besitz ihn sein Verwandter, der fränkische König Konrad Ii. bestätigte. Sein Sohn Ludwig der Salier, von seinem sagenhaften Sprung von der Burg Giebichen-stein in die Saale auch der Springer genannt, erbaute auf einer Bergkuppe die Wartburg, welche durch ihre Schicksale eine heilige Stätte geworden ist. Sein Sohn war der obengenannte Ludwig I., Landgraf von Thüringen (und Hessen). 2. Ludwig Ii., der Eiserne. (1140—1172.) a) Woher der Sohn Ludwigs I. den Beinamen „der Eiserne" erhalten hat, ist ungewiß. Einige sagen: „Als Landgraf Ludwig noch jung war, bekümmerte er sich wenig um sein Land. Die adeligen Herren gingen ganz übel mit den Bauern um, sodaß diese, wenn sie kein Zugvieh mehr hatten, sich selber vor den Pflug spannen mußten. Einst verirrte sich Ludwig auf der Jagd, und konnte nach langem Umherirren keine andere Unterkunft finden, als in einer einsamen Waldschmiede. Der Schmied, welcher den späten Gast nicht kannte, nahm ihn gleichwohl freundlich aus und setzte ihm vor, was er hatte. Nach dem Nachtessen setzte der Schmied seine Arbeit fort; er zog den Blasebalg, netzte die Kohlen mit Wasser und als das Eisen glühend war, hämmerte er darauf los, daß die Funken weit umher stoben. Dabei sang er die Worte: „Landgraf Ludwig werde hart!" Das hörte der Fürst mit großer Verwunderung, doch ließ er

7. Kurze Geschichte von Hessen - S. 47

1881 - Gießen : Roth
— 47 — der von oynhausen'sche Oberschultheis Geiß zu Lindheim, eitt fanatischer, geldsüchtiger und roher Mensch zu einer traurigen Berühmtheit gelangt. In der Zeit von 1661—66 ließ derselbe nicht weniger als 30 Menschen nach furchtbaren Folterqualen in dem „Hexenthurm" zu Lindheim lebendig verbrennen, oder sonst zum Tode führen. Darin, daß derselbe bei dem Ritt über einen Graben, der von da an der „Teufelsgraben" heißt, sich den Hals abstürzte, wollte man ein Gottesurtheil erkennen. Auch unter diesem Landgrafen hatte sich das Land vergrößert. Die Burg Frankenstein, die andere Hälfte von Eberstadt, die Dörfer Hoxhohl, Ober-, Nieder- und Schmalbeerbach waren gekauft, das Dorf Rodau und die Rheinau bei Ginsheim eingetauscht worden. 5. Ludwig Vii. (1678.) Er hatte nur 3 Monate regiert, als er auf dem Schlosse zu Friedenstein bei Gotha, während der Reise zu seiner Vermählung, plötzlich erkrankte und starb. Ihm folgte sein ältester Stiefbruder Ernst Ludwig. 6. Ernst Ludwig. (1678—1739.) a) Da Ernst Ludwig erst 11 Jahre zählte, als der unerwartete Tod seines Bruders ihn auf den hessischen Thron berief, so führte seine geistes- und willenskräftige Mutter, Elisabeths Dorothea, 10 Jahre lang für ihn mit fester Hand die Regierung. Und wahrlich, einer festen Hand bedurfte es, denn im Osten und Westen Pochte mit harter Hand der Erbfeind an den Thoren des alternden „heiligen römischen Reiches", daß alle Fundamente wankten. Das hessen-darmstädtische Reichscontingent gehörte damals zu den Regimentern des oberrheinischen Kreises und bildete als solches einen Theil des Heeres, welches das Reich dem ehrgeizigen Großwesir Kara Mustafa, der 1683 mit zweimal hunderttausend Türken die Kaiserstadt Wien belagerte, entgegensandte. Unter Leitung des Herzogs Karl von Lothringen halsen auch Hessens Söhne, dem edlen Polenkönig Johann Sobiesky die türkische Armee vernichten und Wien befreien. Ebenso nahmen die Hessen Theil an dem Reichskriege gegen Ludwig Xiv., als dieser die Erbgüter des verstorbenen Kurfürsten Karl von der Pfalz für Frankreich in Anspruch nahm. Auf Vorschlag seines Ministers Louvois beabsichtigte Ludwig Xiv. nichts Geringeres, als zur Sicherung der französischen Grenze einen meilenbreiten Gürtel von Deutschland zur Wüste zu machen. Nicht weniger als 1200 Orten war die Einäscherung zugedacht. Damals war es, als General Melac die gesegneten Fluren der Pfalz

8. Kurze Geschichte von Hessen - S. 30

1881 - Gießen : Roth
— so — Die versprochene Hülfe des Markgrafen von Brandenburg, sowie ein erwirktes Stillstandsgebot des Kaisers, kamen zu spät. Den jungen Landgrafen selber hatte seine Mutter nach Spangenberg in Sicherheit gebracht. Als Sickingen mit seinen dreitausend Reitern und zehntausend Fußgängern an der Grenze des Landes brennend und plündernd erschien, stand ihm die ganze Grafschaft Katzenellenbogen offen. Das „Gerauer Ländchen" und die Bergstraße wurden mit Plünderung heimgesucht und durch Feuer und Schwert verwüstet; nur ein kleines befestigtes Schloß, Stein, welches an der „Mainspitze" lag, wurde von einigen Rittern tapfer vertheidigt. Plötzlich umzingelte Sickingen Darmstadt, in welchem sich die Blüthe des hessischen Adels befand. Statt sich zu vertheidigen und auf die von Brandenburg zugesagte Hülfe zu warten, schloß man in der Bestürzung mit Sickingen einen Vertrag, in welchem ihm alle Forderungen zugestanden wurden. 80 hessische Ritter übernahmen die Bürgschaft, da der Landgraf nicht zugegen war. Dem Hauptartikel kam Philipp nach, indem er 35000 Gulden (in lauter Hellern) nach Mainz abführen ließ; für die übrigen Artikel dieses schimpflichen und übereilten Vertrags, den auch Kaiser Maximilian für nichtig erklärte, hielt er weder sich, noch seine Ritter verpflichtet. Sickingen verlangte die Ausführung des Vertrags und drohte „er werde bald die alten Herbergen wieder aufsuchen." Als man ihm den stolzen, hochstrebenden Sinn des jungen Fürsten schilderte, sagte er lächelnd: „Ein Kind versöhnt man mit einem Apfel." Von allen Seiten im Stiche gelassen, wurde Philipp Mitglied des „schwäbischen Bundes." Dieses Bündniß legte ihm zwar schwere ilpfer auf, aber es bot ihm doch wirksamen Schutz, denn selbst Sickingen scheute sich einer solchen Macht die Stirne zu bieten und ließ teilte Drohungen unerfüllt. Das höhnende Wort aber konnte ihm der junge Landgraf nicht vergessen; er wartete auf eine günstige Gelegenheit um ihm die wohlverdiente Züchtigung geben zu können. Diese fand sich bald, als Sickingen den Erzbischof von Trier überfiel. Philipp verband sich mit dem Kurfürsten von der Pfalz, um dem bedrohten Standesgenoffen zu Hülfe zu kommen. Sickingen zog vor, unverrichteter Dinge wieder abzuziehen, nicht ohne das Trierer Land seinen Zorn fühlen zu lassen. Die verbündeten Fürsten wollten jedoch nicht auf halbem Wege stehen bleiben, sondern die „böse Wurzel" ausrotten. Nachdem sie einige Verbündete Sickingens gezüchtigt hatten, rückten sie vor dessen Burg Nannstuhl in der Pfalz, um sie zu belagern. Sickingen wurde durch einen Splitter tödtlich

9. Kurze Geschichte von Hessen - S. 35

1881 - Gießen : Roth
an dessen Spitze die Herzoge Ludwig von Baiern und Heinrich von Braunschweig standen. Letzterer wurde, weil er die dem schmalkaldischen Bunde befreundeten Städte Goslar und Brauu-schweig befehdet hatte, durch die Häupter des Bundes aus seinem Lande vertrieben. Der Kaiser mußte es vorerst geschehen lassen, weil er die Hülfe der evangelischen Fürsten gegen die Türken und die Franzosen nöthig hatte. Nachdem er jedoch Frieden mit Frankreich und einen Waffenstillstand mit den Türken abgeschlossen hatte, fühlte er sich stark genug, gegen die Protestanten einzuschreiten. Er begann kriegerische Rüstungen in Deutschland, Niederland und Italien und sicherte sich den Beistand der katholischen Fürsten sowie des protestantischen Herzogs Moritz von Sachsen, des Schwiegersohnes Philipps des Großmüthigen. Letzteren gewann er dadurch, daß er ihm das Land seines Vetters Johann Friedrich nebst der Knrwürde versprach. Als alles vorbereitet war, wurden die beiden Häupter des schmalkaldischen Bundes in die Acht erklärt. Der schmalkaldische Krieg begann. Da jedoch die Häupter der Protestanten sich nicht in Uebereinstimmung befanden, namentlich anfangs, als sie dem Kaiser überlegen waren, zu lange zögerten, so wurde es dem Kaiser, der mittlerweile die niederländischen und italienischen Hülsstruppeu au sich gezogen hatte, leicht, den Kurfürsten von Sachsen bei Mühlberg zu schlagen und gesamten (1547-} O^e Hülfe, nur auf sich beschränkt, sah nun auch Philipp ein, daß er sich der kaiserlichen Uebermacht gegenüber mcht behaupten könne. Er ließ daher durch seinen Schwiegersohn und_ den Kurfürsten von Brandenburg Unterhandlungen mit dem Kaiser anknüpfen. Doch dieser tierlrmntp. dnfc mir;** l"7' «uyuuut uiucuucijc, |ioj iym zu Minen leqe lerne Festungen schleife und 150,000 Gulden Buße zahle. In die-u er "weder ant Leben noch mit einiger Gefangen- imrtrf" npv+rnvf ttiovs»« ' ° schaft" bestraft werden. ' a jungen m) Natiß hartem föppfpnfrmthfo n»s o___<.r,... c :rv v»i»mmu»a ctiyeiu ijuuen, gtng Pyiiipp ans diese harten Be-imgungen etit, erschien 1547 vor dem Kaiser in Halle und that vor feierlicher Versammlung Abbitte. Als er sich entfernen wollte, wurde er tmhpr Unb.i”/^ V.“ i'-mic«, üutnjteaier in oer ©efangentdbaft zuruck behalten. Der Kaiser beschönigte sein Verfahren damit, daß er den Landgrafen mcht in „ewiger" Gefangenschaft halten wolle wie er versprochen habe. Philipp wurde zuerst nach Ondenarde um. dann nach Mecheln (in Belgien) gebracht, wo er 5 Jahre in

10. Kurze Geschichte von Hessen - S. 40

1881 - Gießen : Roth
— 40 — wegen seiner unwandelbaren Treue zum österreichischen Kaiserhause. Gleich sparsam wie sein Vater, war auch er darauf bedacht, sein Land durch Kauf zu erweitern. b) Mit klarem, staatsmännischem Blick begabt, hatte er erkannt, daß die früher in Hessen üblichen Erbvertheilungen nur Nachtheile für das Laud in sich schlossen und die Gestaltung eines kräftigen Staatswesens hinderten. Er führte deshalb 1608 mit Genehmigung des Kaisers Rudolph Ii. das Erstgeburtsrecht in Hessen ein. Seinen beiden Brüdern Philipp und Friedrich hatte er anfangs zu ihrem Unterhalt eine bestimmte Summe auszahlen lassen; später (1622) übergab er dem ersteren Philippseck und Bntzbach, dem letzteren Homburg v. d. H. mit ihren Einkünften, jedoch unter Vorbehalt der landesherrlichen Oberhoheit. Ersteres fiel schon nach dem Tode seines ersten Besitzers wieder an das landgräfliche Haus zurück, aus letzterem entwickelte sich die Landgraffchaft Hessen-Homburg, die etwa 200 Jahre später (1816) souverän wurde. Nach dem Tode des letzten Besitzers, des Landgrafen Ferdinand, fiel es an Hessen-Darmstadt zurück, mußte jedoch im Friedensvertrag vom 3. September 1866 au die Krone Preußen abgetreten werden. c) Nach dem früh erfolgten Tode seiner Gemahlin, Magdalena von Brandenburg, unternahm er eine Pilgerfahrt nach dem heiligen Land, die jedoch nicht ganz zur Ausführung kam, da ihm der Großmeister des Johanniterordens in Malta die Weiterreise, wegen der häufigen Seeräuber, dringend Widerrieth. Auf der Rückreise berührte er auch Rom und besuchte den Papst Paul V. Mau glaubte damals, der Landgraf beabsichtige eine Religionsändernng. Aus einem Briefe des Landgrafen an einen Freund geht jedoch klar hervor, daß eine derartige Absicht nicht existirte: „Er habe zwar dem Papste, als einem großen Herrn, Reverenz gemacht, doch den Pantoffel nicht geküßt, auch fei er seines Glaubens überall bekannt gewesen und habe nicht geheuchelt." d) Kurz nach der Rückkehr des Landgrafen brach der dreißigjährige Krieg aus. Der Augsburger Religionskriege hatte nämlich die Feindschaft zwischen Protestanten und Katholiken nicht beendet. Letztere schlossen zu Schutz und Trutz die „Liga" unter dem thatkräftigen Herzog Maximilian von Baiern, erstere waren zu der „Union" zusammengetreten mit dem Kurfürsten Friedrich von der Pfalz an der Spitze. Vergebens bemühten sich aber die Evangelischen den Landgrafen Ludwig V. zum Beitritt zu bewegen. Er erklärte, daß ihm feine Begriffe von Treue nicht erlaubten einem Bünduiß beizutreten, dessen Spitze gegen den Kaiser, dem er Treue gelobt habe, gerichtet sei. Es ist bekannt, wie nach der Schlacht am
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